Obrázky na stránke
PDF
ePub
[ocr errors]
[ocr errors][merged small]

sonen dieses Stückes. İn ihm und in seiner Willenskraft con. Kräfte begünstigt. Selbst jene unfehlbare Scene, in der sie centriren sich alle Fäden der Schicksale, die in dem Trauers des Pilgers Adalbert von Falkenstein Vorwürfe, mit Recht spiele walten. Der Dichter hat uns in ihm nichts weniger niederdonnert, entbehrte jeder großen Wirkung: ein zus als einen gewöhnlichen Intriguanten aufgestellt. Er ist ein fälliges Mißverhältniß, das bey spätern Vorstellungen, von Höchst geläuterter Verstandes Mensch, ein, den Wankels selbst, der alten, gewohnten, mimischen Volkraft weichen muth der Menschen und alle Launen des Schicksals kennender wird. - Adalbert befriedigte in dem ersten Theile der Rolle und den durch das Labyrinth der Ereignisse führenden Faden, als Pilger, durch den feyerlichen Ton seiner Rede und das mit selbstbewußter sicherer Hand leitender Mann des Staa. imposante Auftreten, mehr, als in der Folge, als Ritter von tes und des Krieges. Ihm sind alle gemüthlichen Wollungen, Falkenstein, wo eine festere Haltung und ein entschiedene. bloße Irrthümer und das allzu Bewegliche im stäts Unbes res Vortreten nicht am unrechten Piaße gewesen wäre. weglichen, sie sind ihm beynahe mehr mitleidswürdig, is fast Die Ausstattung war übrigens in Dekoration und Kostum lächerlich und nur dann bedenklich, wenn Leute von großem würdig, und der Beyfall, wenn auch nicht lärmend, doch Nahmen, wie Ernst, oder von großen Eigenschaften wie warm und innig. Man darf hoffen, daß die kunstsinnige Werner, sich an die Spiße solcher Bewegungen stellen und Direction, die so vieles, abgesehen von andern Motiven, ihnen dadurch ungewöhnliche Wichtigkeit verleihen. Das Er bloß um der Kunst willen thut, auch dieses Meisterwerk faffen dieses Charakters war, nicht ohne großer Schwierigs nicht von der Bühne verschwinden lassen werde. keit, und noch schwieriger die Lösung der erfaßten Aufgabe, Wenn Lieck in seinen dramaturgischen Blättern be weil der Dichter felten die Entwürfe des Inneren in rascher hauptet, daß die Bühne eine ganz andere wird und eine Handlungsweise ausbrechen läßt. Conrads kräftigste und höhere Bedeutung erhält, wenn Meisterwerke, wie Lear, durchgreifendste Marimen werden unter dem Anscheine ge. Othello, Hamlet, Macbeth, auf derselben an unringer Kraftäußerung ausgeführt, selbst der dadurch ber serm Blick vorüberschreiten, so ssar dieß gewiß bey der wirkte häusliche Schmerz verschwindet unter dem Lächeln Vorstellung des Kaufmanns von Venedig auf uneiner glatten Politik. Aber Conrads Handlungsweise ist serer Hofbühne der Fall. Die Schauspielkunst, selbst erhebt andererseits so folgerecht und scheinbar möglichst schonend, sich in solcher Gelegenheit in eine höhere Region des Kunstdaß selbst das durch Mitempfindung blutende Herz sich in werthes, weil sie als Zwillingsschwester der höchsten aller die Nothwendigkeit findet. Darum ist, diesen Charak. Künste, der dramatischen Poesie erscheint. Ein höherer ter wieder zu geben nach des Dichters Sinn und Willen Geist muß die Künstler beseelen und geht auch auf andere und selbst nach den Angaben der Historie, eben darum Leistungen über „im engen Kreis verenget sich der Sinn; keine leichte Aufgabe und wird sehr selten befriedigend ges es wächst der Mensch mit seinen höhern Zwecken!" daher löset werden. das fleißige Einstudieren Shakespearischer Stücke die wahre

-

Auf ähnliche Weise gehalten, nur auf ganz andere Schule der Schauspielkunst ist. — Die große Theilnahme, Motive gegründet, ist der Charakter der Gisela. mit welcher das Werk aufgenommen wurde, verbürgt Uns Nirgends treten heftige Äußerungen weder der Leidenschaft, die immer wachsende Liebe des Publicums für den König noch der überzeugenden Einsicht, deren Gisela keineswegs aller Dichter und für das Verständniß seiner Berke, die entbehrt, hervor. Gisela ist die liebende Mutter, aber auch ein halbes Jahrhundert mit der Finsterniß der Ignoranten, die einsichtsvolle Gattinn, ja selbst die staatskluge Kaiserinn, der Pedanten und dem Unverstande des Publicums zu kám, oft zu gleichem Maße und in unentschiedenem Kampfe. Bey pfen hatten. Die Direction, die jederzeit ihre Verehrung alem dem ist Gisela von der tiefsten Empfindung beseelt, dieses brittischen Seelenmahlers bewies, kam dieser steigen. aber es sind nur Worte, auf denen das Zentnergefühl eines den Vorliebe für Shakespeare dadurch am besten zu Hülfe, gebundenen Willens beruht: und diese müssen in der Dar. daß eine Bearbeitung, treu dem Originale, und nach stellung zu Handlungen werden, sonst würde die Ruhe Gi. Schlegels Überseßung veranstaltet wurde. Die Hand welche felas ermüden und selbst das ruhige Erscheinen und ihre den Lear, Othello und Romeo und Julie so geists Resignation in der Schlußscene des fünften Actes befrems reich einrichtete, der Dauer der Darstellung und den sonstigen den. Die leider allzulange nachhaltige Erschöpfung schwerer Umständen gemäß, bürgt für ihre Arbeit. Die Einrichtung Krankheit, hat die große Künstlerinn, die diese Rolle vore war somit äußerst zweckmäßig, nur daß Wir gewünscht trug, gehindert, ihre ganze Überlegenheit zu entfalten. Sie hätten, die Wahl der Kästchen der mauritanischen und ar þat derselben ein, ihr nicht passendes, antik, plastisches Gewand ragonischen Prinzen wären ohne Zwischenscenen noch einan= umgehängt, welches freylich sehr viel Ruhe und Ökonomie der der vorgegangen. Die Darstellung dieses grandiosen Meis

terwerkes dürfte selbst unter den größten Stücken Shakes dische Bau der Rede und der jüdische Ideengang, in welchem speares an Schwierigkeit keinem nachstehen, ja in der To. uns Shakespeare den Shylock fort und fort zeigt. — Ein gar talität, unter den bisher dargestellten die schwierigste seyn. zu starker, jüdischer Accent würde sehr störend seyn, — ganz Der eigentliche Kern des Stückes, seine Bedeutung, liegt fehlen darf er aber eben so wenig. Im heftigen Affect darf in eben dieser Totalitát, im ftrengsten Verhältniß aller er auch heftiger hervortreten und im Streit mit Tubal bey, Theile zu einander und zum Ganzen. Im Othello, so wie nahe in voller Gemeinheit. Von Tubal wurde aber im Lear geht die Achse des Stückes durch eben diese Haupt. Shylock wenig unterstüßt. — Tubal zeigte z. B. gar keine perfonen und wenn gleich bey Shakespeare selbst keine stum. Ahnung jener heimtückischen Schadenfreude, womit er me Person unwichtig ist, so ist doch das Stück in der Shylock die teuflische Freude über Antonios Unglück durch die Hauptidee gelungen dargestellt, wenn sich ein Künstler für lügenhafte Erzählung von Jessikas Verschwendung versalit. diese Hauptrollen findet. Daher erreichte auch die Vorstels Antonio wurde von Herrn Anschüß gegeben. lung nicht in allen Theilen den wünschenswerthen Grad Dieser Künstler, für Darstellungen Shakespeares geschaf der Vollendung, obgleich kein auswärtiges Theater sich im fen und ausgebildet, hat als Lear und Othello bewies Ganzen würde damit messen können. - Shylock, um wel. sen, daß er den Dichter in seinen tiefsten Ideen ergründe, cen sich das ganze Stück dreht, hat den größten englischen daß er alle Mittel besiße, diese Ideen mit siegender Kunst und deutschen Schauspielern zur Einübung ihres Talents ges zu verwirklichen, aber in dieser Rolle, hat er bewiesen, vient und insbesondere hat der ältere Devrient in Berlin wie sehr er Shakespeare ehre. Die Rolle hat Anschüß ungemeinen Ruhm darin errungen. Die ausgezeichnet. nicht kleiner, aber er hat die Rolle größer gemacht. Er sten Leistungen im Lustspiel und in der Schröderisch, stand ganz vor Uns, der milde, liebenswürdige Mann, Iffländischen Sittenmahlerey eignen deshalb noch lange voll Schwermuth und langer Weile am Leben, aber auch nicht, diese Rolle wieds zugeben, in welcher eben so wes voll mittelalterlicher chrißlicher Kraft, mit der er sich für nig eine gewiße Erhabenheit des Bösen, ale der Hus den Freund opfert und beynahe besser zu sterben versteht mor entbehrt werden kann. — Wir wiederhohlen, was in als zu leben. Solanio und Salarino hielten die volle Nr. 89 von 1825 über Shylock gesagt wurde. Er ist Unbedeutendheit in ihren Nebenrollen für Pflicht, wobey ein mittelalterlicher Jude, ein Fürst unter seinem, das aber Grazianos sprudelnde Lebhaftigkeit um so stärker und mahls überall verachteten, gehaßten und bedrückten Volk. fast isolirt hervortrat. Herr Löwe verdient den wärme Darum glüht sein Herz von Race gegen die Chrisßen und ßen Dank für den glücklichen Fleiß und für die hohe Le. weil er eine Mischung von Tieger und Schlange ist, bendigkeit seines Spiels, durch welches er diesen Charakter bedarf er eines staten Humors, um sich, zumahl gegen die eben so meisterlich hos, als den Grafen Mangold-im Außenwelt, auf dieser Stuffe zu erhalten. -Im offenen Kontraste mit Ernst von Schwaben und mit dem Werner Krieg mit den Christen, verbirgt er es gar nicht, daß von Kyburg, seinem Freund. Betritt wieder einmahl er allzuviel gelitten habe, um jemahls verzeihen, oder jenes treffliche vaterländische Werk „König Ottokar” vergessen zu können. die Bühne, so dürfte die Darstellung, durch Herrn Löwe

[ocr errors]
[ocr errors]

[ocr errors]

Antonio, der keine Zinsen nimmt, ist ihm vorzüglich als Zawisch von Rosenberg und Herrn Korn als Ottos verhaßt, weil er in ihm den Repräsentanten christlicher kar von Horneck ungemein gewinnen und Hornecks Lugend sieht, und die bitterste Satyre auf sein und seis herrliches Gemählde von Österreich erst seine ganze, eigen. nes Volkes Thun. Seine Bosheit ist eine reflektirende, thümliche vieldeutige Anmuth erreichen!? Dlle. Sophie brütende, nur manchmahl, wenn ihm die Gelegenheit sein Müller gab die Portia und flocht ein neues Blatt des Opfer recht ans Messer liefert, blißt sein leidenschaft. Ruhmes in ihren reichen Künstlerkranz. In Darstellungen, licher Ingrimm durch, verschwindet aber eben so bli- wo Kraft, Feuer und Leben erfordert wird, ist ihr Tan Besschnell wieder und läßt der höhnischen, lauernden Kälte lent des schönsten Erfolges gewiß. Die Gerichtsscene war den Play. Selbst in der Gerichtsscene zuckt mehr die feste, ein Muster und ein Vorbild von Deutlichkeit, von eindrine ibres Ziels gewiße Bosheit, als die Leidenschaft. Um se gender Kraft und von wahrer Weihe. Ja wohl sprach göttlicher ist der Kontrast mit unwillkührlicher, herzlicher da ein rechter Daniel! Um so bezaubernder war der Liebe und mit der, von Antonio bis auf Tubal, vom Kontrast und Übergang von der selbstbewußten Hoheit höchsten Edelmuth bis zur tiefsten Gemeinheit, in allen Ab. und Klarheit, zur zartesten Innigkeit und Liebe, Stuffungen durchgeführten Freundschaft. zu einer Alles durchschimmernden Heiterkeit und zu dem

Bewundernswerth unter vielem Großen, ist auch der jüz in dem ganzen 5. Act, (von dem man fürchtete, er möchte

421 www

[ocr errors]

als ein hors d'oeuvre ertálten) mit Kolsharfentönen und die Sache lief gut ab, und somit wollen wir uns mit dem lauen Vollmondslüften sich regenden Humor, der diesen Verfasser über sein Lustspiel freuen, welches ihm ungewöhn gewagten Ausgang wahrhaft elegisch macht. - Auch lichen Beyfall gebracht, und das besonders durch die Hrn. Bassanio wurde mit gewohnter edler Haltung dargestellt. Löwe (Wachtmeister) Wothe, (Crispin) und Wilhel Diese Rolle biethet besonders viele Glangpuncte in deklas mi (Generalmajor); so wie durch die Damen Uns hüß und matorischer Hinsicht dar, wenn sie mit Feuer benügt wer. Pistor, besonders durch die liebenswürdige Naivetät der den, auch kann das stumme Spiel in der Gerichtsscene, Ersteren äußerst gelungen dargestellt wurde. - Das Une ke obgleich der Dichter tem Bassanio wenige Worte gönnt, botenbüchlein umfaßt in dem kurzen Raume eines Actes äußerst wirksam seyn. Einige störende Unrichtigkeiten im manches Ergögliche; obgleich es auf einem loseren Grunde Tert mögen ihren Grund in fehlerhafter Überseßung (Drucks beruht, wie sein Vorgänger. Der französische Officier ist fehler) and Interpunktion haben, z. B. der Mahler spielt freylich ein bischen eigenmächtig gezeichnet; aber wer kann in ihrem Haas die Spinne, wob ein Net 2c. 2c. - Herr auch bey einem einactigen Stückchen eine strenge Charak Wothe spielte den Lanzelot, der keine leichte Aufgabe teristik und genügende Motivirung fordern? Nur der Titel ist, auf die ergöglichste Weise. Er wußte seinem drolligen ist viel zu gesucht, und wir erinnern uns eben den Umstand Humor eine so gutmüthige Seite abzugewinnen, daß man rein vergessen zu haben, worauf er heruht; so ganz und gar für den alten, blinden Vater nicht im mindesten verlegen unnothwendig erscheint er. Emil fiest in einem Anekdotene war; was ein Hauptaugenmerk seyn muß. Übrigens war büchlein, während der Toilette der Gräfinn, sein eigenet seine Maske äußerst gewählt. Auch Herrn Schwarz glau. Geschick!! — Gespielt wurde die Kleinigkeit recht mit Lust; ben Wir als Gobbo nicht übergehen zu dürfen, der in die beynahe ein wenig zu lustig. Die Verhältnisse sind im fem Gebilde eine recht schwierige Aufgabe zu unserem Vers Grunde sentimental, und die Begebenheiten sind gewisser gnügen löste. Maßen eine nöthige Folge der Umstände, die sie begleiten. Als leichteres Zwischengericht wurden uns zwey Stücke Da aber die Sache humoristisch und gleichsam als solche aus dem Französischen gebothen; das Eine: Die vorbereitet, dargestellt wurde, so müssen wir gestehen, daß Heirath aus Vernunft, nad Le mariage de rai- wir am ersten Abende in Hinsicht der Motive, besonders son, von F. v. Kurländer, das Andere unter dem Tis in der Handlungsweise der Gráfinn und des Haushofmeie tel: „das Anekdotenbüchlein” von Castelli. Der sters, in Unklarheit, wenn wir nicht sagen im Irrthume Stoff des einen und des andern, ist bekannt genug. Das standen. Ein Stück wird durch seine innere Combina. erste Stückchen ist recht artig, und unterscheidet sich vor. tion zum Lustspiel, und nicht immer schon dadurch, daß die theilhaft von seinen landsmännischen Consorten durch gehals Personen ihre Reden mit einer gewissen Lustigkeit vore tene Charakteristik der Personen, und durch die gute, wenn tragen. Unbedeutend aber ist nichts auf der Bühne und gleich nicht neue, doch moralische und wahre Idee des Gan vor dem Publicum. Und nun zu einer ernsteren Ers zen. Eine ergögliche episodische Erscheinung, die der Piece scheinung, zur langersehnten Darstellung von Isidor und eine anmuthige Gestalt verlieh, ist das allerliebste Ehepaar Olga, von Raupach. — Seit den Fürsten Char des Pächters und der Pächterinn, die noch durch die äußerst wansky" und der Bearbeitung der herrlichen Calderon's gelungene Darstellung einen erhöhten Reiß gewann. Übri: schen: „Tochter der Luft" sahen wir nichts von diesem gens ist die Wendung, die den Schluß herbeyführt, eben ausgezeichneten Dichter, obgleich seine Thätigkeit in im so originell als natürlich; nur die ersteren Acte laboriren mer steigender Progression zugenommen hatte, und hier hier und da an Längen, die. aber wenigstens durch gu. und da nur zu nachtheilig auf die Gediegenheit seiner ten Dialog minder störend wirken. Der alte General. Ma Schöpfungen wirkte. Raupach wurde nur zu oft mehr jor handelt freylich ein wenig gar zu weise. Er scheint Denker, denn Dichter und viele seiner früheren feines eigenen Dichters Plane, der die Sache am Schluße Werke, wie die Erden nacht", die Gefeffelten, fo zum Guten zu wenden weiß, schon in vorhinein zu ers die Königinnen," gaben gerechte Veranlassung zu sole meßen, und zwingt gewissermaßen Mariannen zu der chem Tadel. Allein daß ein wahres dramatisches Talent Heirath mit dem Wachtmeister, ohne zu bedenken, daß das in ihm wohne, liefert nebst den obenerwähnten Stücken Mädchen denn doch in seine Ansichten nicht eingehen, und auch Isidor und. Olga einen siegenden Beweis. Übris sich seiner Vernunft nicht unterwerfen könnte. In die gens kann sich Raupach, da der nähmliche Fehler, nach ser Beziehung kante man das Stück füglicher: Die Heis manchem Urtheil, auch unsern wahrhaft nationalen Sil. rath dur Gewalt, nennen. Allein dem Himmel Dank! ler unter die Classe der Reflexions: Dichter herabwürdige;

[ocr errors]
[ocr errors]

[ocr errors]

doch zum Theil trösten. Es ist, als ob der mystische Nebel niger etwas Großes thun, und in einer tragischen Kata. der neueren Schule, jeben klaren Gedanken, wie die strophe über die unwürdigen Hindernisse siegend, aus dem Eulen das Licht, fliehe! — Seltsam, daß so selten, ja Leben treten können. Man würde ihren Tod, wie den Tod unwahrscheinlich und unnatürlich der Ausgang auf gewöhnlicher Sterblichen betrachten können, die höchstens den ersten Blick scheinen könnte, dennoch die Geschichte, auf eine beschleunigte Weise ihrem legten Ziele näher ihn nur allzu oft buchstäblich wiederhohlt hat, und sogar gekommen sind; und die man weder am Leben zu erhalten mehrere uralte und mächtige Geschlechter auf diese Weise, wünscht, noch ihnen nachzufolgen Muth und Lust haben durch zwey feindliche Brüder, erloschen sind, wie z. B. könnte, wenn nicht eben darin ein besonderer, höherer im Lande ob der Enns und in Steyer, die Rehberg, Reiß läge, daß es eine allgemein übliche und seit Jahrhun die Losenstein, die Reichenburge 2c. 2c. Das derten geübte Dienung war, die in den Händen des auf. Gerippe und Net des Stückes wurde schon in vielen, in gereisten Bruders als ein zwar unbilliges, unnatürliches, und ausländischen Zeitschriften vor Uns ausgebreitet. Es vernunftwidriges, aber doch gefeßliches Mittel (wie oft wäre überflüßig, es nochmahls zu wiederhohlen. Uns ist nicht summum jus, summa injuria?) zu dieser unheil. genüge zu sagen, daß die Handlung durch Steigerung des vollen Verwebung der Schicksale gedient hat, und daß Isidor Interesses unterhält, ß sie weder zu einfach ist, um den nicht thätlich diesem Verhältniß entgegenstreben konnte! Dichter zu breiten Gesprächen zu nöthigen, und dem Zus Die Macht der gegebenen Verhältnisse hebt ihren Fuß von schauer lange Weile zu verursachen, noch in ihrer Anlage Erz und die bleyerne Nothwendigkeit, schlägt unerbittlich zu verwickelt, ich möchte sagen: zu umfassend und großars ihren Nagel ein, zum Sarg alles Lebensglücks. tig, um einen hohen Standpunct der Weltanschauung und Daß Olga glaubt, was sie vor Augen sieht, daß ihre den allertiefsten Blick in die Geschichte der Menschheit und Hand dem wilden Bruder dargereicht, Isidor vor der furchtba menschliche Brust zu erfordern. Die Handlung ist popur ren gesehlichen Strafe thatlichen Vergreifens der Leibeigenen lår, in so fern sie auf Interessen beruht, die Jederman an ihrem Herrn, vor dem Brandmaal und lebenslanger Arbeit leicht verständlich sind, und durch Personen vollführt wird, in den sibirischen Bergwerken retten könne und daß sie durch deren Gepräge: Wahrheit ist; wenn sich diese gleich diese Entsagung alles eigenen Lebensglückes eine gute und mehr dem gewöhnlichen Leben anschließt, als daß sie den heilige That thue und ihrer Liebe das höchste Opfer bringe, ist böberen Stempel der poetischen Anschauung an sich trüge. acht weiblich, wenn auch nicht erhaben, daß aber Ifi. Kommt nun noch dazu, daß die Sprache eine wirklich poes dor, gerade durch diese Entsagung, nicht des wiedergeschenktische ist, daß sie die erhabensten Gedanken in der schönsten ten Lebens und der Freyheit frob, sondern vielmehr dadurch und leichtesten Form darbiethet; daß nur vier bedeutende im Innersten getroffen und verlegt werde, liegt in der We Rollen in dem ganzen Stücke vorkommen, und die Dars senheit der Mannes Liebe. Es ist über diese Gefühle stellung derselben, nicht wie es nur zu oft geschieht, durch und Charaktere gar Manches hin und her gestritten worden, häufige Nebenparthien lächerlich gemacht werden darf, daß was Uns aber so ziemlich, leeres Stroh gedroschen schien, was die Vorstellung aller Comparserie entbehrt, die auf den zu viel beweiset, also gar nichts. Eben in jenem fo meisten Theatern alle bedeutenden Werke beynahe ungenieß, natürlichen Entschluß Olga's liegt die Nothwendigkeit, bar macht: so ist leicht abzusehen, daß Isidor und daß beyde Brüder sterben müssen. Ifidor kann mit ge Olga auf der Bühne Glück machen muß; besonders wenn brochenem Herzen nicht mehr leben. Dem Wladimir haben es, wie auf unserer Hofbühne, in einer solchen Vollen sich die gehofften Grazien, in rächende Furien seiner That dung gegeben wird. Damit wäre beynahe unser unbedings verwandelt. Er kann die Frucht seiner Unmenschlichkeit nim. tes Lob desselben als Bühnenstück, besonders was die kunst mermehr genießen und soll und muß sie mit dem eigenen reiche und dennoch einfache Form betrifft ausgesprochen; wilden Blute fühnen. aber wir gestehen eben so offen, daß es nach unserer Ans Offipp ist von eigenthümlicher Gestaltung und Origi Ficht die höheren Forderungen der Tragödie keineswegs ganz nalität. Seine furchtbare Ironie drückt nicht nur den befriedigt. Der Eindruck, den die Totalitát hinterläßt, ist Schmerz aus, der aus seinem Verhältnisse der Leibeigen. war weder peinigend noch unnatürlich, aber er ist auch schaft für ihn entspringt, sondern auch eine gewiße Verach. nicht begeisternd und erhebend. Die Personen, Offipp aus tung, ja selbst Erhebung über dieses Verhältniß; daher genommen, sind mit ziemlich gewöhnlichen Eigenschaften fein Charakter weit mehr Größe und Tiefe, als Isidor degabt, ihre Gesinnungs- und Gefühlsweise ist so wenig ers hat. In Ossipp wird uns die Leibeigenschaft interessant, haben, daß sie unmöglich etwas Großes erleiden, noch we und ihre Rückwirkung auf die „A user wählten“ und auf

www 423

den eigenen Herrn gewinnt eine tragische Natur. Schade, Müller hatte ihre Aufgabe mit hoher Weiße aufgefaßt, daß der Dichter diesem Ofsipp manchmahl einen viel zu senti. und ihrem Charakter in den entscheidenden Momenten jenen Adel der Gesinnung verliehen, mit dem der Dichter mentalen, zu innigen Ausdruck der Motive seiner Rache, in ihn eben nicht verschwenderisch ausgestattet hat. Scien den Mund gelegt hat. Daß übrigens die bis zur Verzweifs uns auch das erste Zusammentreffen mit Isidor etwas lung mißhandelte und schonungslos zertretene Liebe, zum zu gemeffen, der Moment im 4. Aufzuge aber, wo Dlle. wildesten Hasse, zur jahrelangen, planvollsten, grausamsten Müller knieend eine Vision zu haben glaubt, im Drang der Begeisterung vielleicht zu gesteigert, so war doch die Tas Rache an dem Mörder derselben umschlagen kann, das liegt felscene zu Ende des dritten Aufzuges, ein seltenes, stürmisch, in der, beym geistigen Druck um so furchtbareren, beyde bewundertes und auch der höchsten Bewunderung werthes Welten umfassenden Elastizität und die Historie liefert zahl. Kunstwerk, so wie die obenerwähnte Scene im 4. Aufzug mit Wolodimir. Herr Anschüß ist immer neu; und reiche, blutige und entsegensvolle Beyspiele davon. Seit dem Erscheinen des Stückes ist ungemein viel nes, dem sie alle noch ungekanten Tiefen der menschlichen immer vollkommen. Er ist der wahre Günstling Melpomer über dasselbe und meist im tadelnden Sinne gesagt und Brust entsiegelt. Es ist eine Freude für den strengen Beo geschrieben worden. Es liegt in der Art unserer Tage, bachter, den königlichen Lear, den blinden Bet.jar, heure weit eher mit dem Schlechten zu kapitulieren und das in der Jacke eines Lustigmachers eben so groß zu sehen, wie Mittelmäßige über die Gebühr zu preisen als irgend Außerlichkeit war imponierend un iginell; die Bewegun im Purpur und mit dem Stabe des Befehls. Schon seine ein ungewöhnliches Talent als solches anzuerkennen und zu gen schienen einer solchen Natur aus dem Spiegel der Schö. ebren. Welches abgeschmackte, wegwerfende Urtheil über pfung gestohlen; und dazu dieses glänzende Colorit der Res Grillparzer, lafen Wir nicht unlängst von Solger, de; dieser furchtbare Humor; und seine noch furchtbarere nach manchen früheren übertriebenen Lobeserhebungen, so daß Arinien spricht, und im 4. sich zu den Füßen der Grafinn Tiefe sentimentaler Empfindung, als er im 3. Aufzug von Wir nur denjenigen, der dieses Urtheil einmahl schnell und stürzt, im 5. feinen Herrn entkleidet und ihm mit stacheln. flüchtig, in des Ärgers übereilung hingeschrieben hat, bes der Rede hündisch nachläuft! Alles wahr und Alles dauern müssen, aber desto mehr geneigt wären, des Veres groß! - Herr Löwe bewies in seiner Darstellung eine sels wigten Freund, den sonst hochverehrten Tieck scharf zu tas strengung. Er hat eigentlich das Stück gerettet gegen die tene Zartheit des Spiels, im Geleite einer ungebeuren An deln, daß er, (was leider heut zu Tage allzuhäufig geschieht) Übermacht der darin sich hervordrängenden, peinigenden und dem Verstorbenen nicht die Schmach erspart hat, alle in empörenden Eindrücke. Er hat zur ruhmbekröncen, ja selbst seinem Nachlasse zufällig vorgefundenen Papierschnigel, an des besonderen allerhöchsten Beyfalls gewürdigten Darstele deren Publication er wohl nie gedacht hätte, ohne Auswahl mit Ifidor war die großartigste und dennoch feinste Scala lung, entscheidend mitgewirkt. Die Scene im 2. Aufzuge und ohne Feile dem Publicum preisgegeben zu seh'n! -Daß der Gefühle, die diese leidenschaftliche Brust durchwogten. man dem Isidor in seiner Jugend keinen Freybrief sollte ge. In der Zartheit dieser gleich, aber in der Kraft noch um. geben haben, da er doch mit Wolodimir zugleich erzogen fassender war die ofterwähnte Scene im 4. Aufzug mit Ols wurde?! Allein eben dieser Umstand spricht für die Wahr. fand an Herrn Korn den glücklichsten Darsteller. Seine go. Isidor bewegt sich einer gehalteneren Ruhe, und scheinlichkeit, und ist ein Beweis, daß man auf Isidors Leibs edle Würde stand dem Ungestüm des Bruders in voller Wire eigenschaft gar nicht mehr dachte, und somit auch auf den kung entgegen. Aber au Scenen des Affectes bewährten Freybrief vergaß, oder ihn für unnöthig hielt, sollten den Meister, wie die im 2. und 3. Aufzuge, als er sich als wir auch der Bemühungen Ossipps dagegen nicht erwähnen. Olga im 5. Aufzug davon. Und so ist, Dank dem hoben Lakon kleidet. Den Preis trug jedoch die Abschiedsscene mit Sollte übrigens der Recensent, der dieß aufhob, nie erfahren Kunstsinne der Direction! das Repertoire um ein Stück oder gehört haben, wie schwer sich Manche entschließen, ein bereichert, das uns noch viele angenehme Stunden geTestament zu machen, und wie mancherley verderbliche Unords währen wird. nungen in Vermögen und Erbfolge großer Geschlechter derley men ist, hat es die Direction nicht fehlen lassen. Ausger Auch an fremden Gästen, denen alles Lob nachzurübe Aufällige Vernachläßigungen schon herben geführt haben?!-zeichnet nennen Wir darunter, Herrn Keller aus HanDie Aufführung war auf unserer Hofbühne im eigentlichsten nover, in Brezners „Rä u s ch chen.” — Inzwischen flößen Sinne des Wortes vollendet zu nennen. Die Nahmen Uns alle Auswärtigen nur einen desto größeren, erlaubten Dlle. Müller (Olga), Herr Anschüß (Offipp), Herr unwillige Verwunderung über die Verschwendung des Ben Stolz auf unfern Künstlerkreis ein und wohl auch etwas Löwe (Wolodimir) Herr Korn (Isidor) ließen in ihren falls an den ersten besten Fremden, durch die höchsten Zeis Hauptrollen viel erwarten, und leisteten Alles! Ref. chen der Gunst, wie z. B. durch das Hervorrufen zwischen bekennt, nie eine gerundetere, claffischere Vorstellung geses den Acten, während schon öfters nach den herrlichsten Kuni ben zu haben, die der Wiener Hofbühne so entschieden den momenten unserer Einheimischen, keine Hand sich ge. rührt hat. ersten Rang auf der deutschen Erde ersiegt hätte!

[ocr errors]

Die.

(Die Fortsegung folgt.)

« PredošláPokračovať »