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D. IUNII IUVENALIS

SATURARUM

LIBER QUINTUS

SATURA XIII.

Exemplo quodcumque malo committitur, ipsi
displicet auctori. prima est haec ultio, quod se
iudice nemo nocens absolvitur, inproba quamvis
gratia fallaci praetoris vicerit urna.

quid sentire putas homines, Calvine, recenti
de scelere et fidei violatae crimine? sed nec
tam tenuis census tibi contigit, ut mediocris
iacturae te mergat onus, nec rara videmus
quae pateris: casus multis hic cognitus ac iam
tritus et e medio fortunae ductus acervo.
ponamus nimios gemitus: flagrantior aequo
non debet dolor esse viri, nec vulnere maior.
tu quamvis levium minimam exiguamque malorum

Sat. XIII.

Die Satire enthält die Lehre Juvenals von der Macht und Strafe des bösen Gewissens, angeknüpft an einen Verlust, welchen sein Freund Calvinus dadurch erlitten hatte, dass ihm ein Gut, welches er einem Freunde anvertraut hatte, von diesem abgeleugnet wurde.

Der mildere Ton der Satire lässt erkennen, dass sie vom Dichter in höherem Alter verfasst worden ist. Vgl. zu V. 17.

1. Exemplum von eximere ist etwas was aus einer Reihe von Dingen hervorragt. Jedes hervorragende Ereigniss wird für den Nachahmer ein massgebendes Beispiel im Guten wie im Bösen. Hier

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jede von Sitte und Recht abweichende That, jedes Verbrechen quodcumque ita conmittitur ut malo sit exemplo, cf. Näg. Stil. § 9, 1.

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improbi ho

3. improba gratia minis gratia, der Einfluss, die Macht

des Ungerechten.

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6. sed] Sinn: der Verbrecher entgeht also der verdienten Strafe doch nicht, während du über den Verlust dich wenigstens trösten kannst etc.

8. mergat] Der Beschädigte wird verglichen mit einem Schwimmer, welchem eine Last aufgelegt wird, die aber für ihn nicht so schwer ist, dass sie ihn in die Tiefe, d. h. in den Bankerott hinabziehen kann. · Die Last ist für Calvinus weder materiell noch (moralisch) psychisch zu gross.

videmus = erleben.

10. acervus fortunae ist die der Fortuna eigenthümliche Masse von Erlebnissen, die Masse des Schicksalswechsels e medio fortunae ludibrio, e media fortunae varietate et vicissitudine.

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particulam vix ferre potes, spumantibus ardens
visceribus, sacrum tibi quod non reddat amicus
depositum. stupet haec, qui iam post terga reliquit
sexaginta annos, Fonteio consule natus?
an nihil in melius tot rerum proficit usus?
magna quidem, sacris quae dat praecepta libellis,
victrix fortunae sapientia; ducimus autem
hos quoque felices, qui ferre incommoda vitae
nec iactare iugum vita didicere magistra.
quae tam festa dies, ut cesset prodere furem,
perfidiam fraudes atque omni ex crimine lucrum
quaesitum et partos gladio vel pyxide nummos?
rari quippe boni, numero vix sunt totidem quot
Thebarum portae vel divitis ostia Nili.
nunc aetas agitur peioraque saecula ferri

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17. Ein C. Fonteius Capito war im Jahr 812 (59) Consul mit C. Vipstanus Apronianus. Aber auch im Jahr 820 findet sich ein Consul Fonteius Capito, der als kaiserlicher Legat das Jahr darauf auf Galba's Befehl oder mit seinem Wissen in Germania inferior getödtet wurde. Da nun aber der zweite Fonteius in den beiden Consularpaaren die erste Stelle einnimmt und man bei einer solchen Zeitangabe immer nur den ersten Consul nannte, eine Regel die nicht nur die Senatsconsulte bei den Juristen sondern auch die Inschriften aus derselben Zeit bestätigen, so ist es kaum zweifelhaft, dass hier Juv. an den Fonteius von 820 denkt. Borghesi.

18. an nihil] Sinn: Kann über solche Erscheinungen ein Mann ausser Fassung gerathen, welcher schon 60 Jahre auf dem Rücken hat? Oder sollte eine so vieljährige Erfahrung den Menschen gar

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nicht eines Bessern belehren können? Die Gegenfrage ist also wohl berechtigt und die Lesart ac nihil ein schlechter Verbesserungsversuch.

19. Magna quidem] Sinn: Es ist zwar etwas Grosses um die Philosophie, aber auch das Leben ohne Philosophie kann den Menschen zur Ruhe des Gemüths und dadurch zur Glückseligkeit führen.

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sacris libellis in Büchern die der Gottheit würdig sind, gegenüber dem profanen Treiben der Welt.

20. In früheren Jahren erklärte Juv. den Glücklichen für den Inhaber aller Vorzüge des Körpers und Geistes, cf. VII 190, wenn auch schon damals nicht ohne Ironie; jetzt hat sich seine Anschauung geändert. Vgl. Ribbeck 17 sq.

22. iactare iugum, vor Ungeduld wie das widerstrebende Zugvieh. 23. cessare = unterlassen, poetische Umschreibung der Negation. 24. omni ex crimine quaesitum mit jeder Art Gewinn. Vgl. Naeg. Stil. § 30, 2.

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26. rari quippe boni Es gibt eben wenig redliche Leute in der Welt, das lässt sich nun einmal nicht ändern.

27. Ueber die Zahl sieben vgl. Macrob. Somn. Scip. I, 6.

28. nunc aetas] Da aetas u. saecula durch que zu einer begrifflichen Einheit verbunden sind, so ist auch zu aetas das Epitheton

temporibus, quorum sceleri non invenit ipsa
nomen et a nullo posuit natura metallo.
nos hominum divumque fidem clamore ciemus,
quanto Faesidium laudat vocalis agentem
sportula. dic, senior bulla dignissime, nescis,
quas habeat veneres aliena pecunia? nescis,
quem tua simplicitas risum vulgo moveat, cum
exigis a quoquam, ne peieret et putet ullis
esse aliquod numen templis araeque rubenti?
quondam hoc indigenae vivebant more, priusquam
sumeret agrestem posito diademate falcem
Saturnus fugiens, tunc, cum virguncula Iuno
et privatus adhuc Idaeis Iuppiter antris,
nulla super nubes convivia caelicolarum,
nec puer Iliacus, formonsa nec Herculis uxor
ad cyathos et iam siccato nectare tergens

peior zu denken. Hesiod. "Eoya 109 sqq. nennt das goldene, silberne und eherne und eiserne Zeitalter. Die späteren Dichter haben die Zahl willkührlich vermehrt. Für frühere Zeitalter gab es bereits kein Metall mehr, wonach jedes hätte benannt werden können: um wie viel weniger ist dies für unser Zeitalter möglich! Es ist dies natürlich eine passende satyrische Hyperbel.

29. sceleri = Ruchlosigkeit, cf. Halm zu Cic. p. Sest. 22, Naeg. 17, 1.

31. Zu clamore ist tanto zu ergänzen, cf. X 13.

32. Faesidius ist ein Sachwalter, causidicus, dem, wenn er plaidirt, die umstehenden Clienten (sportula) ihre Bravo's zuschreien. vocalis sportula die lautrufende Clientenschaar, die er als patronus ernährt. Heinrich versinnlicht die kecke Metonymie durch die Uebersetzung: die brüllenden Couverts. Etwa: der brüllende Tisch. Eine Schilderung solcher Vorgänge bei Plin. Ep. II, 14.

33. bulla, cf. zu 14, 5. u. 5, 164. senior, Demin. der Theilnahme: guter alter Mann. So ist Hor, II, 7,9 parmula nicht der kleine Schild, sondern der liebe, werthe, theure Schild.

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36. An die Heiligkeit des Eides und die Existenz eines Gottes zu glauben, gilt in unserer Zeit für bejammernswerthe Dummheit.

37. arae rubenti = dem blutgerötheten Altar. Man vergiesst das Opferblut, ohne mehr an die Gottheit zu glauben.

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38. indigenae simpeln Altvordern, deren Charakter noch nicht durch fremde Sitten und Anschauungen gefälscht war. Vgl. VI 1 sq. 40. fugiens als Verbannter. virguncula = Backfisch. Juvenal zieht die triviale doctrina fabularum ins Lächerliche, weil er zwischen dem wahren Wesen der Gottheit und ihrer anthropomorphischen Gestaltung in der Sage zu unterscheiden weiss. Vgl. XIV 271.

41. Vor der Dynastie der Olympier herrschten die Titanen, an ihrer Spitze Kronos. Als dieser die Weltregierung an Zeus verlor, wandte er sich nach Italien und widmete sich dem Ackerbau. Diese Sage kennt die Einkerkerung der Titanen in die Unterwelt nicht. (?)

44. et iam, wozu aus dem Vorausgehenden die Negation zu denken ist; Herculis uxor u. Vulcanus brachia tergens bilden nämlich eine komische Einheit. Vgl. Bentl. ad Hor. epod. 16, 6; Sat. I 6, 68,

brachia Vulcanus Liparaea nigra taberna.
prandebat sibi quisque deus, nec turba deorum
talis ut est hodie, contentaque sidera paucis
numinibus miserum urguebant Atlanta minori
pondere; nondum aliquis sortitus triste profundi
imperium aut Sicula torvus cum coniuge Pluton,
nec rota nec Furiae nec saxum aut vulturis atri
poena, sed infernis hilares sine regibus umbrae.
inprobitas illo fuit admirabilis aevo,

credebant quo grande nefas et morte piandum,
si iuvenis vetulo non adsurrexerat et si
barbato cuicumque puer, licet ipse videret
plura domi fraga et maiores glandis acervos.
tum venerabile erat praecedere quattuor annis,
primaque par adeo sacrae lanugo senectae.
nunc, si depositum non infitietur amicus,

Ruhnk. Vell. 2, 45. Dagegen ist zu beachten Juv. 15, 125. Ovid. met. 10, 92: nec fagus et innuba laurus, nec coryli fragiles et fraxinus utilis hastis enodisque abies etc. siccare nectar Nectarpokale

leeren. Vgl. Hom. Σ 410 sq.

46. sibi quisque: der Dativ ist nicht etwa ein ethicus, sondern ein dat. conmodi. Quint. 6, 3, 16: quae nunc iuvenum vel sibi ludentium exercitatio est.

47. talis ut müsste in der guten Latinität wenigstens talis qualis, hier aber tanta quanta heissen. Im Laufe der Zeit haben sich nicht nur die Familienverbindungen der Götter vermehrt, sondern es geht auch durch das ganze Alterthum ein gewisser Deificationsprozess (cf. 1, 113), worin besonders die Römer Unglaubliches leisteten Vgl. Augustin. de civ. dei. IV 8.

sidera sind hier nicht die einzelnen Sterne oder Sternbilder, sondern synekdochisch der Himmel, cf. 11, 63. Ovid. met. 1, 180.

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50. torvus, cf. Schiller: Wo sie mit dem finstern Gatten etc. Es ist der finstere, strenge Blick.

51-52. Es gab auch noch keine Strafen der Unterwelt, wie sie das XI Buch der Odyssee schildert.

55. Wie der iuvenis vor dem senex, so musste vor dem iuvenis der puer sich respectvoll erheben. Vgl. Censorin. de die nat. 14.

56. licet verliert in der guten Latinität nie seine Präsensbedeutung; in der silbernen Latinität erstarrt es allmählich zur Conjunktion wie quamvis, und von Seneca an wird es sogar wie quamvis mit dem Particip verbunden. Aber während quamvis in der silbernen Lat. ganz gewöhnlich mit dem Indicativ wie quamquam erscheint, ist dies doch bei licet nirgends der Fall.

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si reddat veterem cum tota aerugine follem,
prodigiosa fides et Tuscis digna libellis,
quaeque coronata lustrari debeat agna.
egregium sanctumque virum si cerno, bimembri
hoc monstrum puero vel mirandis sub aratro
piscibus inventis et fetae comparo mulae,
sollicitus, tamquam lapides effuderit imber
examenque apium longa consederit uva

culmine delubri, tamquam in mare fluxerit amnis
gurgitibus miris et lactis vertice torrens.
Intercepta decem quereris sestertia fraude
sacrilega? quid si bis centum perdidit alter
hoc arcana modo? maiorem tertius illa

summam, quam patulae vix ceperat angulus arcae?
tam facile et pronum est superos contemnere testes,
si mortalis idem nemo sciat! aspice, quanta
Voce neget, quae sit ficti constantia vultus.
per Solis radios Tarpeiaque fulmina iurat
et Martis frameam et Cirraei spicula vatis,
per calamos venatricis pharetramque puellae,
perque tuum, pater Aegaei Neptune, tridentem;
addit et Herculeos arcus hastamque Minervae,

61. aerugo nach Hor. A 330 verächtlich für aes oder argentum; ebenso follem wie XIV 281.

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62. Tusci libelli: libri Etruscorum oder Etruscae disciplinae volumina, welche die Litteratur der etruskischen ἱεροσκοπία u. procuratio bilden. Vgl. Marq. 4, 361 sq. 63. lustrari procurari. coronata, als Opferthier.

64. bimembri, cf. Liv. 41, 21, 12. 66. piscibus, cf. Liv. 42, 2. fetae mulae, weil das Maulthier sonst unfruchtbar ist, cf. Liv. 37, 3, 3.

68. longa uva = in langem traubenförmigem Gehänge. Zur Sache Liv. 21, 46, 2: et examen apum (üblichere Genetivform) in arbore praetorio inminente consederat. Plin. n. h. 11, 18, 55: ubicumque ille (rex apum) consedit, ibi cunctarum castra sunt. tunc ostenta faciunt privata ac publica, uva dependente in domibus templisve. Liv. 24, 10; 27, 23. Tac. 12, 64. Grimm. Deutsche Mythol. LXXXIV u. 160.

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69. amnis, i. e. Tiberis. miris prodigiosis, unnatürlich, cf. Hor.

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