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der Zeit, in welcher der Autor lebt.) Wie uns der ciceronische Briefwechsel ein treues Gemälde des Uebergangs der Republik in die Monarchie gibt, so erhalten wir durch die Briefe des Plinius einen tiefen Einblick in das Leben der Kaiserzeit. Aber die Lektüre der plinianischen Briefe ist viel leichter, weil sie nicht so viele Voraussetzungen machen wie die ciceronischen, sie sind ja nicht Erzeugnisse des Moments, sondern wohl überdacht. Abgesehen davon ist es auch die Persönlichkeit des Autors, welche diesen Briefen einen eigentümlichen Reiz verleiht. Es ist zwar keine grosse Individualität, sondern eine Mittelmässigkeit, die in diesen Produkten erscheint, wir lernen einen etwas kleinlichen, ängstlichen2) und leise auftretenden Mann kennen, allein trotzdem gewinnt diese Persönlichkeit unsere Sympathien durch die verständige Lebensführung,3) unendliche Herzensgüte, durch die Milde des Urteils, durch seine Begeisterung für alles Schöne und Gute, seinen feinen Natursinn1) und durch sein heisses Streben nach Unsterblichkeit seines Namens. Nicht ohne Rührung lesen wir die Worte (epist. 5, 8): „Nichts packt mich so sehr als die Sehnsucht nach der Fortdauer; dieser Wunch ist gewiss ein des Menschen würdiger, besonders wenn ihm nicht das Bewusstsein einer Schuld Furcht vor der Nachwelt einflösst. Daher sinne ich Tag und Nacht, wie ich mich vom Boden erheben könnte. Damit sind meine Wünsche erfüllt; im Triumphe die Lippen der Menschen zu durchfliegen, geht über dieselben hinaus."

Sowohl der Panegyricus als die Briefe blieben nicht ohne Einwirkung auf die römische Litteratur. Als die Lobrede zu einer beliebten Gattung in Gallien sich ausbildete, sah man auf den Panegyricus des Plinius als leuchtendes Vorbild hin. Auch die Briefe galten als Muster ihrer Gattung; Symmachus und Apollinarius Sidonius ahmten dieselben nach. Im Mittelalter, in dem der Brief überhaupt weniger hervortrat, wurde Plinius nicht viel gelesen. Der Humanismus, dessen Lebenselement der Brief wurde, richtet seine Blicke stark auf die ciceronischen Briefe; doch wurden auch die plinianischen nicht vernachlässigt.5) Der Neuzeit gilt der jüngere Plinius als eine reiche Quelle für die Erkenntnis des gesellschaftlichen Lebens der traianischen Zeit.

1) Selections (illustr. of Roman life) from the letters ed. with voc. and not. by Keene, London 1895; Pellison, Roman life in Plinys time, from the French by Wilkinson, with introduction by F. J. Müller, Meadville 1899.

2) Hausrath, Neutestam. Zeitgesch. 3 (1874) p. 382.

3) Ueber seine philosophische Weltanschauung, die auf einem gemilderten Stoicismus, der mit einigen epikurischen Sätzen vermischt ist, beruht, vgl. Bersa, Le idee morali di Plinio il Giovine, Zara 1895.

4) 8, 20, 10 te quoque, ut me, nihil aeque ac naturae opera delectant. Vgl. A. Biese, Die Entwicklung des Naturgefühls bei den Römern, Kiel 1884, p. 164: (seine Briefe) sind von der innigen Sympathie für die Natur und von jenem träumerischen Sinne für Stille und Einsamkeit durchweht." Sein Natursinn zeigt sich auch in der Schilderung seiner

Villen; vgl. 2, 17; 5, 6. Aitchison, Pliny the younger's Laurentine and Tuscan villes (The builder XLIII (1890) 2453 p. 94); Winnefeld, Tusci und Laurentium des jüngeren Plinius (Jahrb. des archaeol. Inst. 6 (1891) p. 201); Pichi, Rivendicazioni. La villa di Plinio il giovene in Tuscis, San Sepolcro 1892, p. 113 (von Lokalinteresse geleitet); Gamurrini, Le statue della villa di Plinio in Tuscis (Strena Helbigiana, Leipz. 1900, p. 93); Magoun, Pliny's Laurentine Villa (Transact. of the Amer. Philol. Assoc. 1895 p. XXXIII); Some plans of Pliny's Laurentinum (ebenda 1895, 2. Abt. p. XI); Friedländer, Darst. aus der Sittengesch. Roms 36 p. 101.

5) Dies geht hervor aus den von Sabbadini mitgeteilten Briefen: einem des Petrus Candidus an den Mailänder Erzbischof Pizolpassus und zwei des Zeno Amidanus an Petrus Candidus; vgl. Bursians Jahresber. 63. Bd. 2. Abt. (1890) p. 248.

Allgemeine Litteratur zu Plinius. J. A. Schäfer, Ueber den Charakter des jüngeren Plinius, Ansbach 1786-1791; Gierig, Leben,, moral. Charakter und schriftstell. Wert des jüngeren Plinius, Dortmund 1798; Cauvet, Etude sur Pline le jeune, Toulouse 1857; Grasset, Pline le jeune, sa vie et ses oeuvres, Étude sur l'antiquité rom. du siècle de Trajan, Montpellier 1865 (Mommsen: „blosse Stilübung"); Lagergren, De vita et elocutione C. Plinii Caec. Sec., Upsala 1872; H. Bender, Der jüngere Plinius nach seinen Briefen, Gymn.-Progr. Tübingen 1873; H. Schöntag, Plinius der jüngere, ein Charakterbild aus der röm. Kaiserzeit, Hof 1876; Moy, Qualem apud aetatis suae studiosos personam egerit C. Plinius secundus, Paris 1876; Giesen, Zur Charakteristik des jüngeren Plinius, Bonn 1885; J. Held, über den Wert der Briefsammlung des jüngeren Plinius in Bezug auf die Gesch. der röm. Litt., Breslau 1833.

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Zu Stil und Komposition. Ueber Stilfragen äussert sich Plinius öfters: das sublime genus dicendi verteidigt er, als ihm tumida oratio vorgeworfen wurde, in dem interessanten Briefe 9, 26, 2: debet orator erigi, attolli, interdum etiam effervescere, efferri, ac saepe accedere ad praeceps (3) nam ut quasdam artes ita eloquentiam nihil magis quam ancipitia commendant; vgl. auch 7, 12. Im Brief 1, 20 verteidigt er die ubertas in Gerichtsreden: 5 voluminibus ipsis auctoritatem quandam et pulchritudinem adicit magnitudo; 19 non amputata oratio et abscisa sed lata et magnifica et excelsa tonat, fulgurat, omnia denique perturbat ac miscet. In dem Streit zwischen den Klassizisten und den Neuerern will er die Mitte einhalten (6, 21, 1): sum ex iis qui mirantur antiquos, non tamen, ut quidam, temporum nostrorum ingenia despicio. Neque enim quasi lassa et effeta natura nihil iam laudabile parit. Ueber sein Verhältnis zu Cicero sagt er 1, 5, 12 est .... mihi cum Cicerone aemulatio, nec sum contentus eloquentia saeculi nostri; 4, 8, 4 quem (Ciceronem) aemulari studiis cupio; Suster, De Plinio Ciceronis imitatore (Rivista di filol. 18 (1889) p. 74). Ueber den Einfluss der Rhetorenschulen auf den jüngeren Plinius handelt Morawski, De serm. script. lat. aet. quae dicitur argentea observ. (Eos 2 (1895) p. 8). Ueber Beziehungen zwischen Plinius und Tacitus' Germania vgl. Wölfflin, Philol. 26 (1867) p. 110 und 138; zwischen dem Panegyricus und Tacitus' Agricola vgl. Urlichs, De vita et honor. Tac., Würzb. 1879, p. 24. Holstein, De Plinii minoris elocutione, Naumb. 1862; Magdeb. 1869 (unkritisch und unmethodisch, vgl. Klussmann, Philol. Anz. 2 (1870) p. 159); Morillot, De Plin. min. eloquentia, Grenoble 1888; Consoli, Il neologismo negli scritti di Plin. il Giov., Palermo 1900; Norden, Die antike Kunstprosa 1, Leipz. 1898, p. 318.

Fortleben des jüngeren Plinius. Macrob. 5, 1, 7 quattuor sunt, inquit Eusebius, genera dicendi ... pingue et floridum, in quo Plinius Secundus quondam et nunc nullo veterum minor noster Symmachus luxuriatur; Apollin. Sid. epist. 9, 1, 1 (p. 202 Mohr) addis et causas, quibus hic liber nonus octo superiorum voluminibus accrescat: eo quod Gaius Secundus, cuius nos orbitas sequi hoc opere pronuntias, paribus titulis opus epistulare determinet; über die Anlehnung des Apollinaris Sidonius an Plinius vgl. Geisler, Apollin. Sid. op. ed. Luetjohann (Monum. Germ. hist. Auct. ant. tom. 8, 1887, p. 353); die Spuren des Plinius im Mittelalter sind zusammengestellt von Manitius, Philol. 47 (1889) p. 566.

Die Ueberlieferung des Plinius. Wir haben nur von einer Handschrift Kunde erhalten, welche nicht bloss die neun Bücher der Briefe, sondern auch die Korrespondenz des Plinius mit Traian enthielt. Diese Handschrift ist aber jetzt verschollen; doch besitzen wir Mitteilungen aus derselben (vgl. § 448). Die übrigen Codices der Pliniusbriefe enthalten den letzteren Briefwechsel nicht. Sie lassen sich auf drei Quellen zurückführen.

Zuerst erschien ein Exemplar mit 100 Briefen. Dies wurde in der Weise gebildet, dass die ersten vier Bücher (mit Weglassung des Briefs 4, 27) und die sechs ersten Briefe des fünften Buchs vereinigt wurden. Repräsentanten dieses Exemplars, welche noch vorhanden, sind 1. der Florentinus 284 in der Laurentiana, früher ein Marcianus, s. X/XI; 2. der Riccardianus 488 s. IX/X, der früher mit dem Riccardianus der Naturgeschichte des Plinius verbunden war. Derselbe war längere Zeit verschollen, erst in neuester Zeit wurde er in der bibliotheca Ashburnhamensis gefunden, jetzt ist er wieder in Florenz. Havet, Revue crit. 1883 p. 251; Stangl, Philol. 45 (1886) p. 220.

Nach dem Exemplar der 100 Briefe wurde ein Exemplar von 8 Büchern bekannt. Dasselbe kam in der Weise zustande, dass das 8. Buch weggelassen und das 9. Buch als 8. gezählt wurde. Eine weitere Eigentümlichkeit dieses Exemplars ist, dass die Ordnung der Briefe in dem 5. und in dem letzten Buch gestört ist. Repräsentant dieses Exemplars ist der codex archivii Casinatis 529 vom J. 1429. Andere Codices dieses Exemplars von 8 Büchern sind aus Handschriften des Exemplars mit 100 Briefen interpoliert; so z. B. der Dresdensis 166.

Gegen Ende des 15. Jahrh. taucht auch ein Exemplar der neun Bücher auf; es ist der Laurentianus s. Mediceus 47, 36 s. IX/X, der bis 9, 26, 8 reicht; die Handschrift gewinnt für uns dadurch besonderes Interesse, dass sie von derselben Hand wie der die ersten sechs Bücher des Tacitus enthaltende Medic. I geschrieben ist und mit diesem einst

zusammengebunden war. Gegen eine Ueberschätzung dieses Codex durch Keil wendet sich eine Abhandlung Otto's (Hermes 21 (1886) p. 287), der zeigen will, dass der Codex von einem Gelehrten korrigiert und interpoliert wurde (vgl. Ströbel, Bursians Jahresber. 63. Bd. 2. Abt. (1890) p. 216).

Litteratur zur Ueberlieferung. H. Keil, Gr. Ausg., Praef.; De Plinii epist. emend., Erlangen 1865 und 1866; über drei codices Ambrosiani vgl. Sabbadini, Sall., Ov. Plin. etc. cum novis cod. conlati atque emendati, Catania 1887, p. 11; Vries, Exerc. palaeogr., De Plin. Min. epist. fragm. Vossiano notis Tironianis descripto, Leyden 1890; Merrill, The cod. Riccardianus of Pliny's letters (Amer. Journ. of philol. 16 (1896) p. 468); Manitius, Philol. aus alten Bibliothekskatal. (Rhein. Mus. 47 (1892) Ergänzungsh. p. 69). Gesamtausg. Ausser den schon im Text berührten verzeichnen wir die von Boxhorn, Leyden 1653; rec. cum adnot. J. M. Gesneri (u. a.) Gottfr. H. Schäfer, Leipz. 1805; rec. et illustr. Gierig, Leipz. 1806; die massgebende ist die kritische von H. Keil, Leipz. 1870, der ein index nominum cum rerum enarratione von Mommsen beigegeben ist; Textausg. von H. Keil, Leipz. 1873.

Uebers. von C. F. A. Schott, Stuttg. 1827-38 (Metzler); E. Klussmann und W. Binder, Stuttg. 1868-73 (Hoffmann).

2. Die übrigen Redner.

450. Verlorene Reden. Unsere Aufgabe kann nicht sein, alle die Persönlichkeiten aufzuzählen, welche als Redner von den Schriftstellern erwähnt werden. Wir werden vielmehr nur diejenigen hier einzureihen haben, deren Reden herausgegeben waren, also der Litteratur angehörten, uns aber nicht mehr erhalten sind.

1. Mamercus Aemilius Scaurus1) tritt uns öfters bei Tacitus entgegen (annal. 1, 13; 3, 23; 3, 31; 3, 66). Unter Tiberius wurde er in eine Klage wegen Majestätsbeleidigung verwickelt (annal. 6, 9). Der Kaiser verschob die Entscheidung. Allein bald darauf wurde er neuerdings in den Anklagezustand versetzt, indem er des Ehebruchs mit Livia und der Zauberei beschuldigt wurde. Der wahre Anlass für seine Verfolgung war aber eine Tragödie Atreus, aus der Verse auf Tiberius bezogen wurden. Auf Betreiben seiner Frau Sextia gab er sich selbst den Tod, aber auch die mutige Frau teilte sein Schicksal (6, 29). Bei dieser Gelegenheit charakterisiert ihn Tacitus als einen ausgezeichneten Redner (vgl. 3, 31), aber als einen anrüchigen Menschen (vgl. 3, 66). Auch der ältere Seneca zeigt für Scaurus grosses Interesse und gibt in der Vorrede zum 10. Buch seiner Controversia eine lichtvolle Beurteilung seiner Redekunst. Scaurus hatte ohne Zweifel ein bedeutendes rhetorisches Talent, allein er pflegte dasselbe nicht; trotzdem war er seines Erfolges sicher, sein ganzes Auftreten liess über die Mängel hinwegsehen. Er gab 7 Reden heraus, die nach Senatsbeschluss verbrannt wurden; doch bezieht sich Seneca auf erhaltene libelli, wohl Pamphlete, welche aber die Mängel des Scaurus noch schärfer hervortreten liessen als die gehaltenen Reden.

Schriftstellerei des Scaurus. Sen. controv. 10 praef. 3 orationes septem edidit, quae deinde ex senatus consulto combustae sunt. Bene cum illo ignis egerat, sed extant libelli, qui cum fama eius pugnant, multo quidem solutiores ipsis actionibus; illas enim, cum destitueret cura, calor adiuvabat; hi caloris minus habent, neglegentiae non minus. Ueber seine Tragödie Atreus vgl. oben § 357 p. 3.

Zur Charakteristik der Beredsamkeit des Scaurus. Sen. controv. 10 praef. 2 non novi quemquam, cuius ingenio populus Romanus pertinacius ignorerit. Dicebat neglegenter: saepe causam in ipsis subselliis, saepe dum amicitur discebat; Nihil erat illo renustius, nihil paratius: genus dicendi antiquum, verborum quoque non vulgarium gravitas,

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1) Prosopogr. imp. Rom. 1 p. 36 Nr. 280; Rohden unter Aemilius in Pauly-Wissowas Realencycl. 1 Sp. 583 Nr. 139.

ipse voltus habitusque corporis mire ad auctoritatem oratoriam aptatus. Sed ex his omnibus sciri potest, non quantum oratorem praestaret ignarus Scaurus, sed quantum desereret. Pleraeque actiones malae, in omnibus tamen aliquod magni neglectique ingeni vestigium extabat; 1, 2, 22 Scaurus, non tantum disertissimus homo sed venustissimus; Tacit. annal. 3, 31 oratorum ea aetate uberrimus erat.

2. P. Vitellius,1) Oheim des nachmaligen Kaisers. Als Begleiter des Germanicus nahm er an der Klage gegen Cn. Piso als den Mörder desselben teil (Tacit. annal. 3, 13). Die gegen Piso gehaltene Rede lag noch dem älteren Plinius vor.

Die Rede des Vitellius gegen Cn. Piso. Plin. n. h. 11, 187 exstat oratio Vitelli, qua Gnaeum Pisonem eius sceleris (des Giftmords) coarguit hoc usus argumento, palamque testatus non potuisse ob venenum cor Germanici Caesaris cremari. Contra genere morbi defensus est Piso.

3. Cn. Domitius Afer aus Nemausus im narbon. Gallien, bekleidete verschiedene Stellungen im Staate. So war er Prätor (Tacit. annal. 4, 52), Cos. suff. 39, curator aquarum von 49-59. Unmittelbar nach seiner Prätur (26) klagte er die Claudia Pulchra wegen Ehebruchs mit Furnius und wegen Giftmischerei und Zauberei gegen den Kaiser an und setzte ihre Verurteilung durch (Tacit. annal. 4, 52). Der Lohn, den er hierbei erntete, spornte ihn an, es auch mit einer Anklage des Sohnes der Claudia Pulchra, des Quintilius Varus, dessen Vater der bekannte unglückliche Feldherr war (Tacit. annal. 4, 66), zu versuchen. Doch lieh er auch sein Talent der Verteidigung (annal. 4, 52). Seine Reden wurden noch später eifrig studiert, Quintilian las eine solche für Volusenus Catulus 2) (10, 1, 24), für Domitilla (8, 5, 16; 9, 2, 20; 9, 3, 66; 9, 4, 31), für Laelia (9, 4, 31), gegen einen Freigelassenen des Claudius Caesar (6, 3, 81), gegen Longus Sulpicius (6, 3, 32), gegen Mallius Sura (6, 3, 54; 11, 3, 126). Der Grammatiker Charisius (Gramm. lat. 1 p. 145, 27) kannte eine Rede für die Einwohner von Augusta Taurinorum. Auch eine Schrift über die Zeugen“ und eine Sammlung „feiner Aeusserungen" gab es von ihm. Quintilian stellt den Domitius Afer als Redner ungemein hoch. Im Alter liess jedoch seine Kraft bedeutend nach. Er starb unter Nero im J. 59.

Schriftstellerei des Domitius Afer. 1. Reden. Die Fragmente sind zusammengestellt von H. Meyer, Orat. Rom. fragm., Zürich 1842, p. 565. 2. Die Schrift de testibus; Quintil. 5, 7, 7 sufficiebant alioqui libri duo a Domitio Afro in hanc rem compositi, quem adulescentulus senem colui, ut non lecta mihi tantum ea, sed pleraque ex ipso sint cognita. 3. Sammlung von urbane dicta; Quintil. 6, 3, 42 mire fuit in hoc genere (Witz) venustus Afer Domitius, cuius orationibus complures huiusmodi narrationes insertae reperiuntur, sed dictorum quoque ab eodem urbane sunt editi libri.

Zur Charakteristik der Beredsamkeit des Domitius Afer. Quintil. 10, 1, 118 eorum quos viderim Domitius Afer et Julius Africanus longe praestantissimi. Verborum arte ille et toto genere dicendi praeferendus et quem in numero veterum habere non timeas; 12, 11, 3 vidi ego longe omnium, quos mihi cognoscere contigit, summum oratorem, Domitium Afrum, valde senem cotidie aliquid ex ea, quam meruerat, auctoritate perdentem, cum agente illo, quem principem fuisse quondam fori non erat dubium, alii, quod indignum videatur, riderent, alii erubescerent: quae occasio de illo fuit dicendi, malle eum deficere quam desinere; 12, 10, 11 maturitatem Afri; Tacit. annal. 4, 52 Afer primoribus oratorum additus, divulgato ingenio et secuta adseveratione Caesaris, qua suo iure disertum eum appellavit; mox capessendis accusationibus aut reos tutando prosperiore

1) Prosopogr. imp. Rom. 3 p. 452 Nr. 502. 2) Wie aus der Stelle Quintilians ersichtlich, gab es auch von anderen Rednern Reden pro Voluseno Catulo; denn es heisst: nobis pueris insignes pro Voluseno Catulo

Domiti Afri, Crispi Passieni, Decimi Laeli orationes ferebantur. Ueber den zuletzt genannten Laelius Balbus vgl. Tacit. annal. 6, 47 und 48.

eloquentiae quam morum fama fuit, nisi quod actas extrema multum etiam eloquentiae dempsit, dum fessa mente retinet silentii impatientiam; dial. 13, 15; Plin. epist. 2, 14, 10 narrabat ille (Quintilianus) „,adsectabar Domitium Afrum: cum apud centumviros diceret graviter et lente, hoc enim illi actionis genus erat" etc. Norden, Die antike Kunstprosa 1, Leipz. 1898, p. 269 Anm. 2.

4. Julius Africanus. Neben Domitius Afer erachtet diesen Quintilian als ein bedeutsames rhetorisches Talent.1) Sein Vater, ein Gallier, ist anscheinend der Julius Africanus, von dessen Verurteilung im Jahre 32 n. Chr. Tacitus (annal. 6, 7) berichtet.

Zur Charakteristik. Quintil. (10, 1, 118) nennt Domitius Afer und Julius Africanus longe praestantissimi und fährt dann fort: hic concitatior (als Afer), sed in cura verborum nimius et compositione nonnumquam longior et translationibus parum modicus; 12, 10, 11; Tacit. dial. 15; Plin. epist. 7, 6, 11. Eine Stelle aus seiner Rede an Nero beim Tode seiner Mutter teilt Quintil. 8, 5, 15 mit.

5. Q. Vibius Crispus und T. Clodius Eprius Marcellus. Als mächtigen Redner schildert uns der Dialog des Tacitus neben Eprius Marcellus aus Capua 2) den Vibius Crispus aus Vercelli, der mehrmals das Konsulat bekleidete, anfangs der siebziger Jahre Prokonsul in Afrika war, die Aufsicht über die Wasserleitungen 68-71 inne hatte und ungefähr 93 starb. 3) Von den Reden des Crispus war sicher die pro Spatale publiziert; es war eine Erbschaftsklage: ein Ehemann, der im Alter von 18 Jahren starb, hatte seiner Buhlerin Spatale den vierten Teil seines Vermögens, seiner Frau dagegen nur den zehnten vermacht.

Biographisches. Vibius Crispus muss nach Tacit. dial. 8 aus Vercelli stammen, da Eprius Marcellus sicherlich aus Capua stammt; vgl. Borghesi, Oeuvres 3 p. 285. Ueber die amtliche Laufbahn des Eprius Marcellus belehrt uns besonders die Inschrift bei Wilmanns, Exempla inscr. lat. 1 Nr. 1143.

Die Rede des Vibius Crispus für Spatale. Quintil. 8, 5, 17 pro Spatale Crispus, quam qui heredem amutor instituerat decessit, cum haberet annos duodeviginti; vgl. 8, 5, 19. Seine rednerische Thätigkeit wird noch berührt bei Tacit. annal. 14, 28; hist. 2, 10; 4, 41. H. Meyer, Orat. Rom. fragm., Zürich2 1842, p. 585.

Zur Charakteristik. Tacit. dial. 8 ausim contendere Marcellum hunc Eprium, de quo modo locutus sum, et Crispum Vibium non minus notos esse in extremis partibus terrarum quam Capuae aut Vercellis, ubi nati dicuntur. neuter moribus

egregius, alter habitu quoque corporis contemptus, per multos iam annos potentissimi sunt civitatis ac, donec libuit, principes fori, nunc principes in Caesaris (Vespasiani) amicitia agunt feruntque cuncta atque ab ipso principe cum quadam reverentia diliguntur; hist. 2, 10 Vibius Crispus, pecunia, potentia, ingenio inter claros magis quam inter bonos.. Crispum easdem accusationes cum praemio exercuisse meminerunt; Quintil. 5, 13, 48 Vibius Crispus, vir ingenii iucundi et elegantis; 10, 1, 119 Vibius Crispus compositus et iucundus et delectationi natus, privatis tamen causis quam publicis melior; 12, 10, 11 iucunditatem Crispi; Juv. sat. 4, 81; schol. Vall. zu Juv. 4, 94.

Ueber den singularis liber des Columella ad Eprium Marcellum vgl. § 496.

6. P. Galerius Trachalus (cos. 68 mit dem Dichter Silius). In der erwähnten Streitsache war er der Gegner des Crispus und vertrat die Sache der Gattin. Auch seine Rede war veröffentlicht.

Die Rede des Galerius Trachalus gegen Spatale. Quintil. 8, 5, 19 führt unter dem Citat Trachalus contra Spatalen eine Stelle daraus an. Ueber andere rednerische Thätigkeit vgl. noch 6, 3, 78.

Zur Charakteristik. Seine Redeweise wird von Quintilian also gekennzeichnet 10, 1, 119: Trachalus plerumque sublimis et satis apertus fuit et quem velle optima crederes, auditus tamen maior: nam et vocis, quantam in nullo cognovi, felicitas et pronuntiatio

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