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(5, 6 war bereits von Brotier als Epilog des 4. Buches erkannt worden). Ja selbst die Quelle von Y, welche die Signatur Z erhält, will Havet ermitteln; es sollen nämlich einige Fabeln des 1. Buches dem 2. zuzuteilen sein; auch hier sei eine Blattverschiebung die Ursache der Störung gewesen; Havet (p. 257) glaubt, die Fabeln 14-31 des 1. Buches gehörten in das 2. Allein diese Konstruktionen sind sehr unsicher und zum Teil sogar willkürlich; schon die Grundlage der ganzen Hypothese, dass der 2. Teil des Prologs zum 3. Buch nicht an seiner Stelle stehe, hält einer Prüfung nicht Stand; die Worte passen besser für einen Prolog als für einen Epilog, dem sie Havet einreiht. Auch schliessen sich die versetzten Worte keineswegs passend an die neue Stelle an. Ebenso unhaltbar erscheinen mir die Aufstellungen, welche Havet über die Entstehungszeit der einzelnen Bücher vorträgt. Aus der Senecastelle will nämlich Havet folgern, dass im J. 43 oder 44 noch nichts von Phaedrus in die Oeffentlichkeit gedrungen war (§ 135 p. 245), das 2. Buch sei nach dem Tode des Tiberius (37 n. Chr.) geschrieben (§ 134 p. 243), das 1. Buch sei vor Seians Tod (31 n. Chr.) abgefasst (§ 133 p. 242), aber sein Erscheinen von Seian verhindert worden (§ 136 p. 245). Erst unter der Regierung des Claudius wären die zwei ersten Bücher vereinzelt oder verbunden an das Licht getreten (§ 137 p. 246); auch das 3. sei wahrscheinlich noch unter Claudius abgefasst worden (§ 164 p. 267), während das 4. vermutlich der Regierungszeit Neros angehöre (§ 165 p. 268). Das 5. Buch sei mit höherer Wahrscheinlichkeit unter Vespasian als unter Nero anzusetzen (§ 137 p. 247); danach wäre in der Litteraturgeschichte Phaedrus dem Seneca nachzustellen. Die Archetypusstudien Havets führt Vandaele (Qua mente Phaeder fabellas scripserit, Paris 1897, p. 16 und p. 95) weiter.

Die Geschichte der Ueberlieferung des Phaedrus behandelt in weitschweifiger Weise Hervieux, Les fabulistes latins, 2 Bde, Paris 1884.

367. Charakteristik des Phaedrus. Einzelne Fabeln waren schon vor Phaedrus als Schmuck in litterarischen Erzeugnissen verwertet worden; so hatten Ennius, Lucilius, Horaz, Livius Fabeln in ihre Werke eingestreut;1) auch lebten im Volksmunde viele Fabeln;2) die Fabel aber zu einem für sich bestehenden, selbständigen Zweig der römischen Dichtung erhoben zu haben, dieses Verdienst kann Phaedrus für sich in Anspruch nehmen. Phaedrus ist auf seine Schöpfung ungemein stolz, er zweifelt nicht einen Augenblick, dass sich an derselben die kommenden Geschlechter ergötzen werden, und verkündet in stolzem Selbstgefühl dem Particulo, dem er das vierte Buch gewidmet hatte, dass dessen Namen leben werde, solange die römische Litteratur in Ehren stehe. Die Anerkennung des Publikums scheint ihm aber nicht in dem erwarteten Masse zu Teil geworden zu sein, denn er klagt über Neid, welcher ihm die gebührende Stellung im Dichterkreis versage; mit Verachtung sieht er auf die Leute herab, die ihn nicht würdigen, und vergleicht sie mit dem Hahne, der in einem Kehricht eine Perle gefunden, mit der er nichts anzufangen weiss (3, 12); an einer Stelle höhnt er die „Catonen", welche man weder durch Fabeln noch durch tragische Stoffe zufrieden stellen könne. Doch um des ungebildeten Pöbels Beifall geizt er nicht. Der dichterische Ruhm ist ihm alles, das Streben nach äusseren Gütern hat in seinem Herzen keine Stätte. Phaedrus ist in erster Linie Bearbeiter des Äsop3) und bei der Ankün

1) Bei Ennius stand die Fabel von der Haubenlerche (Gellius 2, 29; Bährens, Fragm. poet. Rom. p. 120 nr. 481); bei Lucilius im 30. B. (nr. 66-69 p. 126 L. M.; Bährens, Fragm. poet. Rom. p. 246 nr. 778) die Fabel vom kranken Löwen; Horaz hat (sat. 2, 6, 79) die Fabel von der Stadt- und Landmaus; vgl. auch epist. 1, 7, 29; 10, 34 u. s. w.; Castelli, Le favole d'Orazio e le favole di Fedro; comparativo e critico, Padua 1897. Bei Livius (2, 32) wird die von der Verschwörung der membra gegen den

venter erzählt.

2) Vgl. die von Buecheler (Anthol. lat. vol. 2 Carmina epigraphica, p. 22 nr. 43) zusammengestellten Fragmente von exordia äsopischer Fabeln auf pompeianischen Wänden. Phaedrus 4, 6, 2 berichtet selbst, dass die von ihm erzählte Fabel von dem Krieg zwischen Wieseln und Mäusen gemalt werde.

3) Dass er aber auch andere Quellen benutzte, dafür verweist Havet (Gr. Ausg. § 149 p. 256) auf fab. 1, 14 und 18.

digung seiner Dichtung wollte er auch nichts anderes sein; denn er sagt:1)

Den Stoff, den einst Aesopus ausgeklügelt hat,
Den formte ich lateinisch in Senare um.

Allein im weiteren Verlauf der Dichtung dünkte ihm die Rolle des Bearbeiters zu gering, er wollte auch originell erscheinen. Schon im zweiten Buch erklärte er daher, auch Neues sei zur Abwechslung eingestreut, doch wolle er, fügte er entschuldigend bei, im übrigen der Weise des „Greises" treu bleiben und begnüge sich, der zweite zu sein, nachdem Äsop nun einmal den ersten Platz eingenommen. Viel selbstbewusster wird die Sprache im dritten Buch; hier rühmt er sich, dass er den engen Pfad Asops erweitert und mehr Eigenes gegeben als jener hinterlassen. Ähnlich ist die Sprache im vierten Buch; dort bezeichnet er seine Fabeln als äsopische, nicht aber als Fabeln Äsops, da er neuen Stoff nur in der Weise Äsops und zwar reichlicheren als dieser darbiete; den Tadlern, welche das Gelungene auf Rechnung Äsops, das Misslungene auf seine Rechnung setzen, ruft er zu: „Jener erfand die Fabel, aber unsere Hand führte sie zur Vollendung". Im letzten Buch endlich will er den Namen Äsop nur als Aushängeschild gebrauchen. 2) Sonach findet in der Dichtung des Phaedrus ein Entwicklungsgang statt, indem der Dichter von der Übertragung zur selbständigen Produktion fortschreitet. Dieselbe bethätigte er, indem er einmal Begebnisse seiner Zeit in dichterischer Form erzählt; von diesen Erzählungen ist die anmutigste die vom Flötenspieler Princeps (5, 7): der lag lange Zeit krank darnieder; als er wieder im Theater erschien, bezog er einen Chorgesang, der zum Preis des Princeps vorgetragen wurde, auf seine Person; als sein Irrtum erkannt wurde, warf das Publikum den armen Flötenspieler zum Theater hinaus.") Aber nicht bloss als selbständigen Erzähler, sondern auch als selbständigen Fabulisten sollten ihn die Leser kennen lernen. Freilich ist eine Fabel (4, 11), die er ausdrücklich als sein Eigentum ausgibt, sehr missglückt. 4)

"

Als den Hauptvorzug seiner Fabeln rühmt er die Kürze, und er wird nicht müde, uns diesen Vorzug wiederholt vorzurücken. Er hat Grund darauf stolz zu sein, denn die Kürze ist die Seele der Fabel".5) Im Zusammenhang damit steht, dass er alles Rhetorische und Aufgedunsene von seinen Fabeln fern hält; auch hier leitet ihn das richtige Gefühl, dass der Fabel vornehmster Schmuck sei, ganz und gar keinen Schmuck zu haben".6) Er spricht eine klare, einfache und reine Sprache; nur der häufige Gebrauch von Abstrakta) und sonstige Abweichungen vom klas

1) 1 prol. 1: Aesopus auctor quam materiam repperit, hanc ego polivi versibus senariis.

2) Der Dichter hat sich zu Uebertreibungen hinreissen lassen. c'est seulement à partir de la deuxième partie de son livre IV, qu'il commence à être original . . . . il reste si peu de chose, soit de la deuxième partie du livre IV, soit du livre V, qu'il est impossible de savoir, si Ésope n'en avait pas encore

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fait en partie les frais" (Hervieux 1 p. 29).

) Ueber eine sich wahrscheinlich auf diesen Princeps beziehende, von seiner Tochter gesetzte Grabschrift vgl. Buecheler, Coniectanea (Rhein. Mus. 37 (1882) p. 332).

4) Vgl. Lessing, Ges. W. (Göschen, Leipz. 1858) 3 p. 253.

5) Lessing 1. c. p. 299.
6) Lessing 1. c. p. 299.

7) Vgl. z. B. 1, 13, 12 tum demum in

sischen Sprachgebrauch1) erinnern an die sinkende Latinität. Auch in dem Bau seines Senars befolgt er eine strenge Gesetzmässigkeit; bemerkenswert ist aber, dass Phaedrus hierin isoliert dasteht, 2) weil er sich von seiner Zeit loslöst. Aber damit dürften die Lobsprüche, die man ihm erteilen kann, erschöpft sein. In der Bearbeitung der Fabeln verlässt ihn oft der gute Geschmack. So empfinden wir es als störend, dass er die Lehren, die sich aus den Fabeln ableiten lassen, dem Leser aufdringt und zwar nicht bloss in Form von Epimythien, sondern auch, was noch mehr verletzt, in Form von Promythien. Aber diese Lehren entsprechen manchmal gar nicht dem Inhalt der Fabeln; woraus man erkennt, dass er oft nicht den Geist seiner Fabeln erfasst hat.3) Auch im Einzelnen zeigt er mitunter keine glückliche Hand; und Lessings Vorwurf ist nicht unbegründet, dass Phaedrus, so oft er sich von der Einfalt der griechischen Fabeln auch nur einen Schritt entfernt, einen plumpen Fehler begeht.) Phaedrus ist kein Genie, er verrät wenig dichterische Anlagen, er ist nichts als ein treuer Arbeiter. Er ist auch kein hochstehender Charakter; ihm fehlt die Heiterkeit der Seele, und er belästigt den Leser mit seinen Klagen;5) die Eitelkeit beherrscht sein Denken und Sein und lässt ihn selbst dem gegenüber ungerecht erscheinen, dem er doch seinen Ruhm verdankt, dem Meister Äsop.

Zeugnisse zur Charakteristik des Phaedrus. 3 prol. 32 quem si leges, laetabor; sin autem minus, | habebunt certe, quo se oblectent posteri; 4 epil. 4 vir sanctissime, | Particulo, chartis nomen victurum meis, | latinis dum manebit pretium litteris; über den Neid vgl. folgende Stellen: 3 prol. 60 ergo hinc abesto livor, ne frustra gemas, | quoniam sollemnis mihi debetur gloria; 3 prol. 23 fastidiose tamen in coetum (poetarum) recipior; 2 epil. 10 si livor obtrectare curam voluerit, non tamen eripiet laudis conscientiam ; 2 epil. 15-17; 4, 22 (nach anderer Zählung 21), 1; 4 prol. 16; 5 prol. 9. 4, 7, 21 quid ergo possum facere tibi, lector Cato, si nec fabellae te iuvant nec fabulae? Vielleicht ist unter dem Cato P. Pomponius Secundus (s. § 381) zu verstehen; vgl. Ribbeck, Gesch. der röm. Dicht. 3 p. 28. 4 prol. 21 inlitteratum plausum nec desidero; 3 prol. 20 quamvis . . curamque habendi penitus corde eraserim.

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Verhältnis des Phaedrus zu Aesop. 2 prol. 8 equidem omni cura morem servabo senis (Aesopi): | sed si libuerit aliquid interponere, | dictorum sensus ut delectet varietas, | bonas in partes, lector, accipias velim; 2 epil. 5 quoniam occuparat alter (Aesopus), ut primus foret, ne solus esset, studui; quod superfuit:| nec haec invidia, verumst aemulatio;

gemuit corvi deceptus stupor. Raschig zu fab. XII (= 1, 4); L. Müller, De Phaedri et Aviani fab., p. 5; Havet, Gr. Ausg. p. 277. Merkwürdig ist auch die Personifikation der Religio 4, 11, 4. Causeret, De Phaedri sermone gramm. observ., Paris 1886.

1) z. B. 1, 14, 4 strophis.

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2) F. Leo, Plaut. Forsch., Berl. 1895, p. 24: Die archaische Versbildung des Plebejers Phaedrus ist eine Anomalie und tritt aus dem vornehmen Kreise der herrschenden Richtung heraus" P. Langen, Berl. philol. Wochenschr. 1896 Sp. 620: sein Senar bedeutet in metrischer Beziehung einen Rückschritt um ungefähr ein Jahrhundert."

3) Man vgl. 1, 20; 1, 4; 1, 10; 5, 6; 1, 8; 3, 18. Selbst einander widersprechende Lehren zu derselben Fabel finden sich z. B. 1, 9; 1, 26; 1, 21. Scharfsinnig sind diese Gebrechen erörtert in der Ausgabe von Raschig (Zusammenstellung p. 3). Freilich ist fraglich, ob alle diese Promythien und Epi

mythien von Phaedrus herrühren. Besonders fällt in die Wagschale, dass in den Fabeln, welche die Anthologia Perottina mit den Codices des Phaedrus gemeinsam hat, in der Regel metrische Epimythien und Promythien fehlen und dafür prosaische Promythien stehen. Vgl. über diese Frage L. Müller, Gr. Ausg., p. XXV; Berl. philol. Wochenschr. 1890 Sp. 1300; Hartman, De Phaedri fabulis, p. 53--79.

4) 1. c. p. 307. Der geniale Kritiker wählt, um seinen Vorwurf zu begründen, folgende Fabeln: 1, 4; 1, 5; 1, 11; 4, 9.

quia

5) Bezeichnend ist die Auffassung der Fabel, die sich in folgenden Versen ausspricht (3 prol. 34): servitus obnoxia, quae volebat non audebat dicere, | adfectus proprios in fabellas transtulit | calumniamque fictis elusit iocis. Ueber diese proprii adfectus verbreitet sich besonders die Diss. von Vandaele, Qua mente Phaeder fabellas scripserit, Paris 1897.

3 prol. 38 ego porro illius semitam feci viam, | et cogitavi plura, quam reliquerat; 4 prol. 12 quas (fabulas) Aesopias, non Aesopi, nomino, | quia paucas ille ostendit, ego plures fero, | usus vetusto genere sed rebus novis; 4, 22 (nach anderer Zählung 21), 3 quicquid putabit esse dignum memoria, | Aesopi dicet; siquid minus adriserit, a me contendet fictum quovis pignore; 5 prol. 1 Aesopi nomen sicubi interposuero, | cui reddidi iam pridem quicquid debui, auctoritatis esse scito gratia. Vandaele, Qua mente Phaeder fabellas scripserit, p. 29. Zur Composition. 2 prol. 12 si rependet illam brevitas gratiam (die günstige Aufnahme bei dem Leser); 3, 10, 60 haec exsecutus sum propterea pluribus, | brevitate nimia quoniam quosdam offendimus; 3 epil. 8 brevitati nostrae praemium ut reddas, peto; 4 epil. 7 si non ingenium, certe brevitatem adproba, | quae commendari tanto debet iustius, | quanto poetae sunt molesti validius.

Die Metrik des Phaedrus. P. Langen, Rhein. Mus. 13 (1858) p. 197; L. Müller, Gr. Ausg., p. IX; De re metr., Leipz.2 1894, p. 525; Rhein. Mus. 30 (1875) p. 618; die Abh. eines Anonymus (W.), La métrique de Phèdre (Annal. de la fac. des lettres de Bordeaux 1887, 1 p. 127) handelt über die Zulassung des Tribrachys im ersten Fuss; Draheim, Fleckeis. Jahrb. 139 (1889) p. 426; L. Havet, im ersten Teil der seiner gr. Ausg. beigegebenen disquisit. crit.; vgl. dagegen P. Langen, Berl. philol. Wochenschr. 1896 Sp. 620; N. Spiegel, Unters. über die ältere christl. Hymnenpoesie, 1. T. Reimverwendung und Taktwechsel, Würzb. 1896, p. 50. Allgemeine Litteratur über Phaedrus. Das Hauptwerk ist L. Hervieux, Les fabulistes lat. depuis le siècle d'Auguste jusqu'à la fin du moyen âge, von dem die zwei ersten Bände, Paris 1884, sich mit Phaedrus beschäftigen (Beurteilung des Phaedrus 1 p. 27); vgl. dazu G. Paris, Journ. des savants 1884 p. 670; 1885 p. 37; in 2. Aufl. Paris 1893/94. L. Preller, Ersch und Grubers Encykl. 3, 21, 363; Glasewald, Specimen disput. de Phaedri fab., Greifsw. 1828; L. Müller, De Phaedri et Aviani fabulis, Leipz. 1875; Concato, Fedro, Bologna 1884; Hartmann, De Phaedri fabulis, Leyden-Leipz. 1890 (Beurteilung des Phaedrus p. 17); vgl. L. Müller, Berl. philol. Wochenschr. 1890 Sp. 1300; Ellis, The fables of Phaedrus, London 1894; Belli, Magia e pregiudizi in Fedro (2, 36), Venedig 1895. Charakteristiken des Phaedrus finden sich noch bei Nisard, Études sur les poètes latins de la décadence 1, Paris 1878, p. 3; Ribbeck, Gesch. der röm. Dicht. 3 P 24; Havet, Gr. Ausg., p. 270.

3

Ausg. Ed. princ. von P. Pithoeus, Autun 1596; Rigaltius 1599; 1617; 1630; Nevelet, Mythologia aesop., Frankf. 1610; P. Burman, Amsterdam 1698; Haag 1718; cum novo comm. Burmanni (et epist. Th. Hare in Bentleium) Leyden 1727; R. Bentley hinter seiner Ausg. des Terenz, Amsterdam2 1727; Brotier, Paris 1783; G. S. Schwabe, Halle 1779-1781; Braunschweig 1806; Titze, Prag 1813; Berger de Xivrey, Paris 1830; J. C. Orelli, Zürich 1832; Dressler, Bautzen 1838; Textausg. von Eyssenhardt, Berl. 1867 und L. Müller, Leipz. 1868; Schaubach, Leipz. 1888. Grössere krit. Ausg. von L. Müller, Leipz. 1877; vgl. dazu A. Nauck, Bulletin de l'acad. des sciences de St. Pétersbourg 32 (1886) p. 434. Textausg. mit einer Praef. von A. Riese, Leipz. 1885. Ueber die paläographische Ausg. von U. Robert, vgl. oben p. 33 Anm. 1; Phaedri Augusti liberti fabulae Aesopiae rec. usus editione cod. Rosanboniani ab U. Robert comparata L. Havet, Paris 1895 (mit unsicheren Erörterungen über den Archetypus; vgl. P. Langen, Berl. philol. Wochenschr. 1896 Sp. 617; die Anordnung der Fabeln ist in dieser Ausgabe eine ganz andere als in den gewöhnlichen, weil der Text nach dem angeblichen Archetypus Y gegeben ist; Vorläufer dieser Ausg. sind die Abh. Havet's vom 30. März und 6. April der Acad. des inscript. et belles lettres 1894; Nachträge zu derselben in der Revue de philol. 20 (1896) p. 66; 146; 178; 188; 22 (1898) p. 5); Fab. Aesop. veteres et novae etc. ed. L. Hervieux, Paris 1897; rec. Speyer, Groningen 1897. Eine Uebersicht der Ausg. und Abhandlungen gibt Havet, Ausg., p. X.

Schulausg. von C. W. Nauck, Berl. 1855; Eichert, Hannover 1865; Raschig, Berl. 1871 von R. Richter; Siebelis-Eckstein, Leipz. 1889 von Fr. Polle; recogn. Stowasser, Leipz. 1893; Ramorino, Turin 1890; Texte latin, publié avec des notes et les imitations de La Fontaine et de Florian par Talbert, Paris 1890; L. Havet, Paris 1896 (avec les imit. de La Fontaine).

Uebers. von H. J. Kerler, Stuttg. 1838 (Metzler); A. R. von B., Leipz. 1857; Siebelis, Stuttg. 1863 (Hoffmann).

Hilfsmittel. Wörterbücher von Billerbeck, Hannover5 1859; Eichert, Hannover2 1877; Schaubach, Leipz.3 1888 (hinter seiner Ausg.); Index Phaedrianus von Collmann, Marb. 1841.

Zur Erläuterung. Górski, Die Fabel vom Löwenanteil in ihrer geschichtl. Entwicklung, Berl. 1888; zu 3, 4 Fr. Polle, Fleckeis. Jahrb. 145 (1892) p. 709; zu 1, 13 M. Ewert, Ueber die Fabel „der Rabe und der Fuchs", Berl. 1894; über 4, 13 handelte Havet in der Sitzung vom 17. Mai 1895 der Acad. des inscript. et belles lettres; über die Appendix Perotti in der Revue de philol. 22 (1898) p. 177.

4. Der Dichter Seneca.1)

a) Seneca als Tragiker.

368. Die neun Tragödien Senecas. Bisher hatten wir in der gesamten tragischen Poesie der Römer nur Fragmente zu verzeichnen; nicht eine einzige der vielen und zum Teil sehr bewunderten Tragödien hat die Zeit überdauert; unsere litterarhistorische Betrachtung hatte daher mit nicht wenigen Schwierigkeiten zu kämpfen; sie war fast immer auf Vermutungen und Wahrscheinlichkeiten angewiesen. Da wird uns, nachdem wir bereits den Höhepunkt der Litteratur überschritten, eine ganze Sammlung von Tragödien von einem gütigen Geschick in die Hand gegeben. Es sind neun Stücke, welche eine ganz freie und vielfach mit römischem Geist durchtränkte Darstellung griechischer Sagenstoffe enthalten. In der massgebenden Überlieferung des Laurentianus sind sie also angeordnet: Hercules (furens), Troades, 2) Phoenissae, 3) Medea, Phaedra, 4) Oedipus, Agamemnon, Thyestes, Hercules (Oetaeus), sie werden ferner einem Annaeus Seneca) zugeteilt. Diesen überlieferten Autor dürfen wir nicht willkürlich beiseite schieben, wir können dies um so weniger thun, als auch Medea, Hercules (furens), Troades, Phaedra, Agamemnon, Thyestes durch andere Zeugnisse unter dem Namen Senecas angeführt werden. Halten wir Umschau unter den Annaei Senecae, so finden wir keinen anderen, den wir mit diesen Tragödien in Verbindung bringen können, als den L. Annaeus Seneca, den bekannten Philosophen und Lehrer Neros. Denn einmal wird uns ausdrücklich bezeugt, dass Seneca in seiner vielseitigen Thätigkeit auch das Gebiet der Poesie nicht unberührt gelassen, und dass Dichterisches von ihm sich im Umlauf befand. Noch mehr, es wird eines Streites gedacht, der sich zwischen dem Tragiker Pomponius und Seneca über die Zulässigkeit eines Ausdrucks in der tragischen Redeweise erhob, und der in „Vorreden" ausgefochten wurde; die Stelle beweist also, dass Seneca dem tragischen Stil seine Aufmerksamkeit zugewendet, sie legt sogar die Vermutung nahe, dass Pomponius und Seneca diese Vorreden ihren Tragödien vorausschickten. Weiter gewahren wir beim aufmerksamen Lesen, dass, auf Ereignisse der Zeit, in der Seneca lebte, angespielt wird.) Entscheidend ist aber, dass wir in unseren Tragödien und in den philosophischen Schriften Senecas dieselbe Individualität vor uns haben. Hier wie dort begegnet uns der gleiche philosophische Standpunkt der Stoa, eine in die Augen springende Ähnlichkeit gewisser Gedanken, dieselbe Vorliebe für scharf zugespitzte Sentenzen. Man sieht, es sind Produktionen eines poetisch angeregten Philosophen.")

1) Wegen der eigentümlichen Stellung, welche die Dichtungen Senecas in der Litteratur einnehmen, haben wir dieselben getrennt von seinen übrigen Schriften behandelt.

2) Hecuba bei Pseudoprobus genannt. 3) In der geringeren Ueberlieferung Thebais genannt.

4) In der geringeren Ueberlieferung Hippolytus; dafür Lindskog, Studien zum antiken Drama, Lund 1897, II Zu den Trag. des Seneca, p. 31 Anm. 1.

5) In der genannten Handschrift wird er mit zwei Vornamen Marcus Lucius Annaeus Seneca genannt.

6) So besonders in der Phaedra (vgl. unten § 373); in der Medea (Vs. 301 f.) schwebt dem Dichter wohl die Expedition nach Britannien unter Claudius vor Augen; vgl. Ribbeck, Gesch. der röm. Dicht. 3 7) Ranke, Abh. und Vers., Leipz. 1888,

p. 79.

p. 69.

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