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Unterricht erhielt er in seiner Vaterstadt; nach dem zwölften Lebensjahr kam er nach Rom, wo er der Schule des Grammatikers Remmius Palaemon und der des Rhetors Verginius Flavus, dessen rhetorisches Lehrbuch Quintilian späterhin zu Rate zog, übergeben wurde. Im Alter von sechzehn Jahren schloss er sich aufs engste an den stoischen Philosophen Annaeus Cornutus an. Dadurch wurde er mit der Lehre der Stoa bekannt und ein warmer Anhänger derselben. Auch mit anderen hervorragenden Männern jener Zeit unterhielt er engere Beziehungen, mit dem Dichter Caesius Bassus, mit Calpurnius Statura, mit M. Servilius Nonianus,1) mit dem Epiker Lucan, endlich auch mit dem Philosophen Seneca, von dessen Wesen er aber nicht sonderlich angezogen wurde, mit den Griechen Claudius Agathurnus2) aus Lacedaemon und Petronius Aristocrates aus Magnesia. Besonders vertrauten Umgang pflog er mit dem hochangesehenen Paetus Thrasea, dessen Gattin Arria mit ihm verwandt war. Auch diese Beziehungen werden die Begeisterung des Dichters für die Stoa genährt haben. Als Persius starb, hinterliess er ein grosses Vermögen, das er seiner Mutter und seiner Schwester vermachte, jedoch war ein Legat und die Bibliothek seinem Lehrer und Freund Cornutus zugewiesen. Dieser nahm jedoch nur die Bibliothek an, auf das Legat leistete er Verzicht zu Gunsten der Angehörigen. Die Ordnung des schriftlichen Nachlasses des Dichters vertrauten die Hinterbliebenen demselben Cornutus an; dieser schied zuerst die Übungen der Schulzeit aus, sie wurden auf seinen Rat vernichtet; nur das kleine Corpus der Satiren wurde der Herausgabe würdig erachtet. Zu diesem Zweck war eine geringe Nachhilfe notwendig; es mussten am Schluss einige Verse, jedenfalls der Anfang einer neuen Satire,3) getilgt werden, da sonst das Buch am Ende fragmentarisch erschienen wäre; auch war eine nochmalige Durchsicht geboten, die aber zu keinen bedeutenden Änderungen führte.4) Beiden Aufgaben unterzog sich Cornutus, dann übergab er das Corpus dem Caesius Bassus auf dessen Bitten hin zur Edition. Gerühmt wird von dem alten Biographen der Charakter des Persius, sein sanftes Wesen, seine fast jungfräuliche Schamhaftigkeit, seine Liebe zu seinen Angehörigen, seine Mässigkeit; diese inneren Vorzüge wurden noch gehoben durch äussere Schönheit.

Die Hauptquelle für das Leben des Persius ist die vita A. Persii Flacci de commentario Probi Valerii sublata, d. h. die Vita, welche aus einer Einleitung zu der Persiusausgabe des berühmten Kritikers Valerius Probus stammt. Die Vita steht bei Reifferscheid Suet. rel. p. 72, in der 3. Ausg. von Jahn-Buecheler p. 58. Dazu vgl. O. Jahn, Ausg., Leipz. 1843, p. CL.; Reifferscheid 1. c. p. 394; Steup, De Probis grammaticis, Jena 1871.

Familienverhältnisse des Persius. Vita (p. 58 Buech.): Aulus Persius Flaccus natus est pridie nonas Decembris Fabio Persico L. Vitellio coss. decessit VIII kalendas Decembris P. Mario Afinio Gallo coss. Natus in Etruria Volaterris, eques Romanus, Decessit ad octavum miliarium via Appia in praediis suis. Pater eum [Flaccus] pupillum reliquit moriens annorum fere sex. Fulvia Sisennia nupsit postea Fusio equiti Romano et eum quoque extulit intra paucos annos. . . . .. Reliquit circa IIS vicies matri et sorori scriptis tantum ad matrem codicillis. Cornuto rogavit ut daret sestertia, ut quidam dicunt, C, ut alii, L et argenti facti pondo viginti et libros circa septingentos Chrysippi sive bybliothecam suam omnem. Verum a Cornuto sublatis libris pecunia sororibus (vgl. jedoch O. Jahn

1) Ueber diesen Historiker vgl. § 440, 3. 2) So liest Buecheler; in der Vita ist als Genetiv des Namens überliefert: agaturini oder agaturrini; dagegen liest Reinesius

Agathemeri. Vgl. Kaibel, Epigr. gr. 554.

3) O. Jahn, Proleg. p. XLV.
4) ebenda p. XLVI.

z. St.), quas heredes frater fecerat, relicta est Decessit autem vitio stomachi anno aetatis XXX. Hieronym. zu J. 2050 34 n. Chr. Persius Flaccus satiricus poeta Volaterris nascitur; zu J. 2078 (nach der massgebenden Ueberlieferung) = 62 n. Chr. Persius moritur anno aetatis XXVIII.

Bildungsgang des Persius. Vita: studuit Flaccus usque ad annum XII aetatis suae Volaterris, inde Romae apud grammaticum Remmium Palaemonem et apud rhetorem Verginium Flavum. Cum esset annorum XVI, amicitia coepit uti Annaei Cornuti ita ut nusquam ab eo discederet. Inductus aliquatenus in philosophiam est.

Freundeskreis des Persius. Vita: Amicos habuit a prima adulescentia Caesium Bassum poetam et Calpurnium Staturam, qui vivo eo iuvenis decessit. Coluit ut patrem Servilium Nonianum. Cognovit per Cornutum etiam Annaeum Lucanum aequaevum auditorem Cornuti.... Sero cognovit et Senecam, sed non ut caperetur eius ingenio. Usus est apud Cornutum duorum convictu doctissimorum et sanctissimorum virorum acriter tunc philosophantium, Claudi Agathurni medici Lacedaemonii et Petroni Aristocratis Magnetis, quos unice miratus est et aemulatus, cum aequales essent Cornuti, minor ipse. Idem decem fere annis summe dilectus a Paeto Thrasea est ita ut peregrinaretur quoque cum eo aliquando cognatam eius Arriam uxorem habente.

Hunc

Die Schriftstellerei des Persius. Vita: Scriptitavit et raro et tarde. ipsum librum imperfectum reliquit. Versus aliqui dempti sunt ultimo libro, ut quasi finitus esset. Leviter correxit Cornutus et Caesio Basso petenti, ut ipse ederet, tradidit edendum mox ut a schola magistrisque devertit, lecto Lucili libro decimo vehementer saturas componere studuit. . . . Cuius versus in Neronem cum ita se haberet „auriculas asini Mida rex habet", in eum modum a Cornuto ipso tantum nomine mutato est emendatus „auriculas asini quis non habet?" ne hoc in se Nero dictum arbitraretur.

Unterdrückte Schriften des Persius. Vita: scripserat in pueritia Flaccus etiam praetextam (vgl. dazu die kritischen Noten Reifferscheids p. 74 und Buechelers) et hodoeporicon librum unum et paucos in socrum Thraseae in Árriam matrem versus, quae se ante virum occiderat. Omnia ea auctor fuit Cornutus matri eius ut aboleret.

Persönliche Charakteristik. Vita: Fuit morum lenissimorum, verecundiae virginalis, formae pulchrae, pietatis erga matrem et sororem et amitam exemplo sufficientis. Fuit frugi, pudicus.

Allgemeine Litteratur. Breuker, A. Persius und seine Zeit, Moers 1866; E. Curtius, De A. Persii Flacci patria (Satura philol. H. Sauppio obl., Berl. 1879, p. 1); Simioni, Alcune questioni relative ad A. Persium Flaccum, Verona-Padua 1896; Nisard, Etudes sur les poètes lat. de la décadence 1, Paris 1878, p. 201; O. Jahn, Persiusausg., Leipz. 1843, Proleg.; derselbe in Ersch und Grubers Encykl. 3, 18, 33; Ribbeck, Gesch. der röm. Dicht. 3 p. 140. Morris H. Morgan, A bibliography of Persius, Cambridge 1893.

383. Persius' Satiren. Wie wir gesehen, hatte Persius schon während der Schulzeit in dichterischen Arbeiten sich versucht. Nachdem er die Schule verlassen, machte die Lectüre des zehnten Buches des Lucilius, welches von den litterarischen Zuständen zur Zeit des Satirikers handelte, einen so gewaltigen Eindruck auf ihn, dass ihm der Gedanke kam, Satiren zu schreiben und dem Lucilius nachzueifern. In der ersten entwirft er ein düsteres Bild von dem litterarischen Leben seiner Zeit, er schildert, wie alle Schriftsteller lediglich auf den Beifall hinsteuerten, mochte derselbe auch von den Ungebildetsten gespendet oder mochte er durch äussere Mittel erschlichen werden. Diesem nichtigen Beifallsstreben gegenüber I will sich Persius in seiner Schriftstellerei in erster Linie von dem Rechten leiten lassen; er spottet über die geglätteten Verse und über die Wut, alles in hochtrabender epischer Weise zu behandeln, über die Sucht anderer, die verschollenen Dichter auszubeuten, mit Indignation hebt er hervor, dass selbst in den ernstesten Lagen die rednerischen Figuren mehr wiegen als die schlichte Darstellung der Wahrheit. Er bringt Beispiele aus der zeitgenössischen Dichtung und klagt, dass diesem Zeug die männliche Kraft abgehe. Der Warnung, dass ihm seine Satirendichtung die Gunst der vornehmen Welt entziehen werde, hält er das Beispiel des Lucilius und des Horaz entgegen und beharrt auf seinem Entschluss, Sa

Handbuch der klass. Altertumswissenschaft. VIII, 2, 2. 2. Aufl.

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tiren zu schreiben. Als seine Leser denkt er sich Leute, welche die alten Komiker wie Eupolis und Cratinus verehren, auf rohe Menschen, auf Verächter der Wissenschaft rechnet er dagegen nicht. Diese Satire greift, wie man sieht, ins frische Leben hinein und schildert eine Seite desselben, die litterarischen Strömungen der neronischen Zeit, welche in ihrer Verkehrtheit des Dichters Unwillen erregen. Hier steht er wirklich auf den Schultern seiner Vorgänger, des Lucilius und des Horaz. In den fünf folgenden Stücken dagegen betritt er andere Bahnen; den Stoff liefert ihm hier nicht das Leben, sondern die Schule, wir erhalten Erörterungen über stoische Sätze. So ist das Thema der zweiten Satire, welche dem Macrinus zu seinem Geburtstag gewidmet ist, das Gebet. Zu allen Zeiten gab dasselbe Gelegenheit, die thörichte Gesinnung der Menschen zu offenbaren; denn sie erbitten sich Dinge von den Göttern, um welche sie niemals die Menschen anflehen würden; weiter verlangen sie in ihren Gebeten Güter, wie z. B. Gesundheit, welche sie auf der anderen Seite mutwillig zerstören; sie dichten ihre Leidenschaften, wie die Habsucht, den Göttern an und glauben daher ihre Gunst durch reiche Opferspenden zu gewinnen; allein den Göttern ist nichts so willkommen als ein reiner und frommer Sinn. Ausgehend von dem Bild eines in Trägheit dahinlebenden Jünglings will der Dichter in der dritten Satire den Widerspruch zwischen unserm Handeln und unserem besseren Wissen aufdecken. Es gibt allerdings Leute, die mit dem Laster so verwachsen sind, dass in ihnen die Unterscheidung des Guten und Bösen nicht mehr lebendig ist. Aber wenn einer die Tugend erkennt und ihr doch den Rücken kehrt, ist seine Lage eine unselige, denn er wird von den grössten Gewissensqualen gefoltert. Kindern verzeiht man, wenn sie Unnützes treiben, nicht aber dem, der aus der Weisheit Quell getrunken. Zur Philosophie muss der Unglückliche seine Zuflucht nehmen, mögen auch rohe Leute wie die Centurionen dessen spotten. Den Kranken, der dem Arzte nicht folgt, ereilt der Tod. Auch der mit Leidenschaften Behaftete ist krank. Die vierte Satire erörtert den Satz Erkenne dich selbst". Wiederum geht der Satiriker von einem Beispiel aus; Alcibiades, der in der athenischen Volksversammlung das Wort führt, wird von Sokrates in eine scharfe Prüfung genommen. Die Leute, zeigt der Dichter weiter, unterlassen die Selbstprüfung, schreiten aber um so lieber zur hämischen Wertschätzung anderer. Nicht das Urteil des Nebenmenschen ist massgebend, sondern die Erkenntnis des eigenen Selbst, die jeder sich verschaffen muss. In der fünften Satire setzt Persius zunächst seinem Lehrer ein rühmliches Denkmal der Dankbarkeit, er schildert schön, wie Cornutus seine „zarten Jahre" geleitet und durch welche innige Freundschaft er an ihn gekettet ist; er wirft dann einen Blick auf die verschiedenen verkehrten Bestrebungen der Menschen und stellt ihnen das Bild des Meisters gegenüber, der das Auge fest auf das Studium der Philosophie gerichtet hält und den Zöglingen die Früchte cleanthischer Weisheit zuführt; daran schliesst der Dichter eine Betrachtung der wahren Freiheit, welche uns das Rechte thun lehrt und den Menschen von der Sklaverei der Leidenschaften erlöst. Die sechste Satire endlich wendet sich an den befreun

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deten Dichter Caesius Bassus.

Persius hatte sich nach Luna zurückgezogen und führte hier ein zufriedenes, glückliches Dasein. Dies leitet ihn auf Betrachtungen über den richtigen Gebrauch der äusseren Güter, welcher die Mitte zwischen Verschwendung und Geiz einzunehmen hat. Durch die Einführung einer Scene, in welcher der Besitzer mit dem Erben verhandelt, erzielt der Dichter eine grosse Anschaulichkeit.

Den Satiren folgen in einem Zweig der Überlieferung Choliamben, welche in dem anderen Zweig den Satiren vorangehen. Der Verfasser gibt sich hier nicht als vollzünftigen Dichter aus und meint, dass die Geldgier die Dichter mache. Mit Unrecht hat man diese Choliamben dem Persius abgesprochen; sie zeigen ganz den verschrobenen Stil des jungen Satirikers. Die Verse passen besser an den Schluss als an den Anfang, da sie eine längere dichterische Thätigkeit des Persius vorauszusetzen scheinen.

Die erste Satire. Unsere Betrachtung ging von der Voraussetzung aus, dass die erste Satire auch der Zeit nach die erste ist; dies folgt, wie mir scheint, aus den Worten der Biographie (p. 59 Buech.): sed mox ut a schola magistrisque devertit (Reifferscheid klammert die Worte sed-devertit ein), lecto Lucili libro decimo vehementer saturas componere studuit. Cuius libri principium imitatus est sibi primo, mox omnibus detrectaturus cum tanta recentium poetarum et oratorum insectatione, ut etiam Neronem principem illius temporis inculpaverit, denn das, was hier angeführt wird, finden wir in der ersten Satire; dass die fünf lehrhaften Stücke auch Satiren sein sollten, ist doch wohl nicht zu bezweifeln; vgl. W. S. Teuffel, Studien und Charakteristiken zur griech. und röm. Litteraturgesch., Leipz. 1889, p. 522. Anders O. Jahn, Proleg. p. LXXXII: „prima satira quin ultima ab eo scripta sit, non dubito.“

Die Choliamben. Ein choliambisches Gedicht hat die Sabinusrecension am Schluss der Satiren; der Montepessulanus (P oder C) dagegen vor der ersten Satire. In dem einen Fall ist das Gedicht ein Epilog, in dem andern ein Prolog. Buecheler folgt in der Anordnung der Sabinusrecension; Ribbeck (Gesch. der röm. Dicht. 3 p. 150) glaubt nach dem Vorgange Heinrichs, dass die Verse nicht von Persius herrühren, für ein anderes Werk bestimmt gewesen seien und überhaupt nur ein Bruchstück darstellen. Den zweiten Teil (von Vs. 8 oder von 10 an), hält für unecht Ovink, Adversaria ad Persii prologum et sat. primam, Leyden 1886, p. 19. Die Echtheit verteidigen nach Casaubonus, Ausg. Comment. p. 1, noch Meister, Letzte Studien über Persius, Züllichau 1812, p. 85; Schumacher, Quaest. Pers., Münster 1873, p. 3; Albini, Praecipuae quaest. in satiras A. Persi Flacci (Studi ital. di filol. class. 2 (1894) p. 343); Clerici, Пl prologo di A. Persio Flacco interpretato, Parma 1885 (ohne Bedeutung).

384. Charakteristik des Persius. Die Satiren des Persius fanden sofort bei ihrem Erscheinen lebhaften Anklang; man riss sich förmlich um die Exemplare. Lucan brach bei einer Vorlesung der Schöpfungen des Persius in den Freudenruf aus, das sei wahre Poesie. Quintilian meint, dass der Dichter durch dieses einzige Buch sich grossen und echten Ruhm erworben habe, und Martial verkündet mit einem Seitenblick auf die Amazonis des Domitius Marsus das Lob des Satirikers. Die hohe Wertschätzung des Autors pflanzte sich ins Mittelalter hinüber, die verwertbaren ethischen Gedanken wurden ihm hoch angerechnet, er wurde daher viel gelesen und auch kommentiert. Und die Neuzeit? Sie verurteilt nahezu einstimmig den römischen Dichter, und mit Recht. Nur die Poesie kann uns wahrhaft erfreuen, welche uns entweder eine neue Ideenwelt in packender Weise erschliesst oder welche wenigstens Gegebenem goldene Fassung verleiht. Beides fehlt dem Persius; weder Inhalt noch Form vermag uns anzuziehen. Der Autor ist ein junger Mann, der kaum der Schule entwachsen ist und jetzt den Sittenprediger macht. Allein nur gereiften Jahren steht ein solches Amt gut an. Persius hat noch keinen

Blick in das verschlungene Leben gethan, das Geschick hat ihn nicht geschüttelt und gerüttelt, es hat ihm im Gegenteil die behaglichste Lage geschaffen. Was kann uns ein solcher Mann bieten? Nichts als das, was er in der Schule gelernt hat; er weiss seine stoischen Sätze, und solche verarbeitet er in fünf Stücken. Quellen sind ihm natürlich seine philosophischen Bücher, nicht Rom mit seinem Treiben und Jagen. Man lasse sich nicht durch die eingestreuten Beispiele täuschen, auch diese sind nicht der eigenen Zeit des Schriftstellers abgelauscht, es sind Fälle, welche überall und zu jeder Zeit vorkommen, und die er zu Dutzenden in seinen stoischen Handbüchern finden konnte. Auch die von ihm zu Rat gezogenen Mimen Sophrons waren eine ergiebige Fundstätte; doch selbst die hier vorkommenden Namen bleiben Namen. Nur eine Seite des Lebens wurde ihm durch die Schule bekannt, die litterarische, welche die erste Satire uns ausmalt. Aber auch hier ist er nicht originell; das Beispiel des Lucilius, der den zeitgenössischen litterarischen Zuständen ein scharfes Auge zuwandte, reizte ihn zur Nachahmung. Doch würde dieser Mangel an Originalität zu ertragen sein, wenn uns der erborgte Inhalt in kostbarer Schale kredenzt würde. Allein der Schriftsteller hat alles aufgeboten, um uns die Lektüre zu einer wahrhaften Höllenpein zu machen. Der Richtung der Zeit gemäss ist Ziel seines Strebens ein interessanter und pikanter Stil. Um dieses Ziel zu erreichen, vermeidet er, wo er nur kann, den natürlichen Ausdruck; das Einfache muss dem Gesuchten und Verschrobenen weichen. Er hatte fleissig seinen Horaz gelesen und dessen Wortschatz vollständig eingesogen; allein er weiss das Gute nicht zu nützen; er ruht nicht, bis er es verrenkt und verunstaltet hat. Diese krankhafte Ausdrucksweise legt uns Schritt für Schritt Fesseln an, es ist ein Meer von Dunkelheit,1) durch das wir hindurchsteuern müssen. Als ob es damit nicht genug wäre, hat Persius auch noch durch die Composition uns Nebel vor die Augen gezogen. Die Gedanken werden aneinander gereiht ohne die notwendigen logischen Verbindungsglieder; ferner geht die Darstellung oft in den Dialog über, ohne dass derselbe scharf abgegrenzt wird, so dass wir bisweilen nicht wissen, wem die Worte angehören.2) Der Dialog ist dadurch in ein Selbstgespräch umgesetzt. Niemals fällt in die mühsam zusammengestoppelte Rede3) der Sonnenschein der Heiterkeit. Mit Freuden legen wir den Dichter aus den Händen.

Zeugnisse über Persius. Vita (p. 59 Buech.): editum librum continuo mirari homines et diripere coeperunt; p. 58 Lucanus mirabatur adeo scripta Flacci, ut vix se retineret recitante eo de more quin illa esse vera poemata, sua ludos diceret; Quintil. 10, 1,94 multum et verae gloriae quamvis uno libro Persius meruit; Martial. 4, 29, 7 saepius in libro numeratur Persius uno, | quam levis in tota Marsus Amazonide; Lydus de magistr. 1, 41 Πέρσιος δὲ τὸν ποιητὴν Σώφρονα μιμήσασθαι θέλων τὸ Λυκόφρονος παρῆλθεν ἀμαυρόν. Verhältnis des Persius zur Stoa. Martha, Un poète stoicien à Rome, Les satires de Perse (Revue des deux mondes 47 (1863) p. 291) Les moralistes sous l'empire Romain, Paris 1886, p. 101; Knickenberg, De ratione stoica in Persii satiris apparente, Münster 1867; Papa, Lo stoicismo in Persio (La Sapienza 6 (1882) fasc. 3); Bucciarelli, Utrum A. Persius Flaccus doctrinae stoicae sit sectator idem et interpres; acc. Persii sat. sex, Rom 1888.

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Persius und Horaz. Casaubonus, Persiana Horatii imitatio in seiner Ausg., Paris 1615, p. 523 (Dübner's Ausg. p. 344); Szeliński, De Persio Horatii imitatore, Hohen

1) Sorn, Die Sprache des Persius, p. 31. 2) Vgl. darüber Schlüter, De satirae

Persianae natura et indole, cap. 5.

3) et raro et tarde scripsit, sagt die Biographie.

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