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politischer Broschüre Müllenhoff, Deutsche Altertumskunde 4. Bd. 1. H. p. 15; er weist nach, dass die Schrift geschrieben wurde, als der Kaiser, abwesend von Rom, sich am Rhein befand, und statuiert (p. 16), dass sie geschrieben wurde zur Belehrung und Aufklärung des römischen Publikums über das germanische Wesen, um ihm begreiflich zu machen, dass die Anstalten und Arbeiten zu einer dauerhaften Sicherung der Nordgrenze nicht nur an sich notwendig seien, sondern auch die persönliche Gegenwart des Kaisers erforderten"; sie sei geschrieben worden, um die ungemessenen Ansprüche der Kriegspartei zurückzuweisen". Die Hauptabsicht des Buches ist: zu zeigen, dass die Germanen die gefährlichsten und bedrohlichsten Feinde des römischen Reiches seien". p. 17: Tacitus ist Staatsmann genug, um die ganze Bedeutung der Germanen für das Bestehen des römischen Reiches zu fassen und zu übersehen." Aehnlich äussert sich, ohne von Müllenhoffs Anschauung Kenntnis zu haben, Dierauer, Büdingers Untersuchungen zur röm. Kaisergesch. 1, Leipz. 1868, p. 34 Anm. 3. Nach ihm ist die Broschüre veröffentlicht mit der deutlich zu erkennenden Absicht, die Römer über die Notwendigkeit einer dauernden Konsolidierung der gegenseitigen Beziehungen in den rhenanischen Grenzgebieten aufzuklären und das lange Verweilen des Kaisers in Germanien zu rechtfertigen. Auf demselben Standpunkt steht auch O. Hirschfeld, Zeitschr. für österr. Gymn. 28 (1877) p. 815. In eingehender Weise wird die Hypothese von Asbach in verschiedenen Abhandlungen begründet (Die Entstehung der Germania, Bonner Jahrbücher H. 69 (1881) p. 1; Westdeutsche Zeitschr. für Gesch. und Kunst 3 (1884) p. 11; Histor. Taschenbuch 6. Folge 5. Jahrg. p. 74, zusammengefasst in Röm. Kaisert. und Verf. bis auf Traian, Köln 1896, p. 137). Nach ihm ist die Germania „durch bestimmt nachweisbare Vorgänge am Niederrhein hervorgerufen“ (p. 139). Sie billigt rückhaltlos die Politik Traians, der die umfassende Sicherung der Grenzen, die die Flavier begonnen hatten, vollendete und durch Beförderung der inneren Fehden unter den Germanen das römische Interesse wahrte" (p. 143). Allein eine vereinzelte Bemerkung im 37. Kapitel kann doch unmöglich den Grundgedanken der ganzen Schrift bestimmen. Und wenn es richtig wäre, wie Hirschfeld glaubt, dass dieses Kapitel erst später eingeschoben wurde, so würde dann gefolgert werden müssen, dass alles übrige durch einen anderen Plan bestimmt ist. Wäre das Ziel der Schrift gewesen, die Politik Traians zu billigen, so müsste sich ergeben, dass jener Gedanke die ganze Schrift durchzieht. Allein ein solcher Nachweis kann nicht geliefert werden, und ich bezweifle, ob Müllenhoffs Behauptung (p. 16): „Dass diese spezielle Veranlassung und Absicht von Tacitus verschwiegen wurde, konnte der Wirkung der Schrift nur förderlich sein", viel Gläubige finden wird.

c) Die Germania ist ein ethnographisch-geographisches Werk. Diesen Eindruck von dem Charakter der Germania wird jeder empfangen, der dieselbe vorurteilsfrei durchliest. Mit Recht sagt Mommsen (Bedeutung der Germania, Sitzungsber. der preuss. Akad. 1886, 1. Bd. p. 44): „Die ganze Schrift macht den Eindruck einer rein geographischen Abhandlung“. Auf Grund dieser Anschauung hat A. Riese (Die ursprüngliche Bestimmung der Germ. des Tac., Eos 2 (1866) p. 193) der Germania eine bestimmte Stelle in der historischen Schriftstellerei angewiesen, indem er sie als einen von den Historien losgelösten Teil betrachtet; vgl. auch denselben, Die Idealisirung der Naturvölker des Nordens p. 4. Dieser Anschauung huldigt auch Brunot (1. c.), jedoch mit der Modifikation, dass die Germania erst im Mittelalter von den Historien losgelöst wurde.

Zur Komposition der Germania. Auch in dieser Schrift wirkt noch die Sprache des Sallust nach; Wölfflin, Philol. 26 (1867) p. 122. Unwahrscheinlich ist, dass, wie F. Leo (Gött. gel. Anz. 1898 p. 182) behauptet, Seneca mit seinen Schriften de situ Indiae und de situ et sacris Aegyptiorum auf den Stil des Tacitus in der Germania eingewirkt hat; vgl. Norden, Die antike Kunstprosa 1, Leipz. 1898, p. 343 Anm. 2. Die rhetorischen Kunstmittel sind in dem Schriftchen stark zur Anwendung gekommen; über den Schluss der Kapitel mit Sentenzen vgl. Leo l. c. p. 183; Müllenhoff l. c. p. 2. Der Ausdruck macht dem Verfasser oft sichtlich Schwierigkeit. Ueber den Pleonasmus vgl. K. Halm, Sitzungsber. der Münchner Akad. 1864, Bd. 2 p. 12. Im allgemeinen vgl. Hoff, Ueber die Glaubwürdigkeit und den Kunstcharakter der Germ. des Tac., Essen 1868.

Neuere Urteile über die Germania. Scherer, Deutsche Litteraturgesch., Berl. 1894, p. 4: Die ungebrochene Kraft dieses Volkes erschien dem Stoiker als ein Ideal der Sittenstrenge, dem aristokratischen Oppositionsmanne als ein Ideal der Freiheit, dem weitblickenden Politiker als eine drohende Gefahr. Des Tacitus Germania fasst alles zusammen." Müllenhoff 1. c. p. 16: Gibt es keine Broschüre, die dieser an historischem Wert und und Gehalt gleichkommt, so gibt es auch wenige, die so sehr wie diese ein vollendetes Kunstwerk darstellen." Mommsen, Röm. Gesch. 5 p. 154: „Die Anfänge der staatlichen Entwickelung der Germanen schildert uns die schillernde und in der Gedankenschablone des sinkenden Alterthums befangene, die eigentlich entscheidenden Momente nur zu oft verschweigende Darstellung des Tacitus.“

Schon

435. Die Genesis der taciteischen Geschichtschreibung. als Tacitus seinen Agricola schrieb, trug er sich mit dem Plane, die Regierung Domitians und die Regierung Nervas und Traians zu schildern. In der Ausführung erlitt der Plan eine Umgestaltung. Nicht bloss die Regierung Domitians, sondern auch die der zwei anderen Flavier, ja auch noch die vorausgegangene Zeit vom 1. Januar 69 an zog er in den Kreis seiner Untersuchung. Dagegen lässt er den Plan einer Geschichte Nervas und Traians in den Hintergrund treten; im Eingang der Historien verspart er sich diese Arbeit für sein Alter. Sie kam nicht zur Ausführung; der Geschichtschreiber richtete vielmehr seine Blicke auf die rückwärts gelegene Zeit; die Epoche des sich herausbildenden Principats und die Schicksale der julisch-claudischen Dynastie schienen ihm ein wichtigeres Objekt für die Forschung zu sein als die traianische Zeit. Die Vergangenheit erschliesst sich ja leichter der historischen Erkenntnis als die unmittelbare Gegenwart, in welcher der Historiker webt und lebt. Allein auch dieser Zeitraum schien zunächst eine Teilung notwendig zu machen. Die Zeit des Augustus hatte bereits treffliche Bearbeiter gefunden; Tacitus konnte daher von dieser Periode vorläufig absehen; wichtiger musste ihm sein, vor allem die Erzählung des zweiten Werks soweit zu führen, dass sich das Ende an den Anfang des anderen anschloss und dadurch ein Ganzes entstand, welches von Tiberius bis zu Domitians Tod reichte. Und dem Schriftsteller ist es gelungen, dieses grossartige Projekt zur Durchführung zu bringen. Dagegen kam er nicht mehr dazu, auch die beiden anderen Gedanken auszugestalten; weder eine Geschichte des Augustus noch eine der traianischen Zeit hat er geliefert.

Zeugnisse über die historische Schriftstellerei des Tacitus. Agric. 3 non tamen pigebit vel incondita ac rudi voce memoriam prioris servitutis ac testimonium praesentium bonorum composuisse; hist. 1, 1 quodsi vita suppeditet, principatum divi Nervae et imperium Traiani, uberiorem securioremque materiam, senectuti seposui; annal. 1, 1 sed veteris populi Romani prospera vel adversa claris scriptoribus memorata sunt; temporibusque Augusti dicendis non defuere decora ingenia, donec gliscente adulatione deterrerentur. Tiberii Gaique et Claudii ac Neronis res, florentibus ipsis ob metum falsae, postquam occiderant, recentibus odiis compositae sunt. Inde consilium mihi pauca de Augusto et extrema tradere, mox Tiberii principatum et cetera, sine ira et studio, quorum causas procul habeo; 3, 24 sed aliorum exitus, simul cetera illius aetatis (der augustischen Zeit), memorabo, si effectis, in quae tetendi, plures ad curas vitam produxero.

436. Die Historien. In dem ersten der beiden Werke führt der Historiker die selbsterlebte Zeit von 69 bis zum Tode Domitians dem Leser vor, er gibt daher demselben den Titel „Historiae". Die Zahl der Bücher lässt sich nur hypothetisch bestimmen, sie hängt ab von der Anzahl der Bücher der Annalen; je nachdem diese auf 16 oder auf 18 festgestellt werden, erhalten wir für die. Historien 14 oder 12. Doch ist, alles erwogen, die Buchzahl 14 die wahrscheinlichere. Allein von diesen vierzehn Büchern, aus denen ursprünglich das Werk bestand, sind nur die vier ersten und vom fünften etwa die Hälfte erhalten. Diese Bücher behandeln den Zeitraum von nicht ganz zwei Jahren, von 69-70; allein eine Fülle von Ereignissen ist in diesen engen Rahmen eingeschlossen. Im ersten Buch lässt der Geschichtschreiber die Regierung Galbas, seine Adoption Pisos, das Auftauchen Othos, die Revolution, den Sturz Galbas und Pisos, den Sieg Othos, die vitellische Bewegung und Empörung in

Germanien, das Vordringen der Heere unter Valens und Caecina, die Unruhen in Rom, Othos Auszug zum Krieg in farbenreichen Bildern an unseren Augen vorüberziehen. Im zweiten Buch wirft der Historiker zuerst einen Blick auf die Ereignisse im Orient, wo zwei Personen erscheinen, denen die Zukunft gehört, Vespasian und sein Sohn Titus; dann schildert er die Entscheidungsschlacht zwischen Otho und Vitellius bei Bedriacum. Die Waffen waren für die Sache des Vitellius; Otho tötet sich mit eigener Hand. Vitellius ist jetzt im Besitz der Gewalt; allein er sollte sich ihrer nicht lange erfreuen. Vespasian wird im Orient zum Kaiser ausgerufen, und damit beginnt die Erhebung gegen Vitellius. Caecina wird zum Verräter, er beugt sich vor dem neu aufgehenden Gestirn des Vespasian. Im dritten Buch folgen die erbitterten Kämpfe zwischen den Vitellianern und Flavianern, welche sogar das Capitol in Asche legten. Vitellius zieht den Kürzeren und wird ermordet. Im vierten Buch nimmt der Freiheitskampf der Bataver unter Civilis unser volles Interesse in Anspruch, wie im fünften die Expedition des Titus gegen Jerusalem. Aber auch der batavische Aufstand reicht noch in dieses Buch hinein. Mit den persönlichen Verhandlungen zwischen dem siegreichen römischen Feldherrn Petillius Cerialis und Civilis, der seine Unterwerfung verkündet, schliesst der erhaltene Teil des Werks. Ueber die Zeit der Abfassung dieser Bücher und ihr Erscheinen geben uns die Briefe des jüngeren Plinius einige Anhaltspunkte.

Der Titel des Werks. Im Mediceus II ist das Werk nicht betitelt; der Titel historiae ergibt sich aus Tertull. apol. 16 Cornelius Tacitus in quinta historiarum suarum ; vgl. auch Plin. epist. 7, 33 auguror, nec me fallit augurium, historias tuas immortales futuras.

Abfassungszeit und Publizierung der Historien. Dass die Historien den Annalen vorausgingen, folgt aus annal. 11, 11, wo mit den Worten (rationes) satis narratas libris quibus res imperatoris Domitiani composui deutlich auf den letzten Teil der Historien hingewiesen wird. Das Werk ist allem Anschein nach successive erschienen. Wahrscheinlich wurden die beiden ersten Bücher zugleich publiziert, daher am Schluss des 2. Buches eine Art Epilog, in dem er ein Urteil über die flavische Geschichtschreibung fällt (Nissen, Rhein. Mus. 26 (1871) p. 535). Die Publikation wird zwischen 104 und 109 liegen (Asbach, Hist. Taschenb. 6. F., 6. Jahrg. 1887 p. 145 Röm. Kaisert. und Verf. bis auf Traian, Köln

1896, p. 151). Vgl. die Briefe des Plinius 6, 16; 6, 20; 7, 20; 7, 33; 8, 7 (s. oben p. 213). Die Zahl der Bücher der Historien und Annalen. Beide Werke umfassten zusammen 30 Bücher. Hieronymus comm. zum Zacharias 3, 14 (6, 2 p. 913 Vall.) Cornelius Tacitus, qui post Augustum usque ad mortem Domitiani vitas Caesarum triginta voluminibus exaravit. Nur wenn die Buchzahl eines der beiden Werke ermittelt werden kann, ist damit auch die Buchzahl des zweiten gegeben. Von den Annalen ist das letzte erhaltene Buch das 16te, von demselben ist aber die zweite Hälfte verloren gegangen. Es fragt sich nun, ob in dieser verlorenen Hälfte der Zeitraum geschildert werden konnte, welcher von dem Rest des J. 66 bis zum 1. Jan. 69 reicht, oder allgemeiner gefasst, ob in dem 16. Buch die Ereignisse von 65 (zum Teil) bis 1. Jan. 69 untergebracht werden konnten. Wenn man die § 437 gegebene Tabelle vergleicht, so erkennt man, dass Tacitus noch grössere Zeiträume als 32 Jahre in einem Buch dargestellt hat. Auf der anderen Seite hätte, wenn man neue Bücher ansetzen würde, eine Ausführlichkeit in dieser verlorenen Partie stattgehabt, wie sie Tacitus früher niemals angewendet. Es kommt hinzu, dass in der Ueberlieferung ein Anschluss der Historien an das 16. Buch der Annalen vorliegt, indem das erste Buch der Historien als das 17. bezeichnet wird, ohne dass eine Titelangabe stattfindet. Es ist daher kein stichhaltiger Grund gegeben, den Gelehrten (Ritter, Cambridger Ausg. 1 p. XXII; O. Hirschfeld, Zeitschr. für österr. Gymn. 28 (1877) p. 811; Wölfflin, Hermes 21 (1886) p. 157) beizupflichten, welche für die Annalen 18 Bücher (und folglich für die Historien 12) annehmen, um damit die hexadische Kompositionsweise für die beiden Werke zu gewinnen; wir halten vielmehr an der herkömmlichen Ansicht fest, dass die Annalen aus 16, die Historien aus 30 16, d. h. 14 Büchern bestanden.

Die Ueberlieferung der Geschichtswerke. Für den zweiten Teil der Annalen

(1. XI-XVI) und die Historiae ist nur der Mediceus II s. XI, der sich in der Laurentiana unter 68, 2 befindet, massgebend. Die von ihm genommenen Abschriften haben nur den Nutzen, zwei, erst nachdem jene apographa angefertigt waren, eingetretene Lücken (hist. 1, 69-75 und 1, 86-2, 2) auszufüllen. Für die erste Hälfte der Annalen ist nur die eine Handschrift vorhanden, der Mediceus I s. IX, der sich ebenfalls in der Laurentiana unter 68, 1 befindet. Zu diesem Codex, der mit Quaternio 18 beginnt, gehörten ursprünglich noch die Briefe des Plinius, welche die Quaternionen 1-17 umfassten (= Laur. 47, 36). Der Mediceus II stammt höchst wahrscheinlich aus Monte Cassino; vgl. H. Keil, Rhein. Mus. 6 (1848) p. 145. Der Mediceus I gehörte dem Kloster Corvey in Westfalen an; vgl. Hüffer, Korveier Studien, Münster 1898, p. 14; Schriftprobe desselben bei Vitelli e Paoli, Collezione di facsimili paleografici, fasc. I, Florenz 1884, lat. tav. 2.

Litteratur zur Ueberlieferung. K. Heraeus, Studia critica in Mediceos Taciti cod., Marb. 1846; Zur Krit. und Erkl. des Tac., Hamm 1859; Pfitzner, Charakteristik der beiden Florentin. Handschr. des Tac. (Verh. der 30. Philol. Vers. in Rostock, Leipz. 1876, p. 83); Viertel, Zur Gesch. der handschr. Ueberlief. des Tac. (Fleckeis. Jahrb. 123 (1881) p. 423); Andresen, De codicibus Mediceis Annal. Tac., Berl. 1892 (Mitteilungen auf Grund einer im J. 1890 gemachten Kollation); In Tac. hist. studia crit. et palaeogr., Berl. 1899 (Mitteilungen auf Grund einer im J. 1897 gemachten Kollation); Lehnerdt, Zur Ueberlief. des Tac. (Hermes 35 (1900) p. 530); L. Urlichs, Briefe über Tac. (Eos 1 (1864) p. 243; 2 (1866) p. 224). Ueber den Laur. 68, 1 vgl. Studemund, Hermes 8 (1874) p. 232; Rühl, Rhein. Mus. 36 (1881) p. 25.

Spezialausg. der Historien. Recogn. animadv. instr. G. Kiessling, Leipz. 1840; für den Schulgebr. erkl. von K. Heraeus (in neuer Bearbeitung von W. Heraeus), Leipz., Teubner (vgl. E. Wölfflin, Philol. 27 (1868) p. 113); E. Wolff, Berl. (Weidmann); J. Prammer, Wien 1885; Textausg. der B. 1 und 2 von Novák, Prag 1892; 1 und 2 par Goelzer, Paris3 1896; il libro primo con introduz. e commento di L. Valmaggi, Turin 1891; il libro secondo, ebenda 1897; franz. Ausg. von Gantrelle, Gand 1880; Constans et Girbal, Paris 1900; engl. Ausg. von Godley, Oxford 1890; Spooner, London 1891. Zur Erläuterung. C. Völker, Der Freiheitskampf der Bataver unter Claudius Civilis, Elberfeld 1861 und 63; Mommsen, Die zwei Schlachten von Betriacum i. J. 69 n. Chr. (Hermes 5 (1871) p. 161); vgl. dazu Nissen, Rhein. Mus. 26 (1871) p. 538; Krall, Tacitus und der Orient; 1. T. hist. 4, 83-84 die Herkunft des Serapis, Wien 1880; Asbach, Der Sieg des Cerialis an der Moselbrücke bei Trier (Westdeutsche Zeitschr. für Gesch. und Kunst 16 (1897) p. 193). Fr. Jacob, Ueber eine Stelle aus des Tac. Geschichtsb. 5, 2-5, Lübeck 1840; J. G. Müller, Krit. Unters. des Tacit. Berichtes über den Ursprung der Juden, hist. 5, 2 f. (Theol. Stud. und Krit., Gotha 1843, p. 893); Leonhard, Ueber den Bericht des Tacitus über die Juden hist. 5, 2-6, Ellwangen 1852.

437. Die Annalen. Dieses reifste Werk des Tacitus behandelte in 16 Büchern die Zeit von dem Tod des Augustus (14) bis zum 1. Januar 69; es brachte sonach die Regierungen des Tiberius, Caligula, Claudius und Nero zur Darstellung. Auch war noch die Zeit vom Tode Neros (9. Juni 68) bis zum 1. Januar 69, wo die Historien einsetzen, geschildert. Von diesem Werke sind uns aber nur erhalten die Bücher 1-4, der Anfang von 5, ferner 6 mit Ausnahme des Anfangs, dann die Bücher 11-16, wobei aber zu bemerken ist, dass sowohl am Anfang als am Schluss dieser Partie eine Lücke vorhanden ist. Die ersten sechs Bücher umfassen die Regierung des Tiberius; die Bücher 11 und 12 behandeln den Schluss der Regierung des Claudius (47-54), die noch übrigen Bücher (13-16) haben den Prinzipat Neros bis zum Jahr 66 zum Gegenstand. Sonach fehlt von dem geschilderten Zeitraum eine Partie von Tiberius, und zwar die Schlussereignisse des Jahres 29, das ganze Jahr 30 und die meisten Ereignisse des Jahres 31, die ganze Regierung Caligulas, von der Regierung des Claudius der Anfang bis 47, endlich von der Zeit Neros der Schluss des Jahres 66 und die beiden folgenden Jahre. Schon der Historiker hat sein Werk in Bücher eingeteilt. Gern lässt er ein Buch mit einem bedeutungsvollen Ereignis ausklingen, das zweite Buch mit dem Tod des Arminius, das fünfte wahrscheinlich mit dem Tod Seians, das elfte Buch mit der

Hinrichtung der Messalina, das zwölfte mit dem Ende des Claudius, das vierzehnte mit dem letzten Schicksal der unglücklichen Claudierin Octavia, das fünfzehnte Buch mit der Niederwerfung der pisonischen Verschwörung. Als urkundlicher Titel des Werks stellt sich ab excessu divi Augusti heraus; eine Analogie für den Titel bilden die Bücher ab urbe condita des Livius. Der Titel des Werks steht durch den Mediceus I fest. Da der Titel ab excessu divi Augusti undeklinierbar ist, hat Tacitus im Context der Rede das Werk mit annales, der annalistischen Anlage entsprechend, bezeichnet; vgl. 4, 32 nemo annales nostros cum scriptura eorum contenderit, qui veteres populi Romani res conposuere.

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Teilung des fünften Buches. Die Ueberlieferung kennt kein sechstes Buch der Annalen. Zuerst hat Lipsius bemerkt, dass in dem, was die Handschrift als fünftes Buch gibt, die Reste von zwei Büchern, dem fünften und sechsten, stecken (zu 6, 1 magnitudinem resque gestas aestimanti ita videbatur). Allein er machte den Einschnitt an einer unrichtigen Stelle, indem er das sechste Buch mit dem Konsulat des Cn. Domitius und Camillus Scribonianus (32 n. Chr.) begann (c. 7). Haase (Philol. 3 (1848) p. 152) hat richtig erkannt, dass das fünfte Buch mit dem Tod des Seianus (31) schloss, und dass sonach die Lücke, durch welche der Schluss des fünften und der Anfang des sechsten verloren ging, zwischen die Kapitel 5 und 6 zu legen ist.

Die Abfassungszeit der Annalen bestimmt man nach 2, 61 exin ventum Elephantinen ac Syenen, claustra olim Romani imperii, quod nunc rubrum ad mare patescit. Die Worte rubrum mare bedeuten hier den persischen Meerbusen; vgl. Eutrop. 8, 3 (Traianus) usque ad Indiae fines et mare rubrum accessit atque ibi tres provincias fecit Armeniam Assyriam Mesopotamiam. Die Ausdehnung des römischen Reichs bis zum persischen Meerbusen erfolgte durch Traian im J. 116. Die Abfassung des Werks musste also nach dieser Zeit erfolgt sein. Da aber Hadrian diese Eroberungen Traians gleich nach dem Antritt seiner Regierung (August 117) wieder aufgab, kann jene Stelle nicht zur Zeit Hadrians geschrieben sein. Einen früheren Terminus setzt Asbach (Hist. Taschenb. 6. F. 6. Jahrg. 1887 p. 147; Röm. Kaisert. und Verfass. bis auf Traian, p. 153), indem er sich darauf stützt, dass schon im J. 106 der Strich Arabiens von Damascus bis zum roten Meere durch A. Cornelius Palma dem Reiche als Provinz einverleibt worden war. Demgemäss setzt er die Publikation des ersten Teils der Annalen um das J. 110 an. Allein der arabische Meerbusen wird bei Tacitus nicht als mare rubrum bezeichnet, sondern nur der persische; vgl. Prosopogr. imp. Rom. 1 p. 469 Nr. 1200 adn.

6

Spezialausg. der Annalen von G. A. Ruperti, cum comment. perpet., Göttingen 1804, 1805; recogn. G. Kiessling, Leipz. 1829; erkl. von Nipperdey (vortreffliches Werk), Bd. 1, Berl. 1892, Bd. 2, Berl. 1892 von Andresen; Dräger, Bd. 1, Leipz. (Teubner); Bd. 2, Leipz. von Becher (steht weit hinter Nipperdey zurück); J. Prammer, Wien 1888; für den Schulgebr. erkl. von Pfitzner, Gotha 1898; 1-6 erkl. von F. W. Otto, Mainz 1854; 1-6 ed. Nemethy, Budapest 1893; 1-3 rec. Novák, Prag 1890; 1-3 erl. von R. Lange, Bielefeld 1897; von Joh. Müller- A. Th. Christ, Leipz. 1896; 1 und 2 erkl. von Tücking, Paderborn2 1895; Andresen, Berl. 1897. Engl. Ausg. von Furneaux, vol. 1, Oxford 1896; vol. 2, Oxford 1891; franz. Ausg. von Constans et Girbal, Paris 1894-1896; E. Jacob, Paris 1900.

Uebers. von A. Stahr, mit Erkl., B. 1-6, Berl. 1871; B. 11-16, Berl. 1880; W. Bötticher, neue Ausg. bes. von E. Otto, Leipz. (Reclam).

Zur Erläuterung. L. Spengel, Ueber das erste Buch der Annalen des Tac. (Abh. der Münchner Akad., philos.-hist. Kl. 7. Bd. 3. Abt. 1855, p. 695); H. E. Dirksen, Die röm. rechtl. Mitteil. in des Tac. Geschichtsbüchern (Abh. der preuss. Akad. 1860 Hinterl. Schr. 1 (1871) p. 204); C. Ch. F. Krafft, Histor. und geogr. Exkurse zu Tac. annal. 1, 55; 57; 58; 60 f.; 2, 7, Maulbronn 1864; Borghesi, Annotazioni agli Ann. ed alle Storie di Tac. (Oeuvres 5 (1865) p. 287); H. Schiller, Ein Problem der Tacituserklärung annal. 15, 44 (Commentat. philol. in honorem Mommseni, Berl. 1877, p. 41); E. Zeller, Das odium generis humani (annal. 15, 44) der Christen (Zeitschr. für wissensch. Theologie 34 (1891) p. 356); A. Kiessling, Hermes 26 (1891) p. 634 (über den annal. 4, 43 erwähnten Volcacius Moschus); Zöchbauer, Studien zu den Annalen des Tac., Festschr. des There

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