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Erstes Buch.

Jus publicum.

Erstes Kapitel.

Land und Leute.

I. Roms Anfänge.
$ 3.

1. Die Ramnes.

Die älteste Kunde von den Ländern und Völkern, in deren Mitte Rom entstanden ist, kommt uns aus Aegypten. In den Zeiten vom 14. bis 12. Jahrhundert vor unserer Zeitrechnung haben zu wiederholten Malen Scharen von Tuskern (Turscha), Sardiniern (Schardana) und Sikulern (Schakalscha), die in alter Zeit auf dem italienischen Festland, an der Westküste von der südlichsten Spiße bis etwa zur Mündung des Tiber gewohnt haben, teilweise in Verbindung mit Dauniern, Oskern (?), ferner mit Achäern, Lykiern, Libyern, Pelasgern (?) und Teukrern räuberische Einfälle nach Aegypten gemacht. Sardinier erscheinen zur selben Zeit auch als Söldner im ägyptischen Heere. Auf sehr niederer Kulturstufe können diese Völker schon damals nicht mehr gestanden haben. Dies

Be:

1 Dümichen, Histor. Inschrift I, 1–6. Vic. de Rougé, in der Revue archéol. 1867, Nouv. Sér., Bd. 16, S. 35 ff. 81 ff. Chabas, Études sur l'antiquité historique, 1872, . 177-328. 548. denken sind erhoben worden von Brugsch, Gesch. Aegyptens 577. Geschichte des Altertums 15, 152; V, 27. Dagegen Nissen, Ital. Landeskunde 116.

Dunker,

beweisen nicht nur ihre in großen Scharen unternommenen Seefahrten nach Aegypten, sondern ganz besonders auch der Umstand, daß ihnen von König Ramses III. ein Tribut von gewebten Stoffen und Getreide auferlegt werden konnte. Ihre Haupterwerbsquelle scheint aber der Seeraub gewesen zu sein.

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Die Tusker und wahrscheinlich auch die Sikuler sind in manchen Beziehungen die Lehrmeister des Volkes geworden, das, aus seinen apenninischen Bergsißen nach den Gegenden am unteren Tiber hinabsteigend, mit tuskischer Hilfe die Sikuler von da vertrieb, ritu Etrusco Städte baute und den Namen der Latini (Plattländer) annahm. Eine Schar diesem Volke angehöriger Sacrani, d. h. wegen Uebervölkerung vere sacro einem Gott geweihter Jugend, die, als sie herangewachsen war, unter religiösen Feierlichkeiten mit den nötigen Waffen ausgerüstet in die Fremde geschickt worden war, um sich eine neue Heimat zu suchen, siedelte sich in unmittelbarer Nähe des Tiber auf dem Mons Palatinus an, wo vielleicht schon vorher eine sikulische Niederlassung bestanden hatte. Die Ansiedler waren nach der Sitte der Sacrani, sich das Bild eines dem Gotte, dem sie geweiht waren, heiligen Tieres als Feldzeichen vorantragen zu lassen, unter dem Feldzeichen des dem Mars geheiligten Wolfes herangezogen gekommen und errichteten in einer Grotte am Fuß des Mons Palatinus ihr Wolfsheiligtum, ihr lupercal, und feierten bis in die späteste Zeit alljährlich ihr Wolfsfest, ihre lupercalia. Ihre neue Ansiedlung nannten sie Roma, sich selbst Ramnes oder Romani. Von ihrem heros eponymus Romulus erzählten sie, daß er in der Nähe des lupercal unter einem Feigenbaum, der ficus Ruminalis, als neugeborenes Kind ausgesetzt worden, aber von einer Wölfin gesäugt und so erhalten worden sei. Die Wolfssöhne wandten sich in ihrer neuen Heimat wohl dem Ackerbau zu, den dort in grauer Vorzeit der Saatengott selbst, Saturnus, die Bewohner gelehrt hatte; der Gründer der Roma, Romulus, soll zu

5, 755.

1 cf. Nissen, Ital. Landeskunde I, 548. 549.

2 Varro de 1. 1. 5, 143. Fest. s. v. rituales. Servius ad Aen.

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diesem Zweck einem jeden Volksgenossen 2 jugera als von ihm zu bebauendes Eigentum (heredium) zugewiesen haben, aber ihre Haupterwerbsquelle blieb doch nach wie vor die Viehzucht und der Naub. Noch in später Zeit bedienen sie sich der Lanze als eines signum quoddam justi dominii, quod maxime sua esse credebant, quae ex hostibus cepissent, und das ursprünglich Vieh bedeutende Wort pecunia haben sie neben familia, dem Hausstand, zur Bezeichnung des Vermögens überhaupt und dann speziell des Geldes verwendet. Zur Verwertung ihres Raubes bot ihnen die benachbarte alte Handelsstadt Cäre, von den Phöniziern Agylla genannt, mit ihren drei Seehäfen Bunicum, Pyrgi und Alfium die günstigste Gelegenheit; und von dort aus mag mancher im einzelnen nicht mehr nachweisbare Kultureinfluß auf sie eingewirkt haben. Das Wort caerimoniae leiten die römischen Antiquare von Cäre ab.

Ueber die politische Einrichtung der romulischen Niederlassung auf dem Mons Palatinus läßt sich kaum etwas anderes sagen, als was durch Rückschluß aus späteren römischen Einrichtungen zu er raten ist; die alten Sagen vermischen und verwechseln die Gründung und älteste Einrichtung der palatinischen Stadt mit der Gründung und Einrichtung der späteren erweiterten Roma beständig. Das Volk zerfiel in Herren (patres, patricii, auch ähnlich wie die Spartiaten sich sporo: nannten - pares und im Verhältnis zu ihren Hörigen patroni genannt) und Hörige (clientes). Ob lettere schon aus der alten Heimat mitgekommen sind, oder ihr Stand erst bei der neuen Ansiedlung aus unterworfenen älteren Einwohnern ge= bildet wurde, ist eine unbeantwortbare Frage. Als vollberechtigte

1 Gaj. 4, 16.

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2 Das Wort pater, verwandt mit patro, pater patratus, patricius, patronus, patrocinor, patrocinium, perpetro, impetro, impetrio, so zweifelhaft auch seine weitere etymologische Verwandtschaft ist auf die skt. Wurzel på werden skt. pitâ Rath, goth. fadar, fft. pitas, Brot, griech. natéopat, sft. patis, Herr, griech. nós, lat. potis, goth. faths, Herr, bruthfaths, Bräutigam, und griech. náoua, erwerbe, néлaua:, besize, zurückgeführt (cf. Curtius, Griech. Etymologie, Nr. 348. 350. 377; Leist, Gräkoital. RG., S. 57) -, deutet jedenfalls ursprünglich kein Verwandtschaftsverhältnis, sondern nur ein Herrschaftsverhältnis an.

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Hermann, Griech. Staatsaltertümer, § 25.

4 cliens wird von cluere (xλóetv) abgeleitet.

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Bürger nannten sich die Herren quirites. Sie waren zu militärischen Zwecken in 10 curiae coviriae, welchen auch die Klienten. als dienende Glieder und mit Rücksicht auf den Gottesdienst, die sacra, zugewiesen waren, eingeteilt und versammelten sich auch zu politischen Zwecken curiatim. An der Spiße des Volkes stand ein König (rex), dessen Macht wohl ursprünglich wie die der homerischen Könige mehr eine faktische als eine rechtliche war;3 als Berater stand ihm ein Rat der Alten (senatus, patres) zur Seite, den er sich in der Weise gebildet zu haben scheint, daß er aus jeder Kurie 10 der älteren angeseheneren Männer in denselben berief. Die Stammesgenossenschaften (gentes) sind niemals weder politische noch militärische Organe des römischen Staates gewesen, weil sie vermöge ihrer natürlichen Ungleichheit dazu unbrauchbar waren, und haben höchstens insofern eine politische Bedeutung gehabt, als der König bei der Auswahl der Senatoren in erster Linie die Häupter der bedeutenderen gentes berücksichtigt haben wird.

S. 4.

2. Die Tities.

Von maßgebendster Bedeutung für die weitere Entwickelung Roms ward ein Ereignis, welches vielleicht erst Jahrhunderte nach

Das Wort quiris wird bekanntlich gewöhnlich von einem angeblich sabinischen, aber vielleicht nur zu etymologischen Zwecken erfundenen curis (die Lanze) abgeleitet (cf. Fest. Ep. s. v. curis). Richtiger dürfte wohl die Zusammenstellung mit Cisra, einem alten Namen für Caere, dessen ae sich wohl aus einer Kontraktion, vielleicht aus Casira erklärt (vergl. Cuno, Vorgeschichte Roms, S. 183), Careja, Nu-ceria, Cermalus, Carmenta, cardo, Cardea, castrum, casa, Casilinum, Cora, Corniculum, Cures, Succusana und antigen Stästentamen fein, bie an εὐκτίμενον πτολίεθρον, περικτίονες, κτίζω, κτίσις erinnern. Sielleicht gehört aud civis bemjeiben Stamm an, das von Corssen (Aussprache 1, 385) mit reipar und unserem Heim zusammengestellt worden ist. Einen anderen Ableitungsversuch siehe

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bei Mommsen, Röm. StR. III, S. 5.

2 Die Richtigkeit dieser Etymologie wird bestätigt durch volsk. covehriu (cf. Herzog, Gesch. und System der röm. Staatsverf. I, S. 96, Note 3). Vir scheint veher, von vehere, der dreinfahrende, dreinschlagende Mann; seine ursprüngliche Waffe ist die vectis (clava Romuli), dann die hasta praeusta, dann die hasta ferrata.

31. 2 § 1 de O. J. 1, 2. Tac. Ann. 3, 26.
Liv. 1, 8, 7. Fest. s. v. senatores.

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der Entstehung der palatinischen Stadt eintrat, nämlich der Zuzug und die Vereinigung der Tities mit den auf dem Palatium angesessenen Ramnes zu einer Gemeinde, und die dadurch bewirkte Erweiterung der Stadt Rom. Die zugewanderten Tities standen auf einer höheren Kulturstufe als die Ramnes. Ihr Religions- und Rechtsstifter Numa Pompilius, der fortan neben dem ramnischen Staatsordner Romulus, in der Sage als sein Nachfolger in der Königswürde, erscheint, wird von den Alten als ebenbürtig neben Zaleukos, dessen Gesetzgebung seiner Vaterstadt Lokri (ca. 665 v. Chr.) den Ruhm einer nóg sovoμovμévn eingebracht hat, und neben Charondas von Katana hingestellt, und wird von allen dreien behauptet, daß sie Schüler des Pythagoras gewesen seien. Die Tities sollen sabinischen Stammes, also mit den latinischen Ramnes nahe verwandt gewesen sein.

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Infolge der Vereinigung der Tities mit den Ramnes wurden alle Staatsorgane verdoppelt. Zwei Könige, Romulus und Titus Tatius, sollten fortan den Staat regieren; die Zahl der Senatoren ward auf 200 erhöht und, wenn uns dies auch nicht ausdrücklich überliefert ist, die Zahl der Kurien auf 20. Das Gleiche gilt von den meisten Priestertümern. Wir finden fortan 4 pontifices unter dem Vorsitz eines 5., des pontifex maximus, 4 virgines Vestales, 4 augures, 20 fetiales; 2 gentes besorgen die lupercalia, 2 gentes den Herkulesdienst; zum flamen Martialis tritt der flamen Quirinalis, zu den Salii Palatini die Salii Collini oder Agonales; nur der Priester des höchsten Gottes, des Jupiter, der flamen Dialis, bleibt ein einziger, und dasselbe gilt von einer Reihe anderer, wie es scheint, dem Dienst von Lokalgöttern gewidmeter flamines, den flamines minores. Ueber die Zahl der fratres arvales haben

1 Sind diese Tities etwa identisch mit dem italischen Volk, das die Griechen auf Grund eines offenbaren Irrtums Oéttaλot nennen und aus Theffalien eingewandert sein lassen? Eine Nebenform von Tities könnte sehr wohl Titali oder Tituli gelautet haben, was die Griechen als Oéttako mißverstanden hätten. Die angeblichen Oéttakot sollen nach griechischen Nachrichten von den Tuskern aus Cäre vertrieben worden sein (cf. Strabo p. 220). Die Tities kommen nach römischen Nachrichten von Cures. 2 Gerlach, Zaleukos, Charondas, Pythagoras. Basel 1858. 3 Liv. 1, 13. Cic. de rep. 2, 7. Dion. 2, 46.

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