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Marina, Romanentum und Germanenwelt in ihren ersten Berührungen miteinander, aus dem Ital. übers. von E. Müller-Röder, Jena 1900, p. 8. Der Kuriosität halber sei angeführt, dass Hochart (De l'authenticité des Annales et des Histoires de Tacite, Paris 1890; Nouvelles considérations au sujet des Annales et des Histoires de Tacite, Paris 1894) die Annalen und Historien für ein Werk des Poggio Bracciolini hält, eine Verkehrtheit, die keine Widerlegung verdient.

Gesamtausg. Die ersten Ausg. umfassten nicht den ganzen Tacitus. Die editio princeps des Vindelinus de Spira, welche um 1470 in Venedig erschien, enthielt annal. 11-16, hist., Germ., dial.; der Agricola kam hinzu in der Ausg. des Puteolanus, Mailand 1476. Zum erstenmal waren alle Werke des Tacitus vereinigt in der Ausg. des Beroaldus, Rom 1515. Es folgten die Ausg. des Beatus Rhenanus, Basel 1533 (1544); J. Lipsius, Antwerpen 1574 u. ö. z. B. 1627; Jan. Gruter, Antwerpen 1574 (von ihm rührt die Kapiteleinteilung her); J. Fr. Gronov, Amsterdam 1672; 1685; Jac. Gronov, Utrecht 1721 (Sammelcommentar); ex rec. J. A. Ernesti (Leipz. 1752) cur. Oberlinus, Leipz. 1801; G. Brotier, cum supplementis, Paris 1776 (er begann mit der Sammlung eines krit. Apparats für die Germania); recogn. J. Bekker, Leipz. 1831; rec. et commentarios suos adi. G. H. Walther, 4 Bde., Halle 1831, 33, der 4. Bd. aus Walthers Nachlass von Fr. A. Eckstein hsg.; recogn. brevique annotat. instr. Fr. Ritter, Bonn 1834, 36; comment. crit. et exeget. illustr., Cambridge 1848 (viele Verkehrtheiten); rec. Leipz. 1864; Gerlach, mit Uebers. und Erl., Basel 1835, 37; die von W. Wackernagel angekündigte 2. Abt. 2. H. ist nicht erschienen; emend. et commentario instr. L. Doederlein, Halle 1841, 47; ed. J. G. Orelli, Zürich 1846, 48 (diese grössere Ausg. wurde von verschiedenen Gelehrten neu bearbeitet: die Annalen von J. G. Baiter, Zürich 1859; die Germania von SchweizerSidler, Berl. 1877; Dialog und Agricola von Andresen, Berl. 1877, 80; die Historien von Meiser, Berl. 1895); ed. min. ebenda 1846, 47; ed. Fr. Haase, Leipz. 1855; C. Halm, Leipz. 1884; ed. Nipperdey, Berl. 1871-76 (mit Index nominum); vgl. dazu dessen Opusc., Berl. 1877, p. 197; rec. Joh. Müller, Leipz. 1890 (den einzelnen Büchern sind Breviarien vorausgeschickt); vgl. dazu denselben, Beitr. zur Krit. und Erkl. des Corn. Tac., Innsbruck 1865-75; französ. Ausg. von E. Jacob, Paris 1875, 77. Germ., Agric., Dial. rec. Novák, Prag 1889.

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Uebers. von K. F. Bahrdt, Halle 1807 (die zwei ersten Bücher der Annalen fehlen); Woltmann, Berl. 1811-16 (6. Bd. fehlt); Strombeck, Braunschw. 1816; Ricklefs, Oldenb. 1825-27; W. Bötticher, Berl. 1831-34; H. Gutmann, Stuttgart 1829 f. (Metzler); F. Baur, H. Gutmann, Strodtbeck, W. S. Teuffel, Stuttg. 1856-58 (Metzler); C. L. Roth, Stuttg.2 1864-73, Hoffmann (trefflich).

Hilfsmittel. W. Bötticher, Lexicon Tacit., Berl. 1830 (mit Proleg. über Leben, Schriften und Stil des Tacitus); Gerber und Greef, Lexicon Tacit., Leipz., begonnen 1877, noch unvollendet; vgl. dazu Pfitzner, Fleckeis. Jahrb. 144 (1891) p. 299.

6. Die übrigen Historiker.

440. Allgemeine historische Darstellungen haben in unserer Zeitepoche folgende Autoren geliefert:

1. A. Cremutius Cordus. Wir haben oben (p. 2) gesehen, dass Cremutius Cordus auf Veranlassung des Seian1) angeklagt wurde, weil er in seinem Geschichtswerk M. Brutus gelobt und C. Cassius den letzten der Römer genannt hatte. Dieser Prozess, der die Verbrennung seines Werkes durch die Aedilen und seinen Selbstmord zur Folge hatte, fiel in das Jahr 25 n. Chr. In diesem verbrannten Werk, von dem sich aber doch durch die Bemühungen seiner Tochter Exemplare gerettet hatten, waren die Bürgerkriege und noch die Zeit des Augustus behandelt. Der ältere Seneca) führt zwei Stellen über Ciceros Tod aus diesem Werke an, und diese geben uns eine annähernde Vorstellung von demselben.

Die äusseren Schicksale des historischen Werkes des Cremutius. Die Vorlesung des Werkes vor Augustus deutet Suet. Tib. 61 an, vielleicht auch Dio Cass. 57, 24. Tacit. annal. 4, 35 libros per aediles cremandos censuere patres; sed manserunt, occultati et editi; Dio Cass. 57, 24 ὕστερον δὲ ἐξεδόθη τε αὖθις (ἄλλοι τε γὰρ καὶ μάλιστα ἡ θυγάτηρ αὐτοῦ Μαρκία συνέκρυψεν αυτά) καὶ πολὺ ἀξιοσπουδαστότερα ὑπ' αὐτῆς τῆς τοῦ Κόρδου

1) Dio Cass. 57, 24.

2) suas. 6, 19; 6, 23.

ovμgogas éyéveto; über die Freigabe des Werkes durch Caligula vgl. oben p. 4. Eine von den anstössigen Stellen gereinigte Ausgabe deutet Quintil. 10, 1, 104 an: habet amatores nec inmerito Cremuti libertas, quamquam circumcisis quae dixisse ei nocuerat: sed elatum abunde spiritum et audaces sententias deprehendas etiam in his, quae manent; vgl. F. Ritter, Philol. 6 (1851) p. 752.

Inhalt des Werkes. Sen. ad Marc. de consol. 26, 5 wird dem Cremutius in den Mund gelegt: iuvabat unius me seculi facta componere in parte ultima mundi et inter paucissimos gesta; 26, 1 civilia bella deflevit, proscribentis in aeternum ipse proscripsit; Dio Cass. 57, 24 ἐπὶ τῇ ἱστορίᾳ, ἣν πάλαι ποτὲ περὶ τῶν τῷ Αὐγούστῳ πραχθέντων συνετε9ɛize; das letzte Ereignis, das wir nachweisen können, stammt aus dem J. 18 v. Chr.; vgl. Suet. Aug. 35. Den Cremutius Cordus nennt als Quelle Plinius in den Indices zu den Büchern 7, 10, 16; die zwei Stellen, an denen er ihn erwähnt (10, 74 und 16, 108), beziehen sich auf Kuriositäten. Vielleicht hat Cordus noch ein zweites Werk, Admiranda, geschrieben, da schwer zu denken ist, wie solche Dinge in einer Geschichte der Bürgerkriege hätten Platz finden sollen. Die Fragmente bei H. Peter, Hist. rom. fragm. p. 288.

Zur Charakteristik des Werkes. Dio Cass. 57, 24 xai tov Sýμov tñs tε Bovans καθήψατο, τόν τε Καίσαρα καὶ τὸν Αὔγουστον ειπε μὲν κακὸν οὐδέν, οὐ μέντοι καὶ ὑπερεσέμνυνε.

Litteratur. J. Held, Comment. de vita scriptisque A. Cremutii Cordi, Schweidnitz 1841; Nipperdey, Opusc., Berl. 1877, p. 409; Rathlef, De A. Cremutio Cordo comment., Dorpat 1860; Paucker, Domitian und Cremutius Cordus, Mitau 1861; H. Peter, Die geschichtl. Litt. über die röm. Kaiserzeit 2, Leipz. 1897, p. 38; Cichorius unter Cremutius in Pauly-Wissowas Realencycl.; Prosopogr. imp. Rom. 1 p. 479 Nr. 1281.

2. Aufidius Bassus. Einer der hervorragendsten Historiker der ersten Kaiserzeit war Aufidius Bassus. Wie wir aus einem von Seneca in seiner letzten Lebenszeit geschriebenen Briefe ersehen, war Aufidius Bassus ein von Haus aus kränklicher Mann, der damals, nämlich in den sechziger Jahren, auch noch durch die Beschwerden des Alters niedergedrückt wurde. Wir hören nicht, dass der Autor irgend ein militärisches oder politisches Amt bekleidete. Als Anhänger der epikurischen Lehre wird er von vornherein eine Abneigung gegen das öffentliche Leben gehabt haben; überdies mochte ihm auch seine Kränklichkeit einen Hemmschuh angelegt haben. Der Epikureer blieb aber nicht unthätig, sondern versuchte sich auf dem Feld der Geschichte. Zunächst scheint die deutsche Frage, die in Rom sich immer mehr in den Vordergrund des Interesses stellte, seine Aufmerksamkeit in Anspruch genommen zu haben. Eine Reihe von Kriegen hatten die Römer bereits mit den Deutschen geführt, und die Historiker fanden hier ein ergiebiges Feld für ihre Forschung. Vermutlich nahm sich Aufidius die letzten Kämpfe, die sich unter Tiberius und Drusus abgespielt hatten, zum Vorwurf. Das Werk fiel noch in die Regierungszeit des Tiberius; es ist daher zu vermuten, dass er den Tiberius auch in den Vordergrund stellte und den Drusus zurücktreten liess. Als mit Claudius der Zweig des Drusus zur Regierung gekommen war, entstand eine Gegenströmung, welche das Verdienst des Drusus in ein helleres Licht gesetzt wissen wollte.1) Dieser Strömung kam der ältere Plinius entgegen, indem er ebenfalls eine Spezialschrift über die Kriege der Römer mit den Deutschen erscheinen liess. Auf die Spezialschrift des Aufidius Bassus folgte noch ein grösseres Werk, welches die Zeitgeschichte zur Darstellung brachte. Eine Fortsetzung zu demselben schrieb der ältere Plinius und gab sie unter dem Titel „a fine Aufidii Bassi" heraus. Aber in dieser Fortsetzung dürfte sich, wie in der

1) Münzer, Die Quelle des Tacitus für die Germanenkriege (Bonner Jahrbücher H. 104 (1899) p. 68).

Spezialschrift des Plinius, der Wandel der Zeiten bemerkbar gemacht haben; mittlerweile war die flavische Dynastie zum Regiment gekommen, und damit hatten andere Anschauungen Platz gegriffen.1) Aufidius hatte in den Historien den Tod Ciceros erzählt; er wird daher seinen Ausgangspunkt vom Tode Caesars genommen haben; wie weit er die Erzählung der Ereignisse fortführte, lässt sich leider nicht mit Sicherheit bestimmen, da wir nicht wissen, wo Plinius begonnen. Die Regierungszeit Neros hatte Aufidius nicht mehr geschildert, aber auch die des Claudius war vermutlich nicht zu Ende geführt. Als Historiker war Aufidius Bassus sehr angesehen; dies erhellt schon daraus, dass Plinius sich an denselben anlehnte; auch das Urteil Quintilians spricht dafür. Mit der Zeit traten aber die Historien des Aufidius ins Dunkel zurück, doch können wir ihre Spuren noch bei Cassiodor aufzeigen.2)

Biographisches. Sen. epist. 30, 1 (geschrieben zwischen 57 und 65 n. Chr.) Bassum Aufidium, virum optimum, vidi quassum, aetati obluctantem. Sed iam plus illum degravat quam quod possit attolli: magno senectus et universo pondere incubuit; 3 Bassus tamen noster alacer animo est. Hoc philosophia praestat ..; vgl. ebenda 14 Epicuri praeceptis obsequens. Dass er älter war als Servilius Nonianus (cos. 35, gest. 59 n. Chr.), geht hervor aus Quintil. 10, 1, 103 (s. unten).

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Die historische Schriftstellerei des Aufidius Bassus. Quintil. 10, 1, 103 in libris belli germanici (vgl. p. 255); Plin. n. h. praef. 20 diximus opere iusto, temporum nostrorum historiam orsi a fine Aufidii Bassi; epist. 3, 5, 5 führt der jüngere Plinius unter den Schriften seines Oheims an A fine Aufidi Bassi triginta unus; Cassiod. chron. am Ende (Chron. min. ed. Mommsen, vol. 2 p. 161 Monum. Germ. hist. Auct. antiqu. tom. 11 pars 1) a Bruto et Tarquinio usque ad consulatum vestrum, sicut ex Tito Livio et Aufidio Basso et Paschali clarorum virorum auctoritate firmato collegimus, anni sunt MXXXI. Zwei Fragmente, welche den Tod Ciceros betreffen, sind uns erhalten durch Sen. suas. 6, 18 und 23. Bezweifelt hat man, ob der von Plinius (n. h. 6, 27 universae (Armeniae maioris) magnitudinem Aufidius quinquagiens centena milia prodidit) citierte Aufidius mit unserem identisch ist (vgl. Mommsen p. 558); doch lässt sich das Ereignis in dem Geschichtswerk gut unterbringen, z. B. bei den Kämpfen des Antonius in Armenien. Dagegen ist, die Richtigkeit des Citats vorausgesetzt, mit unserem Werke nicht zu vereinigen origo gentis Rom. 18, 4 Aufidius in Epitomis, wo eine auf die Urgeschichte Roms bezügliche Notiz mitgeteilt wird. Die Fragmente bei H. Peter, Hist. Rom. fragm. p. 298.

Das Verhältnis der libri belli Germanici und der allgemeinen Geschichte. Es stehen sich zwei Ansichten gegenüber, eine von Mommsen vertretene hält die libri belli Germanici für einen Abschnitt des grösseren Werks, die andere von Nipperdey und Fabia (p. 358) vertretene hält die libri belli Germanici für ein selbständiges Werk. Die zweite Ansicht ist die richtige, denn 1. spricht dafür das Beispiel des Nachfolgers Plinius, der ebenfalls neben seinem grösseren Werke die Kriege Germaniens in einer Spezialschrift behandelte; 2. da das allgemeine Werk wohl annalistische Fassung hatte, ist nicht leicht ersichtlich, wie man einen eigenen Abschnitt über die Germanenkriege einreihen konnte; 3. aber auch die Möglichkeit vorausgesetzt, begreift man schwer, wie Quintilian für sein Urteil sich auf einen einzelnen Abschnitt berufen mochte. Wahrscheinlich ging die Spezialschrift dem allgemeinen Werke voraus; in diesem Fall muss aber dieselbe noch unter die Regierung des Tiberius fallen, denn die ersten Partien des grösseren Werkes kennt bereits der ältere Seneca, der gegen den Anfang der Regierungszeit des Caligula aus dem Leben schied.

Der Umfang der beiden Werke lässt sich nur vermutungsweise bestimmen. Bei der Spezialschrift geht Nipperdey auf die Cimbernkriege oder auf den Krieg mit Ariovist zurück; richtiger wird man mit Rücksicht auf den Titel bellum Germanicum den Zeitraum enger begrenzen und vielleicht die Kriege des Drusus, Tiberius und Germanicus als den Inhalt der Monographie annehmen. (Zu eng, wie mir dünkt, begrenzten den Umfang des Werkes Smilda, Suetonius, Vita Claudii, Groningen 1896, p. 191 These XXI, der

1) H. Nissen, Die Historien des Plinius (9 v. Chr.)-31 n. Chr.; vgl. Mommsen (Rhein. Mus. 26 (1871) p. 498). p. 559; Asbach, Analecta hist. et epigr. lat., Bonn 1878, p. 7.

2) Cassiodor entnahm aus Aufidius die Konsulnreihe von da an, wo Livius aufhörte

die Varusschlacht als Ausgangspunkt nimmt, und Knabe, De fontibus hist. imperat. Jul., Halle 1864, p. 22, der nur den Krieg des Germanicus behandelt wissen will.) Der Endpunkt war wohl die Zurückberufung des Germanicus. Was den Umfang des grösseren Werkes anlangt, so war der Tod Ciceros darin behandelt, es wird also etwa mit Caesars Tod begonnen haben; das Ende könnten wir bestimmen, wenn wir wüssten, mit welchem Jahre der Fortsetzer des Aufidius, Plinius, begonnen; allein dies ist nicht bekannt. Aber von vorneherein kann man aus dem Titel a fine Aufidii Bassi schliessen, dass Aufidius nicht mit dem Ende einer Regierung geschlossen, da sich in diesem Fall ein naturgemässerer Titel für Plinius ergeben hätte. Da Aufidius seinem Alter nach das Ende der Regierung Neros kaum mehr erlebte, und die Regierungszeit Neros auch von Plinius sicher dargestellt wurde, kommen wir in die Regierungszeit des Claudius zurück, und da konnte möglicherweise der Sturz der Messalina einen Einschnitt bilden; möglich ist aber auch, dass das Ende des Werkes durch den Tod des Verfassers bedingt war. Das successive Erscheinen

der einzelnen Bücher folgt aus der Bekanntschaft des Rhetors Seneca mit dem Werke.

Zur Charakteristik. Quintil. 10, 1, 103 quam (historiae auctoritatem) paulum aetate praecedens eum (Servilium Nonianum) Bassus Aufidius egregie, utique in libris belli germanici, praestitit, genere ipso probabilis, in operibus quibusdam suis ipse viribus minor; Tacit. dial. 23 sed vobis utique versantur ante oculos isti.... quibus eloquentia Aufidii Bassi aut Servilii Noniani ex comparatione Sisennae aut Varronis sordet.

Litteratur. Harless, De Fabiis et Aufidiis, Bonn 1853; Mommsen, Abh. der sächs. Ges. der Wissensch. 3 (1861) p. 558; Nipperdey, Rhein. Mus. 17 (1862) p. 438 Opusc. p. 436; Ausg. der Annal., Berl. 1874, Einl. p. XXIII; Clason, Tacitus und Sueton, Breslau 1870, p. 39 und p. 71 f.; Christensen, De fontibus a Cassio Dione in vita Neronis enarranda adhibitis, Berl. 1871, p. 60; Sickel, De fontibus a Cassio Dione in conscribendis rebus inde a Tiberio usque ad mortem Vitellii gestis adhib., Gött. 1876, p. 35; Egger, Examen critique des historiens anciens de la vie et du règne d'Auguste, Paris 1884, p. 170; Fabia, Les sources de Tacite dans les histoires et les annales, Paris 1893, p. 185 und 355; H. Peter, Die geschichtl. Litt. über die röm. Kaiserz. 2 p. 39; Rohden, unter Aufidius in Pauly-Wissowas Realencycl. 2 Sp. 2290 Nr. 15; Prosopogr. imp. Rom. 1 p. 182 Nr. 1147.

3. M. Servilius Nonianus war Konsul im Jahre 35 und starb 59 n. Chr. Zu ihm sah mit grosser Verehrung wie zu einem Vater Persius hinauf (s. § 382). Aus seinem Geschichtswerk recitierte Servilius unter Claudius, wie der jüngere Plinius uns erzählt. Aus den Urteilen des Tacitus und des Quintilian geht hervor, dass er ein bedeutender Mann war. Ueber die Ausdehnung seiner Geschichte fehlt es uns an allen Indicien.

Biographisches. Tacit. annal. 14, 19 sequuntur virorum illustrium mortes, Domitii Afri et M. Servilii; über sein Konsulatsjahr vgl. die Fasten, Tacit. annal. 6, 31, Plin. n. h. 37, 81 avus Servili Noniani quem consulem vidimus; n. h. 24, 43 heisst er consularis; 28, 29 princeps civitatis. Prosopogr. imp. Rom. 3 p. 227 Nr. 420.

Das historische Werk des Servilius Nonianus. Nur aus der Zusammenstellung des Servilius mit Aufidius Bassus bei Quintilian 10, 1, 102 und bei Tacit. dial. 23 kann man vermuten, dass auch das historische Werk des Servilius Zeitgenössisches behandelte. Ein Wortcitat gibt Charisius (Gramm. lat. 1 p. 145, 29), der es wieder aus Plinius entnommen hat (Buecheler, Rhein. Mus. 42 (1887) p. 473); ferner führt Quintilian 1. c. einen Ausspruch des Servilius Nonianus an, dass Sallust und Livius einander mehr gleich als ähnlich seien; wir können auch diesen Satz auf das Geschichtswerk zurückleiten. Ueber seine Benutzung durch Plinius vgl. Münzer, Beitr. zur Quellenkritik der Naturgesch. des Plinius, Berl. 1897, p. 404. Vielleicht ist unser Historiker auch gemeint Suet. Tib. 61 annalibus suis vir consularis inseruit. H. Peter, Hist. Rom. fragm. p. 301.

Zur Charakteristik. Tacit. annal. 14, 19 (Domitius Afer et M. Servilius) qui summis honoribus et multa eloquentia viguerant, ille orando causas, Servilius diu foro, mox tradendis rebus Romanis celebris et elegantia vitae; quam clariorem effecit, ut par ingenio, ita morum diversus; dial. 23 (siehe bei Aufidius Bassus); Quintil. 10, 1, 102 mihi egregie dixisse videtur Servilius Nonianus qui et ipse a nobis auditus est, clari vir ingenii et sententiis creber, sed minus pressus quam historiae auctoritas postulat; Plin. epist. 1, 13, 3 memoria parentum Claudium Caesarem ferunt, cum in palatio spatiaretur audissetque clamorem, causam requisisse, cumque dictum esset recitare Nonianum, subitum recitanti inopinatumque venisse; die Vorlesung bezieht sich wohl auf sein Geschichtswerk. H. Peter, Die geschichtl. Litt. über die röm. Kaiserz. 2 p. 39; Nipperdey, Ausg. der Annalen, Einl. p. XXIII; Fabia, Les sources de Tacite p. 363.

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4. Cornelius Bocchus. Mit Recht wird dieser Bocchus mit dem L. Cornelius C. f. Bocchus einer Inschrift (CIL 2, 35) identifiziert, welche in dem lusitanischen Municipium Salacia gefunden wurde. Die Inschrift gehört in die nachaugustische Zeit.1) Plinius citiert diesen Bocchus unter seinen Quellenschriftstellern für die Bücher 16; 33; 34; 37 und führt ihn für spanische Merkwürdigkeiten an.2) Auch Solinus benutzte für chronologische Angaben3) eine Quelle, die aus Bocchus geschöpft hatte (vgl. § 636), so dass man demnach eine Weltchronik des Cornelius Bocchus voraussetzen muss. Dass die spanischen Merkwürdigkeiten in einem anderen Werke behandelt waren, ist wohl zweifellos.4)

Litteratur. Mommsen, Einl. zu Solinus, Berl.2 1895, p. XIV; Peter, Hist. Rom. fragm. p. 297; A. Schaefer. Abriss der Quellenkunde der griech. und röm. Gesch., 2. Abt., Leipz. 1885, p. 100; Henze unter Bocchus in Pauly-Wissowas Realencycl. 3 Sp. 579; Prosopogr. imp. Rom. 1 p. 441 Nr. 1074.

5. Cluvius Rufus war ein vornehmer Mann, der an wichtigen Staatsaktionen seinen Anteil hatte, er war Konsul vor 41. Bei der Ermordung Caligulas befand er sich im Theater unter den Zuschauern. In einem eigentümlichen Verhältnisse stand er zu Nero; er machte dessen Herold bei seinen theatralischen Aufführungen und begleitete ihn auf seinen Reisen in Griechenland. Von Galba wurde er im Sommer 68 zum Statthalter der Provinz Hispania Tarraconensis auserwählt. Nach dem Tode Galbas schloss er sich erst an Otho und gleich darauf den Vitellianern an und schützte Spanien gegen die Othonianer. Bei der Abschliessung des Vertrages zwischen Vitellius und dem Bruder Vespasians war er mit dem Dichter Silius Italicus als Beistand zugegen. Dass dieser Mann, der sich mit verschiedenen Herrschern gut zu stellen wusste, vieles aus seinem Leben berichten konnte, ist klar. Der Verlust seiner Historien, die wahrscheinlich mit dem Tode Neros endeten, ist daher sehr zu beklagen, zumal da nicht einmal direkte Fragmente derselben erhalten sind. Nur einige Berufungen der Autoren auf ihn geben uns Kunde von dem Werk.

Biographisches. Da Josephus antiqu. 19, 1, 13 den Cluvius bei der Erzählung der Ermordung Caligulas (41 n. Chr.) einen dvng inarizós nennt, muss er das Konsulat vor 41 bekleidet haben. Suet. Nero 21 utque constitit (Nero), peracto principio, Niobam se cantaturum per Cluvium Rufum consularem pronuntiavit; für Griechenland bezeugt dies Heroldsamt Dio Cass. 63, 14; Tacit. hist. 4, 43 (zum J. 70 n. Chr.) a laude Cluvii Rufi orsus, qui perinde dives et eloquentia clarus nulli umquam sub Nerone periculum facessisset; 1,8 e provinciis Hispaniae praeerat Cluvius Rufus, vir facundus et pacis artibus, bellis inexpertus; 1, 76 laudatusque per edictum Cluvius Rufus: et statim cognitum est_conversam ad Vitellium Hispaniam; über seine Unterdrückung des Lucceius Albinus, des Prokurators der beiden Mauretanien, vgl. 2, 58. 2, 65 digressum a Luguduno Vitellium Cluvius Rufus adsequitur, omissa Hispania; vgl. 4, 39 citeriorem Hispaniam ostentans discessu Cluvii Rufi vacuam, wo Nipperdey (Opusc. p. 217) decessu schreibt, so dass der Tod des Cluvius in das J. 70 fiele; aber vgl. dagegen Fabia p. 377; 3, 65 verba vocesque (bei den Unterredungen des Bruders des Vespasian mit Vitellius) duos testes habebant, Cluvium Rufum et Silium Italicum. Groag unter Cluvius in Pauly-Wissowas Realencycl.; Prosopogr. imp. Rom. 1 p. 426 Nr. 958.

Das historische Werk des Cluvius Rufus. Plin. epist. 9, 19, 5 erzählt ein

1) So Cichorius nach brieflicher Mitteilung; Hübner (Hermes 1 (1866) p. 397) setzt sie in die augustische Zeit. Ob CIL 2 Suppl. 5184 hierher gehört, ist nicht sicher, da das Praenomen hier ergänzt werden muss. Vgl. über die beiden Inschriften Dessau,

Inscr. lat. sel. 1 p. 569.

2) n. h. 16, 216; 37, 24; 97; 127.
3) z. B. 1, 97; 2, 11; 2, 18.

4) Cichorius, Die Cornelier der Kaiserzeit, Leipz. 1880 (als Manuskript gedruckt),

i p. 19.

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