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oɛg, die man bei ihm nachlesen möge, als einziger ernsthafter Trumpf eine Autorität angeführt. Doch ernsthaft: „es ist ein altbewährter, bis zur Stunde noch nicht erschütterter Grundsatz, dass im griechischen Drama die Bühnenanweisung im Text steht" (Robert). Wo findet sich ein Wort davon, dass Deianira am Webstuhl sitzt? Damit ist die Sache natürlich erledigt.

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Nun wohl, ernsthaft. Daß der Satz Roberts, quem honoris causa nomino, einen bedenklichen Cirkel enthält, sieht Ad. Müller natürlich nicht; aber bei etwas mehr Logik sieht man es schon. Für uns steht ja natürlich die ganze Bühnenanweisung im Text - wo sollen wir sie sonst hernehmen? aber die vielen Unklarheiten, die tiefgehenden Differenzen der Gelehrten, das begleitende Spiel betreffend, beweisen deutlich, daß diese relativ ganze Anweisung lange nicht die absolut ganze war. Doch zu helfen ist da nicht; um so sorgfältiger ist der Text als Quelle zu behandeln. jedes Indiz muß berücksichtigt werden. Solche Indicien können nur directe oder indirecte sein: für letztere gilt der Grundsatz: wenn ohne die Annahme eines gewissen begleitenden Spiels eine gewisse Stelle logisch unverständlich oder psychologisch unwahrscheinlich wird, so ist eben dies begleitende Spiel anzunehmen." Von diesem selbstverständlichen Grundsatz bin auch ich wiederholt ausgegangen,

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ist in Deianira der Ent

u. a. für das von Ad. Müller so einsichtsvoll executierte Gewandmotiv. Das beste ist, daß er in der Voraussetzung mit mir einig ist; er sagt S. 333: während dem, näml. während der Confrontation des Lichas mit dem Boten schluss gereift, den Liebeszauber anzuwenden. Das sage ich auch, S. 518 ff.; nur stelle ich dann die weitere Frage: wie wurde dieses Hauptmotiv, der Wendepunkt der Tragödie, den Zuschauern zu Bewußtsein gebracht? Nun, und Ad. Müller stellt die Frage eben nicht; das ist ja für seine ästhetische Unfähigkeit charakteristisch, daß er sich durchaus nicht als Zuschauer der Tragödie denken kann.

Ich gehe indeß weiter: wenn durch die Annahme eines gewissen Spiels eine sonst blasse Stelle

gehoben werden kann, haben wir die Pflicht, dieses Spiel anzunehmen. In der letzten Scene von 'Wallensteins Lager' sagt der erste Kürassier zu den Umstehenden, das Promemoria betreffend:

Das reicht man in tiefer Devotion

Dem Piccolomin, ich meine den Sohn.

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Erinnert sich jemand der Darstellung dieser Scene bei den Meiningern? Auf die Worte des Piccolomini folgen stürmische Proteste der Umstehenden. Der Redner stutzt: was soll das heißen? Ach so, sie haben seine Worte auf den missliebigen Alten bezogen. Er setzt eifrig hinzu: ich meine den Sohn! worauf allseitig das Lachen angenehmer Enttäuschung erfolgt. So hat die Stelle lebendiges Leben bekommen; kann nun jemand diese Interpretation entbehren? Ist sie vor allem nicht in der Schule, die ja verlebendigen soll, durchaus unumgänglich? 'Aber wer weiß auch, ob Schiller sich das Spiel so gedacht hat? Im Text steht nichts davon; wir können auch irren!' Und wenn er sich das Spiel so oder ähnlich gedacht hat - seid ihr dann mit eurem grauen Vortrag nicht erst recht im Irrtum? Und ist nicht das peccare in bonam partem vorzuziehn?

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Ich habe Ad. Müller doch Unrecht getan: einmal ist er allerdings auf einen meiner Gründe eingegangen. Es handelt sich um Frage, ob Lichas von früher her Deianira bekannt war. Logik und Psychologie verlangen, daß man die Frage negativ beantworte; dazu kommen ein paar äussere Indicien. Aber freilich, noch hatte keine Autorität diese Meinung aufgestellt; also darf Ad. Müller sie nicht gelten lassen. Und da er seiner Logik und Psychologie mit Recht nicht viel zutraut, so hält er sich S. 2421 an eins der äußeren Indicien, und tut, ehrlich wie er ist, als ob es mein einziger Grund wäre. Ich hatte darauf hingewiesen, daß D. den Lichas V. 531 évog nennt; dazu Ad. Müller in seiner höhnenden Art entsprechend wird aber auch Herakles selbst V. 65 bezeichnet, den sie doch wohl kennen wird. Dort sagt nämlich D., Herakles habe sich lange in der Fremde aufgehalten (οὕτω δαρὸν ἐξενωμένου) das ist für Ad. Müller dasselbe. Damit nicht zufrieden, fährt er fort: Ueberhaupt heisst

jeder Bekannte, ja Verwandte so, wenn er aus der Fremde kommt. So nennt Antigone ihren aus Argos kommenden Bruder Polyneikes Eévos OC 1249. Nicht weil er aus Argos kommt, sondern weil er dem Vater oùx μлoleg ist (1156), nennt sie ihn mit Bitterkeit ó évog. sind es, die über mich raisonnieren!

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Solche Interpreten

Deianira ge

Dazu meine Be

Die Dreistigkeit des Nessos gen ü ber fand statt ηνίκ' ήν μέσῳ πόρῳ. merkung S. 5998: warum betont Soph., Nessos sei μέow nópw verwundet worden? Damit die Commentatoren zu 580 f. [xτῶνα τόνδ' ἔβαψα, προςβαλοῦσ ̓ ὅσα ζῶν κεῖνος είπε] nicht an die apellodorische Scheusslichkeit 11 152 denken, was sie freilich trotzdem tun. Da ich nicht für reine Jungfrauen schrieb, sondern für erwachsene Philologen, so hielt ich diese Andeutung für hinreichend. Ich weiß nicht, zu welcher Gattung unschuldiger Wesen Ad. Müller gehört; kurz, er hat mich nicht verstanden, und da muß ich schon deutlicher sein. Wer wissen will, was alles in einen ästhetischen Commentar' gehört, lese bei ihm S. 2241: wer das weitere Unerzählbare über die Behandlung dieses Philtrons zu erfahren wünscht, möge es bei Diodor IV 34 [vielmehr 36], 4 nachlesen. Dadurch erklärt sich die Andeutung von 580/1. Wie sie sich erklärt, steht bei mir S. 603; aber folgen wir unsrem Aesthetiker. Die unerzählbare Stelle bei Diodor lautet, mit Apollodor übereinstimmend, also: οὗτος δὲ [Νέσσος] πρώτην διαβιβάσας τὴν Δηιάνειραν .. ἐπεχείρησε βιάσασθαι ταύτην . ὁ μὲν Ἡρακλῆς ἐτόξευσε τὸν Κένταυρον, ὁ δὲ Νέσσος μεταξὺ μισγόμενος ἀποθνήσκων ἔφησε τῇ Δηιανείρᾳ δώσειν φίλτρον παρεκελεύσατο οὖν λαβοῦσαν τὸν ἐξ αὐτοῦ πεσόντα róvov xτé. Also: bei Diodor vergreift sich der Kentaur an D. διαβιβάσας αὐτήν, d. h. am andren Ufer, bei Soph. μέσῳ πόρῳ ; bei Diodor ἐπεχείρησε βιάσασθαι, bei Soph. ψαύει ματαίαις χερσίν; ist das zu vereinigen? Nun bin ich freilich für Ad. Müller in medicis erst recht keine Autorität; aber er findet ja wohl in Kiel einen Arzt, zu dem er Vertrauen hat für Nessos tuts auch ein Veterinär. Dem lege er dann die Frage vor, ob das μίσγεσθαι μέσῳ πόρῳ physiologisch möglich ist. Und

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wenn der Herr Doctor genau ist und fragt, wie hoch den Nessos das kalte Wasser des Euenos deckte, so vergesse er die drei Indicien nicht: μέσῳ πόρῳ, βαθύρρουν und φέρων È' μoç... Es soll doch zur Not möglich sein.' - Meinethalb; wenn nun Sophokles die erschwerenden Umstände hervorhebt hat er den Gedanken an den Act nahelegen oder fernhalten wollen? Sodann: λαβοῦσαν τὸν πεσόντα γόνον. Ich denke mir die ɛùшлç áßpå ungern bei einer Arbeit, die selbst für eine Heldin von Zolas la Terre zu schmutzig wäre; aber sei's drum, wenn Ad. Müller es durchaus so haben will. Zu Lande ist die Arbeit wenigstens möglich; wie aber im Wasser? Und nun gar: φέρων ἐπ ̓ ὤμοις und μεταξύ μισγόμενος ein ganz merkwürdiges oxμa. Aber da bin ich wirklich in Verlegenheit, an welche Kieler Autorität ich den Verf. für diesen Punct verweisen soll.

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σχῆμα.

Den Leser ekelt wohl; mich auch, schon lange. Nun, so hatte ich um so besseren Grund, zu verlangen, daß man bei der Sophokleserklärung diesen ganzen Schmutz mit Stillschweigen übergehe; welchen Grund hatte aber Ad. Müller, ihn in seinen ästhetischen Commentar' aufzunehmen?

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Ueber das Grundmotiv der von mir angenommenen 'ethischen Heraklestragödie' (die ich der physischen gegenüberstelle), referiert Ad. Müller S. 246 in kümmerlichem Deutsch, indem er dort, wo ihm das Verständnis ausgeht, eingeklammerte Ausrufungszeichen einstreut; recht wacker, nur hätte es viel öfter geschehn müssen. Dies Motiv ist in den zwei Sätzen enthalten: der Satz alle Lieben opfert Herakles sich selber auf', erhält sein moralisches Gleichgewicht in dem zweiten Satze 'ebenso aber opfert er sich selber seiner Sache auf', der Reinigung der Erde. Dazu folgendes Gejammer der Hilflosigkeit: Selten ist wohl Sinn und Unsinn (ich danke; nun, eben drum brauchte ich mich auch nicht zu genieren) so innig gemischt worden. Und mit welcher geradezu diabolischen Schlauheit muss der Dichter verfahren sein, dass er diesen tiefen Sinn des Mythos (nein, der Heraklestragödie!) dem Normalhörer so vollkommen zu verschleiern verstanden hat. Wohlgemerkt, dem Normal hörer; daß die Tragödie für

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Schauer, für Zuschauer berechnet ist, damit kann sich Ad. Müller einmal nicht befreunden. Doch davon sogleich, halten wir uns an den Hörer. Was ist es eigentlich, was der Dichter verschleiert haben soll? Doch hoffentlich nicht der erste Satz; denn daß Herakles Weib, Kind und Freund seinem Willen und Zorn aufopfert, wird ja selbst Ad. Müller gemerkt haben. Also der zweite? Ich möchte wissen: wenn Herakles unter rasenden Schmerzen laut schreit 1012 πολλὰ μὲν ἐν πόντῳ, κατὰ δὲ δρία πάντα καθαίρων ὠλεκόμαν ὁ τάλας und den Gedanken noch zweimal 1061 und 1111, wiederholt darf man annehmen, daß der Normalhörer ihn gehört haben wird? Oder vielleicht die Beziehung der Sätze auf einander? Ist dem Normalhörer zuzutrauen, daß er aus ihnen den Schluß zieht: 'wer Opfer bringt, darf auch Opfer verlangen'? Nein; denn dazu gehört etwas mehr als Hören dazu gehört auch Denken. Und so mag denn Ad. Müller mit seinen Ausrufungszeichen Recht behalten.

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Ein Normalhörer will Ad. Müller sein? Er ist nicht einmal ein Normalle ser. Für meine Annahme, das Festgewand sei von Anfang an auf der Bühne gewesen, bekomme ich S. 244 einen Verweis: bisher konnte man nach den klaren Worten V. 492 nur annehmen, dass D. in das Haus gehe, um das Gewand als Gegengeschenk herauszuholen und es dann Lichas einzuhändigen. Ich gestehe, in den klaren Worten ἀλλ ̓ εἴσω στέγης χωρῶμεν, ὡς . . . ἃ δ ̓ ἀντὶ δώρων δῶρα χρή προσαρμόσαι καὶ ταῦτ ̓ ἄγης von einem Herausholen nichts zu finden, und meine, daß sie ebenso verständlich sind, wenn D. das Gewand zu Hause nur verpacken will; aber sei's drum. Also bis 531, wo D. wieder herauskommt, war das Gewand zu Hause; wohl. Nun sehe man sich S. 232 ff. das Gerüst der Tragödie an: die zweite Scene V. 223-496 (ich bitte auf die Zahlen zu achten), schließt mit den Worten, Lichas empfängt die Gegengabe für die Gefangenen in Gestalt des Opferkleides. Wie konnte er das, wenn doch das Opferkleid bis 531 im Hause war? Dann die dritte Scene V. 531-632: D. hat während des Chorliedes das Gewand mit dem Zauber getränkt, es dann in eine Truhe ge

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