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Paldamus, De Corn. Celso, Greifsw. 1842 (dazu Fr. Ritter, Fleckeis. Jahrb. 38 (1843) p. 52); Kissel, A. Corn. Celsus, eine hist. Monographie I, Giessen 1844; O. Jahn (Ueber römische Encyclopädien) in den Berichten der sächs. Ges. der Wissensch. 2 (1850) p. 273; Diels, Doxogr. gr., Berl. 1879, p. 183; M. Schanz, Ueber die Schriften des Cornelius Celsus, Rhein. Mus. 36 (1881) p. 362 (dazu Schwabe, Hermes 19 (1884) p. 385); Laboulbène, Celse et ses oeuvres; médicine au temps de Celse (Revue scientifique 34 (1884) p. 681; 718; 739); Celse et la médicine à Rome (Union méd. 1885 nr. 29).

474. Die Medizin des Celsus. Mit einer interessanten Einleitung beginnt das Werk. Zuerst wird die Entstehung der Heilkunde erörtert, dann wird die Gliederung derselben vorgeführt; sie zerfällt in drei Teile, in denjenigen, welcher durch Regelung der Lebensweise (Diätetik), denjenigen, welcher durch Medikamente (Pharmakeutik), endlich den, welcher durch manuelles Eingreifen heilt (Chirurgik). Daran schliesst sich eine ausführliche Darlegung des Gegensatzes der beiden medizinischen Schulen, der rationellen Richtung, welche alles Schwergewicht auf die Erkenntnis der Ursachen legt, und der empirischen, welche sich auf den Erfolg der Heilmittel stützt. Celsus nimmt eine vermittelnde Stellung ein, doch neigt er sich mehr auf die Seite der Theoretiker,1) er verurteilt zwar das Experiment an lebenden Körpern, hält dagegen das an toten für notwendig. Nach dieser Einleitung schreitet er zu seiner Aufgabe. Das erste Buch handelt über die Lebensweise im allgemeinen unter Berücksichtigung der verschiedenen Individualitäten und krankhaften Dispositionen. Das zweite Buch enthält die allgemeine Pathologie, und erörtert das Verhältnis der Jahreszeiten, der verschiedenen Alter zu den Krankheiten, die Anzeichen eines krankhaften Zustandes im allgemeinen, die Symptome der einzelnen Krankheitszustände und die prognostischen Momente; der allgemeinen Pathologie folgt die allgemeine Therapie. Die zwei folgenden Bücher wenden sich zu den einzelnen Krankheiten, das dritte bespricht die Krankheiten, die dem ganzen Körper zugeschrieben werden müssen, wie z. B. Fieber, Wahnsinn; das vierte diejenigen, die ihren Sitz in den einzelnen Körperteilen haben. Dies macht zuerst eine anatomische Uebersicht notwendig. Die Darstellung fängt mit dem Kopfe an. In beiden Büchern hatte die Therapie mehr einen allgemeinen Charakter, alle Momente, die zur Heilung führen können, waren berücksichtigt, nicht bloss die Medikamente; in den beiden folgenden Büchern, dem 5. und 6., wird die Lehre von den Arzneimitteln systematisch durchgeführt und eine grosse Anzahl von compositiones" mitgeteilt. Mit dem siebenten Buch wird die Chirurgie in Angriff genommen; lesenswert ist die Aufzählung der für einen guten Chirurgen notwendigen Eigenschaften. 2) Die Knochenerkrankungen sind einem eigenen Buch, dem achten, reserviert.

Es steht uns natürlich nicht zu, über den sachlichen Wert des Buches ein Urteil abzugeben. 3) Nur soviel darf gesagt werden, dass die Abhängigkeit des Celsus von den Griechen offen vorliegt. Dadurch ist er

1) prooem. (p. 8, 27 Daremb.) ista naturae rerum contemplatio, quamvis non faciat medicum, aptiorem tamen medicinae reddit.

2) z. B. 7 praef. (p. 263, 9) misericors sic, ut sanari velit eum, quem accepit, non ut clamore eius motus vel magis, quam res

desiderat, properet, vel minus, quam necesse est, secet; sed perinde faciat omnia, ac si nullus ex vagitibus alterius affectus oriatur. 3) Sachkenner urteilen günstig, wie z. B. Pagel, Gesch. der Medicin, 1. T., Berl. 1898, p. 101.

eine Hauptquelle für die Geschichte der Medizin seit Hippokrates geworden; wir lernen durch ihn 72 verlorene medizinische Autoren1) kennen. Sein Verdienst muss also in der Form gesucht werden. Hier verdient er aber volles Lob. Des Autors Sprache ist rein und einfach und hält sich von allem rhetorischen Schwulste frei;2) von den Rezepten abgesehen, ermüdet uns die Lektüre durchaus nicht, öfters tritt uns auch die Persönlichkeit des Schriftstellers näher, wie wenn er sagt, dass nur unbedeutende Geister nicht gern einen Irrtum eingestehen, dass aber die genialen Menschen eine irrtümliche Ansicht leicht über Bord werfen können, da ihnen selbst dann noch genug des Eigenen bleibt (8, 4 p. 333, 30).

Zur Quellenkunde. Für die Therapie setzt Wellmann, Die pneumat. Schule (Philol. Unters. von Kiessling und Wilamowitz 14, Berl. 1895, p. 59 Anm.) den Asklepiades als eine der Hauptquellen an, lässt es aber unentschieden, ob der Grieche direkt oder indirekt benutzt wurde. Für die Chirurgie ist nach Wellmann (Hermes 26 (1891) p. 342 Anm. 1; Die pneumat. Schule p. 123) die Hauptquelle Philoxenos, qui pluribus voluminibus hanc partem diligentissime comprehendit (7 praef. p. 262, 22), von dem auch Paulus Aegineta und Aetius abhängig seien. Ueber die Benutzung Heraklids von Tarent in Celsus' Geschichte der Empirie vgl. Sepp, Pyrrhoneische Studien, Freising 1893, 1. T. p. 7; über die Benutzung des Aenesidem vgl. p. 17 und 29.

Die Ueberlieferung. Alte Handschriften des Celsus sind selten; auch in alten Katalogen erscheint Celsus nicht. Das Mittelalter nimmt fast keine Notiz von ihm; nur Gerbert, gegen Ende des 10. Jahrh., der Celsus epist. 15 citiert, wird ihn gekannt haben; vgl. Manitius, Rhein. Mus. 47 (1892) Ergänzungsh. p. 152. Alle Handschriften stammen aus einem und demselben Exemplar, da sie dieselbe grosse Lücke im vierten Buch (c. 27) haben. Die ältesten Handschriften sind der Vaticanus 5951 s. X (vgl. Th. Stangl, Wochenschr. für klass. Philol. 1884 Sp. 1469; Sabbadini, Suoi cod. etc. p. 9), der Laur. 73, 1 s. XII (nach Sabbadini 1. c. p. 2 gehört er dem s. X an) und der Parisinus 7028 s. XI, der Excerpte enthält. Zu denselben fügt Sabbadini, Suoi codici della Medicina di Corn. Celso, Florenz 1900 (Studi ital. di filol. class. vol. 8) noch einen wahrscheinlich früher in Siena befindlichen, jetzt verlorenen Codex (S), dessen treues Abbild uns der Laurentianus 73, 7 s. XV (N) gewährt (p. 21). Detlefsen, Verh. der Kieler Philol.Vers. 1869 p. 91; Sabbadini, Guarino Veronese e gli archetipi di Celso e Plauto, Livorno 1886.

Ausg. Editio princeps von Guarino da Verona 1426; van der Linden, Leyden 1657 (Benutzung des Parisinus); cum not. var. ed. Almeloveen, Amsterdam 1687, 1713; rec. C. Chr. Krause, Leipz. 1766; ex rec. Targae mit einem lexicon Celsianum, Padua 1769; Verona 1810; ex rec. Targae cura Ruhnkenii, Leyden 1785; Milligan, Edinb.2 1831 (mit Index); ed. Fr. Ritter et Albers, Köln 1834; de Renzi, Neapel 1851 (mit lexicon Cels.); Daremberg, Leipz. 1859.

Uebers. von Bernh. Ritter, Stuttg. 1840; Ed. Scheller, Braunschweig 1846 (mit ausgezeichnetem Commentar); französ. Uebers. (mit lat. Text) von Védrènes, Paris 1876, der Abbildungen von Instrumenten u. s. w. beigegeben sind.

Die Monographie über den Partherkrieg. Jo. Lydus de magistratibus 3, 33 (p. 208 Fuss) ηπίστατο Κωνσταντῖνος μὴ εἶναι ῥᾴδιον ἄλλως καταπολεμηθῆναι Πέρσας μὴ ἐξαπίνης αὐτοῖς ἐπιχεομένης ἐφόδου. Καὶ συγγραφὴν περὶ τούτου μονήρη Κέλσος, ὁ Ρωμαῖος τακτικός, ἀπολέλοιπε, σαφῶς ἀναδιδάσκων, ὡς οὐκ ἄλλως Πέρσαι Ρωμαίοις παραστήσονται, εἰ μὴ αἰφνιδίως εἰς τὴν ἐκείνων χώραν Ῥωμαῖοι γνόφου δίκην ἐνσκήψουσιν. ἡ γὰρ δυσχωρία Πέρσαις ἱππηλατοῦσι δυσέμβατος· ὅθεν αφόρητος αὐτοῖς ὁ Κουρβολῶν ἐπὶ Tov Nέowvos éqavn. Die Schrift bezieht sich auf Corbulos Feldzug und fällt etwa 63 n. Chr. Ich habe leise Zweifel angedeutet, ob diese Monographie von unserem Celsus herrührt, wenn es auch wahrscheinlich ist, dass Lydus den Verfasser der Monographie dafür hält (vgl. noch 1, 47 p. 82 F.). Das Gleiche that, ohne, wie es scheint, von meiner Abhandlung Kenntnis gehabt zu haben, Reitzenstein, De scriptorum rei rust., qui intercedunt inter Catonem et Columellam, libris deperditis, p. 31 Anm. 50. Vielleicht war Marius Celsus, der im J. 63 mit der 15. Legion aus Pannonien zur Operationsarmee Corbulos stiess, der Verfasser der Schrift.

1) Häser, Gesch. der Medizin 13 p. 280.

2) Brolén, De eloc. A. Corn. Celsi, Upsala 1872.

b) Die Grammatiker.

1. Q. Remmius Palaemon.

475. Die verlorene Ars Palaemons. Der Grammatiker war der Sohn einer Sklavin in Vicenza. Er erlernte das Weberhandwerk; als er aber den Auftrag erhielt, den Sohn des Herrn in die Schule zu begleiten, benutzte er die Gelegenheit, sich eine höhere Bildung anzueignen. Später freigelassen, eröffnete er eine grammatische Schule und verstand es, sich zu hohem Ansehen emporzuringen, obwohl sein sittliches Leben anstössig war und sogar die Kaiser Tiberius und Claudius vor seiner Schule öffentlich warnten; die grosse Anziehungskraft, die er ausübte, lag in seinem stets paraten Wissen und in seiner völligen Herrschaft über das lebendige Wort. In der Schule scheint er an Stelle der alten Autoren die modernen gesetzt zu haben;1) Vergil war ihm der Dichter überhaupt, den alten Varro dagegen benannte er mit einem Schimpfwort. Zu seinen Schülern zählte er den Dichter Persius) und den berühmten Rhetor Quintilian. 3) Sein Selbstgefühl war sehr stark entwickelt, er prahlte, dass mit ihm die Wissenschaft zur Welt gekommen sei und mit ihm auch wieder ins Grab sinke; er versicherte, dass der in den Bucolica Vergils zum Schiedsrichter erwählte Palaemon eine prophetische Hinweisung auf ihn als künftigen Kritiker der Dichter enthalte, er erzählte, dass Räuber, denen er einmal in die Hände fiel, ihn unbehelligt liessen, als sie seinen Namen hörten. Gross waren seine Luxusbedürfnisse; obgleich ihm seine Schule reiche Honorare eintrug und er auch noch durch andere Unternehmungen, besonders durch rationellen Betrieb der Landwirtschaft, grosse Einnahmen erzielte, so reichte doch dies alles für seine Bedürfnisse nicht aus.

Palaemons Bedeutung für die Litteratur liegt in seinem Lehrgebäude der lateinischen Grammatik, in seiner Ars. Zwar war er auch Improvisator von Gedichten, und um seine Kunst zu zeigen, versuchte er sich in den schwierigsten Metra. Allein diese Spielereien scheinen nur eine ephemere Wirkung gehabt zu haben. Dagegen erstreckte sich der Einfluss seiner Ars bis auf die spätesten Zeiten.4) Leider ist uns die Ars nicht erhalten; doch können wir dieselbe einigermassen reconstruieren. Am dienlichsten ist uns für diesen Zweck Charisius, in den ganze Partien aus dem Werk übergegangen sind. Gewisse Kriterien, die man gefunden hat, erleichtern die Aufgabe.

Biographisches. Suet. de gramm. 23 (p. 116 Reifferscheid) Q. Remmius Palaemon Vicetinus mulieris verna primo ut ferunt textrinum, deinde, herilem filium dum comitatur in scholam, litteras didicit. Postea manumissus docuit Romae ac principem locum inter grammaticos tenuit, quamquam infamis omnibus vitiis, palamque et Tiberio et mox Claudio praedicantibus, nemini minus institutionem puerorum vel iuvenum committendam. Sed capiebat homines cum memoria rerum tum facilitate sermonis. Hieronym. zum J. 2064 48 n. Chr. (2 p. 153 Schöne) Palaemon Vicetinus insignis grammaticus Romae habetur qui quondam interrogatus, quid inter stillam et guttam interesset, gutta", inquit, „stat, stilla cadit". M. Antonius Liberalis Latinus rhetor gravissimas inimicitias cum Palaemone exercet. Da Plinius (n. h. 14, 49) von Remmius Palaemon als einem alias grammatica arte celebri spricht, wird er damals nicht mehr gelebt haben.

P. 26.

1) F. Leo, Plaut. Forschungen, Berl. 1895, mium Palaemonem.

3) schol. Juv. 6, 452.

2) Vita Persii (p. 58 Buecheler3) studuit | 4) Usener, Sitzungsber. der Münchner Flaccus.... Romae apud grammaticum Rem- | Akad. 1892 p. 647.

....

Zur Charakteristik Palaemons. Suet. de gramm. 23 (p. 117 R.) arrogantia fuit tanta, ut M. Varronem porcum appellaret; secum et natas et morituras litteras iactaret; nomen suum in bucolicis non temere positum, sed praesagiente Vergilio, fore quandoque omnium poetarum ac poematum Palaemonem iudicem Luxuriae ita indulsit, ut saepius in die lavaret, nec sufficeret sumptibus, quamquam ex schola quadringena annua caperet ac non multo minus ex re familiari Sed maxime flagrabat libidinibus in mulieres, usque ad infamiam oris. Plin. n. h. 14, 50 non virtute animi sed vanitate primo, quae nota mire in illo (Palaemone) fuit.

Palaemon als Dichter. Suet. de gramm. 23 (p. 117 R.) nec non etiam poemata faciebat ex tempore. Scripsit vero variis nec vulgaribus metris. Auf die Verskünsteleien des Palaemon bezieht sich Martial 2, 86, 11 scribat carmina circulis Palaemon, | me raris iurat auribus placere. Ueber seine Metrik vgl. A. Kiessling, Philol. Unters. von Kiessling und Wilamowitz 2, Berl. 1881, p. 65; F. Leo, Die beiden metrischen Systeme des Altertums (Hermes 24 (1889) p. 293 Anm. 1): Es ist vielleicht kein blosses Rathen, in ihm, dem Lehrer des Quintilian und Persius, dem grammatischen Vorkämpfer der klassischen Poesie (Apoll. Sid. ep. 5, 10, 3 wird er als Rhetor neben Gallio genannt), den zweiten Gewährsmann des Caesius Bassus, d. h. den Metriker zu vermuthen, welcher die horazischen Metra nach dem vom Dichter thatsächlich befolgten System (so dass in der Gegnerschaft Palaemons gegen Varro kein Hindernis läge) behandelt hat.“

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Die Versuche zur Reconstruction der Ars des Palaemon. Schottmüller (De C. Plini Secundi libris grammaticis, Bonner Diss. 1858) tritt in eine Untersuchung der Bestandteile des Charisius ein (p. 24) und wird dadurch auch zu einer Ausscheidung des Palaemon veranlasst. Es folgt Morawski, Quaest. Charis. (Hermes 11 (1876) p. 339), der ebenfalls Kriterien für die palaemonischen Bestandteile gewinnt. Wiederum einen Schritt weiter kam Marschall (De Q. Remmii Palaemonis libris grammaticis, Leipz. 1887; vgl. H. Keil, Deutsche Litt.Ztg. 1888 Sp. 592), welcher nicht bloss den Charisius, sondern auch den Dositheus, die Excerpta Bobiensia zur Reconstruierung der Ars herbeizog. Der Versuch, den Julius Romanus aus Charisius zu gewinnen, hat neuerdings auch Fröhde (De C. Julio Romano Charisii auctore in Fleckeis. Jahrb. Supplementbd. 18 (1892) p. 567) auf die palaemonische Frage geführt. Auch Bölte, Die Quellen von Charisius 1, 15 und 17 (Fleckeis. Jahrb. 137 (1888) p. 401) behandelt einen Teil der Frage. Ueber Palaemon als Quelle des Consentius vgl. H. Keil, Gramm. lat. 5 p. 334. Epikritische Bemerkungen gibt Nettleship, Lectures and Essays, Second Series, Oxford 1895, p. 149; 168. Als Kriterien für die Wiedergewinnung der Ars erscheinen die Eigentümlichkeit Palaemons, Vergil als den poeta xar' ěšov zu bezeichnen (Gramm. lat. 1 p. 233, 12 und 20; vgl. Fr. Schöll, Rhein. Mus. 34 (1879) p. 630), und die Eigentümlichkeit, seine Beispiele, die aus Terenz, Vergil, Horaz und Cicero genommen werden, mit velut einzuführen (Schottmüller p. 22), endlich der Usus, ,endigen mit efferri zu geben. Trotz der Verdienstlichkeit dieser Versuche fehlt uns noch immer die reconstruierte Ars. Nur eine möglichst umfassende Analyse der gesamten vorhandenen grammatischen Litteratur der Römer (nach Müllenhoff'scher Methode) verspricht abschliessende Resultate. Mit Stückwerk ist hier nichts gethan.

Der sog. jüngere Palaemon. Schottmüller (1. c. p. 31) spricht die Ansicht aus, der von Charisius benutzte Palaemon sei ein (gallischer) Grammatiker des vierten Jahrhunderts, den Apollinaris Sidonius epist. 5, 10 erwähne. Allein seine Gründe sind sehr unzureichend. Vgl. H. Keil 5 p. 334; W. Christ, Philol. 18 (1862) p. 125; Morawski l. c. p. 352; Vahlen, Ind. lect. Berl. 1877/78, p. 8; H. Fr. Neumann, De Plin. dubii sermonis libris et Prisciani fontibus, Kiel 1881, p. 32; Nettleship 1. c. p. 163; Marschall 1. c. p. 8-20. Dass ein Buch, welches aller Wahrscheinlichkeit nach als Unterrichtsmittel diente, vielen Interpolationen und Verschlechterungen ausgesetzt ist, liegt auf der Hand. Auch durch die indirekte Ueberlieferung hat das Werk Schaden genommen.

Apokryphes Palaemons. Bei dem grossen Ansehen, dessen sich Palaemon erfreute, wurde sein Name typisch für grammatische Werke. Mit Unrecht werden ihm folgende Schriften zugeschrieben: 1. eine Ars bei H. Keil, Gramm. lat. p. 533; vgl. p. 528: omnia in notissimis et maxime vulgaribus grammaticorum praeceptis de sex partibus orationis, de nomine pronomine verbo participio adverbio praepositione, (coniunctionis enim et interiectionis expositio omissa est) versantur, eaque in formam regularum et quaestionum satis neglegenter redacta neque certo ordine composita sunt." 2. zwei Traktate: eine Ars, die aber in der Regel unter dem Namen des Victorinus erscheint, Gramm. lat. 6 p. 188, und ein Traktat de metrica institutione, 6 p. 206; vgl. ebenda p. XVIII; über den p. 209, 11 genannten Lactantius als Quelle vgl. F. Leo, Hermes 24 (1889) p. 293 Anm. i. Ueber die verborum differentiae bei Reifferscheid, Suet. rel. p. 274 vgl. denselben p. 450; J. W. Beck, De differentiarum scriptoribus lat., Groningen 1883, p. 9; Brambach, Die Neugestalt. der lat. Orthogr. in ihrem Verh. zur Schule, Leipz. 1868, p. 30. In einem Lorscher Katalog s. IX werden glosae Palaemonis grammatici aufgeführt, welche jedenfalls

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Julius Modestus, M. Pomponius Marcellus und Nisus. (§ 475 a.)

mit den verborum differentiae identisch sind; vgl. Manitius, Rhein. Mus. 47 (1892) Ergänzungsh. p. 44.

Fortleben Palaemons. Juv. 6, 451 odi hanc ego quae repetit volvitque Palaemonis artem; schol. z. St. grammatici magistri Quintiliani oratoris; 7, 215 docti Palaemonis; Quintil. 1, 4, 20 alii ex idoneis dumtaxat auctoribus octo partes secuti sunt, ut Aristarchus et aetate nostra Palaemon. Ueber das Verhältnis Quintilians zu Palaemon vgl. W. Christ, Philol. 18 (1862) p. 126; Birt, Rhein. Mus. 34 (1879) p. 25; Claussen, Quaest. Quintil. (Fleckeis. Jahrb. Supplementbd. 6 (1872/73) p. 388); Bölte, De artium script. lat., Bonn 1886, These 4; Fleckeis. Jahrb. 137 (1888) p. 436; Nettleship 1. c. p. 167. Marschall 1. c. p. 81: est profecto fere nemo grammaticus posterioris aetatis latinus, quin Palaemonis librum adierit." Ueber Palaemon bei Cassiodor vgl. die unten (§ 479 Fortleben des Valerius Probus) ausgeschriebene Stelle.

2. Julius Modestus, M. Pomponius Marcellus und Nisus.

475a. Sprachliche und antiquarische Studien des Julius Modestus und des Pomponius Marcellus. Ausser Remmius Palaemon waren angesehene Grammatiker auch Julius Modestus und Pomponius Marcellus. Der erste war ein Freigelassener des gelehrten Philologen C. Julius Hyginus und wendete, wie sein Herr, nicht bloss der Sprache, sondern auch den Realien sein Augenmerk zu. Er schrieb Miscellanea, die er „Bunte Fragen" betitelte; in zwangloser Weise waren hier Probleme aus der Etymologie und Orthographie behandelt. Weiterhin verfasste er ein Werk über die Feiertage, das bei Macrobius seine Spuren hinterlassen hat. Dagegen wird der Horaz- und Vergilerklärer Modestus nicht mit dem Freigelassenen Hygins identisch sein; dieser Interpret wird vielmehr der Zeitgenosse Plutarchs, Aufidius Modestus, sein, und sonach dem domitianischen Zeitalter angehören. Pomponius Marcellus machte Jagd auf Soloecismen bis zur Hartnäckigkeit. Als er einst den Tiberius wegen eines Ausdruckes tadelte und ihm Ateius Capito mit der Behauptung entgegentrat, der getadelte Ausdruck sei auch lateinisch und wenn er es nicht wäre, sei er es von nun an, da brach er in die Worte aus: „Du, Kaiser, kannst Menschen das Bürgerrecht erteilen, aber nicht Worten." Beiläufig mag auch des Grammatikers Nisus hier Erwähnung geschehen, der sich mit Grammatik, Vergil und Erklärung der Fasten beschäftigte.

Julius Modestus. Suet. de gramm. 20 (p. 115 R.) huius (Hygini § 342) libertus fuit Julius Modestus, in studiis atque doctrina vestigia patroni secutus. Seine Blüte muss also in die Zeit des Tiber fallen. Es werden von ihm folgende Schriften angeführt: a) Quaestiones confusae; Gellius 3, 9, 1 Gavius Bassus (1. T.2 § 196 p. 387) in commentariis suis, item Julius Modestus in secundo quaestionum confusarum historiam de equo Seiano tradunt. Dass in diesen Miscellanea viele orthographische und etymologische Fragen behandelt waren, zeigt Fröhde, De C. Jul. Romano etc., p. 608. Vgl. auch Quintil. 1, 6, 36; Charis., Gramm. lat. 1 p. 73, 12; 75, 13; 101, 1; 103, 28; 125, 4; 204, 22; Diomedes, Gramm. lat. 1 p. 365, 16; ) de feriis; Macrob. Sat. 1, 4, 7 Julius Modestus de feriis; vgl. noch 1, 10, 9 und 1, 16, 28. Ueber den Horaz- und Vergilerklärer Modestus vgl. 2. T. 1. H. § 264 p. 129. Bunte, Hygini fabulae, Leipz. 1857, p. 6; Ribbeck, Proleg. Verg. p. 121.

M. Pomponius Marcellus. Suet. de gramm. 22 (p. 116 R.) M. Pomponius Marcellus sermonis Latini exactor molestissimus in advocatione quadam nam interdum et causas agebat soloecismum ab adversario factum usque adeo arguere perseveravit, quoad Cassius Severus interpellatis iudicibus dilationem petiit, ut litigator suus alium grammaticum adhiberet; „quando non putat is cum adversario de iure sibi, sed de soloecismo controversiam futuram." Hic idem, cum ex oratione Tiberium reprehendisset, affirmante Ateio Capitone, et esse illud Latinum et si non esset futurum certe iam inde: „mentitur“, inquit, "Capito; tu enim, Caesar, civitatem dare potes hominibus, verbis non potes." Pugilem olim fuisse Asinius Gallus hoc in eum epigrammate ostendit: qui caput ad laevam didicit, glossemata nobis praecipit: os nullum, vel potius pugilis!

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