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Österreich und Frankreich.

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tend gemacht, sich dem erschlichenen, ungültigen Testamente 1700. zu widersehen.

Obgleich Heer und Finanzen des Kaisers in schlechtem Zustande waren, und der Theilungsvertrag noch manche Vertheidiger fand '), zog (nach dem Rathe des Prinzen Eugen von Savoyen) schon im December 1700 österreichische Mannschaft gen Italien; auch war man überzeugt, Englands, Hollands und Deutschlands Beistand könne auf die Dauer nicht ausbleiben 2). — Umgekehrt verließ sich Ludwig zunächst auf seine eigene überlegene Macht; sowie dann auf die fortdauernde Unzufriedenheit der Ungern, die Friedensliebe der deutschen Fürsten, und die Abneigung des englischen Parlamentes Geld zu bewilligen). Im April 1701 näherten sich die Franzosen über Mantua der venetianischen Gränze, und Anfangs Junius kam es bereits zu offenen Feindseligkeiten zwischen ihnen und den Österreichern").

Nachdem Spanien, der Kaiser und Frankreich den Theilungsvertrag in gleicher Weise verworfen hatten, konnte Wilhelm III nicht mehr daran denken ihn aufrecht zu halten. Es blieb nur die Frage: welcher neue Weg, bei den unerwartet eingetretenen Verhältnissen, zur Erreichung der früż heren politischen Zwecke einzuschlagen sey. Wie sehr diese Dinge dem Könige am Herzen lagen, wie sehr sie seinen Geist beschäftigten, ergeben seine Worte und Thaten.

Den 16ten November 1700 schrieb er dem Rathspenfionar Heinsius:,,ich verließ mich nie sehr auf Frankreichs Versprechungen, doch glaubte ich nicht (wie ich bekennen muß) man werde vor den Augen der ganzen Welt, einen feierlichen Vertrag schon vor der Vollziehung brechen. Die

1) Cole 232, 261, 359, 364. Vie d'Eugène I, 80.

2) Von Preußens Königthum und erheblicher Theilnahme, wird spåter die Rede seyn.

3) Ludwig hatte Emissare in ungern. Torre II, 184. S. Si mon IV, 235-245.

4) Cole 390. Torre II, 819; III, 274.

1700. in der beiliegenden Schrift angeführten Gründe, sind so elend, daß ich nicht begreife wie man so unverschämt seyn und solch ein Papier überreichen kann. Es ist nicht zu leugnen daß wir getäuscht wurden (dupes); wenn man indeß nicht Glauben und Wort hált, ist es leicht jemand zu betrügen 1)."

„Man hegt hier ziemlich allgemein die Unsicht: das Lestament sey für England und Europa vortheilhafter, als der Theilungsvertrag 2); und zwar lediglich unter der Voraussetzung, daß der Herzog von Anjou, (als ein bloßes in Spanien zu erziehendes Kind) spanische Grundsäße annehmen und, ohne Beziehung auf Frankreich, spanischen Råthen folgen wird. Meiner Meinung nach werden diese Voraussetzungen nicht eintreffen, und das Gegentheil derselben nur zu bald fühlbar seyn. Bevor wir einen festen Entschluß fassen können, müssen wir wissen was der Kaiser thut. Meine Hauptsorge ist: zu verhüten daß die spanischen Niederlande nicht in französische Hände fallen. Sie können leicht denken, wie sehr mir diese Sache zu Herzen geht; denn man wird mir vorwerfen daß ich den Versprechungen der Franzosen getraut habe, trok so vieler Erfahrungen daß sie sich niemals durch einen Vertrag für gebunden halten. Es erscheint mir wie eine Strafe des Himmels, daß das englische Volk so gleichgültig gegen Alles ist, was auf dem Festlande vorgeht, obwohl wir dieselben Interessen und Besorgnisse hegen sollten.“

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In dem Maaße als der, vom spanischen Erbe ganz ausgeschlossene Kaiser den Krieg wollte, wünschte der König von Frankreich den Frieden, das heißt: die Anerkennung aller der, seinem Hause durch das Testament Karls zugesprochenen Rechte. Gelang es Ludwig dem XIV jene Stimmung des englischen Parlamentes und der Generalstaaten für die Nichteinmischung fernerhin zu erhalten; so hatte er

1) Hardwicke II, 393.

2) Briefe vom 19ten und 23sten November. S. 896, 897.

Ludwigs Maaßregeln. Spanien.

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von des Kaisers Kriegsmacht wenig zu besorgen, und Wil- 1700. helm III war gezwungen alle früheren Ansichten und Plane auszugeben. Statt dessen schien Ludwig XIV seinem alten Gegner in die Hände zu arbeiten, es sey aus angewöhntem Übermuthe, oder im Vertrauen auf das neugewonnene Erbe, oder in dem Glauben durch kühne Schritte den größten Eindruck zu machen und Abgünstige zu schrecken.

Um ersten December 1700 erklärte Ludwig XIV: Kô= nig Philipp behalte alle Rechte seiner Geburt, in derselben Weise als wenn er noch in Frankreich lebe 1). Es war gewiß übereilt und ehrgeizig, dieser Erklärung, welche dem Testamente Karls II geradehin zu widersprechen schien, keine beruhigende Erläuterung über die Trennung beider Kronen für den Fall hinzuzufügen, daß Philipp die französische erben sollte.

Um dieselbe Zeit bat die spanische Regentschaft (aus gemeiner Schmeichelei, oder im Gefühle ihrer völligen Ohnmacht): der König von Frankreich möge in Spanien über Alles, (Regierung, Finanzen, Kriegswesen u. s. w.) nach Belieben schalten und überzeugt seyn, daß man seine Befehle so pünktlich ausführen und befolgen werde, wie in Frankreich 2). — Die Spanier (sagte Ludwig XIV mit selbst= gefälligem Scherze) erklären mich für ihren ersten Minister!

Hiemit stimmten die Berichte des englischen Botschaf= ters Schonenberg aus Madrit. Er meldet im Wesentlichen 1701. am sechsten April 17013): „die Franzosen behaupten der Krieg fey unvermeidlich, weil sie glauben den spanischen Hof hiedurch zu einer größeren Anstrengung zu vermögen; allein dessen Ohnmacht hindert ihn das Geringste zu vollbringen, was diejenigen sehr beunruhigt welche wähnten, Spanien werde eine Goldgrube für Frankreich seyn. Täglich gehen

1) Isambert collect. XX, 375. Torre II, 301. Lamberty I, 388.

2) Torre II, 197. Cole 279, 281, 365.
3) Spain Vol. 2.

1701. Eilboten hin und zurück, und die Abhängigkeit und Unterthänigkeit Spaniens wächst, wie ich vorhersagte, immer mehr. König Philipp benußt die Gelegenheit, welche man ihm darbietet, sich um Nichts als um sein Jagdvergnügen zu bekümmern."

„Der Kardinal Portocarrero und Don Manuel Arias (der Präsident des Rathes von Kastilien) sind die Häupter der französischen Partei, und dem Belieben Ludwigs XIV so ganz hingegeben, so durchaus von ihm abhängig, daß sie sich nicht wieder befreien können. Graf Harcourt täuscht fie durch Vorstellungen über die furchtbare Macht Frankreichs, und insbesondere durch den Gedanken, Ludwig XIV könne mit Hülfe der englischen und holländischen Katholiken sehr viel ausrichten. So verkehrt diese Ansicht auch ist, macht sie an einem abergläubigen und unwissenden Hofe doch Eindruck."

Un demselben Tage schreibt Aglionby:,,die beiden Hauptführer find bigotte Katholiken und ganz den Franzosen ergeben. Den Granden fehlt aller Muth und Entschluß, und dem Volke eine Verfassung, wo es seine Ehre und seine Interessen könnte zur Sprache bringen. Überall giebt sich eine Verzagtheit und eine Ärmlichkeit des Geistes kund, welche für größere Gedanken, als die des nächsten Vortheils, weder Raum noch Kraft übrig läßt. Ungeachtet alles entgegenstehenden Unscheines, ist Spanien jezo in Wahrheit eine französische Landschaft, und König Ludwigs Staaten reis chen bis zur Meerenge von Gibraltar. Es ist nicht Mangel an guten Augen, sondern vorsäßliche Blindheit, wenn man die Zwecke der Franzosen nicht zu erkennen wagt."

,,Der König von Frankreich verlangt aufs dringendste zwei Millionen Thaler zum Schuße Italiens und der Niederlande'). Hierüber sind die Minister mehr als bestürzt, da sie wohl wissen daß wenn man auch alle elenden Geldreste zusammenkragten, doch nicht der fünfte Theil jener Summe

1) Schonenbergs Bericht vom 20ften April 1701.

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herauskáme. Alle Mittel, welche man vorschlägt um Geld 1701. zu bekommen, sind ganz unausführbar, oder entsprechen doch nicht den Erwartungen. Könnte man hier jene zwei Millionen aufbringen, man würde sich darüber gewiß so freuen als håtte man eine neue Welt erobert."

Eben so drang der König von Frankreich auf Ausrústung der ganzen Flotte. Der hiesige Hof antwortete: durch eine äußerste Anstrengung werde man wohl binnen drei Monaten zwei Kriegsschiffe in Stand sehen können; der übrige Theil der Flotte sey für den Dienst in zu elendem Zustande und es fehle an allen Mitteln sie herzustellen. — Überhaupt kann ich nicht Worte finden die jammervollen Verhältnisse dieser Monarchie lebhaft genug zu schildern, und glaube daß wenn Frankreich hievon gründlich unterrichtet wäre, es vernünftige Auswege ergreifen würde um sich mit gutem Anschein aus einer Lage herauszuziehen in welche Ehrgeiz es gebracht hat."

,,Graf Harcourt ist aus Schmerz über diese Dinge schwer erkrankt; die verwittwete Königinn, welcher man ihr Jahrgeld nicht bezahlt, hat aus Noth bereits Edelsteine versehen müssen. Viele Spanier thun sich etwas darauf zu Gute daß sie alle Welt, selbst den König von Frankreich überlistet und ihm die Last sie zu beschüßen, aufgewálzt håtten 1)."

Diese Nachrichten und Betrachtungen stimmen ganz mit denen überein, welche der Marquis Louville aus Madrit über Finanzen, Rechtspflege, Kriegswesen, Hofleben, Günstlinge u. f. w. giebt 2), und nicht minder kläglich lauten die Berichte aus den Niederlanden. „Das spanische Elend (heißt es in denselben) übersteigt alle Einbildungskraft 3). Soldaten sind ganz nackt und betteln unaufhörlich; bei der Reiterei findet man kein Pferd. Der Statthalter, Churfürft

1) Aglionbys Bericht vom vierten Mai 1701.

2) Louville Mém. I überall.

3) Fénélon corresp. I, lettre 51, p. 156.

Die

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