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ist daher eine eigenthümliche Strafe der Mutter, an deren heutigen Anwendung sich mit Grund um so weniger zweis feln läßt 98), da sie auch in dem canonischen Rechte bes stätiget ist 99). Jedoch behaupten unsere heutigen Practiker, es komme hierbey auf die Umstände an, und könne, bey dem bekannten guten Rufe des Stiefvaters, und bey der erprobten Fortdauer der mütterlichen Zärtlichkeit gegen die Kinder erster Ehe, der Mutter die Erziehung und bisher geführte Vormundschaft ihrer Kinder durch richters liches Decret gelaßen werden 10°).

Nach einer jedoch nicht glossirten Novelle des Kais fers Justinian, Nov. CLV. Cap. 1. soll auch gegen

98) . LEYSER Meditat. ad Pand. Vol. V. Specim. CCC. medit. 13. 14. 15. Ge. Jac. Fried. Meißters practis sche Bemerkungen aus dem Criminal und Civilrechte. 2. Band (Göttingen 1795. 8.) Bemerk. VIII. S. 80 ff. 99) Cap. 67. X. de appellat. Verb. quod cum res, de quibus in iudicio agebatur, et praedicti filii eius sub potestate et tutela ipsius minime permanerent, cum iam ad secunda vota transiisset, super his ei non tenebatur ipsorum nomine, quorum tutrix esse desierat, respondere etc.

100) STRYK Us. mod. Pand. Lib. XXVII. Tit. 2. §. 2. LAUTERBACH Colleg. th. pract. Pand. P. II. eod. Libr. et Tit. 6. 3. HUBER Praelect. ad Pand. Tom. II. Tit. Ubi pupillus educari deb. §. 2. Ott. Lud. de EICHMANN Diss. sist. vindicias doctrinae de cauta applicatione L. 1. C. Ubi pup. educari deb. et Nov. XXII. cap. 38. (in desselben Sammlung kleiner Abhandlungen aus der Rechtsgelehrs. Philosophie u. Dekonomie. Halle 1782. 8. Nr. XVI. . 202-237.) HOFACKER Princip. iuris . civ. Rom. Germ. Tom. 1. §. 668. Not. c.

die Mutter, die als Vormünderin ihrer unmündigen Kin der zur andern Ehe geschritten, und aus Vorliebe für die Kinder der zweyten Ehe zum Nachtheil der erstern gehans delt hat, die sonst gegen die Eltern nicht Statt findende Wiedereinsehung in den vorigen Stand zugelassen werden. Der Umstand, daß die Mutter, als Vormünderin, zur andern Ehe geschritten, war hier dem Gesetzgeber, der deßelben auch ausdrücklich gedenkt: cum lex nostra nullam earum mentionem faciát, quae tutelam liberorum suorum suscipiunt, et secundas nuptias eli-' gunt, um so weniger gleichgültig, da gerade in der Wies derverheyrathung der Mutter der Grund der nachtheiligen Behandlungsart derselben gegen die Tochter der ersten Ehe lag, welche ohne dieselbe von der natürlichen Liebe der Mutter zu ihren Kindern, aus welcher die Gesetze die Anomalie einer weiblichen Vormundschaft rechtfertigen, nicht zu erwarten gewesen wäre. Daher zählen die meisten Rechtsgelehrten 1) auch dieses unter die Wirkungen der zweyten Ehe, daß die Kinder gegen die Mutter, als Vormünderin, Restitution erhalten können. Endlich vers liert auch die Mutter durch die zweyte Heyrath

3) noch insonderheit das Recht, die den Kindern der ersten Ehe gemachte Schenkung wegen Undankbarkeit zu revociren. In einer, jedoch sehr interpolirten Verords

1) CUJACIUS Exposit. Nov. CLV. RITTERSHUSIUS iure Justin. P. VIII. Cap. 7. HILLIGER ad Donellum P. II. Lib. XXI. Cap. 12. pag. 855. Not. x. LEYSER Meditat. ad Pand. Vol. V. Specim. CCC. medit. 2. COCCBJI iur. civ. controv. Lib. IV. Tit. 1. Qu. 8. in fin. Man fehe auch den 5. Th. dieses Commentars. §. 445. S.465. Not. 33. Anderer Meinung ist jedoch Thibaut im Syst. des Pand. Rechts. 1. B. §. 393. a. E,

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nung der Kaiser Constantius und Constans vom Jahre 349. so wie wir sie jezt in dem Justinianeischen Codex, L. 7. de revocand. donation. ) lesen, heißt es: His solis matribus, quae non in secundi matrimonii foe dus nupserint, sed unius tantum matrimonii sunt, revocandarum donationum, quas in filios fecerint, ita decernimus facultatem, si eos ingratos circa se esse ostenderint. Allein Justinian hat dieses nachher in der Nov. XXII. Cap. 35. dahin gemildert, daß er ihr dieses Recht in drey Fällen wieder gegeben hat, nämlich wenn sie sich über Lebensnachstellungen, oder über Thätlichkeiten, oder über Anschläge gegen ihr ganzes Vers mögen zu beschweren hätte.

2) Diese Constitution ist eigentlich aus zwey Verordnungen der Kaiser Constantius und Constans zusammenge. sezt, die wir im Theodosianischen Coder Lib. VIII. Tit. 13. finden; nämlich L. 1. et 2. de revocandis donationib. welche zusammen gehören, und ursprünglich nur eine Constitution ausgemacht haben; denn beyde sind das tirt XII. Kal. Octob. 349. und L. 4. eodem vom J. 358.. Nach den beyden ersten Geseßen war ein Unterschied zwischen Vater und Mutter. Der Mutter ward nur L. 1. erlaubt, die Hälfte der Schenkung wegen Undank. barkeit der Kinder zu revociren, und auch diese nur, wenn sie römische Bürgerin, und nicht zur zweyten Che geschritten ist; daben darf sie sich auch nicht schlecht auf, geführt haben. Dahingegen wird dem Vater L. 2. un bedingt das Recht gegeben, die an emancipirte Kinder gemachten Schenkungen zu wiederrufen, wenn sich diese undankbar betragen. Nachher aber ward auch der Mutter L.4. das Recht gegeben, die Schenkung ganz zu revocis ren. S. Jac. GOTHOFREDUS Commentar. ad L. 1. et 2. et 4. Cod. Theod. de revoc. donat. Tom. II. p. 656 et 661.

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Mater tamen, quae filio ex bonis suis quid donavit, si ad secundas nuptias venerit, praetextu ingratitudinis, quod datum est, revocare non poterit. Non enim sincero iudicio ingratitudinem obiicere videtur, sed ad secundas nuptias respiciens in eam cogitationem venisse praesumitur: nisi manifesto probetur, filium vel matris vitae insidias struxisse, vel impias manus intulisse, vel ut totam substantiam illi auferret, aliquid contra ipsam molitum esse.

Noch ist die Frage übrig, ob die Strafen der zweyten Ehe, welche das Beste der Kinder erster Ehe bezwecken, auch in dem Falle gelten, wenn die Ehe nicht durch den Lod, sondern durch Scheidung getrennt worden ist? Wir können diese Frage ohne Bedenken bejahen. Denn Erstens sehen die Gesetze die zweyte Ehe von der Seite an, als geschehe den Kindern der ersten dadurch Unrecht, quia omnibus simul per secundas nuptias iniuriam intulit, heißt es Nov. 2. Cap. 1. Der Grund ist nun ganz derselbe, die erste Ehe mag durch den Tod oder durch Scheidung getrennt seyn. Zweytens daß aber wirklich auch der Fall der Scheidung mit inbegriffen sey, beweist flar die Nov. XXII. Cap. 3o. wo Justinian sagt:

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Quoniam vero continua oratione ubivis de lucris in solutionibus, quae per mortem fiunt, sancivimus, breviter et hoc addimus, ut quaecunque parentes, matrimonio per repudium soluto, sive/ bona gratia misso, sive aliter, aut dotis aut donationis propter nuptias titulo lucrati fuerint, haec omnia ad imitationem lucrorum, quae morte obve niant, liberis serventur.

Glücks Erläut. d. Vand. 24. Th.

§. 1218.

Mosaische Eheverbote sowohl wegen der Blutsfreundschaft als Schwägerschaft, nach 3. B. Mose XVIII. und XX.

Nachdem wir bisher die mancherley Eheverbote des römischen und canonischen Rechts erklärt haben, so sind nun noch die Eheverbote des mosaischen Rechts zu erörtern übrig. Sie sind im 3.B. Moses Kap. XVIII. und XX. enthalten 3). Um den Geist dieser Ehegeseße Mosis zu verstehen, und den Umfang ihrer Verbindlich keit richtig zu beurtheilen, sind hier einige Bemerkungen vorauszuschicken. Soviel zuförderst die Ordnung und Vers bindung derselben mit den übrigen mosaischen Geseßen ans langt; so stehen sie in der Reihe der levitischen Ceremo, nialgefeße. Sie sollten folglich eben so, wie die übrigen Geseze Mosis, von den Opfern, dem jährlichen Versöhs nungsfeste, der Enthaltung von Blut- und Aaßessen, u. s. w. welche vorangehen, zunächst und eigentlich nur das Volk Israel verbinden. Doch machen sie gleichsam einen neuen Abschnitt aus, welcher mit den Worten anfängt, die Gott

3) Die vorzüglichsten Schriften find Jo. Barthold. NIEMEIERI de coniugiis prohibitis Dissertationes iunctim editae. Helmstadii 1705, 4. Ge, Henr. AYRER Commentat. iuris eccles. de iure dispensandi circa connubia iure divino non diserte prohibita. Goett. 1742. 4. Sect. III. pag. 97-160. Historische Abhandlung von den Ehegesetzen und den verbotenen Ehen. Büßow und Wismar 1761. 8. Nähere Entwickelung der vornehme ften Streitfragen, die Ehen naher Blutsfreunde betref fend. Tübingen 1785. 8. besonders aber Johann David Michaelis Abhandlung von den Ehegesezen Mofis, welche die Heyrathen in die nahe Freundschaft untersagen. 2. Aufl. Göttingen 1768. 4.

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