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genannte Appellation an den Kaiser insofern einen anderen Charakter als die republikanische Appellation an, als der Kaiser nicht nur die Verfügung, gegen welche appelliert wurde, wirkungslos machen, sondern daß er sie vollständig aufheben und durch eine andere ersehen konnte.1

Nach Analogie dieser Appellation an den Kaiser wurden dann noch andere Appellationen eingeführt; so im Zivilprozeß vom judex an den Magistrat, in allen Prozessen vom Prätor oder anderen niederen Richtern in der Stadt, später auch in ganz Italien und in einzelnen Provinzen an den praefectus urbi, von den Untergerichten in den Provinzen an die Provinzialpräsidenten, und von diesen an die höheren vice sacra urteilenden Reichsbeamten. Nach einer Bestimmung Justinians sind nie mehr als zwei Appellationen in derselben Sache gestattet.

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Jede Appellation wird durch Verzicht ausgeschlossen;" ferner ist sie unzulässig gegen Kontumazialerkenntnisse, und für diejenige Partei, auf deren Eid oder Eidesweigerung das Urteil gestützt ist.9

Die Appellation an den Kaiser war zur Zeit Ulpians und wurde dann wieder von Justinian an eine bestimmte Appellationssumme gebunden. 10 Für andere Appellationen war feinerlei Appellationssumme Voraussetzung.

Die Appellation gegen Interlokute, die früher im weitesten Umfang erlaubt gewesen war, ist nach dem Recht des Koder Theo

1 Merkel, Abhandlungen aus dem Gebiete des römischen Rechts. Heft II. 1883. Bethmann-Hollweg, Zivilprozeß II, S. 700 ff. III, 325 ff. Paul. 5, 32-37. titt. D. 49, 1-13. C. Th. 11, 30-38. C. J. 7, 62-70. nov. 23. 49. 82. 126.

cf. 1. 244

21. 9 qui satisd. 2, 8. 1. 21 § 1. 1. 23 pr. § 1 de app. 49. 1. 1. 2 a quib. app. 49, 2. 1. 1 pr. 1. 3 quis a quo 49, 3. de V. S. 50, 16.

3 Bethmann-Hollweg, Zivilproz. II, 47.

4 Bethmann-Hollweg, Zivilpr. II, 46.
Bethmann-Hollweg, Zivilproz. II, 47.

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C. 1 ne lic. tert. prov. 7, 70.

III. 62. 63.
III, 42 ff.
III, 55 ff.

71. 1 § 3 a quib. app. 49, 2. c. 4 § 6 de temp. et rep. app. 7, 63. c. 5 de re jud. 7, 52.

8 Paul. 5, 5a, 7. 1. 73 § 3 de jud. 5, 1. 1. 23 § 3 de app. 49, 1. 9 Paul. 5, 32. 1. c. 12 § 1. 3 de reb. cred. 4, 1.

10 1. 10 § 1 de app. 49, 1. c. 20 de app. 7, 62. nov. 23 c. 3.

dosianus nur noch in wenigen Fällen gestattet.

Justinian hat sie ganz verboten, ist sich aber nicht konsequent geblieben. Im Kriminalprozeß ist die Appellation auch gegen Endurteile nicht immer gestattet. 3

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Die Appellation ist nicht nur den Parteien, sondern im Zivilprozeß jedem Interessenten, im Kriminalprozeß überhaupt einem jeden gestattet.5

Die Verhandlung über die Appellation ist eine extraordinaria cognitio; aber für gewisse Punkte wurden doch bestimmte Formvorschriften aufgestellt:

1. Die Appellation wird entweder sofort mündlich, oder wenn in eigener Sache appelliert wird, binnen zwei, wenn in fremder Sache appelliert wird, binnen drei Tagen schriftlich durch libelli appellatorii beim judex a quo interponiert. Justinian führte statt dessen eine zehntägige Appellationsfrist ein. Bei der interpositio appellationis brauchen keine causae appellationis angegeben zu werden. Die Appellation hat Suspensiveffekt, außer beim interdictum de vi. 10

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2. Der judex a quo erkennt über die Zulässigkeit der Appel

1 c. 2. 25. 37. 40. 44. 50. 65. C. Th. de app. 11, 30. tit. C. Th. quorum app. 11, 36 passim, bes. c. 18. - c. 2. C. J. de episc. aud. 1, 4. 2 c. 36 de app. 7, 62. c. 15 de sentent. 7, 45. 1. 39 pr. de min. 4, 4. 1. 2 de app. recip. 49, 5. 1. 20 de quaest. 48, 18.

31. 16 de app. 49, 1. c. 1. 4. 7. 14. 18 § 2. c. 31. 33. C. Th. quor. app. 11, 36. c. 1. C. Th. ad leg. Jul. de vi 9, 10. c. 6. C. J. ad leg. Jul. de vi 9, 12. c. 1 § 3. C. Th. de rapt. virg. 9, 24. c. 1 pr. C. J. de rapt. virg. 9, 13. c. 2. C. J. quor. app. 7, 65.

41. 4 § 2. 3. 1. 5 pr. 1. 14 pr. de app. 49, 1. 1. 29 pr. de in

off. 5, 2. 1. 2 § 1. 2 quando appell. 49, 4.

49, 1.

5 1. 6 de appell. 49, 1.

61. 2. 1. 5 § 4 de appell. 49, 1.

71. 1 § 5-15. 1. 2 quando app. 49,'4. 1. 20 pr. § 1 de app. c. 6 § 5 de app. 7, 62.

8 nov. 23 pr. c. 1.

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1. 1 nihil innovari 49, 7. 1. 6 de app. recip. 49, 5. c. 3 de app. 7, 62. 1. 6. 16 de app. 49, 1.

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C. 1 C. Th. si de mom. fuerit app. 11, 37. c. 1 C. J. si de mom. poss. fuerit app. 7, 69.

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lation; gegen sein Dekret ist aber eine Beschwerde möglich. Wenn er die Appellation für zulässig erklärt, so hat der Appellant nach älterem Recht binnen 5 Tagen litterae dimissoriae oder apostoli von ihm zu erwirken; nach späterem Recht erteilt sie der judex a quo unaufgefordert binnen 30 Tagen. Diese litterae dimissoriae. überbringt der Appellant selbst binnen einer gesetzlichen Frist, im späteren Recht gewöhnlich von 6 Monaten, dem Oberrichter. Wegen entschuldbaren Versäumnisses ist eine reparatio appellationis möglich.5

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3. Die Akten des judex a quo bekommt der judex ad quem nicht zu sehen. Es beginnt vielmehr vor ihm dadurch, daß der Appellant causas appellationis reddit, ein ganz neues Verfahren mit beneficium novorum. Der Appellat hat im justinianischen Recht das Recht der Adhäsion; aber auch wenn er davon keinen Gebrauch macht, ja selbst wenn er zur Verhandlung gar nicht erscheint, kann der Appellationsrichter das Urteil zu seinen Gunsten reformieren. Den unterliegenden Appellanten treffen, namentlich im späteren Recht, sehr harte Sukkumbenzstrafen. 10

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4. Seit Diokletian11 und Konstantin gelangte für die Appellation

titt. D. de appellationibus recipiendis vel non 49, 5. C. Th. quorum appellationes non recipiuntur 11, 36. C. J. 7, 65.

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c. 16. 30. 67 C. Th. de app. 11, 30. c. 19. 31 C. J. de app. 7, 62. c. 2 de his qui per met. jud. non app. 7, 67. cf. c. 22. 25. 32. 33. 51. 59. 60 C. Th. de app. 11, 30. c. 21. 24 C. J. de app. 7, 62.- cf. c. 42 C. Th. de app. 11, 30: Probamus verecundiam judicantis, si superfluam quoque recipiat provocationem, ne interim reliquum negotium audiret.

3 Paul. 5, 34. tit. D. de libell. dim. 49, 6. 1. 106 de V. S. 50, 16. c. 5. 6 § 6. c. 24. 31 de app. 7, 62. nov. 126. c. 3.

Paul. 5, 34, 2. c. 10. 19. 21. 28. 41. 45. 46. 63. 64 de app. 11,-30. c. 13 C. Th. de jur. fisc. 10, 1. c. 2 C. Th. de decurion. 12, 1. tit. C. J. de temp. et repar. app. 7, 63.

5 titt. C. Th. de repar. app. 11, 31; de secundo lapsu 11, 32. C. J. de temp. et repar. app. 7, 63.

6 Paul. 5, 35. l. 4 § 1. 1. 5 § 2. 1. 7 de app. 49, 1. c. 8 de

app. 7, 62.

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c. 6 § 1. 2. c. 36 de app. 7, 62. c. 2 sent. resc. 7, 50.

8 c. 39 pr. de app. 7, 62.

9 1. 81 ad Sc. Treb. 36, 1. c. 2. 5 § 4 de temp. et repar. app.

7, 63. c. 39 pr. de app. 7, 62. nov. 126. c. 2.

10 Paul. 5, 33, 2-8. 37. c. 6 § 4 de app. 7, 62.

11 c. 6 § 3 de app. 7, 62.

an den Kaiser eine andere Form zur Ausbildung: die appellatio per consultationem.1 Bei diesem Verfahren richtet der judex a quo nach eingelegter Appellation eine consultatio oder relatio oder opinio zur Rechtfertigung seines Urteils an den Kaiser, die Parteien fügen libelli refutatorii ohne nova bei, und der judex a quo übersendet dann die Akten an das scrinium epistolarum. Der Kaiser entscheidet darauf durch ein Reskript. Im justinianischen Recht ist diese Form für Appellationen an den Kaiser wieder er heblich modifiziert und sind nova gestattet.2

II. Assertio secunda et ulterior in libertatem. Justinian hat dieselbe abgeschafft. 3

III. Retractatio oder instauratio.* Wenn eine Partei behauptete, daß in verbrecherischer Weise auf ein von einem judex privatus gesprochenes Urteil eingewirkt worden sei, so konnte sie beim Magistrat nochmalige Verhandlung derselben Sache vor demselben judex privatus oder, wenn derselbe verdächtig war, vor einem anderen beantragen. Ob der Magistrat dieselbe gewähren wollte, hing vollständig von seinem freien Ermessen ab. Die instauratio ward per longum tempus von zehn resp. zwanzig Jahren ausge= schlossen.

Mit dieser instauratio verwandt ist die an den Kaiser gerichtete supplicatio, retractatio, avanλápnois des späteren Kaiserrechts gegen Erkenntnisse der praefecti praetorio, von welchen nicht appelliert werden konnte. Der Kaiser ordnete, wenn er die supplicatio begründet fand, eine nochmalige Verhandlung der Sache vor dem

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1 c. 8. 9. 11. 14. 29. 31. 32. 34. 47. 54. 65. 66 C. Th. de app. 11, 30. c. 2 C. J. de legib. 1, 14.

2 c. 32 § 5. c. 37. 39 de app. 7, 62. c. 5 § 2 de temp. et repar. app. 7, 63.

Cic. pro Flacco 21, 49. 5, 1. 1. 25 de dol. mal. 4, 3. 10. 1. 11 de exc. 44, 1. c. 1. quando prov. 7, 64. -c. 1 de

3 Cic. de domo 29, 78. pro Caec. 33. 97. tit. C. de assert. toll. 7, 17. cf. c. 4 de lib. caus. 7, 16. cf. oben S. 530. – 1. 7 § 1 de i. i. r. 4, 1. l. 75 de jud. - 1. 33 de re jud. 42, 1. Paul. 5, 5a, 2. 3. 4 si ex fals. instr. 7, 58. c. 7 adv. div. jud. 2, 7. Paul. 5, 5a, 8. 5 Nov. Theod. 13. titt. C. J. de precibus 1, 19. de sententiis praefectorum praetorio 7, 42; nov. 119. c. 5. Bethmann-Hollweg, Zivilproz. III, S. 338 ff.

selben praefectus praetorio oder vor seinem Nachfolger an. Nach justinianischem Recht soll der praefectus praetorio, welcher das erste Urteil gefällt hat, wenn er selbst über die retractatio erkennt, den quaestor sacri palatii zuziehen.

IV. Revocatio in duplum.' Wer die Nichtigkeit eines gegen ihn gesprochenen Urteils behauptet, kann nach klassischem Recht eine revocatio in duplum vornehmen. Verliert er den Prozeß, so wird er, gerade wie wenn er mit der actio judicati belangt worden wäre, in duplum verurteilt. Die revocatio in duplum ist unzulässig gegen Kontumazurteile und post longum tempus.

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V. In integrum restitutio, die nach klassischem Recht innerhalb eines Jahres, nach justinianischem Recht innerhalb vier Jahre verlangt werden muß. Sie seht das Vorhandensein eines Restitutionsgrundes voraus.

Sechstes Kapitel.

Verfahren gegen Abwesende und gegen WiderIpenftige.s $126.

Gegen einen Verstorbenen kann keine Strafklage erhoben werden, und eine bereits erhobene wird durch den Tod des Angeklagten hinfällig: extinguitur crimen mortalitate. Nur wegen Majestätsverbrechens ist in der Kaiserzeit auch noch nach dem Tod des Verbrechers

1 Cic. pro Flacco 21, 49. Paul. 5, 5a, 7a. 8. 11.
2 Bethmann-Hollweg, Zivilproz. II, S. 740.

3 Hartmann, Ueber das römische Kontumazialverfahren. 1859. Bethmann-Hollweg, Zivilproz. II, S. 555 ff. III, S. 300 ff.

41. 11 ad leg. Jul. maj. 48, 4. 1. 20 de poen. 48, 19. 1. 3 de publ. jud. 48, 1. 1. 9 de jur. fisc. 49, 14. tit. C. si reus vel accus. mortuus fuerit. 9, 6.

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