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Die ältesten hierher gehörigen Vermögensbestandteile sind die Forderungen auf Auszahlung einer geseßlich oder vertraglich firierten poena. Daran schließen sich dann die übrigen Forderungsrechte, die übrigen obligationes, an.

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Die klassische römische Jurisprudenz teilt die sämtlichen Obligationen in zwei Hauptklassen: nach jus civile vollwirksame, obligationes civiles, und nach jus civile nicht vollwirksame, obligationes naturales und obligationes inanes. Nur die obligationes civiles erzeugen eine Klage. Die obligationes naturales erzeugen nur eine Einrede; die obligationes inanes oder inefficaces oder quasi nullae erzeugen nicht einmal eine wirksame Einrede, können aber brauchbare Grundlage sein für solche Rechtsgeschäfte, die zu ihrer Gültigkeit das Bestehen einer Obligation vorausseßen. Die Zahlung einer obligatio naturalis fann nicht zurückverlangt werden; die einer obligatio inanis kann dagegen zurückverlangt werden, außer wenn der Schuldner, der dispositionsfähig ist, in vollständig klarer Kenntnis des Umstandes, daß er zur Zahlung nicht gezwungen werden könne, doch freiwillig gezahlt hat.2 Naturales oder inanes find die Obligationen entweder deswegen, weil ihnen, wie den nuda pacta oder den von einem pupillus infantia major abgeschlossenen Obligationen, etwas von dem Thatbestand fehlt, den das jus civile für die volle Wirksamkeit einer Obligation verlangt, oder deswegen, weil ihrer gerichtlichen Geltendmachung eine Einrede oder eine Replikation entgegengeseßt werden kann. Diejenigen Einreden, welche

11. 10. 108 de V. S. 50, 16. 1. 42 § 1 de O. et A. 44, 7.

2 Weber obligationes naturales ct. 1. 3 § 7 quod quisq. jur. 2, 2. 1. 7 § 4 de pact. 2, 14. 1. 2 § 2 de cap. minut. 4. 5. 1. 30 § 1 ad leg. Aq. 9, 2. 1. 13. 19 pr. 1. 26 § 9. 12. 1. 38. 40. 64 de condict. indeb. 12, 6. l. 1 § 7 de pec. const. 13, 5. l. 9 § 4 ad. Sc. Mac. 14, 6. l. 6 de comp. 16, 2. 1. 5 pr. 1. 27 de pign. 20, 1. 1. 41 ad Sc. Treb. 36, 1. 1. 10. 14 de O. et A. 44, 7. 1. 16 § 3. 4. 1. 60 de fidj. 46, 1. 1. 1 § 1 de nov. 46, 2. 1. 5 § 2. 1. 94 § 3. 1. 95 § 4. 1. 101 § 1 de sol. 46, 3. 1. 10 de V. S. 50, 16. 1. 66. 1. 84 § 1 de R. J. 50, 17. Ueber obligationes inanes cf. 1. 27 § 2. 1. 32 de pact. 2, 14. 1. 26 § 3. 1. 40. 41 de condict. indeb. 12, 6. 1. 3 § 1 de pec. const. 13, 5. 1. 8 § 9 ad Sc. Vellej. 16, 1. 1. 13 quib. mod. pign. 20, 6. 1. 13 de jur. dot. 23, 3. 1. 58 de O. et A. 44, 7. 1. 25 de V. O. 45, 1. 1. 95 § 2. 1. 98 § 8 de sol. 46, 3. 1. 8 § 1 ratam rem. 46, 8. Gaj. 3, 114. Vat. fr. 266.

eine Obligation zu einer obligatio naturalis herabdrücken, heißen exceptiones in odium creditoris introductae; diejenigen Einreden aber, welche die Obligation zu einer obligatio inanis machen, indem sie sowohl einer Klage aus der Obligation als Einreden, wie einer Einrede als Replikationen entgegengesetzt werden können, werden exceptiones in favorem debitoris introductae genannt.1

Aus der Klasse der nicht vollwirksamen Obligationen lösen sich im Lauf der Zeit die obligationes honorariae, namentlich die pacta praetoria, los, d. h. nach jus civile nicht vollwirksame Obligationen, die aber vom Prätor oder einem sonstigen dazu kompetenten Magistrat wie vollwirksame Obligationen geschüßt werden. Außerdem verschiebt fich die Grenze zwischen beiden Arten von Obligationen wiederholt dadurch, daß bisher nicht vollwirksame Obligationen durch eine Quelle des jus civile für vollwirksam erklärt werden. Die lehte hierher gehörige Veränderung hat sich erst nach den Zeiten der klassischen römischen Jurisprudenz zugetragen, indem durch kaiserliche Konstitutionen einzelne Arten von Verträgen, die bis dahin zu den nicht flagbaren pacta gehört hatten, für klagbar erklärt worden sind. Nichtsdestoweniger werden sie auch noch in der Terminologie des justinianischen Rechtes als pacta bezeichnet, aber als pacta legitima (dotis dictio, donatio).

Die obligationes civiles werden von den römischen Juristen nach ihrem Entstehungsgrund3 in solche, die ex maleficio, ex delicto, und in solche, die ex contractu entstehen, eingeteilt; und die übrigen Entstehungsgründe von Obligationen, die variae causarum figurae, werden als quasi-delicta oder quasi-contractus den Delikten oder Kontrakten angeschlossen.

Die oberste Einteilung der Kontrakts- und Quasikontraktsobligationen ist die in obligationes stricti juris und obligationes

11. 40 de condict. indeb. 12, 6. 1. 9 § 4 ad Sc. Mac. 14, 6. Vat. fr. 266.

2 § 1 J. de obl. 3, 13. l. 1 § 24 de exerc. act. 14, 1. l. 5 pr. de pign. 20, 1. 1. 41 ad Sc. Trebell. 36, 1. 1. 1 § 1 de nov. 46, 2. 1. 8 § 4 de acc. 46, 4.

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Gaj. 3, 88. § 2 J. de obl. 3, 13. 1. 1 pr. de O. et A. 44, 7.

bonae fidei. 1 Die juristische Behandlung dieser beiden Arten von Obligationen ist eine ganz prinzipiell verschiedene. Nur aus den obligationes stricti juris kann auf Erfüllung geklagt werden, aber auch auf weiter nichts als auf Erfüllung, d. h. auf Leistung dessen, was von Anfang an Inhalt der Obligation war. Seitdem der Sah gilt, daß omnis condemnatio pecuniaria esse debet, erleidet dieser Sag insofern eine Ausnahme, als aus allen obligationes stricti juris, die nicht auf Geld gehen, nur auf Leistung des Schäßwertes ihres ursprünglichen Inhalts geklagt werden kann. Aus den obligationes bonae fidei kann überhaupt nicht auf Erfüllung, sondern immer nur auf Zahlung einer ex fide bona den Verhältnissen entsprechenden Summe, genau genommen einer Entschädigung wegen Nichterfüllung, geklagt werden. Für die Bemessung dieser Abfindungssumme ist nicht nur maßgebend, was ursprünglich Inhalt der Obligation gewesen war, sondern es sind auch alle weiteren sich auf die Obligation beziehenden Verhältnisse in Betracht zu ziehen, sowohl diejenigen, welche bei ihrer Begründung bereits vorhanden waren, wie diejenigen, welche erst später eingetreten sind.3

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Je unbestimmter der Inhalt einer obligatio stricti juris von Anfang an normiert ist, und je mehr derselbe absichtlich der Möglichkeit einer Veränderung unterworfen ist, desto mehr nähert sich die Thätigkeit des ihren Inhalt firierenden und in Geld übersetzenden Richters der Thätigkeit desjenigen Richters, welcher eine Abfindungssumme wegen Nichterfüllung einer obligatio bonae fidei festzuseßen hat. Ja es gibt Fälle, wo ein jeder Unterschied zwischen obligationes stricti juris und obligationes bonae fidei schwindet, wenn

11. 1 de aestimat. 19, 3. 1. 11 § 18. 1. 48 de act. emt. vend. 19, 1. 1. 32 § 2 de usur. 22. 1.

2 Cic. pro Caec. 3, 7, pro Rosc. Com. 4. 1. 99 de V. O. 45, 1. 1. 7 de neg. gest. 3, 5.

3 Cic. Top. 17, 66. de off. 3, 15. 16. 17, pro Caec. 23, 65, pro Rosc. Com. 4. 1. 6 de neg. gest. 3, 5. 1. 31 dep. 16, 3. 1. 29 § 4 mand. 17, 1. 1. 31 § 20 de aed. ed. 21, 1. § 30 J. de act. 4, 6. 1. 38 § 8 sqq. de usur. 22, 1. 1. 7 pr. de eo quod certo loco 13, 4.

4 1. 38 § 1-6 de usur. 22, 1. 1. 15 pr. 1. 26 § 12. 1. 65 § 5 de cond. indeb. 12, 6. 1. 7 § 1. 1. 12 de cond. caus. dat. 12, 4. 1. 8 § 2 de cond. furt. 13, 1. 1. 31 pr. de R. C. 12, 1. l. 38 § 7 de usur. 22, 1. - 1. 4 de usur. 22, 1.

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nämlich zum Objekt einer obligatio stricti juris gerade das gemacht wird, was nach Maßgabe der obwaltenden Verhältnisse aequius melius erit, oder was der Schuldner leisten müsse, wenn er handeln wolle, ut inter bonos bene agier oportet. Dies ist der Fall bei der Verpflichtung des Mannes zur Restitution der res uxoria nach Beendigung der Ehe und bei dem pactum fiduciae, sowie bei denjenigen Stipulationen, durch welche der Schuldner sich zur Leistung dessen verpflichtet, quidquid eum ob hanc rem dare facere oportet ex fide bona, oder in welche die clausula doli: dolumque malum huic rei promissionique abesse abfuturumque esse, Aufnahme gefunden hat.

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Die Klagen, mit welchen auf Erfüllung einer obligatio stricti juris mit festem Inhalt zur Zeit des Formularprozesses, also zur Zeit der klassischen römischen Jurisprudenz, geklagt wird, sind die der legis actio per condictionem nachgebildeten condictiones certi, die condictio certae pecuniae und die condictio triticaria (certae rei). Ein Klagegrund scheint in den Formeln dieser condictiones nicht angegeben worden zu sein, sondern man scheint sich mit einer genauen Formulierung des in Anspruch genommenen Objektes begnügt zu haben, so daß die Formeln in ihren wesentlichen Bestandteilen nur aus intentio und condemnatio bestanden:

Si paret, Nm Nm Ao Ao centum dare oportere, judex, Nm Nm Ao Ao centum condemna; si non paret, absolve.

Si paret Nm Nm Ao Ao tritici Africi optimi centum modios dare oportere, judex, quanti ea res est, tantam pecuniam Nm Nm Ao Ao condemna; si non paret, absolve."

Die Klagen, mit welchen auf Zahlung einer Abfindungssumme wegen Nichterfüllung einer obligatio bonae fidei geflagt wird, sind die actiones bonae fidei, in deren Formel der Klagegrund in einer

1 Cic. Top. 17, 66. de off. 3, 15. Vat. fr. 94. 1. 8 de cap. min. 4, 5. Lenel, Ediktum perpetuum, S. 241 ff.

2 Cic. Top. 17, 66. de off. 3, 15. ad fam. 7, 12.

3 Lex Rubria c. 20.

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O. 45, 1. 1. 40 de R. C. 12, 1.

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1. 53. 1. 121 pr. de V. O. 45, 1. 1. 69 de V. S. 50, 16.
Lenel, Ediktum perpetuum, S. 184 ff.

Schulin, Römische Rechtsgeschichte.

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demonstratio oder in einer praescriptio pro actore angegeben werden muß. Die Formeln dieser Klagen haben also als wesentliche Bestandteile eine demonstratio oder praescriptio, eine intentio und eine condemnatio:

Quod As As No No hominem Stichum vendidit, quidquid ob eam rem Nm Nm Ao A° dare facere oportet ex fide bona, ejus judex Nm Nm Ao A° condemna; si non paret, absolve.1

(Ea res agatur), quod As As No No illam rem illo pretio aestimatam vendendam dedit, quidquid ob eam rem Nm Nm A°A° dare facere oportet ex fide bona, ejus judex Nm Nm Ao Ao condemna; si non paret, absolve. 2

Die Klagen endlich, mit welchen auf Feststellung des Inhalts und demgemäße Erfüllung einer obligatio stricti juris incerta geklagt wird, sind die actiones stricti juris. Die Formeln dieser Klagen bestehen wie die Formeln der actiones bonae fidei im wesentlichen aus drei Bestandteilen, einer demonstratio oder praescriptio, einer intentio und einer condemnatio; in letterer fehlen aber regelmäßig die Worte ex fide bona, denn der Richter soll nicht ex fide bona, sondern lediglich unter Berücksichtigung der in der demonstratio oder praescriptio angedeuteten Verhältnisse entscheiden:

Quod As As de No No incertum stipulatus est, quidquid ob eam rem Nm Nm Ao A° dare facere oportet, ejus judex Nm Nm Ao A° condemna; si non paret, absolve.3

Nur wenn eine Stipulation gerade auf das konzipiert war, was der Schuldner ex fide bona schulden werde, wurden auch in die condemnatio der Klage aus dieser Stipulation die Worte ex fide bona aufgenommen. Die condemnatio der actio rei uxoriae ging auf quod ejus aequius melius erit, und in der condemnatio der actio fiduciae famen die dem pactum fiduciae entlehnten Worte: ut inter bonos bene agier oportet, vor.

Die Jurisprudenz zählte die mit derartigen Kondemnationen

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