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Geschichte Europas

seit dem

Ende des funfzehnten Jahrhunderts

von

Friedrich von Raumer.

Sechster Band.

Mit Königlich Würtembergischem Privilegium gegen den Nachdruck.

Leipzig:

F. A. Brocha u s.

1 8 3 8.

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Vorrede.

Se långer und je mehr man sich mit der Geschichte beschäftigt, desto mehr überzeugt man sich daß die hochgerühmten Geschichtschreiber Griechenlands und Rome, in Bezug auf Lebendigkeit der Auffassung und Vollendung der Darstellung, als die trefflichsten Vorbilder zu uns herüberleuchten. Andererseits darf man aber daran erinnern, daß ihre Aufgabe meist eine leich= tere war, als die der heutigen Geschichtschreiber; wenn anders diese es wagen den Kreis ihrer Aufgabe irgend auszudehnen. Von Herodots mit reichen Abschweifungen durchflochtenem Werke verlangt Niemand eine, spåter erst nöthig werdende, übersichtliche Anordnung und genaue Beitfolge; und umgekehrt läßt man es sich

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gefallen, wenn Thucydides die lehte so streng berücksichtigt, daß er ihretwegen die Erzählung mehre Male unterbricht und voraussett, man werde sich dennoch auf dem engen Schauplage des Krieges leicht zurechtfinden. Sallust begnügt sich Episoden wie ein künstliches Ganzes darzustellen, Cåsar trågt seinen Mittelpunkt in sich selbst, und Livius und Tacitus haben an der ewigen Roma eine feste Stelle von welcher Alles ausgeht und auf die sich Alles bezieht.

Schon das christliche Europa im Mittelalter ist reicher gegliedert, doch bieten Lehnswesen und Kirche den verbindenden, zusammenhaltenden Faden oder Gedanken. Seit dem Ende des funfzehnten Jahrhunderts zerreißen aber diese Fåden, es brechen diese Gedanken in unverein= bare Gegenfäße auseinander und Alles steht in gewisser Hinsicht vereinzelt da, während es sich doch in Wahrheit noch immer auf einander bezieht. Wer nur eine Richtung, einen Gegensatz, ein Land darzustellen übernimmt, hat allerdings eine leichtere Aufgabe, und erwirbt verdienten Beifall für deren glückliche Lösung; weil aber die Entwickelung der europäischen Menschheit (wie gesagt) ein Ganzes, zu einander Gehöriges bleibt was, in Theile zerlegt, eben nur Theile zeigt und erläutert; so erscheint die umfassendere Aufgabe Europas Geschichte zu schreiben an sich natürlich

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