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gola Guisarke, in jener der Barabra aber Kissar genannt wird1) und die Formen der antiken Lyra in roher Weise wiedergibt. Die Stelle der Chelys, der Schildkröte, vertritt eine Art Kesselpauke oder Mulde von Holz, über welche ein Fell mit drei eingeschnittenen Tonlöchern gespannt ist darüber erheben sich die geraden, runden Arme, verbunden durch ein Querholz, so dass sie nahezu ein Dreieck bilden. Ein schlaffes, an dem Arme befestigtes Band dient dazu, die Lyra zu tragen und den Arm des Spielenden zu stützen. Die Saiten, fünf an der Zahl, sind, wie bei der altägyptischen Lyra, fächerartig aufgespannt, d. h. ihre Abstände von einander sind am oberen Saitenhalter viel grösser als am unteren. Die Stimmung

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Mit dieser Lyra begleiten die Einwohner von Dongola ihre meist sanften, melancholischen, in der Landessprache,,Ghuma“ genannten Gesänge in eigenthümlicher Weise. Die Lyra spielt innerhalb der Quinte a bis e (der zweit-tiefsten und höchsten Saite) eine bunte rasche Figur, ausgeführt von den Fingern der linken Hand, während die rechte mit Hülfe eines Plectrum auf der tiefsten Saite den Ton g fortwährend wie einen Bass dazu anschlägt. Jene bunte Figur dient, unaufhörlich wiederholt, nicht nur als Vorspiel, sondern auch zur Begleitung der selbständigen Gesangsmelodie. So roh die Toncombinationen dabei auf einander treffen, und so monoton die fortleiernde Begleitung auch ausfällt, der auf diese Weise hervorgebrachte, ziemlich complicirte Tonsatz ist jedenfalls merkwürdig genug:

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Culturvölkern. Sie haben in den ersten Jahrhunderten der christlichen Zeitrechnung durch die Griechen ihr Christenthum und eine zum grossen Theile kirchlich-sacrale Litteratur erhalten. In vielen handschriftlichen Psalmen und Hymnen der Aethiopen sind über den Textesworten die Noten hinzugefügt: aethiopische Buchstaben, die wir in ihrer Notenbedeutung zunächst als Zahlzeichen zu fassen haben, gleich den Notenbuchstaben der Araber. Anm. d. H nach R. Westphal's Geschichte der alten und mittelalterlichen Musik. S. 7. 8.

1) Beide Namen sind blosse Umformungen der Bezeichnungen „Guitarre" oder „Kithara". In Kairo wird die nubische Lyra Kissara oder Kisarah Barbaryeh d. i. Kithara der Barabra genannt. Man erinnere

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Die Tanzlieder der Barabra zeigen gegen die Tanzlieder der Neger gleichfalls einen erheblichen Fortschritt sie sind unter zwei Chöre vertheilt, die einander im Wechselgange antworten. Der Rhythmus wird in zweierlei Art angegeben anders mit den klatschenden Händen, anders mit den stampfenden Füssen und ganz anregend combinirt, so dass hier mit den allereinfachsten Mitteln ein nicht unangenehmes Ensemble hervorgebracht wird: 1. Chor.

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Entschiedene Ausbildung gewinnt die Musik bei den christlichen Abyssiniern, deren Tonkunst ein eigenthümliches Mittelding ist entstanden aus den Einflüssen der afrikanischen Naturmusik und sich, dass auch die Griechen das Theta wie ein gelindes z aussprechen, und folglich das Wort 29άoa „Kissara".

der orientalisch-arabischen von Aegypten herüberwirkenden Musik und modificirt durch die Bedürfnisse des Cultus. Sie selbst schreiben die Erfindung der Musik dem heiligen Yared aus der abyssinischen Stadt Semien zu, der zur Zeit des Negus (König) Kaleb lebte. Unter einem Baume sitzend, sah der fromme Mann, wie sich ein Wurm vergebens bemühte, den Gipfel des Baumes zu erkriechen siebenmal unternahm er es, siebenmal stürzte er, dem Ziele schon nahe, wieder herab. Da begriff der Heilige, es werde ihm im Bilde gezeigt, wie er selbst sieben Jahre lang fruchtlos gestrebt habe, in den Schulen Wissenschaft und Erkenntniss zu sammeln. Er verschlang den Wurm, wonach sich Erleuchtung, ja der heilige Geist selbst in Taubengestalt auf ihn herabsenkte und er plötzlich das Lesen, Schreiben und das ganze Wesen der Musik durch himmlische Offenbarung mitgetheilt erhielt und insbesondere drei Tonarten oder Modi ihm klar wurden. Kraft dieser Legende ist die Musik den Abyssiniern eine geheiligte Sache. Sie besitzen auch schon eine aus 53 dem Amharischen Alphabete entnommene Zeichen bestehende Tonschrift. 1) So weit ihre Volksgesänge der afrikanischen Naturmusik angehören, sind sie höchst armselig und nicht einmal mit den Negerliedern zu vergleichen. Ihr Kunstgesang ist mit seinen Schnörkeleien und Coloraturen entschieden orientalisch-arabischer Abkunft, wie ihre kirchlichen Modi deutlich erkennen lassen. Guez für Wochentage, Ezel für Fasttage und Begräbnisse, Araray für die Hauptfeste. 2)

Unter den Instrumenten der Abyssinier finden sich einige unverkennbar altägyptische Erbstücke: die Lyra, mit 5, 6, 7 Saiten von roher Schafs- oder Ziegenhaut bespannt; die Langflöte, mittelst eines Mundstückes zu blasen; das Sistrum, welches von ihnen (wie einst von den Aegyptern) beim Gottesdienste angewendet wird. Bei Dankpsalmen oder anderen lebhaften Gesängen schwingt es der Priester unter heftigem Tanze und reicht es dann mit heftiger Geberde seinem Nachbar zu gleichem Gebrauche. Die Abyssinier selbst erklären dies Klapperzeug, die Lyra und die Handtrommel (Kabaro oder Hatamo) in uralter Zeit aus Aegypten erhalten zu haben. Die Flöte, Kesselpauke (Nagaret) und Trompete (Meleket oder Malakat) aber soll Menelek, Sohn der Königin von Saba aus Palästina von Salomo mitgebracht haben. Auffallend ist, dass die Trompete wirklich auch mit dem hebräischen

1) Mitgetheilt in der description de l'Egypte vol. XIV. S. 283–288. 2) Der Anfang des Modus Araray ist (a. a. O. S. 278)

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Namen Keren (Horn) bezeichnet wird. Der Name der Kesselpauke Nagaret klingt an ihren arabischen Namen Nakarieh

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an.

Sie ist das königliche Instrument der König lässt, wo er geht, 45 solcher Kesselpauken vor sich her schlagen. Die Trompete, 5 Fuss lang, gerade, aus Rohr verfertigt, mit einem durchschnittenen Kürbis als Schallbecher versehen und nett mit Pergament überzogen, gibt den einzigen Ton E rauh und fürchterlich an. Sie gleicht in Gestalt, und wie es scheint auch im Klange der altägyptischen und althebräischen Trompete. Ihr Klang übt auf die Abyssinier eine Art von Zauber aus; wird sie stark und lautschallend geblasen, so gerathen sie in unbändige, kriegerische Wuth ein eigenthümlicher Commentar zu den bekannten ähnlichen Wundern der griechischen Musik. 1) Die Länder der Abyssinier und Nubier leiten in das Gebiet hinüber, wo die orientalisch- asiatische Musik beginnt nach Aegypten, mit dem es jetzt durch gleiche Sprache, Sitte, Religion inniger vereinigt ist, als es in seiner Abgeschlossenheit im Alterthume der Fall war. Von dem angrenzenden Asien lassen wir jene Landstriche bei Seite, welche von eisigen Stürmen durchbraust, durch kahle Gebirge, öde Steppen und eisige Wüsteneien unwirthlich, den Menschen zwingen, die ersten und nothwendigsten Bedürfnisse seiner Existenz einer widerwilligen Natur mühsam abzugewinnen. Die rohen Lieder und Tänze, welche auch diesen Völkern Bewohnern des asiatischen Russland, der Tartarei u. s. w. nicht fehlen, sind uns nur aus beiläufigen, ungenügenden Berichten der Reisenden bekannt. Graf Johann Potocki hörte 1797 bei dem Kalmückenfürsten Tumen einen Sänger mit Begleitung eines ,,Jalgha" genannten Saiteninstrumentes, das keinem europäischen Instrumente glich, aber nicht unangenehm klang, verschiedene Lieder singen, wovon eines sehr an das Savoyardenliedchen ,,rammonez ci, rammonez la" mahnte. Neben diesem Sänger suchte ein anderer Musikant mit einer Schaar junger Tänzerinnen die Gesellschaft zu unterhalten. Graf Potocki erzählt auch, dass die Kalmücken gelegentlich „,,auf allerlei Instrumenten eine tolle Musik machten" und dass er auch etwa 30 Gellongs (eine Art

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1) Diese Notizen sind dem öfter abgedruckten Briefe entnommen, den der Reisende Bruce in der zweiten Hälfte des vorigen Jahrhunderts an Burney schrieb. Ausführlicher noch sind Villoteau's Nachrichten in der Descr. de l'Egypte (XIII. Band. S. 532 und folgende), der sechszehn verschiedene abyssinische Instrumente aufzählt: das Massaneko (eine Art Geige mit einer Saite Laborde und Forkel schreiben fälschlich Messinko), die zehnsaitige Lyra Bagana (mit in Octaven gestimmten Saiten), die dreisaitige Lyra Nzira, die Schnabelflöte Embilta, die Flöte Zaguf, dem ägyptischen Nay ähnlich (nach Laborde Kwetz oder Agada), die Trompete Malakat, das Kand (aus einem Kuhhorn), das ähnliche Ghenta, die Pauke Nagarit (was von „nagara" herkommt öffentlich verkündigt"), die Trommel Kabaro, Kanda u. s. w.

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lamaitischer Mönche) in einem zeltartigen Raume unter Begleitung mehrer, den chinesischen ähnlicher Instrumente eine monotone Psalmodie absingen hörte. 1) Also Lied, Tanz, religiöser Gesang, sogar bei diesem unsteten, tiefstehenden Nomadenvolke. Paw erzählt von 8 bis 9 Schuh langen, 10 bis 12 Zoll weiten Oboen, deren Schall den Ton der Trompete nachahmt, und die bei den Mongolen im Gebrauche sind. Zuweilen begleiten 10 bis 12 solcher Oboen kupferne und eiserne Pauken, die bis zu 6 Fuss Durchmesser haben. Man kann darin eine Einwirkung mahomedanischer und chinesischer Musik deutlich erkennen, wie denn die Mongolen wirklich zwischen diesen zwei Regionen mitten inne liegen. 2) Die Turkomanen haben einen Schlachtgesang:,,Der Sohn des Blinden, Kuhr-Oglu", den sie vor dem Kampfe anstimmen und sich dadurch in die grösste Aufregung versetzen.

1) Der recht interessante Reisebericht ist von A. v. Kotzebue in seiner, bunte historisch-geographische Miscellen enthaltenden Sammlung Clios Blumen-Körbchen" veröffentlicht worden.

2) Ein mongolischer Tonkünstler, Namens Tan-Sien ist hinter Arga am Soneri begraben. Das Grab wird von einem mächtigen Baume beschattet, dessen Blätter die Eingeborenen kauen, meinend, dadurch eine melodische Stimme zu bekommen.

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