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Daß beyde Systeme, sofern sie konsequent verfahren, zum Fatalismus führen, fällt von selbst in die Augen. Im Système de la nature heißt es: Chaque être ne peut agir et se mou»voir que d'une façon particulière, c'est à dire suivant des loix, qui dépendent de sa propre essence, de sa propre combinaison, de sa propre nature, en un mot de sa pro>>pre énergie et de celle des corps, dont il reçoit l'impul>>sion<< (Chap. II). Steffens: »Entseßlich dünkt uns die grauen»hafte Scheu, mit welcher die Menschen sich abwärts wenden »von jener Nothwendigkeit, als könnten sie ihr entrinnen« (I. Theil, S. 30).

Da indeß nach eigener Behauptung des Steffens die Freyheit und das Bewußtseyn das eigentliche Princip seiner Philosophie ist, so wollen wir seine verschiedenen Aeußerungen über die menschliche Freyheit zusammenstellen und nach bestem Vermögen prüfen.

Die menschliche Freyheit ist nach Steffens die Enthüllung seiner Urnatur, oder wie er sich (S. 131) ausdrückt: »Je »vollkommener die äußere Thätigkeit die ursprüngliche Eigenthum»lichkeit enthüllt, desto reiner und vollkommener erkennt der Mensch in ihr seine ewige Freyheit.«

»In der Einheit der Natur und der eigenen That suche ich »die Quelle aller wahren Freyheit.« (S. 144.).

»Bey den Thieren entstehen eigenthümliche Wirkungskreise win und mit den eigenthümlichen Gestalten, und beyde sind auf »immer mit einander verbunden. Wenn wir von Dichtern, Den»fern, Künstlern, Feldherren, Regenten, die auf eine großartige »>Weise erscheinen, behaupten, daß sie geboren werden müssen, »dann sagen wir offenbar dasselbe. Der Ursprung ihres Wirkungs»freises fällt mit dem Ursprunge der bildenden Natur in ihnen »so zusammen, daß wir sie nicht zu trennen vermögen.« (S. 132.) Bey dieser Stelle bemerken wir vorläufig, daß es keineswegs dasfelbe ist, ob wir den Ursprung jener Anlagen, durch welche große Männer sich in der Folge auszeichnen, von der Schöpferhand Gottes ableiten, oder von der Thätigkeit einer bewußtlos bilden. den Natur.

»Bey den Thieren fanden wir eine eigene Gestalt der zeugen»den Natur, mit einem eigenen Wirkungskreise der That des Ge»schlechts zusammenfallen........... Nun ist jeder Mensch eine in sich »geschlossene Gestalt, ........... es treibt auch jeder ein bestimmtes »Geschäft. Was zwingt nun hier, die Person von dem Geschäfte »zu treunen, beyde nur äußerlich auf einander zu beziehen, die »Verbindung nur als eine zufällige zu betrachten?« (S. 142.) Jeder Mensch ist mithin, wie das Thier für sein Geschäft orga

nisirt und vermöge seiner Natur prädeterminirt. Das wahrhaft Komische, wozu diese Behauptung führt, sucht der Verf. zwar später zu beseitigen; wir kommen in der Folge darauf zurück.

Daß der Verf. mit diesem seinem Systeme die menschliche Freyheit wirklich über den Haufen wirft, entging ihm selbst nicht. Er bemerkt hierüber Folgendes: »Alle Handlungen des Thieres, »als einem bestimmten Geschlechte gehörig, fallen innerhalb dessen eigenthümlicher Gränzen, so daß keine einzige diese Gränze über»schreiten kann. Nun wird man freylich behaupten, daß dieses »Nämliche mit dem Menschen, wenn auch in einem mehr erwei »terten Kreise, der Fall sey, daß auch seine Handlungen sogar vinnerhalb der Gränzen eigenthümlicher Persönlichkeit fallen, daß »also auch der Mensch nur scheinbar frey wäre.« (S. 52.) Allerdings wird und muß man nach des Verf. System dieses behaupten, da der Mensch sich ja nur dadurch von der Natur unterscheiden soll, daß die bewußtlose organische Eigenthümlichkeit der Natur im Menschen mit aller seiner Bestimmtheit innerlich sich felbst bewußt worden; so daß der Mensch seine wahre Freyheit und Sittlichkeit dadurch beurkundet, daß die eigene That mit der Naturthat zusammenfällt.

Es kann wohl Niemanden, der bey den hier angeführten Stellen mit Nachdenken verweilt, entgehen, daß die vom Verf. aufgestellten Behauptungen wirklich zum Fatalismus führen, oder, wie er sich selbst ausdrückt, »kein Mensch kann der Nothwendig>>feit entrinnen.<< Indeß bleibt ihm noch ein Ausweg übrig, und wir erwarten von ihm folgenden Einwurf: »Allerdings,« möchte er auf seine Weise sagen, »behaupten wir strenge, daß die eigenthümliche Persönlichkeit des Menschen seine Handlungsweise be »stimmt; aber du hast übersehen, daß diese Bestimmtheit aber»mals ein Produkt des Jchs ist; der Mensch ist nur dieser be»stimmte Mensch, weil er sich als solchen gesezt hat; daher ist »die Freyheit das innerste Princip meiner Philosophie.«<

So verhält es sich allerdings mit dem Verf. Das Ich, wisfen wir schon seit Fichte her, seht sich selbst; es seht sich aber nicht als ein allgemeines Ich, sondern als dieses bestimmte Ich; mithin ist die Bestimmtheit das eigene Produkt des Jchs. Schon im ersten Theile belehrte uns der Verf., daß jene That, vermöge welcher das Ich dieses bestimmte ist, eine mystische That sen, die sich in die Bewußtlosigkeit verliert; aber darum nicht weniger eine eigene That *), ein Selbstsehen.

Ohne das Unchristliche dieser Philosophie, vermöge welcher der Geist sein eigener Schöpfer seyn soll, zu erwähnen, frage ich

*) Man vergleiche hierüber die Neccusion des ersten Theils.

die denkenden Leser, ob es nicht einerley sey, wenn man behaup tet, meine Eigenthümlichkeit ist das Produkt einer eigenen bewußtlosen Thätigkeit, oder der Thätigkeit der bewußtlos bildenden Natur. Sobald die Bewußtlosigkeit als das bestimmende Princip für die bewußte Thätigkeit postulirt wird, so bleibt die Bedeutung dieselbe, man mag die Bewußtlosigkeit der Natur in mir oder außer mir zueignen. In jedem Falle wäre ich von einer That abhängig, von der ich nichts weiß, und mir ist nur wenig damit geholfen, daß es meine eigene That seyn soll, sobald ich dieselbe ohne Bewußtseyn vollzogen. Wer buckelig ist, krumm oder lahm, dem kann es einerley seyn, ob man ihm sagt, du hast dir selbst, unbewußt, deinen Naturfehler angethan, oder die Natur hat dich also ausgestattet, mit Wissen und Willen hätte er sich freylich wohl nicht so gestaltet; und daher ist eine bewußtlose That und eine fremde That einerley. Anders erscheint dieß alles, wenn man den Menschen in seinem wahren Verhältniß zu Gott betrachtet. Ein System aber, in welchem das Bewußtlose als bestim mend für das Bewußtseyn gesezt wird, glauben wir mit Recht Fatalismus nennen zu können.

Wir lernen auch vom Verf. den vollkommenen Naturmenschen, das reinste Produkt der Natur, das Ideal der Menschheit kennen. »Je reiner die Naturgabe hervortritt, desto freudiger »gebiert sie das Ordnende, jedwede Richtung verklärende; denn »dieses, sey es in Wissenschaft, Kunst oder That, offenbart sich »am herrlichsten, wo sich das Eigenthümliche in seiner ursprüng»lichen Gestaltung am reinsten ergriffen hat, wo es am wenigsten »von allem Aeußerlichen abhängig ist, und wo auf eine bestimmte »Weise die äußere Trennung, die stille Versenkung des Gemüths »in sich selbst, und die, wie aus einem innern Abgrunde sich »selbst suchende und findende Natur darstellt « (S.8.) Aus der Natur geht dieses Ideal hervor, stellt die sich selbst su chende Natur dar, die auch sich selbst findet; das herrliche Eemüth versinkt in sich selbst, in seine eigene Natur. Ein solches Selbst

gesuch der Natur und Selbsterfüllung der Natur scheint uns aus den pantheistischen, oder unchristlichen Principien hervorzugehen. Nach christlichen Principien geht der Mensch durch Gott hervor, und seine Bestimmung ist Gott, nicht die eigene Natur, zu suchen.

Weil im Systeme des Verf. die Natur, nicht Gott, als das wahre schaffende Princip erscheint, so legt er auch der Natur die Prädikate des Geistes bey: Die niedern Thiere sind am meis »sten von der äußern Gewalt der Elemente ergriffen, die hö»hern aber, indem der innere sinnende Geist der Na=

»tur in ihnen erwacht, erscheinen am deutlichsten von allen äußern Verhältnissen getrennt.<<

Wie das System des Verf. so ganz in der Natur versunken ist, und nie aus derselben herauskömmt, mögen nachfolgende Stellen beurkunden: »Der Mensch ist also in einer seligen Einheit >>mit der Natur geboren, und diese soll er nie aufheben. Alle »Sagen der uralten Vorwelt haben dieses bezeichnen wollen.< (S. 11.) Wir müssen der leßtern Behauptung des Verf. bestimmt widersprechen, denn mögen andere uralte Sagen bezeichnen was sie wollen, so macht doch die biblische Aussage (wir halten sie für mehr als eine Sage) eine Ausnahme. Zwar stellt uns die h. Schrift den Urmenschen in einer schönen Natur mit einer unschuldigen Natur lebend dar; aber zugleich auch in einem bestimmten Verhältnisse zu Gott, und dessen Fall nicht als eine Unterbrechung der Einheit mit der Natur, sondern mit dem göttlichen Willen und Gebote. Des Verf. Behauptung travestirt die H. Urkunde in pantheistische Naturphilosophie. Dahin und nicht zur biblischen Lehre gehört auch die folgende Behauptung: »Krank»heit und Verwirrung, Widerstreit und Vernichtung durch die »Elemente entspringen aus der Trennung von der Natur; Hei»terkeit und Friede aus der tiefen schuldlosen Verknüpfung mit »ihr.« Dieses ist ganz im Geiste des Système de la nature gedacht.

»Was wir, wenn gleich etwas uneigentlich, die Naturge»stalt der Seele genannt haben, um sie in ihrer unendlichen Bè»stimmtheit, als Gegenstand der innern Anschauung, festzuhal»>ten, können wir auch die ursprüngliche Natur der Seele über»haupt nennen, wie sie aus Gott geboren ist.« (S. 11.) Wir können nicht umhin, hier auf den Ausdruck, »die Seele ist aus »Gott geboren,« aufmerksam zu machen. Dieser Ausdruck ist seit dem Aufkommen der pantheistischen Naturphilosophie so gang und gebe geworden, daß man sich desselben unbedenklich, ungeachtet seines unchristlichen Sinnes bedient. Wäre, die Seele aus Gott geboren, so wäre sie nicht bloß göttlicher Art, oder ein Ebenbild Gottes, sondern sie wäre Gott gleich, ja wahrhaft Gott. Es hätten doch diese die Natur unabläßig betrachtende Männer einsehen sollen, daß ein jedes Wesen seines Gleichen, nicht ein ihm bloß Aehnliches hervorbringe. Daher unterscheidet der christliche Lehrbegriff den Eingebornen des Vaters, Gott von Gott, von den erschaffenen Geistern. Aber in der pantheistischen Emanations- oder Evolutions - Theorie fällt Göttliches und Menschliches in eine Kategorie zusammen, und die Entstehung der Menschen aus der Natur oder Gott, wie man will, wird dem geheimnißvollen Seyn des Sohnes im Vater gleichgefeßt. Daher wir denn

in vielen neuen Schriften allzumal Götter sind, und es ist nicht zu läugnen, daß der Verf. den idealischen Naturmenschen beynahe auf diese Potenz erhebt. Von diesem sagt er: »Ja diese »reine Naturgestalt (des Menschen) wäre, wo sie erschiene, das »wahrhaft Göttliche, das Ordnende der Elemente, das Bändigende der Zeit, durch dessen Gewalt gezwungen, die Bahn der »Erde und der Gestirne bestimmt wird, verständige Regel und »Gesetz in allem Leben waltet, der heilig schaffende Wille in seiner »höchsten Reinheit und vollendeten Glorie geschauet.« (S. 11.) Das ist doch wahrlich Alles, was man von der idealischen Naturgestalt des Menschen sagen kann, und wenn sich dieses Wunder gebären sollte, so bliebe, wie es scheint, in der Regierung der Welt für Gott nunmehr wenig zu thun, die Bahnen der Erde und Gestirne und die Bändigung der Elemente hätte diese reine Naturgestalt von nun an in Händen.

Nach solchen erhabenen Aussprüchen kann es, im Siune der pantheistischen Naturphilosophie, nicht fehlen, daß nicht auch die gemeine Sittlichkeit als reines Naturprodukt erscheinen muß. Dieses ist auch wirklich die Behauptung unsers Verf. an mehreren Stellen. Wir halten eine Vergleichung der hier aufgestellten naturphilosophischen Sittlichkeit mit der christlichen nicht unpas send dem gegenwärtigen Orte.

Schon auf der vierten Seite spricht der Verf. davon, »daß ver in mehrern seiner Schriften zu zeigen gesucht, wie die menschsliche Gestalt in sich und durch ihr Daseyn, das Ordnende der »Elemente, ja der Welt im Ganzen, daß die Sittlichkeit keinesweges der Natur fremd sey.«.

Die seltsame Behauptung, daß die menschliche Gestalt das Ordnende der Elemente sen, ja der Welt im Ganzen, zu beweisen, wollen wir dem Verfasser überlassen, und hier nur die vorläufige Beziehung der menschlichen Gestalt auf die Sittlichkeit bemerken. Denn da die Sittlichkeit das ordnende Princip der Welt ist, dieses aber auch durch die menschliche Gestalt oder Organisation gegeben feyn soll, so ergibt sich, wie die naturphilosophische Sittlichkeit unmittelbar in und mit der menschlichen Gestalt gegeben ist.

Folgende Stellen geben uns von des Verf. Ansicht der Sittlichkeit deutlichere Begriffe: »Wir unterscheiden daher die winnere Sicherheit einer edlen Natur, die in Nichts die Ordnung, »das Maß überschreitet, vielmehr das lebendige, vor aller Kunde »gestaltete, assimilireude Princip ist. . . . Die Geburt eines sol»chen Menschen ist ein freudiges Erzeugniß der allgebären den Natur in ihrem lichtvollen Leben, seine rein erhaltene Entwicklung eine heitere Offenbarung der innern Eintracht valler Naturelemente, ja sein Tod selbst ein stilles Ver

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