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Während Horatius nun in Athen vornehmlich durch das Studium der Philosophie einen festeren Grund legte für die Entwicklung jener sittlichen Ausbildung, wie sie sich fortan handelnd und dichtend in seinem Leben bethätigt, bereitete sich in seinem Vaterlande eine gänzliche Umwälzung der politischen Verhältnisse vor, die auch ihn zu früh abrief von jenem Lieblingsorte. Nach der Vereinigung des Antonius, Octavianus u. Lepidus zu dem sog. zweiten Triumvirate (711 u. c.) ging näm¬ lich das ungetheilte Streben derselben darauf, an den Mördern des Cäsar Rache zu nehmen, von denen die letzten Ueberreste unter den Fahnen des Brutus und Cassius im Oriente sich sammelten. Jener hatte nach Abgang des Proconsul Trebonius die reiche Provinz Klein - Asien vom Senate empfangen 87) und von hier aus ward es ihm leicht, schon im J. 712 eine Vereinigung mit dem Heere des Cassius, welcher nach Syrien geschickt war, bei Sardes zu Stande zu bringen. Diess, sowie das Herbeiströmen der Mitverschworenen von vielen Seiten, denen auch Horatius in Athen schon sich angeschlossen 88), beschleunigte den Uebergang der Verbündeten nach Macedonien, um den Triumvirn sobald als möglich zu begegnen. Auch Antonius und Octavianus hatten in Italien sich nicht länger ver weilt, als die Umstände ihre Gegenwart forderten. Sie eilten den Verschworenen mit solcher Schnelle entgegen, dass ihre Heere schon in den Ebenen von Philippi (im Herbste 712) mit den feindlichen zusammentrafen. Bei gleicher Kampfbegier

auf beiden Seiten war die Gesinnung der Partheien, die allerwiderstreitendste. Hier bis zum letzten Augenblick das Bestreben, nicht Bürger durch Bürger zu vernichten; dort beschleunigende Furcht vor Aufschub und längerer Unentschieden+ heit, wegen des von Sicilien aus bedrohten Italiens. Hier Sorglosigkeit um einen Schlachtplan bis zur Nachlässigkeit und durch Eine leitende Idee verbundene Eintracht der Führer; dort ein planmässiges Ansammeln aller Streitkräfte und durch

I, 6, 27. Selbst von der verbreiteten Ansicht von den Manes und Lemures scheint er völlig frei zu sein. Od. I, 4, 16 das. Bentl. Epist. II, 2, 209. Schol. Erscheint er nun insofern wieder als Anhänger des Epicurus, der, wie von jeder Sehnsucht, auch von der nach Unsterblichkeit heilen will (Diog. L. X, 124.) und die Seele als ein Körperli ches (Ibid. 67.) zerstieben lässt, wenn sie den Leib verlässt (Ibid. 64-66.): so ist er darin ganz Römer, dass er dem Romulus, Aeacus, Aeneas und anderen welthistorischen Characteren einen dauernden Nachruhm in dieser Welt verheisst. Od. IV, 8, 22)s. IV, 9. Ebenso der wahre Dichter. Wie er in bürgerlicher, moralischer und religiöser Hinsicht die grössten Verdienste um den Staat hat, so liegt in seinen Werken die höchste Gewähr für seine Unsterblichkeit. Od. II, 20. III, 30. IV, 3. Vgl. Ovid. Amor. I. El. 15. Eine Ansicht, die noch ein volles Jahrhundert später galt. S. Plin. Epist. II, 10. Tacit. Agric. 46, wo eine höhere Ansicht, wie sie bei den Philosophen nämlich herrsche, wohl angedeutet, doch nicht gradezu angenommen wird.

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87) Nachdem ihm zuerst Creta (Dio Cass, 45, 441, 81. Plut. Brut. c. 19.), dann Macedonien (Dio C. 47. 506, 30.) zuertheilt, empfing er als Proprätor die genannte Provinz. Hor. Sat. I, 7, 18.

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88) Brutus hatte, bevor ihm Macedonien und Klein-Asien übertragen wurde, im Frühling 712 Athen besucht und hier im Verkehr mit den damals beliebten Lehrern der Weltweisheit, namentlich mit Cratippus und Theomnestus, dem Akademiker, (Plut. Brut. c. 24.) ausser anderen Landsleuten Ciceros Sohn und Horatius kennen gelernt und für die Sache der Republik gewonnen. Denn schon hier wirkte er ohne Hehl für den Krieg (άvvпónτæs EпQατTE τà пoos пóleμov.), welches aus der Stimmung in Rom erklärlich wird; ἐπεὶ ἤρξαντό τινες ἐπὶ τῇ τοῦ Καίσαρος σφαγῇ χαλεπαίνειν. Dio Cass. 47. 504, 71. Auf dieses Verhältniss mit Brutus deutet Hor. hin Epist. I, 20, 23, wozer sich rühmt primis belli placuisse. Vgl. Sat. II, 1, 76 und weiter unten Note 92.

herrschsüchtigen Ehrgeiz genährtes Misstrauen des Octavianus 89) gegen Antonias. Hier feurige Begeisterung, wider den Willen der Feldherrn 90) zum Kampf zwingend für die Idee Römischer Volksfreiheit; dort ein Heer geübter Kerntruppen, bereit für das Blut der Edelsten ihrer Mitbürger den Besitz irdischer Kampfpreise zu erkaufen. Die Zahl jener Edelen, von Tyrannenhass Beseelten mehrte auch Horatius in der Würde eines Kriegstribunen 91), die als ein Vorrecht für den Ritter- oder Senatorenstand noch in später Zeit ihm neidische und unbegründete Nachrede bereitete. Denn es liesse ein vorschnelles Zutrauen zu den kriegrischen Talenten des zwei und zwanzigjährigen Jünglings voraussetzen, welches die Menge derer von Familie und Besitzthum unter den Republikanern schon verbietet ; stände nicht anzunehmen, dass er die Festigkeit seiner altrömischen Gesinnung und vielleicht bei Unterwerfung der Lycier, Xanthier, Patarenser und Myrier die Befähigung zum Führer einer Legion dem Brutus schon bewiesen hatte. 92) Dass sie sich erfolglos zeigte, wie der Heroismus, mit dem die Blüthe des Römischen Volkes sich opferte, lag nicht nur in der Uebermacht des Feindes, nicht nur in der verfehlten Anordnung und dem übertriebenen Selbstvertrauen einer ungeübten Jugend; sondern in dem Verkennen des neuen Principes, für welches Rom durch innere Kämpfe reif und stark geworden war. So musste Ein Tag über das Schicksal einer halben Welt entscheiden und der Römer, siegreich und besiegt zugleich, hatte für den Hingang einer ausgelebten Freiheit die Gewähr einer neuerwachenden Zukunft. Dafür war der Kampf nicht zu blutig, wieviele der Edelsten er dahinraffte. Horatius selbst nennt es ein Wunder und eine Gunst der Götter, dass er in letzter Entscheidung der Schlacht, nachdem Brutus gefallen 93), sein Leben ge

89) Treffend über den Charakter des Octavianus in dieser Zeit sind die Worte bei Dio C. 47. 517, 85. ὁ νὖν Καῖσαρ δείσας ἑκάτερον, εἴ τέ τι ἐλαττωθείη καταμόνας συμβαλών εἴ τε καὶ κρατήσειεν (Αντώνιος) ἐκ μὲν γὰρ τοῦ τόν τε Βροῦτον καὶ τὸν Κάσσιον, ἐκ δὲ τοῦ τὸν ̓Αντώνιον πάντως ἐφ' ἑαυτὸν ἰσχύσειν ἐνόμισεν, ἠπείχθη καίπερ ἀῤῥωστῶν. Vgl. damit die folg. Note.

90) out on xai anovτes ovveμigav. Dio C. 47. 518, 25. und erklärend dafür: ἀνεβάλλοντο εἴ πως ἄνευ κινδύνου καὶ φθόρου τινῶν ἐπικρατήσειαν. I. c. 517, 10. Dagegen gaben sie ihre eigene Persönlichkeit völlig auf und wie sie starben für die grösste, wenn auch völlig verfehlte Idee, bereiteten sie sich auf die edelste Weise, wie sie den letzten Römern zustand, zur Vollbringung derselben vor, nai nav öca in diaβολῶν, οἷα ἐν τοῖς τοιούτοις συμβαίνειν φιλεῖ, ὕποπτα πρὸς ἀλλήλους εἶχον ἔς τε τὸ μέσον καὶ καταμόνας προενεγκόντες καὶ διαλυσάμενοι ἐς τὴν Μακεδονίαν ἠπείγοντο. 1. c. 515, 15.

91) Sat. I, 6, 48.

92) Diese u. a. kleine Völkerschaften unterwarf Brutus im Frühling und Sommer des J. 712, nachdem er von Griechenland nach Asien hinübergegangen war. Dass H. zugleich mit ihm ging, lässt sich mindestens höchst wahrscheinlich machen. Die Worte in Od. II, 7 init. können nicht bloss auf Philippi sich beziehen und dadurch wird auch der Ausdruck in Od. II, 6, 7—8 zu einem umfassenderen, wenn er auch an sich zu jener einen Schlacht passen möchte. Ferner liefert Epist. I, 11, 1-10 eine so treue Characteristik der Strasse von Smyrna nach Lycien, dass sich eigene Anschauung nicht verkennen lässt. scis Lebedus quid sit, d. i. uns beiden ist es ja bewusst, was L. für ein Nest ist; so konnte nur ein avτónτns sprechen, wie auch die folg. Verse klar machen. Dass aber H. nicht etwa nach Macedonien dem Brutus erst folgte, beweist die Schilderung des Rechtsstreites zu Clazomenä (Sat. I, 7.), der die Farbe lebendiger Anschauung trägt. Sicherer jedoch wird seine Anwesenheit dabei, wenn wir ihn beim Uebergang von Asien nach Europa schon im Heere des Brutus finden. S. T. Schmids gründliche Erörterungen z. Epist. I, 3, 4—5.

98) Hor. Od. II, 7, 11. fracta virtus. Da die Excerpte gewisser Notenschreiber

rettet habe. 94) Er bekennt mit schöner Wahrheitsliebe, dass er kleinlaut mit beschnittenem Fittig seinen Abschied empfangen und uneingedenk der Gesetze alter Römertugend sogar seine Waffen im Stich gelassen habe. 95) — Wohin er sich

nicht bis auf Torrentius hinauf zu reichen pflegen, so muss seiner richtigeren Erklärung gedacht werden: ad Bruti exitum Horatium respexisse arbitror. So fordert es schon der Zusatz et minaces sq. Virtus, persönlich genommen, verleiht der St. erst ihre volle Bedeutung. So Tacit. Ann. XVI, 21 vom Thrasea Pätus: Nero virtutem ipsam exscindere concupivit. Vgl. Sat. II, 1, 72. Od. II, 2, 19. III, 21, 12 u. sonst. Grade der Moment soll demnach gegeben werden, wo Brutus, nachdem er zuerst den Flügel des Octavianus geschlagen, im zweiten Treffen selbst erliegt. Zugleich dürfen wir uns dann auch auf die Zeit der Flucht des H. einen Schluss erlauben: nämlich dann flieht er, nachdem die letzte Entscheidung herbeigeführt ist.

94) Od. II, 7, 14. III, 4, 25 s. Hier retten ihn die Musen, dort der Dichter schützende Mercurius, welches man im Munde eines vir Mercurialis leicht vereinigen wird. Vielleicht eine Erinnerung daran, wie die homerischen Helden so oft der Gefahr entrinnen. S. Lessing. Rettung des H. Theil 3. p. 248 und die folg. Note.

nen.

95) Od. II, 7, 10. Lessing in seiner Rettung p. 239-49 sucht den Verlust des Schildes von H. abzuweisen. Sein erster Grund, warum er nicht ernstlich zu nehmen sei, scheint aus Dio Cass. 47. 525, 26 entnommen, wonach die Fliehenden nicht gefangen oder getödtet, sondern nur zersprengt wurden. ovte dè άñéntɛivav ovd εἷλόν τινα, ἀλλὰ οὐκ εἴασαν αὖθις σφᾶς συστραφῆναι. Der Folgerung Lessings: wozu also den Schild wegwerfen? H. konnte gemächlich genug fliehen und entging doch dem Tod liegt jedoch die eigene Prolepsis zu Grunde, als hätten die Sieger schon vor oder während der Schlacht ein Amnestiedecret erlassen, oder als hätte H. nicht schon vor der Flucht im hitzigsten Kampf jene Einbusse erleiden könDenn dass es so ganz blutlos abging, ist Dio entfernt von der Schlacht selbst zu behaupten, l. c. p. 522, u. andere bestätigen es: non aliud bellum cruentius caede clarissimorum virorum fuit. Vell. Pat. II, 71. Ausl. Ja von denen grade, welche mit beispielloser Wuth Mann gegen Mann kämpften, berichtet Dio 1. c., dass sie Waffen und Schild weggeworfen (ras άonidas άnegėíntovv.), um den Gegner besser fassen zu können; von denen ferner, die es darauf besonders abgesehen hätten, den Feind seiner Schutzwehr zu berauben, um ihn unbewaffnet leichter niederzumachen: ein Mittel, welches in einem Kampf Faust gegen Faust nichts Paradoxes hat, Folglich ahmte, nach Lessing, der Dichter seinen Liebling Alcäus nach (Herod. V, 95. Valcken.). Allerdings ist es glaublich, dass ein Griechisches Muster vorschwebte, wenn auch nicht Alcäus, dessen Worte auch in ihrer Verstümmelung jede Vergleichung ablehnen (Matth. rell. Alcaei. p. 18.), so doch Archilochus, der, gleich jenem ein giaonis, sich ähnlich über sein Geschick ausgesprochen hatte. Arist. Pax 1295 Ausl. Iacobs Anth. Gr. animadv. Vol. I. 1. p. 150. Das Alterthum ist nun darin einverstanden, dass jene Griech. Lyriker nicht bloss in ihren Gedichten die Waffen im Stich liessen, und dennoch darf parmula non bene relicta ein umschreibender Ausdruck zu celerem fugam sensi sein? und die Römische Sprache verbietet nicht in einer so übelrenommirten Sache einen Tropus, wie parmulam relinquere f. terga dare? etwa wie retorta tergo brachia eine Umschreibung f. captivitas turpis? oder lora restrictis lacertis sentire? u. dergl. In der Strophe v. 13 folg. sed me per hostes Mercurius ctt. sucht Lessing umsonst Vorschub für seine Erklärung, indem der Dichter nichts mehr sagt, als er nach einer unbestreitbaren Wahrheit sagen darf, dass er furchtsam der Uebermacht gewichen und, selbst nicht wissend wie, mit dem Leben davon gekommen sei: ein Bekenntniss, welches aus der Verwirrung, die aufs höchste wuchs bei der letzten Entscheidung, theils durch Staub, theils durch den Tod der Anführer, wonach Freund und Feind sich nicht mehr zu unterscheiden wusste, seine volle Bestätigung erhält. s. Dio C. I. c. 523, 25. Da nun H. mit Recht behauptet, numeros animosque Archilochi, non res (Epist. I, 19, 24,) nachgeahmt zu haben, so haftet jene Schande auf ihm. Wieweit dieselbe jedoch durch die Art seines eigenen Bekenntnisses, durch die Planlosigkeit in den Reihen der Verbündeten, durch Brutus? geringeres Feldherrntalent (Vell. Pat. II, 72, 2. Ausl.), durch die Macht der

HORAT. EPISTELN.

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nach der Schlacht zuerst gewendet, erfahren wir nicht; dass er aber vor vielen anderen tief die Bedeutung und die Folgen jener verhängnissvollen Tage durchschaute, ist schon darum glaublich, weil er sich denen nicht anschloss, welche als vereinzelte Flüchtlinge oder mit der Flotte des Statius Murcus die Waffen des Sextus Pompeius auf Sicilien verstärkten. 96) Da sich nirgends die Andeutung von einer weiteren Ausflucht findet und seine Rückkehr ins Vaterland schon in den Anfang des Jahres 713 u, c. fällt: so bleibt die Annahme, dass er die gewöhnliche Strasse nach Brundisium einschlug, die wahrscheinlichste 97), um so mehr da von den Siegern gleich nach der Schlacht eine allgemeine Amnestie erlassen wurde. Bei seiner Ankunft in Italien fand er das Land theils verödet, theils in grössester Aufregung, da er es nicht vor der ersten Rückkehr des Octavianus wiedersah. Obgleich nämlich die Triumvirn alle Provinzen zur Verwaltung und Brandschatzung für sich vereinzelten und Italien als gemeinsamer Besitz für sie verbleiben sollte: so bewies doch Octavianus schon itzt tiefere Einsicht in die Lage der Dinge, indem er nicht nur persönlich nach Rom, dem Mittelpunkte der ausübenden Rechte und Gewalten, sich wendete, sondern auch für seine Veteranen von da aus ganze Ländereien mit Beschlag belegte 98); während Antonius sich damit begnügte, aus

Feinde ausgelöscht werde, überlassen wir eines jeden Entscheidung. Lessings letzter Grund, aus Epist. II, 2, 49 entlehnt, wonach dimittere immer eine ehrenvolle Entlassung aus dem Kriegsdienst sein soll, findet seine beste Widerlegung in Forcell. Lexic. s. v.

96) H. stellt sich selbst seinem Freunde Pompeius Grosphus (s. unten Note 101.), welchen die Meereswoge zu neuem Kampf zurückflutet, in dieser Beziehung gegenüber. Od. II, 7, 15—16. Ebenso in der vor der Entscheidung des erneuerten Unternehmens mit warnendem Sehergeist gedichteten Ode I, 14. Dazu Schol. Acr. allein richtige Deutung auf Sextus Pompeius und Buttmanns unwiderlegbare Erweiterung und Bestätigung derselben. Mythol. I. p. 343 s.

97) Die Bemerkung einzelner, dass H. bei Palinurum auf seiner Heimkehr aus dem Felde Schiffbruch gelitten habe, rührt her vom Schol. z. Od. III, 4, 28: Palinurum, ubi Horatius se redeuntem ex bello Philippensi periclitatum dicit. In den vorhandenen Schriften thut er diess nicht und da uns jede andere Andeutung über das Factum und die Zeit desselben fehlt: so finden wir uns um so mehr auf das Feld der Vermuthungen verwiesen, je häufiger der Dichter noch in späteren Jahren Unter-Italien und namentlich die Westküsten mit Vorliebe bereist hat, wobei jenes Abenteuer sich ereignen konnte. Da es nun feststeht, dass H. sich denen auf Sicilien nicht anschloss, da ferner im J. 718 u. c. am Palinurischen Vorgebirge die Flotte des Octavianus scheiterte, als sie gegen Pompeius auslaufen wollte, und vernichtet worden wäre, wenn Menas sich nicht hätte bestechen lassen (Appian. 5, 98. Dio Cass. 49 init. Vell. Pat. II, 79, 3.): so ist es mehr als wahrscheinlich, dass dem Schol. 1. c. diese Thatsache vorschwebte, da er jene Lebensgefahr, worin der Dichter sich befand, in die angegebene Zeit verlegte. Welchen Weg H. aber von Thracien aus wählte, um ins Vaterland zu gelangen, bleibt freilich dahingestellt, φυγόντας ἄλλους ἄλλῃ ἐπεδίωξαν μὲν οἱ κεκρατη nóτes (Dio C. 47, 525.); doch mag es beachtungswerth sein, dass er nie eine der Inseln des Aegäischen oder Cretischen Meeres nennt, mit Ausnahme der an Asiens Küste, während er, wie in Italien, so in Klein - Asien mit sichtbarer Vorliebe bei den Gegenden und Orten verweilt, wo er selbst sich befand und durch Andeutungen aus dem Macedonischen Mygdonien, Thessalien und anderen Theilen des inneren Landes auf die Rückreise durch diese Gegenden schliessen lässt. Ob er aber unter den Ueberbleibseln der republicanischen Legionen sich befand, welche Messalla Corvinus dem Antonius nach der Niederlage sogleich zuführte, steht zu bezweifeln vielmehr, als zu glauben. Denn schwerlich entschied er sich so plötzlich und so offenbar für das neue Principat. S. das Folg.

98) Vell. Pat. II, 74. iusta divisio praediorum, d. i. magna, satis ampla d., denn

dem erschöpften Asien eine Summe Geldes zú erpressen, um mit dieser vergänglicheren Belohnung seine Truppen abzufinden. Noch weniger sah der junge. Universalerbe des Julius Cäsar durch den verachteten Lepidus sich gehemmt, um die Pantomime seines Lebens auf der geöffneten Schaubühne so gewandt zu beginnen, wie er sie beschloss. Brennender Ehrgeiz lenkt fortan seine Schritte; neidisches Misstrauen gegen offene und geheime Feinde seines Zweckes spornt zu blutdursti'ger Rachlust an; Ohnmacht und Auflösung der edelsten Volkskräfte erleichtert die Mittel zur Befestigung der Monarchie; Neuheit des Ansehens und Verschwörungen 99) fordern eine Meisterschaft in tückischer Verstellungskunst und erheuchelte Verachtung unvolksthümlicher Titel und Würden. Solche Eigenschaften gehören in diesem Augenblick dazu, um den letzten Schimmer alter Römergrösse zu verdunkeln, um die Macht des Senates zu brechen und mit erkauften Geschöpfen an sich zu knüpfen, um stehende Heere zu schaffen und einem Volke Ehrfurcht einzuflössen, welches schon auf dem kurzen und ungebahnten Weg zum Thron sich selbst ohnmächtig unter die Räder des Triumphwagens geworfen hatte. Aber dennoch fühlte Octavianus offenbar das Talent nicht in sich, Wiederhersteller einer vernichteten Welt zu werden und hätte nicht Zufall der Geburt gegeben, was er selbst durch sich nicht war; hätte das Glück ihn nicht umgeben mit dem unverdienten Glanz eines Sieges für Cäsars Rache, mit dem Edelmuth eines in Krieg und Frieden gleich grossen Geistes, des Agrippa, und mit der tiefblickenden Diplomatie eines Mäcenas: er würde vielleicht nie das gewagte Spiel begonnen oder nicht mit gleicher Energie jedes Mittel seinem Zwecke geopfert haben. So wurde es möglich, dass dem grössten Helden des Jahrhunderts, dem volles Bewusstsein es sagte, dass er zum Fürsten geboren sei, ein unwürdiger Emporkömmling folgte und durch Schicksal und Nothwendigkeit einen für Jahrhunderte entscheidenden Wendepunkt bewirkte. Wie er für das Ganze von den wichtigsten Folgen war, so auch für das Leben des Horatius. Denn obwohl H. seiner eigentlichen Gesinnung nach auf Seiten derer steht, die mit ganzer Seele der alten Römerzeit zugewandt, für die Republik alles zu opfern bereit sind 100): so sieht er doch klar

gebilligt wurde sie eben so wenig von irgend wem, als die neuen Emporkömmlinge dadurch zufrieden gestellt wurden. Sueton. Octav. c. 13. Tacit. Annal. I, 10, 15. S. die Andeutung b. Hor. Sat. II, 2, 114. Ausl.

99) Mehrere Mordanschläge auf das Leben des O., welche uns die Schriftsteller aus dieser früheren Zeit aufbewahren, erinnerten daran, dass es deren noch gab, welche einen Usurpator in ihm erkannten. Vell. Pat. II, 88. 91. Dio Cass. 54. 732, 75. Ibid. 744, 91. Sueton. Octav. c. 19. Nicht uncharacteristisch ist es, dass Octavianus

desshalb geharnischt in den Senat sich begab.

100) Namentlich solange Octavianus von ihm noch als Usurpator betrachtet werden durfte, also bis ins J. 726 u. c., wenn auch das Volk ihn schon nach 718 u. c. als Augustus ausrief. Dafür sprechen Aeusserungen der tiefsten Schwermuth über das Schicksal seines Volkes, wie Epod. XIII, 6-10, um 721 u. c. gedichtet, worin Wieland Einl. zu Epist. II, 1. sogar den Wunsch, die Republik wieder hergestellt zu sehen, erkennt; wie Epod. VII. XVI und fürwahr nicht zuletzt das tiefe Schweigen über die Thaten des Octav. in Sat. und Epod., wo der nächste Anlass dazu sich von selbst anbot. Anders ist es, wie wir sehen werden, (Note 133. 146.) nach dem bezeichneten Jahr. Nun lässt sich auf H. das Wort des Tacitus Hist. IV, 8 anwenden, wodurch die politische Gesinnung des edelen Helvidius Priscus bezeichnet wird: se meminisse temporum, quibus natus sit, quam civitatis formam patres avique instituerint; ulteriora mirari, praesentia sequi; bonos imperatores voto expetere, qualescumque tolerare. Doch scheint es wichtiger, auch hier an die philosophischen Lehrer des Dichters zu erinnern, namentlich an Epicurus Grundsatz: μόναρχον ἐν καιρῷ θεραπεύσειν καὶ ἐπιχαρίσε

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