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Krieg wider Holland. Englische Gesandten. 59

aber wollte alles Eroberte behalten und Bedingungen aufles 1672. gen welche Handel, Religion und Freiheit der Niederlande ganz zerstört håtten. Ja der Gewalt noch übermüthigen Hohn hinzufügend, forderte er unter Billigung des Königs: die Holländer sollten jährlich eine Denkmünze prägen 1), sie durch eine besondere Gesandtschaft in Paris überreichen und dafür ihren Dank bezeigen und aussprechen: daß Ludwig ihre Freiheit erhalten habe!

Karl II, von diesen Verhandlungen benachrichtigt, schrieb heuchlerische Briefe an Wilhelm von Oranien als wirke er nur für ihn gegen die abscheuliche republikanische Partei; ja sein Gesandter Buckingham hatte die Frechheit, der Mutter des Prinzen zu sagen: „wir sind gute Holländer." — EB ware hinreichend (gab sie rasch zur Antwort) wenn Ihr nur gute Engländer wåret. Wenn wir, fuhr Buckingham fort, Holland auch nicht lieben wie unsere Braut, dann doch wie unsere Frau. Ja wohl, schloß die Fürstinn, Ihr liebt es wie die Eure!2)

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Vom Haag ging Buckingham, neb seinem Genossen Arlington nach Brüssel. Obgleich Spanien mit den Hollandern ein Schußbündniß geschlossen hatte, forderten beide doch von dem Statthalter Grafen Monterey (dem Sohne Don Luis de Haro): er solle jenen keinen Beistand leisten, oder noch beffer diejenigen holländischen Städte für Spanien in Besitz nehmen, wo sich Spanier als Hülfsmannschaft be= fånden!-Mit Recht nannte Monterey diesen Vorschlag niederträchtig und verabscheuungswürdig; und so mußten jene Botschafter, nachdem sie nirgends etwas bewirkt hatten, von Allen beschämt und verachtet, in ihre Heimath zurücktehren.

Unterdessen ließ Ludwig XIV, um sich nicht minder als

1) Basnage II, 247. La Fare 86. Spanheim rélation de la cour de France V, 66. Wagenaer VI, 161. Villars Mem. I, 11. Histoire de de Witt II, 480.

2) Basnage II, 255, 259, 331. Temple Mem. 382.

1672. Kirchenfürst denn als Kriegsfürst zu zeigen, den Katholiken protestantische Kirchen übergeben, wofür denn auch an einigen Altåren die Inschrift angebracht ward'): dem triumphirenden Könige. In Utrecht weihte der Kardinal BouilIon die angeblich durch keherischen Gottesdienst verunreinigte Kirche von Neuem; und in demselben protestantischen Utrecht fand der Kardinal spåter Schuß, als er bei Ludwig XIV in Ungnade gefallen war. Dieser hielt übrigens Alles für abgemacht und kehrte, des Kriegslebens überbrüßig, schon im Julius 1672 zu seinen Schmeichlern und Beischläferinnen nach Paris zurück 3). Mit Wohlgefallen ward hervorgehoben er habe einst dem holländischen Gesandten Beuning prophetisch gesagt3): mein Großvater hat euch erhoben, mein Vater euch erhalten, ich aber werde euch zu Grunde richten wenn ihr unverständig seyd. - Eine neugeprägte Denkmünze zeigte die Sonne, welche Dünste aus Moråsten in die Höhe zieht mit der Inschrift: evexi, sed discutiam *). In demselben Sinne hatte der Jesuit Comire eine Fabel von der Sonne gedichtet, welche en Moraft der hochmüthigen Frösche austrocknet. Sie fand den größten Beifall; und gleichzeitig untersuchte man ob Ludwig zu nennen sey magnus, maximus, invincible, très grand, maxime.

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So in Paris, während in den Niederlanden das Volk, durch das unermeßliche Unglück zugleich bedrückt und aufge= reizt, alle Schuld den Obrigkeiten und insbesondere de Witt beimaß und dagegen Wilhelm von Oranien immer lauter

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1) Regi triumphanti. Basnage II, 235, 236. Pelisson lettres 241.

2) Um die Montespan zu sehn, sagt die Herzoginn von Orleans. Anekdoten 97. The King of France has been welcomed here with a 1000 papers of Verses, but none worth of reading, but one made by Despréaux. Sunderland the 22. August 1772 from Paris. Statepaper office.

3) Guy Patin lettres III, 277.

4) Wagenaer VI, 116. Basnage II, 195. Burnet History II,

Ludwigs Rückkehr nach Paris.

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als den Einzigen bezeichnete der das Vaterland erretten könne 1672. und werde. Zu den Leiden des auswärtigen Krieges gesellte sich also die Gefahr vieler innern Fehden, auch kam es bereits in Dordrecht, Rotterdam und andern Städten zu offe= nen Aufstånden. Hierdurch vermocht hob man das ewige Edikt auf') und ernannte im Julius 1672 Wilhelm zum Oberfeldherrn und Statthalter zugleich. Deshalb nahmen jedoch die Klagen über de Witt kein Ende, sondern steigerten sich bis zu der Verläumdung: er habe das Land an Frankreich verrathen und Gelder zu seinem eigenen Vortheile verwandt. Seiner Unschuld bewußt forderte de Witt jeho selbst von Wilhelm ein Zeugniß über seine Verwaltung, und dieser würde eine solche Gelegenheit seinen Gegner anzuklagen nicht haben vorbeilassen wollen, ja nicht vorbeilassen dürfen, wenn dazu irgend ein unzweifelhafter Grund vorhanden gewesen wäre. Wilhelms Anklage traf nur feige und verrätherische Soldaten und Officiere; weil jedoch in seiner Antwort gesagt war 2): er sey nicht von dem Hergange aller Dinge unterrichtet, brachte dieselbe dem Rathspensionar mehr Schaden als Vortheil und er legte, an der Nüglichkeit fernerer Einwirkung verzweifelnd, am vierten August 1672 sein Amt nieder 3).

1) Neufville IV, 10, 71.

2) Histoire de de Witt II, 377 — 469.

3) In einem anonymen Briefe vom 26sten Julius 1672 im britischen Reichsarchive heißt es: le Grand Pensionaire tient encore sa maison. Il avait envoyé à son Altesse un Pasquin qui le touchait disant: quoiqu'il ne faisait compte de telles bagatelles, il avait pourtant trouvé bon de l'envoyer à son Altesse, avec esperance qu'il y mettrait ordre. Le dit pasquin l'accuse d'avoir diverti les deniers de la correspondence secrète, et de n'avoir pas pourvu l'armée des necessités requises. Son Altesse lui repondit devant son départ par une lettre, disant: qu'il n'avoit jamais fait cas des libelles diffamatoires, et qu'il valait mieux de laisser causer la populace, que de le defendre. Mais qu'il ne pouvait laisser de lui mettre devant les yeux, qu'il n'avoit pas seulement depuis quel-. ques années souffert que beaucoup de libelles diffamatoires contre

1672.

Schon früher erfolgten meuchelmörderische Angriffe auf ihn und seinen Bruder den Bürgermeister in Dordrecht. Als Jakob van der Graaf dafür verdienterweise hingerichtet wurde), betrachteten ihn (so stieg die Leidenschaft) schon Manche als einen Mårtyrer für die gute Sache. Bald dars auf klagte ein Barbier Namens Lich elaer den Bürgermeister Cornelius de Witt an, er habe ihn zur Ermordung des Prinzen von Dranien dingen wollen. Obgleich Tichelaer früher bereits wegen Verläumpungen der Obrigkeit und wegen Nothzucht war verurtheilt worden, obgleich alle Beweise fehlten, der schändliche Ankläger keinen Glauben verdiente und schon das erste Verhör mehre Lügen desselben entdeckte; so behielt man den Greisen nicht bloß in der Haft, sondern ließ ihn auch, gegen alles Recht auf schändliche Weise fol tern. Aber unter den årgsten Schmerzen behauptete er standhaft seine Unschuld und sagte Horazens Worte: Justum et tenacem propositi virum Non civium ardor prava jubentium, Non vultus instantis tyranni

Mente quatit solida.

Zu diesem Unrecht gesellte der Hof von Holland (durch Leidenschaft verblendet) das zweite: er erklärte, ohne Grund und Beweis, den Bürgermeister seiner Stellen verlustig und verbannte ihn aus dem Lande. Als Johann de Witt an diesem Tage, den 20sten August 1672, seinen Bruder aus dem Gefängnisse abholen wollte, ward dies von dem, durch Tichelaer und Andere aufgereizten Volke umringt und (weil die Obrigkeit nichts Genügendes that die Aufrührer auseinanderzutreiben) mit Gewalt erbrochen, beide Brüder heraus

ses ayeux étaient en vogue; mais que loin de les defendre avait donné des octrois pour voir la lumière. Son Altesse envoya un duplicat de sa reponse à l'assemblée de Hollande, et une autre lettre touchant la dite affaire. Vous voyez bien que les affaires chargent fort de face içi, mais dans peu vous pourez voir des choses plus surprenantes.

1) Wagenaer Buch 54. Basnage II, 286-289.

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geschleppt und obgleich fie die heldenmüthigste Ruhe und 1672. Fassung bewiesen, unter frevelhaften Worten mit unzähligen Streichen ermordet. Aber selbst hierdurch war die Blutgier noch nicht gestillt: man hing sie bei den Beinen auf, schnitt ihnen Nasen, Ohren und Finger ab, und riß ihnen das Herz aus dem Leibe, anderer Niederträchtigkeiten nicht zu gedenken 1).

Diese heillosen Frevel bleiben ein ewiger Schandfleck in der holländischen Geschichte, und erweisen daß selbst ein ruhiges, gemäßigtes, verständiges Volk zu dem Ürgsten kann verleitet werden, sobald in Zeiten öffentlicher Aufregung ge= wisse Vorurtheile Wurzel faffen und Verläumdungen Eingang finden. Hatte die Obrigkeit nicht genug gethan, um die Unthat zu verhindern, so durfte man erwarten sie würde nunmehr desto sorgfältiger untersuchen und bestrafen. Allein die Bürs gerschaft von Haag überreichte dem Prinzen eine Bittschrift 2): man möge keine genauen Untersuchungen anstellen, weil alle Welt aus übertriebenem Eifer für das allge meine Wohl an den Freveln Theil genommen.—Und in der That hatten Männer, wie der Admiral Tromp, der Predis ger Simonides und A. den Freveln gleichgültig, oder Beis fall spendend zugesehen 3); ja der legte nannte des folgenden Tages die Ermordung der Brüder von der Kanzel herab eine Rache Gottes und behauptete die Thåter dürften nicht bestraft, sondern müßten vielmehr belohnt werden. Kein Wunder wenn nach solchem Vorgange christlicher Geistlichen, weltlich gesinnte Hofleute sich des Mordes freuten, und ihn als ein Glück für den Prinzen von Oranien betrachteten *). Bedrängt von äußerer Gefahr, und in Furcht daß strenge Maaßregeln die innere Zerwürfniß und Auflösung noch erhöhen

1) Valkenier verwirrtes Europa 1, 407.

2) Larrey IV, 117. Neufville Hist. de Hollande.

3) Wagenaer IV, 169. Basnage II, 322 — 328.

4) Histoire de Guillaume III, I, 80. Gourville Mem. LIII, 481. Auf das Einzelne können wir hier nicht eingehen.

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