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3. durch justum exilium, aus dem sich in der Kaiserzeit die deportatio in insulam entwidelte.

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3. Die bürgerliche Ehre.

Die bürgerliche Ehre, existimatio, wird definiert als dignitatis illaesae status, legibus ac moribus comprobatus.2

Eine vollständige Aufhebung der bürgerlichen Ehre, consumtio existimationis, ist nur möglich in Verbindung mit vollständiger Vernichtung der Persönlichkeit, der capitis deminutio maxima.3

Eine Minderung der bürgerlichen Ehre dagegen, eine minutio existimationis, ist auch neben fortbestehender Persönlichkeit und neben Fortbestehendem Bürgerrecht möglich; sie wird entweder durch das Sittenurteil der Mitbürger, oder durch magistratische Verfügung, oder durch eine gesetzliche Bestimmung herbeigeführt.

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Eine Minderung der bürgerlichen Ehre durch das Sittenurteil der Mitbürger, welche turpitudo, aber auch infamia' genannt wird, hat zunächst die Folge, daß dem in seiner Chre Geminderten, persona turpis, nicht leicht ein Amt oder eine Vormundschaft anvertraut wird, daß man ihm als Zeugen nicht unbedingten Glauben schenkt und daß der Prätor ihn nicht zu einer infamierenden Klage gegen eine ehrbare Person zuläßt. Auch wird man schon früh, ehe sich bestimmte Grundsäße über das Inoffiziositätsrecht festgesetzt hatten, viel geneigter gewesen sein, eine querela inofficiosi testamenti gegen ein Testament zuzulassen, worin eine persona turpis zum Erben eingeset war, als gegen ein solches, worin eine ehrenwerte Person eingeseht war. Gesteigert wurden die Folgen der turpitudo, wenn ein Konsul oder ein sonstiger, eine Wahl leitender Beamter ihre Begründetheit

1 cf. § 39.

21. 5 § 1 de var. et extrao. cogn. 50, 13.

31.5 § 3 de var. et extrao. cogn. 50, 13.

1. 2 pr. de obs. 37, 15.

51. 17 § 1 de test. tut. 26, 2. 1. 3 § 4 de lib. exh. 43, 30. 1. 3 pr. de test. 22, 5.

71. 11 § 1 de dolo 4, 3.

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festgestellt hatte und deswegen die persona turpis von der Be: werbung um ein Amt ausschloß oder sich weigerte, wenn sie doch gewählt worden war, sie zu renunziieren, oder wenn ein Zensor 2 bei Aufstellung der Senats- und Bürgerlisten den Namen einer persona turpis mit einer nota censoria versah, und sie infolgedessen senatu oder tribu movit, oder ihr das Ritterpferd nahm. Mit der Ausstoßung aus dem Senat oder der Entziehung des Ritterpferdes brauchte die Ausstoßung aus der Tribus nicht notwendigerweise verbunden zu sein. Der tribu motus war des jus suffragii beraubt, bis er von einem späteren Zensor wieder in eine Tribus eingeschrieben wurde. Er war nur noch Steuerzahler, aerarius, und seine Steuerpflicht konnte zum Zweck weiterer Strafe vom Zensor beliebig erhöht werden. Die durch zensorische nota begründete

Schande nannte man ignominia.

Uebrigens waren die eine Wahl leitenden Beamten und die Zensoren bei ihrem Sittenurteil durchaus nicht an das Sittenurteil der Leute gebunden; sie konnten aus eigener Initiative einen Bürger, der bis dahin bei seinen Mitbürgern noch für vollehrlich gegolten hatte, für unehrlich erklären, und umgekehrt.

Eine ganz andere Bedeutung hat die Minderung der bürgerlichen Ehre durch das Gefeß oder durch das prätorische Edikt. Diese Minderung der bürgerlichen Ehre tritt nur ein in bestimmten, durch das Gesez oder prätorische Edikt vorgesehenen Fällen und hat nur die Folgen, welche diese Rechtsquellen mit ihr verbinden. Sie ist vielfach an Stelle einer von älteren Rechtsquellen angedrohten vollständigen Vernichtung der Persönlichkeit getreten.

Die durch das Gesetz angedrohte Minderung der bürgerlichen Ehre heißt in älterer Zeit improbitas, später infamia und hat, soviel wir sehen können, in einigen Fällen nur öffentlich-rechtliche Folgen, in anderen öffentlich-rechtliche und privatrechtliche, und wieder in anderen Fällen sind wir über ihre Folgen gar nicht unterrichtet.

1. Das älteste hierher gehörige Geseß ist nach dem Bericht des Livius die lex Valeria de provocatione von 509 gewesen, das

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cf. Mommsen, Röm. StR. 12, S. 467 ff.

2 cf. Mommsen, Röm. StR. 113, S. 375 ff.

3 Liv. 10, 9, 5. cf. unten § 17.

demjenigen Magistrat, der einen Bürger, welcher provoziert hatte, trobem virgis caedi securique necari ließ, mit der Strafe der improbitas bedrohte. Worin die Folgen dieser improbitas bestanden haben, wird uns nicht angegeben.

2. Daran schließt sich in unserem Wissen zunächst eine Bestimmung der XII Tafeln: Qui se sierit testarier, libripensve fuerit, ni testimonium fariatur, improbus intestabilisque esto.1 Der intestabilis darf kein Zeugnis reden und es darf ihm keins geredet werden. 2

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Wahrscheinlich ist auch die durch das prätorische Edikt sanktionierte und in der lex Julia municipalis erwähnte Infamie dessen, qui furti, quod ipse fecit fecerit, condemnatus pactusve est erit, quive judicio fiduciae pro socio tutelae mandati injuriarum (?) deve dolo malo (?) condemnatus est erit, ferner die Infamie des usurarius und vielleicht noch manche andere, aus dem späteren Recht bekannte Infamie wenigstens in ihrer Grundlage auf die XII Tafeln zurückzuführen. Möglicherweise haben die XII Tafeln auch den prodigus, cui bonis interdictum est, für improbus intestabilisque erklärt.1

3. Wahrscheinlich ist die in der lex Julia municipalis erwähnte 5 Infamie dessen, qui lege Plaetoria ob eamve rem, quod adversus eam legem fecit fecerit, auf eine Bestimmung der lex Plaetoria zurückzuführen.

4. Intestabilität, teilweise neben anderen, öffentlich-rechtlichen, Ehrenstrafen, drohten auch das auf der lateinischen Seite der tabula Bantina stehende Gesetz, die lex Cornelia de injuriis, die lex Julia repetundarum und vielleicht auch die lex Julia de adulteriis an. 6

1 Gell. N. A. 15, 13; 7, 7. Bruns, Fontes, XII tab. 8, 22.
21. 26 qui test. 28, 1.

3 Lex Julia mun. c. 25.

Quint. Inst. 3, 11, 13. 1. 18 pr. qui test. 28, 1. Mommsen, Röm. StR. 12, S. 194.

5 Lex Julia mun. c. 25.

Tab. Bant., lex lat., 1. 1 sqq. 19. 1. 5 § 9 de injur. 47, 10. 1. 21 pr. de test. 22, 5. 1. 2 de senat. 1, 9. 1. 15 pr. de test. 22, 5. 1. 20 § 5 qui test. 28, 1. 1. 14 de test. 22, 5.

Im späteren Kaiserrecht ward auch den Apostaten Intestabilität angedroht.1

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5. Andere Geseze verknüpften mit der Verurteilung wegen anderer Verbrechen in judicio publico, sei es in judicio populi oder im Quästionenprozeß, andere öffentlich-rechtliche Ehrenstrafen, wie: ut magistratuum petitione per decem annos abstineret, in senatu ne esset, honoribus carere, in contione orationem non habere, und ähnliches; die lex Julia municipalis bedrohte mit analogen Strafen für die Munizipien denjenigen, qui judicio publico Romae condemnatus est erit, quocirca eum in Italia esse non liceat, neque in integrum restitutus est erit, und denjenigen, qui in eo municipio ..., cujus erit, judicio publico condemnatus est erit; und schließlich gilt der Sah, daß ein jeder, der in judicio publico verurteilt ist, infam sei.

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6. Worauf die von der lex Julia municipalis mit öffentlichrechtlichen Folgen für das Munizipalrecht ausgestattete Infamie dessen, „queive depugnandei | caussa auctoratus est erit fuit fuerit; queive in jure (bonam copiam abjuravit) abjuraverit, bonamve copiam juravit juraverit; queive sponsoribus creditoribusve sueis renuntiavit renuntiaverit, se soldum solvere non posse, aut cum eis pactus est erit, se soldum solvere non posse; prove quo datum depensum est erit; quoiusve bona ex edicto | ejus, qu(ei) j(ure) d(eicundo) praefuit praefuerit, praeterquam sei quoius quom pupillus esset reive publicae caussa abesset, neque d(olo) m(alo) fecit fecerit quo magis r(ei)p(ublicae) c(aussa) a(besset), (bona possessa proscriptave sunt erunt), possessa proscriptave sunt erunt; queive judicio publico Romae | condemnatus est erit; 1 c. 4. 5 C. Th. de apost. 16, 7. c. 11 C. Th. de fide test. c. 3 C. J. de apost. 1, 7.

11, 39.

2 Lex Cornelia ambitus von 181. Schol. Bob. in Cic. p. 361 Or. Lex Cassia von 104. Asc. in Cornel. p. 78 Or. Lex Calpurnia ambitus von 67. Schol. Bob. 1. c. Dio Cass. 36, 21; cf. 37, 25. Cic. pro Sulla 31, 88. - Auct. ad Her. 1, 11, 20. Lex Julia de vi privata.

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1. 1 pr. 1. 8 ad leg. Julia de vi priv. 48, 7.
liberi der Proskribierten das jus petendorum honorum
ihnen erst Cäsar wiedergab. Mommsen, Röm. StR. 12,
31. 7 de jud. publ. 48, 1.
4 Lex Julia mun. c. 25.

Sulla entzog den (Liv. Ep. 89), das 464 ff.

quemvek(alumniae) praevaricationis caussa accussasse fecisseve quod judicatum est erit; quoive aput exercitum ingnominiae | caussa ordo ademptus est erit; quemve imperator ingnominiae caussa ab exercitu decedere jusit juserit; queive ob caput c(ivis) R(omanei) referundum pecuniam praemium aliudve quid cepit ceperit; queive corpore quaestum fecit fecerit; queive lanistaturam artemve ludicram fecit fecerit; queive lenocinium faciet," beruht, entzieht sich unserer Erkenntnis. Der leßte Fall scheint von der lex Julia municipalis neu aufgestellt worden zu sein.

7. Die lex Julia et Papia Poppaea erklärte eine Anzahl mulieres famosae, nämlich diejenige, quae corpore quaestum fecerat, die lena, die a lenone lenave manumissa, die in adulterio deprehensa, die judicio publico damnata, und die, quae artem ludicram fecerat, für unfähig, eine gültige Ehe mit einem ingenuus einzugehen. Ein Sc. Mauricianum stellte der judicio publico damnata die a senatu damnata gleich.1

Der Prätor sah sich veranlaßt, in seinem Edikt eine Reihe von Personengattungen aufzuzählen, die er als in ihrer Ehre gemindert, infames, ansehe. Diesen Personengattungen entzog er das Recht, sich vor Gericht vertreten zu lassen, vollständig und schmälerte sie im Recht, andere vor Gericht zu vertreten, wesentlich, oder entzog ihnen auch dieses Recht vollständig. Diese Personengattungen waren, soviel wir aus dem in die Pandekten rezipierten Bruchstück des edictum perpetuum entnehmen können, folgende: qui ab exercitu ignominiae causa ab imperatore, eove, cui de ea re statuendi potestas fuerit, dimissus erit; qui artis ludicrae pronunciandive causa in scenam prodierit; qui lenocinium fecerit; qui in judicio publico calumniae praevaricationisve causa quid fecisse judicatus erit; qui furti, vi bonorum raptorum, injuriarum, de dolo malo et fraude suo nomine damnatus pactusve erit; qui pro socio, fiduciae, tutelae, mandati, depositi suo nomine, non contrario judicio damnatus erit; qui eam, quae in potestate ejus esset, genero mortuo, cum eum mortuum esse sciret, intra id tempus,

1 Ulp. 13, 2; 16, 2. 1. 43. 44 de ritu nupt. 23, 2. abgeschafft in c. 28. 29 de nupt. 5, 4. nov. 117, c. 6.

Von Justinian

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