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ganze Stunden, ja Tage verwenden müssen, wenn z. B. einer meiner Vorgänger unrichtig zitirt, oder sich wohl gar, entweder aus Versehen oder durch einen Druckfehler, auf eine Stelle im Lukrez berufen hatte, die ich nach unzähligen und doch fruchtlosen Durchsuchungen des erwähnten lateinischen Dichters endlich in einer Schrift des griechischen Philosophen Lucian antraf. Die in den Anmerkungen vorkommenden, aus der lateinischen, griechischen oder einer andern ausländischen Sprache entlehnten Stellen, Redensarten und Ausdrücke aber, die ich des gelehrten Lesers wegen nicht füglich habe weglassen dürfen, kann der ungelehrte Leser meines Werks leicht übergehen, ohne etwas Wesentliches einzubüfsen, besonders da er hierüber in den Einleitungen zu jedem Gedichte die nöthigen Aufschlüsse findet.

Aus dem bisher Angeführten geht soviel hervor, dafs das Hauptverdienst dieses Werks auf die Darstellung des Ganzen berechnet sei; indefs hat der Verfasser doch auch auf die Ausführung der einzelnen Theile desselben die möglichste Sorgfalt verwendet, wie folgende Probe bestätigen mag, wozu er die letzte Ode des dritten Buchs hauptfächlich ihrer Kürze wegen erwählt.

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Exegi monumentum aere perennius,
Regalique situ pyramidum altius:

mei

Quod non imber edax, non Aquilo impotens
Possit diruere, aut innumerabilis
Annorum series, et fuga temporum.
Non omnis moriar: multaque pars
Vitabit Libitinam. Vsque ego poftera
Crescam laude recens, dum Capitolium
Scandet cum tacita virgine Pontifex.
Dicar, qua violens obstrepit Aufidus,
Et qua pauper aquae Daunus agreftium
Regnauit populorum, ex humili potens,
Princeps aeolium carmen ad italos

Deduxisse modos.

Sume superbiam

Quaesitam meritis, et mihi delphica

Lauro cinge volens, Melpomene, comam.

Dreifsigste Ode.

An Melpomene.

Dauerhafter als Erz, höher als Könige Pyramiden gebaut, richt' ich ein Denkmal auf, Das des Platzregens Frafs gar nicht zerstören kann, Nicht der wütende Nord, noch eine lange Reih Von Jahrhunderten und eilender Zeiten Flucht. Nicht ganz sterb' ich dereinst: Vieles von mir entfleucht

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Libitinen. Es wird immer von Neuem mein Nachruhm blühen, so lang zum Kapitolium Mit den schweigenden Jungfrauen der Priester

steigt.

Man wird sagen, dafs da, wo sich der Aufidus Brausend wälzet, und wo Daunus, an Wasser

arm,

Ueber Landvolk geherrscht, ich mich der Niedrigkeit

Früh entschwang, und zuerst einen äolischen. Geist dem römischen Lied einhauchte. Nimm

den Stolz,

O Melpomene, den dir das Verdienst erwarb,

Und bekränze mein Haar willig mit delphschem

Zweig.

Erklärung

der dreifsigsten Ode.

Einleitung.

Mit diesem Gedichte beschlofs Horaz die Sammlung der ersten drei Bücher seiner Oden, und setzte ihr dadurch gleichsam den Kranz auf, indem er keine Oden mehr herauszugeben willens war; obgleich eine geraume Zeit hernach theils bei seinem Leben, auf Augusts Verlangen, das vierte Buch der Oden, theils nach 'seinem Tode, das Buch der Epoden hinzugekommen sind. Dafs der Dichter zu dem Entschlusse, seine dem Apoll geweihte und mit so vielem Ruhm bisher gebrauchte Leier an die Wand zu hängen und der lyrischen Poesie den Abschied zu geben, nicht durch die Schwäche seiner poetischen Ader veranlasst worden sei, erhellt zur Gnüge aus der Art, wie er denselben hier bekannt macht, und wird überdem auch durch die erste Ode des vierten Buchs bestätigt. Hauptthema: Die Unsterblichkeit der horazischen Gedichte. Ideenfolge: Könige errichten zu ihrem Ruhm und Gedächtniss Pyramiden und andere Denkmäler von Marmor und Erz, die durch Regen, Stürme und Alter zerstört werden können. Ich habe mir durch Verpflanzung des griechi

schen Dichtergeistes auf italischen Boden ein Denkmal gestiftet, das jedem. Werkzeuge der Zerstörung Trotz bieten und meinen Ruhm von Zeit zu Zeit vergrössern wird, so lange das Kapitol und mit demselben das römische Reich fortdauert. Es herrscht in dieser Ode, wie in der zwanzigsten des zweiten Buchs, ein sehr hoher, römischer Geist, und jener edle allen grofsen Dichtern des Alterthums eigene Stolz, durch den sie auf Werke von Erz und Stein, wie Simonides auf den Kolofs de Kleobulus in H. Jacobs griechischer Anthologie p. 59. n. X. mit Verachtung herabblicken, und ihren Gesängen Unsterblichkeit verheissen. So sagt Pindar, Pyth. VI, 10:13. von seinem Hymnenschatz:

Den weder ein herniederrasselnder Winterregen,
Der mächtig donnernden Wolk wütender Hee-
reszug,

Noch auch ein Sturm in des Ozeans

Tiefen schleudert, und in des Schlamms Strudel hinabstürzt.

Marzial VIII, 3. 5-8:

Wann des grofsen Messala steinernes Denkmal ver

wittert.

Wann in Staub Licias prächtiger Marmor zer

fällt,

Lebt mein Werk noch im Munde der Welt, nimmt

meine Gedichte

Jeder Fremdling aus Rom mit in sein väterlich Land. [

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