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Stelle wegen der Steilheit des Burgfelsens gerade hier für unmöglich hält, wird behoben durch die Annahme, daß die Verbindung durch eine Leiter hergestellt wurde, dem Leiterwege in der on der Nordseite entsprechend. Von den Nebenaufgängen der Nordseite, die allerdings durch den kimonischen Mauerbau wesentlich umgestaltet worden ist, war der eine, ein Treppenweg, unmittelbar östlich vom alten Königspalaste beim Erechtheion angelegt; zwei andere erreichten das Burgplateau westlich hiervon und zwar der eine, nähere, auf einer beweglichen Leiter durch einen 61/2 m hohen Felskamin (öný), der andere, entferntere, als Treppenweg durch einen Vorsprung der jüngeren Burgmauer. Dazu kommt die gewundene Felstreppe zur alten Burgquelle Klepsydra, die vor dem Nordflügel der Propyläen des Mnesikles die Burgbefestigung verläßt.

Ein Vergleich mit anderen mykenischen Burgen läßt uns die Merkwürdigkeit dieser Anlage erkennen, da Tiryns, zum wenigsten in dem ausgegrabenen Teile der Oberburg, desgleichen Mykenä mit einem Haupteingang und einem Nebeneingang sich begnügten: der unterirdische Treppenweg zur Brunnenanlage in Mykenä ist hier ja kaum in Rechnung zu ziehen. Das mykenische Troja (der 6. Schicht) hatte in dem zu erhaltenen Teile der Burgbefestigung drei Haupttore, von denen eines schon zur mykenischen Zeit vermauert worden ist, und einen Nebeneingang in dem Nordostturme, der den Hauptbrunnen der Burg umschloß. Selbst die große mykenische Stadt im Kopaïssee (Arne, Glegon ?) verfügte nur über vier Tore. Die Erklärung dieser Scheu vor zahlreicheren Toranlagen, die mit der Vielheit der Haupt- und Nebentore in der zweiten, prähistorischen Burg Troja merkwürdig kontrastiert, liegt offenbar in der geringeren Verteidigungsfähigkeit einer häufig durchbrochenen Befestigungsmauer. Kein Wunder, daß die Nebenaufgänge der Akropolis von Athen zum größten Teile an der schwer zugänglichen, von der Natur geschützten Nordseite sich befanden, obwohl die Unterstadt „zumeist im Süden sich erstreckte".

Nach der späteren geschichtlichen Ueberlieferung, die schon Hekatäos bei Herodot VI 137 bezeugt, waren die Erbauer jener Befestigungsanlage die Pelasger, eine durchsich

tige Volksetymologie der ursprünglicheren Bezeichnung tò πελαργικὸν τεῖχος = Storchmauer"). = „Storchmauer"). Die Entstehung dieser Etymologie wird uns deutlich in der Geschichtskonstruktion des methymnäischen Lokalhistorikers Myrsilos (3. Jh. v. Chr.), die bei Dionys v. Halik. Arch. I 28 einem Berichte des Hellanikos entgegengesetzt wird. Während Hellanikos nämlich den Pelasgernamen als eine ältere Bezeichnung der Tyrrhener auffaßte, sollen nach Myrsilos die Tyrrhener infolge ihrer Wanderungen ɛλapɣoí =Störche (➤ IIɛλaoyoi) genannt worden sein, die nun die Erbauer des athenischen πɛλapуixòv τείχος gewesen wären.

In welcher Weise war nun aber dieses IIeλapyınóv der Ueberlieferung gestaltet, das von Kleidemos als neuntorig (evvεάπuλov) bezeichnet wird?

Uebergehen dürfen wir hier die von neueren Topographen kaum noch festgehaltene Ansicht von Curtius (S. 47), der mit Berufung auf die Ueberlieferung das Pelargikon als einen ,,um die Burg herumgeführten, ringförmigen Einschluß mit neun Toren" d. h. als einen unterhalb des Burgfelsens in einer Länge von ca. 1300 m herumgeführten zweiten Mauergürtel erklärte, während die eigentliche Burgbefestigung immer eintorig geblieben sei. Denn abgesehen davon, dass ein sicherer Ueberrest einer solchen Doppelbefestigung der Burg nicht gefunden worden ist, steht diese Annahme auch durchaus der heute hinlänglich erforschten Befestigungssitte der mykenischen Zeit gegenüber, die eine befestigte Unterstadt mit einer zweiten Ringmauer nicht kennt. Auch die von Curtius ins Feld geführten Schriftstellerzeugnisse sprechen eher für das Gegenteil seiner Hypothese.

Nach diesen Zeugnissen nämlich ist zunächst mit Sicherheit ein Bedeutungswechsel der Benennung IIeλapуixóv anzunehmen, indem eine ältere Zeit hiermit den gesamten kyklopischen Mauerring der Burg, eine jüngere Periode nur einen am Westabhange der Burg gelegenen und zwar unbefestigten Platz bezeichnete. Die ältesten und einige jüngere Zeugnisse sprechen deutlich von einem geschlossenen Mauergürtel um die ganze Akropolis (vgl. Wachsmuth, Die Stadt Athen im Alterthum I 1874 S. 290): so Hekatäos-Herodot a. a. O. tou

τείχεος τοῦ περὶ τὴν ἀκρόπολίν κοτε ἐληλαμένου; 30 Kleidemos (ὁπόσοι τὰ Ἀθηναίων ἐπιχώρια ἔγραψαν ἀρχαιότατος nach Paus. X 15. 5) in der Lexikographen überlieferung bei Bekker An. Gr. I 419 s. v. ἄπεδον: καὶ ἠπέδιζον τὴν ἀκρόπολιν περιέβαλλον δὲ ἐννεάπυλον τὸ Πελαργικόν, wobei zu bemerken ist, daß die Einebnung der Burg mit der Aufführung der pelargischen Mauer in Verbindung gebracht wird, d. i. Befestigungs- und Stützmauer entsprechend der mykenischen Burgbefestigung; so Myrsilos a. a. Ο. καὶ τοῖς Αθηναίοις τὸ τεῖχος τὸ περὶ τὴν ἀκρόπολιν τὸ Πελαργικόν καλούμενον τούτους περιβαλείν; so auch Pausanias I 28. 3 τῇ δὲ ἀκροπόλει, πλὴν ὅσον Κίμων ᾠκοδόμησεν αὐτῆς ὁ Μιλτιάδου, περι βαλεῖν τὸ λοιπὸν λέγεται τοῦ τείχους Πελασγούς, wenngleich hier ein Mißverständnis über das Verhältnis der pelargischen zur kimonischen Mauer unverkennbar ist: aber die Restauration durch Kimon, die nach Ausweis der Monumente den Mauerring im Süden nicht wiederhergestellt, sondern durchschnittlich um 10 m über die mykenische Mauer hinausgeschoben hat, ist hier offenbar doch als ein Teil der alten Ringbefestigung betrachtet, deren von Kimon nicht berührter Teil den Pelasgern zugeschrieben wird. Nicht anders kann die Erwähnung des Πελαργικόν bei Herodot V 64 Κλεομένης ... ἐπολιόρκεε τοὺς τυράννους ἀπεργμένους ἐν τῷ Πελασγικῷ τείχει nur von der Gesamtfestung der Akropolis verstanden werden: denn der Parallelbericht des Aristoteles πολιτ. 'Αθην. c. 195/ über die Belagerung der Peisistratiden durch Kleomenes (κατακλήσας τὸν Ιππίαν εἰς τὸ καλούμενον Πελαργικὸν τείχος) sagt uns ausdrücklich, daß infolge der Gefangennahme der Söhne der Peisistratiden die Belagerten zum Abzuge sich verstanden und den Siegern die Burg übergaben (παρέδωκαν τὴν ἀκρόπολιν, nicht bloß einen gewissen befestigten Teil derselben). Auch bei Aristophanes Vögel 832 τίς δαὶ καθέξει τῆς πόλεως τὸ Πελαργικόν muß die gesamte Burgbefestigung gemeint sein, da der Gott hier ἐπὶ πετρῶν wohnen soll, während das Pelar gikon in seiner beschränkteren Bedeutung am Fuße der Burg lag: die Beifügung τῆς πόλεως (= τῆς ἀκροπόλεως) aber beweist durchaus nicht, daß dieses Pelargikon nur einen Teil der Burg umschloß, weil hier nicht ein Teil der Burg dem

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andern, sondern der Schutz der Burg durch die Burggöttin dem Schutze durch den pelargischen Mauerring gegenübergesetzt wird.

So bestimmt ich hiernach das Pelargikon der älteren Zeit, jedenfalls vor der Entfestigung der Burg durch Erbauung der mnesikleischen Propyläen, als die mykenische Gesamtfestung bezeichnen muß, eben so sicher ist es, daß schon kurz vor dem peloponnesischen Kriege unbekannt aus welchem Grunde - die Bezeichnung Ileλapytxóv auf einen beschränkten Raum am Fußße der Akropolis übertragen worden war. Das erste Zeugnis hierfür gibt uns die Inschrift CIA IV 1 no. 27 S. 59 f. Z. 54 f. mit dem Verbot, ohne Genehmigung von Rat und Volk im Pelargikon fernerhin Altäre zu bauen, Steine zu brechen, Erde und Steine daraus auszuführen. Dies Verbot vom Gesamtumfange der Burg zu verstehen, ist widersinnig, und überdies bezeichnet ein unverdächtiger Zeuge aus der allernächsten Zeit, Thukydides II 17, das Pelargikon als ein Areal ὑπὸ τὴν ἀκρόπολιν, ὃ καὶ ἐπάρατόν τε ἦν μὴ οἰκεῖν, das aber trotz des darauf lastenden Fluches 1) zu Beginn des Krieges unter der drohenden Gefahr bebaut worden sei (vgl. Pollux VIII 101). Auch nach Ephoros bei Strabo X p. 401, wurde nach den Pelasgern μέρος τι τῆς πόλεως benannt. Andere Zeugnisse aber machen es gewiß, daß dieses Pelargikon nicht mit Curtius als ein Festungsrayon rund um die Burg verstanden werden darf, sondern nur eine beschränkte lokale Bedeutung hatte: so nach Lukian bis accus. 9, wonach die Höhle des Pan (vgl. dazu Ephem. arch. 1887 S. 1 f.) μxрòv úπÈρ Toû Пlɛλaoyixoû gelegen war, und nach pisc. 42 (vgl. 47), wo das Pelargikon entsprechend dem Asklepieion, Areopag, Talosgrab und Anakeion (letzteres unterhalb des heiligen Bezirkes der Aglauros) einen fest umschriebenen, relativ nicht großen Platz unterhalb der Burgabhänge bezeichnen muß. Auch die Bestimmung des Festzuges mit dem Panathenäenschiff, der beim Eleusinion und beim Pelasgikon vorbeiführt und beim Pythion endet (nach Philostratos vit. soph. II 1. 5), läßt kaum eine andere Auffassung zu. Wenn aber Wachsmuth (Berichte

1) Warum war der Platz verflucht? Etwa weil von hier aus die Perser die Burg bestiegen hatten?

d. sächs. Ges. d. Wiss. 1887 S. 388) jenen Raum in weitem Bogen um den ganzen Südfuß der Burg herum bis zur Ostseite sich erstrecken läßt, so scheinen mir doch die von Lukian und Philostratos gegebenen Parallelen mit eng begrenzten Heiligtümern dieser Annahme nicht günstig zu sein. Den einzigen sicheren Fixpunkt gewährt uns die Lage der Pansgrotte, und danach bleibt nur übrig, das Pelargikon der jüngeren Zeit als eine Area am Westaufgange der Burg zu betrachten. Besonders zu bemerken aber ist, daß von ihrer Befestigung gar nichts überliefert ist, daß vielmehr die sakrale Bedeutung des unter einem Fluche liegenden, mit Asklepieion, Anakeion u. s. w. verglichenen Raumes seine festungsmässige Ummauerung geradezu ausschließt.

Eine Konfusion des älteren umfassenden, befestigten und des jüngeren räumlich viel enger begrenzten, aber unbefestigten Pelargikon hat nun auch die vollkommen unmögliche Vorstellung von einem gewaltigen, neuntorigen Vorwerk, von einem befestigten Πελαργικὸν ἐννεάπυλον veranlaßt, das zum Schutze des Burgaufganges auf der Einsattelung zwischen Akropolis und Areopag gelegen habe. Man beruft sich auf das Zeugnis des Kleidemos (περιέβαλλον δὲ ἐννεάπυλον τὸ Πελαργικόν) und des Polemon (Schol. Soph. Oed. Col. 489), wonach das Heiligtum des Heros Hesychos ἐστὶ παρὰ τὸ Κυλώνειον (O. Müller für Κυδώνιον, Κιμώνιον ἐκτὸς τῶν ἐννέα πυλῶν, endlich auf Herodot VIII 52, wonach die Perser bei der Burgbelagerung auf dem Areopag sich festsetzten, von hier aus durch Brandpfeile ein hölzernes párμa vor dem Burgaufgange in Brand steckten, darauf bei einem Angriff auf die úλa durch gewälzte Steine zurückgetrieben wurden und schließlich durch einen geheimen Eingang im heiligen Bezirk der Aglauros (s. oben) die Burg bestiegen. Aber von einem évveάπuλav steht bei Herodot nichts; die rúka sind die verteidigungsfähigen vorperikleischen Propyläen 2), und das hölzerne párμa vor dem Burgaufgange läßt es vollends undenkbar erscheinen, daß hier eine besondere, äußerst starke Bastion zur Verteidigung

*) Darüber vgl. jüngst Charles Heald Weller, The pre-periclean Propylon of the acropolis at Athens, in American Journal of archeol. 1904 S. 35/70.

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