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furtum vorlag, seinem Eigentümer durch eine positive Handlung injuria entzogen hatte. Dies war der zweite Fall, wo nicht sowohl wegen Sachbeschädigung als vielmehr wegen Vermögensbeschädigung auf Grund der lex Aquilia geflagt werden konnte. Außerdem gab der Prätor seine Klagen nicht nur dem Eigentümer, sondern auch dem bonae fidei possessor und einem jeden dinglich Berechtigten, soweit sein Interesse reichte.

Ein dritter Fall, wo eine actio legis Aquiliae nicht sowohl wegen Sachbeschädigung als vielmehr wegen Vermögensbeschädigung gegeben wurde, war der, daß ein freier Mensch durch dolose oder fahrlässige positive Handlung eines anderen verlegt worden war. Hier gewährte man dem Verlegten oder seinem Gewalthaber eine actio legis Aquiliae auf Ersaß alles durch die Körperverlegung bewirkten Vermögensschadens, namentlich des entgangenen Arbeitsgewinnes und der Kurkosten. Cicatricium autem aut deformitatis nulla fit aestimatio, quia liberum corpus nullam recipit aestimationem. 1

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Weitere Klagen wegen besonders qualifizierter Sachbeschädigungen führte der Prätor ein, so in Zusammenhang mit den Bestimmungen über die rapina eine actio in quadruplum wegen damnum hominibus coactis dolo malo datum, ferner eine actio in duplum, post annum in simplum wegen damnum in turba datum, eine actio in quadruplum, post annum in simplum in eum, qui ex incendio ruina naufragio rate nave expugnata quid rapuisse recepisse dolo malo damnive quid in his rebus dedisse dicetur;* ferner die actio sepulcri violati, de mortuo illato, viae rejectae," gegen die Publikanen, die selbst oder deren familia vi aliquid ademerunt oder damnum injuria furtumve fecerunt, und gegen die nautae caupones und stabularii, deren Angestellte Sachen

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1. 7 pr. ad leg. Aquil. 9, 2. 1. 7 de his qui effud. 9, 3.

21. 2 vi bon. rapt. 47, 8.

3 l. 4 vi bon. rapt. 47, 8.

4 tit. D. de incend. ruina 47, 9.

5 tit. D. de sepulcro violato 47, 12.

61. 2 § 2 de relig. 11, 7.

1. 3 pr. de via publ. 43, 11.

tit. D. de publicanis 39, 4.

eines Reisenden beschädigt haben. Auch die actio de effusis vel dejectis und die actio de posito vel suspenso gehören hierher, und ebenso das interdictum quod vi aut clam, und das interdictum de opere restituendo wegen Verlegung einer operis novi nunciatio. Außerdem gaben die Aedilen besondere Strafklagen gegen diejenigen, welche gefährliche Tiere ohne genügende Schußmaßregeln an gangbaren Orten hielten."

Wegen geistiger Beschädigung eines Sklaven oder Haussohnes gab der Prätor die actio de servo corrupto.*

Wegen einzelner anderer Arten von Vermögensbeschädigung, die sich weder als furtum noch als Sachbeschädigung darstellen, hatten bereits die XII Tafeln dem Beschädigten eine Klage gegeben. Hierher gehören einmal die actio depositi, die actio rationibus distrahendis, und wenn sie überhaupt schon auf die XII Tafeln zurückzuführen ist, die actio oneris aversi. Von diesen Klagen wird später in anderem Zusammenhang noch weiter die Rede sein. Ferner aber gehören hierher die actio in quadruplum adversus foeneratorem, die Bestimmung: si quis rem, de qua controversia est, in sacrum dedicaverit, dupli poenam patitur, und die actio auctoritatis.'

Eine Verlegung eines zum persönlichen Bestand einer familia gehörigen Menschen, einschließlich des pater familias selbst, heißt injuria. Wegen einer solchen steht einmal dem Verleßten selbst, außerdem aber, und zwar nicht nur wenn derselbe alieni juris ist, sondern schon wenn er nur alieno affectui subjectus est (injuria mediata), eine Injurienklage zu.

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1 § 3 J. de obl. quae quasi ex del. 4, 5. tit. D. furti adv. naut. 47, 5.

2 tit. D. de his qui effuderint 9, 3.

31. 40. 41. 42 de aed. ed. 21, 1.
4 tit. D. de servo corrupto 11, 3.
XII tab. VIII, 18.

6 XII tab. XII, 4.

7 Paul. 2, 17, 3.

8 Gaj. 3, 220-235. tit. J. de injur. 4, 4. Paul. 5, 4. Coll. tit. 2. titt. D. de injur. 47, 10. C. 9, 35. 36.

91. 1 § 3-9. 1. 15 § 24. 1. 18 § 2-5 de injur. 47, 10. § 2 J. de injur. 4, 4.

Ueber die injuria haben die XII Tafeln folgende Bestimmungen enthalten:

1. Si membrum rupit, ni cum eo pacit, talio esto.1

2. Manu fustive si os fregit libero, CCC, si servo, CL poenam subito.2

3. Si injuriam faxsit, XXV poena sunto.3

Von der auf mali carminis occentatio gefeßten Kriminalstrafe ist schon früher die Rede gewesen. Weitere Kriminalstrafen für gewisse Arten von Injurien hat die lex Cornelia de injuriis eingeführt. 5

An Stelle der veralteten Bestimmungen der Zwölftafelgesetgebung hat das prätorische Edikt wegen jeglicher injuria die actio injuriarum aestimatoria eingeführt. Außerdem konnte in der Kaiserzeit eine jegliche Injurie extra ordinem strafrechtlich geahndet werden."

Wegen calumnia gab der Prätor die actio de calumnia in quadruplum.

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V. Rechtsgeschäfte.

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1. Einleitung.

Wie beim Delikt so wird auch beim Rechtsgeschäft in alter Zeit das Hauptgewicht auf die äußere Erscheinung gelegt, und erst sehr allmählich gelangen die Rechtsordnungen dazu, dem das Rechtsgeschäft erzeugenden Willen und seinen Motiven die gebührende Beachtung zu widmen. Den Ausgangspunkt zu dieser Entwickelung bilden die von offenkundig geisteskranken Personen abgeschlossenen

1 XII tab. VIII, 2. Gell. N. A. 20, 1.

2 XII tab. VIII, 3.

3 XII tab. VIII, 4.

4 cf. oben S. 135. 137.

5 cf. oben S. 141. 150.

6 cf. oben S. 152.

tit. D. de calumnia 3, 6.

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Rechtsgeschäfte, die für nichtig erklärt werden. Diesen gleich hat in Griechenland z. B. schon die solonische Gesetzgebung Rechtsgeschäfte befanbelt, δίε νόσων ἕνεκεν, ή φαρμάκων, ἢ δεσμών oder von einem ἀνάγκῃ κατασχεθείς ή γυναικὶ πειθόμενος abgefdlofen worden finb, 1 und noch weiter ist das spätere griechische Recht gegangen, indem es nicht nur im Irrsinn und im trunkenen Zustand, sondern sogar im Zorn oder in der durch einen Streit veranlaßten Aufregung abgeschlossene Rechtsgeschäfte für nichtig erklärt hat. Auch das alte römische Recht erklärte von Geisteskranken abgeschlossene Rechtsgeschäfte für nichtig, und auch in Rom mag man schon früh den von Geisteskranken abgeschlossenen Rechtsgeschäften solche gleichgestellt haben, welche von Personen abgeschlossen worden waren, die infolge von Krankheit, Trunkenheit oder Zorn vorübergehend besinnungslos waren. Ja, die klassische römische Jurisprudenz hat überhaupt einer jeden hohlen Willenserklärung, d. h. einer jeden Willenserklärung, der kein wahrer Wille entspreche, jegliche Wirksamkeit abgesprochen, jedoch immer nur unter der Vorausseßung, daß es von demjenigen, welcher die Willenserklärung abgegeben habe, nicht unsittlich und nicht unanständig sei, sich auf die Hohlheit derselben zu berufen. Aber soweit wie das griechische Recht, eine jegliche im Zorn oder in der Aufregung eines Streites abgegebene Willenserklärung als eine hohle anzusehen und deswegen für wirkungslos zu erklären, ist man doch in Rom niemals gegangen, und auf die Motive einer Willens

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1 Plut. Solon. 21. Schulin, Das griechische Testament verglichen mit dem römischen, S. 10 ff.

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Theophrast. bei Stob. Florileg. 44, 22, 4.

31. 1 § 12 de O. et A. 44, 7. 1. 1 § 3 de acq. vel am. poss. 41, 2. 1. 5. 40. 124. § 1 de R. J. 50, 17. ct. oben S. 197.

41. 17 qui test. fac. 28, 1.

51. 3 § 2. 1. 54 de O. et A. 44, 7. 1. 36. 55 de contr. emt. 18, 1. 1. 30 de rit. nupt. 23, 2. 1. 7 § 6 de don. int. vir. et ux. 24, 1. 1. 46 loc. tit. C. plus valere quod contr. emt. 4, 38. c. 5. 6 si quis alteri 4, 50. int. vir. et ux. 5, 16. c. 3 de repud. 5, 17.

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agitur. 4, 22. c. 3 de c. 16. 20 de don. 1. 116 § 8 de R. J.

50, 17. 1. 15 de jurisd. 2, 1. 1. 2 pr. de jud. 5, 1. c. 9 de jur. et fact. ignor. 1, 18. 1. 9 pr. § 1-7 de h. i. 28, 5. 1. 4 pr. de leg. I. • Eine besondere Bewandtnis hat es mit dem Fall der 1. 3 de divort. 24, 2. 1. 48 de R. J. 50, 17.

erklärung, wie Zwang oder Zureden seitens eines anderen, hat man erst viel später als das griechische Recht angefangen, Rücksicht zu nehmen.

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Zuerst geschah dies bei den bonae fidei judicia, indem man annahm, der Richter, welcher angewiesen sei, zu beurteilen, was eine Partei der anderen wegen Nichthaltung eines Vertrages ex fide bona schulde, dürfe einen Betrug oder einen Zwang, dessen sich eine Partei der anderen gegenüber beim Abschluß des Vertrages schuldig gemacht habe, nicht unberücksichtigt lassen. Die actio doli aber, und die exceptio doli, mit welcher auch andere Rechtsgeschäfte wegen Betrugs angefochten werden können, hat erst der berühmte Jurist Gajus Aquilius Gallus als Prätor kurz vor 66 v. Chr. eingeführt. 2 Die actio doli hat infamierende Wirkung für den Betrüger, und ist deswegen höchst subsidiär; die exceptio doli, die feine infamierenden Folgen hat, und für welche lange eine passende Formel gesucht wurde, bekam schließlich, vielleicht durch einen Prätor Cassius, die Fassung: si in ea re nihil dolo malo Ai Ai factum sit, neque fiat, und erhielt dadurch die weitgehende Bedeutung, daß sie nicht nur demjenigen entgegengesetzt werden kann, der inter initia dolo malo fecit, sondern auch demjenigen, der nunc petendo facit dolose.* In dieser weitgehenden Bedeutung bonae fidei judiciis ipso jure inest.

Nach oder vor der Einführung der actio doli hat ein anderer Prätor in seinem Edikt den Sag aufgestellt: quod vi metusve causa gestum erit, ratum non habebo, und hat in Ausführung dieses Sates dem Gezwungenen eine in integrum restitutio propter

11. 21 sol. mat. 24, 3. 1. 84 § 5 de leg. I. 1. 68 § 1 de contr. emt. 18, 1. - 1. 7 pr. § 3. 1. 9 pr. de dolo 4, 3. 1. 4 pr. 1. 6 § 9. 1. 13 § 4. 5. 1. 30 § 1 de act. emt. 19, 1. 1. 43 § 2. de contr. emt. 18, 1. Cic. de off. 3, 15.

1. 3 de resc. vend. 18, 5.

1. 68 § 1. 2 Vat. fr. 94.

2 Cic. de nat. deorum 3, 30. de off. 3, 14. titt. D. de dolo malo 4, 3. C. 2, 20.

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