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sianums, Wien 1893; C. Bardt, Die ersten Sätze der Annalen des Tac. (Hermes 29 (1894) p. 451); F. Leo, Die staatsrechtl. Exkurse in Tac. annal. (Nachr. der Gött. Ges. der Wissensch. philol.-hist. Kl. 1896 p. 191; ergänzend dazu Münzer, Rhein. Mus. 53 (1898) p. 608 Anm. 1); K. J. Neumann, Lege pulsus bei Tac. annal. 3, 24 (Hermes 32 (1897) p. 475); Dahm, Ueber den Raubzug der Chatten nach Obergermanien im J. 50 n. Chr. annal. 12, 27 (Bonner Jahrbücher H. 101 (1897) p. 128); Ph. Fabia, Comptes-rendus des séances de l'acad. des inscript. et belles lettres 14. 5. 1897 (über den Gentilnamen des Tigellinus); vgl. dazu Revue de philol. 21 (1897) p. 160; derselbe, Comptes-rendus etc. 11. 2. 1898 über Julius Paelignus annal. 12, 49; Asbach, Röm. Kaisertum und Verfassung bis auf Traian, eine histor. Einl. zu den Schr. des P. Corn. Tacitus, Köln 1896; Parker, Subject matter of Tacit. annal. 1-3, including full index to persons and places, London 1898. Pflugk-Hartung, Ueber den Feldzug des Germanicus im J. 16 (Rhein. Mus. 41 (1886) p. 73); Knoke, Die Kriegszüge des Germanicus in Deutschland, Berl. 1887, Nachtrag, ebenda 1889; vgl. auch Fleckeis. Jahrb. 153 (1896) p. 770; Liebenam, Bemerkungen zur Tradition über Germanicus (Fleckeis. Jahrb. 143 (1891) p. 717; 793; 865).

438. Die Quellen der Historien und Annalen. Die Quellenfrage ist bei Tacitus mit unlösbaren Schwierigkeiten verknüpft. Er führt uns selten seine Gewährsmänner an, in den Historien nennt er bloss den Vipstanus Messalla und den älteren Plinius, in den ersten sechs Büchern der Annalen denselben Plinius, die Commentarien der Agrippina, die Reden des Tiberius und die acta diurna, in der letzten Hälfte der Annalen, in denen Quellenangaben etwas häufiger werden, Cluvius Rufus, Fabius Rusticus, Plinius, Domitius Corbulo, Senatsprotokolle. Viel häufiger begnügt er sich mit allgemeinen Angaben, indem er von vielen Autoren und verschiedenen Berichten spricht. Auch auf mündliche Mitteilungen beruft er sich. Dazu kommt, dass uns die von Tacitus angeführten Schriften und auch andere historische Werke, welche denselben Zeitraum behandeln, verloren gingen, so dass wir keinen festen Boden unter den Füssen erhalten. Bestimmtere Schlussfolgerungen für die Quellenfrage schien die Betrachtung des Verhältnisses zwischen Tacitus und Plutarch (für Galba und Otho) zu gewähren, und mit Vorliebe hat die Forschung an diesen Punkt angeknüpft. Für die auffallende, sich sogar aufs Phraseologische erstreckende Uebereinstimmung wurde die richtige Erklärung aufgestellt, dass beide aus einer gemeinsamen Quelle schöpften. Damit glaubte man auch einen Einblick in die Arbeitsmethode des Historikers gewonnen zu haben; dieselbe erschien nun als eine sehr einfache; sie beschränkte sich darauf, den Stoff aus einem Autor zu nehmen und denselben, freilich auch hier in Anlehnung an die Quelle, stilistisch zu gestalten.1) Diese Anschauung vom historischen Schaffen wird jetzt vielfach auf das ganze Altertum übertragen. Allein mag sie auch für Livius, der durch die grosse Ausdehnung seines Werkes sich auf wenige leitende Quellen beschränken musste, ihre Richtigkeit haben, für Tacitus kann sie keine Geltung beanspruchen. Derselben widersprechen die vielen Stellen, in denen sich der Autor auf eine Mehrheit von Quellen beruft, derselben widerspricht, dass mehrere Historiker ausdrücklich als benutzte Quellen genannt werden, derselben widerspricht endlich die nicht selten vorkommende Angabe divergierender Meinungen. Auch die innere Unwahrscheinlichkeit streitet dagegen. Eine solche sklavische Abhängigkeit passt nicht zu der bedeutenden geistigen

1) Gegen dieses Nissen'sche Prinzip vgl. u. a. Adalb. Ziegler, Die Reg. des

Kaisers Claudius I. mit Krit. der Quellen und
Hilfsmittel, Linz 1884, p. 16.

Individualität des Historikers. Auch würde ein derartiges Ausschreiben allgemein bekannter Schriften den Ruhm des Tacitus ganz unerklärt lassen. Warum sollte er nicht auch für den verhältnismässig kleinen Zeitraum, den er zur Darstellung brachte, die vorhandenen Quellenschriftsteller einsehen, da er doch sogar den jüngeren Plinius um Material für vereinzelte Fakta ersuchte1) und selbst mündliche Belehrung nicht verschmähte? Eine vorurteilsfreie Erwägung wird daher dem Tacitus auch ein Quellenstudium nicht versagen. Freilich dürfen wir an ein solches nicht den Massstab der Jetztzeit anlegen. Archivalische Studien sind der antiken Historiographie wenig geläufig; und Tacitus hat den acta diurna und den Senatsprotokollen nur geringe Beachtung geschenkt.2) Auch hat die Ermittelung des Stofflichen bei den antiken Historikern nicht die Wichtigkeit, wie bei den modernen, bei denen sich nicht selten ein mikrologischer Zug geltend macht. Der antike Historiograph will ein Werk liefern, das gelesen wird, er muss daher auf die Darstellung den höchsten Wert legen. Welche Quellen Tacitus im einzelnen zu Grunde legte, ist natürlich nur hypothetisch und ganz allgemein zu bestimmen. Für den ersten Teil der Annalen konnten ihm ausser dem älteren Plinius und den Commentarien der Agrippina noch mehrere Werke den Stoff liefern, so der ältere Seneca (2. T.2 1. H. § 334 p. 295), Aufidius Bassus (§ 440, 2), Servilius Nonianus (§ 440, 3), Cluvius Rufus (§ 440, 6), Fabius Rusticus (§ 440, 7), Cn. Domitius Corbulo (§ 442, 1), Suetonius Paulinus (§ 442, 3), ferner die Memoiren des Tiberius (§ 357 p. 3) und die Regierungsjournale des Claudius 3) (§ 359 p. 8). Für den zweiten Teil der Annalen sind die leitenden Autoren die schon genannten Fabius Rusticus, Cluvius und Plinius.4) Für die Historien hat er ausser Plinius und Vipstanus Messalla wohl noch benutzt Cluvius, die Memoiren Vespasians (§ 361 p. 14), M. Antonius Julianus (§ 441, 2)5) u. a.

Quellenzeugnisse. Die namentlich angeführten Quellen ergeben sich aus folgender Stellensammlung (bei R. Lange, De Tacito Plutarchi auctore p. 50):

annal. 1, 69 tradit C. Plinius, Germanicorum bellorum scriptor.

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1, 81 vix quicquam firmare ausim: adeo diversa non modo apud auctores, sed in ipsius (Tiberii) orationibus reperiuntur.

3, 3 non apud auctores rerum, non diurna actorum scriptura reperio.

4, 53 id ego, a scriptoribus annalium non traditum, repperi in commentariis Agrippinae filiae.

6, 6 insigne visum est earum Caesaris litterarum initium; nam his verbis

exorsus est.

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hist. 3, 25 rem nominaque auctore Vipstano Messalla tradam.

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3, 28 Hormine id ingenium, ut Messalla tradit, an potior auctor sit C. Plinius,

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Die unbestimmten allgemeinen Angaben sind viel häufiger, vgl. die Zusammenstellungen bei Lange p. 51 (für die beiden Werke), bei Horstmann p. 37 für die ersten sechs Bücher der Annalen, bei Nissen (Rhein. Mus. 26 (1871) p. 525) für die Historien.

Das Verhältnis zwischen Plutarch und Tacitus. Da diese Frage den Ausgangspunkt der Quellenuntersuchungen für Tacitus bildet, sei hier dieselbe kurz berührt. Schon längst hatte man die auffallende Uebereinstimmung des Plutarch in seinen Biographien Galbas und Othos mit Tacitus' Hist. (B. 1 und 2, 1—50) erkannt. Zur Erklärung dieser Erscheinung bot sich ein doppelter Weg dar, entweder schöpften beide aus derselben Quelle oder es schöpfte Plutarch, der hier ja auf lateinische Autoren angewiesen war, aus Tacitus (der umgekehrte Fall, dass Tacitus aus Plutarch geschöpft hätte, ist von vornherein als unzulässig anzusehen). Als man anfing, sich mit dieser Frage zu beschäftigen, neigten sich die Ansichten entschieden nach der ersten Seite hin; und nur ob der angenommenen gemeinsamen Quelle erhoben sich Differenzen. Als solche statuierte C. Hirzel (Comparatio eorum quae de imperatoribus Galba et Othone relata legimus apud Tacitum, Plutarchum et Suetonium etc. (Stuttgart 1851) die Acta publica, Th. Wiedemann (De Tacito Suetonio Plutarcho, Cassio Dione etc., Berl. 1857) den älteren Plinius, H. Peter (Die Quellen Plutarchs, Halle 1865, p. 40) Cluvius Rufus, welcher Gelehrte aber später (Die geschichtl. Litt. über die röm. Kaiserzeit, 2, Leipz. 1897, p. 274) diese Ansicht aufgab. Brennend wurde die Frage, als Mommsen mit einer Abhandlung in dieselbe eingriff (Hermes 4 (1870) p. 295). Er betont ganz besonders, dass die Uebereinstimmung nur durch die Gemeinsamkeit der Quelle zu erklären sei; als den gemeinsamen Autor betrachtet er den Cluvius Rufus. Dieser Ansicht trat in einem ausführlichen Aufsatz Nissen entgegen (Rhein. Mus. 26 (1871) p. 497), er griff wieder auf Plinius als Quelle zurück. Kurz zuvor hatte Clason (Plutarch und Tacitus, Berl. 1870; Tacitus und Sueton, Bresl. 1870) jene Uebereinstimmung des Plutarch und Tacitus auf einem anderen Weg zu erklären versucht, indem er annahm, dass Plutarch aus Tacitus geschöpft habe. Diese Ansicht wurde von Nissen (p. 502 Anm.) skeptisch behandelt. Für dieselbe ist Nipperdey mit dem ganzen Gewicht seines Namens eingetreten (Einl. 1874 p. XXVII); eine Reihe von Monographien hat sich ihm angeschlossen, wie R. Lange, De Tacito Plutarchi auctore, Halle 1880; L. Krauss, De vitarum Öthonis fide, Zweibrücken 1880; Gerstenecker, Der Krieg des Otho und Vitellius in Italien im J. 69, München 1882, p. 48; Lezius, De Plutarchi in Galba et Othone fontibus, Dorpat 1884; Klebs, Entlehnungen aus Velleius (Philol. 49 (1890) p. 305). Für eine gemeinsame Quelle sprechen sich dagegen aus Sickel, De fontibus a Cassio Dione in conscrib. reb. inde a Tib. usque ad mortem Vitellii gestis adhibitis, Göttingen 1876; Beckurts, Zur Quellenkritik des Tacitus etc., Braunschw. 1880; Kuntze, Beiträge zur Geschichte des OthoVitellius-Krieges, Karlsruhe 1885, vgl. p. 9 Anm., p. 16; Chr. Baier, Tacitus und Plutarch, Frankf. a. M. 1893 (Vipstanus Messalla). Auch Ranke steht auf diesem Standpunkt (Weltgesch. 3. T. 2. Abt., Leipz. 1883, p. 285); er nimmt an, dass Tacitus eine griechische Relation, der auch Plutarch folgte, mit einer lateinischen, welche von Sueton benutzt sei, verbunden habe. In dem letzten Dezennium hat unsere Frage zwei ausführliche Bearbeitungen erfahren; von Fabia in seinem Buch Les sources de Tacite dans les histoires et les annales, Paris 1893, und von Groag in seiner Abhandlung Zur Kritik von Tacitus Quellen in den Historien (Fleckeis. Jahrb. Supplementbd. 23 (1897) p. 711). Fabia steht auf dem Standpunkt Nissens. In eingehender, die vorhandene Litteratur analysierender Weise, sucht er zu zeigen, dass Tacitus in der fraglichen Partie der Historien nur eine Hauptquelle herangezogen habe, die zugleich dem Plutarch und dem Sueton als Quelle diente; diese Hauptquelle sei der ältere Plinius gewesen. Den Gebrauch sekundärer Quellen gibt zwar Fabia zu, sucht aber ihren Wert für die Darstellung des Tacitus sehr herabzusetzen, meist sei nur ein zweiter Autor für eine Digression beigezogen. In richtiger Konsequenz erblickt der französische Gelehrte das Verdienst des Tacitus fast nur in der Formgebung, in den eingestreuten Reflexionen und der psychologischen Motivierung, und gelangt zu dem Satz (p. 310), dass Tacitus ein mittelmässiger Historiker aber ein grosser Schriftsteller sei. Dem Einquellenprinzip trat in längerer Ausführung Groag entgegen. Auch er stimmt mit Fabia und anderen darin überein, dass Tacitus und Plutarch in den Biographien Galbas und Othos einer gemeinsamen Quelle folgen, wendet sich aber gegen die Annahme, dass dieselbe der ältere Plinius gewesen sei. Die Haupttendenz der Abhandlung gipfelt in dem Satze (p. 765): „Tacitus schreibt nicht immer und überall ein- und dieselbe Hauptquelle aus, sondern ein grösseres Material steht ihm zur Verfügung, und nur dann gibt er einer seiner Quellen den Vorzug, wenn sie ihm besser als alle anderen unterrichtet zu sein scheint." Als solche benutzte Quellen sucht Groag nachzuweisen die Senatsakten, die acta diurna (hier und da), dann die historischen Werke von Plinius, Messalla und Fabius Rusticus. Selbst mündliche Traditionen verschmähte nach ihm Tacitus nicht. Die gemeinsame Quelle charakterisiert Groag (p. 771) näher, wagt aber nicht, sie bestimmt zu benennen; doch vgl. p. 790, wo Fabius Rusticus als solche schüchtern genannt wird. Be

züglich des Sueton äussert er sich (p. 766) also: Sueton hat die drei Biographien des Galba, Otho und Vitellius hauptsächlich aus der gemeinsamen Quelle des Tacitus und Plutarch, aus Tacitus selbst und mindestens noch einem dritten Berichte zusammengestellt."

Wenn wir die reiche Litteratur über unsere Frage unbefangen durchmustern, dürften vier Ergebnisse als gesichert zu verzeichnen sein: 1. Tacitus und Plutarch schöpfen aus einer gemeinsamen Quelle. Schon der Umstand, dass bei Tacitus der chronologische Rahmen, der sich bei Plutarch findet, zu Gunsten der künstlerischen Anordnung beiseite geschoben ist, verbietet uns, den Plutarch aus Tacitus schöpfen zu lassen; auch findet sich bei Plutarch nicht selten ein Plus, was nur schwer in einer Kontamination mit einer zweiten Quelle seine Erklärung finden könnte. Die Hypothese von der gemeinsamen Quelle des Plutarch und Tacitus ist daher heutzutage fast allgemein angenommen worden. Um nur einige Vertreter derselben zu nennen, weise ich ausser auf Fabia und Groag noch hin auf Wachsmuth, Einl. in das Studium der alten Gesch., Leipz. 1895, p. 680; F. Leo, Kaiserrede, Gött. 1896, p. 7; Gercke, Seneca-Studien (Fleckeis. Jahrb. Supplementbd. 22 (1896) p. 239); Norden, Die antike Kunstprosa 1, Leipz. 1898, p. 341; Münzer, Die Quelle des Tac. für die Germanenkriege (Bonner Jahrbücher H. 104 (1899) p. 94). 2. Es ist ein aussichtsloses Beginnen, die gemeinsame Quelle des Plutarch und Tacitus benennen zu wollen; das uns für die Entscheidung notwendige Material reicht nicht aus. 3. Es ist unrichtig, den Tacitus sklavisch einer Quelle folgen zu lassen. Die Berufung des Tacitus auf mehrere Autoren (vgl. die Stellen bei Nissen p. 525; Fabia, p. 113 und 161), ferner das aus dem jüngeren Plinius nachweisbare Bestreben des Historikers, sich aus verschiedenen Quellen zu informieren, und andere Schwierigkeiten verbieten uns, eine solche Annahme zu machen. Wir können noch hinzufügen 4.: die Vergleichung zwischen Tacitus und Plutarch zeigt, dass der Römer sich auch sprachlich von der gemeinsamen Vorlage beeinflussen liess; vgl. die Beispielsammlung bei Mommsen 1. c. p. 312. Als leuchtender Beleg ist bekannt Plut. Otho 3 φοβούμενος ὑπὲρ τῶν ἀνδρῶν αὐτὸς ἦν φοβερὸς ἐκείνοις Tacit. hist. 1, 81 cum timeret Otho, timebatur. Münzer (Hermes 34 (1899) p. 641) macht darauf aufmerksam, dass sich diese pointierte Redeweise bereits bei Cicero de rep. 2, 45 findet: cum metueret ipse poenam sceleris sui summam, metui se volebat; eine noch grössere Verbreitung der Pointe, im Griechischen sowohl als im Lateinischen, weist E. Wölfflin (Archiv für lat. Lexikogr. und Gramm. 11 (1899) p. 430) nach. Allein da es nicht wahrscheinlich ist, dass Plutarch und Tacitus zugleich auf diese Pointe gekommen sind, bleibt die Thatsache bestehen, dass die spitze Wendung schon dem Original eigen war. Diese sprachlichen Nachahmungen von seiten des Tacitus haben besonders zur Bekräftigung der Hypothese beigetragen, dass Plutarch aus Tacitus schöpfe. Man darf jedoch nicht übersehen, dass solche Einzelheiten nicht den Gesamtcharakter des Stiles bedingen, und dass sprachliche Nachahmungen bei den Alten viel weniger anstössig waren als bei den Modernen. Der Stil des Tacitus hat ein so individuelles Gepräge, dass es nichts ausmacht, wenn hier und da fremdes Gut verwertet wird.

Litteratur über die Quellen der Annalen. H. T. Karsten, De Tac. fide in sex prior. annal. libris disputavit, Utrecht 1868; R. Weidemann, Die Quellen der ersten sechs Bücher von Tac. Annal., Cleve 1868, 69 und 73 (Senatsakten); Dieckmann, Num de ratione quae inter Tac. et Plin. hist. intercedat, recte Nissenius iudicaverit, Rostocker Diss. (1876?); Horstmann, Ueber die Quellen des Tac. in den ersten 6 Büchern der Annal., Marb. 1877; J. J. Binder, Tac. und die Gesch. des röm. Reiches unter Tiberius in den ersten 6 Büchern ab exc. d. Aug., Wien 1880; F. Herbst, Quaest. Tacit., Festschr. des Stettiner Stadtgymn. zur 35. Philol.-Vers. 1880, p. 25 (Schrift eines Senators die Quelle für den ersten Teil der Annalen). Froitzheim, De Tac. fontibus in 1. I annal., Bonn 1873; Zur Quellenanalyse des Tac. (Fleckeis. Jahrb. 109 (1874) p. 201); Ein Widerspruch bei Tac. und seine Lösung (Rhein. Mus. 32 (1877) p. 340). Laufenberg, Quaest. chronol. de rebus Parthicis Armeniisque a Tac. in 1. 11-16 ab exc. d. Aug. enarratis, Bonn 1875. Ueber die angebliche Benutzung des Albinovanus Pedo durch Tacitus vgl. oben § 115. Hierzu kommen noch die Untersuchungen, welche sich zugleich über andere Schriftsteller verbreiten: Reichau, De fontium delectu, quem in Tiberii vita moribusque describendis Vell., Tac., Suet., Dio habuerint, Königsberg 1865; Clason, De Tac. annal. aetate quaest. geogr. ad mare rubrum et Aegyptum maxime pertinentes, Rostock 1871; Thamm, De fontibus ad Tib. hist. pertinentibus, Halle 1876; Andriessen, De fide et auctoritate scriptorum ex quibus vita Tiberii cognoscitur, Haag 1883; über Tacitus und Sueton vgl. G. R. Sievers, Studien zur Gesch. der röm. Kaiser, Berl. 1870, p. 49 Anm. 11; Lehmann, Claudius und Nero p. 53; H. Peter, Die Quellen Plut. p. 28; Mommsen, Hermes 4 (1870) p. 323; Clason, Tac. und Suet. p. 29 und 34; Gercke 1. c. p. 230; Ziegler 1. c. 1885 p. 6, bes. 13. - Vielfach behandelt ist die Frage über das Verhältnis des Dio und Tacitus; vgl. die verständigen Bemerkungen von H. Haupt, Philol. 44 (1886) p. 159; am wahrscheinlichsten ist, dass Dio und Tacitus aus einer gemeinsamen Quelle schöpften. Aus der grossen Litteratur

mögen wenigstens einige Angaben folgen: Christensen, De fontibus a Cassio Dione in vita Neronis enarranda adhibitis, Berl. 1871; H. Schiller, Gesch. des röm. Kaiserr. unter der Regier. des Nero, Berl. 1872, p. 29; Sickel s. oben; Gercke p. 207 und 250; Münzer, Bonner Jahrbücher H. 104 (1899) p. 77 Anm. 1.

In letzter Zeit wurde die Quellenfrage der Annalen sehr eingehend behandelt von Fabia, Les sources de Tacite dans les histoires et les annales, Paris 1893, p. 311 f. und Gercke, Seneca-Studien (Fleckeis. Jahrb. Supplementbd. 22 (1896) p. 200 f.). Fabia sucht zu erweisen, dass Tacitus auch in den Annalen primäre Quellen nur selten herangezogen; z. B. die Senatsakten (vgl. 15, 74); die geringschätzig behandelten (13, 31) acta diurna (3, 3, vgl. noch 16, 22); Sammlung von Briefen des Tiberius (6, 6); die Memoiren der jüngeren Agrippina (4, 53); die Memoiren Corbulos (15, 16); allein diese Quellen seien nur ausnahmsweise zur Kontrolle eingesehen worden. Während Fabia in den Historien das Einquellenprinzip rigoros durchführte, nimmt er den Annalen gegenüber einen anderen Standpunkt ein, indem er hier die Benutzung mehrerer Quellen von seiten des Historikers zugibt. Die Herbeiziehung dieser Quellen erfolge in der Weise, dass für die Regierungszeit des Tiberius, des Caligula und den grössten Teil der des Claudius, etwa bis 12, 25, die Hauptquelle wahrscheinlich Aufidius Bassus war (vgl. auch L. Holzapfel, Contributi alla conoscenza delle fonti romane, Rivista bimestr. di antich. greche e romane 2 (1898) p. 1), für die Regierungszeit Neros wahrscheinlich Cluvius Rufus sein Hauptführer wurde (vgl. auch Nordmeyer, De Octaviae fabula, Fleckeis. Jahrb. Supplementbd. 19 (1893) p. 280), endlich dass als sekundäre Quellen in der ersten Partie Servilius Nonianus, in der zweiten Plinius und Fabius Rusticus dienten. Die sekundären Quellen hätten den Hauptquellen gegenüber nur eine geringe Bedeutung, so dass Tacitus auch in den Annalen wie in den Historien das Einquellenprinzip, wenn auch in einer durch den Wechsel modifizierten Gestalt, durchführe. Fabia gegenüber stellt Gercke die Sätze auf (p. 236): Man darf dem Tacitus zutrauen, dass er mehrere Geschichtswerke nebeneinander benutzte, zumal wenn diese sich ergänzten und einander nicht nur in Einzelheiten widersprachen"; er statuiert ferner (p. 237): „Zu den Quellen gehörten die Historien des Plinius auch in den Annalen, und zwar ausschliesslich für die auswärtigen Kriege, wie andere nachgewiesen haben"; auch für die Hofgeschichte seien dieselben vielfach benutzt worden. Sicher scheint mir nur wie Mommsen, dass man nicht kurzweg von einer Hauptquelle der Annalen sprechen kann.“ p. 255: An niemand anders als an Cluvius Rufus kann man bei der in den Annalen benutzten nerofreundlichen Darstellung denken"; über Fabius Rusticus als Quelle des Tacitus vgl. p. 262. Wir berühren auch noch die Ansicht Münzers und heben aus seiner Abhandlung (Bonner Jahrbücher H. 104) folgende Gedanken heraus (p. 71 Anm. 2): „Für die Regierung des Tiberius im allgemeinen ist Plinius allerdings nur eine Nebenquelle, aber für die germanischen Angelegenheiten in dieser Zeit doch die Hauptquelle des Tacitus gewesen. In den ersten Büchern der Annalen wird die Spezialschrift des Plinius eine ähnliche Rolle spielen, wie in denen der Historien die des Vipstanus Messalla.“ Vgl. noch p. 73.

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Auch aus dieser weitschichtigen Litteratur über die Quellen der Annalen lassen sich zwei Sätze ableiten: 1. dass auch in den Annalen Tacitus mehrere Quellen nebeneinander benutzte und dass sonach das Einquellenprinzip, das übrigens hier gar nicht strikte durchgeführt werden kann, auch in diesem Fall als unzulässig erscheint; 2. dass es unmöglich ist, die Quellen genau zu bezeichnen.

Allgemeine Litteratur zur Quellenfrage. Gust. Hoffmann, De Taciti annalibus historiisque capita duo, Berl. 1878; Bellezza, Dei fonti letterari di Tac. nelle storie e negli annali (Rendiconti dell' Ist. lombardo ser. 2 vol. 24 (1891) fasc. 13 p. 317), ohne neues Ergebnis; Münzer, Die Quelle des Tac. für die Germanenkriege (Bonner Jahrbücher H. 104 (1899) p. 67); bemerkenswert die Deduktion (p. 85) über die Quellen des Bataveraufstandes in den Historien. Liebert, De doctrina Tac., Würzb. 1868. Ueber Verrius Flaccus als Quelle für antiquarische Notizen vgl. Domaszewski, Deutsche Litt.Zeit. 1894 Sp. 740; die Quelle der staatsrechtlichen Exkurse wird näher charakterisiert von F. Leo, Die staatsrechtl. Exkurse in Tac. Annalen (Nachr. der Gött. Ges. der Wissensch. 1896 p. 207).

439. Charakteristik der Geschichtschreibung des Tacitus. Als Tacitus den Plan fasste, die Geschichte des Principats vom Tode des Augustus bis zum Tode des Domitian zur Darstellung zu bringen, war er sich bewusst, dass seine Aufgabe und seine Stellung eine andere sei als die des Historikers zur Zeit der Republik. Diesem lagen grosse Stoffe vor, gewaltige Kriege, berühmte Eroberungen, Gefangennahme von Königen, heftige innere Kämpfe, in denen es sich um die wichtigsten politischen und sozialen Probleme handelte. Sein Wort war ungebunden

Handbuch der klass Altertumswissenschaft. VIII, 2, 2. 2. Aufl.

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