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Zeit erwarten kann, so viel möglich vorzubereiten. Gerade, weil nur allmählich die Männer der Revolution und die Erinnerungen, welche von daher stammen, durch die herrschende Dynastie und die royalistischen Grundsäße verdrängt werden können, gerade weil die Zeit allein sie vernichten wird, so war die erste Aufgabe des Gouvernements, 3eit zu gewinnen, und nur, wo es die Umstände erlauben, ihr vorzuarbeiten.

Ganz anders sehen wir von diesem Standpunkte aus die Persönlichkeit der vornehmsten Mitglieder des lezten Ministeriums. Daß gerade Pasquier (pag. 45) von dem Verfasser dieses Mal viel nachsichtiger beurtheilt wird, dürfte weniger Zutrauen zu der Unparteylichkeit des Verfassers erregen, als das Zeichen wiederhergestellter Verbindung Pasquiers mit den Decazisten seyn. Im Gegentheil wird der Herzog von Richelieu strenger gerichtet. Der Verfasser nannte ihn mit Recht le centre de la politique ministérielle; aber eben deßhalb, wenn man das System des Ministeriums nicht aus Mangel an Plan, sondern aus den eben angegebenen sehr natürlichen Ursachen und Absichten ableitet, darf man das, was Herr Guizot (pag. 40) von ihm sagt, nur mit Rücksicht darauf betrachten, und man wird in dem Herzog von Richelieu einen Fabius Cunctator unter den Ministern erkennen. An dem Hohn, mit welchem der Verfasser den garde des sceaux behandelt, indem er den Grund seines frühern Verfahrens eine chimère un peu généreuse nennt, und sein Betragen in dem lehten Ministerium nicht einmal so vortheilhaft erklären will, erkennt man zu deutlich die Bitterfeit eines ehemaligen politischen Freundes, als daß man diesem Urtheil vertrauen könnte.

J. G. H.

Art. II. Croniche ossia Memorie storiche sacro-profane di Trieste, cominciando dall' 11. secolo sino a' nostri giorni; compi. late dal R. D. Giuseppe Mainati, sagrestano della Cattedrale di S. Giusto martire. Coll' aggiunta della relazione dei Vescovi dal primo sino al decimo secolo. Venezia nella Tipografia Picotti 1817 1818. (6 Bde. gr. 8.)

Das Wort Chronik weckt unwillkürlich in der Seele des Historikers die Idee des Mittelalters, und somit auch die Erinnerung an die mancherley oft schneidend scharf entgegen. gesezten Ansichten von der christlich - europäischen Mittelzeit, welche Ansichten dann wiederum eben so entgegengeseßten Urtheilen über Chroniken - Wesen und Chroniken - Manier zur Unterlage dienen.

Schreiber dieses gehört weder zur Partey derer, die am Mittelalter, an dessen Geiste und Art mit eben jener Schwärmeren hangen, womit die Alten das verschwundene Saturni sche Zeitalter beseufzten, noch zu der Klasse der Andern, die, sey es aus Vorurtheil oder aus Grundsah, den Stab über Alles brechen, das nur von fern nach dem Mittelalter hinsicht; auch will er dadurch, daß er sich von beyden Parteyen lossagt, keine lauwarme, überkluge Mittelpartey gründen, die geheimnißvolloder vornehm indifferent auf die Verfechter wie auf die Verunglimpfer des Mittelalters herab blickt; sondern es scheint ihm, man müsse es mit dem Mittelalter beyläufig eben so nehmen, wie Männer von gereiftem Verstande mit der Rückerinnerung an ihre Jugendjahre. Sie lächeln z. B. darüber, daß sie aus Furcht vor dem h. Niklas beten lernten, aber es reut sie nicht, es gelernt zu haben; sie verweilen mit einer Art Behaglichkeit bey so manchen halsbrechenden Spielen ihrer Jugend, und wie sie im Sprung hinweggefeßt über manchen Graben, anstatt den schmalen Steg zu suchen; über manchen Querbalken, statt darunter weg zu kriechen; denn, ohne daß sich ihr sprudelndes Blut abgekühlt, ihr raftloses Treiben gedämpft hatte, erfreuten sie sich jezt vielleicht nicht der besonnenen und festen Haltung, welche den Mittag ihres Lebens ziert und das Alter verherrlichen kann. Alles, was sie aus jener Jugendzeit vielleicht herausgerettet wünschten, ist jene Innigkeit und Wärme für Recht und Wahrheit, jene Höhe und Tiefe des Gemüthes, jenes kindliche Vertrauen im Umgange mit den Menschen. Allein sie trösten sich auch damit, daß Tiefe und Breite, Jnnigkeit und Umfang, männliche Klugheit und kindliches Vertrauen selten vereint gefunden werden. Eben so wenig ist Schreiber dieses einerseits ein blinder Verehrer der Chroniken und Chroniken Manier, will aber auch anderseits nicht, daß man im Hochgefühle üppiger Geistes- Universalität mit hyperfritischem Uebermuthe die Geschichtschreibung der christlich- europäischen Mittelzeit verhöhne oder verspotte. Ein trockener Anno Domini - Schreiber, der ohne zierlich ausgeschmücktes Detail die vorzüglichsten Thatsachen seiner Zeit gewissenhaft aufzeichnete, wie er sie selbst sah oder erzählen hörte; ein frommer Ordensbruder, der mit zum Himmel gekehrtem Gemüthe die Weltbegebenheiten auffaßte, und in der Einfalt seines Herzens wiedergab, find für das eigentliche Wesen der Geschichte oft ein größerer Eewinnst, als jene unter der Last breitgelehrter Citationen, Bemerkungen und Berichtigungen seufzenden oder mit kosmopolitischem Bombast angefüllten Compendien, darin sich die schriftstellernde Eitelkeit unverhüllt im Vordergrunde blähet, wenn sie nur in der Leibfarbe der herrschenden Staats- und Kirchen - Politik er

scheint, und ihren Rücken gegen die bösartigen oder gutmüthigen Philosophen der Zeit so ziemlich gedeckt hat.

In der That, nach Jahrhunderten, worin der politische, religiöse und gelehrte Parteygeist die historische Wahrheit vielfach gefoltert, entstellt und zu Grabe getragen hat; worin nicht sel ten der Einzelne auf seine Faust und zur Erreichung selbstsüchtiger Zwecke die hohe, heilige Lehrerin der Menschheit, die Geschichte bis zur Schmaroßerin, Parteygängerin, bis zum Klatschweibe herabgewürdigt, wäre es einmal Zeit, die Geschichte, wie das Leben, nach dem höchsten, dem religiösen, Interesse aufzufassen und sie im Geiste christlicher Gerechtigkeit, Liebe und Mäßigung, zugleich mit der nöthigen Nüchternheit für die Nachkommen zu bearbeiten. Es wäre einmal Zeit, daß durch Vereinigung von Männern, welche durch Denkungsart, Kenntniß und Geschmack sich zu Wortführern in dieser Sache eignen, unter dem Nachwuchse von Historikern ein ächt historischer Takt begründet und zur unerläßlichen Bedingung eines jeden neuen Geschichtswerkes gemacht, daß überhaupt ein gewissenhaftes, koncentrirteres Leben in die Geschichtsstudien gebracht würde. Vielleicht entwickelte sich dann aus den Erfahrungen und Fortschritten, welche die Geschichtschreibung und Geschichtforschung bisher gemacht, eine neue, den Bedürfnissen der Zeit angemessene Behandlung der Geschichte, die sich zur Chroniken - Manier des Mittelalters etwa eben so verhielte, wie sich die Edelsten und Besten unserer Zeit zu den Biederben und Ehrenvesten der Mittelzeit verhalten, von denen sie abstammen. Die Form, der Name sind es nicht, wodurch eine Geschichte geadelt wird; der inwohnende Geist, einge= haucht von dem nicht bloß vielverständigen und belesenen, sondern auch wahrhaft gebildeten, edelgesinnten, bescheidenen, streng gewissenhaften und gottesfürchtigen Priester der historischen Muse, dieser Geist allein ist es, der den Geschichtswerken des neunzehnten Jahrhunderts Adel und Unsterblichkeit versichern kann.

Bis zur Verwirklichung derley idealer Chroniken des neunzehnten Jahrhunderts wird es jedoch immer verdienstlich bleiben, wenn einzelne Männer, die sich zufällig in der günstigen Lage dazu fehen, die Mühe nicht scheuen, und nach Maßgabe ihrer Kräfte zur Aufhellung der Geschichte einzelner Städte und Kirchengemeinden auch nur Chroniken im bisherigen Sinne dieses Wortes schreiben: die Materialien zu etwas Besserem sind dadurch we nigstens gegeben, und die gute Sache hat immer gewonnen.

Dieses lettere Verdienst wird niemand dem Verfasser der in Rede stehenden Triester Stadt- und Kirchenchronik streitig machen; aber dieß darf nicht hindern, sein Werk nâher ins Auge

zu fassen, und dessen Inhalt, so wie die darin herrschende Manier, näher zu beleuchten.

In der Vorrede erklärt Herr Mainati, daß er Anfangs nur gesonnen gewesen, den P. Ireneo della Croce fortzusehen, allein bey dem Umstande, daß er zu Ireneo's Werk so Man ches hinzu zu sehen habe, und bey der Vorausseßung, daß die Leser ein geschichtliches Ganze über Triest lieber sehen möchten, habe er seine Chronik gleich mit der Erscheinung des Christenthums, und also des ersten Bischofs seiner Vaterstadt begonnen. Dafür nun darf Herr Mainati sicher in dem Grade auf den Dank seiner Leser rechnen, als er bemüht gewesen, den ziemlich selten gewordenen P. Ireneo in Folio - Format entbehrlich zu machen. Denn es ist schon kein geringes Verdienst neuerer Geschichtsorscher und Geschichtschreiber, den Kern aus dickleibigen, oft nur in todten Sprachen vorhandenen Geschichtwerken auszuziehen, kritisch zu berichtigen, genießbar zu machen und in gefälligerer oder doch handhablicherer Form den Zeitgenossen anzubieten. Was die Quellen betrifft, deren er sich zu seinem Werke bediente, so wäre zu wünschen gewesen, daß Herr Mainati in der Vorrede ein belehrend raisonnirendes Verzeichniß darüber geliefert hätte. Nebst dem, daß er dadurch dem Bedürfnisse eines ge drängten Ueberblickes historischer Literatur des österreichischen Küstenlandes abgeholfen hätte, würde Herr Mainati noch überdieß bey den Lesern gleich in der Vorrede ein günstiges Vorurtheil für seine Quellenkenntniß und Quellenkritik haben erwecken können. Allein er läßt sich nur über die geschriebenen Quellen heraus, citirt jedoch die gedruckten hin und wieder im Verlaufe seines Werkes. Von den geschriebenen Quellen sagt er aber auch nur kurz: mi riesci quà e là di rinvenire oltre a molti preziosi documenti e copie di documenti, una raccolta di manoscritté memorie del P. Ireneo della Croce, che formata se l'avea senza dubbio all' uopo di compiere la sua storia di Trieste. Ricca è questa raccolta di documenti. Wenn ihm und den Geschichtsfreunden zu diesem Funde der Ireneischen Handschrif ten von Herzen Glück zu wünschen ist (denn nicht immer kommen die literarischen Verlassenschaften in Kenner-Hände), wenn ferner nicht geläugnet werden kann, daß Mainatis Werk eben darum und ob der abgedruckten Urbriefe allerdings in den Rang der küs stenländischen Quellen Schriften gehört, so entbehrt man doch wieder sehr ungern einen kurzen Bericht über diejenigen öffentli> chen und Privat - Archive oder Sammlungen, daraus er seinen Dokumenten Vorrath zusammengetragen hat. Erst im Verlaufe der Chronik erfahren wir, daß es das Triester Stadt- und Capitel- oder bischöfliche Archiv vorzüglich waren, daraus Herr

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Mainati seine Belege bezogen hat; deßgleichen citirt er handschriftliche Memorie de' vescovi di Trieste, von Andreas Rapiccio, Memorie sagre e profane dell' Istria, von Prosper Petronio, einem Triester Arzte, Libri capitolari und Memorie capitolari della Cattedrale di Trieste, auch Manoscritti del Canonico Vincenzo Scussa.

Von gedruckten Quellen benußte Mainati einige derjeni gen, welche schon Ireneo gebraucht und alphabetisch verzeich= net seiner Historia antica e moderna, sacra e profana vordrucken ließ: Ferdinand Ughellis Italia sacra, Biondo8 Ital. illust., Carl Sigonius, Francesco Sansovino Orig. delle famigl. illust. d'Ital., Onofrio Panvini Chron. eccles., Giovanni Tarcagnotta, Marco Battaglini, Dandolo's Ve= nezianische Chronif, Marc. Ant. Sabellicus, Giov. Francesco Palladio Storia del Friuli, Joannis Candidi Commentar. Aquilejens., Ludovic. Zuccola considerat. polit., Nicol. Manzuoli descriz. dell' Istria, Joan. Lucius de regno Dalmat. etc., Wolfgang Lazius de Republ. Roman. und de gent. migratione, Ludwig Schön lebens Carniolia antiqua et nova, die Geschichtschreiber von Belluno, Georg Piloni, von Trevigo, Giov. Bonifacio, von Padua, Orsato find die wichtigsten darunter Von späteren Werken citirt Herr Mainati des de Rubeis monumenta eccles. Aquilejens., des Morosini und Francesco Verdizotti Venezianische Geschichten, die Effemerid. sacr. e prof. di Bergamo von Donato Calvi, Campis Kirchengeschichte von Piacenza, Baron Valvasors Ehren Chronik des Herzogthums Krain, Dissertationen über Triester Münzen von Arcade Orniteo Lusanio und Bonomo Stetner, la venuta e permanenza nella città di Trieste della S. C. R. C. M. Carlo Sesto etc. von dem Triester Patricier Donadoni u. a. m.

Sollte denn der Verfasser der Triester Chronik nichts weiter von Liruti kennen, als dessen Werk über die friaulischen Münzen; nicht auch dessen Aneddoti, nicht die friaulischen Gelehrten? Wie konnte ferner Herr Mainati den Ireneo fortsehen, ohne das gehaltreiche Werk des Grafen Rudolf Coronini, Oper. miscellan. Tom. 1. Venetiis 1769, ohne desselben Grafen Chronic. Goritiae und des Jesuiten Bautscher Handschrift zu benüßen?

Der erste Band dieser Chronik reicht vom Jahre 44. n. Ch. bis 1300, und enthält 42 Nummern, so viel nämlich Bischöfe bis zum Anfange des 14. Jahrhunderts der Triester Diocese vorgestanden. Davon kommen vier auf die Periode der römischen Cäsaren.

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