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apostolischen Kirchengewält, alles göttlichen Glaubens. Das hat der Herr Verfasser bündig und unwiderleglich in den vorhergehenden Abschnitten dargethan; jezt zeigt er eben so bündig, daß die Kirche wirklich allezeit die Bibel für ein göttlich inspirirtes Buch gehalten habe. Wie man aber jemals übersehen konnte, daß die Kirche vor der Bibel, und ein lebendiges Wort Gottes ja doch allezeit mehr sey, als ein in todten Buchstaben eingehülltes, das ist unbegreiflich. Die Kirche Christi könnte gewiß auch ohne die Bibel bestehen, weil sie ja auch wirklich ohne sie bestanden und gestiftet worden ist. Sua virtute potius, quam humanis instrumentis, vel fragili charta fidem Christi conservare voluit Spiritus S. Was der Exegese auf solche Art für eine Stelle zukommt, ist klar; aber sie hat deßwegen nicht weniger eine ihrer würdige, und dem Ganzen vollkommen angemessene Funktion in allen Deduktionen der Glaubens- und Sittenlehren. Im übrigen bleibt ihr ein freyes Feld zur Uebung ihrer Kräfte.

VI. Abschnitt. Theologiae christianae notio, divisio, et historia. Hier wird mit derselben Umsicht und klaren Bestimmtheit das Verhältniß der christlichen Glaubenslehre zur wissenschaftlichen Theologie angegeben. Der Umfang und die Gränzen der Theologie. Der Begriff eines christlichen Dogma, und der dogmatischen Theologie, wie auch das Amt der Polemik. Sehr nüßlich und dankeswerth ist es, daß der Herr Verfasser namentlich die Werke der Theologen bezeichnet, in welchen die katholische Lehre rein und ungefälscht zu finden ist, und welche er gleich nach den dogmatischen Bullen fezet, als z. B. S. Cypriani de unitate ecclesiae; Commonitorium S. Vincentii er. S. Augustini de Civitate Dei. S. Basilii de Spiritu S. S. Chrysostomi Libri V. de Sacerdotio. S. Leonis de Passione Domini. S Gregorii M. Libri pastorales. S. Thomae Aquinatis summa Theologiae, Catechismus concilii Tridentini. J. B. Bossuet doctrinae catholicae expositio. Veronii Regula fidei. etc.

Den Beschluß dieses ersten Bandes machet eine kurze aber genügende Literaturgeschichte der Theologie. Bey Klüpfel enthält dieser erste Band auch noch einen Theil der speziellen Dogmatik, welcher aber hier bey der unverhältnißmäßigen Ausdehnung des vierten Abschnittes nicht mehr Plah finden konnte. Die spezielle Dogmatik mit in unsere Beurtheilung aufzunehmen, konnte um so weniger unsere Absicht seyn, als sie schon um ein Jahr früher erschienen, und ganz nach Klüpfel behandelt ist. Doch können wir uns nicht versagen, auch hier auf die §§. 26. 27. 28. 35-38. im ersten Buch aufmerksam zu machen, wo über das Dogma de S. S. Trinitate mehrere wichtige Aufhellungen gegeben sind; ingleichen die §§. 84.85, und im zweyten Buche §. 12. 13. de pec

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cato originali. Bey der Abhandlung des Sakramentes der Firmung merket man die Liebe, mit welcher der Verfasser diesen Ges genstand in einem eigenen Werkchen behandelt hat. Es wäre noch vieles aufzuzeichnen: de transsubstantiatione, de confessiode matrimonii sacramento, de potestate ecclesiae statuendi impedimenta dirimentia. Die Dogmatik kann den Standpunkt dieses Streites der Kirche mit dem Staate am sicher. sten bestimmen, und hier ist es genügend geschehen; es müßte Freude seyn, wenn diese Basis dazu genommen würde. Quae formam et modum respiciunt dogmata Christi proponendi, hominum eruditorum consiliis relinquuntur; quae quo majori pondere gaudeant, pluris facienda sunt, et praeferenda pro meliori cujusque arbitrio. Licentia haec amplissima in ecclesia cath. semper fuit, atque hodiedum obtinet; salva religio stetit primigenia, mutata toties theologia. Hier ha= ben wir ein wirklich katholisches Lehrbuch, als solches steht es über der Kritik, wie wir schon bemerkt haben. Sollen wir aber noch ein allgemeines Urtheil über die Form dieses Buches aussprechen, so ist es das: als ein Schulbuch betrachtet, hat es manche Unbequemlichkeit, die Schüler, die daraus lernen sollen, werden in der Weitläufigkeit und der zu großen Sorgfalt, alles in den Vortrag mit aufzunehmen, was nur irgend den Gegenstand berührt, und was nur für einen mit diesem Studium schon Vertrauten Interesse hat, hie und da Schwierigkeit finden, wie die Anzeige desselben Buches in der Frintschen Zeitschrift bemerkt; das ist aber ein Tadel, der das Buch nur in einer sehr beschränkten Beziehung trifft, und der sich bey seiner sonstigen Vortrefflichkeit völlig verliert. Der Styl des Verfassers ist rein und fließend, nur zuweilen flöskulés; oft erhebt er sich zu einer allezeit ernsthaften und ruhigen Wärme, wird oratorisch, und die manchmal aus der Sache fast nothwendig hervorgehenden Apostrophen an die außer unserer Kirche lebenden christlichen Brüder, verrathen den zarten Sinn, und rechtfertigen allemal durch sich selbst den Wunsch der katholis schen Kirche, sie alle wiederum mit sich in freyer und würdiger Weise vereiniget zu sehen. Denjenigen, die so glücklich sind, an der Hand eines solchen Führers zur gründlichen Einsicht der katholischen Religionslehre geführt zu werden, denen rathen wir sincero corde et fraterno amore das Buch ja nicht auf die Seite zu legen; denn sie werden erst, wenn sie nach mehrjähriger Ausübung ihres Berufes und durch fortgesettes freyes Studium eine größere Umsicht und tiefere Einsicht in das Wesen des katholischen Kirchenglaubens genommen haben, recht erkennen, was sie an diesem Buche haben. Es ist weit mehr, als bloß ein Schulbuch.

P. v. W.

Art. VI. Neligion, Wissenschaft, Kunst und Staat, in ihren gegenseitigen Verhältnissen betrachtet, von Jo h. Jak. Wagner. Erlangen 1820.

Vorliegendes Werk, das in funfzehn Paragraphen unter folgenden Aufschriften die höchsten Interessen unsers Geschlechtes behandelt, ist nach dem eigenen Geständnisse des Verfassers im ersten Paragraphe nur als erläuternder Kommentar eines frühern Werkes über den Staat anzusehen, in welchem er über dieselben Ideen, wie sie der Titel dieses Buches ausspricht, und ihre gegenseitigen Verhältnisse laut geworden ist. Die Erläutes rung aber liegt in einer welthistorischen Anschaulich ke i t (die der Verfasser durch dreyzehn Paragraphe liefert) folgen= den Lehrsages: daß Wissenschaft und Kunst die Religion als ihre gemeinschaftliche Mutter besigen, dieselbe aber nicht immer faktisch anerkennen, weil sowohl die Weltwissenschaft, die Enkelin der Religion (Gotteserkenntniß) und Tochter der The ologie (Gotteswissenschaft) in ihrer höhern Fortbildung des Mirtelpunktes vergessen muß; als auch die Kunst (die Nachbildnerinn der Religion im Kultus) ihre Kopien vom Originale trennend, ihre Gottheitssymbole zu Göhen machen muß, wo sodann beyde unausbleiblich gegen Religion und Theologie, ihrem gemeinschaftlichen Ursprung und Mittelpunkt, eine feindliche Stellung einnehmen.

Beyder jedesmalige Verhältnisse zur Religion aber müssen auch auf den Staat zurückwirken, weil er der Träger ist aller äußern Gestaltungen des innern idealen Lebens. Daher die zu verschiedenen Zeiten in ihm vorwaltenden Spuren, bald des religiösen bald des profanen Prinzipes, und die von beyden bedingte Würdigung des Menschen. Trifft nun die Legislatur des Staats (bestimmt, die wahren Verhältnisse auszumittelu und festzusehen) die natürlichen und daher immer auch göttLichen Verhältnisse, so muß sie Wissenschaft und Kunst wieder zu Gott zurückführen, von dem sie einst alle ausgingen.

Durch den historischen Nachweis dieses Arioms wird zugleich dieses Werk eine Philosophie der Geschichte, die vor vielen Produkten dieses Faches der Spekulation das Eigenthümliche hat, daß sie ihre Prinzipien zu einer idealen Konstruktion der Geschichte zwar aus der Schellingischen Schule genommen, dieselben aber hier in dem Lichte der magnetischen Erscheinungen zu verklären strebt.

Auf beydes, Prinzip und Verklärung, besonders Rückficht zu nehmen, ist das Bestreben des Rezensenten: der nun die dahin einschlagenden Paragraphen vor allem andern nach ihren

Hauptgedanken erheben muß, bevor er, als der Gegentheil, auf Gehör Anspruch machen darf.

§. 2. Alte und neue Zeit. Beyder sehr verschiedener Charakter gibt der Verfasser dahin an, daß die alte Zeit eine Zerstreuende, die neue eine Sammelnde sey. Beweise dafür gibt nicht nur bloß das Buch der Bücher, sondern auch das Buch der Natur des Menschen.

Diese theilt mit allem, was eristirt, das Gefeß: daß ihr anfangs im Keime zusammengedrängter Inhalt über seiner Entwicklung und Ausbreitung die erste Einheit des Ursprungs vergißt; wenn aber die Entwicklung geendet ist, wieder in sich geht, der ersten Einheit eingedenk.

Dasselbe Gesez ist auch Geseß der äußern Natur (nachgewiesen vom Verfasser an der Pflanze.)

Zwischen beyden Zeiten steht als Scheide- und Wendepunkt Christus. Er ist auf diese Weise der Aequator aller Geschichte, deren beyde Pole das verlorne und wiedergewonnene Paradies sind, die über alle Zeitrechnung hinausliegen.

Er nennet Christum auch den Repräsentanten des Menschengeschlechts, weil wie der Verlust, so auch die Wiederbringung geartet seyn muß. Geschah jener im Bewußtseyn eines Individuums, so muß auch diese durch das Bewußtseyn des Individuums gehen. Und jenes wie dieses repráfentiren auf entgegengesezte Weise das Geschlecht. Er nennet Christum als Stifter neuer Zeit, den Erlöser, denn die Zeit der Zerstreuung ist Zeit der Sünde als Verlust ursprünglicher Einheit und Reinheit. Die Rückkehr aber zur Einheit kann nur durch Buße geschehen, Vermeidung der frühern Richtung des Geistes.

Durch alles dieß, schließt er, wird Christus zu einer ewi gen Idee. Sein Werk zu einem allgemeinen göttli chen in aller Menschheit, seine Person aber wird zugleich das durch wirklich verherrlicht.

Vom Standpunkte der Idee aus, meint er, involvirte die Behauptung keinen Widerspruch: daß auch andere von Menschen bewohnte Planeten ihren Christus haben müssen, der sie aus einer Zeit in die andere hinüberführt.

§. 3. Heidenthum. Darunter begreift der Verfasser im. Allgemeinen die Zeit, die auf das verlorne Paradies folgte, in ihrer centrifugalen Richtung begriffen Im Besondern aber die Zeit, in welcher die ursprüngliche Offenbarung sammt ihrer sie begleitenden Wunderkraft verunreinigt wurden durch Einmischung der egoistischen Begierde und theilweiser Reflexion. Die Verständigung dieser Angaben aber führt uns tiefer in den Inhalt dieses Paragraphs und in die Weltansicht des Verfassers

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hinein. Diese legtere spricht der Verfasser S. 12 aus, wo es heißt: das Individuum erfährt an sich im Kleinen die Geschichte des gane zen Menschengeschlechts, und S. 11, daß das Geistige mit dem Physischen im Individuum und in der Gattung im genauen Zusammenhange stehe. Daß also die Veränderungen unseres Ge schlechts im Laufe der Geschichte nicht bloß ideal, sondern auch physisch zu nehmen seyen.

Kraft dieses doppelten Prinzipes und Kraft der ihr korrespondirenden Erfahrung (daß der Fótus im Mutterleibe sein physisches Leben auf das Gangliensystem des Rumpfes, nicht aber auf das Gehirnsystem eingeschränkt habe) bezeichnet er nun die ganze geistige Thätigkeit des Heidenthums oder der alten Zeit mit dem Worte Sinn, im Gegensaße mit der geistigen Thätigkeit der neuen christlichen Zeit, die er mit dem Namen Geist bezeichnet. Der übrige Inhalt dieses Paragraphs ist eine umfassende Beschreibung dieses Sinnes. So heißt es S. 18. 19. 23.

a) Das Alterthum hat alles, was wir im Geiste frey denken, in seinem tiefern Sinne unfrey empfangen und geboren.

b) Jener Sinn wird von außen befruchtet, der Geist be fruchtet sich selbst. Dieser Sinn ist dem Verfasser eins und das: selbe mit dem Sinne der Hellsehenden, der das Einfache ist, was den vielfachen Sinnen zum Grunde liegt und hervortritt, wenn diese suspendirt sind.

c) Dieser Sinn ist ein einfacher Sinn für das einfache Wesen der Dinge, so wie die Sinne für die vielfachen einzelnen Seiten der Dinge (als Masse, Figur, Farbe, Klang).

d) Dieser einfache Sinn ist ein Allsinn, weil das Einfache in den Dingen, zu dessen Erkenntniß es gegeben ist, zugleich das Allgemeine ist, wodurch sie sich an ein Weltganzes anschließen.

e) Dieser Sinn war auch das Organ der Religion der alten Welt; ihr mußte also die Idee der Gottheit im unmittelbaren Schauen zu Theil werden, welches den Namen Offenbarung verdient, im Gegensage mit dem mittelbaren Schauen im Denken und Forschen,

f) Das physische Organ dieses Allsinnes ist das Gangliensystem, so wie das physische Organ feines Gegensages des Geistes das Gehirnsystem ist, unter dessen Herrschaft jezt das System der Bewegungsnerven steht.

War aber im Alterthume der Allsinn sammt seinem physischen Organe thatig, so traten auch die Bewegungsnerven aus der Herr schaft des Gehirns unter die Herrschaft der Ganglien.

g) Das Resultat aber hiervon ist doppelt.
Die Bewegungsglieder (Hände und Finger) werden Mittheis

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