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neis s., auch wohl c. III 8, 5 sermones utriusque linguae (s. daselbst).

Hieraus ergiebt sich, dass Hor. diesen Ausdruck auch für die von ihm vorzugsweise ausgebildete Litteraturgattung gebrauchen konnte, in welcher der didaktische Ton vorherrscht. So spricht er epist. II 1, 250 von seinen sermones und nennt sie repentes per humum, ohne Zweifel zunächst seine Episteln verstehend. Den entscheidenden Beweis dafür giebt Sueton in der vita Hor., wo er erzählt, Augustus habe post sermones quosdam lectos dem Hor. den Wunsch ausgesprochen, er möge auch an ihn dergleichen sermones richten, und Hor. habe darauf mit der Epistel (Suet. nennt sie ecloga) cum tot sustineas geantwortet. Wären nun unter jenen sermones Satiren verstanden, so müsste hier entweder ein grober Irrthum vorliegen, oder Hor. hätte dem Wunsche des Aug. erst nach vielen Jahren entsprochen. Denn da das erste Buch Satiren schon 34 oder 35 v. Chr. veröffentlicht ist 3), und doch nicht angenommen werden darf, dass ein Werk, welches dem Maecenas zugeeignet war und so grosses Aufsehen machte, dem für die Litteratur so hoch interessirten Kaiser Jahre lang unbekannt geblieben sei, so muss Aug. um jene Zeit mindestens schon einige Satiren (es brauchten noch nicht alle veröffentlicht zu sein) gelesen haben. Und wenn man selbst Kirchner'n beistimmen wollte, der die gemeinsame Herausgabe aller Satiren in das Jahr 28 herabsetzt, so würden wir damit immer nur einige Jahre Unterschied erhalten, ganz abgesehen davon, dass unzweifelhaft Aug. mit dem Lesen nicht bis zur Gesammtherausgabe gewartet haben wird. Nun ist die erste Epistel des zweiten Buchs nach Vahlen 4) wegen der Hinweisung auf die Säcularspiele (V. 132) und vielfacher Beziehungen auf die Oden des vierten Buchs nicht vor 14 v. Chr. zu setzen; man erhielte also eine Zwischenzeit von 14-20 Jahren, was doch geradezu unglaublich ist.

Sind aber, wie Vahlen mit Recht annimmt, unter jenen eius modi scripta (sermones bei Suet.) in dem Briefe des Aug. allein Episteln verstanden, so hat auch Hor. epist. II 1, 250 sie damit gemeint; und es ist für seine feine Anspruchslosigkeit bezeichnend, dass er durch den Zusatz repentes per hu

3) S. Th. 12 Einleitung S. 20 f.

4) Ueber Zeit und Abfolge der Litteraturbriefe des Horatius. Monatsberichte der Akademie zu Berlin 1878.

mum jede hochmüthige Vergleichung mit Sokratischen oder anderen Sprüchen der Weisen gleichsam a limine abweist und seinen Briefen nur den Charakter von gemüthlichen Plaudereien vindicirt. Dasselbe gilt von den sermones a. p. 69, wo es nicht einmal nöthig ist, an eine bestimmte Litteraturart zu denken, weil dort allgemein Worte (vorher V. 61 verborum vetus aetas) grossen Werken und Thaten (mortalia facta) gegenüber gestellt sind. Endlich wenn selbst (was keineswegs erwiesen ist) epist. I 4, 1 unter sermones die Satiren allein gemeint sein sollten, so würde daraus auch nur folgen, dass sie ebenso wie die Episteln mit dem gemeinsamen durchaus passenden Namen gelegentlich von Hor. bezeichnet worden sind. Und dies auch nur einmal in den Episteln, während satira doch wenigstens zweimal vorkommt und jedenfalls das Charakteristische der Gattung eigenthümlicher, dazu mit einem echt römischen Worte bezeichnet. Vielleicht hatte Hor. Grund, diese Jugenderzeugnisse, durch die er sich manche Anfeindung zugezogen hatte, später in einem milderen Lichte erscheinen zu lassen, wie ja auch die Episteln, die mit diesem Namen übrigens nur einmal (II 2, 22) angeführt werden, sich nicht sowohl durch den Inhalt als die Darstellung von den Satiren unterscheiden. Denn manche Satiren enthalten von persönlichen Angriffen wenig oder gar nichts, während andrerseits die Briefe davon keineswegs ganz frei sind. Schon im zweiten Buche der Satiren ist die erzählende oder rein betrachtende Darstellungsweise mit einer vorwiegend dramatischen vertauscht; der Uebergang zur Briefform enthält kaum einen grösseren Sprung. Es ist in der That dieselbe dem Lehrgedicht angehörende Gattung, für die, wie Lehrs in seinen Vorbemerkungen zum Commentar der Episteln zeigt, Hor. eine bequemere Form wählte, in der er sich freier gehen lassen und zugleich durch reichlichere Beimischuug individueller Beziehungen den nüchternen Lehrton schmackhafter machen konnte.

Genug die Satiren des Hor. sind einmal Satiren und mögen auch jetzt so heissen, wie sie sicher von Hor. selbst und seinen Zeitgenossen genannt worden sind. Nur ein Umstand scheint dem entschieden zu widersprechen, der für Keller in seinen Epilegomena den Ausschlag für sermones gegeben hat. In einer von Pseudoacron wörtlich wiederholten Mittheilung des Porphyrion heisst es: quamvis satiram esse opus hoc suum Horatius ipse confiteatur, ... tamen proprios titulos ei voluit accommodare; nam hos priores duos libros sermonum, po

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steriores epistularum inscripsit. Und dem entspricht die ähnliche Bemerkung Porph.'s zu II 1, 1: quoniam (mindestens doch quamquam) hos duos libros sermonum inscripsit, tamen de his sic loquitur quasi de satira, Lucilium sequens. Also Satire wäre nach der ersten Angabe der allgemeine. Titel auch für die Episteln, sermones der besondere für die beiden ersten Bücher der Satiren? Ist das menschenmöglich, wenn Hor. unzweifelhaft sermones von beiden Arten, satira aber nur von jenen zwei Büchern gebraucht hat? Und überhaupt sermones soll ein speciellerer Name sein als satira? Entweder hat der Scholiast geträumt, als er dies schrieb, oder wir haben die Sache umzukehren. Wie leicht und klar wäre Alles, wenn wir erst sermones, dann satirae (oder satirarum) setzten! Leider ist das nur so möglich, dass man zugleich den Zusatz nach confiteatur,,cum ait: sunt quibus in satira videar nimis acer et ultra legem tendere opus" umstellt. 5) Möglich wäre es immerhin, dass diese Verwechselung die späteren Grammatiker veranlasst hat, jene Bezeichnung beizubehalten. Die Hauptsache aber: Wie viel darf man auf eine Bestimmung geben, die augenscheinlich Ober- und Unterbegriff umkehrt und dann die Sermonen und Episteln so unterscheidet, dass

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5) Das Sammelsurium der sogen. Acronischen Schol. kommt dafür ohnehin nicht in Betracht. Ein näheres Eingehen auf deren Angabe würde mindestens einen argen Mangel des logischen Zusammenhanges ergeben. Zunächst der Bericht, weshalb diese Bücher sermones heissen und wie sie sich von den Episteln unterscheiden; dann heisst es weiter: quamvis igitur hoc opus satiram esse Hor. ipse profiteatur cet. Was soll hier igitur, nachdem im Vorhergehenden nicht von Satiren, sondern von Sermonen gesprochen ist? Ferner folgt unmittelbar nach den mit Porph. im Wesentlichen übereinstimmenden Worten hos priores libros duos sermonum, posteriores epistularum inscribens" die Definition von satira, als wäre dies Wort so eben gebraucht worden. Beide Anstösse wären beseitigt, wenn man so umstellte: quamvis igitur hoc opus sermones esse Horatius ipse profiteatur, tamen proprios titulos voluit ei accommodari, cum ait: sunt quibus cet. . . ., hos priores libros duos satirae, posteriores epistularum inscribens. satira dicitur cet. Die dann gegebene Definition müsste, wenn wirklich satira der allgemeine Titel wäre, nun auch die Episteln umfassen; aber davon ist in der bekannten Ableitung (a lance plena diversis frugibus cet.), die wir genauer und vollständiger bei Diomedes finden, schlechterdings nicht die Rede. Hor. wird nur im engeren Sinne als Satiriker zwischen Lucilius und Iuvenalis genannt; Lucilius heisst der erste Erfinder dieser Dichtungsart, die man deshalb Satire genannt, quia ita multis et variis rebus refertum est, ut audientes saturet. Man sieht durchweg, dass diese Bestimmungen nur für die beiden Bücher Satiren gelten sollen.

Hor. in jenen apud praesentem spreche, diese aber ad absentes geschickt habe? Darnach müssten alle Sermonen Dialoge und Hor. selbst der eine der Redenden sein.

Wenn nun aber Keller Epil. S. 422 verlangt, wer von Satiren des Hor. spreche, der solle folgerichtig auch von seinen Iamben statt Epoden reden, so würde ich das unbedenklich thun, wenn es nicht für sechs derselben, nämlich die in anderem Metrum abgefassten 11-16 incl., also für mehr als den dritten Theil, ein unpassender Titel wäre. Schon Quintil. giebt X 1, 96 für diese Benennung bei Hor. die nöthige Einschränkung; er hätte, wenn er dessen Epoden als lamben kannte, nicht sagen dürfen: iambus non sane a Romanis celebratus est ut proprium opus, quibusdam interpositus, und sofort bei Hor. selbst: quamquam illi epodos interveniat.

Ueber den Begriff und die Entstehung der Satire, die Erklärung des Namens, die verschiedenen Arten derselben, die früheren Satiriker vor Hor. und sein Verhältniss zu ihnen, besonders zu Lucilius und der Menippeischen Satire, desgleichen zu seinen Nachfolgern, an dieser Stelle zu verhandeln würde eine ausgedehntere Einleitung erfordern, als für den Plan und Zweck dieses Buches angemessen erscheint; auch würde ich für jetzt den ausführlichen und gelehrten Auseinandersetzungen Fritzsche's6) nichts wesentlich Neues hinzuzusetzen im Stande sein. Indem ich daher eine solche Untersuchung für eine spätere Zeit und andere Gelegenheit mir vorbehalte, füge ich dem, was ich bereits in der Einleitung Th. I2 S. 19 ff. über die Abfassungszeit und Reihenfolge der Gedichte gesagt habe, zur Uebersicht hier nur noch Folgendes hinzu:

Bekanntlich hat Kirchner geleugnet, dass die beiden Bücher der Satiren getrennt herausgegeben seien, weshalb er denn auch die Satiren beider Bücher ziemlich bunt durch einander wirft. Dass ihm der Beweis dafür gelungen ist, glaube ich nicht, so viel Beachtenswerthes im Einzelnen seine Ausführungen enthalten mögen. Wie ich aber über die Zeitfolge einiger Satiren, besonders des ersten Buches, z. B. 8, 4 und 10, auch des zweiten, z. B. 2 und 7, stark von ihm abweiche, so habe ich, um Andere zu übergehen, auch den Bestimmungen Franke's nicht überall beitreten können. Derselbe irrt gewiss darin, dass er so oft aus der blossen Reihenfolge einen Schluss

6) Des Q. Horatius Flaccus Sermonen. Leipzig 1875 und 1876. Einleitung S. 7-34.

auf die Zeitfolge machen will, wenn andere Momente fehlen ; überdies glaubt er gar zu oft das Gras wachsen zu hören, indem er z. B. aus dem blossen Verschweigen irgend welcher Begebenheiten Folgerungen zieht. Wenn man darauf hin einmal Goethesche Gedichte prüfen und sie darnach ordnen wollte, zu welchen haarsträubenden Resultaten würde man kommen? Der Dichter hat das Recht, durch die brutale Macht der Thatsachen sich seine Cirkel nicht stören zu lassen. Im Ganzen stimme ich Fritzsche bei, dass aus einer vorsichtigen Erwägung aller in den Satiren angedeuteten Ereignisse die Ausbeute für die Zeitbestimmung dürftig ist. Man kommt immer wieder zurück auf den Beginn der Freundschaft mit Maecenas und die Schenkung des Sabiner Landgutes, welche beiden Data sich zwar annähernd, aber nicht mit voller Genauigkeit ermitteln lassen; sodann auf die Schlacht bei Actium, und erst da stehen wir auf sicherem Grunde. Zugleich folgt daraus, dass für die Satiren des zweiten Buchs der Spielraum etwas enger ist, während über die des ersten die Ansichten zum Theil um mehrere Jahre aus einander gehen.

Ich halte für die älteste Satire (darin mit Kirchner übereinkommend) I 7, möchte sie aber bis vor die Schlacht bei Philippi, also bis über 42 v. Chr., hinaufrücken. Es folgt I 2 nach 41, aber vor 38; 4, 8 und 5 mögen aus der nächstfolgenden Zeit sein, die letzte nach dem Herbst 38, vielleicht 37. Etwa um 36 setze ich 9, desgleichen 3 (zwischen 38 und 36) und 6 (zwischen 37 und 35); dagegen darf man 10 und 1, die letzten dieses Buchs, wohl bis 35 hinabrücken. Der Anfang von II 3 lehrt, dass nach der Bekanntmachung des ersten Buchs für Hor. eine Zwischenzeit relativer Unthätigkeit, auch wohl geistiger Sammlung eintrat; und dazu stimmt, dass er damals mit häuslichen Angelegenheiten, namentlich mit dem Ausbau der Villa, die ihm Maec. wohl in der Freude über den Erfolg seiner Gedichte geschenkt haben wird, vollauf beschäftigt war. Dürfen wir nun nach ziemlich sicheren Angaben II 3 (s. das.) nicht vor 33, eher etwas später, ansetzen, so reihen sich um dieselbe zunächst 2, 4, 7 und 8, ohne jedoch bestimmtere Kennzeichen zu tragen. Als die letzten (30 v. Chr.) wird man ohne Bedenken, und zwar in dieser Reihenfolge, aufstellen dürfen: 6, 5 und 1.

Die Herstellung des Textes ist durch die gründlichen und umfassenden Arbeiten Holder's und Keller's (Epileg.) verhältnissmässig leicht gemacht, und würde es für den Herausgeber

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