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»Je höher die Thierwelt sich aufschließt für ein persönliches »Daseyn, desto mehr wird das kleine Gehirn dem großen unter»geordnet... Was sich mit jener Unterordnung ausspricht, ist »die Gewalt eines höheren Daseyns über alle Entwickelung, ei= »nes bestimmten Lebens über die aufgeschlossene Unendlichkeit, die »jezt erst in der ewigen Persönlichkeit, als Denken, als eine »Hineinbildung des Uranfänglichen in das hervortretende Leben, »eine wahre innere geworden ist, und als solche erscheint.« (S. 91.) Der Verf. quält sich mit allen diesen hoch tönenden und nichtssagenden Worten umsonst, den selbstbewußten freyen Menschengeist aus der Natur zu deduciren, durch seine Sublimation der Individualität. Es ist im Grunde nichts als der alte Materialismus neu aufgelegt, und aufgestust mit verworrnen Begriffen von Unendlichkeit, vom Denken als Hineinbildung des Uranfänglichen, vom Aeußern, Innern, ganz Innern, währen Innern, und wie die Grade alle heißen, durch welche man den Salto mortale von Natur zu Geist zu bemánteln und zu maskiren sucht.

»Der Mensch ist nicht bloß in der Zeit, diese wird zu leicht »immer von neuem in ihm erzeugt; so tritt das Bewußtseyn, die »menschliche Freyheit, das Denken, als das uranfänglich Erzeu»gende hervor, und das Geheimniß aller Bildung und Erzeugung »in seiner innersten Tiefe hat sich offenbart.« (S. 93.) Um diese Stelle zu verstehen, muß man wissen, daß das Ich, der Mens schengeist, die ganze Natur hervorbringt. Das Ich sucht sich immer selbst, und bringt in diesem Suchen die Welt hervor, bis es sich endlich im Menschen, im Bewußtseyn, findet; darumsagt der Verf., das Bewußtseyn, das Denken sey das uranfänglich Erzeugende; dieses ist der idealistische Materialismus, nach welchem die Welt eine Vorstellung des Ichs ist, aber eine nothwendige. Diesem Systeme tritt die heil. Schrift mit den mächtigen Worten entgegen: »Im Anfang schuf Gott Himmel und Erde, und alles, was darinnen ist.«

Wir kehren mit dem Verfasser von dieser Digression zurück, um noch einige seiner lehten Ideen über Gehör und Gesicht zu berichten, und damit diese Anzeige zu beendigen, uns seine fernere Ideen über den Menschen, Staat und Geschichte für die Fortseßung aufsparend.

»Die Rede verhält sich zum Gesange, wie die Ernährung »zum Athmen.« (S. 99.) »Alle Erfahrung ist eine Kunde der ei»genen innern Welt, und ein jeder erfährt nur wie er ist.« (S. 100.) Da kommen wir denn freylich mit unserer Erfahrung nicht weit. Dieser absurde Sah ist eine Folge des idealistischen Systems, daß das Ich immer in sich geschlossen, innerhalb seiner selbst bleibt; wie könnte man sonst behaupten, daß wir in allen

Erfahrungen aus der Physik, Chemie, Astronomie, Geschichte nur erfahren, was wir sind. Es ist unglaublich, in welche abenteuerliche Behauptungen selbst geistvolle Männer verfallen, durch strenge Folgerung und Anhänglichkeit an ein einseitiges System.

Nach dem Verf. ist die Musik: »die völlig geordnete Atmo»sphäre, als solche die organische Gestalt in reinem Werden sey»end ergriffen, das hörende Gefühl.« (S. 101.) Oder: »die Mu»sik ist die Befriedigung des Gehörs, das unmittelbare Hervor»treten der uranfänglichen Erzeugung des Menschen und seiner »>Welt aus einem gemeinsamen Punkte, welches eben deßwegen »das Ende aller Dinge, und die Vollendung in sich trägt.« (S. 102.) Durch diese Definitionen ist das Wesen der Musik anschaulich und verständlich zu ergreifen.

»Durch die Klangfiguren schließt sich das innere Mysterium »aller Regelmäßigkeit der Bildung überhaupt auf.« (S. 103) Hier ist auch die Stelle, wo man das eigentliche innere Wesen »der Krystallisation fassen kann, deren Bildung sich stumm in den winnerlich erregten eigenthümlichen Massen verbirgt.« (das.) ·

»Das Gehör, die nach innen geworfene Unendlichkeit des »Daseyns, steht dem lautgewordenen sinnlichen Daseyn entgegen.<< (S. 106.) »Der Geist, unmittelbar ein höheres, die reine Per»sönlichkeit, neigt sich innerlich gegen das Leben, und so bildet sich, windem die irdische Person laut wird, ihr gegenüber der verneh »mende Geist — Stimme und Gebör.« (S. 107.) Unseres Düns kens ist auch hier die irdische Person laut geworden, die in dunkeln Sprüchen ihre Kurzsichtigkeit vernehmen läßt.

Auf vielen Seiten spricht noch der Verf. von den Geheimnissen des Gehörs; wir glauben indeß, daß das hier Angeführte hinlänglich ist, um einen Begriff vom Ganzen zu geben.

»Das Auge ist das aufgeschlossene große Gehirn. Die Au»genhöhle ist der nach außen eröffnete Schädel, die harte Hornhaut ist die harte Haut des Gehirns, die Arterien in der Gefäßhaut, die die schwellende Masse zurückdrängt, müssen dem mäch stigen Zuge des hervordringenden sich offenbarenden Gehirns fol»gen, ein eigenes Herz schlägt in den Gesichtsnerven, und verbreitet sich in der nach außen eröffneten Höhle mit dem Nerven »selbst, und so ist die Nezhaut das offenbar gewordene Innerste, »Heiligste des ganzen irdischen Lebens überhaupt.« (S. 113.) Wer hätte geglaubt, daß die Nezhaut das Allerheiligste des irdischen Lebens sey? Da übrigens das Auge, das aufgeschlossene große Gehirn, sein eigenes Herz, so ist das die ganze Person im Kleinen. Nun war das Gehör auch eine ganze Person. Diese

beyden Personen scheinen sich zu einander zu verhalten wie die innere Person zu der äußern Person.

»Gesondert ist das Auge im menschlichen Leibe am meisten, »wie der Mensch am meisten auf der Erde. Eigene Muskeln die»nen zu seiner Bewegung, es hat einen eigenen Instinkt, wie ein verborgenes Bewußtseyn, und wie alle Elemente gehalten wer»den in der geordneten Thätigkeit durch die menschliche Gestalt, »so hängt alle freye Thätigkeit mit seiner zusammen, und alle »Muskeln erschlaffen, alle willkürliche Bewegung hört auf, wenn das Auge ermüdet.« (S. 113, 114.) Und doch sehen wir Blinde, deren Augenkraft vernichtet ist durch Verlegung des Auges oder durch zu große Anstrengung desselben, herumgehen und mancherley willkürliche Bewegungen vornehmen!

Um die Bedeutung des Auges und Gesichtes gründlich zu erörtern, beginnt der Verfasser hier wie beym Ohr die Konstruktion noch ganz von vorne, von der Pflanze und dem Insekte. Wir müssen indeß, um nicht zu weitläufig zu werden, den Leser hier auf das Werk selbst verweisen, wo er denn selbst wird entscheiden können, ob hier wirklich das erwiesen worden, was der Verfasser wahrzunehmen glaubt.

»Wer uns,« spricht er, »nun betrachtend verfolgt hat bis »hierher, dem wird es klar seyn, daß mit der menschlichen Ge= »stalt alles Ordnende und Erlösende gegeben ist, daß aber auch »in der menschlichen Gestalt, und wie die Blüte derselben in »dem menschlichen Antlig das Ordnende und Erlösende der gan»zen Natur in ihrer göttlichen Tiefe sich ausspricht.« Uns ist durch die Darstellung des Verfassers dieses keineswegs klar geworden, sondern vielmehr haben wir in derselben die Wahrheit jener Aussage der heil. Schrift bewährt gefunden, die aus dem Munde jenes ersten Predigers die inhaltreichen Worte vernehmen läßt:

»Durchaus fand ich, daß der Mensch den Grund aller Werke »Gottes, die unter der Sonne geschehen, niemals finden könne. »Je mehr er sich Mühe gibt nachzuforschen, desto weniger findet »er, und wenn er selbst als Weiser vorgibt, er wisse es, so wird »er es doch nicht ergründen« *). Eccles. VIII, 17.

Als der geistvolle Schöpfer der Naturphilosophie zuerst mit seinem Werke, die Weltseele, auftrat, und durch dasselbe und andere seiner Schriften die todte Atomistik mit ihrem hemmenden

*) Et intellexi, quod omnium operum Dei nullam possit homo invenire rationem, eorum quae fiunt sub sole: et quanto plus laboraverit ad quaerendum, tanto minus inveniat : etiamsi dixerit sapiens se nosse, non poterit reperire. Vulgata.

Einfluß aus dem Gebiete der Naturforschung verbannt wurde, da regte sich in allen jugendlich aufstrebenden Geistern unermeßliche Hoffnung, die Geheimnisse der Natur bis auf die lehte Spur zu enthüllen. Der Urheber der Naturphilosophie war nicht eigentlich Naturforscher, und gerade dieses kam seinem Unterneh men zu statten. Aus der großen unübersehbaren Fülle der Erfahrungen hob er gerade diejenigen heraus, die in sein System hineinpaßten, und dieß mit vieler Kühnheit und Raschheit. Ihm bleibt allerdings wegen der neuen geistreichen Wendung, die er der Naturforschung gab, ein großes, nicht zu verkennendes Verdienst. Seine Ideen vom durchgängigen Dualismus in der Natur, von den Verhältnissen der organischen Welt zur unorgani schen, wobey ihm jedoch Kant schon vorgearbeitet, gehören, wie noch einige andere, zu den merkwürdigsten Entdeckungen.

Indessen erlitten andere Ideen Schellings, die mehr ins Specielle gingen, bald große Umstaltungen unter den Händen seiner Schüler, die Naturforscher von Profession waren, und es zeigte sich bald, daß man nicht so nahe am Ziele sey, wie es anfänglich schien. Es thaten sich unter den gelehrtesten und geistvollsten derselben die merkwürdigsten und auffallendsten Differenzen hervor. Man lese nur die naturphilosophischen Werke eines Steffens, Schuberts, Ofen und anderer. Hier treten nun die angeführten Worte: »Je mehr er sich Mühe gibt, zu suchen, »je weniger findet er,« in ihrem ganzen Gewichte hervor; denn eben die Fülle und täglich sich mehr häufende Masse der Erfah rungen brachte plößlich auch neue Umstaltungen in den Ideen zum Vorschein. Gerade bey denjenigen, die als Weise mit der meisten Zuversicht sprachen, offenbarte sich zumal, daß der Mensch nicht fähig ist, die Werke Gottes ganz zu ergründen. Selbst der Verfasser des vorliegenden Werks, der ohne Zweifel zu den geistreichsten Naturphilosophen der Zeit gehört, der sich durch viele geniale Ideen einen unbestrittenen Ruhm in diesem Felde erworben hat, macht mit der ihm eigenen Geradheit und Offenheit am Ende seines Werkes folgendes Geständniß: »Wie oft stand die »Idee klar vor meiner Seele, und wenn ich die Darstellung über»blicke, wie trübe blickt sie aus den unbeholfenen Worten hervor. »Uch! der Mensch kann das Größte wollen, aber es gelingt ihm »nie. Stumpf steht er da, und starrt im Erkennen das Höchste »an, und es zerbröckelt, wenn er es darstellen will, unter den »ungeschickten Händen.« (S. 729.) Könnte aber der Mensch die Idee von den Werken Gottes klar erfassen, so würde ihm ohne Zweifel auch die Darstellung am Ende gelingen. Aber bey der Darstellung thun sich auch die dunkeln Partien der Idee kund, und so zerbröckelt die klar geglaubte Idee in der Darstellung und

zwingt uns das Bekenntniß unsers Unvermögens ab. Wir glauben daher diesen Theil der Recension mit keinen passendern Worten schließen zu können, als mit denen des eben angeführten Predigers: Deus cuncta fecit bona in tempore suo, et mundum tradidit disputationi eorum, ut non inveniat homo opus, quod operatus est Deus ab initio usque ad finem. (Eccles. III. 11.)

Wir enthielten uns in unserer bisherigen Recension des zweyten Theils absichtlich der Erwähnung derjenigen Ideen des Verfassers, die sich auf den Menschen, Staat und Geschichte beziehen, um so viel möglich dessen Natur-Ansichten als ein abgesondertes Ganzes übersehen zu können. Wozu aber diese Synthesis der Natur; was will der Verf. uns durch diese vermeintliche Enthüllung des innern Wesens derselben beweisen? Wir glauben die Antwort am füglichsten mit dessen eigenen Worten geben zu können. Er will zeigen: daß die Geschichte eine Fortsegung sey der Natur, »daß der Kampf, den die Natur siegreich »bestand, sich mit seiner ganzen Unendlichkeit in die Geschichte »geworfen hat.« (S. 93.) Er will zeigen: »daß das Band, das »in der äußern Natur nach außen geworfen ist, sich nach innen »wirft, und das Selbstgeseß einer eigenthümlichen Natur wird.« (S. 7.) Er will zeigen: »daß die Entwickelung der Natur eine »Entfaltung innerer individuellerer Bildung sey, so daß sie ihren »Schlußpunkt in der Erzeugung ewiger Individualität, wahrer »unsterblicher Persönlichkeit in dem Menschen fand.« (S. 4.)

Wir gestehen, daß die Idee von einem fortwährenden Kampfe der Natur mit sich selbst, wobey sie zugleich siegreich und besiegt erscheint, uns ein Spiel der Phantasie dünkt; daß vielmehr die strengste Ordnung und Gesezmäßigkeit der Natur eben so sehr die Weisheit des Schöpfers enthüllt, als alle Begriffe eines unstäten Kampfes und Sieges: daß uns der Begriff von einem Ziele der Natur, das sie zu erringen sucht, und dann mitunter verfehlt, keinesweges auf die bewußtlose Natur anwendbar, sondern eine von der bewußten Welt übertragene Analogie scheint. Die Natur erreicht in jedem Produkte und auf jeder Stufe ihr Ziel, und hat nichts Höheres im Sinne, weil sie, von Gott ab= gesehen, ohne Sinn und Absicht ist, und weil ihrer Kräfte Daseyn, Bestand und Ordnung unmittelbar unter göttlicher Botmäßig= keit steht. Endlich halten wir dafür, daß die allgemeine Idee des Individualisirens weder hinreicht, die Mannigfaltigkeit der Natur, noch die Stufenfolge der Entwickelung, am allerwenigsten aber das Bewußtseyn als Produkt der Natur abzuleiten.

Wir haben uns zwar im Vorhergehenden über diese Idee des Individualisirens erklärt; jedoch wollen wir eine sorgfältigere

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