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mehr. Der Wortschatz musste umgestaltet werden. Dies geschieht dadurch, dass statt der Konkreta die Abstrakta stark auftreten, dass gern poetische Worte hervorgesucht werden, und dass der metaphorische Ausdruck eine grosse Ausdehnung erhalten hat. Auch im Satzbau bemerken wir den Einfluss der neuen Zeit, verwickelte Periodologie ist nicht zur Anwendung gekommen, die kürzeren Sätze dominieren, aber sie vermeiden die Klippe des zerhackten Stils, der uns bei der Lektüre Senecas den Genuss vielfach stört. Die Composition steckt sich dasselbe Ziel wie die Phraseologie, sie will Eindruck machen. Vor allem geht der Autor Dingen, welche den Leser ermüden könnten, aus dem Weg; technische Schilderungen der Schlachten, genaues Eingehen auf militärische und politische Organisationen, sorgfältige chronologische Fixierungen darf man nicht bei ihm suchen.1) Selbst der eigentliche historische Stoff ist nicht gleichmässig herangezogen, manche Partien werden trotz ihrer Wichtigkeit nur gestreift, dagegen andere, besonders solche, welche packende Scenen und Persönliches aus dem Leben des Helden enthalten, ausführlich behandelt. Auf anschauliche Schilderungen von Land und Leuten und von interessanten Dingen fällt ein Hauptnachdruck. In der Anordnung der Ereignisse scheut der Geschichtschreiber die Unterbrechung; 2) auch macht er hier von dem Kunstmittel Gebrauch, dass er kontrastierende Ereignisse zusammenrückt.3) Zur Belebung des Stils dienen die zahlreichen eingestreuten Reden.4) Anlage und Durchführung derselben zeigen, dass der Verfasser in der Rhetorschule etwas Tüchtiges gelernt hat, allein sie zeigen auch, dass er nicht den Weg von der Schule zum Leben gefunden. Sämtliche Reden bewegen sich in Allgemeinheiten, sie sind zu wenig aus der Situation und aus der Stimmung der Personen, welche sie halten, herausgewachsen. Sie werden daher fast stets als ein störendes Beiwerk empfunden. Auf den Effekt sind auch die zugespitzten Raisonnements und die eingestreuten glitzernden Sentenzen berechnet. Hier findet sich viel Triviales,5) doch begegnen uns auch fein geschliffene Beobachtungen.

Wenden wir uns von der Darstellung zum inneren Wert des Dargestellten, so ändert sich bedeutend das Bild des Autors. Derselbe gibt uns eine Geschichte, ist aber kein Geschichtschreiber, sondern nur ein Rhetor. Seine eigenen Aeusserungen lassen darüber keinen Zweifel aufkommen; denn er verzichtet auf jede Kritik. Ein Mann, der sagt, dass er mehr abschreibe als er selbst glaube, kann nicht auf das Prädikat eines Historikers Anspruch machen. Von einem solchen Schriftsteller werden wir auch kaum erwarten, dass er sich erst mühsam seinen Stoff aus den Quellen zusammengearbeitet hat; wir werden vielmehr anzunehmen haben, dass er im wesentlichen nur einer griechischen Vorlage folgt, und dass daher sein Verdienst vorwiegend in der lateinischen Stilisierung zu suchen ist.

1) Die konfuse Aufeinanderfolge der Ereignisse tadelt besonders Fr. v. Schwarz, Alex. d. Gr. Feldzüge in Turkestan, München 1893.

2) Vgl. 5, 1, 1.

3) z. B. 4, 10, 16 fg.; 9, 10, 24 fg.; Fleischmann, Q. Curtius R. als Schullek

türe, Bamberg 1891, p. 33 Anm. 24.

4) Manche standen schon in der Quelle, wie die Rede des Scythen (7, 8, 11). Vgl. auch 6, 11, 12 rex Cratero accersito et sermone habito, cuius summa non edita est. 5) Eine Sammlung bei Dosson, Étude p. 234.

So wie jetzt die Darstellung bei Curtius vorliegt, ist sie das Produkt eines Verschmelzungsprozesses. Der Grundstock der Erzählung beruht auf der Version, welche auch bei Diodor vorliegt und die auf Clitarch zurückgeführt werden muss; aber dieser Grundstock enthält Bestandteile der mehr im alexandrischen Sinn gehaltenen Fassung, welche sich bei Arrian findet und deren Urheber Ptolemaeus und Aristobulus sind. Allein von dem Materiellen abgesehen macht sich in dem Werk des Curtius noch ein Zug bemerkbar, der auf das Glück Alexanders grossen Nachdruck legt und ihn oft hart beurteilt. Doch alle diese Bestandteile sind so verschmolzen, dass sich keine Störung mehr fühlbar macht. Welches die Vorlage des Curtius war, ob Timagenes (vgl. 2. T.2 1. H. p. 278), kann mit Sicherheit nicht bestimmt werden. Denn er selbst lässt uns über seine Quellen sehr im Ungewissen; er citiert an einer Stelle Clitarch, an einer anderen Clitarch und Timagenes, deren Angabe er mit Hinweis auf Ptolemaeus für unrichtig erklärt.

Die Verbreitung, welche Curtius fand, war verhältnismässig keine grosse. Im Altertum sind nur wenige Spuren seiner Benutzung vorhanden.) Im Mittelalter wurde er zwar gelesen, wie die ziemlich grosse Zahl der Handschriften beweist, allein mit den romanhafteren Darstellungen der Alexandersage konnte er die Konkurrenz nicht bestehen.

Ueber den Stil des Curtius. J. Mützell, De translationum quae vocantur apud Curtium usu, Berl. 1842; über das silberne Latein des Curtius handelt mit Rücksicht auf Quintilian Bonnell, Lexicon Quintil. in der Ausg. von Spalding vol. 6, Leipz. 1834, p. LXV. Vgl. auch Th. Vogel, Erkl. Ausg. 1, Leipz. 1885, p. 9. Ueber den Einfluss der Rhetorschule auf die Diktion des Curtius vgl. Morawski, Zeitschr. für die österr. Gymn. 44 (1893) p. 99; Norden, Die antike Kunstprosa 1, Leipz. 1898, p. 304.

Vorbilder. Ueber Thukydides (Belagerung von Plataiai) als Muster für Curtius (Belagerung von Tyrus) vgl. K. Fulda, Fleckeis. Jahrb. 151 (1895) p. 479. Ueber Livius als stilistisches Vorbild vgl. Wiedemann, Philol. 31 (1872) p. 342 und 551; über Sallust in gleicher Hinsicht vgl. denselben 1. c. p. 756; über das Verhältnis des Velleius und Curtius vgl. oben p. 194.

Zeugnisse über die Quellen. 9, 5, 21 Ptolemaeum, qui postea regnavit, huic pugnae adfuisse auctor est Clitarchus et Timagenes. Sed ipse, scilicet gloriae suae non refragatus, afuisse se missum in expeditionem memoriae tradidit; 9, 8, 15 octoginta milia Indorum in ea regione caesa Clitarchus est auctor multosque captivos sub corona venisse. Ueber sein Verhältnis zu den Quellen belehren folgende Stellen: 9, 1, 34 equidem plura transcribo quam credo: nam nec adfirmare sustineo, de quibus dubito, nec subducere, quae accepi; 7, 8, 11 sic, quae locutos esse (Scythas) apud regem memoriae proditum est, abhorrent forsitan moribus hominibusque nostris et tempora et ingenia cultiora sortitis. Sed ut possit oratio eorum sperni, tamen fides nostra non debet: quare, utcumque sunt tradita, incorrupta perferemus; 7, 4, 13 quae inserui, ut, qualiscumque inter barbaros potuit esse, prudentia traderetur; 5, 6, 9 ceterum aut de aliis quoque dubitabimus aut credemus; 8, 1, 17 fabulam, quae obiectum leoni a rege Lysimachum temere vulgavit, ab eo casu, quem supra diximus, ortam esse crediderim; 10, 10, 5 sed famam eius rei, quamquam ab auctoribus tradita est, vanam fuisse comperimus.

Zur Geschichte der Quellenfrage. Wir geben eine Uebersicht der hierher gehörigen wichtigeren Erscheinungen (vgl. Fränkel, Die Quellen der Alexanderhistoriker p. 2). Sehr alt ist die Anschauung, dass Clitarch die massgebende Quelle für Curtius, war, sie vertritt schon P. Daniel; andere Vertreter dieser Anschauung siehe bei Dosson, Étude p. 103 und p. 104. In neuester Zeit suchte Raun (De Clitarcho Diodori Curtii Justini auctore, Bonn 1868) Clitarch als die Quelle nicht bloss des Curtius, sondern auch des Diodor und des Justin darzuthun; gegen diese Anschauung wendet sich Ed. Meyer (Gött. gel. Anz. 1888 p. 863 Anm. 1), der wohl irrig den Duris als die gemeinsame Grundlage betrachtet wissen will. Für eine Mehrheit der Quellen spricht sich Petersdorff aus (Diodorus, Curtius, Arrianus quibus ex fontibus expeditiones ab Alexandro in Asia usque ad mortem factas

1) Vgl. den vorigen §.

hauserint, Danzig-Königsberg 1870). Nach ihm soll Curtius ausser Clitarch noch den Ptolemaeus, vereinzelt den Callisthenes und den Timagenes benutzt haben. In einer späteren Schrift (Eine neue Hauptquelle des Q. Curt. Ruf., Hannover 1884) ändert Petersdorff insofern seine Ansicht, als er den Trogus Pompeius unter den Quellen in den Vordergrund stellt. Einen neuen Gedanken regte A. Schoene (Anal. philol. hist. I. De rerum Alexandri Magni scriptorum imprimis Arriani et Plutarchi fontibus, Leipz. 1870, vgl. dazu A. Schäfer, Fleckeis. Jahrb. 101 (1870) p. 433) an, indem er für Arrian und Plutarch nicht die Originale, sondern ein Sammelwerk, in dem aus den Autoren die wichtigsten Berichte zusammengestellt waren, als Quelle annahm und für Curtius die direkte Benutzung Clitarchs bezweifelte. Es folgte die Dissertation Laudiens (Ueber die Quellen zur Gesch. Alexanders in Diodor, Curtius und Plutarch, Leipz. 1874); hier sind die Gedanken durchgeführt, dass Diodor, Curtius, Plutarch auf Callisthenes und Onesikritus zurückgehen, aber nicht auf die Originale, und dass in der Quelle des Curtius auch Clitarch berücksichtigt war, ferner dass Curtius selbständig Aristobul heranzog. Gegen diese Ansichten wendet sich Kaerst (Beiträge zur Quellenkritik des Q. Curt. Ruf., Gotha 1878); die Hauptquelle des curtianischen Werkes ist nach ihm Clitarch, daneben ist noch ein Sammelwerk von Strabo benutzt, auch Timagenes und Artemidor (letzterer für 8, 9) eingesehen worden. Wieder anders gestaltet sich die Quellenfrage bei R. Köhler (Eine Quellenkritik zur Geschichte Alexanders des Grossen in Diodor, Curtius und Justin, Leipz. 1879); dieser behauptet (p. 46), dass Curtius auf eine wiederholte Bearbeitung Clitarchs zurückgehe. In umfassender Weise wird die Frage von A. Fränkel in dem Werk Die Quellen der Alexanderhistoriker, Breslau 1883" erörtert. Das von ihm gewonnene, hierher gehörige Resultat lautet (p. 460): „Die Quelle Diodors war eine nur wenig durch Zusätze oder Missverständnisse veränderte Bearbeitung des Clitarch. Diese Bearbeitung wurde dann von einem andern Autor einer weiteren Modifikation unterworfen und diese so modifizierte Clitarchbearbeitung wurde dann sowohl von dem Verfasser der Quelle des Curtius wie von dem Verfasser der Quelle des Trogus als Grundlage benutzt, auf der jeder seine Kompilation aufbaute. . . . . Der Verfasser der curtianischen Quelle veränderte dieselbe ihm vorliegende Clitarchbearbeitung teils dadurch, dass er eine Reihe von Zahlenangaben durch andere ersetzte, teils in der Weise, dass er hin und wieder in der Darstellung bald kleinere, bald grössere Veränderungen vornahm, besonders aber dadurch, dass er aus andern guten Quellen (vorzüglich aus dem Aristobul) eine grosse Anzahl Zusätze machte. Curtius hat neben dieser Kompilation noch den Timagenes, aber anscheinend sehr spärlich benutzt." Zu einer ganz unhaltbaren Ansicht in der Quellenfrage gelangt der Biograph des Curtius, Dosson, Etude p. 160: Les travaux de Clitarque, de Callisthène, d'Aristobule, de Ptolémée, de Trogue Pompée, de l'auteur anonyme forment, dans des proportions inégales, le fond de la narration de Quinte Curce. Les relations des autres historiens ou des géographes ont fourni des détails accessoires ou rectificatifs." Neuerdings ist nochmals Kaerst auf den Kampfplatz getreten und seine Schrift (Forschungen zur Geschichte Alex. d. Gross., Stuttg. 1887) verdient um so mehr Beachtung, weil sie die Anschauungen Gutschmids (vgl. Gesch. Irans und seiner Nachbarländer, Tübingen 1888, p. 73) wiederspiegelt. Dieser ausgezeichnete Historiker legte besonderes Gewicht auf den politischen Standpunkt, welchen die Alexanderhistoriker einnehmen, er trennte scharf die uns bei Arrian und teilweise bei Plutarch erhaltene Ueberlieferung des Ptolemaeus und Aristobul als eine mehr offizielle Darstellung von einer zweiten, mehr das makedonische Interesse als das des Königs ins Auge fassenden. Am reinsten ist diese Ueberlieferung durch den magern Auszug Diodors aus Clitarch erhalten, ergiebiger fliesst eine Quelle, die von Curtius und Justin gemeinsam ausgeschrieben worden ist; freilich auch trüber; denn in dieser Quelle ist Clitarchisches mit Elementen, die der ersten Klasse angehören, und Auszügen aus einem im Gegensatz zu der sonstigen Ueberlieferung dem Alexander abholden Geschichtswerke gemischt." Im Anschluss an Gutschmid weist Kaerst nach, dass in Curtius die zwei Versionen ineinander gearbeitet sind, dass sich sonach der Historiker sowohl mit Diodor als mit Arrian berührt, dass aber die durch Diodor vertretene Version den Hauptstock bildet (p. 64). Als den Urheber der diodorischen Version sieht er Clitarch an, welcher sonach auch der Erzählung des Curtius zum grössten Teil zu Grund liegt (p. 71 und p. 75), als die Urheber der arrianischen Erzählung Ptolemaeus und Aristobulos. Die bei Curtius und Justin öfters hervortretende feindselige Stimmung gegen Alexander führt Kaerst auf Timagenes zurück (p. 102). Den historischen Wert der Curtiuserzählung schätzt Kaerst sehr gering: es finden sich nicht oder nur in verschwindendem Grade Nachrichten von selbständigem Werte, welche über die andern Ueberlieferungen hinausgehen“ (p. 65).

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Curtius im Mittelalter. In alten Bibliothekskatalogen erscheint Curtius nur einmal, und zwar in dem Katalog von Canterbury nach 1285, Nr. 334; da aber Curtius in einer Menge von Handschriften überliefert ist, vermutet Manitius, Philologisches aus alten Bibliothekskatalogen (Rhein. Mus. 47 (1892) Ergänzungsh. p. 48), dass er in den Titeln historia Alexandri oder gesta Alexandri stecke, wenngleich bekannt ist, dass unter diesen

Handbuch der klass, Altertumswissenschaft. VIII. 2, 2. 2. Aufl.

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Titeln auch Julius Valerius überliefert ist. Citate aus Curtius sind im Mittelalter übrigens nicht häufig. Ueber die Einwirkung des Curtius auf den Stil Einharts vgl. denselben, Einharts Werke und ihr Stil (Neues Archiv der Ges. für ältere deutsche Geschichtskunde 7 (1882) p. 527). Ueber Curtius im Mittelalter vgl. A. Eussner, Philol. 32 (1873) p. 162; Dosson 1. c. p. 360.

Ueberlieferung. Die Handschriften des Curtius sind zahlreich, ein Verzeichnis derselben gibt Dosson p. 315. Die gemeinsamen Lücken weisen auf einen Archetypus hin. Die Sichtung derselben ergibt zwei Familien, die erste ist vertreten durch zwei Sippen, den Parisinus 5716 s. IX/X, wozu noch Fragmente von Zürich (Rheinau), Darmstadt, Wien und Würzburg kommen, dann durch den Laur. 64, 35; Bern. 451; Leid. 137; Voss. Q. 20 (der Vaticanus Reginensis 971 s. XII gehört zu den interpolierten, wie Hedicke, Berl. philol. Wochenschr. 1899 Sp. 1387 gezeigt hat). Die zweite Familie umfasst die jüngeren und stark interpolierten Handschriften (A. Eussner, Philol. 32 (1873) p. 165).

Litteratur zur Ueberlieferung. Hedicke, Quaest. Curt. specimen, Berl. 1862; De codicum Curt. fide atque auctoritate, Bernb. 1870; A. Eussner, Spec. crit., Würzb. 1868, p. 4; Ueber die Textkritik des Q. Curt. Ruf. (Verh. der 26. Philol. Vers. in Würzb. 1868, Leipz. 1869, p. 158); Kinch, Quaest. Curt. crit., Kopenhagen 1883; Ring, Ber. über die Curtiushandschriften des ungar. Nationalmuseums, Pest 1873 (ohne Wert); Schüssler, De Q. Curt. Ruf. cod. Oxoniensi A, Ilfeld 1874; Linsmayer, De Curt. Ruf. cod. lat. Monacensi n. 15739 insignito (s. XV), München 1875; A. Hug, Das Einsiedlerfragm. des Curt. Ruf. (Philol. 31 (1872) p. 334); über das fragmentum Darmstadiense vgl. A. Holtzmann, Zur Lektüre und Kritik des Q. Curt. Ruf., Bruchsal 1895, p. 28; über Stellen des Curtius im Pseudo-Callisthenes vgl. Jeep, Fleckeis. Jahrb. 71 (1855) p. 125. Ueber Curtiusexcerpte des Vaticanus 1869 s. XII vgl. A. Thomas, Revue crit. 1880 p. 75; die Reden des Curtius sind herausgehoben im cod. Monacensis 14226.

Ausg. Ueber die Ausg. von Merula, Venedig 1494, die Aldina vom J. 1510 und die des F. Modius, Köln 1579 (er benutzte den Oxoniensis A) vgl. Mützells Ausg. 1. T. p. II; wir verzeichnen noch folgende: D. Erasmus cum annotat., Strassb. 1518; H. Junius, Antwerpen 1546; cum commentariis et supplementis Joh. Freinshemii, Strassb. 1648; 1670; Sammelausg. von Snakenburg, Delft 1724 (u. a. auch die Animadv. des Acidalius); cum comment. perpet. ed. Fr. Schmieder, Göttingen 1803/4; mit krit. und exeget. Anm. von J. Mützell, 2 Bde., Berl. 1841, mit Anm. f. d. Schulgebr., Berl. 1843. Die diplomatische Kritik begründete C. Timotheus (Karl Gottlob) Zumpt, Braunschweig 1849; von demselben Schulausg., ebenda 1849; Braunschw.2 1864 von A. W. Zumpt; recogn. H. E. Foss, Leipz. 1852; E. Hedicke, Berl. 1867 (Textausg. mit knappem krit. Apparat); Damsté, Groningen 1897 (mit krit. Anm.); vgl. denselben, Class. Rev. 8 (1894) p. 445; 11 (1897) p. 26; Lectiones Curtianae, Leyden 1894; Berl. philol. Wochenschr. 1897 Sp. 477 und 893. Für den Schulgebr. erkl. von Th. Vogel, 1. Bdch., Leipz. 1885; 2. Bdch., Leipz. 1880; von demselben Teubner'sche Textausg.; französ. Schulausg. par S. Dosson, 5. tir. revu par Pichon, Paris 1895; italien. Schulausg. von E. Cocchia, Bd. 1, Turin 1884, Bd. 2, 1885 (Text nach Hedicke). Wörterb. von O. Eichert, Hannover3 1889. Uebers. von J. Fr. Wagner, Lemgo2 1854; A. H. Christian, 4 Bdch., Stuttg. (Metzler) 1855-75; J. Siebelis, Stuttg. (Hoffmann) 1860–73. Französ. Uebers. von de Vaugelas, Paris 1653.

5. Cornelius Tacitus.

427. Biographisches. Merkwürdigerweise fliessen über den grössten römischen Historiker die Nachrichten spärlich. Wir kennen nicht aus bestimmten Angaben sein Geburtsjahr, nicht seinen Geburtsort,1) nicht sein Todesjahr; ja nicht einmal über seinen Namen sind alle Zweifel zerstreut. Der Codex Mediceus I. nennt ihn Publius,2) dagegen Apollinaris Sidonius3) Gaius; mit ihm stimmen überein jüngere Tacitus-Handschriften, denen aber

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eine Autorität nicht beizumessen ist. Allein die Ueberlieferung des Mediceus dürfte stärker wiegen als das Zeugnis eines wenig kenntnisreichen späten Autors.1) Auch über die Familie des Historikers ist nur eine, jedoch sehr wahrscheinliche, Vermutung gestattet. Der ältere Plinius berichtet aus eigener Anschauung von dem Sohne eines römischen Ritters, Cornelius Tacitus, welcher Procurator der Provinz Belgica war; dieser Procurator konnte der Zeit nach sehr wohl der Vater unseres Tacitus sein. Von dem Bildungsgang des Geschichtsschreibers ist uns lediglich das eine bekannt, dass er der Sitte der Zeit entsprechend eifrig rhetorische Studien betrieb. Er schloss sich, wie er uns selbst berichtet, an M. Aper und Julius Secundus, welche damals der Glanz des Forums waren, an; ob er auch den Unterricht Quintilians, des damals hervorragendsten Lehrers der Rhetorik, genossen hat, ist zweifelhaft. 2) Von seinen persönlichen Verhältnissen ist uns die einzige Thatsache überliefert, dass er die Tochter des als Statthalter Britanniens bekannten Agricola heimführte. Dies geschah im Jahre 78.3) Ueber seine politische Laufbahn spricht sich der Geschichtsschreiber im Eingang der Historien aus, leider in so allgemeiner Weise, dass auch hier nur Hypothesen die Lücken auszufüllen vermögen. An jener Stelle hebt er nämlich hervor, dass die drei Flavier ihm Würden verliehen haben, und dass er die erste Stufe in seiner amtlichen Laufbahn Vespasian verdankte, weitere Rangerhöhungen dagegen dem Titus und Domitian. Welches aber die erste Würde war, ist nicht gesagt; man vermutet, dass er tribunus militum laticlavius und vigintivir wurde.4) Die Standeserhöhung unter Titus wird mit Recht auf die Verleihung der Quästur bezogen, womit der Uebergang aus dem Ritterstand in den Senatorenstand verbunden war. 5) Unter Domitian wurde Tacitus Quindecimvir sacris faciundis und Praetor, in dieser doppelten Eigenschaft nahm er, wie er an einer anderen Stelle berichtet, an den Säcularspielen des Jahres 88 teil. Allein zwischen der Quästur und der Prätur muss noch ein durch Domitian erlangtes Amt liegen, es war dies das Volkstribunat oder die Aedilität. Bald nach seiner Prätur hatte Tacitus Rom verlassen; als sein Schwiegervater Agricola im Jahre 93 starb, war er mit seiner Frau abwesend. Diese vierjährige Abwesenheit ist offenbar durch ein auswärtiges Amt veranlasst worden. Welches dies war, dafür fehlt jeder feste Anhaltspunkt. Nur eine Vermutung ist es, dass er legatus pro praetore der Provinz Belgica war. 6) Noch in demselben Jahr, in dem Agricola starb, kehrte Tacitus nach Rom zurück; den Greuelthaten Domitians gegenüber machte

1) Dem Sidonius folgt Büdinger, Apollinaris Sidonius als Politiker (Sitzungsber. der Wien. Akad. philos.-hist. Kl. 97 (1880) p. 931 Anm. 5).

2) Angenommen wird dies von Urlichs, De vita et hon. Tac. p. 5, bestritten von Wutk, Dial. a Tac. Traiani temporibus scriptum esse demonstravit, Spandau 1887, p. IX.

3) Nach Nipperdey noch im J. 77. Wir folgen dem Ansatz Borghesis, Oeuvres 6 p. 35.

4) So Urlichs (p. 2) mit Borghesi, Oeuvres 7 p. 322. Der Offiziersdienst wurde

bald vor, bald nach dem Vigintivirat geleistet ; vgl. Mommsen, Röm. Staatsrecht 1, Leipz.3 1887, p. 546.

5) Dignitas aucta ist nach Borghesi der technische Ausdruck von der Quästur.

6) So Borghesi (Urlichs p. 7). Bergk (Zur Geschichte und Topographie der Rheinlande, Leipz. 1882, p. 40 Anm. 2) dachte an ein Kommando über eine niederrheinische Legion; diese Annahme ist aber schon dadurch völlig ausgeschlossen, dass Tacitus in seinen Geschichtswerken eine merkwürdige Unkenntnis in militärischen Dingen verrät; vgl. § 439.

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