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3. Cn. Arulenus Caelius Sabinus. Seine Blüte fällt in die Zeit Vespasians.1) Sein Hauptwerk war eine Bearbeitung des ädilicischen Edikts.

Zeugnisse über Caelius Sabinus. Er war cos. suff. 69; vgl. CIL 6, 2051, wo der volle Name erscheint, sonst heisst er gewöhnlich Caelius Sabinus oder Caelius. Veber sein Werk vgl. Gellius 4, 2, 3 Caelius Sabinus in libro, quem de edicto aedilium curulium composuit; 6, 4, 1 Caelius Sabinus iurisperitus scriptum reliquit. Excerpiert wurde für die Digesten das Werk nicht; angeführt ist er aber öfters in dig. 21, 1 de aedilicio edicto. Auf andere Schriften deuten hin Gai. Inst. 3, 70; 141; dig. 35, 1, 72, 7.

Litteratur. Prosopogr. imp. Rom. p. 156 Nr. 982; Rohden unter Arulenus in Pauly-Wissowas Realencycl. 2 Sp. 1490, Nr. 2; Karlowa 1 p. 695; Krüger, Gesch. der Quellen etc., p. 155; Lenel, Paling. 1 p. 77.

4. Javolenus Priscus war wie Cassius Longinus sehr ins öffentliche Leben verflochten. Er verwaltete die Provinzen Britannien, Germania superior, Syrien und zuletzt Afrika. Eine Probe seiner Zerstreutheit berichtet uns der jüngere Plinius (epist. 6, 15). Von seiner juristischen Thätigkeit liegen die Niederschläge in den Digesten vor; an mehr als zweihundert Stellen ist er excerpiert.

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Biographisches. Hier kommen besonders drei Inschriften in Betracht: 1. CIL 3, 2864 (besser 3 Supplementbd. 9960); 2. eine afrikanische Inschrift, vgl. Villefosse, Comptes rendus des séances de l'acad. des inscr. et belles lettres 1894 p. 229; Tardif, Une nouvelle inscr. relative au jurisconsulte L. Javol. Priscus (Nouvelle revue de droit franç. et étranger 18 (1894) p. 556); 3. Ephem. epigr. 5 (1884) p. 654 CIL 3 Supplementbd. p. 1965. Der volle Name lautet nach der ersten Inschrift C. Octavius Tidius Tossianus L. Javolenus Priscus. Bei den Schriftstellern heisst er Javolenus Priscus oder Priscus Javolenus oder Javolenus. Von seinen zahlreichen Beamtenstellungen sei nur erwähnt, dass er cos. suff. bald nach 83 war, und dass er nach der ersten Inschrift iuridicus provinciae Britanniae, legatus consularis provinciae Germaniae superioris (im J. 90 nach Inschr. 3), legatus consularis provinciae Syriae, und proconsul provinciae Africae war. Plin. epist. 6, 15, 3 (etwa 107 geschrieben) est Priscus dubiae sanitatis, interest tamen officiis, adhibetur consiliis adque etiam ius civile publice respondet; dig. 40, 2, 5 sagt Julianus: ego, qui meminissem Javolenum praeceptorem meum et in Africa et in Syria servos suos manumisisse. Jul. Capitol. vita Anton. Pii 12 (1 p. 42, 29 H. Peter) wird als Ratgeber des Antoninus Pius unter anderen auch Diabolenus aufgeführt, in welcher Namensform man unseren Javolenus erkennen wollte; allein unser Jurist wird, nach seiner amtlichen Laufbahn zu schliessen, kaum die Regierungszeit des Antoninus Pius erlebt haben.

Seine Schriften sind:

1. epistularum libri XIV; eine Sammlung von Responsa und Quaestiones; vgl. index Florentinus; 8, 4, 5; 28, 5, 65 u. a.

2. libri XV ex Cassio; ein Auszug aus den libri iuris civilis des Cassius (vgl. p. 369); ind. Flor.; dig. 35, 1, 54; 40, 7, 28; 46, 3, 78 u. a.

3. libri V ex Plautio; vgl. ind. Flor. (ad Plautium); Lenel, Paling. 1 p. 297; oben § 488, 5 p. 367.

4. Zwei Auszüge aus den libri posteriores Labeos; vgl. 2. T.2 1. H. § 354 p. 345. Litteratur. Prosopogr. imp. Rom. 2 p. 428 Nr. 40; Jenichen, De Prisco Javol. icto, Leipz. 1734; Alphen, Spicil. de Javol. Prisco iurisconsulto, Utrecht 1768 (auch in Oelrichs Thesaur. nov. 3, 1); Neuber, Die jurist. Klassiker, Berl. 1806, p. 146; Karlowa 1 p. 697; Krüger 1. c. p. 162; Lenel, Paling. 1 p. 277; Kalb, Roms Juristen nach ihrer Sprache dargest., Leipz. 1890, p. 52.

Die übrigen noch von Pomponius genannten Häupter der Sabinianer Aburnius Valens (§ 614), Tuscianus (§ 614), Salvius Julianus (§ 613) gehören bereits der folgenden Epoche an, daher wir hier nicht näher auf sie eingehen.

An die genannten Juristen schliessen wir noch Titius Aristo, bezüglich dessen aber nicht sicher festgestellt werden kann, ob er Proculianer oder Sabinianer ist.

Zeugnisse über Aristo. Ueber ihn ist besonders zu vergleichen Plin. epist. 1, 22, 1 (etwa 97 geschrieben) perturbat me longa et pertinax valitudo Titi Aristonis, quem singulariter et miror et diligo. Nihil est enim illo gravius, sanctius, doctius . . . (2) Quam peritus ille et privati iuris et publici! Quantum rerum, quantum exemplorum,

1) dig. 1, 2, 2, 53 (s. oben p. 364).

quantum antiquitatis tenet. ... (3) Quid est quod non statim sciat? Et tamen plerumque haesitat, dubitat diversitate rationum, quas acri magnoque iudicio ab origine causisque primis repetit, discernit, expendit (6) In summa non facile quemquam ex istis, qui sapientiae studium habitu corporis praeferunt, huic viro comparabis. Non quidem gymnasia sectatur aut porticus nec disputationibus longis aliorum otium suumque delectat, sed in toga negotiisque versatur, multos advocatione, plures consilio iuvat. An ihn richtet Plinius die Briefe 5, 3 und 8, 14, die ungefähr in das Jahr 108 oder 109 fallen (8, 14, 1 cum sis peritissimus et privati iuris et publici, cuius pars senatorium est, cupio ex te potissimum audire etc.) Als Zuhörer des Cassius bezeichnet ihn (s. oben Nr. 2) Pomponius dig. 4, 8, 40 Cassium audisse se dicentem Aristo ait. Er gehörte zu den juristischen Ratgebern Traians, vgl. dig. 37, 12, 5. Uber die epistola Neratii ad Aristonem vgl. § 488, 5; einen Brief des Aristo an Neratius erwähnt dig. 20, 3, 3; vgl. auch Mommsen zu dig. 40, 4, 46. Ueber ein an Celsus gerichtetes responsum vgl. dig. 2, 14, 7, 2.

Seine Schriften sind:

1. Notae zu den libri posteriores Labeos (2. T.2 1. H. § 354 p. 346); dig. 28, 5, 17, 5; 43, 24, 5 pr.;

2. Notae ad Sabinum; vgl. p. 368;

3. Notae zu den libri iuris civilis des Cassius; vgl. p. 369;

4. decreta Frontiana; dig. 29, 2, 99 (Mommsen: Frontiniana); Karlowa (1 p. 700) versteht darunter die von Aristo bearbeiteten Entscheidungen des Senats in der Appellationsinstanz und meint, dass sie benannt seien nach dem Konsul, unter dessen Vorsitz sie ergangen, und der naturgemäss auf Inhalt und Fassung den massgebenden Einfluss hatte (vielleicht nach dem Konsul des Jahres 100 Cornelius Fronto)". Anders Mommsen, Zeitschr. für Rechtsgesch. 7 p. 475.

Gellius 11, 18, 16 memini legere me in libro Aristonis iureconsulti, hautquaquam indocti viri, aput veteres Aegyptios furta omnia fuisse licita et inpunita. Es ist unentschieden, ob wir die Schrift etwa als Noten zu des Sabinus liber de furtis (vgl. p. 368) oder als ein selbständiges Werk anzusehen haben; die Ausdrucksweise des Gellius spricht mehr für die letzte Annahme.

Dig. 24, 3, 44 pr. ut est relatum apud Sextum Pomponium digestorum ab Aristone libro quinto: ibidem Aristoni consensit. Pernice (Miscellanea zur Rechtsgesch. und Texteskritik, Prag 1870, p. 35) erklärt die Stelle wohl richtig dahin, dass Rechtssätze von Aristo zusammengestellt wurden, und dass diese Sammlung in Pomponius einen Herausgeber oder Commentator gefunden habe. Mommsen (7 p. 474) dagegen hält den Pomponius für den Digerenten der juristischen Ansichten Aristos. Karlowa (1 p. 670) denkt an eine Sammlung der epistulae, responsa und Entscheidungen Aristos durch Pomponius; vgl. noch denselben p. 670. Dig. 37, 5, 6 Julianus libro vicesimo tertio digestorum Salvius Aristo Juliano salutem; das Wort Salvius wird von Mommsen getilgt. Der hier genannte Aristo ist natürlich ein anderer.

Litteratur. Prosopogr. imp. Rom 3 p. 329 Nr. 197; Enschede, De Titio Aristone, Leyden 1829; Mommsen, Zeitschr. für Rechtsgesch. 7 (1868) p. 474; 9 (1870) p. 87; Karlowa 1 p. 698; Krüger 1. c. p. 164; Lenel, Paling. 1 p. 59.

e) Die Schriftsteller der realen Disciplinen.

1. Der Encyclopädist C. Plinius Secundus.

490. Biographisches. C. Plinius Secundus wurde zu Novumcomum 23 oder 24 n. Chr. geboren. Er kam frühzeitig nach Rom; hier schloss er sich besonders an P. Pomponius Secundus (§ 381) an, dessen Leben er in dankbarer Gesinnung später erzählte. Dieser bedeutende, als Feldherr und Dichter gleich ausgezeichnete Mann war ohne Zweifel von tiefgehendem Einfluss auf die Entwickelung des jungen Plinius. Wie bei Pomponius, so finden wir auch bei ihm die Verbindung der amtlichen Thätigkeit mit dem Studium und dem unermüdlichen litterarischen Schaffen.1) So schrieb er als junger Offizier (praefectus alae) über Kavalleriemanöver (Speerwerfen), und im reiferen Alter begab er sich noch vor Tagesanbruch

1) Plin. epist. 6, 16, 3 (an Tacitus) equidem beatos puto, quibus deorum munere datum est aut facere scribenda aut scribere

legenda, beatissimos vero, quibus utrumque. Horum in numero avunculus meus et suis libris et tuis erit.

zum Kaiser Vespasian, um mit ihm zu konferieren und alsdann des ihm übertragenen Amtes zu walten. War der Pflicht Genüge gethan, so kehrte er nach Hause zurück und widmete die übrige Zeit dem Studium. Seine Amtskarriere ist uns nur in allgemeinen Umrissen bekannt. Wir wissen, dass er bei der Reiterei diente, und dass ihn sein Militärdienst nach Deutschland führte; wir wissen ferner, dass er in sehr engen Beziehungen zu den Flaviern stand und mit Vespasian, wie eben gesagt, täglich amtliche Geschäfte zu erledigen hatte. Die Biographie teilt uns mit, dass er angesehene Procurationen mit der grössten Gewissenhaftigkeit verwaltete; eine in Spanien bekleidete bezeugt uns ausdrücklich sein Neffe; die anderen Procurationen müssen aus den Worten des Autors selbst erschlossen werden. Das Ende seiner Laufbahn bildete das Kommando über die bei Misenum stationierte Flotte. Hier ereilte ihn beim Ausbruch des Vesuv im Jahre 79 der Tod. Der jüngere Plinius schildert uns in einem Briefe an Tacitus (6, 16) in sehr anschaulicher Weise die Katastrophe. Eine Ergänzung hierzu bildet der Brief 6, 20, der die Erlebnisse des jüngeren Plinius bei dem Ereignis berichtet. Die wissenschaftliche Neugierde und das Verlangen, in der allgemeinen Verwirrung einzugreifen, führten unseren Autor in den Tod. Quellen zur Biographie. Eine Biographie des Plinius fand sich in dem Werk Suetons De viris illustribus und zwar in der Abteilung der Historiker. Aus derselben ist uns aber nur ein dürftiges Fragment unter der Bezeichnung Vita Plinii ex catalogo virorum illustrium Tranquilli erhalten (Suet. rel. p. 92 Reifferscheid). Hierzu kommen noch einzelne Notizen in der naturalis historia und die Briefe 3, 5; 5, 8; 6, 16 und 6, 20 des jüngeren Plinius. Ueber eine unechte Pliniusvita von 1496 vgl. Münzer, Philol. 59 (1900) p. 474. Biographisches. Das Fragment aus der vita Suetons bezeichnet als Heimat des Plinius Secundus Novumcomum; er war sonach Transpadaner und konnte Catull seinen conterraneus nennen (n. h. praef. 1); vgl. Mommsen, Hermes 3 (1869) p. 61. Sein Geburtsjahr lässt sich aus Plin. epist. 3, 5, 7 feststellen (decessit) anno sexto et quinquagensimo; da der Ausbruch des Vesuv Non. Kal. Sept. 79 stattfand (epist. 6, 16, 4), ist er 23/24 geboren. Ueber die näheren Umstände seines Todes heisst es bei Plinius epist. 6, 16, 19 innitens servolis duobus adsurrexit, et statim concidit, ut ego colligo, crassiore caligine spiritu obstructo clausoque stomacho, qui illi natura invalidus et angustus et frequenter aestuans erat. Ueber seinen Tod gibt die Vita noch ein Gerücht (p. 93 R.) vi pulveris ac favillae oppressus est, vel ut quidam existimant a servo suo occisus, quem aestu deficiens, ut necem sibi maturaret, oraverit; vgl. dagegen Plin. epist. 6, 16, 20 corpus inventum integrum, inlaesum opertumque ut fuerat indutus. Wir reihen daran die Hauptstellen, in denen Plinius persönliche Erlebnisse durch vidi etc. berichtet: n. h. 37, 81 Servili Noniani, quem consulem (35 n. Chr.) vidimus; sonach war Plinius bereits als Knabe in Rom; vgl. noch 15, 47 Sex. Papinius, quem consulem (36 n. Chr.) vidimus; 12, 98 extremoque in margine imperii, qua Rhenus adluit, vidi; 16, 2 sunt vero et in septentrione visae nobis (gentes) Chaucorum, qui maiores minoresque appellantur; 22, 8 quem morem etiam nunc durare apud Germanos scio; 31, 25 quod et circa Danuvii exortum audivi; 2, 150 ego ipse vidi in Vocontiorum agro; 33, 63 nos vidimus Agrippinam Claudi principis edente eo novalis proeli spectaculum (im Fucinersee im J. 52) adsidentem ei; er hat sich also damals wieder in Rom befunden, und in diese Zeit wird auch seine sachwalterische Thätigkeit (Plin. epist. 3, 5, 7 miraberis, si scieris illum aliquamdiu causas actitasse) gehören; 7, 36 ipse in Africa vidi; ausserdem gibt es noch Stellen, wo aus der Natur des Berichtes auf Autopsie geschlossen werden kann; vgl. 10, 72; 11, 33; 17, 47; aus 2, 180 will Detlefsen (Index zur Ausg., p. 83) folgern, dass Plinius pridie kal. Maias 59 die Sonnenfinsternis in Campanien beobachtet habe.

Amtliche Laufbahn des Plinius. Suetonvita fragm. (p. 92 R.) Plinius Secundus Novocomensis equestribus militiis industrie functus procurationes quoque splendidissimus et continuas summa integritate administravit; Plin. epist. 3, 5, 4 cum in Germania militaret; 3, 5, 3 cum praefectus alae militaret; über des Plinius Aufenthalt in Germanien äussert Vermutungen Münzer, Die Quelle des Tac. für die Germanenkriege (Bonner Jahrbücher H. 104 (1899) p. 73); nach Germanien kam Plinius wahrscheinlich im J. 47 unter dem Feldherrn Cn. Domitius Corbulo; Münzer (p. 78) glaubt, dass Plinius möglicherweise seine ganze Dienstzeit während der drei militiae equestres und darüber hinaus nur in verschiedenen

Garnisonen am Rheine verbracht hat. Als weitere Vermutung spricht derselbe (p. 80) aus, dass Plinius 50/51 mit P. Pomponius Secundus in Obergermanien war, und deutet (p. 82) das castrense contubernium (n. h. praef. 3) mit Titus auf eine Stellung im Hauptquartier der niedergermanischen Armee im J. 57. Bei den Procurationen ist nicht ausser Acht zu lassen, dass dieselben continuae waren, also keine längere Unterbrechung im Gefolge hatten. Ferner ist auch das Moment zu berücksichtigen, dass Plinius sich in der zweiten Hälfte der Regierung Neros absichtlich von jeder öffentlichen Thätigkeit fernegehalten zu haben scheint; vgl. Münzer p. 83 und 107; Detlefsen, Unters. über die Zusammensetzung der Naturgesch. des Plin., Berl. 1899, p. 11. Vielleicht begann Plinius die procuratorische Laufbahn damit, dass er im J. 70 als kaiserlicher Procurator in der provincia Narbonensis thätig war, denn er kennt das Land aus Autopsie (vgl. n. h. 2, 150, ausgeschrieben im vorigen Absatz); Münzer p. 107); da auch seine Kenntnis Afrikas auf Autopsie beruht (vgl. 7, 36), darf man vielleicht annehmen, dass er auch als Procurator in Afrika, wahrscheinlich in der dioecesis Hadrumetina, thätig war, und zwar könnte man diese Procuratur passend auf die in der Narbonensis folgen lassen, vgl. Münzer p. 108. Ueber die Procuratio in Hispania Tarraconensis vgl. Plin. epist. 3, 5, 17 referebat (Plinius) ipse potuisse se, cum procuraret in Hispania, vendere hos commentarios Largio Licino; sie fällt vermutlich ins J. 73, vgl. Münzer p. 109. Da, wie aus n. h. 18, 183 geschlossen wird, Plinius sich im J. 74 in der Provinz Belgica befand, wird er auch in dieser Provinz eine Procuratio bekleidet haben; Münzer p. 110. Auf die Procurationen folgte ein Aufenthalt in Rom, wo er auch ein höheres Amt bekleidete, vgl. epist. 3, 5, 9 ante lucem ibat ad Vespasianum imperatorem, inde ad delegatum sibi officium. Als das Amt, welches Plinus bei seinem Tode innehatte, wird die Präfektur der misenatischen Flotte bezeichnet; epist. 6, 16, 4 erat Miseni classemque imperio praesens regebat. Wir haben von einer griechischen Inschrift aus Arados (CIGr. 3, 4536 p. 1178) abgesehen, welche Mommsen (Hermes 19 (1884) p. 644; vgl. auch CIL 3 Supplementbd. 6809 p. 1241) so ergänzt, dass dieselbe auf den älteren Plinius bezogen werden muss. Darnach wäre er avtenitoоnos des Generalstabschefs im J. 70 unter Titus und eniroonоs Evoias, ferner Praefekt der 22. Legion in Aegypten gewesen. Allein wenn Plinius im J. 70 in der provincia Narbonensis thätig war, fällt die Kombination zusammen. Gegen die Hypothese Mommsens richten sich O. Hirschfeld, Mitt. des deutschen archäol. Inst. Röm. Abt. 2 (1887) p. 152; J. Jung, Die römischen Verwaltungsbeamten in Aegypten (Wien. Stud. 14 (1892) p. 262); Paul M. Meyer, Die ägyptische legio XXII und die legio III Cyrenaica (Fleckeis. Jahrb. 155 (1897) p. 584 Anm. 23; vgl. den verbesserten Abdruck in dessen Buch: Das Heerwesen der Ptolemäer und Römer in Aegypten, Leipz. 1900, p. 155 Anm. 547) und besonders Münzer p. 104. Für Mommsen treten ein Fabia, Pline l'ancien a-t-il assisté au siège de Jérusalem par Titus (Revue de philol. 16 (1892) p. 149) und Detlefsen, Unters. über die Zusammensetzung etc., p. 8; vgl. dagegen Münzer, Deutsche Litteraturztg. 1900 Sp. 998.

Litteratur. Turre-Rezzonico, Disquisit. Plin., in quibus de utriusque Plin. patria, rebus gestis, scriptis, editionibus atque interpretibus agitur, Parma 1763-1767; Urlichs, Chrestomathia Plin., Berl. 1857, Einl. p. VII; Prosopogr. imp. Rom. 3 p. 51 Nr. 373. Ueber sein Bildnis vgl. Bernoulli, Röm. Ikonogr. 1 p. 288.

491. Die Naturgeschichte des Plinius (naturalis historia). Plinius war einer der grössten Leser des Altertums. Zugleich war er auch einer der fleissigsten Epitomatoren. Kein Buch las er, das er nicht excerpiert hätte; denn er hielt an der Ansicht fest, dass kein Buch so schlecht sei, dass es nicht irgend einen Ertrag abwerfe. Nach der interessanten Schilderung, welche der Neffe von seinem Onkel entwirft (epist. 3, 5), verfloss dessen Leben fast ganz im anhaltenden Lesen. Während des Essens und beim Bade wurde vorgelesen, auf seinen Reisen führte er seine Bücher mit sich und zugleich einen Stenographen, der seine Notata sofort fixieren konnte. Das Gleiche geschah in Rom, wenn er sich in einer Sänfte spazieren tragen liess. Bei einer solchen peinlichen Ausnutzung der Zeit gewann er allmählich eine grosse Menge von Auszügen. Als er Prokurator in Spanien war, hatte er bereits eine so beträchtliche Kollektaneensammlung, dass ihm Largius Licinus (oben p. 348) die Summe von 400,000 Sesterzen für dieselbe bot. Allein er konnte sich nicht von seinem Schatze trennen, er erweiterte ihn vielmehr durch neue Excerpte. Nach seinem Tode fand der jüngere

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Plinius in dem Nachlass ein Konvolut von 160 auf beiden Seiten eng beschriebenen Buchrollen. Ohne Zweifel bildeten diese Electa" die Grundlage1) für die naturalis historia, die sich allein von seinen Schriften erhalten hat. Dieses Werk steckt sich das Ziel, eine gesamte Encyclopädie der Naturwissenschaften zu geben und zwar in der Weise, dass auch die Zweige behandelt werden, welche die Naturwissenschaften zur Voraussetzung haben, wie die Erdkunde und die Medizin, oder mit denselben in irgendwelcher Beziehung stehen, wie die Kunst. Selbstverständlich musste zuvor ein genauer Plan des Ganzen festgestellt werden, nach welchem dann die Excerpte verarbeitet wurden. Im Jahre 77 war er mit dem Werk zu einem relativen Abschluss gekommen, der Stoff war in 36 Büchern abgehandelt; mit einer charakteristischen Vorrede überreichte er sie dem Titus. Der Vorrede hatte er zugleich die Inhaltsangaben der einzelnen Bücher beigegeben, damit Titus sich die ihm zusagenden Materien zur Lektüre heraussuchen konnte. Ein Verzeichnis der Quellenschriftsteller war jedem einzelnen Buch beigefügt. Bald darauf wurde Plinius zum Befehlshaber der bei Misenum stationierten Flotte ernannt. Auch in dieser Stellung behielt der Autor sein Werk im Auge; er las natürlich weiter und liess demselben auch die neuen Früchte seiner Lektüre zu gute kommen. Dadurch kam es zu Umarbeitungen und zu Nachträgen.) Mitten in der Arbeit wurde er durch den Tod abberufen (79). Das vielfach erweiterte Werk musste jetzt von fremder Hand dem Publikum dargeboten werden;3) es hatte also dasselbe Schicksal, wie das Geschichtswerk A fine Aufidii Bassi. Als Herausgeber stellt sich uns von selbst der jüngere Plinius dar, welcher im Besitz des litterarischen Nachlasses seines Onkels war. Dieser griff aber sicherlich nicht tief in das Vorhandene ein; nach den Spuren der Unfertigkeit, welche noch allenthalben sichtbar sind,4) muss er sich mit einer oberflächlichen5) Redaktion begnügt haben. Nur in dem Aufbau wurde eine Aenderung vorgenommen, welche jedoch auch mehr äusserlich war. Die Quellenverzeichnisse wurden mit den Inhaltsangaben vereinigt; die Ausgabe enthält sonach ein Einleitungsbuch, dann 36 Bücher mit dem Stoff. Diese Bücher haben folgenden Inhalt: ")

1. Buch Inhalts- und Quellenverzeichnisse;

2. Buch mathematisch-physikalische Beschreibung des Universums;
3.-6. Buch Geographie und Ethnographie;

1) Dass es sich nur um eine Auswahl des Gesammelten für die Encyclopädie handelte, betont Detlefsen, Unters. über die Zusammensetz. der Naturgesch. des Plin., p. 47.

2) H. Brunn, De auctorum indicibus Plin. etc., Bonn 1856, p. 2: „qua in re (in der Umarbeitung) ita versatus est Plinius, ut non solum emendaret aut immutaret nonnulla, sed etiam tota capita transponeret vel adeo prorsus novo modo libros divideret (cf. V, VI, XIV, XV). Praeterea vero ex auctoribus antea neglectis etiam nova multa addidit, quae in excerpendo, commodius intexendi tempus exspectans, saepe ad marginem adnotasse videtur, unde interdum post ipsius mortem ab imperita manu falso loco in continuitatem verborum inserta sunt."

3) Urlichs (Vindic. Plin. 1, Greifswald 1853, p. 19; Chrestomathia Plin. p. XIV) nimmt an, dass die zehn ersten Bücher von dem Verfasser selbst herausgegeben wurden.

4) Bergk, Exercitat. Plin., Marb. 1847; Ind. lect. Marb. 1851; Nolten, Quaest. Plin., Bonn 1866; Detlefsen, Unters. über die Zusammensetz. der Naturgesch. des Plin. p. 18. Gegen die Nichtvollendung vgl. Gercke, Fleckeis. Jahrb. Supplementbd. 22 (1896) p. 104.

5) Münzer macht mich brieflich auf Plin. epist. 8, 20, 3; 9, 33, 1 und Plin. n. h. 2, 209 und 9,26 aufmerksam. Die Vergleichung zeigt, dass der jüngere Plinius mit dem Werke seines Oheims nicht sehr vertraut war.

6) Vgl. Urlichs, Chrest. p. XIX.

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