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äsopische Fabeln in lateinische Senare. Als er Stoff für zwei Bücher beisammen hatte, trat er damit vor die Öffentlichkeit; im Eingang zum ersten Buch will er nur Bearbeiter Äsops sein, dagegen im Eingang zum zweiten Buch erklärt er, obwohl er der Weise Äsops treu bleiben werde, gedenke er doch hie und da zur Abwechslung etwas Neues einzuschieben. Und wirklich bietet das zweite Buch eine Erzählung aus dem Leben des Tiberius (5). In einem Epilog zum zweiten Buch spricht er von der Aufnahme, die sein Werk beim Publikum wohl finden würde; schon hier schlägt er einen selbstbewussten Ton an:1)

Wenn Latium mein Werk mit Gunst entgegennimmt,

Wird wieder einer Griechenland genüber steh'n.

Als er das dritte Buch folgen liess, war in dem äussern Leben des Dichters eine grosse Veränderung eingetreten; er war in eine sehr schlimme Lage geraten und zwar auf eine Anklage des Seianus hin; er wendet sich daher in einem Prolog an einen Eutychus und bittet ihn (Epil. 25) um einen gerechten Bescheid, dies müsse aber baldigst geschehen, wenn nicht vorher der Tod ihn von seinem Leiden befreien solle. Dieser Eutychus wird kein anderer sein als der in den letzten Regierungsjahren Caligulas mächtig gewordene Wagenlenker Eutychus.2) Welches die üble Lage des Phaedrus war, in die er gekommen, ob Relegation oder eine andere Strafe, wissen wir nicht. Dass dieselbe durch seine Gedichte verursacht wurde, deutet er III, Prol. 40 an.3) Sonach muss das dritte Buch etwa 40 erschienen sein, die zwei ersten Bücher vor dem Sturz des Seianus, also vor 31 n. Chr. Mit dem dritten Buch wollte der Dichter von der Muse Abschied nehmen, es sollte auch anderen etwas zur Bearbeitung übrig bleiben. Allein er besann sich doch eines Besseren und schrieb ein viertes Buch, das er einem Particulo, den er (Epil. 5) „vir sanctissimus" nennt, widmet. Als Phaedrus alt geworden, veröffentlichte er noch ein fünftes; in der letzten Fabel redet er einen Philetus an.

Das ist das Korpus der phaedrischen Fabeln, wie es uns durch die Handschriften überliefert ist. Allein wenn wir die Anzahl der Fabeln und die Verszahl in den einzelnen Büchern betrachten, ergeben sich grosse Verschiedenheiten, wie aus folgender Zusammenstellung erhellt:4)

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1) 2 epil. 8 quod si labori faverit Latium meo, plures habebit, quos opponat Graeciae.

2) So nach dem Vorgang G. S. Schwabes (Phaedrusausg. 2, Paris 1826, p. 287) Buecheler, Coniectanea (Rhein. Mus. 37 (1882) p. 333); Prosopogr. imp. Rom. 2 p. 43 nr. 100. Nicht erschüttert wird die Ansicht Buechelers durch die Gegenbemerkungen Havets, Gr. Ausg. § 159 p. 264.

3) Die Worte lauten in calamitatem deligens quaedam meam, deren Sinn ist: Zu meinem Unglück manche Stoffe auswählend. Man betrachtet als diese Gedichte

gewöhnlich 1, 2; 1, 6. Andere Gelehrte, besonders Hartman, (De Phaedri fab., p. 4 und 5) wollen die Worte so verstehen: „manche Stoffe, die auf mein Unglück passen, auswählend." Nur die erste Erklärung ist die richtige. Vgl. L. Müller, Berl. philol. Wochenschr. 1890 Sp. 1302. Hillscher (1. c. p. 434 Anm. 1) zieht die strittigen Worte zu den folgenden quodsi accusator, indem er sie auf einen mit Punkt abgeschlossenen Satz folgen lässt; allein quodsi scheint dann nicht passend zu sein.

4) Birt, Das ant. Buchwesen, Berl. 1882,

p. 385.

Das zweite und fünfte Buch stehen an Umfang so sehr hinter den übrigen zurück, dass sie sofort den Verdacht der Lückenhaftigkeit erregen. Es kommt hinzu, dass im Eingang des ersten Buches (6) Phaedrus ankündet, dass nicht bloss die Tiere, sondern auch die Bäume sprechen werden; allein diese Ankündigung erfüllt sich nicht; im Eingang zum 5. Buch erläutert er, warum er den Namen Äsop gebrauchen werde, allein die Nennung des Äsop erfolgt im Verlauf des fünften Buches nirgends. Sonach müssen wir schliessen, dass die überlieferte Fabelsammlung des Phaedrus nur den Auszug aus einer grösseren darstellt. Zum Glück können wir aus anderen Quellen die unvollständige Sammlung ergänzen, wie dies die Geschichte der Fabelsammlung darthun wird.

Das Cognomen des Dichters. Der Genetiv Phaedri kommt vor 3 prol. 1 und Martial. 3, 20, 5; der Nominativ Phaedrus bei Avian. praef. p. 3 Lachmann, in der handschriftlichen Ueberlieferung in den Aufschriften zu den Fabeln 3, 1; 4, 7; 4, 22. In Inschriften dagegen erscheint die Form Phaeder, welche Havet vorgezogen hat; vgl. dessen gr. Ausg., § 154 p. 259. CIL 6, 20181 lesen wir: C. Julius C. F. Phaeder et Julia C. F. Capre[ola] Patri Op[timo] D. S. P.

Zur Chronologie der Gedichte des Phaedrus. Ausgangspunkt ist die Abfassung des 3. Buches, welches an den Günstling des Caligula, Eutychus, gerichtet ist, und daher zwischen 37-40 abgefasst sein muss, da Caligula am 24. Januar 41 ermordet wurde. Der Dichter stand damals bereits in vorgerückten Jahren, denn im Epilog zum 3, Buch heisst es (Vs. 15) languentis aevi dum sunt aliquae reliquiae, | auxilio locus est: olim senio debilem | frustra adiuvare bonitas nitetur tua. Hier wird also das jetzige vorgeschrittene Alter dem künftigen Greisenalter gegenübergestellt; Phaedrus kann sonach damals nicht wohl unter 50 Jahre alt gewesen sein, so dass er etwa 15 v. Chr. geboren wäre. Aus 5, 10 ist zu schliessen, dass Phaedrus, als er diese Fabel schrieb, ein senex war; sonach wird das 5. Buch in das Ende der Regierungszeit des Claudius, nicht aber in die Regierungszeit des Nero fallen, denn die Geschichte von dem Flötenspieler Princeps (5, 7) würde der Dichter kaum unter Nero, der selbst die Flöte spielte, erzählt haben; vgl. Hillscher 1. c. p. 435. Wenn es richtig ist, dass dem Phaedrus seine Gedichte die Verfolgung Seians zugezogen haben, so müssen die zwei ersten Bücher vor Seians Tod, also vor 31 n. Chr. fallen. Unserer Chronologie steht eine Schwierigkeit gegenüber. Wir lesen nämlich im Prolog zum 3. Buch (Vs. 41) quodsi accusator alius Seiano foret, si testis alius, iudex alius denique, | dignum faterer esse me tantis malis; diese Worte können grammatisch nur verstanden werden, wenn sie zu Lebzeiten Seians geschrieben wurden, und ich glaube nicht, dass die Erklärung, die Hillscher (1. c. p. 434) gibt, die Schwierigkeit hebt. Ich vermute, dass für Seiano zu lesen sei Seiani und dass dann die Worte zu interpretieren sind: Wenn der Ankläger, Zeuge und Richter, die Seian vorschob, andersgeartete Menschen wären." Dass der Dichter von diesen noch lebenden Personen vorsichtig spricht, ist charakteristisch genug.

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366. Schicksale der phaedrischen Fabelsammlung. Als Phaedrus seine Fabeln schrieb, war er fest überzeugt, dass er sich damit die Unsterblichkeit erringe. Allein es fehlte nicht viel, und sein Name wäre der Vergessenheit anheim gefallen. Als der verbannte Philosoph Seneca seine Trostrede an Polybius richtete, sprach er von der Fabeldichtung als einer den Römern noch ganz unbekannten Gattung, er wusste also nichts von Phaedrus. Es ist nicht zu verwundern, da Seneca seine Trostrede fern von dem Mittelpunkt des litterarischen Lebens in Corsica schrieb; wir brauchen daher nicht zu der Annahme zu greifen, dass dem vornehmen Seneca der plebeische Phaedrus zu tief stand, um von ihm beachtet zu werden.1) Auch Quintilian schweigt da, wo er von den äsopischen Fabeln in Versen spricht, von unserem Dichter. Erst bei Martial taucht zum erstenmal sein Name auf; es ist bei ihm die Rede von den Spässen 1) Dies ist die Ansicht Buechelers bei Norden, Die antike Kunstprosa, 1, Leipz.

1898, p. 243.

des improbus Phaedrus. Dann herrscht wiederum tiefes Schweigen, bis im 4. oder 5. Jahrhundert der elegische Fabeldichter Avianus in seiner Widmung an Theodosius die fünf Bücher des Phaedrus erwähnt; freilich benutzte er sie so gut wie nicht, sondern hielt sich in der Hauptsache an Babrius. Auch bei dem christlichen Dichter Prudentius stossen wir auf eine Spur des Phaedrus, ohne dass jedoch sein Name genannt wird. Eigentümlich sind die Schicksale des Dichters im Mittelalter. Hier wurden seine Verse in Prosa umgesetzt und diese prosaischen Bearbeitungen1) drängten das Original ganz in den Hintergrund, ja brachten den Namen des Autors fast in Vergessenheit. 2) Wir kennen drei solcher Sammlungen, welche direkt aus dem Phaedrus abgeleitet sind und zwar einem vollständigeren, eine, die sich in einer Leydener Handschrift des XIII. Jahrhunderts befindet und nach dem ersten Herausgeber 3) Anonymus Nilanti genannt wird; eine andere, die Weissenburger Sammlung, welche in einer ehemaligen Weissenburger, jetzt in Wolfenbüttel befindlichen Handschrift (Gudianus 148 s. X) aufbewahrt wird, endlich eine dritte, welche den merkwürdigen Namen „Romulus“ trägt. Die beiden letzten Sammlungen sind unter sich näher verwandt; sie gehen auf eine Sylloge zurück, welche wie die des Mönchs Ademarus Cabannensis (s. XI) aus einer Paraphrase des 4. oder 5. Jahrh. stammt. Die grösste Verbreitung erlangte der Romulus,4) er bildete wieder die Grundlage für andere mittelalterliche Fabelsammlungen, von denen eine in elegischen Versen lange unter der Bezeichnung Anonymus Neveleti umlief,5) bis Hervieux6) aus einer in der Würzburger Universitätsbibliothek vorhandenen Ausgabe als ihren Verfasser Walther, den Kaplan des Königs Heinrich II. von England und späteren Erzbischof von Palermo, erkannte; derselbe versifizierte den Romulus für seinen Zögling König Wilhelm von Sicilien. Wie diese lateinischen Sammlungen auf die Fabeldichtungen der verschiedenen Nationen wirkten, kann hier nicht des Näheren dargelegt werden. Nur das Eine sei bemerkt, dass der grosse Fabeldichter Lafontaine sich den römischen Fabulisten zur Nachahmung erkor.) So lebte Phaedrus in der Überarbeitung fort, aber sein Name blieb verschollen bis zur Mitte des 15. Jahrhunderts. Damals bekam der späterhin durch sein Cornucopiae bekannt gewordene Niccolò Perotti (1430-1480) eine Handschrift des Avianus und eine solche des Phaedrus unter die Hände; er schrieb sich daraus

1) Ueber diese prosaischen Bearbeitungen vgl. ausser Hervieux, Les fabulistes latins, Bd. 1 und 2 noch K. Roth, Philol. 1 (1846) p. 523; Oesterley, Romulus, die Paraphrasen des Phaedrus und die aesopische Fabel im Mittelalter, Berl. 1870; Zander, De generibus et libris paraphrasium Phaedrianarum (Acta regiae univ. Lundensis Bd. 33, 1897).

2) Vgl. Draheim, Aesopus Latinus, Berl. 1893, p. 2.

3) Fabulae antiquae; acced. Romuli fab. Aesopiae ed. J. F. Nilant, Leyden 1709.

4) Herlet, Beiträge zur Geschichte der aesop. Fabel im Mittelalter, Bamberg 1892.

5) Diesen Namen führt die Sammlung nach Isaak Nevelet aus Heidelberg, der sie in der Mythologia Aesop., Frankf. 1610 zum erstenmal herausgab. Der handschriftliche Titel ist Aesopus und Draheim will den Anonymus daher Aesopus latinus benannt wissen. Auf Grundlage des cod. Erlangensis 849 ist dieser Aesopus latinus herausgegeben von Draheim in einem Programm des Wilhelms-Gymn., Berl. 1893.

6) 1 p. 447. Vgl. Draheim, Aes. Lat. p. 3. 7) Vgl. die Zusammenstellung bei Havet, Gr. Ausg., p. XV; Castaigne, Trois fabu listes: Ésope, Phèdre et La Fontaine; Étude bibliographique et littéraire, Paris 1890.

Fabeln ab;1) auch eigene Gedichte mischte er darunter. Allein dieser Auszug blieb, wie es schien, völlig unbekannt. Phaedrus sank wieder in sein Dunkel zurück. Da brachte ihm das Jahr 1596 die Befreiung. In diesem Jahre wurde der Dichter in seiner ursprünglichen Gestalt in Frankreich von P. Pithou nach einem Manuscript (s. IX), das er von seinem Bruder Franciscus erhalten, herausgegeben. Von nun an war die Aufmerksamkeit der Gelehrten für den Autor rege geworden; man begann in den Bibliotheken Nachforschungen zu halten. Dem Jesuiten Sirmond glückte es im Jahre 1608, in der Abtei von Saint Remi eine zweite, dem codex Pithoeanus sehr ähnliche Handschrift (s. IX) aufzufinden. Leider ging diese Handschrift im Januar 1774 bei einem Brand zu Grund. Unsere Kenntnis des Codex beruht daher nur auf einer von Berger de Xivrey mitgeteilten Kollation, welche Vincent gemacht und welche der Pariser Bibliothek angehört hatte, jetzt aber nicht mehr aufgefunden werden kann. 2) Um dieselbe Zeit war noch ein Fragment des Phaedrus, acht Fabeln des ersten Buches enthaltend, in den Besitz des berühmten Peter Daniel gelangt; Rigault benutzte es für seine Ausgabe des Jahres 1599, dann entschwand auch diese charta Danielis den Augen der Gelehrten. Sie wurde für die Königin Christine von Schweden angekauft, kam in die Vaticana und ruhte hier, bis sie 1831 von Mai veröffentlicht wurde. 3) Aber als wenn es das Schicksal besonders auf den armen Phaedrus abgesehen hätte, nachdem derselbe ans Licht gezogen war, wurde die Echtheit seines Werks in Zweifel gezogen; als Stütze diente namentlich die Senecastelle. Heute lächeln wir über diesen ganzen Streit, der mit grosser Heftigkeit geführt wurde. Nochmals lebte derselbe auf, als Perotti's Epitome zu Anfang dieses Jahrhunderts von Cassitto (Neapel 1808) und Janelli (Neapel 1809) nach dem codex Neapolitanus und später von Mai1) nach einem lesbareren codex Vaticanus Urbinas 368 publiziert wurde und daraus 30 (oder 31) neue Fabeln ans Licht traten. Hier war der Standpunkt der Verteidiger ein ungleich schwierigerer. Allein auch diese neuen Fabeln, die gewöhnlich als „Appendix" den Ausgaben beigefügt werden,5) haben die Prüfung bestanden;6) sie können nicht von Perotti herstammen, sie weisen entschieden auf dieselbe Zeit, in der Phaedrus lebte, sowohl durch die Sprache, wie Komposition und Metrik als durch eine ganz spezielle Erzählung von Pompeius (nr. 8). Aber auch an einen Nachahmer des Phaedrus zu denken, ist bei dem offenbar geringen Anklang, den Phaedrus gefunden, nicht wahrscheinlich. Sonach lag dem Perotti eine vollständigere

1) Hervieux 1 p. 129.

2) Ergänzend tritt hinzu der in der Pariser Universitätsbibliothek vorhandene Auszug aus dem Remensis, mitgeteilt von Chatelain, Revue de philol. 11 (1887) p. 81. Ausserdem hat sich das Facsimile einer Stelle aus Phaedrus (vgl. Hervieux 1 p. 67) und aus dem gleichfalls in der Handschrift stehenden Querolus erhalten. Premerstein, Ein neues Facsimile der Reimser Handschrift des Phaedrus und des Querolus (Wien. Stud. 19 (1897) p. 258). 3) Auct. class. tom. 3, Rom 1831, p. 307;

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Fabelsammlung des Phaedrus vor als die uns zu Gebote stehende, äusserst lückenhafte. Inzwischen ward auch der Codex, aus dem P. Pithou die Fabeln zum erstenmal veröffentlicht hatte, wieder aufgefunden und den Gelehrten zugänglich gemacht. Er war etwa zu Anfang des 18. Jahrh. in die Hände der Familie de Peletier gekommen; der jetzige Besitzer ist der Marquis de Rosanbo. Im Jahre 1830 publizierte Berger de Xivrey in Paris das berühmte Manuskript; jetzt liegt die Handschrift in einer palaeographischen Ausg. vor.1) Dies sind die Schicksale der Überlieferung des Phaedrus; man möchte hier die Worte des Dichters anwenden:2)

Das mir beschied'ne Leid trag' ich mit festem Mut,
Bis sich das Schicksal seines Unrechts wird bewusst.

Aus dieser Geschichte ersehen wir, dass seine Fabelsammlung uns zerrissen vorliegt, und dass es demnach unsere Aufgabe ist, die zersprengten Teile, soweit sie noch vorhanden sind, wieder zu verbinden. In erster Linie dienen uns dazu die französischen Handschriften, in zweiter die Sammlung des N. Perottus, in dritter prosaische Fabelsammlungen, aus der wir etwa 20 neue herausschälen können. Freilich kann bei den letzten die metrische Form mit Sicherheit nicht mehr hergestellt werden.3)

Zeugnisse über die Fabeldichtung. Sen. ad Polyb. de consol. 8, 27 non audeo te usque eo producere, ut fabellas quoque et Aesopeos logos, intemptatum Romanis ingeniis opus, solita tibi venustate connectas; zur Deutung dieser Stelle vgl. 2. T. 1. H. § 239 p. 70; Buecheler, Coniectanea (Rhein. Mus. 37 (1882) p. 335); Hervieux, Les fabulistes lat. 1, Paris 1884, p. 151; Havet, Gr. Ausg., § 135 p. 243; Crusius, Litt. Zentralbl. 1896 Sp. 1112. Quintil. 1, 9, 2 Aesopi fabellas, quae fabulis nutricularum proxime succedunt, narrare sermone puro et nihil se supra modum extollente, deinde eandem gracilitatem stilo exigere condiscant. Martial. 3, 20, 5 an aemulatur improbi iocos Phaedri? zur Erklärung des improbi äussern unwahrscheinliche Vermutungen Birt, Das ant. Buchwesen, Berl. 1882, p. 385 Anm. 3 und Hillscher, Hominum litteratorum graec. ante Tiberii mortem in urbe Roma commoratorum hist. crit. (Fleckeis. Jahrb. Supplementbd. 18 (1892) p. 434 Anm. 2); Friedländer z. St. leugnet mit Unrecht die Beziehung auf den Fabeldichter Phaedrus. Ueber Nachahmungen des Phaedrus bei Martial vgl. Havet, Gr. Ausg., p. XVI. Avianus praef. p. 3 Lachmann has pro exemplo fabulas et Socrates divinis oraculis indidit et poemati suo Flaccus aptarit, quod in se sub iocorum communium specie vitae argumenta contineant: quas Graecis iambis Babrius repetens in duo volumina coartavit, Phaedrus etiam partem aliquam quinque in libellos resolvit. Auch bei Prudentius finden wir eine Spur des Phaedrus: Phaedr. 4, 6, 10 capacis alvi mersit tartareo specu cathem. 7, 115 alvi capacis vivus hauritur specu. Phaedr. 3, 20, 10 nam vita morti propior est cottidie ist nachgeahmt in einer Grabschrift Anthol. lat. vol. 2 Carmina epigraphica ed. Buecheler, Leipz. 1895, nr. 186: quare vita morti propior fit cottidiae. Dagegen ist die Inschrift (CIL 3 p. 8* nr. 58*), welche den Vs. 3, 17, 12 enthält, wahrscheinlich eine Fälschung; vgl. Ritschl, Opusc. 4, Leipz. 1878, p. 251.

=

Havets Hypothese. Zu ganz neuen Ergebnissen über die Zeit der Fabeln des Phaedrus kommt Havet in seiner gr. Ausg. Seinen Ausgangspunkt nimmt er von der Bestimmung des Archetypus (X); er will nämlich gefunden haben, dass im Prolog des 3. Buches die Schlussverse 33-63 nicht an ihrer richtigen Stelle stehen, sondern an den Schluss des Epilogs zum 2. Buch gehörten. Diese Störung soll in einer Blattversetzung ihren Grund haben. Havet geht noch einen Schritt weiter und will auch die Quelle von X, die er Y nennt, näher bestimmen, indem er 5, 2-6 an den Schluss des 4. Buches rückt

1) Les fables de Phèdre, édition paléogr. publiée d'après le manuscrit Rosanbo par U. Robert, Paris 1893; die wichtigsten Varianten gibt als Nachträge zur L. Müllerschen Ausg. O. Rossbach, Philol. 55 (1896) p. 191.

2) 2 epil. 18 fatale vitium corde durato feram, donec fortunam criminis pudeat sui. Zu bemerken ist, dass vitium eine Konjektur

J. Fr. Gronovs ist für das überlieferte exitium. Manche setzen dafür exilium; vgl. Havet, Gr. Ausg., § 158 p. 262.

3) Eine phaedrische Fabel entdeckte Buecheler (Rhein. Mus. 41 (1886) p. 3) bei Gregor von Tours, Hist. Franc. 4, 9 p. 146 Arndt. Eine zweite aus der Chronik des Fredegar Scholasticus ausgehobene siehe bei Havet, Gr. Ausg., p. 276.

Handbuch der klass. Altertumswissenschaft. VIII, 2, 2. 2. Aufl,

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