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Päpste vertreten, nahm mit vollem Bewußtsein, daß es sich um das Sein oder Nichtsein der freien Kirche handle, den Streit gegen die Nationalisirung und Territorialisirung der Kirche auf. Es war der Investiturstreit, welcher ein halbes Jahrhundert die christliche Welt erschütterte. So wichtig erschien der Hierarchie das Interesse der kirchlichen Freiheit, daß der Papst eher die Kirchengüter aufgeben, als sich in die Investitur der Bischöfe und Aebte durch die Krone mit Ning und Stab ergeben wollte, eine extreme Maßregel, welche das Cardinalcollegium verwarf. Es war der Kirche klar geworden, daß diese Investitur nicht blos die Bestätigung der Jurisdiction der Kirche über die Temporalien befaßte. Die Uebung der Kronen zeigte eine viel weitere Geltung dieses Rechts. Die landesfürstliche Gewalt erklärte zwar, sie erkenne in dieser Investitur nicht mehr als ein Recht der Präsentation und Bestätigung in den Temporalien, ohne Einmischung in die spirituale Gewalt. Aber die Erfahrung zeigte das Gegentheil, und daher wollten die Könige die Investitur durch Ring und Stab nicht aufgeben; der Papst Paschal II. aber forderte standhaft den Ver: zicht auf diese Ceremonie, in welcher er nur ein Symbol der geistlichen Gewalt und Bevollmächtigung erkennen konnte.

Bekanntlich ließ der Kaiser Heinrich V. 1111 den Papst Paschal 11. am Altar verhaften, um ihn in diesem Streit zum Nachgeben zu zwingen; allein der Kaiser mußte nachgeben und im Jahre 1122 kam als Ausgleichung zwischen dem Kaiser und dem Papst Calixt II. das Wormser Concordat zu Stande. Auch Heinrich I., welcher mit dem Kaiser Heinrich V. seine Tochter Mathilde vermählte, lag längere Zeit mit Paschal über die Investitur im Streit. Auch hier hatte sich dieser Kampf, der scheinbar nur eine Form betraf, schon unter der Regierung Wilhelm's des Rothen als einen die wirklichsten Interessen der Kirche ergreifenden Streit erwiesen. Im Besitz des Investiturrechts hatte der vorige König in mehren Fällen die Pfründen der Kirche in seiner eigenen Hand behalten; in andern Fällen hatte er Kirchenwürden, gleich einer Waare, an den Meistbietenden verhandelt und zur Heilung dieser Mißstände und zur Wahrung der eigenen Immunitäten widersezte sich jezt der tugendhafteste Theil der Geistlichkeit im Anschluß an den heiligen Stuhl dieser angeblichen Prärogative der Krone. An ihrer Spize stand der Erzbischof Anselm, der während seiner Entfer nung aus England den Concilien von Bari und Rom angewohnt hatte, welche die Laieninvestitur verdammt und mit der Strafe des Bannes belegt hatten.

Nach der Rückkehr von dem Concil in Rom lebte Anselm noch fast drei Jahre zu Lyon in Verbannung, bis zum Tod Wilhelm's des Rothen, Heinrich I. rief ihn zwar zurück und räumte ihm die freie

Verwaltung seines Erzbisthums wieder ein; als es sich aber um die Besezung der während des Egils Anselm's in Erledigung gekommenen kirchen handelte, so behaupteten die Großen des Reichs, deren Investitur falle in die königliche Würde. Der Erzbischof dagegen sprach, gestüzt auf die Beschlüsse des vorerwähnten römischen Concils, ihre canonische Beseßung an und hatte deßhalb dritthalb Jahre eine schwere Verfolgung von Seiten der weltlichen Gewalt zu bestehen. Endlich gab er dem Verlangen des Königs dahin nach, daß er mit dessen Abgeordneten nach Rom zu reisen und die Angelegenheiten des Königreichs, welche die Freiheit der Kirche nicht unterdrücken würden, mit ihnen zu besorgen sich erbot '). Der Papst Paschal hörte dort die Berichterstattung Anselm's und die Anträge der königlichen Abgeordneten; er gewährte aber dem König weder die Investitur der Kirchen, noch irgend etwas Anderes, was den Sabungen Gottes zuwider war. Der Erzbischof und die Gesandten kehrten zurück und als sie nach Lyon gekommen waren, so verbot Wilhelm von Warlewast im Auftrag des Königs dem Erzbischof Anselm die Rückkehr nach England, außer auf den Fall, daß er seinen Entschluß erklärte, die Sagungen des vorbenannten Concils nicht zu beachten, sondern die dem Recht befreundete, von Altersher eingeführte und durch die Zustimmung der sie Uebenden genehmigte Gewohnheit in allen Weisen aufrecht zu erhalten. Das verweigerte der Erzbischof: seine Güter wurden auf's Neue eingezogen. Er blieb in Lyon. In Erwiederung eines Schreibens des Königs, welches ihn aufforderte, die Gewohnheiten zu beobachten, welche Lanfranc unter seinem Vater Wilhelm dem Eroberer beobachtet habe, erklärte Anselm: er halte sich lediglich an die Sazungen Gottes 2).

1) Die Abgeordneten des Königs waren der Bischof Robert von Litchfield und der Bischof Herbert von Norwich. Das Schreiben des Königs an den Papkt Paschal forderte von diesem:

«Ut dignitates, usus et consuetudines, quas pater meus tempore antecessorum vestrorum in regno Angliae habuit, ego tempore vestro in eodem regno meo integre obtineam. Notumque habeat Sanctitas vestra, quod me vivente Deo auxiliante dignitates et usus regni Angliae non minuentur. Et si ego, quod absit, in tanta me deiectione ponerem, optimates mei, imo totius Angliae populus id nullo modo pateretur. Habita igitur, carissime pater, utiliori deliberatione, ita se erga nos moderetur benignitas vestra, ne, quod invitus faciam, a vestra me cogatis recedere obedientia.» Brompton J. c. p. 999.

2) Radulf de Diceto in den Abbrevationes Chronicorum in den angeführten Historiae Anglicanae Scriptores X. p. 495 sqq. theilt diese Antwort Anselm's mit:

«Henrico Regi Anglorum Anselmus archiepiscopus In literis vestris quas nuper accepi mandavit mihi vestra dignatio quod nullum hominem libentius in regno vestro velletis habere, quam me si vellem ita vobiscum esse

Der Papst Paschal aber schrieb an Anselm, die Räthe des Königs Heinrich I., welche ihn zu dem Frevel der Investitur treiben, und die Investirten selbst seien mit dem Bann zu belegen: der König sei inzwischen noch zu schonen, weil er Gesandte an den heiligen Stubl habe abordnen sollen 1).

In der Zwischenzeit hatte sich zu dem Streit über die Investitur noch der über die geistliche Gerichtsbarkeit gesellt, da Heinrich 1. in unerhörter Weise die Strafgerichtsbarkeit über Geistliche durch welt: liche Gerichte ausüben ließ. Anselm machte darüber dem König die eindringlichsten Vorstellungen 2).

sicut archiepiscopus Lanfrancus cum patre vestro fuit. Ad quod respondeo, quia neque in baptismo neque in aliqua ordinatione mea promisi me servaturum legem vel consuetudinem patris vestri aut Lanfranci archiepiscopi sed legem Dei et omnium ordinum quos suscepi. Quapropter si vultis me sic esse vobiscum ut possim vivere secundum legem Dei et ordinem meum, et si me revestitis secundum eandem legem Dei de omnibus rebus quas de archiepiscopatu meo accepistis, postquam a vobis discessi, quas si praesens essem non deberetis me nolente accipere et hoc mihi promittitis, paratus sum redire ad vos in Angliam et servire Deo et vobis et omnibus mihi commissis secundum officium a Deo mihi injunctum ipso adjuvante. Sed quia causa non est mea, sed Dei mihi ab ipso commendata, timeo diu differre clamorem ad Deum facere. Quapropter precor, obsecro ne me cogatis dolentem et invitum clamare: Exurge Deus et causam tuam judica.»

1) Rad. de Diceto 1. c. p. 496. theilt dieses Schreiben mit:

<«<In Concilio quod nuper habuimus, ex communi fratrum et coepiscoporum sententia deliberatum est, Regis consiliarios qui ad investiturae flagitium ipsum impellunt, et eos qui ab eo investiti sunt, ab ecclesiae liminibus repellendos quia de libera facere ancillam conantur. Quam nimirum sententiam nos Spiritus sancti judicio in Comitem de Mellento et eius complices promulgavimus et eandem ipsam in eos qui sunt investiti a Rege, ejusdem sancti Spiritus judicio confirmamus. Regis vero sententia ea ex causa dilata est, quia suos ad nos nuntios in praeteriti paschae tempore debuit destinare.»>

2) Rad. de Diceto p. 496. theilt das betreffende Schreiben mit:
«Henrico Regi Anselmus archiepiscopus.

<«<Audio quod vestra excellentia vindict am exercet super presbyteros Angliae et forisfacturam exigit ab eis, quod non servaverunt praeceptum Concilii quod ego cum vestro favore tenui apud Lundoniam cum aliis episcopis et religiosis personis. Quod hactenus inauditum et inusitatum est in Ecclesia Dei de ullo Rege vel de aliquo Principe. Non enim pertinet secundum legem Dei hujusmodi culpam vindicare nisi ad singulos episcopos per suas parochias, aut si ipsi episcopi in hoc negligentes fuerint, ad archiepiscopum et primatem. Precor igitur vos sicut charissimum dominum cujus animam diligo plus quam praesentem vitam corporis mei et consulo sicut vere fidelis corpori et animae vestrae, ne vos contra ecclesiasticam consuetudinem in tam grave peccatum mittatis, et si jam incepistis, ut omnino desistatis.>>

In diesen Streitigkeiten hielt sich der Erzbischof Gerhard von York auf der Seite des Königs; deßhalb rügte ihn der heilige Stuhl in einem besondern Schreiben 1).

Anselm blieb anderthalb Jahre in Lyon. Da beschied ihn Heinrich 1. zu einer Besprechung zu sich in die Normandie. Im Kloster Bec traten der König und der Erzbischof zur Verhandlung zusammen, und in einer Versammlung der Großen erklärte der König feierlich, er wolle künftighin weder für sich, noch für seine Erben ein Recht bei den Investituren ansprechen und auch bei den Wahlen nichts Anderes als seine durch die Kirchengeseße zugelassene Zustimmung zu der Wahl geltend machen 2).

1) Es findet sich bei Rad. de Diceto 1. c. p. 497.

«Paschalis episcopus Gerardo Eboracensi archiepiscopo.

«<Sedis Apostolicae benignitas delinquentes filios novit diutius tolerare, ut eorum excessus debita possint correctione curari. Hoc de te Romana jamdudum fecit ecclesia; sed tuos adhuc excessus corrigere contempsisti. Ipse etiam nosti quia ea spe tuae promotioni condescendimus, ut ad resecanda regni Anglorum contagia fratri nostro Anselmo Cantuarensi archiepiscopo adjutor et cooperator adesses. Nostrae vero mansuetudinis oblitus, nec eundem fratrem adjuvare curasti, nec pro officii tui debito iniquitati regiae obviasti, imo fervorem diceris adhibere. Nos tamen adhuc sedis apostolicae mansuetudine sustinemus, eo nimirum tenore, ut excessus tuos corrigas, vitam emendes praeteritam, et nobis, sicut dignum est, satisfacias. Noveris autem Regis consiliarios, Comitem videlicet de Mellento et eos qui ad investiturae flagitium Regem impellunt, in Concilio quod praeterita quadragesima celebravimus, sancti Spiritus judicio ab ecclesiarum liminibus esse repulsos et in eos, qui investituras acceperunt, eandem sententiam esse firmatam. Quod per te omnibus annuntiari praecipimus. Regis vero sententia ea ex causa dilata est, quia suos ad nos nuntios in praeteritae Paschae tempore debuit destinare.>>

2) Matth. Westmon. lib. II. 1. c. p. 236: «Eodem anno (1102) Anselmus Cantuariensis antistes consilium tenuit London. in Ecclesia sancti Pauli, praesente rege et suffraganeis Episcopis circa feriam sancti Michaelis, in quo consilio sacerdotes concubinarios excommunicavit, nisi ex tunc abjurarent. Deinde factus securior de amicitia regis tam Henrici quam Malcolmi regis Scotiae, cogitavit Ecclesiam quodam rigidiori modo gubernare et evellere germina viciorum. Anselmus igitur de Dei et dictorum regum confisus favore, quae Romae decreta in concilio generali acceperat de iuvestituris Ecclesiarum, plano sermone descripsit. Quod videlicet nullus Ecclesiae praelatus, Episcopus vel abbas vel clericus investituras alicujus ecclesiasticae dignitatis de manu suscipiat laicorum. Unde idem Episcopus, asserens hoc animabus expedire, degradavit abbates et priores quosdam, qui de manu laicorum et data pecunia praelatias obtinuerant, scilicet Richardum Eliensem, Aldwinum Ramesiensem, Burgensem et multos alios, tam priores abbatem non habentes, quam ipsos abbates. Et quoniam ad voluntatem regis quosdam Episcopos, qui institutiones a rege susceperant, noluit consecrare, vel cum eisdem com

Aber weniger die rechtliche Ueberzeugung des Königs, als dessen Bedrängung durch den Streit mit seinem Bruder Robert, hatte ihn zu dem Verzicht auf die Laieninvestitur gegen das Versprechen gestimmt, daß kein zu einer Prälatur Gewählter durch die Huldigung gegen den König der Consecration verlustig gehen sollte, und in Gegenwart des Königs wurde auf einer großen Kirchenversammlung dessen Verzicht auf die Investitur verkündet 1).

Anselm hatte einen großen Sieg in großer Weise erfochten. Aber der Erfolg entsprach in England nicht dem Adel des Streits. Der Schatten ward gerettet, nicht das Wesen; denn der König besezte nach wie vor die erledigten Bisthümer 2). Er behielt deren Einkünfte zu eigenem Genuß ein.

So ließ Heinrich I. die Bisthümer Norwich und Ely drei, Canterbury, Durham und Hereford fünf Jahre lang unbeseßt; Noger

municare, rex versus in arcum pravum contra eum ira incanduit vehementi. Praecepit rex Girardo, Eboracensi Archiepiscopo, ut eos consecraret. Sed Gulihelmus Giffardus, timens sancti Anselmi rigorem, sprevit consecrationem Eboracensis Archiepiscopi. Quare regis injusto mandato a regno est eliminatus. Kemelinus vero, Herefordensis Episcopus, suae timens conscientiae, eo quod a rege institutionem acceperat, Anselmo suum resignavit praesulatum.» M. [. auch Flor. Wigorn. I. c. p. 651. n. 46. Brompton l. c. p. 1000.

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1) Matth. Westmon. lib. II. 1. c. p. 237: «Rex Henricus apud Beccum veniens, Anselmus archiepiscopum Cantuar. ibidem invenit et cum eo concordatus est. Eodemque anno factum est consilium magnum Londoni in palatio regis, praesidente Anselmo, cui affuit rex et statuit, ub ab eo tempore in reliquum nunquam per donationem baculi pastoralis vel annuli, quisquam de Episcopatu vel abbatia per regem vel quamlibet laicam personam investiretur in Anglia. Concedente etiam archiepiscopo, ut nullus ad praelationem electus, pro homagio quod regi faceret, consecratione suscepti honoris privaretur.» M. s. auch Flor. Wigorn. I. c. p. 651. n. 47. u. p. 652 n. 50. u. n. 1. M. f. auch Malmesb. 1. c. p. 163 sq. Roger. de Hoveden 1. c. p. 471. Eadmer 91.

2) So fagt Matth. Westmon. lib. II. 1. c. p. 239: «Rex Henricus Herveum fecit Episcopum ordinari.

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<«<Anno gratiae 1113 Rex Henricus dedit Archiepiscopatum Cantuar. Richardo London. Episcopo, et illum per baculum et annulum instituit.»

Idem l. c. p. 240: «Anno gratiae 1125

Rex quoque Henricus dedit Simoni, clerico reginae, Wigorniensem, Johanni archidiacono Cantuar. Roffensem, Sigefrido abbati Glastoniensi Cicestrensem praesulatum,»>

Idem 1. c. p. 241: «Eodem anno (1132) rex Henricus novum fecit Episcopatum apud Carleolum et posuit ibi primum Episcopum, nomine Aethelulphum sancti Oswaldi priorem, cui peccata sua solebat confiteri>>

Idem 1. c. p. 242: «Anno gratiae 1133 defuncto Herveo, Eliensi episcopo, rex dedit episcopatum Nigello et Dunelmensem Galfrido Cancellario.» M. f. auch Henric. Huntingdon 1. c. p. 382.

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