Obrázky na stránke
PDF
ePub

in ihnen nichts entdecken, was ihre Aufführung unmöglich erscheinen liesse. Ja, es finden sich sogar Bühnenregeln beobachtet; so beschränkt der Dichter sich auf drei Sprecher in den einzelnen Scenen,1) er hält die fünf Akte2) ein, er macht die auftretenden Personen und den Ort kenntlich.) Ferner ist zweifellos, dass die rhetorische Kunst dieser Produkte erst durch wirklichen Vortrag, nicht durch blosse Lektüre lebendig wird. Für die ungebildete Masse mochten diese Dichtungen allerdings wenig Anziehungskraft haben, für die Gebildeten dagegen, welche sämtlich die rhetorische Schule durchgemacht hatten, musste das Anhören dieser Stücke den gleichen, ja vielleicht einen noch höheren Genuss bereiten als das Anhören von Deklamationen über abstruse Themata. Und wenn die Tragödien des Pomponius Secundus, denen wir auf Grund des Zeugnisses von Quintilian (vgl. § 381) auch den rhetorischen Charakter beilegen müssen, wirklich aufgeführt wurden,4) so ist es ungereimt, es von vornherein als eine Unmöglichkeit zu betrachten, dass Seneca für die Bühne gedichtet. Eine andere Frage ist, ob die Stücke wirklich zur Aufführung gelangten. Bei dem Niedergang der dramatischen Poesie, welcher durch das Überwuchern des Pantomimus erzeugt wurde, ist es sehr leicht möglich, dass sie nur in der Recitation und in der Lektüre fortlebten. Unter allen Umständen übten sie keine tiefgehende Wirkung auf die römische Litteratur aus,) doch haben sich auch von ihrer Benutzung Spuren bei Späteren erhalten. Auch im Mittelalter zeigen sich nicht viele tiefgehende Spuren unserer Tragödien.") Einen nachhaltigen Einfluss übte aber Seneca auf die moderne Litteratur aus.) In Italien lässt sich das Studium und die Nachahmung der Tragödien Senecas durch Jahrhunderte hindurch verfolgen. Auch in der Entwickelungsgeschichte der französischen Tragödie nimmt unser Autor eine ganz hervorragende Stellung ein; Corneille und Racine haben aus ihm geschöpft und sich an ihm gebildet. Selbst nach England hinüber erstreckte der römische Tragiker seine Wirkung.) Schon aus dieser Einwirkung ergibt sich, dass diese Tragödien nicht bedeutungslos sein können und ein ernsteres Studium verdienen. Freilich mit dem Aufleben des Hellenismus war die Rolle dieser Produkte ausgespielt. Jetzt bilden sie ein interessantes Seitenstück zu den Erzeugnissen des klassischen Griechentums, das uns belehrt, dass das hellenische Ideal des Schönen unübertroffen dasteht und ein Abweichen von demselben sich jederzeit rächt.

[blocks in formation]

) Tacit. annal. 11, 13.

5) L. Müller, Fleckeis. Jahrb. 89 (1864)

p. 421.

6) Creizenach, Gesch. des neueren Dramas 1, Halle 1893, p. 4; über das Erwachen der Senecastudien zu Anfang des 14. Jahrh. vgl. denselben p. 486 f.; über den einflussreichen Commentar des Dominikaners Nicolaus Treveth (c. 1260-1330) vgl. p. 490; über das Studium in der Humanistenzeit vgl. P. 516.

7) Ranke, Abh. und Vers. p. 72.

8) R. Peiper, Chaucer und seine Vorbilder im Altert. (Fleckeis. Jahrb. 97 (1868) p. 65); J. Cunliffe, The influence of Seneca on | Elizabethan tragedy, London 1893.

Vorbilder. F. Leo, Ausg. 1 p. 160; Widal, Études sur trois tragédies de Sénèque, imitées d'Euripide, Aix 1854; A. Zingerle, Zu späteren lat. Dichtern 1, Innsbruck 1873, p. 12; Er. Strauss, De ratione inter Sen. et antiquas fabulas rom. intercedente, Rostock 1887; Ter Haar Romeny, De auctore tragoediarum quae sub Senecae nomine feruntur Vergilii imitatore, Leyden 1887; F. Leo, Ausg. 1 p. 156 und 166 (Vergil und Ovid). Ueber die Vorbilder in Bezug auf die Tropen vgl. Gaheis, De troporum in L. A. Sen. tragoediis generibus potioribus (Dissert. philol. Vindob. 5 (1896) p. 1). Ueber die Nachahmung älterer Autoren in den Chorliedern vgl. Ribbeck, Gesch. der röm. Dicht. 3 p. 77.

Die Metrik Senecas. Die Versmasse der lyrischen Partien kann man nach F. Leo, Die Composition der Chorlieder Senecas (Rhein. Mus. 52 (1897) p. 514) in drei grosse Gruppen bringen. 1) Die Kurzverse (Anapäste, Jamben, Glykoneen); das System ist aber völlig aufgegeben. 2) Die nach horazischer Technik geformten lesbischen Verse (sapphische und asklepiadeische), wozu die epodischen Verse treten." 3) Die fast ganz aus horazischen Elementen nach der Schultheorie (Caesius Bassus) selbstgebildeten Verse in Oedipus und Agamemnon. Dazu einige Hexameter." Die Cantica können entweder aus einer oder mehreren Versarten gebildet werden; sie haben weder Strophe (Ausnahme: Medea 579) noch Responsion, aber die der jüngeren dramatischen Lyrik angehörige Gliederung. F. A. Lange, Quaest. metr., Bonn 1851, p. 23; Bernh. Schmidt, De emendandarum Senecae trag. rationibus prosodiacis et metricis, Berl. 1860; Hoche, Die Metra des Tragikers Seneca, Halle 1862; L. Müller, Fleckeis. Jahrb. 89 (1864) p. 419 (sachkundige Kritik der metrischen Komposition); De re metr., Petersb.-Leipz.2 1894, p. 124 u. ö.; G. Richter, Die Composition der Chorlieder in den Tragödien des Seneca (Rhein. Mus. 19 (1864) p. 360, 379, 521); R. Peiper, Strophen in Sen. Chorliedern (Zeitschr. für das Gymnasialw. 18 (1864) p. 247, 328, 694. Gegen die Strophentheorie, welche G. Richter (Fleckeis. Jahrb. 99 (1869) p. 769) zu verteidigen sucht, vgl. ausser Bernh. Schmidt, Fleckeis. Jahrb. 97 (1868) p. 781 und 855 noch Madvig, Advers. crit. ad script. graec. et lat. 2 p. 110; F. Leo, Ausg. 1 p. 135; Spika, De imitatione Horatiana in Sen. canticis chori, Wien 1890; Reichardt, De metrorum lyr. Horat. artificiosa elocutione, Marb. 1889, p. 48; Ribbeck, Gesch. der röm. Dicht. 3 p. 80; Michelangeli, Adnotat. metr. ad Sen. Medeam (Rivista di filol. 1897 p. 602).

Fortleben Senecas. Ueber Nachahmungen des Oedipus und Herc. furens bei Statius und Quintilian vgl. R. Peiper, Praefationis in Sen. trag. nuper editas supplem., Breslau 1870, p. 4, 35; über Lucan als Nachahmer Senecas vgl. Hosius, Fleckeis. Jahrb. 145 (1892) p. 350. Ueber die Nachahmungen Senecas in Bezug auf Tropen vgl. Gaheis, De troporum etc. Ueber die Spuren Senecas im späteren Altertum vgl. Peiper, Rhein. Mus. 32 (1877) p. 532; C. Weyman, Seneca und Prudentius (Commentat. Wölfflin, Leipz. 1891, p. 281); G. Sixt, Des Prudentius Abhäng. von Seneca und Lucan (Philol. 51 (1892) p. 501); Birt, Praef. zu Claudian, p. CCI Anm. I. Ueber ein nach der schlechteren Handschriftenfamilie gemachtes Florilegium aus Senecas Tragödien vgl. F. Leo, Anecdoton Lugdunense (s. XIV) eclogas e tragoediis Senecae continens (Comment. in honorem Fr. Buecheleri H. Useneri, Bonn 1873, p. 29); über andere Florilegien vgl. Peiper, in den Appendices seiner Abh. De Sen. tragoed. vulgari lectione (A) constituenda (Festschr., Breslau 1893, p. 55). Bis zum J. 1200 wird von den Tragödien Senecas nur eine einzige Handschrift zu Pompuse s. XI erwähnt, die vielleicht mit dem Laurentianus 37, 13 identisch ist. Die Spuren der Tragödien im Mittelalter verfolgt Manitius, Beitr. zur Gesch. röm. Dichter im Mittelalter (Philol. 56 (1897) p. 538) und Peiper, De Sen. trag. vulgari lectione etc. in seinen Appendices. P) Seneca als Satiriker und Epigrammatiker.

379. Des Claudius Verkürbissung. (Divi Claudii Aπoxoλoxvvɩwσts). Ein hochinteressantes Schriftstück ist diese Schmähschrift gegen den verstorbenen Kaiser Claudius. Es ist eine menippische Satire, denn sie bietet die dieser Gattung eigentümliche Mischung von Prosa und Poesie. Wir führen kurz die Grundzüge derselben vor: Claudius liegt im Todeskampf, Mercur bittet eine der Parcen, demselben doch ein Ende zu machen. Clotho reisst daher das Lebensgespinnst des Claudius ab; zugleich spinnen die Parcen den Faden, an dem das Leben Neros hängt, immer weiter und weiter; Apollo begleitet sie mit seinem Gesang, er feiert in überschwenglicher Weise den neuen Kaiser. Claudius kommt im Olymp an; die Götter staunen über den sonderbaren Menschen; da sie aus seinem Kauderwelsch nicht herausbringen können, wessen Landes Kind er sei, wird der auf der ganzen Welt herumgereiste Hercules herbeigeholt, um

sich den Menschen anzusehen und Aufschluss zu erteilen. Auch Hercules wird es bei dem Anblick des Fremdlings nicht geheuer; mit dem bekannten homerischen Vers tís nóger stellt er ein Examen an; Claudius antwortet ebenfalls mit einem homerischen Hexameter, durch denselben seine Abstammung von Ilion kundgebend. Ihm fällt aber die Göttin Febris, die den Claudius allein von den Göttern Roms begleitet hatte, in die Rede und deckt boshaft seinen Ursprung aus Lyon auf. Hercules fordert ihn in tragischen Versen auf, die Wahrheit zu sagen, zugleich auf seine Keule hindeutend; Claudius sucht Hercules zu begütigen. Leider ist hier in der Überlieferung (wahrscheinlich durch den Ausfall eines Blattes) eine Lücke eingetreten, der Zusammenhang erfordert die Darlegung, dass es Claudius gelang, Hercules dafür zu gewinnen, dass er ihn in den olympischen Senat einführe. Mit den Verhandlungen, ob der Kaiser unter die Götter aufgenommen werden soll, fährt das Erhaltene fort. Die heftige Schlussrede des vergötterten Augustus über die Schandthaten des Claudius führt zu einem verneinenden Votum der Himmlischen. Der Götterbote Mercur packt ihn, um ihn in die Unterwelt zu führen. Als sie auf dem heiligen Wege in dieselbe ziehen, werden sie des Leichenbegängnisses des Claudius gewahr und hören die dabei gesungene Totenklage; der Dichter teilt dieselbe mit. Im Fortgang ihrer Reise stossen sie auf den ehemaligen Freigelassenen des Claudius, Narcissus, auch er war auf dem Weg zur Unterwelt begriffen; er wird vorausgeschickt, die Ankunft des Claudius zu melden. Als Claudius bei den Unterirdischen angekommen war, schleppt ihn Pedo Pompeius sofort vor den Richterstuhl des Aeacus und macht ihm den Prozess. Claudius wird schuldig gesprochen. Schwierigkeit macht die Bestimmung der Strafe; man beschliesst, eine ganz neue über ihn zu verhängen: der leidenschaftliche Würfelspieler wird verurteilt, mit einem Würfelbecher zu spielen, dessen Boden den Würfel vor dem Wurf durchgleiten lässt. In gebundener Rede wird seine Strafe geschildert. Man sollte nun meinen, das Drama sei aus, allein es kommt ein Anhang, nämlich ein neuer Prozess. C. Caesar Caligula reklamiert den Claudius als seinen Sklaven, derselbe wird ihm auch zugesprochen; Caesar schenkt aber den Claudius dem Aeacus; dieser übergibt ihn wiederum seinem Freigelassenen Menander,1) damit er diesem in den Untersuchungssachen als Knecht diene. Diesen Anhang finden wir sehr störend, gegenüber dem ersten Prozess fällt dieser zweite in seiner Wirkung bedeutend ab. Das Missbehagen würde aber verschwinden, wenn noch eine Strafe den Claudius treffen würde, welche die bisher verhängte überbietet und so einen glänzenden Schlusseffekt herbeiführt. Mit anderen Worten, es scheint ein Ausfall am Schluss der Satire eingetreten zu sein. 2) Diese Annahme findet auch von einer anderen Seite her Unterstützung. Der Titel unserer Schrift ist in der massgebenden Überlieferung: „Divi Claudii apotheosis Annei Senecae per saturam." Allein bei Dio Cassius lesen wir, dass Seneca eine Schmähschrift gegen Claudius schrieb, welcher er den Titel άxoxoλoxúriwoiS und für griechische Komödien sehr einge

1) Es ist der Komiker Menander gemeint, dessen Vorliebe für Darstellung von Rechtshändeln bekannt ist. Andererseits war auch Claudius für Rechtshändel (Suet. Claud. 15)

nommen.

2) Dass die Satire mit einem vollständigen Satz schliesst, ist Zufall.

„als eine Art άлodavάtiois“ vorsetzte. Es fragt sich, ob diese Schrift mit der unsrigen identisch ist. Die Frage muss bejaht werden, denn in beiden Schriften ist ja derselbe Gegenstand bearbeitet, die άлodavários des Claudius, nur wird sie dort ἀποκολοκύντωσις, hier ἀποθέωσις genannt. Allein wenn wir erwägen dass der erste Titel schwer verständlich ist, ferner dass im zweiten ein Pleonasmus vorliegt („Vergötterung des vergötterten Claudius"), so werden wir άnoxоloxúνroots als die ursprüngliche Aufschrift der Satire festhalten, an deren Stelle späterhin das geläufige άлоéwσis trat. Sind diese Erwägungen richtig, so bekommen wir den glänzenden Schlusseffekt, den wir in unserem jetzigen Text vermissen, es muss in der Satire noch die Metamorphose des Claudius in einen Kürbis zur Darstellung gekommen sein, denn mit einem so ungewöhnlichen Wort konnte der Schriftsteller nicht bloss im Titel spotten.

Die Satire nimmt zum Ausgang ihres Hohnes die Vergötterung des Claudius, sie muss unmittelbar nach diesem Ereignis verfasst sein, denn nur in diesem Fall konnte der Autor eine volle Wirkung von seiner Schmähschrift erwarten.1) Die Satire ist unedel, weil sie einen toten Mann trifft, zu gleicher Zeit aber der neuen Macht huldigt, denn sie schont Agrippina) und verherrlicht Nero. Sie erregt unsere Entrüstung um so mehr, weil der Verfasser den Claudius einst im Leben gefeiert und für Nero bei Claudius Tode eine Lobrede auf den Verstorbenen verfasst hatte.) Das Schriftstück ist aber geistreich; in feinem Spiel werden Keulenschläge gegen Claudius geführt. Zu der Bitterkeit stimmt die kurze schneidige Sprache, welche den Philosophen Seneca, wie wir ihn aus den anderen Schriften kennen, nicht verleugnet.

Die Apokolokyntosis. Dio Cass. 60, 35 Αγριππῖνα δὲ καὶ ὁ Νέρων πενθεῖν προσεποιοῦντο ὃν ἀπεκτόνεσαν, ἐς τε τὸν οὐρανὸν ἀνήγαγον ὃν ἐκ τοῦ συμποσίου φοράδην ἐξενηνόχεσαν. Ὅθενπερ Λούκιος Ἰούνιος Γαλλίων ὁ τοῦ Σενέκα ἀδελφὸς ἀστειότατόν τι ἀπεφθέγξατο (συνέθηκε μὲν γὰρ καὶ ὁ Σενέκας σύγγραμμα αποκολοκύντωσιν αὐτὸ ὥσπερ τινὰ ἀποθανάτισιν ὀνομάσας· ἐκεῖνος δὲ ἐν βραχυτάτῳ πολλὰ εἰπὼν ἀπομνημονεύεται.) ἐπειδὴ γὰρ τοὺς ἐν τῷ δεσμωτηρίῳ θανατουμένους αγκίστροις τισὶ μεγάλοις οἱ δήμιοι ἔς τε τὴν

1) O. Hirschfeld, Zur Gesch. des röm. Kaiserkultes (Sitzungsber. der Berl. Akad. 1888, Halbbd. 2 p. 841 Anm. 39), sich stützend auf Suet. Claud. 45 est in numerum

deorum relatus; quem honorem a Nerone destitutum abolitumque recepit mox per Vespasianum, meint, dass das Pamphlet sicherlich aus Anlass der von dem kaiserlichen Zögling Seneca's vollzogenen Kassierung der vom Senate dekretierten Apotheose des Claudius veröffentlicht worden" (Ribbeck, Gesch. der röm. Dicht. 3 p. 43). Smilda (z. St.) aber schliesst auf Grund von CIL 10, 8014, dass die Kassierung erst nach 66 oder 67 erfolgte. 2) Andererseits ist es auffällig, dass ihr auch nicht die kleinste Höflichkeitsphrase dargebracht und sie überhaupt nicht genannt wird. Dies Uebergehen erklärt sich aus Senecas politischer Stellung; von vornherein arbeitete er gegen Agrippinas Einfluss (Tacit. annal. 13, 2). Man kann darin wohl einen wichtigen Beleg für Senecas Verfasserschaft sehen." Klebs, Hist. Zeitschr. hsg. von H.

v. Sybel N. F. 25 (1889) p. 216 Anm. 2.

....

3) ad Polyb. de consol. 13, 4; Tacit. annal 13, 3 die funeris laudationem eius princeps exorsus est .. postquam ad providentiam sapientiamque flexit, nemo risui temperare, quamquam oratio a Seneca composita multum cultus praeferret. Mutiger war Furius Camillus Scribonianus, der zu Lebzeiten des Claudius mit einer Schmähschrift hervortrat; Suet. Claud. 35 motu civili cum eum Camillus, non dubitans etiam citra bellum posse terreri, contumeliosa et minaci et contumaci epistula cedere imperio iuberet vitamque otiosam in privata re agere, dubitavit adhibitis principibus viris an obtemperaret. Dagegen war anonym erschienen ein Pamphlet, das die Behauptung des Claudius, dass er sich unter der Regierung des Caligula absichtlich dumm gestellt habe, widerlegt; Suet. Claud. 38 cum intra breve tempus liber editus sit, cui index erat Μωρῶν ἐπανάστασις, argumentum autem, stultitiam neminem fingere.

ἀγορὰν ἀνεῖλκον κἀντεῦθεν ἐς τὸν ποταμὸν ἔσυρον, ἔφη τὸν Κλαύδιον ἀγκίστρῳ ἐς τὸν οὐρανὸν ἀνενεχθῆναι.

Die Apokolokyntosis und Apotheosis. Die Ansicht Birts (De Senecae apocolocyntosi et apotheosi lucubratio, Marb. 1888, p. VII), dass Seneca zwei Schmähschriften geschrieben, eine politische, die uns erhaltene dлоdéшσis, und eine verloren gegangene philosophische, die άnozokoxúrτwots, ist in jeder Beziehung unhaltbar (C. Wachsmuth, Leipz. Stud. 11 (1889) p. 340).

Zur Echtheitsfrage. Die Aufschrift ist in der massgebenden Ueberlieferung, wie bereits gesagt, Divi Claudii AпO@HOZIZ Annei Senecae per saturam. Die Worte per saturam sind wohl Grammatikerzusatz (Buecheler, Symb. philol. Bonn. p. 38). Gegenüber dieser Ueberlieferung sind Zweifel an der Autorschaft Senecas, welche zuletzt nochmals A. Stahr (Agrippina, Berl. 1867, p. 330) vorgebracht hat, völlig unberechtigt.

Lücke am Schluss des Werkes. Den Gedanken, dass der Satire der Schluss, die Verwandlung in einen Kürbis, fehlt, hat zuerst K. F. Heinrich (in einem Bonner Manuskript) ausgesprochen; genaue Begründung gibt C. Wachsmuth p. 338; bekämpft wird dieser Gedanke von Buecheler (1. c. p. 37) und Birt, Rhein. Mus. 46 (1891) p. 152.

Fortleben. Aehnlichkeit findet Hosius zwischen c. 12 Vs. 2 und Lucan 8, 734. In der vita Walae hat Paschasius Radbertus (s. IX), wie bereits Mabillon (Acta S. O. B. IVa p. 453) gesehen, eine Stelle (c. 1) nachgeahmt; vgl. Jonas, Hermes 6 (1872) p. 126.

Ueberlieferung. Die St. Gallener Handschrift nr. 569 s. X/XI ist so sehr die getreueste Repräsentantin der Ueberlieferung, dass nur sie dem Text zu Grund gelegt werden darf; neben dem Sangallensis kommt noch in Betracht der aus demselben Archetypus stammende cod. Valenciennensis (olim monasterii Elnonensis S. Amandi) 393 (402) s. IX/X; vgl. O. Rossbach, De Sen. philos. libr. rec. et emend. (Breslauer philol. Abh. 2 (1888) 3. H. p. 25). Die anderen Handschriften haben keinen anderen Nutzen als den, dass sie die Entstehungsgeschichte der zahllosen Fehler, wie sie in jüngeren Handschriften vorkommen, illustrieren.

Ausg. rec. Schusler, Utrecht 1844; Buecheler in den Symbola philol. Bonn., Leipz. 1864-67, p. 31 (mit Einleitung und meisterhaftem Commentar); Textausg. in Buechelers Petronius, Berl. 1882, p. 225.

Uebers. von E. Gütling, Minden 1861; A. Stahr, Agrippina, Berl. 1867, p. 307. Litteratur. A. Baumstark, Varro und Seneca (Philol. 18 (1862) p. 543); Bernh. Schmidt, Zu Sen. Apocoloc. (Fleckeis. Jahrb. 93 (1866) p. 551); Rhein. Mus. 33 (1878) p. 637 (über den Namen Apocolocyntosis); A. Riese, Philol. 27 (1868) p. 321; J. Asbach, Die Consulate der iul.-claud. Kaiser bei Sueton (Rhein. Mus. 35 (1880) p. 183); Klebs, Das dynastische Element in der Geschichtschreibung der röm. Kaiserzeit (Hist. Zeitschr. hsg. von H. v. Sybel N. F. 25 (1889) p. 215); Deltombe, Notes sur l'Apocolokyntose (Revue de l'instruction publique en Belgique 35 (1892) p. 361); Harrington, Notes on the diction of the Apocoloc. Divi Claudii (Transact. of the Amer. Philol. Assoc. 1895 p. XV); Gercke, Senecastudien (Fleckeis. Jahrb. Supplementbd. 22 (1896) p. 292).

Analysen bei Ribbeck, Gesch. der röm. Dicht. 3 p. 38; H. Peter, Die geschichtl. Litt. über die röm. Kaiserzeit 1, Leipz. 1897, p. 177.

Senecas Epigramme und die Anthologie des Vossianus Q. 86 s. IX. Unter dem Titel L. Annaei Senecae epigrammata super exilio sind in der Ausgabe von Haase 1 p. 261 neun Epigramme vereinigt. Aber nur bei dreien beruht die Zuteilung an Seneca auf handschriftlicher Ueberlieferung, nämlich bei nr. I und II, welche das schreckliche Corsica schildern, dann bei nr. VII (de qualitate temporis), welches die Vergänglichkeit aller Dinge, sogar des Weltalls, darthut. Bei den übrigen ist die Autorschaft Senecas auf Grund innerer Kriterien angenommen worden; vgl. über nr. VI E. Thomas, Hermes 28 (1893) p. 306. Man ist noch weiter gegangen und hat eine ganze Sammlung des Vossianus Q. 86 Seneca zugeteilt. Und es ist sicher, dass bei manchen die angedeuteten Lebensumstände sehr gut auf Seneca passen, allein bei weiterem Vorgehen verlieren wir den festen Boden unter den Füssen. Richtig ist aber, dass fast alle Epigramme dieser Sammlung aus der ersten Kaiserzeit stammen; denn es sind Probleme behandelt, welche in späterer Zeit kein nachhaltiges Interesse mehr hervorrufen konnten. So klingen noch republikanische Ideen nach, Cato und Pompeius mit seinen Söhnen werden in einer Reihe von Epigrammen verherrlicht. Auch Monarchisches tönt dazwischen, wie die Epigramme, welche sich auf die britannische Expedition des Claudius beziehen. Der Grundcharakter der Sammlung ist der rhetorische, es sind viele Themata behandelt, wie sie auch in Rhetorenschulen hätten behandelt werden können, z. B. der Tod macht alle gleich (Riese, Anthol. lat. Nr. 437; Bährens, Poet. lat. min. 4 p. 47), das Glück eines ruhigen Lebens, in dem mehrere Adynata aneinandergereiht werden, um zu zeigen, dass alles eher eintreten könne als ein Aufgeben des ruhigen Lebens (Nr. 440 R.; 4 p. 50 B.), das lange Gedicht über die Hoffnung (Nr. 415 R.; 4 p. 25 B.) u. a.

« PredošláPokračovať »