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Annalen. Ueber die älteren Ausg. vgl. Ritschl, Opusc. 4 (1878) p. 751. Andere Reden werden z. B. bei Tacit. annal. 11, 15 und 12, 11 erwähnt; ein Brief ebenda 12, 20; vgl. Groag unter Claudius in Pauly-Wissowas Realencykl. 3 Sp. 2779. Als Redner wird Claudius von Tacitus (annal. 13, 3) also charakterisiert: nec in Claudio, quotiens meditata dissereret, elegantiam requireres. Vgl. H. Meyer, Orat. Rom. fragm., Zürich 1842, p. 574. Das Edikt des Claudius über das römische Bürgerrecht der Anauner ist abgedruckt CIL 5, 5050; Dessau, Inscr. lat. sel. 1 Nr. 206; Bruns5 p. 224. Commentiert von Mommsen, Hermes 4 (1870) p. 99. Vgl. Kenner, Ein Edikt des Kaisers Claudius, Wien 1869. Andere Edikte und Erlasse bei Groag 1. c. Sp. 2779 und Gaheis ebenda Sp. 2838.

Plinius und Claudius. Im Quellenverzeichnis wird Claudius citiert zu den Büchern 5, 6, 12 und 13; im Texte wird er citiert 5, 63; 6, 27; 6, 31; 6, 128; 7, 35; 12, 78 historiis Claudii Caesaris. Münzer, Beitr. zur Quellenkritik der Naturgesch. des Plinius, Berl. 1897, p. 390.

360. Nero (54-68).1) Auch der Nachfolger des Claudius, Nero, nahm der Litteratur gegenüber eine freundliche Haltung ein. Als Knabe wurde er fast in alle Disziplinen, welche der Ausbildung des Geistes dienen können, eingeführt. Freilich bekämpften sich wie im späteren Leben, so auch schon hier entgegengesetzte Bestrebungen; Neros Mutter, die selbst in der Geschichte dilettierte, wollte nichts von Philosophie wissen, sein Lehrer Seneca dagegen nichts von dem Studium der alten Redner. Die rhetorische Ausbildung Neros scheint in der That unvollkommen gewesen zu sein; ausdrücklich wird berichtet, dass er der erste Princeps war, der bei seinen Reden fremde Konzepte zu Grunde legte. Unbestritten blieb ihm das Feld der Dichtkunst; Nero machte gern Verse; noch zur Zeit Suetons konnte man die Schreibtafeln sehen, welche Entwürfe seiner Dichtungen von seiner Hand mit vielen Korrekturen enthielten. Es trat zwar die Meinung auf, seine Werke seien unter fremder Beihilfe zu Stande gekommen und man merke dies seinen Gedichten noch an, da sie weder Schwung und Begeisterung atmeten, noch aus einem Gusse seien. Allein wenn dies auch hie und da sicherlich der Fall war, ist es doch sehr unwahrscheinlich, dass auf diese Weise. alle Gedichte Neros entstanden. Dass bei seinen Versifikationen viel Spielerei mitunterlief, ist nicht zweifelhaft. Doch wollte er auch durch grössere Werke sich dichterischen Ruhm erwerben; eines kam wirklich zu Stand, die „Troica". Ferner gedachte er ein Epos über die gesamte römische Geschichte zu schreiben; ehe er damit anfing, ging er mit sich und anderen über die Zahl der Bücher zu Rat. Als manche den Umfang eines solchen Werkes auf vierhundert Bücher berechneten, meinte der Stoiker Annaeus Cornutus mit Recht, soviel Bücher würde wohl niemand lesen, und als man ihm entgegen hielt, dass ja sein Meister Chrysippus noch mehr Bücher geschrieben, erwiderte er, dessen Schriften seien aber für das menschliche Leben heilsam. Diese freimütige Äusserung musste der Philosoph mit der Verbannung büssen.2) Die Hauptanziehung, welche die Poesie für Nero hatte, lag darin, dass sie ihm Gelegenheit gab, als Recitator oder Sänger sich dem Publikum zu zeigen. Hier Lorbeeren zu ernten, war das höchste Ziel seines Ehrgeizes. So trug er seine Troica an dem Feste der Quinquennalia oder Neronia (65) vor; dieses Fest hatte er selbst

1) Munk, Gesch. der röm. Litt., 2. Aufl. von O Seyffert, 2, Berl. 1877, p. 196.

2) Dio Cass. 62, 29.

im Jahr 60 gegründet, an demselben sollten musische, gymnische und Rennkämpfe abgehalten werden.1) Dann sang und agierte er einzelne tragische Scenen, er stellte z. B. die Canace in Geburtswehen, den Muttermörder Orestes, den blinden Oedipus dar. Die für diese Gesangsvorträge notwendigen Texte wird sich Nero grösstenteils selbst gemacht haben; es waren auch solche neronische Produkte im Gebrauch. Wenn man nach dieser Vorliebe Neros für die Poesie meinen sollte, dass ihm die Dichtkunst eine besondere Förderung verdankte, so ist diese Meinung eine irrige; er beneidete vielmehr die dichterischen Talente, weil er glaubte, dass sie seinen Ruhm gefährdeten; Lucan war deshalb seinen Chikanen ausgesetzt. 2) Auch Curtius Montanus, der wahrscheinlich Satiren dichtete, hatte unter dem Neide Neros zu leiden.3) Gegen persönliche Angriffe war er dagegen weniger empfindlich.) Den Autoren der vielen gegen ihn kursierenden Verse spürte er nicht nach, und als manche dem Senat angezeigt wurden, untersagte er eine schärfere Ahndung derselben. Ebenso bestrafte er nur mit der Verbannung die Schmähungen, welche ihm der cynische Philosoph Isidor auf offener Strasse entgegengeschleudert hatte, und die boshafte Anspielung eines Atellanenschauspielers auf den Tod des Claudius und der Agrippina.) Zurückhaltend war er auch bei der Anklage gegen den Dichter Antistius.) Nach der Entdeckung der pisonischen Verschwörung aber traf seine Grausamkeit auch die Schriftsteller; der Lehrer des Persius, Verginius Flavus, und der berühmte Stoiker C. Musonius Rufus wurden damals in die Verbannung getrieben.7)

Die Commentarien der Agrippina. Auch die Gattin des Claudius und Mutter Neros veröffentlichte Denkwürdigkeiten. Tacit. annal. 4, 53 id ego, a scriptoribus annalium non traditum, repperi in commentariis Agrippinae filiae, quae, Neronis principis mater, vitam suam et casus suorum posteris memoravit. Plin. n. h. 7, 46 Neronem quoque paulo ante principem et toto principatu suo hostem generis humani pedibus genitum scribit parens eius Agrippina; Quellenverzeichnis zu B. 7: Agrippina Claudi. Nachrichten aus der Regierungszeit Neros werden nicht auf diese Commentarien zurückgeleitet; sie werden also diese Zeit nicht mehr behandelt haben; vgl. Lehmann, Claudius und Nero und ihre Zeit, I Claudius und seine Zeit, Gotha 1858, p. 5. Wahrscheinlich war das Werk geschrieben,

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3) Bei den Verhandlungen im Senat (im J. 66) wurde von der einen Seite geltend gemacht (Tacit. annal. 16, 28) nimium mites ad eam diem patres, qui Curtium Montanum detestanda carmina factitantem eludere impune sinerent; von der anderen (29): enimvero Montanum probae iuventae neque famosi carminis, quia protulerit ingenium, extorrem agi. Ueber das Resultat der Anklage vgl. 33 Montanus patri concessus est, praedicto, ne in re publica haberetur. Ueber spätere Proben seines Freimuts (im J. 70) vgl. Tacit. hist. 4, 40 und 42.

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6) Tacit. annal. 14, 48 (62 n. Chr.) P. Mario L. Afinio consulibus Antistius praetor, quem in tribunatu plebis licenter egisse memoravi, (13, 28) probrosa adversus principem carmina factitavit vulgavitque celebri convivio, dum apud Ostorium Scapulam epulatur; über die Anklage wegen Majestätsverbrechens gegen ihn und über das Verhalten des Kaisers vgl. dieses Kapitel u. f., auch 16, 21. 16, 14 (66 n. Chr.) C. Suetonio Luccio Telesino consulibus Antistius Sosianus, factitatis in Neronem carminibus probrosis exilio, ut dixi, multatus, wo weiter über seine Angeberei zum Zweck der Rückberufung berichtet wird; hist. 4, 44 Mucianus.... Octavium Sagittam et Antistium Sosianum, senatorii ordinis, egressos exilium in easdem insulas redegit. 7) Tacit. annal. 15, 71.

um die Ansprüche ihres Hauses auf die Herrschaft darzuthun; vgl. A. Ziegler, Die Regierung des Kaisers Claudius I., Wien 1885, p. 55. Ueber das Verhältnis dieser Commentarien zu Tacitus vgl. Ranke, Weltgesch. 3. T. 2. Abt., Leipz. 1883, Analekten p. 299; Liebenam, Bemerkungen zur Tradition über Germanicus (Fleckeis. Jahrb. 143 (1891) p. 879. Die Fragmente bei H. Peter, Hist. Rom. fragm. p. 296; vgl. dazu denselben, Die geschichtl. Litt. über die röm. Kaiserzeit, 1, Leipz. 1897, p. 374. A. Stahr, Agrippina, Die Mutter des Nero, Berl. 1867; Raffay, Die Memoiren der Kaiserin Agrippina, Wien 1884 (phantastisch).

Neros Bildungsgang. Suet. Nero 52 liberales disciplinas omnes fere puer attigit. Sed a philosophia eum mater avertit, monens imperaturo contrariam esse, a cognitione veterum oratorum Seneca praeceptor, quo diutius in admiratione sui detineret. Tacit. annal. 13, 2 hi (Afranius Burrus et Annaeus Seneca), rectores imperatoriae iuventae et cordes, diversa arte ex aequo pollebant, Seneca praeceptis eloquentiae et comitate honesta, iuvantes in vicem, quo facilius lubricam principis aetatem, si virtutem aspernaretur, voluptatibus concessis retinerent. Ribbeck, Gesch. der röm. Dicht. 3 p. 37.

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Die dichterische Thätigkeit Neros. Suet. Nero 52 ad poeticam pronus, carmina libenter ac sine labore composuit nec, ut quidam putant, aliena pro suis edidit. Venere in manus meas pugillares libellique cum quibusdam notissimis versibus, ipsius chirographo scriptis, ut facile appareret non tralatos aut dictante aliquo exceptos, sed plane quasi a cogitante atque generante exaratos; ita multa et deleta et inducta et superscripta inerant. Tacit. annal. 13, 3 Nero .... aliquando carminibus pangendis inesse sibi elementa doctrinae ostendebat; 14, 16 carminum quoque studium adfectavit, contractis, quibus aliqua pangendi facultas necdum insignis claritas. Hi considere simul et adlatos vel ibidem repertos versus conectere atque ipsius verba quoquo modo prolata supplere. Quod species ipsa carminum docet, non impetu et instinctu nec ore uno fluens; 15, 34 per compositos cantus (Danksagung an die Götter). Auf Gedichte lasciven und erotischen Inhalts weisen hin Martial. 9, 26, 9 ipse tuas etiam veritus Nero dicitur aures, | lascivum iuvenis cum tibi lusit opus; Plin. epist. 5, 3, 6; Plin. n. h. 37, 50 Domitius Nero.... capillos Poppaeae coniugis suae in hoc nomen adoptaverat quodam etiam carmine sucinos appellando; auf solche satirischen Inhalts beziehen sich Suet. Domit. 1 Clodium Pollionem praetorium virum, in quem est poema Neronis quod inscribitur Luscio; Tacit. annal. 15, 49 Quintianus mollitia corporis infamis et a Nerone probroso carmine diffamatus; Suet. Nero 24 aurigavit plurifariam, Olympiis vero etiam decemiugem, quamvis id ipsum in rege Mithradate carmine quodam suo reprehendisset. Aus einem dem Stoff nach unbestimmten Gedichte führt der Scholiast zu Lucan 3, 261 Tigrin. De hoc ait Nero in primo libro drei Hexameter an, welche den Lauf des Tigris schildern. Aus einem Gedicht auf Attis und aus einem von Bacchen wird Persius sat. 1, 93 (vgl. das schol. dazu p. 269 Jahn) und 99 (vgl. das schol. p. 271 J.) geschöpft haben. Vgl. Jahn in seiner Persiusausg. p. LXXVI; H. Schiller, Gesch. des röm. Kaiserr. unter Nero, Berl. 1872, p. 610; Ribbeck 1. c. 3 p. 45. — Dio Cass. 62, 29 παρεσκευάζετο δὲ ὡς καὶ τὰς τῶν Ῥωμαίων πράξεις απάσας συγγράψων ἐν ἔπεσι, καὶ περί γε τοῦ πλήθους τῶν βιβλίων, πρὶν καὶ ὁτιοῦν αὐτῶν συνθεῖναι, ἐσκέψατο κ. τ. λ.

Die Troica und die Αλωσις Neros. Dio Cass. 62, 29 καί ποτε καὶ ἐπὶ τὴν τοῦ θεάτρου ορχήστραν ἐν πανδήμῳ τινὶ θέᾳ κατέβη καὶ ἀνέγνω Τρωικά τινα ἑαυτοῦ ποιήματα; vgl. Juv. sat. 8, 221; schol. zu Pers. sat. 1, 121 scripsit Nero Troicon. Serv. zu Verg. georg. 3, 36 Cynthium, regem Troiae, quem in Troicis suis Nero commemorat; zu Verg. Aen. 5, 370 sane hic Paris secundum Troica Neronis fortissimus fuit etc. Dio Cass. 62, 18 τὴν σκευὴν τὴν κιθαρῳδικὴν λαβὼν ᾖσεν ἅλωσιν, ὡς μὲν αὐτὸς ἔλεγεν, Ἰλίου, ὡς δὲ ἑωράτο, Ῥώμης; Suet. Nero 38 hoc incendium e turre Maecenatiana prospectans laetusque flammae, ut aiebat, pulchritudine Halosin Ilii in illo suo scaenico habitu decantavit; Tacit. annal. 15, 39 pervaserat rumor ipso tempore flagrantis urbis inisse eum domesticam scaenam et cecinisse Troianum excidium, praesentia mala vetustis cladibus adsimulantem. Dieser Vortrag der alwars 'Thiov beim Brande Roms 64 n. Chr. ist wohl nicht historisch; vgl. Ranke, Weltgesch. 3. Bd. 1. Abt., Leipz. 1883, p. 118; H. Schiller, Gesch. des röm. Kaiserr. unter Nero, p. 424; Gesch. der röm. Kaiserzeit, 1, Gotha 1883, p. 359. Dagegen ergibt sich aus dem ersten Einsiedler Bucolicon (Riese, Anthol. lat. nr. 725 Vs. 38; Bährens, Poet. lat. min. 3 p. 62), dass er über das Ende Troias bei einem Agon sang und deswegen bekränzt wurde. Das Verhältnis der äλwors zu den Troica kann nur das gewesen sein, wie das der Ezrogos λúroa zu der Ilias, d. h. wie das des Teils zum Ganzen." Buecheler, Rhein. Mus. 26 (1871) p. 238; vgl. Ribbeck 1. c. 3 p. 45. Die Bruchstücke seiner Gedichte finden sich bei Bährens, Fragm. poet. Rom. p. 368. Vgl. noch Jahn, Ausg. des Persius, p. LXXV.

Neros Auftreten im Theater. Suet. Nero 10 declamavit saepius publice; recitavit et carmina, non modo domi sed et in theatro, tanta universorum laetitia, ut ob recitationem supplicatio decreta sit, eaque pars carminum aureis litteris Jovi Capitolino dicata; 21 tragoedias quoque cantavit personatus, heroum deorumque item heroidum ac dearum personis

effectis ad similitudinem oris sui et feminae, prout quamque diligeret. Inter cetera cantavit Canacen parturientem, Orestem matricidam, Oedipodem excaecatum, Herculem insanum; 46 observatum fuerat, novissimam fabulam cantasse eum publice Oedipodem exulem atque in hoc desisse versu: Θανεῖν μ' ἄνωγε σύγγαμος, μήτηρ, πατήρ; 24 in tragico quodam actu. Dio Cass. 61, 20 ἐκιθαρῴδησέ τε Αττιν τινὰ ἢ Βάκχας ὁ Αύγουστος; Suet. Nero 21 Νiobam se cantaturum pronuntiavit; Vitell. 11 Neroniana cantica. Philostratus vita Apoll. 4, 39 ᾄδων τὰ τοῦ Νέρωνος μέλη .... ἐπῆγε μέλη τὰ μὲν ἐξ Ορεστείας, τὰ δὲ ἐξ ̓Αντιγόνης, τὰ δ' ὁπόθεν γοῦν τῶν τραγῳδουμένων αὐτῷ, καὶ ᾠδὰς ἔκαμπτεν, ὁπόσας Νέρων ἐλύγιζέ τε καὶ κακῶς ἔστρεφεν; vgl. 5, 7. Ribbeck 1. c. 3 p. 44; Friedländer, Darst. aus der

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Sittengesch. Roms, 2, Leipz. 1889, p. 449.

Reden und Briefe Neros. Tacit. annal. 14, 55 quod meditatae orationi tuae statim occurram, id primum tui muneris habeo, qui me non tantum praevisa, sed subita expedire docuisti; anders ebenda 13, 3 quamquam oratio (beim Tode des Claudius; vgl. Suet. Nero 9) a Seneca composita multum cultus praeferret, ut fuit illi viro ingenium amoenum et temporis eius auribus accommodatum. Adnotabant seniores primum ex iis, qui rerum potiti essent, Neronem alienae facundiae eguisse. Dio Cass. 61, 3 avayvovs ὅσα ὁ Σενέκας ἐγεγράφει, ὑπέσχετο αὐτοῖς ὅσα ὁ Κλαύδιος ἐδεδώκει. Τοσαῦτα δὲ καὶ πρὸς τὴν βουλήν, πρὸς τοῦ Σενέκου καὶ αὐτὰ γραφέντα, ἀνέγνω. Suet. Nero 7 patri gratias in senatu egit. Apud eundem consulem pro Bononiensibus Latine, pro Rhodiis atque Iliensibus Graece verba fecit; Tacit. annal. 12, 58 causa Iliensium suscepta Romanum Troia demissum et Juliae stirpis auctorem Aeneam aliaque haud procul fabulis vetera facunde executus, perpetrat, ut Ilienses omni publico munere solverentur. Eodem oratore Bononiensi coloniae igni haustae subventum centies sestertii largitione; reddita Rhodiis libertas, adempta saepe aut firmata, prout bellis externis meruerant aut domi seditione deliquerant; tributumque Apamensibus terrae motu convulsis in quinquennium remissum; Suet. Nero 24 provinciam universam (Achaiam) libertate donavit, simulque iudices civitate Romana et pecunia grandi. Quae beneficia e medio stadio Isthmiorum die sua ipse voce pronuntiavit; eine auf diese Freilassung bezügliche Inschrift wurde 1888 in Karditza, dem duos 'Axqapia in Böotien von M. Holleaux aufgefunden und erläutert, Discours de Néron prononcé à Corinthe pour rendre aux Grecs la liberté (Bull. de corresp. hellén. 12 (1888) p. 511); vgl. dazu C. M. Francken, Mnemos. 17 (1889) p. 363; mitgeteilt ist sie von Dittenberger CIGr. Septentr. I 2713 und erläutert in dessen Sylloge Leipz.2 1898 Nr. 376. Tacit. annal. 13, 11 crebris orationibus (für Plautius Lateranus), quas Seneca testificando, quam honesta praeciperet, vel iactandi ingenii voce principis vulgabat; Suet. Nero 46 cum ex oratione eius, qua in Vindicem perorabat, recitaretur ....; 47 inventus est in scrinio eius hac de re (über den Abfall der Soldaten) sermo formatus. Tacit. annal. 14, 11 Seneca adverso rumore erat, quod oratione tali (Neros beim Tode der Agrippina an den Senat gerichtet) confessionem scripsisset; vgl. Quintil. 8, 5, 18. Tacit. annal. 16, 6 laudavit ipse apud rostra formam eius (seiner Gattin Poppaea). H. Meyer, Orat. Rom. fragm., Zürich 1842, p. 588. Einen griechischen Brief Neros an die Rhodier teilt mit Hiller v. Gärtringen, Mitt. des archaeol. Inst., Athen. Abt. 20 (1895) p. 387; vgl. auch Dittenberger Sylloge Nr. 372.

361. Die Flavier (69-96). Der dumpfe Schrecken, welchen die Grausamkeit Neros in seinen letzten Regierungsjahren über alle Schichten der Bevölkerung verbreitet hatte, hörte auf, als die Flavier zur höchsten Macht gelangten. Vespasian (69-79) und sein Sohn Titus (79-81) regierten mit Milde. Obwohl beide zunächst tapfere Soldaten waren, so erscheinen sie doch nicht von höherer Bildung entblöst. Vespasian konnte sich ganz geläufig griechisch ausdrücken.1) auch wird seine natürliche Beredsamkeit gepriesen, 2) an Titus rühmt der ältere Plinius in dem ungemein interessanten Widmungsbrief sein oratorisches und sein poetisches Talent. Vespasian hinterliess Denkwürdigkeiten, Titus verfasste im Jahre 76 ein Gedicht über einen Kometen. Bei beiden überwogen jedoch die praktischen Interessen in der Weise, dass eine tiefgehende Neigung für die Litteratur

1) Tacit. hist. 2, 80 concurrentes (Antiochenses).... adloquitur, satis decorus etiam Graeca facundia omniumque, quae diceret atque ageret, arte quadam ostentator.

2) Aur. Vict. Caes. 9, 1 facundiae haud

egens promendis quae senserat. Ein Citat aus einer Rede im CIL 14, 3608. Doch liess er sich gern in seinen amtlichen schriftlichen Arbeiten von seinem Sohn Titus unterstützen; vgl. Suet. Tit. 6.

bei ihnen nicht anzunehmen ist. Aber in äusseren Dingen zeigte sich das Wohlwollen des neuen Regiments. Vespasian war freigebig gegen Dichter und Künstler; er liess die beim Brand des Kapitols untergegangenen 3000 Erztafeln nach Kopien, die überall aufgesucht wurden, wieder herstellen; er widmete den scenischen Aufführungen seine Aufmerksamkeit; er führte endlich die Staatsbesoldung für lateinische und griechische Rhetoren ein und schuf damit das öffentliche Lehramt. Wenn wir nun von einer Verfolgung der Philosophen und Astrologen, die unter Vespasian statt hatte, lesen, so kann das auf den ersten Blick befremdlich erscheinen. Allein bei dieser Massregel wirkten nicht litterarische, sondern politische Rücksichten ein. Die Philosophen gefielen sich unter dem Deckmantel ihrer Wissenschaft in einer oppositionellen politischen Haltung. Eine solche konnte nicht geduldet werden; Vespasian musste daher gegen den Stoiker Helvidius Priscus strafend vorgehen. Mucianus drängte aber auf eine radikale Remedur und setzte es durch, dass die Philosophen sämtlich mit Ausnahme des C. Musonius Rufus verbannt wurden, doch verriet auch hier Vespasian seine Gutmütigkeit. Als der Cyniker Demetrius in seiner Feindseligkeit hartnäckig verharrte, liess ihm der Kaiser sagen, Demetrius thue zwar alles, um seinen Untergang herbeizuführen, allein einen bellenden Hund wolle er nicht töten.1)

Von dem milden Regiment der beiden ersten Flavier sticht ungeheuer ab die Regierung des dritten, des Domitian (81-96). Als Prinz hatte er eine Neigung zur Dichtkunst zur Schau getragen. Die zeitgenössischen schmeichelnden Schriftsteller machen grosses Aufheben von diesen poetischen Fähigkeiten Domitians. Quintilian meint, den Göttern wäre es nicht genug gewesen, dass Domitian der grösste Dichter sei, sie hätten ihm daher auch noch die Sorge für den Erdkreis übertragen. Valerius Flaccus) weist auf ihn als den berufenen Sänger der Thaten des Titus hin. Silius Italicus) stellt ihn über Orpheus; Martial4) preist ihn als den Herrn der neun Musen. Der zuletzt genannte Dichter nennt uns auch ein domitianisches Gedicht, die Erzählung von dem im Dezember 69 stattgefundenen Kampf ums Kapitol. Zum Thron gelangt liess er alle litterarische Beschäftigung beiseite, er las weder historische Schriften noch Gedichte; das einzige Werk, das er in die Hand nahm, waren die Regierungsjournale des Kaisers Tiberius.5) Auch die Ausbildung seines Stils vernachlässigte er vollständig und bediente sich für seine Briefe und Erlasse fremder Kräfte. Diese Gleichgiltigkeit ist um so merkwürdiger, als er einige Einrichtungen im Interesse der Litteratur schuf. Er stellte die durch Brand zerstörten Bibliotheken wieder her; überall liess er Exemplare aufsuchen, ja er schickte sogar Leute nach Alexandrien, damit sie dort Bücher abschrieben und emendierten. Wie Nero, so stiftete auch

1) So verhielt er sich auch kühl gegen die Flugschriften; Dio Cass. 66, 11 xai yao ἔσκωπτε δημοτικῶς καὶ ἀντεσκώπτετο ἡδέως εἴ τέ τινα γράμματα, οἷα εἴωθεν ανώνυμα ἐς τοὺς αὐτοκράτορας, προπηλακισμὸν αὐτῷ φέροντα ἐξετέθη ποτέ, αντεξετίθει τὰ πρόσω φορα μηδὲν ταραττόμενος.

2) Argon. 1, 10.

3) Pun. 3, 620.
4) 5, 6.

5) Wahrscheinlich ist daher die Angabe Martials, dass seine Gedichte non dedignatur bis terque revolvere Caesar (6, 64, 15), nichts als eine Lobhudelei.

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