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Geschichte, Statistik, Literatur und Kunst,

Montag den 26. November 1827.

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Ein Besuch bey Thorwaldsen.

(Nach dem „New monthly magazine,»)

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lange von seinem Studium entfernt hatte; der Geist in ihm siegte über die Ungunft der äußern Umstände; wir fanden ihn in einer Art von Begeisterung, an dem coloss

A

Cicognara Picognara hat mit einer auffallenden Parteylichkeit den salen Monument für den Fürsten Poniatowski modellirend. Nahmen Thorwaldsen's in seiner Geschichte der Sculptur" Er stieg von seinem Gerüste herab, und ich trat ihm nä fast mit Stills&weigen übergangen, eines Mannes, in her. Seine Erscheinung ist voller Charakter, eigenthümlich dem schon seine Zeitgenossen einen Künstler vom ersten und besonders im Süden doppelt überraschend. Eine hohe, Range und den Ersten unter allen seinen Mitbewerbern starkgebaute Gestalt, beynahe rauh in Anstand und Bewer um den Preis in der Kunst anerkennen. Ich kannte Cas gung in Wort und Manier den Norden personificirend. nova aus den Abdrücken seiner Werke; doch die Schöpfun. Thorwaldsen's Vater war aus Island, er selbst ist aus Kor gen Thorwaldsen's sind außerhalb Rom kaum bekannt ger penhagen gebürtig. Das kündet seine Erscheinung an; fein worden, und die Zeichnungen und Abdrücke von ihnen 20jähriger Aufenthalt in Italien hat darin keine Verändes sind nur schwache Abspiegelungen meisterhafter Originale. rung hervor gebracht und die Jahre sind spurlos an ihm So ergriff mich der Gedanke, sein Studium zu betreten, vorüber gegangen. Nichts in seiner Erscheinung verräth die doppelt lebhaft, als ich, am Plag Barberini vorüber, die Fülle des Gefühls für das Schöne, den Scharfblick, den kleine Gaffe betrat, deren Eingang seine Marmorblöcke bes Geschmack, die sein Eigenthum sind; dagegen aber besigt zeichnen. Der hohe königliche Pallast der Barberini, eines er alle äußeren Zeichen, die die Erhabenheit des Geistes bes der schönsten Schlößer in Europa, erhob sich imponirend kunden. Seine Stirn ist hoch, der kühne und hohe Ges über eine lange Reihe kleiner Holzgebäude. Dieß war das danke ist darauf ausgedrückt; sein Auge, klein und von Studium Thorwaldsen's; eine Thür stand auf, ich trat dem Hellblau des Gothen und Hunnen, schwimmt in geis ein; die Arbeiter kehrten gerade von ihrer Siesta zurück, stigem Glanz; sein Gesicht drückt einen Nationalzug der und ich fand die Hallen voller Bewegung. Mein Führer deutschen Gutmüthigkeit aus, und ein vertrauliches Lächeln leitete mich quer durch eine Reihe von Statuen, dann schwebt um seinen Mund. Den Kopf krönt ein dünner durch einen kleinen Garten zu einem zweyten größern. Busch vernachläßigten Haares, der dem ganzen Brustbilte Der Garten war still und einsam, der Tag dunkel und etwas Ehrwürdiges aufdrückt; kurz, Thor, der Jupiter fchwül; wenige dünnbelaubte Weinreben schlangen sich zwi. Skandinaviens, könnte kein trefflicheres Vorbild finden als schen zerbrochenen Büsten, Säulen und Inschriften bin. ihn. Kraft und fester Wille, Geist und Nachdenken fore durch, und unter Sesträuch rauschte ein kleiner Quell dahin. chen sich in ihm unverkennbar aus, und so stellt ihn uns Alles dieß bereitete mit dem trüben Himmel und der Stille seine eigene Büste, die neben dem Jdeal der Kunst alle des Abends den Geist angenehm auf die beziehungsreiche wirklichen Züge des Menschen bewahrt hat, dar, der wahre Bekanntschaft vor, die ich mit einem der classischsten Künft. Gegensatz zu Canovas Büste von sich selbst. Seine Manies ler unserer Zeit zu machen im Begriff stand. Ich dachte ren sind kunstlos und vertraulich. Einfachheit und eine sei. an Winkelmann und die nordiske Heimath; da öffnete ein nen Landsleuten ungewöhnliche Wärme erhöhen den Werth Arbeiter die Thür und wir standen vor Thorwaldsen. Er seiner Vertraulichkeit, ja, man glaubt ihr um des scharfe war gerade von einer kleinen Unpäßlichkeit genesen, die ihn betonten Deutschitalienisch willen, das er noch immer

foricht, um so eher und lieber. Er ist mittheilend ohne Ge. Charakter und Ausdruck ergriffen und wieder gegeben. Die schwägigkeit, freundlich ohne Affectation; wir befinden uns feyerliche Ruhe der Etrusker und Griechen ruht, mit der wohl in seiner Nähe und verlassen ihn ungern und mit dem einzigen Ausnahme des Alexander, über dem Ganzen, der vollen Gefühl seiner geistigen Überlegenheit. Charakter des Ehrwürdigen und Erhabenen verklärt es mit

Nach wenig allgemeinen Worten verließ er sogleich unbeschreiblichem Reit, selbst abgesehen von der Schwie. feine Arbeit und fing an, uns selbst umherzuführen, ohne rigkeit, ben einem so ausgedehnten Werk nicht in Mono daß es den Anschein hatte, als glaube er uns dadurch eine tonie und Gleichgültigkeit zu verfallen. Alexander allein besondere Verpflichtung aufzulegen. Sein Atelier ist eine möchten wir stolzer und weniger eitel und opernhaft wün. reiche und ausgedehnte Gallerie. Bemerkungen über seine sen; diese Gestalt erinnert etwas zu sehr an Canovas Kunst waren der Gegenstand des Gesprächs; er liebte es, Styl, dem antike Ruhe und Mäßigung selten seine Behauptungen mit metaphysischen Gründen, nach der beywohnt. Die Schaar der Hirten, als Contrast zu den bekannten Art seiner Landsleute, zu unterstüßen; die Phi- Prunkzügen des Triumphs, den Vasen und goldenen Ge losophie der Sculptur war es, auf die er gemeinhin zu faßen, ist trefflich; die Seher sind von hoher poetischer rückkam. Er vertheidigt seinen Styl durch theoretische An Erfindung; die Architektur und die Gaben sind wohrhaft Käten und deutete ohne directen Ladel seiner Nebenbuhler babylonisch, reich und prächtig. doch mehrmahls auf den Vorrang hin, den seine eigenen Nach diesem Werke, dessen Vollendung das Leben Schöpfungen ihm zu verdienen schienen. Thorwaldsen's Mei- des Künstlers beschäftigen wird, treten wir in das erste Ate. sterschaft besteht in der ersten Auffassung seines Gegenstans lier, wo der Jason steht, eine wahrhaft griechische Gestalt,. des; er schafft nur in Thon; die langsame tägliche Arbeit, ein Nebenbuhler des Achill und Meleager, nackt, ein Held das allmählige Reifen des Werkes ermüdet und erschreckt des Alterthums, der so eben das goldene Vließ gewonnen ibn. Darum fehlt ihm gemeinhin die lehte Hand, daher hat, so nahe den Antiken verwandt, als es ohne Copie kommt die Härte seiner Ausführungen, die den Charakter möglich ist. Neben ihm steht Poniatowsky, eine moderne seines Styls ausmacht und ihn auf den ersten Blick von Gestalt, ohne modernes Costume; die Grazien, welche Canova unterscheidet. Allein, für diesen Mangel leistet er auf ihm folgen, ziehen als Wettwerke mit Canovas Gra durch die höhere Poesie seiner Compositionen vollkommen zien besonders an. Sie sind jungfräulicher, aber minder Ersaß; das Scaffen ist sein Feld; und obgleich er nicht reißend als die des italienischen Meisters. Thorwaldsen wie Canova das Haupt einer Schule ist, so hat doch seit schäßt dieß Werk mit Vorliebe; seine Überzeugung von Migel Angelo kein größerer, kein originellerer Dichter in ihren Vorzügen spricht er beredt und unumwunden aus. der Sculptur gelebt als er. Die Gruppe rangirt, als Kunst. Die vier ovalen Basreliefs, Stärke, Weisheit, Gesunds werk, über der einzelnen Statue, und Reliefs über der heit und Gerechtigkeit, sind in demselben Gemache aufges Gruppe. Hier zeigen sich die Leidenschaften handelnd und stellt: hohe, originelle Personificationen trivialer Gegens wirkend, und die Entfaltung des Geistes in der Leidenschaft stände, unter denen besonders die legte, Nemesis, an die ist es ja, was den Künstler von dem bloßen Handarbeiter Kraft und Einfalt Äschylus's erinnert; sie sind für Kopen. unterscheidet. Canova's Reliefs stehen unter seinem Ruf, hagen bestimmt. Die Venus, eine Nachahmung der Medis die Febler seiner Manier zeigen sich in diesen Arbeiten mehr ceerinn, steht neben diesem Zimmer, der Kopf verräth als anderswo; Thorwaldsen's Compositionen dagegen sind mehr Nachdenken als im Original, der Apfel in der Hand von den Fehlern seines Styles frey, und nehmen wir nur beschäftigt ihn und des Zuschauers Aufmerksamkeit, der fie zum Maßstab, so steht er unstreitig um einige Grade Körper ist voller und runder. Alle Theile schwellen, im höher in der Kunst als sein Nebenbuhler. Gegensch zu dem gewohnten Styl der Neuern, mehr; das

Schon das erste Werk, das wir von ihm sahen, macht Fleisch ist sanfter; Form und Ausführung ist gleich vollen. uns dieß deutlich. Sommarivà hat mit einer Freygebigkeit, det. Das Unternehmen war ein Prüfstein seiner Kraft, und die die Fürsten Europas hinter sich zurückließ, den Triumph. Thorwaldsen hat gesiegt. Ein Pendant dazu ist der Ados ug Alexanders in einem prachtvollen Fries von Marmor nis, weniger originell und trockener an sich, als Stoff. bey ihm bestellt. Das Modell stand gegen die Wand ges Unter den Büsten zeichnet sich des Künstlers eigener lebnt vor uns; es ist unstreitig das erste und vollendetste colossaler Kopf durch unübertreffliche Großartigkeit, den aller modernen Basreliefs. Das Alterthum ist darin nicht Lord Byrons aber durch Flachheit und seltsame Verfehltheit allein im Costume und den außerwesentlichen Dingen, aus. Die Reiterstatue Poniatowskys ist eine völlige Verito nein, es ist im innersten Gedanken, in Blick, Stellung, rung Thorwaldsens, die Berninis Geschmack Ehre machen

würde. Sie gleicht dem Curtius der Villa Borghese. Thors entscheiden. Unfern davon steht. der Ganymed, und neben waldsen behauptet, daß die Stellung auf der Fontaine ihm ihm der Kopernicus, ein Abdruck der vollen Naivetät und Zwang angethan habe, und sein erster geistreicher Entwurf Einfachheit seiner eigenen Natur und feines Vaterlandes bestätigt dies. Hier schaudert das Pferd wirklich vor dem Er ist sizend auf einem großen, schmucklosen Piedestal und Strom, doch der Mann und seine Geisteskraft besiegen das in Betrachtung des Globus versenkt, den er in der Rechten Thier. Mein Lieblingsstück ist die Hoffnung, eine wahrhaft hält, dargestellt; das deutsche Costume ist mehr verdeckt poetische Schöpfung nach einem äginetischen Vorbilde, völs als entfernt, und die Aufmerksamkeit des Zuschauers wird lig verständlich und abgeschlossen. Die Göttinn hält eine durch das tiefe Nachdenken des Bildwerkes angezogen. Es aufbrechende Granate in der einen Hand, mit der andern ist für Deutschland bestimmt und soll in Bronze gegoffen erhebt sie ihr Gewand; eine Heiterkeit, die Hoffnung und werden. Die Ähnlichkeit des Porträts läßt sich bestreiten. Furcht vereinigen, Ernst und Vertrauen ruhen auf ihren Der Künstler hatte Nichts als einen elenden Kupferstich, Zügen. Der Styl ist neu, zwischen Phidias und Hegestas den er mir auf die Wand geklebt zeigte, zu seinem Vors an Anmuth dem erstern verwandter; Gewand, Stellung bilde. In demselben Atelier steht ein Modell im Kleinen und Blick sind in diesem Styl; die Draperie selbst ist eine von dem berühmten Schweizerlöwen, der über sein Vers überaus glückliche Erfindung. Daneben steht die Hebe. Sie dienst geschäßt worden ist. Der Gedanke selbst ist falsch; die ist die Hebe-der Alten, und eine antike Ruhe schwebt mit Schweizergarte konnte einem Löwen gleichen; allein, der dem Schleyer stiller Größe anmuthig über ihrer ganzen Ge. Löwe kann sich für die Erhaltung einer Fahne, sey sie weiß stalt. Canovas Hebe ist jünger, leichter und eitler, Thor. oder roth, nicht intereffiren. Es ist ein früheres Werk, waldsen's ist die ältere Schwester, vielleicht etwas zu ernst. mager in der Behandlung, schwach und fehlerhaft im Styl Sie hat so eben den Nektar ausgegossen und harrt dem Ende und nur durch die Originalität der Ausführung und seine des Festes mit liebender Luft entgegen. Hier stehen auch colossale Größe ausgezeichnet. Doch, das Meisterwerk dien die unnachahmlichen Reliefs des Tages und der Nacht. Der ses ausgezeichneten Mannes ist die Reihe von Bildwerken, Tag ist gewöhnlich und auf gewöhnliche Art ausgedrückt, die er für die neue Kathedrale in Kopenhagen auszuführen die Nacht dagegen ist Thorwaldsen's Eigenthum und gleicht beschäftigt ist., Dieß ist ein neues Gebäude im griechischen einer Gemme des Alterthums. Ein kostbares Laufbecken ist Styl, das der größte Bildhauer des Nordens mit Sta. daneben, die Versinnlichung des Spruches der Liebe: Laßt tuen zu zieren berufen wurde. Er hat fürs Giebelfeld des die Kindlein zu mir kommen. Der Gedanke isk trefflich und Portals, welches dem des Pantheon gleicht, St. Johane hat seine Würdigung gefunden. Das Relief Priamus, der nis in der Wüste predigend erwählt, für die Nischen der seines Sohnes Leiche zurückfordert, hätte nur dürfen in der Vorhalle die vier größern Propheten, für den Fries, Chris Villa Adriano aufgefunden werden, um einen Play unter stus als Kreuzträger, für das Innere des Tempels die zwölf den vollendesiten Werken alter Sculptur geltend zu ma. Apostel, und für den Hochaltar den Erlöser selbst. Ein chen. Nicht dasselbe läßt sich von der Trennung der Briseis großer Theil dieser prachtvollen Reihe von Statuen ist in fagen; Flormanns Skizze, obgleich roh und sorglos wie Modell ausgeführt. Das Basrelief des Giebels ist bewun gewöhnlich, ist ihr überlegen. derungswürdig und fügt sich dem Raum ohne dem mindes

In dem anstoßenden Zimmer steht der Schäfer, ein sten Zwang an. St. Johannes auf einer Erhöhung nimmt wahres Pastoral, in aller Eleganz und aller Rube des dos die Mitte ein, seine Zuhörer gruppiren sich um ihn in den rischen Alterthums; ich kenne kein Bildwerk dieser Gattung verschiedensten Stellungen leicht und natürlich, die näch. das ihm an Anmuth und zarter Empfindung gleich käme. sten Figuren stehend, die entferntern liegend. Zum Lobe Nebenbey wurde der Merkur copirt. Der Meister hat hier der Apostel läßt sich nichts Höheres sagen, als daß sie das die Form des Alterthums mit wunderbarer Selbstbeherrs gerade Widerspiel der Berninischen im Lateran sind. Hier shung behandelt und leicht und wahr in eine neue Form ist von keiner Verdrehung, von keinem Schwanken und umgegoffen. Der Kopf besonders verdient die größte Auf. Schweifen die Rede, keine Übertreibung der Muskeln, merksamkeit. Er stellt uns deutlich jenes Gemisch von Ges keine unverständliche Allegorie, keine schlaffe Bekleidung fühlen dar, das die Alten dem Merkur zuschrieben: List, und kein mit sich selbst streitender Ausdruck. Die volle Ent Wachsamkeit und die Kunst der Überredung; die Musik wickelung des Alters und des Berufs, ein Ernst, wie er hat eben geschwiegen und seine Hand sucht im Geheimen diesem zukommt, eine erhabene Ruhe, wie sie sich für Werke nach dem Schwerte, während das Auge fest auf Argus und der Sculptur eignet, und dabey das Individuelle und Beseine Bewegungen gerichtet ist; der nächste Augenblick soll sondere gristliger Helden ruht auf ihnen allen; doch alles

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Dieß vollkommen individualisirt nach Persönlichkeit, Alter Wahl unterworfen, der vor uns erscheint, und jeder Zus und Zuneigung, ohne die Hülfe des Symbols und einer schauer muß unwillkührlich vor ihm ausrufen: „Das Pros eigenthümlichen Draperie. Kein Künstler hat in St. Peter blem ist gelöst, mein Traum ist wirklich geworden." Thore diese Strenge und vollendete Hingebung, in St. Johan- waldsen selbst, noch in der vollen Begeisterung des Künste nes diese liebenswürdige Jungfräulichkeit, in St. Mats lers, sprach, als wir das Gemach verließen, mit dem Ge. thäus diese Salbung, in St. Jacob_diese Feyerlichkeit, fühl, welches für zahllose Stunden der Anstrengung ents in St. Thomas diese unerschütterliche Überzeugung, und in schädigt, zu uns: „Ich glaube, ich habe es endlich gefunden.” allen Andern diese Entschlossenheit für die Leiden niederzus Die letzten Werke Thorwaldsens sind sein Grabmonu. legen gewußt wie Thorwaldsen. Die traditionellen Embleme ment Pius VII. und eine Büste Consalvis, mit einigen finden sich neben ihnen, allein, ohne daß sie ihrer bedür. kleinen Basreliefs. Dieß Grabmonument seines Beschüßers fen. Doch, die Krone des Ganzen ist die wahrhaft erhas muß man, besonders nach Bernini, sehen. Canova fand dene Bildsäule des Heilandes selbst. Ich kenne Nichts, das die größte Schwierigkeit, jenes Heer von Carità's und Saihr gleicht, se ist für die Christenheit was der Jupiter des pienza's zu unterdrücken, welche, wie die Schleppentrås Phidias für das Alterthum war: die Verkörperung des ger der Päpste und Cardinále, diese bis in ihre lehte Rus ganzen Systems durch seinen sichtbaren Charakter. Die heftätte begleiteten. Er sah sich zu einer Art von Friedens. Stellung ist einfach, beyde Arme sind liebend ausgebreitet, tractat mit ihnen genöthigt. Sein Ganganelli und spåter der Kopf fanft geneigt, und das Auge ruht auf den Leiden sein Rezzonico waren offenbare und wesentliche Verbesseruns der Menschheit zu seinen Füßen; die Worte an der Vase: gen des Geschmacks. Thorwaldsen ist noch weiter gegangen „Kommet zu mir Ulle, die Ihr mühsam und beladen seyd" und hat die ganze Sippschaft auf einmahl verabschiedet. ist die schönste Erklärung des ganzen Bildwerkes. Der Sein Pius VII. sigt auf seinem Grabe (einem alten So. Kopf, die Stellung, das Costume Alles athmet und ras.) Die Tiara ruht neben ihm, eine schöne Versinnlis lebt; ja, eine gewisse Monotonie darin, die man getadelt chung des bekannten „Sibi viventi posuit," zu dem der hat, ist nur eine künstliche Steigerung der allgemeinen Charakter des Papstes selbst, der der mildeste aller Mens Wirkung. Die parallelen Linien der Draperie; die parallele schen war, ihm die Veranlassung gab. Ein Mann, dessen Ausbreitung der Arme, die vollkommene Gleichheit der ganzes Leben das „Memento homo" predigte, darf auf Statue auf beyden Seiten sind wie die Rückkehr zu dem seinem Grabe wenigstens in dieser Demuth erscheinen; als selben Thema in der Musik, oder zu demselben Wort in lein, seine Verwandte zwangen Thorwaldsen, eine Art der Poesie. Nichts Griechisches oder Etruskisches in dem von christlichem Herkules neben ihm anzubringen, der ihm ganzen Werk, nichts Traditionelles, es gleicht keinem die abgelegte Tiara wieder auffeßt, wodurch das Werk zu Christus, den ich je gesehen; es ist kein Raphael, kein einem Plagiat wird. Die Ähnlichkeit ist unverbefferlich. Nes Michel Angelo, kein Poussin es ist ein Werk für sich, ben ihm steht sein Minister Consalvi, das schönste Grab. von der alten deutschen Schule, wie es scheint, eingeges monument, das ich kenne. Auf ihn schüttete Thorwaldsen ben, allein, von dem erhabenen Sinn des Künstlers selbst seine ganze Seele, seine ganze Meisterschaft aus. Alles verbessert und geläutert. Die colossale Schwere der Verhält- daran ist wirklich und wesentlich, aber der Geist thront nisse, die man daran gleichfalls getadelt hat, gibt ihr für über dem Ganzen. Die starken Augenbraunen, schwer von mich nur einen Reiß mehr. Der Christus Michel Angelos, Alter und Gedanken, der feste Blick, der bedeutungsvolle obgleich an sich eine viel irdischere Natur, verdient das Lob, Mund, die eingefunkene Wange des Staatsmannes, Alles das man ihm als das erste Werk reiner Kunst zollt, uns ist trefflich erhalten und dennoch geläutert und rein von Als bedenklich; allein, der Christus Thorwaldsens übertrifft, lem, was klein, gewöhnlich und zufällig daran ist: ein mit geringerer Gelehrsamkeit, den geistigen Werth, wenn hohes Werk, das des Künstlers Vollendung im Großen ich so sagen darf, dieses Werks bey Weitem. Seine Vors wie im Kleinen verkündet.

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züge verdankt er dem Gemüth und den Zwecken, für die Diese Sachen standen in seinem eigenen Hause, eine die Kunst allein da ist. Hier ist von keiner Überwindung Merkwürdigkeit für sich und nicht minder sehenswerth als vorhandener Schwierigkeiten die Rede, es ist eine mora seine Werke selbst. Während Gerard für den aristokrati lische Erscheinung, im vollkommensten Einklange mit sei schen Ton seines Ateliers, und Girodet wegen der glanzvole nem körperlichen Ausdruck. Der Kopf strahlt von der mile len Confusion des seinigen, die Camuccini noch höher ges den Philosophie des Evangeliums wieder; es ist der Men, steigert hat, berühmt sind, wohnt Thorwaldsen, einfach sensohn, allen Sgwacheiten unserer Natur aus freyer und alles Äußere verachtend, noch immer in seiner stillen

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Wohnung auf der Via Sistina. Mit der größten Anspruchs nige Freunde dort zurück, die ich so hoch und mit so vies losigkeit führte er uns von Zimmer zu Zimmer, von denen lem Recht verehrte als Thorwaldsen.

Laureac u m.

man keines ohne Bewunderung seines Geistes verläßt. Die
ersten Gemächer nehmen einige Basreliefs und etruskische
Basen, für die er den ganzen Enthusiasmus Davids bes
sigt, ein, und einige Gemahlde zieren seinen Salon, aus Geweihter theurer Boden meiner Heimath,
dem jeder andere Schmuck entfernt ist. Die Mehrzahl Geweiht von Elio, der Unsterblichen!
dieser Gemählde hat er jungen deutschen Künstlern abges In deren Rollen jest der späte Enkel `
kauft, die Thorwaldsen mit lobenswerthem Nationalgeist Mit Staunen, aber auch mit Wehmuth liest!
unterstützt. Kein Künstler naht sich ihm umsonst, freundliche Am Ister dort, wo er den Strom empfängt,
Worte und wirkliche Hülfe werden jedem zu Theil. Zwey Der nun das Stammland Östreich scheidet, stand
Laureacum, die altergraue Stadt
Bilder in seinem Schlafzimmer, Gegenstände Dantes, von Der Eelten nur durch Roma's Kraft gebeugt,
Koch, genießen seiner besondern Vorliebe. Sein Haus ist als ihre Adler nach dem Norden flogen!
fast ohne Meuble; es glich einem Atelier und mußte oft Des Weltreichs hohe Warte stand sie da,
dazu dienen. Sein Bett würde ein Schüler verschmäht has Von ihren Thürmen weithin schauend in
ben; feine Garderobe war die eines Philosophen; sein Das Land, mit scharfem Blick den Norden hütend!
größter Schoß aber war eine Sammlung geschnittener In seinen Mauern sah Laureacum
Steine, die er uns bereitwillig zeigte, nachdem er erst mit allzermalmender Gewalt des Armes
Der fürchterlichen Roma Legionen,
eine Masse von Orden und Decorationen umgestürzt hatte, herangezogen von der fernen Tiber,
die er, zufrieden, sie zu verdienen, nie trägt. Die Nas In wildaufjauchzend grellem Kriegesjubel
türlichkeit, mit der dieß Alles geschah, war hinreißend; Sich furchtbar rüsten zu erneutem Kampf,
der Stolz auf Land dieser Art ist der elendeste von allen. Wenn in dem Ruh'verachtend feur'gen Drang
Thorwaldsen ist von jedem Extrem entfernt, seine Liebe Nach Ahnenthaten, die Eroberer
zur Kunst verschlingt alle kleinern Wünsche, alle gewöhnli. Der Welt, das rothgefärbte Schwert ergriffen,
che Eitelkeit. Er ist reich, und er dankt seinen Reichthum und neue Siege feyernd in den Tempeln,
Und kühn und stolz des Janus Riegel sprengten!
seiner Kunst. Seine Freygebigkeit ist weniger bekannt als Erhob im Hochgefühle seiner Macht

die Canovas; doch ist er fern von Geiß, dessen die Römer Und seines Weltbekannten Ruhmes prangend,
ihn beschuldigen möchten. Gleich Canova, zieht er das ehe Laurea cum das Haupt zum Sig der Götter!
lose Leben vor; allein, er ist in diesem Punct eben so aus. Und ihres Schirmes freute sich die Hohe,
gezeichnet moralisch, als Camuccini'das Muster eines Eher Wenn troßig aus der Ehrfurcht Schranken tretend,
mannes ist. Die Razzi und Cellini sind unter den Künfte Der jenseits hausende Barbar vergaß,
Daß Römer sind, die gegenüber stehn!
lern ausgestorben oder nur noch in dem tiefern Range der-
Wo sind die Säulen und die Bögen nun,
selben zu finden. Thorwaldsen ist ein Mann aus alter Zeit und all' die schönen Siegesmonumente,
einfach, freundlich und kräftig, voll Gefühl für die Schön. Von Fels gehauen, und gebildet durch
heit, doch die Stärke vorziehend; sein Charakter ist wie Des Meißels Kunst, Jahrtausenden zu sagen,
sein Geist ernst, entschieden, zuweilen rauh. Nach Cano. Was Römer thaten! Wo ist ihre Spur?
vas Lode steht er ohne Nebenbuhler da; allein, dieser Ist all das Herrliche zu Staub geworden?
Wo sind die Rhätier und Pannonier,
Verlust hat selbst ihm geschadet. Kleinliche Eifersucht hatte
Die Völker alle, die den nor'schen Stahl
fie getrennt; wo die Schuld lag, ist schwer zu entscheiden; Gehohlt, und in ihr fernes Vaterland
in Canova hat Niemand jemahls eine Spur von Eitelkeit Nach Sonnen. Auf und Niedergang hinziehend,
entdeckt. Auch mit Camuccini hat das frühere warme Ver. Den Ihren, freudigstolz erzählt: „Sie haben
hältniß aufgehört; doch in beyden Fällen weiß man von Laure acum geseh'n in Glanz und Größe»!
keiner wesentlichen Schuld des einen oder des andern Theils
zu sagen; wir schreiben sie daher am besten der Unvollkom.
menheit der menschlichen Natur überhaupt zu.

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So stand es mächtig an des Isters Ufer,
Der eh'rne Schild des weiten Noricums,
Noch troßend jeglicher Erschütterung,
Da Roma längst, die alte Herrscherinn
Ich verließ Thorwaldsen nach einem dreystündigen Be Gefallen war im Sturm der deutschen Kraft!
such, dankte ihm für die Aufopferung seiner Zeit und nahm Doch als der Morgenlande wilde Horden,
Abschied. Bey meiner Abreise von Rom aber ließ ich wes Ein zahllos Heer von losgelaff'nen Wölfen,

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