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Belgien, Franchecomté.

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fen, die Spanier zu einem billigen Abkommen zu vermo- 1668. gen. Bergebens klagten diese daß Ludwig den, bis zum März 1668 zugesicherten Waffenstillstand breche; schon im Monate Februar war jene überraschte, von allen Vertheidigungsmitteln entblößte Grafschaft ohne allen Widerstand durch Condé besett, wofür Schmeichler den König einen Helden aller Jahreszeiten nannten 1)...

Während die Schweizer noch überlegten ob und was fie thun sollten, war der angebliche Feldzug bereits geendet, und als einige Deutsche über die französischen Fortschritte in Belgien unruhig wurden, bewies man ihnen, dies gehe sie nichts an, und wenn der König diese Landschaften dereinst besige, ohne ihre staatsrechtliche Verbindung mit Deutschland aufzulösen, so sey gar keine Veränderung eingetreten. Überhaupt trachte er durchaus nicht nach fremdem Gute, sonbern suche nur sich aus der Unterdrückung herauszuziehen.

Geschwäß solcher Art verfehlte seine Wirkung auf Diejenigen nicht, welche jeden Vorwand gern ergriffen ihre Unthätigkeit, oder noch übleres zu beschönigen; nur de Witt fühlte daß die Gefahr von Tag zu Tage stieg, und auch in England wuchs der Zorn über König Karls verdammliche Staatskunft dergestalt, daß es sich ermannte und den edeln William Temple nach Holland schickte, um zu beschließen was für die Freiheit und Rettung dieses und anderer Lán der zu thun sey. Lyonne und Estrades hatten allerdings Kunde von diesen Planen, verließen sich aber auf Karls II Charakterschwäche, die Weitläufigkeit und Langsamkeit des Berathens und Beschließens in den vereinigten Niederlanden, de Witts Furcht vor englisch-oranischem Einflusse u. s. w. 3). Temples Kraft und Arlingtons Vorsicht hielten aber den König Karl diesmal aufrecht, de Witt stellte alle Nebenrück

1) Larrey III, 530.

2) De se tirer d'oppression. Basnage II, 16.

5) Basnage II, 12. Wagenaer VI. 36. Mignet II, 529.

1668. fichten um seines Vaterlandes willen bei Seite, und vollzog am 23sten Januar 1668') (ohne Rückfrage bei den Stånden und auf eigene Gefahr) mit Temple und dem Grafen Dohna das mit Recht so berühmt gewordene dreifache Bündniß. Diese Tripleallianz zwischen England, Holland und Schweden, bezweckte wesentlich den Eroberungen Ludwig XIV ein Ziel zu sehen. Deshalb solle dieser mindestens bis Ende Mai einen Waffenstillstand eingehn und sich mit dem begnügen was Spanien, nach dem Vorschlage der vermittelnden Mächte, abtreten werde. Wider jeden Weigernden sey man entschlossen wirksame Mittel anzuwenden.

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Die französischen Staatsmänner welche geweissagt hatten: alle Plane ihrer Gegner würden in Rauch aufgehen 2), sahen sich getäuscht und überrascht; doch verbargen sie ihr Mißvergnügen als ihnen der Inhalt jenes Bündnisses bekannt gemacht und von den Generalstaaten gesagt ward: ihr Verfahren zeige, welchen Eifer sie sowohl für Ludwigs Ruhm und seine Zufriedenstellung '), als für die Ruhe Europas hätten. Lyonne schrieb an Estrades:,,das sind große und unvorhergesehene (assez imprevues) Neuigkeiten. Doch scheint die Hauptsache für den König vortheilhaft und nur die Form wenig angenehm."

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Bei ernsterer Berathung stellte man in Paris die Empfindlichkeit über die Form. in den Hintergrund und hielt sich mehr an die, sachlichen Verhältnisse. Diese ins Auge fassend stimmten Condé und Turenne für die Fortsehung des Krieges *): denn Ulles sey zum nächsten Feldzuge vorbereitet, Spanien kraftlos, Deutschland willenlos, Holland mehr feindlich gesinnt als machtig, England ohne Heer und Geld, Schweden entfernt und nach einer neuen Eroberung der Frieden leichter denn zuvor. - Zur Widerlegung dieser und an

1) Valkenier verwirrtes Europa I, Beilage 2.

2) Tout cela s'en ira en fumée. Temple letters 49, 57. Histoire de de Witt II, 252.

8) Estrades VI, 222, 233, 239, 263, 272.

4) Oeuvres de Louis XIV, II, 360. Mignet II, 621.

Dreifaches Bündniß. Friede zu Achen. 41

derer Kriegsgründe ward bemerkt: es ist leichter zu erobern, 1668. als zu erhalten. Bei weiteren Fortschritten der Franzosen werden sich ihre Feinde mehren und auf Rückgabe des Eroberten dringen. Der Kaiser und die Schweiz sind bereits in großer Besorgniß, der Papst und alle christlichen Mächte wünschen den Frieden um die Venetianer gegen die Türken zu unterstüßen, Alles das worauf der König ursprünglich Anspruch machte, wird ihm zugestanden, und er darf endlich nicht vergessen daß der Friede auch seinem Reiche nüßlich und nothwendig ist. Das Gewicht dieser Gründe ward wohl noch dadurch verstärkt, daß der König auch der Vergnügungen des Hofes gedachte und günstige Vorwände neuer Kriege voraussah.

Schwieriger als der so viel gewinnende Ludwig, waren die verlierenden Spanier mit den Planen der drei Mächte auszuföhnen. Sie klagten daß sich diese mit dem Stärkeren, gegen den Schwächern verbänden '); mußten aber, weil der mit Portugal abgeschlossene Friede ihre Macht nicht wesentlich verstärkte, fich damit begnügen daß man ihnen die Wahl überließ: ob sie die Franchecomté, oder einen Theil Belgiens einbüßen wollten. Sie erklärten sich für das lehte, um bei erneuten Ansprüchen Ludwigs desto eher des holländischen und englischen Beistandes gewiß zu seyn. Vermöge des am zweiten Mai 16682) zu Achen abgeschlossenen Friedens gab der König die Franchecomté zurück, erhielt aber Charleroi, Binch, Ath, Douay, Scarpe, Dornik, Dudenarde, Ryssel, Armentières, Kortryk, Winorbergen Fürnes und andere Orte.

Viele dankten dem Himmel: daß der übermächtige Kdnig von Frankreich durch das dreifache Bündniß in seinen Eroberungen gehemmt worden sey; und allerdings konnte man dies in einer Beziehung damals ein Glück nennen. An

1) Arlington letters I, 202.

2) Estrades, VI, 418. Temple Memoirs 357. Scholl Histoire des Traités I, 337.

1668. dererseits aber war es ein Unglück und ein Unrecht zugleich, daß der westphälische und pyrenäische Frieden rücksichtslos `und ungestraft übertreten wurden und die, lediglich nach der Stärke und nicht nach dem Rech te fragende Staatskunst, durch glücklichen Erfolg eine Bestätigung erhielt, welche den ehrgeizigen König zu ähnlichen Planen aufreizen mußte. Doch darf man hinzusehen: durch Recht, wie durch Unrecht, durch wahre Fortschritte wie durch Irrthümer und Frevel, brachte Frankreich Leben und Bewegung in die Geschichte jener Zeiten. Es erweckte Alle aus dem Schlafe! Ob zu neuem Leben, oder zum Tode, das hing wesentlich von ihnen selbst ab; denn Völker und Könige erreicht Noth und Tod politischer Art, in der Regel nur als Folge und nach Maaßgabe ihrer eigenen Schuld.

Damals ließ Ludwig XIV fiegesfroh und bedeutungsvoll die Ansprüche zusammenstellen, welche Frankreich habe 1) auf Sicilien, Neapel, Genua, Nizza, Piemont, Lukka, Mailand, Aragonien, Kastilien, Navarra, Deutschland, England, Flandern, Avignon, Venaiffin und andere Länder!

1) Oeuvres de Louis XIV, II, 375.

Zweites Hauptstück.

Von dem achener Frieden, bis zu dem nimweger

Frieden.
(1668-1678.)

Bei unbefangener Betrachtung der erzählten Begebenheiten 1668. muß jedem die merkwürdige Umkehrung vieler früheren Verhältnisse in das Entgegengesette sehr auffallen. Spanien, einst so übermächtig, daß man dorther die Unterdrückung der europäischen Freiheit fürchtete, ist in so klägliche Ohnmacht versunken, daß es ohne den Beistand derer verloren gewesen wäre, welche es so lange als verächtliche Rebellen bezeichnet hatte. Und Frankreich, welches den Freistaat der vereinigten Niederlande als ein Werk seiner Hånde zu betrachten und unbedingte Nachgiebigkeit zu fordern geneigt war, findet daselbst (trok aller Beschuldigungen von charakterloser Uneinigkeit und feiler Bestechlichkeit) den Mittelpunkt so kühnen, als beharrlichen Widerstandes. Wenn nun schon in die Freude der Spanier sich einige Bitterkeit mischen mochte, daß gerade die Holländer fie errettet hatten; so war der Zorn Ludwigs ungemessen daß er, der erste König Europas, auf seiner stolzen Siegeslaufbahn durch einen Haufen von Krämern und Schiffern“ gehemmt worden sey! Diese Hollander, zusammengedrängt auf einen Winkel Europas, der nur mit Mühe den Meeresfluthen entrissen worden, diese Frösche der Moräfte, Bettler und Meergeusen (wie hochmüthige Gegner sie zu nennen beliebten) standen jezt allen Völkern voran durch Reichthum und waren der Mittelpunkt, das Herz von Europa geworden. Woher dies scheinbare

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