Obrázky na stránke
PDF
ePub

C. Licinius Mucianus und andere Fachschriftsteller. (§ 495.)

385

§ 438 p. 239; über das Verhältnis des Tacitus zu Plinius in den Annalen vgl. p. 241. Ueber andere Benutzer vgl. Gercke p. 165 f.

aus n. h.

Die Fragmente bei H. Peter, Hist. Rom. fragm. p. 310. Drei neue 36, 124 f., 14, 48-51; 19, 3 will Münzer (Beitr. zur Quellenkrit. und Naturgesch. des Plin. p. 407) gewinnen.

Litteratur. Detlefsen, Ueber des älteren Plin. Gesch. seiner Zeit und ihr Verh. zum Tac. (Philol. 34 (1876) p. 40); Fabia, Les sources de Tac. deus les histoires et les annales, Paris 1893, p. 202; Gercke, Senecastudien (Fleckeis. Jahrb. Supplementbd. 22 (1896) p. 163).

Aus diesem Verzeichnis erkennt man, dass von Plinius ausser der umfangreichen Naturgeschichte noch eine sehr ausgedehnte Schriftstellerei auf anderen Gebieten vorlag. Sie umfasste die Grammatik, die Rhetorik, die Geschichte und die Kriegswissenschaft. Es ist unmöglich, dass ein Autor in so verschiedenen Fächern Selbständiges leisten kann. Es wird daher auch in manchen der verlorenen Schriften der compilatorische Charakter vorgewaltet haben. Nur die historischen Werke werden anders geartet gewesen sein; denn in denselben konnte Plinius eigene Erfahrungen und Erlebnisse mitteilen, und der Verlust dieser Werke ist daher am meisten zu beklagen.

2. C. Licinius Mucianus und andere Fachschriftsteller.

495. Die Schriften des C. Licinius Mucianus. Jedem Leser der Historien des Tacitus ist C. Licinius Mucianus bekannt; war er es doch, der in die Wirren nach dem Tod Neros mit starker Hand eingriff und an der Erhebung Vespasians auf den Thron den grössten Anteil hatte. Der damals so mächtig gewordene Mann konnte auf ein bewegtes Leben zurücksehen. Unter Claudius war er eine ruinierte Existenz, in einem Winkel Asiens wurde er brach gelegt. Allein bald darnach sehen wir ihn in einflussreichen Stellungen; er nahm an dem Feldzuge Corbulos in Armenien teil, er stand an der Spitze von Lykien und später von Syrien. Das Konsulat bekleidete er dreimal. Sein Wesen bewegte sich in Extremen. Im Feld konnte er eine grosse Thatkraft entfalten; hatte er nichts zu thun, so ging er in Genusssucht auf. Im Umgang war er bald herablassend, bald anmassend; aber stets machte seine Persönlichkeit auf seine Umgebung den tiefsten Eindruck. Sein öffentliches Leben war des Ruhmes voll; anders urteilte man über den Privatmann. Einen Thron zu vergeben erschien er geeigneter, als denselben einzunehmen. Auch die Schriftstellerei pflegte dieser merkwürdige Mann. Während seines Aufenthalts in verschiedenen Ländern des Ostens hatte er Gelegenheit, so manches Interessante und Merkwürdige aus der Natur und dem Menschenleben kennen zu lernen. Diese Erlebnisse stellte er in einem Buch, das dem älteren Plinius vorlag, zusammen. Um Feststellung der Wahrheit war es ihm hierbei nicht zu thun, er brachte die unglaublichsten Dinge vor, die Unterhaltung des Lesers scheint sein vornehmstes Ziel gewesen zu sein. Im höheren Alter, wahrscheinlich nachdem er sich von der öffentlichen Thätigkeit zurückgezogen hatte, legte er eine Sammlung von Urkunden, besonders Reden, und von Briefen hervorragender Männer an. Als das von Tacitus erzählte Gespräch über die Redner gehalten wurde (74), war er gerade mit dem Werke be

Handbuch der klass. Altertumswissenschaft. VIII, 2. 2. 2. Aufl.

25

386

C. Licinius Mucianus und andere Fachschriftsteller. (§ 495.) schäftigt; als aber Plinius das 32. Buch seiner Naturgeschichte schrieb (also gegen 77), war er tot.1)

Biographisches. Tacit. hist. 1, 10 Licinius Mucianus, vir secundis adversisque iuxta famosus: insignes amicitias iuvenis ambitiose coluerat; mox attritis opibus, lubrico statu, suspecta etiam Claudii iracundia, in secretum Asiae repositus tam prope ab exule fuit quam postea a principe; luxuria, industria, comitate, adrogantia, malis bonisque artibus mixtus; nimiae voluptates cum vacaret: quotiens expedierat, magnae virtutes; palam laudares: secreta male audiebant; sed apud subiectos, apud proximos, apud collegas variis inlecebris potens et cui expeditius fuerit tradere imperium quam obtinere; vgl. 2, 5. Wahrscheinlich diente er als Legat unter Domitius Corbulo in Armenien (55 und 60 n. Chr.), vgl. Borghesi, Oeuvres 4 p. 349. Er verwaltete unter Nero (um 57) Lykien; vgl. Plin. n. h. 12, 9; 13, 88, und die Inschrift aus Oinoanda im Bulletin de corresp. hellen. 1886 p. 216. An der Spitze von Syrien stand er im J. 67; vgl. Tacit. hist. 1, 10. Zum drittenmal war er cos. suff. im J. 72; vgl. CIL 6, 2016; 2053; Borghesi, Tre consolati di Muciano (Oeuvres 4 p. 345); öfters wird er bei dem älteren Plinius ter consul genannt. Ueber seine übrige politische Wirksamkeit vgl. Prosopogr. imp. Rom. 2 p. 280 Nr. 147. L. Brunn, De C. Licinio Muciano, Leipz. 1870. Das Reisebuch des Mucianus. Plinius führt unter seinen Quellenschriftstellern öfters den Mucianus an; auch bringt er Angaben unter seinem Namen. Gehen wir von den letzteren aus, so sehen wir, dass sich dieselben auf die verschiedensten Dinge beziehen, Geographisches, Historisches, Artistisches, Naturwissenschaftliches kommt in denselben vor. Da oft in diesen Bruchstücken die Autopsie hervorgehoben ist (Plin. n. h. 7, 36; 8, 6; vgl. die Zusammenstellung bei L. Brunn p. 19), ist die Vermutung berechtigt, dass Mucianus in dem Werk die Merkwürdigkeiten zusammenstellte, auf die er bei seinem Aufenthalt in fremden Ländern stiess, und zwar beziehen sich dieselben auf östliche Länder, in welche ihn mehrfach, wie wir sahen, seine Berufsthätigkeit geführt hatte. In seinem Werke scheint er es besonders auf Kuriositäten abgesehen zu haben; darunter befindet sich manches, was dem Urteilsvermögen des Verfassers kein günstiges Zeugnis ausstellt. Ueber das Verhältnis des Plinius zu dem Werke vgl. Brieger, De fontibus libr. 33, 34, 35, 36 n. h. Plin. quatenus ad artem plast. pertinent, Greifswalder Diss. 1857, p. 60; H. Peter, Hist. rom. rel., Leipz. 1870, p. CCCLI; Furtwängler, Plin. und seine Quellen über die bildenden Künste (Fleckeis. Jahrb. Supplementbd. 9 (1877/78) p. 52); Oehmichen, Plin. Stud. zur geogr. und kunsthist. Litt., Erlangen 1880, p. 141; Sellers, The elder Pliny's chapters on the history of art, translated by Jex-Blake, London 1896, Introd. p. LXXXV; Münzer, Beiträge zur Quellenkrit. der Naturgesch. des Plin., Berl. 1897, p. 392. Ueber die Benutzung durch Josephus vgl. Nissen, Rhein. Mus. 26 (1871) p. 541. Ueber die Abfassungszeit der Schrift vgl. Oder, Ein angebliches Bruchstück Democrits über die Entdeckung unterirdischer Quellen (Philol. Supplementbd. 7 (1898) p. 292 Anm. 84).

Das Sammelwerk des Mucianus (Acta und Epistulae). Tacit. dial. 37 nescio an venerint in manus vestras haec vetera (aus der Zeit der Republik), quae et in antiquariorum bibliothecis adhuc manent et cum maxime a Muciano contrahuntur ac iam undecim, ut opinor, Actorum libris et tribus Epistularum composita et edita sunt. Ex his intellegi potest Cn. Pompeium et M. Crassum non viribus modo et armis, sed ingenio quoque et oratione valuisse; Lentulos et Metellos et Lucullos et Curiones et ceteram procerum manum multum in his studiis operae curaeque posuisse, nec quemquam illis temporibus magnam potentiam sine aliqua eloquentia consecutum. Obwohl aus dem ganzen Zusammenhang hervorgeht, dass in den Acta Reden gestanden haben müssen, wird man Acta doch allgemeiner als Urkunden zu fassen haben; vgl. H. Peter, Die geschichtl. Litt. über die röm. Kaiserzeit 1, Leipz. 1897, p. 253. Unzutreffend ist die Definition Kubitscheks, Pauly-Wissowas Realencycl. 1 Sp. 295: ,buchmässige Publikation denkwürdiger Ereignisse“. Vgl. noch Reitzenstein, Hermes 33 (1898) p. 93 Anm. 4. Uber das Verhältnis des Tacitus zu diesen Acta vgl. Gudeman, Tac. dial., Boston 1894, Proleg. p. XCVI. Ueber vermutliche Benutzung des Werkes durch Plinius vgl. Münzer 1. c. p. 397.

Andere Fachschriftsteller sind:

1. Turranius Gracilis. Er schrieb eine Monographie über Spanien; vgl. Plin. n. h. 3, 3 a vico Mellaria Hispaniae ad promunturium Africae Album, auctore Turranio Gracile iuxta genito; 9, 11; 18, 75. Aus anderen Stellen des 18. Buches schliesst Münzer (1. c. p. 390) auf eine Schrift de agricultura und glaubt, dass bei Diomedes (Gramm. lat. 1 p. 368, 26) tyrannus de agricultura primo, wo Turranius verbessert wird, an Turranius Gracilis zu denken sei. O. Hirschfeld (Philol. 29 (1870) p. 27) vermutet, dass der Getreidepräfekt

1) Borghesi, Oeuvres 4 p. 353; Urlichs, Festgruss zur Würzb. Philol. Vers. 1868, p. 1.

C. Turranius, † um 48 n. Chr. (Prosopogr. imp. Rom. 3 p. 344 Nr. 297), mit dem in den Quellenverzeichnissen des Plinius von 3; 9 und 18 genannten Turranius Gracilis und dem Tragiker des ovidischen Dichterkatalogs (2. T.2 1. H. § 319 p. 248) identisch sei.

2. Cornelius Valerianus. Plin. n. h. 14, 11 memoria dignum inter prima Valerianus quoque Cornelius existimavit; 10, 5 Cornelius Valerianus phoenicem devolavisse in Aegyptum (36 n. Chr.) tradit; genannt wird er in dem Quellenverzeichnis zu den Büchern 8, 10, 14 und 15 (auf einem Versehen beruht Valerianus 3, 108 und im Index zu diesem Buche; vgl. Münzer p. 376 Anm. 1). Auf Cornelius Valerianus will Münzer (p. 370) Seneca de brev. vitae 13, 3 his diebus audivi quendam referentem, quae primus quisque ex Romanis ducibus fecisset beziehen und demnach folgern (p. 380), dass ums J. 47/48 Cornelius Valerianus eine Schrift mit dem Inhalt quae primus quisque ex Romanis ducibus fecisset verfasst habe. Zur Charakterisierung der Persönlichkeit stellt Münzer (p. 180) Züge aus zwei spanischen Inschriften (CIL 2, 2079 und 3272) zusammen.

3. L. Junius Moderatus Columella und die übrigen Landwirte.

496. Columellas landwirtschaftliches Werk. Columella ist ein Spanier, seine Heimat ist Gades.1) Eine Inschrift belehrt uns, dass er tribunus militum der sechsten legio ferrata war. Diese hatte ihren Standort in Syrien, und dass er in Syrien (wie in Cilicien) sich aufgehalten, sagt er uns selbst in seinem Werke. Allein weder der Militärdienst noch. die Laufbahn des Sachwalters (1 praef. 9) zogen ihn an. Sein Interesse war vielmehr der Landwirtschaft zugewendet. Vielleicht war sein Onkel, den er als einen ganz ausgezeichneten Landwirt der Provinz Baetica feiert,2) nicht ohne Einfluss auf seine Neigung. Columella bewirtschaftete selbst mehrere Güter. 3) Seine landwirtschaftliche Schriftstellerei hat in erster Linie italische Verhältnisse1) zur Voraussetzung; Italien ist ihm das dankbarste Land für die Landwirtschaft (3, 8, 5). Sein Werk liegt uns in einer doppelten Fassung vor. Einmal haben wir eine den ganzen Stoff umfassende, abgeschlossene Darstellung in 12 Büchern, dann ein einzelnes Buch über die Baumzucht. Allein dieses Buch ist nicht etwa als eine Monographie anzusehen, denn es weist gleich im Eingang auf ein erstes Buch hin, in dem der Ackerbau behandelt war. Sonach ist dieses Buch der zufällig erhaltene Teil eines umfassenderen Werkes, das, wie das Wort primus zeigt, mindestens drei, wahrscheinlich vier Bücher zählte. Dieses Werk stellte eine kürzere Bearbeitung der Landwirtschaft als das vollständig erhaltene dar, dem Einzelbuch entsprechen die Bücher 3-5 der aus 12 Büchern bestehenden Darstellung. Das Verhältnis zwischen den beiden Schriftwerken wird allgemein so aufgefasst, dass das kürzere vorausging, das ausführlichere nachfolgte. Die 12 Bücher würden sonach für uns eine erweiterte zweite Auflage darstellen. Dieselben sind dem P. Sil

1) 8, 16, 9; 10, 185.

2) 5, 5, 15; vgl. 2, 16, 4; 7, 2, 4; 12, 21,4; 12, 40, 2; 12, 44, 5.

3) 3, 9, 2 cum et in Ardeatino agro, quem multis temporibus ipsi ante possedimus, et in Carseolano itemque in Albano generis Aminei vites huiusmodi notae habuerimus; 3, 3, 3 in nostris Cueretanis; dass so zu schreiben, nicht Cerretanis u. ä., und an Caere in Etrurien zu denken sei, zeigt W. Becher, Philol. hist. Beitr. C. Wachsmuth überr., Leipz. 1897, p. 186. dass

4) Das schliesst natürlich nicht aus,

er in zweiter Linie auch die Verhältnisse anderer Länder berücksichtigt, z. B. 2, 11, 12 (Hispania Baetica); 2, 12, 3 (Aegyptus et Africa); 3, 13, 1 (cum Italici generis futuris agricolis tum etiam provincialibus); 4, 1, 5 (vix etiam provincialibus agricolis approbari possunt); 4, 33,6 (haec de vineis Italicis vinearumque instrumentis, quantum reor, non inutiliter et abunde disserui, mox agricolarum provincialium vineaticos nec minus nostratis et Gallici arbusti cultus traditurus); 11, 2, 56 (sicut in Cilicia et Pamphylia); vgl. noch 60.

vinus1) gewidmet; durch die Vorreden erhalten wir Aufschlüsse über die Genesis der schriftstellerischen Leistung. Dieselbe wurde successive publiziert, denn in einigen Vorreden wird auf Äusserungen und Urteile über das Werk Bezug genommen. Bei dieser successiven Entstehung und Veröffentlichung ist es begreiflich, dass der ursprüngliche Plan Modifikationen und Erweiterungen erfahren konnte. So wollte er auch den Schlussstein des Werkes, den Gartenbau, wie die vorausgehenden Bücher prosaisch bearbeiten; allein auf Wunsch der Freunde gab er demselben poetische Fassung; es sollte dadurch zugleich eine Ergänzung zu Vergils Georgica gegeben werden, welcher den Gartenbau in seinem Lehrgedicht nicht behandelt, sondern den Späteren zur Bearbeitung überlassen hatte. Damit war das Werk eigentlich zum Abschluss gelangt, das Gedicht war die Krone des Ganzen. Allein wiederum waren es Freunde, welche in die Komposition eingriffen; sie veranlassten den Autor zu einer Zugabe; in einem 11. Buch erörterte er den Gartenbau in Prosa, schickte aber einen Teil voraus, der sich auf die Obliegenheiten des Meiers (villicus) bezieht. Das 12. Buch endlich geht den Geschäftskreis der Meierin (villica) durch. Sonach erhalten wir folgenden Aufbau des Werkes: Das 1. Buch enthält die allgemeinen Lehren für den Landwirt (über Anlage und Einrichtung des Gutes und über das Wirtschaftspersonal), das 2. Buch behandelt den Ackerbau (Bodenkunde, Umpflügen, Düngen, Säen u. a.), die Bücher 3-5 den Weinbau und die Baumzucht, 2) die Bücher 6-9 die Tierproduktion, Gross (6) und Kleinvieh (7), Geflügel und Fische (8), Waldtiere und besonders Bienen (9), das 10. stellt den Gartenbau in einem Gedicht dar, das 11. spricht, wie bereits gesagt, von den Obliegenheiten des Meiers und nochmals in Prosa von der Gartenkultur, und das 12. ist dem Wirkungskreis der Meierin gewidmet. Das Werk schrieb Columella in spätem Alter nicht lange vor dem Tod des Philosophen Seneca. Früher hatte er eine Schrift gegen die Astrologen geschrieben, und während er sein landwirtschaftliches Werk verfasste, trug er sich mit dem Gedanken, über Lustrationen und über die anderen Ernteopfer eine Monographie zu veröffentlichen.

Die Inschrift. CIL 9, 235 (Dessau, Inscr. lat. sel. 1, Berl. 1892, Nr. 2923) L. Junio L. f. Gal. Moderato Columellae trib. mil. leg. VI Ferratae. Die Inschrift, die nicht mehr im Original vorhanden ist, wurde zu Tarent gefunden. Mit Unrecht wurde sie verdächtigt, vgl. Grote fend, Zeitschr. für Altertumswissensch. 1835 p. 179. Dafür, dass der hier genannte Columella mit dem landwirtschaftlichen Schriftsteller identisch ist, sprechen zwei Momente: 1. gehört Gades, die Vaterstadt Columellas, wirklich der tribus Galeria an, 2. die legio VI. ferrata stand damals in Syrien, und auch der Landwirt Columella war in Syrien, vgl. 2, 10, 18 Ciliciae Syriaeque regionibus ipse vidi.

"

Das singuläre Buch beginnt mit den Worten: quoniam de cultu agrorum abunde primo volumine praecepisse videmur, non intempestiva erit arborum virgultorumque cura, quae vel maxima pars habetur rei rusticae. Unsere Handschriften geben es durchweg an 3. Stelle, ohne an den Worten des von ihnen als lib. XI bezeichneten X. Buches superioribus novem libris Anstoss zu nehmen, ebenso die ältesten Ausgaben. Erst die editio Aldina 1514 traf die jetzt übliche Ordnung" (Häussner, Die handschriftl. Ueberlief. des Colum. etc. p. 7). Ueber die Quellen des Buches vgl. Stadler, Die Quellen des Plin. im 19. B. der n. h., Münchner Diss. 1891, p. 15. Eine Vergleichung des singularis liber mit den ent

1) Silvinus war Gutsnachbar Columellas; vgl. 3, 3, 3 illa videntur prodigialiter innostris Cueretanis accidisse, ut aliqua vitis apud te excederet etc.; 3, 9, 6 in Caeretano tuo.

2) Im Eingang des 5. Buches behandelt er auch einiges aus der ihm fremden Gromatik; vgl. 5, 1, 4.

sprechenden Büchern des grösseren Werkes zeigt, dass bei dem singularis liber nicht an eine Epitome gedacht werden kann, vgl. W. Becher, De Colum. vita et scriptis, p. 29. Geht das kürzere Werk als ein selbständiges dem längeren voraus, so erklärt sich auch leichter, wie beide Werke abweichende Ansichten aufweisen, und wie in dem grösseren Werke Ansichten des kürzeren gegen Angriffe verteidigt werden. Da in den Handschriften, z. B. im Sangermanensis, am Schluss des 11. Buches (vgl. auch J. G. Schneider, Tom. 2 Pars 2 p. 673) eine Grammatikernotiz von der Existenz eines singularis liber ad Eprium Marcellum de cultura vinearum et arborum sich erhalten hat, und diese Notiz wohl auf das isolierte Buch Columellas zu beziehen sein wird, werden wir anzunehmen haben, dass das erste landwirtschaftliche Werk dem bekannten Eprius Marcellus (vgl. oben § 450 Nr. 5) gewidmet war. Vgl. auch W. Becher p. 16.

Das grosse Werk. 9 praef. 2 quare quoniam tituli, quem praescripsimus huic disputationi, ratio reddita est, ea nunc quae proposuimus singula persequamur. Danach haben die Bücher Separattitel gehabt. Und wirklich haben in einem Mediceus die Bücher 3-5 die Ueberschrift Surcularis I II III (2, 11, 1 de qua dicemus in iis libris, quos de generibus surculorum conscripsimus; 12, 18, 1 priore libro, qui inscribitur Villicus). Auch Inhaltsangaben fügte Columella hinzu: 11, 3, 65 omnium librorum meorum argumenta subieci, ut cum res exegisset, facile reperiri possit, quid in quoque quaerendum, et qualiter quidque faciendum sit. Ueber das 10. Buch vgl. 9, 16, 2 quae reliqua nobis rusticarum rerum pars superest, de cultu hortorum, Publi Silvine, deinceps ita, ut et tibi et Gallioni nostro complacuerat, in carmen conferemus; 10 praef. 3 cultus hortorum diligentius nobis, quam tradiderunt maiores, praecipiendus est: isque, sicut institueram, prosa oratione prioribus subnecteretur exordiis, nisi propositum expugnasset frequens postulatio tua, quae pervicit, ut poeticis numeris explerem georgici carminis omissas partes, quas tamen et ipse Vergilius (georg. 4, 148) significaverat posteris post se memorandas relinquere. 11, 1, 1 Claudius Augustalis extudit mihi, cultus hortorum prosa ut oratione componerem. (2) numerum, quem iam quasi consummaveram, voluminum excessi, et hoc undecimum praeceptum rusticationis memoriae tradidi.

....

....

Abfassungszeit. 3, 3, 3 his certe temporibus Nomentana regio celeberrima fama est illustris, et praecipue quam possidet Seneca, vir excellentis ingenii atque doctrinae, cuius in praediis vinearum iugera singula culleos octonos reddidisse plerumque compertum est. Daraus folgt, dass das dritte Buch zu Lebzeiten Senecas, also vor 65, geschrieben ist. Von diesem Gut schreibt Plinius n. h. 14, 49, dass dasselbe vor 20 Jahren (also etwa 57) Remmius Palaemon gekauft und, nachdem er es etwa 10 Jahre hindurch bewirtschaftet, an Seneca verkauft hatte. Wir kämen also in das Jahr 67, in welchem Jahre aber Seneca nicht mehr lebte. Die Zahlen 20 und 10 sind sonach als rund zu betrachten; jedenfalls müssen wir die Abfassungszeit des Werkes sehr nahe an das Todesjahr Senecas (65) heranrücken. Dass Columella das Werk in höherem Alter schrieb, erhellt aus dem Schluss des 12. Buches: nec tamen canis natura dedit cunctarum rerum prudentiam.

Zeitanspielungen. 1, 7, 3 ipse nostra memoria veterem consularem (3 n. Chr.) virumque opulentissimum L. Volusium († 56 n. Chr.; Prosopogr. imp. Rom. 3 p. 483 Nr. 661) asseverantem audivi; 5, 1, 2 cum de commetiendis agris rationem M. Trebellius noster requireret a me; wer dieser Trebellius ist, lässt sich nicht sicher bestimmen; 9, 16, 2 de cultu hortorum, Publi Silvine, deinceps ita, ut et tibi et Gallioni nostro complacuerat, in carmen conferemus; unter Gallio ist wahrscheinlich der Bruder Senecas (2. T. 1. H. p. 305 Anm. 1) gemeint. W. Becher, De Colum. vita et scriptis p. 11.

Andere Schriften Columellas:

1. eine Schrift gegen die Astrologen. 11, 1, 31 in iis libris, quos adversus astrologos composueram. Sed illis disputationibus exigebatur id, quod improbissime Chaldaei pollicentur, ut certis quasi terminis, ita diebus statis aëris mutationes respondeant.

2. eine Schrift über lustrationes ceteraque sacrificia quae pro frugibus sunt (2, 21, 5). Ob dieselbe vollendet wurde, wissen wir nicht, denn er sagt 2, 21, 6 differo in eum librum, quem componere in animo est, cum agricolationis totam disciplinam perscripsero.

497. Charakteristik Columellas. Nur der Fachschriftsteller kann in der Litteratur eine Bedeutung beanspruchen, der Sachkenntnis besitzt. Diese können wir aber Columella nicht absprechen. Er war wirklich ein praktischer Landwirt und kann sich daher auf eigene Beobachtungen und Erfahrungen stützen. Allein er hatte daneben auch die vorhandene lateinische Litteratur über sein Fach aufs eifrigste studiert; in den Schriften Catos (§ 67), Varros (§ 193), der Sasernae (§ 82), des Tremellius Scrofa (§ 202), des Hyginus (§ 343), des Julius Atticus (unten p. 392), des A. Cornelius Celsus

« PredošláPokračovať »