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p. 428. Berol. atque supercilio brevior. Ganz kurz gestutztes Haar gehört zum ascetischen Costüme. Dieses wird nachgeäfft. Ruperti ihr Haar ist kleiner als ihr Stolz; wäre ein kindischer Ausdruck, und supercilium, mit coma zusammengestellt, lässt sich unmöglich metaphorisch nehmen. Uebrigens lässt diesen Vers der Cod. Ulm. aus, und ändert den folgenden so: Verius hiis vivit Peribomius. Den Mönchen schmerzte jener Vers; er konnte auf sie selbst gedeutet werden.

15. Verius erklärt sich durch den Zusatz et magis ingenue. ergo, wie I, 15, affirmativ: ,,doch wahrlich," Peribomius nomen θετικόν sacerdotis, περιβώμιος, qui cirea aram versatur; könnte eben so wohl Parabomius heissen. Der Scholiast versteht einen archigallus. Die Galli waren ein eigenes collegium sacerdotum, zu dem aus Phrygien stammenden, wilden Naturdienste der Cybele gehörig, und archigalli ihre Vorsteher, magistri, doxiosis. Sie wurden als ein unreines, mit den schändlichsten Lastern behaftetes, Gesindel betrachtet. Diese Art Menschen sind noch erträglicher, als jene Heuchler: denn sie wollen doch wenigstens nichts anders scheinen, als was sie sind. hunc, nicht diesen als ein Individuum, sondern talem. fatis imputo, i. e. diis. Seine Schlechtigkeit ist weniger ihm beizumessen, als einer Bethörung, womit ihn das Schicksal verfolgt; er ist Geoßlaßis, darum nicht Herr seines Willens und mehr ein Unglücklicher, der Mitleiden verdient, miserabilis. Senec. Controv. p. 188. 189. Bip. Pseudo-Cic. de Har. Resp. §. 39. fatalis vecordia Tacit. XI, 26. Casaub. ad Pers. p. 251. Brisson. v. Fatum. furor, der Zustand eines 9εoßhaßrs, Großháßeta. Nicht bloss eigentliche Verrücktheit, Wahnsinn, leitet die alte Welt unmittelbar von Dämonischem Einfluss ab; auch eine jede momentane Befangenheit der Vernunft, Bethörung, tn, dann Thorheit, Unverstand überhaupt, άpooovvŋ, ist göttliches Verhängniss, Unglück. Dieser Begriff oder dieser Glaube der alten Welt spiegelt sich

vielfältig in der Sprache ab, in der Griechischen noch mehr als in der Lateinischen, weil die Griechen jenen Begriff lebendiger hatten, er also auch stärker sich ihrer Sprache mittheilen musste. Wo wir bestimmt sagen müssen entweder ruchlos, oder unsinnig, unbesonnen, thöricht, sagen die Alten ihren Begriffen gemäss, unglücklich, miser, infelix, letzteres VII, 74., die viel reichere Griechische Sprache in einer Reihe sinnverwandter Ausdrücke, κακοδαίμων, ἀτυχής, δυστυχής, ἄθλιος, u. a.

19. verbis Herculis, eigentlich zu nehmen: denn die Stoiker betrachteten den Hercules als das Ideal der Tugend, 'und suchten ihn, als ihr Vorbild, auch im Aeusserlichen darzustellen: was sie sprachen, waren daher auch Herculesworte, Menage ad Diog. Laert. VI, 2. clunem agitare

und cevere einerlei, letzteres auch beim Plautus und Martial, und unten IX, 40. Glossae: Cevens, xúqwv, vielleicht xúntov, aber auch so nicht genau. Ueber cevere zu VI, 322. Schneider Lex. Zaλaxwvevɛiv. Jo. Januens, Cathol. v. Ceveo. Im Cod. Ulm. sind aus v. 21. zwei Verse gemacht: Clunem agitant, Venerisque novo merguntur in actu. Vituperans ego te ceventem, Sexte, verebor. Eine Mönchsarbeit: es muss aber Vituperantem heissen. Der Mönch nachte seine Sache sehr pfiffig; er hatte den fünfzehnten Vers auf die Seite geschafft, und damit man den Betrug ander verminderten Verszahl nicht merken möchte, machte er hier, wo sich's thun liess, einen Vers mehr. Ein merkwürdiger Fall, für die Kritik lehrreich. Varillus, willkührlich gewählter Name. Varus die Stammform; davon Varius, Varinus, Varillus. Varilla auf alten Inschriften. Barillus eine andere Schreibart, kein Fehler. loripes, X, 308. Glossae: iuavrónovç, und Vetus Onomast. xvλλonodiwv. Plin. H. N. V. c. 8. Himantopodes loripedes quidam, quibus serpendo ingredi natura est; der langsam gehen muss, und mehr schleicht als geht, weil er aus Schwäche die Füsse nicht heben kann; daher Plautus verbindet loripedes, tar

tissimi; Riemenbein, wegen der schlaffen Bewegung, Die Lexx. sind unbefriedigend. Schneider unter 'Tuartónovs hat die Bedeutung gar nicht. Salmas. Exercitatt. p. 295. A. Du Cange Append. ad Glossar. Awpózovç. Reines. Epist. ad Hofmann. p. 10.

25. Quis coelum terris non misceat, i. e. quis non putet misceri? Wer sollte nicht meinen, dass aller Dinge Ende (wie wir sagen, der jüngste Tag) gekommen sei, wenn erst u. s. Die Ausdrucksart misceat für misceri dicat, putet, gehört zu Einer Classe mit I, 163.

W.

dicere in, das Griechische Aéyɛiv xará tivos. Ruperti:,,de iudice, sentenλέγειν κατά τινος. tiam dicente". Der Mann versteht kein Latein.

disci

puli tres, das letzte Triumvirat, Octavius, Antonius, Lepidus. Redit Sullana proscriptio, Florus IV, 6.

29-33. Eine Stelle von der grössten Energie, von wahrhaft schauderhaftem Eindruck. Eine der scheuslichsten Schandthaten beging Domitian an seiner Nichte Julia, seines Bruders Titus Tochter. Anfangs sollte er sie zur Gemahlin nehmen, was er aber auf das hartnäckigste verweigerte. Als sie an einen Andern vermählt worden war, verführte er sie, und da sie Wittwe geworden war, unterhielt er öffentlichen Umgang mit ihr; sie ward als Wittwe von ihm schwanger; er zwang ihr ein abortivum auf, woran sie starb. Dio Cassius setzt diesen Umgang hauptsächlich ins Jahr 83. p. Chr., das dritte der Regierung Domitians. Domitian endete seine Regierung, ermordet 96., im fünfzehnten Jahre. Juvenal spricht von der Unthat, als von etwas, das noch im frischen Andenken war: Qualis erat nuper. Es konnte also von dem unglücklichen Tode der Julia bis zur Abfassung dieser Satire kein langer Zeitraum verflossen sein; wornach wir Grund haben anzunehmen, dass diese Satire noch bei Domitians Lebzeiten geschrieben sei, und mithin früher als alle die übrigen. Diess ist es, was ich mit Bezie hung auf diese merkwürdige Stelle im Argumentum angedeutet. Gerade zu jener Zeit, als die Geschichte mit der

Nichte allgemeines Aufsehn erregte, erfolgte durch ein Edict die Erneuerung der Lex Julia de adulteriis, ein empörender Contrast! Es erhält das Factum in Ansehung dieser Erneuerung aus der Stelle des Juvenal auch zugleich seine Zeitbestimmung, und man sieht auch noch, von welcher Zeit an das heuchlerische Unwesen der Grossen in Rom, welches unsere Satire schildert, datirt werden muss. tragico concubitu, horrendo, wegen des schauderhaften Eindrucks, in Beziehung auf ähnliche Greuel in Tragödieen, z. B. Qedipus und Jocaste. So tragicae Erinnyes Propert. II, 16, 29. tot abortivis: also gingen mehrere Aborte vorher. Der Ausdruck ist zu bestimmt, um blosse satirische Uebertreibung zu sein. vulvam solveret, faceret, ut ante tem❤ pas uterus se aperiret ad foetum edendum. Embryonen.

offas,

34. vitia ultima, vitiosissimae: denn vom weiblichen Geschlechte ist die Rede; abstractum pro concreto, besonders im Griechischen sehr häufig. Soph. Trach. 504. uέya Ti adέvos á Kúпgis, und das. Musgrave. Scauros, i. e. Censores, XI, 91. M. Aemilius Scaurus durch unerschütterliche Strenge berühmt, princeps Senatus und Censor. Ern. Clav. Cic., wo aber,,Stoicus fuit" wegfallen muss. S. Brut. S. 116. castigata, verbis vel poenis, tanquam a Censore; man sagt castigare vom Censor, und castigatio Censoria.

36. Die Satire geht ins Dramatische über; die Scene ist öffentlich auf dem Forum; es soll eben eine Frau wegen Ehebruch verurtheilt werden, die nun ihrer Zunge freien Lauf lässt, und ihrem Ankläger mit der Censormiene auf das kräftigste replicirt. Non tulit, epischer Ton, als wäre es Erzählung einer wirklichen Begebenheit. Das Weibspricht mit einer Art von Wuth, wie eine Sibylla oder Cassandra; daher canentem v. 64. . Laronia, ächte Namensform, beim Martial II, 32. und Gruter Inscriptt. Lauronia hat nichts für sich als die Möglichkeit, dass aŭ in a hat konnen verdorben werden. Die Ableitung von Lauron in

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Hispania taugt hier nicht: denn es muss hier ein Römischer Name sein. Laronii mehrere in Grut. Inscriptt. Larenius Fabretti Inscriptt. p. 627. soll auch wohl Laronius sein. Laro Laronius, wie Pompo Pomponius, Petro Petronius, Scribo Scribonius, Sempro Sempronius. Verwandt Larina, Bentl. zu Hor. Od. II, 8. init. Ubi nunc lex Julia? Zu vergl. Cicer. Phil. V. §. 8. Atque ita subridens. Richtiger ist ad quem subrid., aus Virgil Aen. X, 742. Beim Virgil kam in Handschriften Atque vor, ein blosser Schreibfehler; daraus wurde durch Correctur Atque ita, und so wollte der Voss. pr. bei Heinsius und Heyne, der Atque et hat; dieses ist denn aus Virgilischen Handschriften Variante beim Juvenal geworden. Felicia tempora, quae te Moribus opponunt! Aehnlich Cic. pro Sext. §. 20. habeo quem opponam labi illi alque coeno.

39.

Ganz Rom mag sich nur schämen vor dem neuerstandenen Cato! tertius etc., ist der Causalsatz, ohne Par

tikel, nach Juvenalischer Weise, Statius Theb. X, 570.

habere pudorem, wie

tertius Cato. Nur M. Cato

maior hiess Censorius; aber gleichsam ein zweiter Censorius war M. Cato minor Uticensis, jenem gleich an tiefem Ernst und censorischer Strenge, „perfectus Stoicus" Cic. Paradox, I.

pudor, eben so wohl in Beziehung auf den letztern: denn sein Name war dem bessern Theile der Römischen Welt die Bezeichnung der höchsten Tugend und unerreichbaren Seelengrösse, selbst unter Nero und Domitian. Boost über eine Anklage des Horatius, S. 85. ff. e coelo cecidit. Minuc. Fel. Octavio p. 232. Cic. Epp. ad Q. Fr. I, 1, 2. Nam Graeci quidem te de coelo divinum hominem esse in provinciam delapsum putent. it. pro L. Manil. §. 41.

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41. balsamum, der Balsamstrauch, schon im Orient, wo er einheimisch war, selten, und von den Römern ausserordentlich geschätzt; opobalsamum, ónoßáhouμov, succus balsami, ein Harz, welches der Strauch nur sparsam absetzt, die kostbarste Art von Wohlgerüchen. Voss zu Virg. Ldbau

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