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sein. Gedichte, zumal der Satiren" vor der Heindorf - Wüstemann'schen Ausg. der Sat. Lpz. 1843. W. E. Weber, Q. Horatius Fl. als Mensch u. Dichter. Eine Schutz- und Trutzschrift zur Einleitung in s. Werke. Jena 1844.

Q. Horatius Flaccus 1) wurde am 8. December des J. 689 p. U. c. (63 a. Chr.) unter dem Consulate des L. Aurelius Cotta und L. Manl. Torquatus 2) zu Venusia geboren, einer kleinen Stadt in der Nähe der Grenzen von Apulien und Lucanien 3), wo sein Vater, ein Freigelassener), das Amt eines öffentlichen Einkassirers verwaltete") und im Besitze eines kleinen Gutes war 6). Aus seinen Kinder

1) Horat. Sat. II, 6, 37: te Orabant hodie meminisses, QUINTE reverti. Od. IV, 6, 44. Ep. I, 14, 5: melior sit HORATIUS an res. Epod. XV, 12. Sat. II, 1, 18: FLACCI Verba per attentam non ibunt Caesaris aurem. Den Namen Horatius erhielt des Dichters Vater entweder von seinem Freilasser (s. Rein, Röm. Privatrecht S. 286.) was deshalb möglich ist, weil es im J. 711 noch Horatii aus dem berühmten Geschlechte der Horatier gab, s. Cic. ad Fam. XII, 30. oder von der Tribus Horatia, zu welcher die Militärcolonie Venusia gehörte; s. C. L. Grotefend's Abhandl.: ,Woher hat Q. Hor. Fl. seinen Namen?" in d. Ztschr. f. Alterth. 1834. S. 182 ff. Einen andern Horatius erwähnt auch Martial. IV, 2, 2., noch andere s. bei Glandorp. Onomast. rom. S. 402. Um's J. 1450 übersetzte ein Dichter gleiches Namens den Homer metrisch, s. Fabric. bibl. med. et inf. lat. III. S. 824. — Ueber die Bedeutung des Namens Flaccus (Schlapprohr) s. Strodtmann S. VII. Weber S. 6.

2) Od. III, 21, 1. Epod. XIII, 6. Ep. I, 20, 27: Me quater undenos sciat implevisse Decembres, Collegam Lepidum quo duxit Lollius anno (d. i. 733). Sueton. vita Hor. 6: Natus est VI Idus Decembr. L. Cotta et L. Torquato Coss. Andere nehmen fälschlich 688 oder 687 an, s. Strodtmann S. VII.

3) Sat. II, 1, 34: Sequor hunc, Lucanus an Apulus anceps, Nam arat finem sub utrumque colonus. Od. III, 4, 9. Die Colonie der Daunier, Venusia, wurde 462 gegründet, s. Plin. b. n. III, 11. Vellei. I, 14. Strab. VI. S. 195. Martial (VIII, 18, 5.) nennt den H. sogar einen Calabrier, weil deren Gebiet an das der Apulier stiess.

4) Od. II, 20, 5. III, 30, 12. Sat. I, 6, 6. 45. Ep. I, 20, 20: Me libertino natum patre. Libertinus war nämlich damals nicht der Sohn eines Freigelassenen (libertus, d. i. der Freigelassene im Gegensatze zu seinem Patron), sondern der Freigelassene überhaupt, dessen Sohne die Ingenuität (d. i. die Rechte der freien Geburt) zukam; s. Suet. Claud. 24. Rein S. 270. Daher bedarf es der Annahme gar nicht, dass H. diese Rechte vom Augustus erhalten habe (s. unten Anm. 21.), nur musste er erst nach seines Vaters Freilassung, nicht vorher geboren sein; s. Rein a. a. O. Nach G. F. Grotefend war derselbe ein Grieche!

5) Sat. 1, 6, 86: Nec timuit, sibi ne vitio quis verteret, olim Si praeco parvas; aut, ut fuit ipse, coactor Mercedes sequerer. Coactores waren zunächst Einkassirer von Auctionsgeldern (Cic. pro Cluent. LXIV, 180.), welche 10 pro Cent für ihre Mühe erhielten (Cic. pro Rab. XI, 30.); dann überhaupt Einkassirer (Sen. Ep. 81.). Nach Sueton (1. l. 1.) war Horaz' Vater exactionum coactor (Andere corrig. erauctionum), d. i. ein Einkassirer indirecter Steuern (vectigalia) und Schiffszölle u. 8. w., welche an die Publicani verpachtet waren; 8. die Stellen bei Rein S. 333. Die Worte bei Sueton: ut vero creditum est, salsamentario, cum illi quidam exprobrasset in altercatione: quotiens ego vidi patrem tuum brachio se emungentem? sind nach dem einstimmigen Urtheile der Erkl von einem Grammatiker interpolirt, die des Dichters Vater aus Missverständniss d. ob. Stelle der Sat. zu einem praeco machen; s. d. vita bei Mitscherl. S. CLXIII.

6) Sat. 1. 1. 71: pater

...

macro pauper agello. Dass Horaz' Vater dieses Gut verkauft habe, als er seinen Sohn nach Rom brachte, und dass er erst

jahren war dem Dichter keine Erinnerung weiter geblieben, als an eine fabelhafte Erscheinung auf dem Berge Voltur 7) und an einen nahe bei Venusia lebenden Landmann Ofella ); dagegen ist uns nicht einmal der Name seiner Mutter bekannt 9). Der Vater gewöhnte den Knaben frühzeitig an Sittlichkeit und Mässigung 10), und zog es vor, um ihm eine bessere Bildung zu geben, ihn nicht in die Elementarschule des Flavius 11) in Venusia zu schicken, sondern nach Rom zu bringen, wo er eine Lehranstalt der Grammatiker besuchte, in welcher Orbilius Pupillus 12) den Söhnen reicher Senatoren den Homer und Livius Andronicus einprägte. Nach Anlegung der Toga virilis begab sich Horaz zu weiterer Ausbildung nach Athen, wo er den Vorlesungen der Philosophen beiwohnte 13). Nach

hier, nicht in Venusia, die Geschäfte eines coactor versah, sind grundlose Annahmen; vgl. unten Anm. 20. und Obbarius in Ztschr. f. Alterth. 1834. S. 912. Nach Düntzer II. S. 29. legte er dieses Amt nieder, um sich der Erziehung seines Sohnes ganz zu widmen.

7) Od. III, 4, 9.

8) Sat. II, 2, 112: puer hunc ego parvus Ofellam Integris opibus novi non latius usum etc.

9) Ueber seine Amme s. zu Od. III, 4, 10. Die Scholien beziehen auch Sat. I, 9, 30. (namque instat fatum mihi triste, Sabella Quod puero cecinit divina mota anus urna) auf dieselbe.

10) Sat. 1, 4, 107: Cum me hortaretur, parce, frugaliter atque Viverem uti contentus eo, quod mi ipse parasset. Ib. 6, 82: Ipse mihi custos incorruptissimus omnes Circum doctores aderat. Vgl. E. Franckii diss. de Horatii educatione insignis educationis exemplo. Erford. 1790. 4.

11) Sat. 1, 6, 71: Noluit in Flavi ludum me mittere, magni Quo pueri magnis e centurionibus orti Laevo suspensi loculos tabulamque lacerto Ibant, octonis referentes idibus aera; Sed puerum est ausus Romam portare docendum, Artes etc. Sinn,,Mein Vater wollte mich nicht nur in dem Rechnen (das zu dem niedrigsten Unterrichte gehörte; s. die Stellen bei Bernhardy, Röm. Literaturgesch. S. 21 f.), wofür Kinder reicherer Eltern an den Iden eines jeden Monats ein geringes Schulgeld zahlten, sondern auch in den Künsten unterrichten lassen; daher brachte er mich mit einem sein Vermögen übersteigenden Aufwande nach Rom.“ Vgl. über die verschiedenen Erklärungen d. St. C. Fr. Hermanni disput. de Hor. Sat. I, 6, 72. Marb. 1841. 4. u. Denselb. in Ztschr. f. Alterth. 1842. S. 234 ff. Obbarius ebendas. 1841. S. 474 ff. Wann H. nach Rom kam, ob 696 (C. A. Weichert, De L. Vario et Cass. Parm. poet. p. 38. Franke S. 9. Anm. 10.) oder 699 (700, 8. Masson S. 19.) kann aus der angef. Stelle nicht mit Gewissheit behauptet werden.

12) Ep. II, 2, 42: Romae nutriri mihi contigit atque doceri, Iratus Graiis quantum nocuisset Achilles. Ep. II, 1, 69: Non equidem insector delendave carmina Livi Esse reor, memini quae plagosum mihi parvo Orbilium dictare. Vgl. üb. diesen Unterricht Bernhardy I. I. S. 17. Ueber den strengen Orbilius aus Benevent s. Sueton. de illustr. grammat. 9. und über die andern Lehrer des H., welche er nicht namentlich aufführt, Sat. I, 6, 82 (oben Anm. 10.).

13) Ohne Zweifel nahm H. die Toga vir. nach damaliger Weise im 17. Lebensjahre (705), s. Sat. I, 2, 16. Vgl. Ep. II, 2, 43: Adiecere bonae paullo plus artis Athenae, Scilicet ut possem curvo dignoscere rectum Atque inter silvas Academi quaerere verum. Die Worte curvo dign. rectum erklären Viele ganz unrichtig von der Geometrie (s. Dacier zu d. St.), da sie sich vielmehr auf die Lehre der Stoiker und Peripatetiker beziehen, welche durch Unterscheidung des Wahren und Falschen zum höchsten Gute gelangen wollten und sich der Logik als Mittel zum Zwecke bedienten; s. Diog. Laert. VII. §. 46. Curv. gebraucht ähnl. Pers. IV, 11, 12: rectum discernis, ubi inter Curva subit. Vgl.

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einem siebenjährigen Aufenthalte 14) daselbst kam nach der Ermordung Cäsars (710) M. Brutus dabin, welcher alle studirenden römischen Jünglinge für seine Parthei entflammte. Der Dichter schloss sich ihm an (711 im Frühling), und begleitete ihn als Kriegstribun 15) auf mehreren Heerzügen bis zur Schlacht bei Philippi (712 im Herbst), wo er nebst Vielen seiner Gefährten das Heil auf der Flucht suchen und den Schild wegwerfen musste 16).

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Da Horaz nicht zum Helden geboren war 17), begab er sich nach dem unglücklichen Ausgange des Kriegs nicht zur Parthei des Sextus Pompejus 18), sondern kehrte nach Italien zurück (Anf. 713) 19), wo er sein väterliches Gut zu Venusia bereits in fremden Händen sah 20), und kaufte sich mit dem Reste seines Vermögens cine Schreiber

Hertzberg zu Prop. III (IV), 5 (4), 10. und Winer, bibl. Realwörterb. I. S. 343., welcher Hom. Odyss. XVIII, 228. Genes. II, 9. III, 4. 22. anführt u. d. W.,,von der sittlichen Unterscheidungsgabe des Guten und Bösen" erklärt. Verum dagegen bezieht sich auf die Lehre der neuern (vierten) Academie, welche durch Vereinigung der ältern academischen, stoischen und durch Eclecticismus peripatetischen Doctrinen die Wahrheit zu finden strebte (daher quaerere); s. Cic. Acad. II, 4, 35. 43. Brut. 91. Sext. Empir. Pyrrhon. Institut. I, 235. Damals war Theomnestus das Haupt der Academiker und Kratippus das der Peripatetiker in Athen; s. Plut. Brut. 24. Weber S. 22.

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14) Dies geht unzweifelhaft aus Ep. 1. 1. 81. hervor: Ingenium, sibi quod vacuas desumpsit Athenas Et studiis aunos septem dedit insenuitque Libris et curis ... hic ego rerum Fluctibus in mediis et tempestatibus urbis Verba lyrae motura sonum connectere digner? Vgl. Passow Anm. 41. Rotter, De stud. Hor. graecis (Gleiwitz 1836. 4.) p. 10. Weber S. 21 ff. Andere lassen den Dichter nur ein Jahr in Athen verweilen, s. Strodtmann S. X. Teuffel ,,Horaz“ S. 5.

15) Ep. 1. 1. 47: Civilisque rudem belli tulit aestus in arma Caesaris Augusti non responsura lacertis. Sat. I, 6, 47: olim, quod mihi pareret legio romana tribuno. Sueton. 1. 1. 1. Plut. 1. 1. Dio Cass. 47, 20. Welche Länder H. mit Brutus durchzog,_ist_ungewiss (vgl. Franke S. 12. Anm. 33.). Aus Od. I, 7, 11. II, 11, 23. Ep. I, 3, 4. 16, 13. schliessen Mehrere, dass er Macedonien und Asien auf jenem Zuge gesehen habe. Ueber seine muthmasslichen See

wege s. Weber S. 39. Anm. 26. Düntzer II. S. 33.

16) Od. II, 7, 1...10. nebst uns. Bemerk. daselbst. Heidenhan, Ob H. von der schimpflichen Flucht in Philippi freizusprechen sei? Cüstrin 1784. Mehreres s. unten Anm. 47.

4.

17) Epod. 1, 16. Ep. I. 1.; II, 1, 124: Militiae quamquam piger et malus,

utilis urbi.

18) S. d. Einleit. zu Od. II, 7.

19) Diejenigen, welche sich dem Sieger unterwarfen, wurden begnadigt (s. Appian b. civ. IV, 135. Dio Cass. 47, 49.), wenn auch die eigentliche Amnestie erst 714 erfolgte; s. Dio 48, 29. Welchen Weg H. von Philippi aus nahm, ob er vielleicht von der Insel Thasos aus nach, Italien ging und ob III, 4, 28. der Schiffbruch bei dem Vorgebirge Palinurum (s. das. uns. Bem.) in diese Zeit fällt, ist ebenso unbekannt, als ob er sich gleich nach Rom begab oder sich erst in Neapel einige Zeit aufhielt (Epod. V, 43., s. das. die Einl.) und zuvor seine Heimath besuchte. Schreiber wurde er sicherlich zu Rom, s. Anm. 21.

20) Ep. 11, 2, 49: Unde simul primum me dimisere Philippi Decisis humilem pennis inopemque paterni Et laris et fundi paupertas impulit audax, Ut versus facerem; sed, quod non desit, habentem Quae poterunt nunquam satis expurgare cicutae, Ni melius dormire putem quam scribere versus? Dass Horaz' Vater sein

stelle 21). Allein die äussere Noth, in welcher er sich damals befand, sowie der Widerspruch seiner ehrlichen Gesinnung mit diesem Dienste

Gut zu Venusia nicht verkauft habe, als er seinen Sohn nach Rom brachte, ist schon oben (Anm. 6) bemerkt worden. Ebenso unwahr behaupten Viele (s. Franke S. 17. Anm. 50. Teuffel S. 7.), H. habe es als Proscribirter verloren. Venusia gehörte zu den achtzehn Städten, welche die Sieger von dem Octavian vor der eigentlichen Proscription zum Geschenke für ihre Tapferkeit erhielten; s. Appian IV, 3. V, 12. Zumpt S. 9. Kirchner S. 60. Weber S. 45 ff. Auf dieselbe Weise verlor Ofella sein Besitzthum, den Acro zu Sat. II, 2, 112. auch für einen Proscribirten hält. S. üb. ähnl. Ländervertheilungen Dio Cass. 49, 14. Heindorf zu Sat. 11, 6, 55.

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21) Sueton. I. I.: bello Philippensi excitus a M. Bruto imperatore tribunus militum meruit, victisque partibus venia impetrata scriptum (Andere richtiger scribatum) quaestorium comparavit. Da der Dichter dieses Amtes nie selbst Erwähnung that, hat man zumal durch Missverständniss von Sat. 1, 5, 34. (Fundos Aufidio Lusco praetore libenter Linquimus, insani ridentes praemia scribae, Practextam et latum clavum prunaeque batillum) und von Sat. II, 5, 55. (Plerumque recoctus Scriba ex quinqueviro corvum deludet hiantem Caplatorque dabit risus Nasica Corano) behauptet, dasselbe sei eine Erfindung Suetons oder wer sonst jene Lebensbeschreibung verfasst habe; s. Franke S. 32. Paldamus in JJahrb. XV. S. 84. u. in d. Gymnasialzeit. 1842. S. 37., vgl. dagegen Düntzer II. S. 39. Weber S. 55. u. dess. Abhandl. „üb. d. röm. Scribae" in JArch. f. Phil. IX. S. 90 ff. Allein in der ersten Stelle schildert H. einen aufgeblasenen und wichtigthuenden Kleinstädter, und in der zweiten einen Erbschleicher, den der Erblasser trotz aller ihm gegebenen Hoffnung leer ausgehen lässt. Den Stand der Scribae verspottet er nicht, die sich, obgleich es eine honestus ordo war, oft Betrügereien zu Schulden kommen liessen (Cic. in Verr. III, 79, 183.); hätte er es aber auch gethan, so wäre zu bedenken, dass ihn die Noth zur Annahme dieses Amtes zwang, und dass er dasselbe wahrscheinlich wegen der vielen damit verbundenen Unredlichkeiten so bald als möglich wieder aufgab. Nach der Ueberlieferung nämlich trat er es vor der Bekanntschaft mit Mäcenas an, und legte es nach erhaltenem Sabinum, von welcher Zeit an er sorgenfrei leben konnte, nieder (Grotefend S. 462., nach Obbarius in Ztschr. f. Alterth. 1834. S. 915. u. A. schon 717). Zumpt (S. 15 ff.) dagegen fragt, woher H. das Geld genommen habe, um sich in die ordo honestus scribarum einzukaufen (s. unten)? und wagt die Vermuthung, er habe dasselbe durch Vermittlung des Mäcenas erhalten und sein Sabinum als Grundbesitz eingesetzt. Allein da Sat. II, 6, 36., wo H. seinen Schreiberdienst nach siebenjähriger Bekanntschaft mit Mäcenas erwähnen soll, nach Anm. 51. anders zu fassen ist und auch die Ansicht, ein Freund habe ihm das Geld dazu vorgeschossen, wenig für sich hat, so glauben wir, derselbe sei von der geringen Nachlassenschaft seines Vaters erkauft worden, der sicher schon vor seiner Heimkehr in Rom gestorben war. Die Scribae publici hatten ihre Stellen zu kaufen, wurden aber in eine Decuria aufgenommen (Cic. I. 1.), denn es gab Scribae quaestorii, aedilicii, praetorii u. s. w. (Cic. pro Cluent. XLV, 126. Vales. ad Amm. Marc. XXVIII, 6. Eschenbach, De scrib. rom. disp. in dessen Dissertat, academ, p. 257 ff. Weber a. a. O. Zumpt a. a. O.), welchen nicht nur die tabulae publicae u. s. w. anvertraut waren (Cic. in Verr. 1. I.), sondern die sich zumal in späterer Zeit den Rittern gleich achteten und daher die Erlaubniss hatten, goldne Ringe zu tragen (Cic. 1. 1. Plin. XXXIII, 4 ff. Io. Kirchmanni, De annulis lib. Sleswic. 1657. S. 161.). Die Ritterwürde legt sich der Dichter auch wirklich selbst bei, indem er sich von einem Sclaven seine Unbeständigkeit vorwerfen lässt, welcher unter Anderm sagt (Sat. II, 7, 52.): Tu, cum proiectis insignibus, annulo equestri Romanoque habitu, prodis ex iudice Dama Turpis, odoratum caput obscurante lucerna. Lambin und Andere nahmen zwar Tu allgemein gegen den Gedankengang der Satire, und Mehrere

und der damaligen Zeit überhaupt, in der es weder im politischen noch im socialen Leben ein Römerthum mehr gab, wo eine Parthei die andere aufzureiben drohte, wo die alte Sittlichkeit gewichen war, wo Kunst und Wissenschaft ganz daniederlagen u. s. w., musste in ihm eine Missstimmung hervorrufen, welche sich in den ersten Versuchen seiner Muse, in einigen Epoden und Satiren entäusserte 22), in denen er dem Bestehenden den Krieg ankündigte. Wurden auch dieselben theils wegen ihrer rücksichtslosen Schärfe, theils weil diese Poesie an sich neu war, von dem Volke sehr ungünstig aufgenommen, so zog er doch sich dadurch die Freundschaft der grössten Dichter damaliger Zeit, des Virgilius und Varius, zu (715), welche ihn dem C. Cilnius Mäcenas, dem mächtigen Gönner aller Gelehrten, empfahlen. Mit diesem hatte H. in der Mitte des Jahres 715 seine erste Zusammenkunft, in welcher er durch seine Schüchternheit wenig befriedigt haben mag, aber nichts desto weniger nach einer Zwischenzeit von 9 Monaten wieder zu ihm geladen wurde, worauf die Aufnahme in den Kreis seiner Freunde erfolgte (Frühjahr 716) 23). Das Verhältniss Beider wurde leiten das Tragen eines Ringes bei H. daher, dass nach einem besondern Falle (s. zu Epod. IV, 15.) auch die Freigebornen, oft sogar die Freigelassenen, z. E. der Arzt Antonius Musa, die Erlaubniss dazu erhielten; s. Dio Cass. 53, 30. Allein hiergegen spricht das Beiwort equestri und Ritter musste H. auch schon deshalb sein, weil er im Theater neben Mäcenas sass (Sat. II, 6, 47.), der gewiss nach dem otho'schen und iulischen Theatergesetze auf den für die Ritter bestimmten ersten Reihen Platz nahm; s. zu Epod. 1. 1. Dass ihm schon früher als Kriegstribun diese Würde zukam (Sat. I, 6, 25.), lässt sich nicht widerstreiten, allein er verlor sie nach der unglücklichen Schlacht bei Philippi und der darauf erfolgten Aechtung; wann er sie aber wieder erlangt hat, ob mit dem Einkauf in die Decurie was wir für das Wahrscheinlichste halten, zumal da die 714 ertheilte Amnestie (s. Anm. 19.) Alle in ihren vorigen Stand wieder einsetzte oder ob später (725), nach dem Bekanntwerden mit Augustus (Suet. 1. 1.: una atque altera liberalitate locupletavit), wie Weber will, ist unbekannt, da sich die Abfassung von Sat. II, 7. nicht bestimmt ermitteln lässt. Vgl. üb. die versch. Ansichten Heindorfs Einleit. in dies.

22) Ep. II, 2, 49 ff (die Worte s. Anm. 20.). Die alte Erklärung der Worte paupertas imp. audax, wonach H. für Geld Gelegenheitsgedichte machte, vertheidigt auch Zumpt S. 10., obgleich dabei das Adjectiv audax bedeutungslos ist. Andere denken gar an Buchhändlerhonorare; s. aber hierüber Obbarius zu Ep. I, 20, 2. Anm. und Hocheder zu A. P. 345, 373. Nach Jani u. A. wollte sich der Dichter durch jene ersten Versuche nur Freunde und Gönner erwerben, denen er sie nach Passow (S. XXXIV. Anm. 104.) nicht einmal übersandte, sondern bloss vorlas. Die von uns gegebene Erklärung findet sich ähnlich zuerst bei Kirchner, Quaest. Hor. p. 17. Strodtmann S. XIV. Weber S. 54. u. Teuffel S. 7. Düntzer II. S. 42. erklärt: „H. hatte damals nichts zu verlieren, er konnte sich, ohne etwas zu fürchten, an's Dichten [nämlich der Satiren und Epoden] geben. Jetzt dagegen würde er in Gefahr stehen, das, was er sich erworben, durch einen neuen Versuch zu verlieren."

...

23) Sat. I, 6, 54: optimus olim Virgilius, post hunc Varius dixere quid essem. Ut veni coram, singultim pauca locutus, Infans namque pudor prohibebat plura profari, Non ego me claro natum patre. Sed, quod eram, narro: respondes, ut tuus est mos, Pauca; abeo: et revocas nono post mense iubesque Esse in amicorum numero. Ueber den L. Varius s. zu Od. I, 6, 1. und A. Weichert, De L. Vario et Cass. Parm. poetis. Grim. 1836. 8. Ueber Virgil

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