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D. Christian Friedrich Glück
geheimen Hofrathe und ordentlichem Lehrer der Rechte
auf der Friedrich Alexanders Universität
in Erlangen.

Vier und zwanzigsten Theils erste Abtheilung.

Erlangen

in der Palm'schen Verlagsbuchhandlung.

1 8 2 3.

AH 7203.14!

Harvard College Library,

29 June891.

From the Library of

of. E. W. GURNEY.

Fortsetung

des Commentars über den Titel der Pandecten.

De ritu

nuptiarum.

S. 1216. b.

Ehebruch, als vernichtendes Ehehinderniß, nach dem
canonischen Rechte.

Ich komme nun 2) auf das Eheverbot des canonischen Rechts wegen verübten Ehebruchs, und bemerke zuvor im allgemeinen, daß zwar dasselbe anfangs dem Eheverbote des römischen Rechts durch den erweiterten Begriff des Ehebruchs eine noch größere Ausdehnung gegeben, nachher aber durch Gratian's schlechte Erklärung einiger Kirchens Canonen, welcher die Päbste in ihren neuern Verordnungen blindlings folgten, auf eine zu nachsichtige Art modificirt hat. Die ältern Canonen bis auf Gratian kennen keine Einschränkung dieses Eheverbots, und die neuern Rechts: gelehrten '), welche schon vor Gratian eine földe Ein

1) S. Ed. Schrader's Abhandlungen aus dem Civil Rechte. 1. B. Nr. I. §. 4.

Glücks Erläut. d. Pand. 24. Th.

A

schränkung, als in den Decretalen der Päbste ausgesprochen wird, in den Aussprüchen der Kirchenväter, und den Canonen der Concilien zu finden vermeint haben, sind, wie Gratian, durch Mißverstand irregeleitet worden. Zwar könnte es scheinen, schon Augustinus, ein kirchlicher Schriftsteller des fünften Jahrhunderts, habe gesagt, das von ihrem Manne verstoßene Weib könne nach desselben Tode eine gültige Ehe mit dem selbst schließen, mit welchem sie vorher Ehebruch begieng. Wie verführerisch sind nicht die Worte dieses Kirchenvaters bey Gratian can. 2. C. XXXI. Qu. 1.

Denique mortub viro, cum quo verum connubium fuit, fieri potest coniugium, cum quo praecessit adulterium?

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Nun haben freylich wohl die römischen Correctoren dabey bemerkt, in den Ausgaben der Werke des Augusti nus, und in einer vatikanischen Handschrift, auch in einem Exemplar von Gratian's Decrete heiße es: fieri verum connubium non potest; und hiermit wäre denn, falls diese Leseart richtig wäre, alle Schwierigkeit gehoben *). Allein dieselben römischen Correctoren fügen ja hinzu, in zwey neuern vatikanischen Handschriften fehle die Nega tion. Sie scheinen es also in Ungewißheit gelassen zu haben, welcher Leseart sie den Vorzug geben. Soviel ist gewiß, daß Gratian's Handschrift so las, wie der can. 2. enthält. Dies beweist Gratians Bemerkung

2) Der negativen Leseart geben auch wirklich CUJACIUS Commentar. in Tit. 7. libri IV. Decretal. ad Cap. 1.. de eo, qui duxit in matrim. ALTESERRA Innocentius III. ad cap. 6 et 7. X. de eo, qui duxit in matrim. quam polluit per adult. pag. 514. und van ESPEN iur. eccles. univ. P. II. Sect. I. Tit. XIII. Cap. 8. §. 2. den Vorzug.

bey diesem Texte, und auch die Benedictiner, welche gewiß bey ihrer Ausgabe der Werke des Augustinus mit kritischer Genauigkeit alles prüften, melden uns, daß in den besten Handschriften die Negationspartikel nicht befinds lich sey. Vergleicht man aber die vom Gratian excerpirte Stelle des afrikanischen Bischofs in ihrem Zusammenhange, aus welchem sie gerissen ist, so wird es klar werden, daß Sie unser Eheverbot gar nicht betreffe. Die Stelle selbst ist aus des AUGUSTINI libris de nuptiis et concupiscentia ad VALERIUM, Comitem publicis negotiis praefectum, und zwar Lib. I. cap. 10. 3) genoms men; und lautet im Zusammenhange folgendermassen: Hoc custoditur in Christo et Ecclesia, ut vivens cum vivente nullo divortio in aeternum separetur. Quod si quisquam fecerit, non lege huius saeculi, ubi, interveniente repudio, sine crimine conceditur cum aliis alia copulare connubia, quod etiam sanctum Moysem Dominus propter duritiam cordis illorum Israelitis permisisse testatur, sed lege Evangelii reus est adulterii, sicut etiam illa, si alteri nupserit. Usque adeo manent inter viventes semel inita iura nuptiarum, ut potius sint inter se coniuges, qui ab alterutro separati sunt, quam cum his, quibus aliis adhaeserunt 4). Cum aliis quippe adulteri non essent, nisi ad alterutrum coniuges permanerent. Denique mortuo viro, cum quo verum connubium fuit, fieri verum connubium potest, cum quo prius adulterium fuit.

3) In der Ausgabe der Benedictiner Vol. X.

4) Diese Worte kommen auch im Decrete vor can. 28. Caus. XXXII. Qu. 7.

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