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mit den annotationes des Pelagius, nur daß Caffiodor den Commentar zum Römerbriefe zu purgiren versucht habe, wenig berücksichtigt worden. Denn sie enthalten den Pelagianismus in seiner leßten Ausbildung so deutlich, daß unmöglich Pelagius der Verfasser sein, daß man noch eher dem Urtheil des Marianus Victurius beistimmen kann, der die Commentare für ein durch Pelagianer gefälschtes Werk des Hieronymus ansieht (ni ea tantum quae Orthodoxa non sunt ab haereticis potius sint adjecta). Die Angelegenheit bedarf einer eigenen Untersuchung. Augustin, der die annotationes des Pelagius kannte, müßte gegen deren Verständniß unglaublich blind gewesen sein, wenn sie wirklich jene sind, die man heute dafür hält. Daß jene Commentare in den Werken des Hieronymus pelagianistisch sind, ist gewiß, aber man kann sie, die in den unzweifelhaft echten Werken des Pelagius keine Stüße finden, nicht dem Pelagins selbst zuschreiben, während man den echten Brief an Demetrias als den wahren Sinn des Pelagins verbergend hinstellt. Das ist doch keine richtige Critik!

Und wenn man das allmälige Werden des Pelagianismus festhält, so ist das Suchen seines Ursprunges in weiter Ferne auch weniger nothwendig. Darum glaube ich auch, daß die Recensenten der Schrift Wörters „Der Pelagianismus" im Unrechte waren, da sie den Ursprung des Pelagianismus wieder weiter zurückverlegen wollten, als es der Autor selbst gestattete. Vielleicht hat die Darlegung der „Entwickelung“ des Pelagianismus auch einigen Einfluß auf das Urtheil über seine Entstehung.

München, im Mai 1882.

Der Verfasser.

Erftes Hauptstück

Allgemeiner Theil.

Erster Abschnitt.

Die Entstehung und erfte Ausbildung des Pelagianismus.

eber die Ursprünge und grundlegenden Gedanken des Pelagianismus sind die verschiedensten Ansichten auf

getreten. Wörter 1) hat zuleßt diese Frage einer eingehenden Forschung unterzogen und ist nach Verwerfung aller anderen Urtheile zu einem neuen, der Hauptsache nach aber sehr glaubwürdigen Resultate gekommen. Hieronymus2) erblickte im Pelagianismus eine Fortsetzung der Lehre des Pythagoras und zwar in Verbindung mit dem Manichäismus, Priscillianismus, der Lehre der Euchiten und der Lehre des Jovinian. Marius Mercator3) hielt den Pelagianismus für einen Auswuchs der Lehre des Theodor v. Mopsveste; sie

1) Wörter, der Pelagianismus nach seinem Ursprunge und seiner Lehre. Freiburg 1866.

2) Hieronymus, epist. ad Ctesiphontem ; comment. in Jer. Jes; dialog. contr. Pelag. prolog.

3) Marius Mercator, commonitorium adv. haeresim Pelagii et Caelestii. Diese Schrift sowie die gegen die Pelagianer verfaßten Schriften des Hieronymus find enthalten im Appendir zum 10. Bd. der Werke Augustins in der Mauriner Ausgabe.

sei von Syrien durch einen gewissen Rufinus im Jahre 399 nach Rom gebracht und dort von Pelagius vertreten worden. Thatsache ist, daß Theodor mindestens einige Zeit hindurch der Förderer des Pelagianismus gewesen ist.) Andere sahen die Lehre des Pelagius, der aus Brittanien war, für einen verchristlichten Druidismus an. Dieses thaten englische Gelehrte.2) Schleiermacher3) u. A. erkennen im Mönch 3thum die Quelle des Pelagianismus. Pelagius war Mönch, und so ist man der Ansicht, der Pelagianismus sei das theoretische, Selbstgerechtigkeit erstrebende Mönchsthum. Wie sehr dieses eine Verkennung der Lehre des Antonius, Marcarius u. s. w. enthält, hat Wörter sehr gut gezeigt.4) Derselbe Autor bespricht dann die inneren Berührungspunkte

1) vgl. Norisius, historia Pelagiana p. I. c. 9. Wie dieser, so stimmt der Ansicht des Mercator bei der Herausgeber seiner Werke Garnier und Natalis Alexander. vgl. Wörter a. a. D. S. 19. Jn neuester Zeit hat Kihn, Theodor v. Mopsveste und Junilius Africanus (Freiburg 1880) seine Ansicht dahin ausgesprochen, daß Theodor nicht der alleinige Urheber des Pelagianismus war, daß aber seine und des Pelagius Geistesrichtung verwandt gewesen, daß beide von einander gewußt, daß aber Theodor, bei welchem sich später der Pelagianer Julian aufhielt, vor den Consequenzen des Pelagianismus zurückgeschreckt und darum auch der Verurtheilung des Julian zugestimmt habe. vgl. S. 42-44. Wie sehr die Anthropologie des Theodor v. Mopsveste und diejenige des Pelagius verschieden waren, darüber vgl. Wörter a. a. D. Kihn gibt S. 179 die Verschiedenheit in der Sotereologie zu, legt aber Gewicht auf die sonstigen Berührungspunkte in der Anthropologie und vergleicht überall den Pelagianismus mit der Lehre des Theodor und des Junilius Africanus. Doch sind die Tendenzen beider Lehren zu grundverschieden, als daß man eine innere Verwandtschaft annehmen darf.

2) Wörter a. a. D. S. 35-37.

3) Schleiermacher, K. G. S. 294.
4) I. c. S. 37-70.

des Pelagianismus mit dem Arianismus, der Lehre des Theodor v. Mopsveste, dem Nestorianismus und leugnet einen ursächlichen Zusammenhang aller dieser Lehren mit dem Pelagianismus.') Gegen Marheinecke, Thomasius u. A. beweist er ferner, daß der Pelagianismus nicht das zeitgemäße Product der kirchlichen Lehrentwicklung, sondern daß er eine offenbare Abirrung von der traditionellen Lehre der Kirche war, die ihre Erklärung freilich in der Anthropologie des vierten und fünften Jahrhundertes finde. Nicht aus, sondern an der anthropologischen Anschauung vieler Väter, führt Wörter aus,2) habe sich der Pelagianismus gebildet. Die Basis des pelagianistischen Systems sieht er nämlich in dessen Lehre von der Willensfreiheit, vermöge welcher der Mensch das Gute aus sich beginnen und unter Beihülfe Gottes vollenden könne. Eine solche Anthropologie war namentlich bei den griechischen Vätern, wenn sie Polemik pflogen, gang und gäbe. Sie hatte sich gebildet im Streite gegen den Gnosticismus, Fatalismus und Manichäismus, die eine Wahlfreiheit nicht ertrugen; fie betonte gerade aus Polemik die Freiheit oft auf Kosten der Gnade. Indeß dieser Freiheitsbegriff war nur ein abstracter; wo polemische Rücksichten nicht vorhanden waren, ließen die Väter das Gute auch durch die Gnade den Anfang nehmen.3) Diesen abstracten Freiheitsbegriff

1) I. c. S. 70 - 115.

2) I. c. S. 144--203.

3) vgl. auch S. 143 „Die Väter der früheren Jahrhunderte leugnen mit ihrer Behauptung, der Wille beginne das Heil, blos die physische, mit der Freiheit des Willens unverträgliche und sie aufhebende, keines

nahmen aber die Pelagianer in ihre Dogmatik als den einzigen auf, stempelten denselben zu einem concreten um und bildeten auf Grund dieses Begriffes ihre Lehre nach halbwahren logischen Gesezen weiter.

Die Ursache hievon war ein ethisch-practisches Interesse. Aus dem Manichäismus und ähnlichen Lehren war in der Kirche als übler Bodensaß die vielverbreitete Meinung zurückgeblieben, der Mensch stehe unter dem Gefeße der nothwendigen Sünde. Darum fing man an, die Sünde mehr auf Kosten der schwachen Natur zu sehen und die persönliche Imputirbarkeit zu mindern. In einer solchen Beschönigung der Sünde lag die höchste Gefahr für die moralische Disciplin der Kirche; und das Mönchsthum war wie geschaffen, um solcher Weichlichkeit entgegenzutreten. Die Meisten, sagt sogar Pelagius, stellen den gottlosen Sag auf, der Mensch hätte so geschaffen werden müssen, daß er gar nicht sündigen konnte und schieben die Schuld der Sünde fast auf Gottes eigne Schöpfung.) Dagegen trat der sittenstrenge Mönch mit Eifer auf. Vidi, schreibt Augustin, hominem zelo ardentissimo accensum adversus eos, qui cum in suis peccatis humanam voluntatem debeant accusare, naturam potius accusantes hominum, per illam se excusare conantur.2) Dieses practische Be

wegs aber die unbedingte Wirksamkeit der Gnade, schließen lektere Verhältnißbestimmung also nicht aus, laffen vielmehr die Entwicklung dazu offen". Die Pelagianer haben immer die moralische Bestimmt= heit des Willens mit einer physischen verwechselt.

1) Epistola ad Demetr. c. 3.

2) de nat. et grat. n. 1.

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