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vel scaenis suffectura et decor, omnia denique ei, quae sunt extra, superfuerunt (vgl. noch 12, 5, 5 und 12, 10, 11); Tacit. hist. 1, 90 ut in consiliis militiae Suetonio Paulino et Mario Celso, ita in rebus urbanis Galerii Trachali ingenio Othonem uti credebatur; et erant qui genus ipsum orandi noscerent crebro fori usu celebre et ad implendas populi aures latum et sonans.

7. Pompeius Saturninus,1) Zeitgenosse des jüngeren Plinius, ist diesem ähnlich, indem er zugleich dilettantisch sich mit mehreren Litteraturzweigen abgibt; er machte Verse nach Art des Catullus und Calvus (§ 100), er schrieb Briefe, Historisches (vgl. oben § 440 p. 257), auch Reden waren von ihm im Umlauf.

Rednerische Thätigkeit des Pompeius Saturninus. Plin. epist. 1, 16, 2 audii causas agentem acriter et ardenter nec minus polite et ornate, sive meditata sive subita proferret. Adsunt acutae crebraeque sententiae, gravis et decora constructio, sonantia verba et antiqua. Omnia haec mire placent, cum impetu quodam et flumine pervehuntur, placent, si retractentur. Senties, quod ego, cum orationes eius in manus sumpseris, quas facile cuilibet veterum, quorum est aemulus, comparabis.

Versifikationen des Pompeius Saturninus. Plin. epist. 1, 16, 5 praeterea facit versus, quales Catullus aut Calvus. Quantum illis leporis, dulcedinis, amaritudinis, amoris! Inserit sane, sed data opera, mollibus levibusque duriusculos quosdam, et hoc quasi Catullus aut Calvus.

Briefe des Pompeius Saturninus. Plinius schreibt an ihn epist. 1, 8, 1 peropportune mihi redditae sunt litterae tuae, quibus flagitabas; vgl. noch 5, 21, wo der Ashburnhamensis Pompeio Saturnino für Saturnino hat. Ueber die Briefe seiner gelehrten Frau vgl. epist. 1, 16, 6 legit (Pompeius Saturninus) mihi nuper epistulas; uxoris esse dicebat: Plautum vel Terentium metro solutum legi credidi. Quae sive uxoris sunt, ut adfirmat, sive ipsius, ut negat, pari gloria dignus, qui aut illa componat aut uxorem, quam virginem accepit, tam doctam politamque reddiderit.

Hier sollen noch die Broschürenschreiber angereiht werden:

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1. A. Didius Gallus Fabricius Veiento, 2) der uns als Schmeichler Domitians aus Juvenal (4, 113 u. sonst) bekannt ist und mehrmals das Konsulat bekleidete, hatte unter Nero fingierte Testamente" (codicilli) geschrieben, in denen er viele Schmähungen gegen den Senat und die Priesterkollegien vorbrachte. Tullius Geminus erhob eine Anklage gegen ihn, Nero verbannte ihn aus Italien und liess das anrüchige Werk verbrennen. Allein der Kaiser erreichte damit nicht seinen Zweck; gerade der Akt der Verbrennung reizte die Neugierde. Die Schrift wurde eifrigst aufgespürt und gelesen, solange die Verfolgung dauerte; als diese vorüber war, kam das Produkt in Vergessenheit.

Des Veiento Pamphlet „Codicilli“. Tacit. annal. 14, 50 (zum J. 62) haud dispari crimine Fabricius Veiento conflictatus est, quod multa et probrosa in patres et sacerdotes composuisset iis libris, quibus nomen codicillorum dederat. Adiciebat Tullius Geminus accusator venditata ab eo munera principis et adipiscendorum honorum ius. Quae causa Neroni fuit suscipiendi iudicii, convictumque Veientonem Italia depulit et libros exuri iussit, conquisitos lectitatosque, donec cum periculo parabantur: mox licentia habendi oblivionem attulit.

2. M. Aquilius Regulus) verfasste eine Schmähschrift auf den verstorbenen Rusticus Arulenus. Als er seinen Sohn durch den Tod verlor, las er eine Biographie desselben vor einem grossen Auditorium vor; dann liess er dieselbe in tausend Exemplaren vervielfältigen und in ganz Italien und in den Provinzen verbreiten. Der jüngere Plinius, der uns die meisten Mitteilungen von dem Manne macht, fällt über die Broschüre ein sehr ungünstiges Urteil.

1) Prosopogr. imp. Rom. 3 p. 70 Nr. 491. 2) Prosopogr. imp. Rom. 2 p. 10 Nr. 61.

| 3) Prosopogr. imp. Rom. 1 p. 124 Nr. 817; Pauly-Wissowas Realencycl. 2 Sp. 331 Nr. 34.

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Broschüren des Regulus. 1. Das Pamphlet gegen Rusticus Arulenus. Plin. epist. 1, 5, 2 Rustici Aruleni periculum foverat, exultaverat morte, adeo ut librum recitaret publicaretque, in quo Rusticum insectatur atque etiam Stoicorum simiam appellat; adicit Vitelliana cicatrice stigmosum. (3) Lacerat Herennium Senecionem intemperanter. 2. Lobschrift auf seinen verstorbenen Sohn. epist. 4, 7, 2 ipse vero nuper adhibito ingenti auditorio librum de vita eius recitavit, de vita pueri: recitavit tamen; eundem in exemplaria mille transscriptum per totam Italiam provinciasque dimisit. Scripsit publice, ut a decurionibus eligeretur vocalissimus aliquis ex ipsis, qui legeret eum populo: factum est. .... 7 est tam ineptus, ut risum magis possit exprimere quam gemitum: credas non de puero scriptum sed a puero; vgl. auch 4, 2.

Regulus als Redner. Plin. epist. 4, 7, 4 imbecillum latus, os confusum, haesitans lingua, tardissima inventio, memoria nulla, nihil denique praeter ingenium insanum; et tamen eo inpudentia ipsoque illo furore pervenit ut orator habeatur. Itaque Herennius Senecio mirifice Catonis illud de oratore in hunc e contrario vertit „orator est vir malus dicendi imperitus"; 2, 11, 22 est Regulo tam mobile ingenium, ut plurimum audeat, plurimum timeat; 6, 2. Anders der Schmeichler Martial, der uns 2, 74 den siegreichen Abzug des Regulus aus einer Gerichtsverhandlung, wo er plaidiert hatte, schildert; vgl. noch 4, 16, 6; 5, 28, 6; 5, 63, 4; 6, 38; 6, 64, 11. Auch bei Tacit. dial. 15 wird er erwähnt. Bei Martianus Capella (5, 432) werden als hervorragende Redner zusammen aufgezählt Regulus, Plinius und Fronto. Ueber Anklagereden von ihm vgl. Plin. epist. 1, 5; Tacit. hist. 4, 42.

d) Die Philosophen.

451. Allgemeines. Wir haben oben (§ 338) gesehen, dass in der augustischen Zeit die philosophische Schule der Sextier auftaucht. Sie legte alles Gewicht auf das Handeln, so dass sie fast den Charakter einer geschlossenen Gemeinde annahm. Allein die Sekte hatte keinen Bestand. Auf die originelle Persönlichkeit ihres Stifters gestellt, schwand sie bald nach seinem Tode dahin. In unserer Epoche treten daher wieder die älteren Systeme auf; der zahlreichsten Anhängerschaft erfreute sich die Stoa und die Lehre des Epicur. Besonders die Stoa sagte dem ernsten Sinn der Römer in hervorragender Weise zu. Auch in unserem Zeitraum fand das spekulative Moment der Philosophie fast gar keine Pflege. Man betrieb die Philosophie, nicht um dem Verlangen des Geistes, die Wahrheit zu erkennen, Genüge zu thun, sondern um Regeln für das Handeln zu erhalten. Die Glückseligkeit war es, die man von der Philosophie verlangte, und zwar die Glückseligkeit dieses Lebens; denn über das Jenseits lag ein undurchdringliches Dunkel ausgebreitet. Bei einer solchen Auffassung der Philosophie war die streng wissenschaftliche Form der moralischen Vorschriften von untergeordneter Bedeutung. Die Hauptsache war, dass die Lehren innere Zufriedenheit spendeten. Auch war es gleichgültig, ob die eine oder die andere dieser Lehren einem fremden System entlehnt war. Der Eklektizismus ist daher eine Eigentümlichkeit des römischen Philosophierens geworden. Noch mehr, man konnte auf die schriftliche Darlegung der Moral ganz verzichten, wenn man Rat und Beispiel eines Philosophen auszunutzen Gelegenheit hatte. Und in der That finden wir berühmte Männer unter der persönlichen Leitung von Philosophen. Als der Stoiker Rubellius Plautus vor dem Wendepunkt seines Lebens stand (62 n. Chr.), liess er sich von den Philosophen Coeranus und C. Musonius Rufus beraten.1) Als Julius Canus auf Befehl des Caligula zum Tod geführt wurde, begleitete ihn sein Philosoph; Canus versprach nach dem Hingang Kunde von dem Wesen der Seele 2) zu geben. Thrasea

1) Tacit. annal. 14, 59.

2) Sen. de tranq. animi 14, 4.

Paetus unterhielt sich nach seiner Verurteilung mit dem Cyniker Demetrius über die Trennung der Seele vom Leibe.1) Auch Barea Soranus hatte seinen Philosophen, den P. Egnatius Celer. Leider machte dieser einen Angeber gegen seinen Gönner.2) Schon aus dem Gesagten dürfte hervorgehen, dass für ein Emporblühen der philosophischen Schriftstellerei kein rechter Boden bei den Römern vorhanden war. Ueberhaupt hatte die Philosophie mit manchen Vorurteilen bei der grossen Masse zu kämpfen. Wenn man liest, wie kühl Tacitus von dem philosophischen Studium spricht, so kann man einen Schluss auf das Urteil der Ungebildeten in dieser Hinsicht ziehen. Manche Philosophen verzichteten daher sogar auf die Muttersprache als Organ ihrer Mitteilungen und wählten das Griechische für ihre Schriften und ihre Vorträge. So schrieb L. Annaeus Cornutus seine philosophischen Werke in griechischer Sprache, und C. Musonius Rufus hielt sogar in diesem Idiom Vorträge. Es kam hinzu, dass die Philosophie auch mit den Regierungskreisen nicht selten in Konflikt kam. Die Lehren der Philosophie führten in ihrer praktischen Anwendung vielfach zu idealistischer Ablehnung des Hergebrachten und Bestehenden. Die Verfolgungen der Anhänger der Philosophie nehmen daher in unserer Epoche keinen geringen Platz ein. Unter Tiberius wurde der Stoiker Attalus aus Rom weggewiesen, 3) Seneca wurde von Claudius verbannt. Viel stärker waren die Feindseligkeiten Neros gegen die stoisch gesinnten Männer. Thrasea Paetus und Barea Soranus wurden im Jahre 66 angeklagt und zum Tod verurteilt.) Schon vorher waren Rubellius Plautus (62) und Seneca (65) in den Tod getrieben worden. Die Verbannung wurde verhängt über Cornutus und Musonius; 5) ferner über Helvidius Priscus, den Schwiegersohn des Thrasea Paetus (66).6) Auch bei Vespasian finden wir feindselige Massregeln gegen die Philosophen; er schritt gegen den zuletzt genannten Helvidius Priscus ein, ja er liess sich sogar zu einer generellen Massregel bestimmen, im Jahre 71 wurden die. Philosophen mit Ausnahme des Musonius verbannt, ja zwei, Demetrius und Hostilius, mit Deportation bestraft.) Sein Sohn Domitian schritt auf diesem Wege weiter; durch zwei Edikte (89 und 93) wurde den Philosophen und Astrologen der Aufenthalt in der Stadt untersagt. Wenn man bei diesen Verfolgungen auch in Anschlag zu bringen hat, dass Persönliches mit im Spiele war, so wird man doch auf der anderen Seite nicht leugnen dürfen, dass dieselben auf die philosophische Schriftstellerei nicht günstig wirkten. Alle diese Momente liessen eine Blüte der philosophischen Litteratur nicht aufkommen; unser Abschnitt kann nur einen einzigen namhaften Schriftsteller vorführen, Seneca. Cornutus, der wegen seiner philosophischen Schriftstellerei in griechischer Sprache hier ausser Ansatz bleiben muss, soll wegen seiner anderen litterarischen Thätigkeit im Nachstehenden kurz berührt werden.

Biographisches über L. Annaeus Cornutus. Suidas s. v. Koprovτos (p. 619 Bekker) ουτος ὁ Κορνοῦτος Λεπτίτης φιλόσοφος (Λεπτὶς δὲ πόλις Λιβύης), γεγονώς ἐν Ῥώμῃ 1) Tacit. annal. 16, 34. 5) Tacit. annal. 15, 71.

2) Tacit. annal. 16, 32; Juv. 3, 116.

3) Sen. suas. 2, 12.

4) Tacit. annal. 16, 21 und 30.

6) Tacit. hist. 4, 5.

7) Dio Cass. 66, 13.

ἐπὶ Νέρωνος καὶ πρὸς αὐτοῦ ἀναιρεθεὶς σὺν τῷ Μουσωνίῳ. Ἔγραψε πολλὰ φιλόσοφά τε καὶ Snrooizά. Steph. Byz. s. v. Oéoris gibt diesen Ort, der auch in Libyen liegt, als Heimat des Cornutus an; aber s. v. Tégyis nennt Stephanus den Cornutus einen 4ɛntins. Hieronym. zu J. 2083 67 n. Chr. (dagegen Euseb. vers. Armen. zu J. 2080 64 n. Chr.) Nero cum ceteris viris insignibus et Octaviam uxorem suam interficit Cornutumque philosophum praeceptorem Persii in exilium fugat (2 p. 157 Schöne); Dio Cass. 62, 29 (zu J. 65 n. Chr.) παραλαβών (als litterarischer Berater) άλλους τε καὶ ̓Ανναῖον Κορνοῦτον εὐδοκιμοῦντα τότε. γε ἐπὶ παιδείς. Καὶ αὐτὸν ὀλίγου μὲν καὶ ἀπέκτεινεν, ἐς νῆσον δ' οὖν ἐνέβαλεν, es ist also avaiɛɛis bei Suidas irrig. Ueber seine Beziehungen zu Persius vgl. § 382 und 383. Die Schriften des Cornutus. Von seinen griechischen Schriften ist erhalten Επιδρομὴ τῶν κατὰ τὴν ἑλληνικὴν θεολογίαν παραδεδομένων; hsg. von F. Osann, L. Annaeus Phuruntus, de nat. deor., Gött. 1844, und K. Lang, Cornuti theol. graecae compendium, Leipz. 1881. Die Schrift gibt nach älteren Quellen eine allegorische Deutung der Göttermythen. Verloren ist die Schrift προς Αθηνόδωρον καὶ ̓Αριστοτέλην; vgl. O. Jahn p. XI. Auch Rhetorisches schrieb er sowohl in griechischer (vgl. Jahn p. XIII; Graeven (s. u.) p. XXVIII) als in lateinischer Sprache. In der letzteren Sprache verfasste er:

1. die libri de figuris sententiarum. Gellius 9, 10, 5 Annaeus Cornutus, homo sane pleraque alia non indoctus neque imprudens, in secundo tamen librorum, quos de figuris sententiarum composuit, egregiam totius istius verecundiae laudem insulsa nimis et odiosa scrutatione violavit. Morawski, Quaest. Quintil., Berl. Diss. 1874, p. 68. Aber auch Grammatisches wird von ihm angeführt, und zwar:

2. ein Commentar zur Aeneis des Vergil. Gellius 2, 6, 1 nonnulli grammatici aetatis superioris, in quibus est Cornutus Annaeus, haut sane indocti neque ignobiles, qui commentaria in Vergilium composuerunt, reprehendunt; Charis. (Gramm. lat. 1 P. 127, 19) L. Annaeus Cornutus in Maronis commentariis Aeneidos X Didus ait; (p. 125, 16) Annaeus Cornutus ad Italicum de Vergilio libro X; aus dieser Stelle ersehen wir, dass der Commentar dem für Vergil schwärmenden Dichter Silius Italicus gewidmet war; vgl. Buecheler, Rhein. Mus. 35 (1880) p. 390. Getadelt wird eine Stelle des Commentars von Macrob. 5, 19, 2. Ribbeck, Proleg. in Verg. p. 123.

3. De enuntiatione vel orthographia. Auszüge aus dieser Schrift bietet uns Cassiodor (Gramm. lat. 7 p. 147). Brambach, Die Neugestalt. der lat. Orthogr., Leipz. 1868, p. 30.

4. Schwierigkeiten macht das Citat bei Charis. (Gramm. lat. 1 p. 201, 12): Annaeus Cornutus lib. tab. castar. patris sui. Buecheler (Rhein. Mus. 34 (1879) p. 347) verbessert castr. und löst demnach auf: libro tabularum castrensium patris sui. Unter tabulae castrenses versteht er ein testamentum factum in castris. Andere Verbesserungsversuche bei H. Keil z. St.

In der vita des Persius (p. 58 Buecheler3) lesen wir: cognovit per Cornutum etiam Annaeum Lucanum aequaerum auditorem Cornuti. Nam Cornutus illo tempore tragicus fuit sectae poeticae, qui libros philosophiae reliquit. Hier erscheint Cornutus als tragischer Dichter; allein die Worte nam reliquit sind, wie jeder sieht, ein späterer Zusatz (vgl. Bergk, Zeitschr. für Altertumswissensch. 1845 p. 125), daher von zweifelhaftem Gewicht. Ueber einen jüngeren Rhetor Cornutus, dessen Blüte etwa zwischen 200 und 250 n. Chr. (2. Hälfte des 2. Jahrh. nach Christ, Gesch. der griech. Litt., München3 1898, p. 755) angesetzt wird, vgl. Cornuti artis rhetoricae epitome ed. Graeven, Berl. 1891, p. XXVIII, der den Nachlass des älteren und jüngeren Cornutus zu scheiden versucht; vgl. aber Egenolff, Berl. philol. Wochenschr. 1894 Sp. 389. Ueber Cornutus in den Scholien zu Persius siehe p. 69; in den Scholien zu Juvenal p. 184. Auch in den Scholien zu Lucan wird Cornutus citiert; zu 1, 214 p. 25; 3, 375 p. 109; 3, 181 p. 110 Us.

Litteratur. Martini, De L. Annaeo Cornuto, Leyden 1825; O. Jahn, Proleg. zu Persius p. VIII (eingehende kritische Behandlung); Zeller, Die Philos. der Griechen 3. T. 1. Abt., Leipz. 1880, p. 689; Prosopogr. imp. Rom. 1 p. 56 Nr. 450.

L. Annaeus Seneca.

452. Biographisches. Der Rhetor Seneca hatte drei Söhne, welche sämtlich unser Interesse erregen. Der älteste war M. Annaeus Novatus, der von dem Freund seines Vaters, dem Rhetor Junius Gallio, adoptiert, alsdann den Namen L. Junius Gallio führte. Als solcher erscheint er in der Apostelgeschichte. Der zweite Sohn erreichte die höchste Stufe des Ruhms, es ist der Philosoph L. Annaeus Seneca. Der dritte, M. Annaeus Mela, ist endlich durch seinen Sohn, den Dichter Lucan, bekannt ge

worden. Geboren wurde L. Annaeus Seneca (einige Jahre vor unserer Aera) in Corduba;1) allein seine Ausbildung erhielt er ganz in Rom. Seine Lehrer waren Sotion, auf dessen Anregung hin er einige Zeit Vegetarianer war, der Stoiker Attalus und der Sextier Papirius Fabianus. Dass er auch rhetorischen Unterricht erhielt, ist selbstverständlich. Allein sein Geist konnte in der Deklamation unmöglich dauernde Befriedigung finden; ihn interessierten mehr die Probleme des menschlichen Handelns und der Natur. Ein Aufenthalt in Aegypten bei seiner Tante, deren Gatte an der Spitze des Landes stand, war für seine geistige Entwickelung nicht ohne Bedeutung. Nach seiner Rückkehr war er als Sachwalter thätig (epist. 49, 2) und beschritt mit der Quästur die Beamtenlaufbahn. Unter Caligula war sein Leben bedroht; nur der Einwand, Seneca werde ohnehin bald an der Schwindsucht sterben, liess ein Todesurteil als unnötig erscheinen. Dagegen traf ihn unter Claudius ein schwerer Schicksalsschlag auf Veranlassung der Messallina wurde er (41) nach Corsica verbannt, indem er der Buhlschaft mit der Schwester des Caligula, Julia Livilla, beschuldigt wurde. Acht Jahre musste er in dem Exil verbringen, im Jahre 49 setzte Agrippina seine Rückberufung durch, er erhielt zugleich die Prätur und wurde mit der Erziehung Neros betraut. Damit war Seneca vom tiefsten Fall plötzlich auf eine hohe Stufe des Glücks gestellt. Sein Einfluss wuchs, als Nero den Thron bestieg, er erlangte das Konsulat; in seinen und des Burrus Händen ruhten die Geschicke des Reichs. Doch mit dem Tode des Burrus war auch Senecas Macht gebrochen; schon längst war dem jungen Kaiser der ehemalige Lehrer unbequem geworden. Seneca erkannte die Situation und zog sich vom Hofe, soweit es ging, zurück. Aber auch dadurch entging er nicht der Grausamkeit Neros. Die pisonische Verschwörung bot leichten Anlass dar, auch ihn in den Tod zu treiben. Ruhig und gefasst schied er durch eigene Hand aus dem Leben (65 n. Chr.).2)

Von seinen sonstigen persönlichen Verhältnissen wissen wir noch, dass er stets kränklich war. Verheiratet war er zweimal. Seine erste Frau scheint noch vor seinem Exil gestorben zu sein.3) Von ihr hatte er zwei Söhne, von denen der eine ebenfalls noch kurz vor dem Abgang des Vaters nach Corsica1) starb. Die zweite Frau hiess Pompeia Paullina; sie war entschlossen, mit ihrem Gatten gemeinsam in den Tod zu gehen, und hatte auch die notwendigen Vorbereitungen dazu getroffen, allein sie wurde auf Befehl Neros daran gehindert.5)

Die Schriftstellerei Senecas war eine ausserordentlich umfangreiche; sie bewegte sich sowohl auf dem Gebiet der Poesie als auf dem der Prosa. Da wir bereits seine dichterischen Werke besprochen haben (§ 368 f.), sind hier nur noch die Prosaschriften zu behandeln, von denen wir zuerst die erhaltenen, dann die verlorenen vornehmen. Die erhaltenen zerfallen der Ueberlieferung nach in zwei Gruppen, indem ein Teil zu einem Corpus

1) Jonas, De ordine librorum etc. p. 8. 2) Wir erinnern an das verfehlte Trauerspiel Ew. v. Kleists, das den Tod Senecas zum Gegenstande hat.

3) Jonas p. 16.

4) ad Helv. matr. de consol. 2, 5; 18, 4. 5) Tacit. annal. 15, 60; 64.

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