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fesselt er den Leser; eine Hauptzierde des Werkes ist die ins fünfte Buch (538) eingestreute Erzählung von Andromeda und Perseus, welche mit aller Kunst durchgeführt ist. Freilich die abstrusen Lehren der Astrologie leisten der poetischen Fassung Widerstand. Es kommt hinzu, dass der Schriftsteller in der Grundlage seiner Disziplin, der Astronomie, keine tieferen Kenntnisse besitzt und sich daher nicht selten Blössen gibt.1) Auch die astrologischen Lehren treten mitunter in verschwommener Gestalt vor unsere Augen. 2) Endlich ringt der Dichter noch sichtlich mit dem Ausdruck, 3) wenn auch mit dem Fortschreiten der Dichtung seine Kräfte wachsen.) Durch diese Dinge wird ein harmonischer, befriedigender Eindruck der ganzen Arbeit vereitelt.

Über die Persönlichkeit des Dichters sind wir völlig ununterrichtet, nicht einmal der Name desselben ist Zweifeln entrückt. Nur die Zeit, in der sein Gedicht zu stande kam, vermögen wir aus vereinzelten Andeutungen zu erschliessen, wir gelangen in die Regierungszeit des Tiberius. Dass er dem Prinzipate seine Huldigung darbrachte, ist bei seiner fatalistischen Gesinnung nicht zu verwundern. Für Tiberius kommt noch besonders in Betracht, dass dieser ebenfalls der Astrologie ergeben war;5) ihm konnte also mit gutem Grund das Gedicht gewidmet werden. Merkwürdig ist, dass im Altertum über Manilius tiefes Stillschweigen herrscht; zwar finden wir, dass er hie und da gelesen wurde; auch lässt sich leicht nachweisen, dass im vierten Jahrh. Firmicus Maternus ihn stark ausgebeutet hat, allein sein Name wird nirgends genannt. Auch im Mittelalter war er, wie es scheint verschollen); erst als Poggio eine Handschrift des Manilius aufgefunden, wurde die Aufmerksamkeit auf diesen merkwürdigen Autor gelenkt; grosse Geister beschäftigten sich im Laufe der Zeit mit ihm: der berühmte Mathematiker Johannes Regiomontanus, der ausgezeichnete Chronologe Scaliger und der scharfsinnige Kritiker Bentley. Aber in weitere Kreise konnte der Dichter nicht dringen; er blieb stets ein hintangesetzter Autor.

Ueber die Astrologie im allgemeinen. Salmasius, De annis climactericis et antiqua astrologia 1648; Uhlemann, Grundzüge der Astronomie und Astrologie der Alten, Leipz. 1857; F. Lenormant, Die Magie und Wahrsagekunst der Chaldäer, Jena 1878; Bouché-Leclercq, Histoire de la divination dans l'antiquité, 4 Bde., Paris 1879-82; L'astrologie dans le monde romain (Revue historique 65 (1897) p. 241); L'astrologie grecque,

1) Lanson p. 55.

2) Lanson p. 62.

3) Vgl. die häufige Wiederholung desselben Wortes; Bechert, De M. Manil. emendandi ratione p. 47.

4) Jacob, Ausg. p. XVI und A. Cramer, De Manilii qui dicitur elocutione p. 42.

5) Tacit. annal. 6, 20 scientia Chaldaeorum artis, cuius apiscendae otium apud Rhodum, magistrum Thrasullum habuit. Suet. Tib. 69 addictus mathematicae plenusque persuasionis, cuncta fato agi.

6) Unsicher ist es, ob Gerbert, der spätere Papst Sylvester II. † 1003, schon unseren Manilius gekannt hat; die Stelle, die auf ihn bezogen wird, lautet (epist. 130 ad Reinardum vom J. 988, Havet p. 117): Age

ergo et te solo conscio ex tuis sumptibus fac, ut mihi scribantur M. Manlius de astrologia, Victorius de rhetorica, Demosthenis ophtalmicus. Nun hat Anicius Manlius Torquatus Severinus Boethius octo volumina de astrologia geschrieben, welche Gerbert in einem anderen Briefe (an Adalbert, epist. 8, Havet p. 6) erwähnt; man glaubt daher, dass unter M. Manlius de astrologia dieses Werk zu verstehen sei; freilich müsste dann M. als Dittographie gestrichen werden. Vgl. Ellis, Noctes Manilianae, Oxford 1891, p. 228 und besonders W. v. Voigt, Unter welchen Gestirnen wurde Caesar, Agrippa und Tiberius geboren? (Philol. 58 (1899) p. 200). Irrig Manitius, Philologisches aus alten Bibliothekskatal. (Rhein. Mus. 47 (1892) Ergänzungsheft p. 36).

Paris 1899; Häbler, Astrologie im Altertum, Zwickau 1879. Vgl. den Artikel: Astrologie von Riess in Pauly-Wissowas Realencykl. 2 Sp. 1802.

Der Name des Dichters ist sehr unsicher. Leider ist in der besten Handschrift, dem Gemblacensis, die Ueberschrift ausradiert und erst von einer Hand des 15. oder 16. Jahrhunderts Malius poeta hinzugefügt. Im Lipsiensis 1465 s. XI und im Leidensis 18 s. XV lautet die Ueberschrift: Arati philosophi Astronomicon liber primus; auch hier schrieb eine jüngere Hand darüber: Marci Manilii. (Ueber die Entstehung des falschen Titels Aratus durch ein Corpus astronomischer Schriften vgl. Bechert, De M. Manil. astronom. poeta, p. 4 und Maass, Comment. in Aratum rel. rec., Berl. 1898, proleg. p. XXXI.) Im Leidensis 3 lesen wir die Worte: M. Mallii Equom. astronomicon divo oct. quirino aug. prooemium liber prim., im Vossianus III s. XV: Marci Mallii Antiochi Poeni (?) astronomicon divo Octavio Quirino Augusto. Der Laur. 30, 15 s. XV hat Marci Manlii poetae clarissimi astronomicon ad Caesarem Augustum liber primus, der Vaticanus 3099 s. XV M. Mallii poetae Illustris ad Octavianum Augustum Astronomicon l. I, der Urbinas 668 s. XV M. Manilii Boeci astronomici liber primus, der Cassinensis C. Manilii poetae illustris Astronomicon. (Vgl. Bechert p. 4-15.) In einem Madrider Codex X 81 s. XV heisst es M. Manili Astronomicon liber primus explicit, später M. Manlii Boeni Astronomicon liber II explicit (im Leidensis 3 M. Mallii boeni astronomicon liber II explicit). Man hat vermutet (Bechert, De M. Manilio astronom. poeta, p. 7; Ribbeck, Gesch. der röm. Dicht. 3 p. 10), dass der Name Manilius aus einer flüchtigen, unchronologischen Verwertung folgender Stelle des Plinius geflossen ist (n. h. 35, 199) talemque (cretatis pedibus ut venalem) Publilium Antiochium (codd.: lochium), mimicae scaenae conditorem et astrologiae consobrinum eius Manilium Antiochium item grammaticae Staberium Erotem eadem nave advectos videre proavi. An Stelle des Manilius will W. v. Voigt (Philol. 58 (1899) p. 200) den Germanicus setzen. - Freier, De M. Manil. quae fer. Astronom. aetate, Gött. 1880, p. 3; Ellis, Noctes Manilianae, Oxford 1891, p. 218; Bechert, De M. Manilio astronom. poeta, p. 2.

Die Heimat des Dichters. Aus der Sprache und andern Indicien hat man geschlossen, dass Manilius ein Provinziale war, indem z. B. Bentley (Ausg. praef. p. X) Asien, Jacob (Ausg. praef. p. XVII) und P. Monceaux (Les Africains, Paris 1894, p. 135) Afrika als seine Heimat hinstellen. Allein die Gründe für diese Vermutung sind ganz unzureichend. Nichts nötigt uns, Manilius für einen Nichtrömer zu halten; manches spricht sogar gegen ausländischen Ursprung, so z. B. wenn er (2, 888 Censum sic proxima Graiae | nostra subit linguae vertitque a nomine nomen) der griechischen Sprache die römische als nostra lingua gegenüberstellt; vgl. auch 3, 40, ferner 4, 41 nostris catenis. A. Krämer, De Manilii qui fertur astronomicis, p. 67; Bechert, De M. Manilio astronom. poeta, p. 8.

Zeit des Gedichts. Ein unbestreitbares Indicium bietet die Erwähnung der Schlacht am Teutoburger Wald (1, 898):

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Sonach muss das 1. Buch nach 9 n. Chr. geschrieben sein. Aber wie lange nach diesem Jahr? Die Antwort soll nach der Ansicht einiger Gelehrten (z. B. Jacob) 4, 764 geben: est Rhodos, hospitium recturi principis orbem tumque domus vere solis, cui tota sacrata est, cum caperet lumen magni sub Caesare mundi.

Aus diesen Worten, welche auf das Exil Tibers in Rhodus anspielen, wollte man schliessen, dass Tiberius damals erst zur Regierung bestimmt war, sonach Augustus noch auf dem Thron sass. Es wären daher die 4 ersten Bücher des Gedichts unter Augustus entstanden. Der Schluss wäre richtig, wenn jene Worte zur Zeit des Exils des Tiberius, das von 6 v. Chr. bis 2 n. Chr. dauerte, geschrieben wären. Allein eine solche Annahme macht die erste Stelle unmöglich. Recturus bezieht sich nur auf die Zeit des Exils wie hospitium, nicht auf die Gegenwart. Wenn man eingewendet hat, dass Manilius unmöglich unter der Regierung des Tiberius auf das Exil desselben hinweisen konnte, so ist zu entgegnen, dass dem Tiberius die Worte auch als er noch Thronfolger war, unangenehm sein konnten; vgl. Ribbeck, Gesch. der röm. Dicht. 3 p. 10. Dagegen gibt eine andere Stelle die Entscheidung (1, 798):

Venerisque ab origine proles

Julia descendit caelo caelumque replevit;
quod regit Augustus socio per signa Tonante,

cernit et in coetu Divum magnumque Quirinum,

altius aetherei quam candet circulus orbis.

Diese Verse können ungezwungen nur auf den vergötterten, d. h. verstorbenen Augustus gehen. Damit kommen wir mit dem ganzen Gedicht in die Zeit des Tiberius. Auf diesen lassen sich auch die übrigen Stellen, welche Zeitanspielungen enthalten, beziehen (4, 934): iam facit ipse deos mittitque ad sidera numen,

maius et Augusto crescet sub principe caelum.

was Lachmann (p. 43) richtig erklärt: scilicet Augustum Tiberius deum fecit (vgl. Vell. Paterc. 2, 126), eoque in caelo imperante crescit deorum numerus, Tiberio ceterisque posteris olim caelitum coetui accessuris."

cetera (sidera) non cedunt; uno vincuntur in astro,

Augustum sidus nostro quod contigit orbi;

Caesar nunc terris, post caelo maximus auctor. (1, 384)

Der Dichter will sagen, dass die südlichen Gestirne den nördlichen nicht nachstehen, von einer Ausnahme abgesehen. Die den Versen zu Grunde liegende Anschauung ist, dass alle Julier nach ihrem Tode in das julische Gestirn übergehen. Jetzt heisst es Augustum, nach Tiberius' Tode wird es dessen Namen erhalten. Vgl. über diese Verse auch Lanson p. 17. hinc Pompeia manent veteris monumenta triumphi

non exstincta acie semperque recentia flammis

et Mithridateos vultus induta tropaea. (5, 513)

Tiberius hatte im J. 22 n. Chr. versprochen, das abgebrannte pompeianische Theater wieder herzustellen; Tacit. annal. 3, 72 Pompei theatrum igne fortuito haustum Caesar extructurum pollicitus est, eo, quod nemo e familia restaurando sufficeret, manente tamen nomine Pompei. Freilich blieb der Erfolg aus; Suet. Tib. 47 Augusti templum restitutionemque Pompeiani theatri, imperfecta post tot annos reliquit.

Auch die dehnbareren Stellen lassen die Beziehung auf Tiberius zu, wie (1, 7):
hunc mihi tu, Caesar, patriae princepsque paterque,

qui regis augustis parentem legibus orbem
concessumque patri mundum deus ipse mereris,
das animum viresque facis ad tanta canenda.

Hier ist zu bemerken, dass, wenn sich auch Tiberius den Titel pater patriae verbat, er doch so vom Volk genannt wurde (Tacit. annal. 1, 72); vgl. p. 19.

Lachmanns Scharfsinn (Kleinere Schr. zur klass. Philol., Berl. 1876, p. 42) hat also das Richtige gesehen, dass alle Bücher des Manilius in die Zeit des Tiberius fallen. Vgl. Freier (De M. Manilii quae feruntur astronomicon aetate), der die Lachmann'sche Ansicht verficht. Mit Unrecht wurde dieselbe bekämpft von A. Krämer (De Manilii qui fertur astronomicis), der das Werk der augustischen Regierungszeit zuweist, jedoch mit der Konzession (p. 63): fieri potest, ut in quinto libro faciendo occupatus huius (Augusti) mortem superaverit", und von Bechert, (De M. Manilio astronom. poeta), der sich (p. 13) für die Abfassung aller Bücher unter Augustus ausspricht. Auch Lanson (p. 11) ist Gegner der Lachmann'schen Ansicht. Dagegen sind in neuerer Zeit auf die Seite Lachmanns getreten Ribbeck, Gesch. der röm. Dicht. 3 p. 10; W. v. Voigt (Philol. 58 (1899) p. 197 Anm. 87) und Ramorino, Quo annorum spatio Manilius astronom. libros composuerit (Studi ital. di filol. class. 6 (1898) p. 323).

Quellen des Manilius. Eine allgemeine Andeutung bei Maass, Comment. in Aratum rel. rec., Berl. 1898, p. XXXIII; Thiele, Antike Himmelsbilder, Berl. 1898, p. 45. 1) Gruppe, Zum sog. Manilius (Hermes 11 (1876) p. 239) behauptete, dass Manilius das 6. Buch der disciplinae Varros benutzt habe; dieser Ansicht trat Diels (Rhein. Mus. 34 (1879) p. 487; Doxogr. gr. p. 196 Anm. 3) entgegen und wies auf Posidonius als Quelle hin. Dessen Gedanken führte weiter aus Malchin (De auctoribus quibusdam qui Posidonii libros meteorologicos adhibuerunt, Rostocker Diss. 1893), der auf Grund einer Vergleichung des Geminus, Achilles, Pseudo-Aristoteles nɛgì xóøμov und Manilius das posidonische Gut genauer darzulegen versuchte. Auch Fr. Boll, Studien über Claudius und Ptolemaeus; 5. Manilius und Posidonius (Fleckeis. Jahrb. Supplementbd. 21 (1894) p. 218) geht den Spuren des Posidonius im Manilius nach und äussert sich also: „Das Resultat dieser Beobachtungen ist die Gewissheit, dass Manilius in seinen philosophischen Exkursen dem Posidonius durchgängig gefolgt ist. Aus ihm hat er seine Anschauungen über das Fatum, über die Ordnung und die ovunά9εia im Kosmos, über die göttliche und unsterbliche Natur der menschlichen Seele, über die Möglichkeit der Voraussicht des Künftigen und über die erste Enwicklungsstufe der Menschheit. Dieses Ergebnis, das sich wesentlich auf die philosophischen Partien bei Manilius beschränkt, tritt somit ergänzend dem Nachweis Malchins zur Seite, dass die ganze astronomische Grundlegung im ersten Gesang ebenfalls von niemand anderem entnommen ist als von Posidonius." Vgl. auch Oder, Ein angebl.

Bruchstück Democrits über die Entdeckung unterird. Quellen (Philol. Supplementbd. 7 (1899) p. 322). 2) Ueber das Verhältnis des Manilius zu Aratus vgl. Malchin l. c. p. 51: „vidimus Manilium (1. I) Arati carmine ita usum esse, ut primo verbotenus fere versus eius latine redderet, deinde magis magisque ab eo discederet, postremo non nisi pauca et exigua eius verba adhiberet. Consequitur multa aliunde ducta esse." Malchin vermutet (p. 54), dass Manilius eine Ausgabe des Aratus mit Scholien benutzt habe. 3) Ueber das Verhältnis des Manilius und Germanicus vgl. Freier (De M. Manil. quae fer. astronom. aetate, p. 68), welcher auf 5, 1 f. sich stützend die Meinung ausspricht, dass Manilius sein Gedicht erst nach dem Erscheinen des Werkes des Germanicus vollendet habe. Die Priorität des Manilius vor Germanicus hatte dagegen schon J. Scaliger (in seinem Commentar) angenommen; ihm pflichten bei A. Cramer, De Manilii qui dicitur elocutione, p. 58; Bechert, De M. Manilio astronom. poeta, p. 20 und Maass, De Germanici prooemio, Ind. lect. Greifswald 1893/94, P. XII.

Ueber die sprachlichen Vorbilder des Manilius vgl. A. Cramer, De Manilii qui dicitur elocutione, Strassb. 1882, p. 55 Anm. 2; es sind besonders Lucrez, Vergil und Övid; über die Verwertung der Entlehnungen aus Ovid zur Bestimmung der Zeit des Gedichts vgl. A. Krämer, De Manil. qui fertur astronom., p. 8 und p. 55; vgl. auch A. Cramer 1. c. p. 4 Anm. 2. Ueber angebliche Beziehungen zwischen Longinus und Manilius (L. περὶ ὕψους 13, 3 und 4 M. 2, 8-10 und 57 f.) vgl. R. Ellis, The literary relations of Longinus and Manilius (Class. Rev. 1899 p. 294).

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Zur sprachlichen Komposition vgl. A. Cramer 1. c. p. 42: De Manil. figuris et tropis.

Ueber den metrischen Bau vgl. L. Müller, Philol. 15 (1860) p. 481 und 492; De re metr., Petersb.2 1894, p. 36; Birt, Ad hist. hex. lat., Bonn 1877; A. Cramer, 1. c. p. 7; Breiter, Fleckeis. Jahrb. 139 (1889) p. 199.

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Fortleben des Manilius. Spuren der Lektüre des Manilius hat man gefunden bei Lucan: 1, 79 = Manil. 2, 807; 1, 166 M. 1, 7 und 10; 3, 577 M. 5, 667; 10, 152 M. 1, 787 und 4, 148, u. s. w., vgl. C. Hosius, Lucan und seine Quellen (Rhein. Mus. 48 (1893) p. 393); bei Juvenal: 9, 32 M. 4, 14; vgl. Fr. Boll (Fleckeis. Jahrb. Supplementbd. 21 (1894) p. 219 Anm. 3); bei Nemesianus: 1, 39 und 40 M. 1, 760 und 761; bei Claudian, vgl. die Ausg. von Birt, Praef. p. CCII; bei Dracontius: 5, 326 = M. 1, 800; vgl. K. Rossberg, Fleckeis. Jahrb. 119 (1879) p. 476; über die Benutzung des Manilius in den matheseos libri des Julius Firmicus Maternus vgl. Scaliger in der Maniliusausg. 1665 p. 334, 356, 361, 365, 367; Bechert, De M. Manilii emendandi ratione (Leipz. Stud. 1 (1878) p. 18); A. Cramer, De Manilii qui dic. elocutione p. 57; G. Némethy, De Firmico Mat. astrologo, Budapest s. a., p. 17; W. v. Voigt, Unter welchen Gestirnen wurde Caesar, Agrippa und Tiberius geboren? (Philol. 58 (1899) p. 183); einschränkend Fr. Boll 1. c. p. 146; zu vergleichen ist besonders das erste Buch des Firmicus mit dem fünften des Manilius; vgl. Ribbeck, Gesch. der röm. Dicht. 3 p. 22. Ueber Aehnlichkeiten zwischen der Ciris und dem Manilius vgl. Ganzenmüller, Beitr. zur Ciris (Fleckeis. Jahrb. Supplementbd. 20 (1894) p. 623); über Beziehungen zwischen Aetna und Manilius vgl. Sudhaus, Ausg. p. 93.

Ueberlieferung. Die beste Handschrift ist der cod. Bruxellensis 10012 s. X/XI (G), der von seinem früheren Aufenthaltsort Gemblours in Brabant auch Gemblacensis heisst; eine Kollation desselben ist mitgeteilt von P. Thomas, Lucubrationes Manilianae, Gand 1888 (aus dem Recueil de travaux publiés par la faculté de philosophie et lettres de l'université de Gand) p. 15-61. Mit dem Bruxellensis stammen aus einer Quelle der Lipsiensis 1465 s. XI (L), Leidensis 18 (Vossianus 1) s. XIV und Leidensis 3 (Vossianus 2) s. XV, den Fr. Jacob seinem Text zu Grunde gelegt hat. Von diesen Handschriften steht der Lipsiensis dem Bruxellensis am nächsten. Vgl. Bechert, De M. Manil. emendandi ratione p. 4. Zur Sippe G und L gehört auch der Bruxellensis (olim Cusanus) 10699 s. XII; vgl. Bechert, De M. Manil. astron. poeta, p. 4. Ueber einen zwischen Bechert und Fr. Jacob vermittelnden Standpunkt des Engländers Ellis vgl. dessen Noctes Manilianae, praef. p. VII. Ueber eine bisher unbekannte, früher im Escorial jetzt in Madrid befindliche Handschrift s. XV, welche mit 1, 83 beginnt, vgl. Hartel, Sitzungsber. der Wien. Akad. 113 (1886) p. 240 und 276; Breiter, Fleckeis. Jahrb. 147 (1893 p. 417); Ellis, Collation of the Madrid Ms. of Manilius with the text of Jacob (Class. Review 1893 p. 310, 356 und 406; 1894 p. 4, 138 und 289); Hermathena 8 (1893) p. 261; Postgate, Silva Maniliana, Cambridge 1897, 3. Teil. Diese Madrider Handschrift ist höchst wahrscheinlich die für Poggio in Konstanz angefertigte Abschrift des Manilius; vgl. Clark, The literary discoveries of Poggio (Class. Review 1899 p. 119).

Ausg. Als editio princeps wird jetzt allgemein betrachtet die in Nürnberg sine anno erschienene des berühmten Johannes Regiomontanus, welche von C. G. Schwarz (Commentatio de prima Manilii Astronom. editione a Joanne Regiomontano Nurembergae

vulgata, Altorf 1764) in das J. 1472, von F. A. Ebert (Hallische Litteraturzeit. 1817, 3. Bd. p. 642) in das Ende des J. 1473 oder Anfang 1474 gesetzt wird. Zeitlich sehr nahe steht ihr die editio Bononiensis 1474. Ueber die vor 1579 erschienenen Ausg. vgl. die sorgfältige Abhandlung von A. Cramer, Ueber die ältesten Ausg. von Manil. Astron., Ratibor 1893; derselbe hat auch (p. 18) eine Untersuchung über das Verhältnis dieser ältesten Ausgaben zu einander angestellt. Ueber die editio Romana des J. 1510, welche ein Abdruck der Aldina ist (vgl. Cramer 1. c. p. 16) und die ihr beigeschriebenen Konjekturen vgl. Ellis, Noctes Manilianae, p. 211 (abgedruckt auch in den Commentat. Wölfflinianae, Leipz. 1891, p. 317). Von grosser Bedeutung waren die drei Scaliger'schen Ausg. Paris 1579, Heidelberg 1590 und die Leydener 1600, mit der im wesentlichen übereinstimmt die Strassburger 1655. Bentleys Ausg. publizierte sein Neffe, London 1739; vgl. dazu M. Haupt, Opusc. 3, Leipz. 1876, p. 43; an diese Ausg. schliesst sich an Postgate, Silva Maniliana, Cambridge 1897; Silvae Manil. appendix (Journ. of philol. 1897 p. 266). Wir verzeichnen weiter die Ausg. von Fr. Jacob, Berl. 1846; dann die in Postgate's Corp. poet. lat. vol. 2. Eine neue Bearbeitung hat Bechert in Aussicht gestellt. Beiträge zur Kritik liefern u. a. Ellis, Noctes Manilianae sive dissert. in astron. Manilii; acced. coniecturae in Germanici Aratea, Oxford 1891 (vgl. dazu K. Rossberg, Fleckeis. Jahrb. 145 (1892) p. 74); P. Thomas, Notes et conjectures sur Manilius, Bruxelles 1892.

Uebers. Französ. metr. Uebers. von Ricouart, Paris 1883; Des M. Manil. Himmelskugel (d. h. das 1. Buch) übers. und mit Anm. begl. von J. Merkel, Aschaffenb. 1857; Astron. 1. I: della terra e del cielo, tradotto da Covino, e illustrato con note e con un planisferio celeste, Turin 1895.

Litteratur. Fr. Jacob, De M. Manilio poeta; part. 1: qua de eius nomine, aetate, patria, et ingenio agitur, Lübeck 1832; Woltjer, De Manilio poeta, Groningen 1881; Lanson, De Manilio poeta eiusque ingenio, Paris (1887) Thèse; A. Krämer, De Manilii qui fertur astronomicis; inest de imperatoribus Romanis in siderum numerum relatis disputatio, Marb. 1890; Bechert, De M. Manilio astronomicorum poeta, Leipz. 1891.

3. Phaedrus.

365. Leben des Phaedrus und seine Fabelsammlung. Was wir über das Leben des Phaedrus wissen, ist nicht viel und lediglich aus seiner Fabelsammlung zu schöpfen. Von seiner Heimat spricht er im Prolog zum dritten Buch; dort sagt er, dass ihn seine Mutter auf dem pierischen Bergrücken geboren habe.1) Schon im 17. Jahrhundert 2) hat man die Worte bildlich verstehen wollen, als wenn Phaedrus damit sage, er sei ein Zögling der Musen; auch neuerdings3) ist diese Meinung wieder aufgetaucht, allein dass sie unrichtig ist, beweisen die folgenden Verse, in denen er sich darum zu dem Phrygier Asop und zu dem Scythen Anacharsis in Gegensatz stellt, weil er dem gelehrten Griechenland näher sei" (Vs. 54). Seine Heimat ist also Pierien, d. h. die Provinz Macedonien,4) und da die älteren Bewohner Pieriens Thraker waren,5) konnte er Orpheus und Linus zu seinen Landsleuten zählen. Phaedrus kam frühzeitig in lateinisch redende Gegenden, da er uns als eine Reminiscenz aus seinem Schulunterricht einen Vers des Ennius mitteilt.6) Die Überschrift der Fabelsammlung bezeichnet ihn als einen Freigelassenen des Augustus. Ein brennender Ehrgeiz, von dem seine Gedichte noch Zeugnis ablegen, trieb ihn zur Dichtkunst; er brachte

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1) Vs. 17 ego, quem Pierio mater enixa est iugo.

2) Z. B. in der Ausgabe Pagenstechers, Duisburg 1662 (Hervieux 1 p. 8).

3) Vgl. Wölfflin, Rhein. Mus. 39 (1884) p. 157; Mähly, Wochenschr. für klass. Philol. 1884 Sp. 945; Hartel, Wien. Stud. 7 (1885) p. 151. Dagegen L. Schwabe, Rhein. Mus. 39 (1884) p. 476. (Anders J. J. Hartman, De Phaedri fabulis, p. 3.)

4) Hillscher, Hominum litteratorum

graec. ante Tiberii mortem in urbe Roma commoratorum hist. crit. (Fleckeis. Jahrb. Supplementbd. 18 (1892) p. 432); Havet, Gr. Ausg., § 155 p. 260.

5) Strabo 10 p. 471 C. Mɛgía yàọ xai Όλυμπος τὸ παλαιὸν ἦν Θρᾴκια χωρία καὶ ὄρη, νῦν δὲ ἔχουσι Μακεδόνες.

6) 3 epil. 34. Der Vers lautet: palam muttire plebeio piaculumst; er stammt wahrscheinlich aus einem Florilegium.

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