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des Mundkaufs. Es lag darin der wesentliche Unterschied zwischen Concubinat und Ehe 19), der von der Kirche selbst nicht verkannt wurde 20), es lag darin die unerlässliche Bedingung einer vollen Ehe 21). So empfiehlt Burchard von Worms denen, welche die unsittliche Verbindung des Concubinats mit der Ehe vertauschen wollten: „antequam uxorem accipiat, dimittat eam, et, si est libera, dotet eam" 22), und Karl der Kahle musste, als er nach dem Tode seiner Gemahlin seine bisherige Concubine Richildis heirathen wollte, dieselbe zuvor sich verloben und dann dotiren: concubinam suam R. desponsatam atque dotatam in coniugium duxit" 23).

Durch die Uebergabe des mundium, die sich der sinnlichen Anschauungsweise der Germanen gemäss durch Tradition 24) der Frau und ihres Vermögens in der Gerichtsstätte, im mallum, vollzog - daher der Ausdruck „gemahl" —, war aber auch die Ehe geschlossen. Wenigstens wo, und so lange man von kirchlicher Trauung nichts wusste, bestand zwischen Verlöbniss und Vermählung kein rechtlicher Unterschied; daher brût auch Gemahlin, gemahele auch Braut bedeutete 25). Aber auch später erfolgte die Eheschliessung gewöhnlich mit der Verlobung zusammen, und jedenfalls sollte zwischen beiden grundlos kein. längerer Zeitraum als zwei Jahr, oder in

19) Grimm a. a. O. 438. Wilda a. a. O. 804.

20) Vgl. c. 6. C. XXX. qu. 5. Conc. ap. Tusia c. (Sirm. 3, 176). Vgl. vor allem c. 12. C. XXXII. qu. 2: „Non omnis mulier viro iuncta uxor est viri... igitur cuiuslibet loci clericus si filiam suam viro habenti concubinam in matrimonium dederit, non ita accipiendum est, quasi conjugato eam dederit: nisi forte illa mulier et ingenua facta et dotata legitime et publicis nuptiis honorata videatur." (Leon. pap. ep. XC. al. XCII. c. 4.)

21) Vgl. Marculf. form. app. 52: „femina aliqua bene ingenua ad coniugium mihi sociavi uxore, sed qualis causas vel tempora me oppresserunt, ut chartolam libelli dotis ad eam, sicut lex declarat, minime excessit facere, unde ipsi filii mei secundum legem naturales appellantur." 22) Corrector c. 250.

23) Frag. hist. Franc. (Du Chesne 2, 404.)

24) Daher gift (angelsächsisch), gifting, gipt (altschwedisch). Vgl. Edict. Roth. 183, wo über die eine zweite Ehe eingehende Wittwe bestimmt wird: ipsa per mano simili modo retradatur, sicut priori marito tradita fuerit; nam aliter sine traditione nulla rerum dicimus subsistere firmitatem.

25) Wackernagel in Haupt Zeitschr. f. deutsch. Alterth. 2, 548.

den nordischen Rechten zwölf Monat verstreichen 26), wie denn Theudebert, der Enkel Chlode wigs, den Unwillen sämmtlicher Franken erregte, weil er im sechsten Jahr nach seiner Verlobung noch mit der Verehelichung säumte 27).

Nachdem wir so das Recht der Eheschliessung bei den Deutschen betrachtet, und zu dem Ergebniss gekommen sind, dass wir es mit einem rein bürgerlichen Rechtsgeschäft zu thun haben, dass in der Uebergabe des mundium und Bestellung des dotalicium das ganze rechtliche Wesen der Eheschliessung basirte, und vielleicht auch noch, um dies hier gleich zu erwähnen, in dem Beilager, wollen wir uns jetzt zur Form der Eheschliessung wenden, und schliesslich zeigen, wie wenig die kirchlich vorgeschriebene recipirt gewesen sei, wie sie sich erst mit den bürgerlichen Rechtsgebräuchen verschmelzen musste, um mühevoll einen Eingang zu finden und den starren nationalen Widerstand zu brechen.

Auch war die Form der Eheschliessung selbst durchaus nicht so unwesentlich, wie es erscheinen könnte, da der Ueberdruss des einen Gatten wohl leicht, um sich des anderen zu entledigen, zu dem bequemen Mittel griff, die Ehe wegen Formverletzung bei dem Verlöbniss für ungültig zu erklären, ein Gebahren, dem die Kirche scharf entgegenzutreten für nöthig fand 28).

Ich erachte es jedoch hier für unwesentlich, alle jene Formen und Symbole, in die eine naive und sinnliche Anschauungsweise auch die Rechtsverhältnisse zu kleiden gewusst hat, und die unserem deutschen Volke vor Allem eigen

26) Edict. Roth. 178. L. Wisigoth. III, 1, 4.

festath. 54. etc.

27) Gregor. Turon. III, 27.

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28) Vgl. Conc. Tribur. aô. 895 bei Hartzheim a. a. O. 2, 403: Quicunque alienigenam, hoc est alienae gentis feminam, verbi gratia Francus mulierem Bojoaricam, utrorumque consultu propinquorum legitime vel sua vel mulieris lege acquisitam in conjugium duxerit, velit, nolit, tenenda erit, nec ultro ab eo separanda. Quare si unus e duobus copulam nuptialem machinetur disiungere, dicendo non secundum suae gentis legem jura matrimonii contraxisse et idcirco separari posse... diffinimus... ut jus matrimonii nequaquam resolvatur.... Nos cognita referimus, quia quendam Francum et mulierem Saxonicam talia egisse cognoscimus." Vgl. auch c. 1. X. de sponsalib. (4, 1)

sind, aufzuführen, und beschränke mich auf die, welche für die spätere Entwicklung maassgebend geblieben sind.

Eine der Hauptforderungen aber sowohl der Sitte als des Rechts, die auch den kirchlichen Anschauungen vollkommen entsprach, war die Oeffentlichkeit der Eheschliessung. „Intersunt parentes et propinqui" sagt schon Tacitus 29), die Lex Salica) lässt die Verlobung im mallum vor sich gehen, wie ja auch in den Gedichten des Mittelalters stets der „Ring" erwähnt wird, in welchem die Ehe geschlossen wird, und Pippin machte diese Oeffentlichkeit sogar zu einer gesetzlichen Nothwendigkeit. 31)

Die Verhandlung wurde meist durch einen Freiwerber, der Fürsprecher, orator hiess, geleitet 32), wenn nicht die betheiligten Personen unmittelbar selbst die Handlung vollzogen. Zunächst wurde der Freier gefragt, ob er gekommen sei, um jene Frau anzuhalten, und nachdem er dies bejaht hatte, wurde dieselbe Frage an die Braut und ihren Vormund gerichtet, die dann ebenfalls ihre Einwilligung zu erkennen gaben. Der letztere und der Bräutigam kamen darauf über den Brautschatz überein, vollzogen den symbolischen Scheinkauf, und stellten sich gegenseitig Sicherheit, der eine, dass er den Brautschatz richtig zahlen, der andere, dass er die Braut mit sammt ihrem Vermögen gehörig überliefern

29) Germania c. 18.

30) 44. Dazu eine veroneser Formel bei Canciani leg. Barb. 2, 476 b. 477 a.

31) Gudrun III, 11. v. 54 (Etmüller):

„Do hiez man Ortrunen zuo dem ringe gân,

„Und ouch frouwen Hilburg die maget wol getân."

Niebel. 568: „man bat si zuo ein ander an dem ringe stân."

ebenda 1621: „Do hiez man sie beide stên an einem rinc nâch gewônheite." Walthar. 1448:

„Illic gratifice magno susceptus honore Publica Hiltgundi fecit sponsalia rite." Vgl. Grimm a. a. 0. 443. Weinhold a. a. O. 223. 755. c. 15. (Pertz 3, 26)

Cap. Vern.

32) Vgl. Be wîfmannes beweddunge bei Schmidt Gesetze d. Angelsachsen 390: ...pæt se brydguma æfter Godes rihte and after worldgerysnum ærest behâte and on wedde sylle pâm men, pe hire forsprecan synd, etc." [dass der Bräutigam nach Gottes rechte und den Gebräuchen der Welt zuerst verheisse und denjenigen gelobe, die ihre Fürsprecher (paranymphi) sind...]

werde. Ich brauche wohl nicht erst zu sagen, dass dies nur ein Gesammtbild der äusserst mannigfachen Verlobungsformen ist, und ich meine, dass es zur Verdeutlichung dienen und besonders dazu beitragen wird, die Stellung der kirchlichen Eheschliessung klar zu machen, wenn ich die mir aufgestossenen Verlobungsformulare mittheile, und auf die Stellen der mittelalterlichen Dichter aufmerksam mache, welche uns, bei dem gänzlichen Schweigen der Gesetze, über Eheschliessung belehren können, und die in kirchenrechtlichen Abhandlungen noch gar nicht beachtet worden sind.

Massmann hat zuerst im Rheinischen Museum für Jurisprudenz III, 281. ff. und dann in s. Fluchformularen 179. ein Schwäbisches Verlöbniss aus dem 12. Jahrhundert mitgetheilt, das sowohl durch die Pracht der Sprache, als die Fülle der Symbole bemerkenswerth ist. Es lautet:

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Da ein frî swebenne ewet ain swab der ist ain fri man, der muozim siben hantscuohe han33), mitten git er siben wete nah dem swabeschen rehte, unde sprichet zem eresten alsus. 1. wa ich iw erwette den rechten munt, den gewerten munt, den gewaltigen munt, nah swabe ê, nah swabe rehte, so von rehte ain vrî swabe ainer vrien swabin sol, mir ze mineme rehte, iu zuo iuwereme rehte, mit mineme volewerde engegen iwereme vollen werde.

2. wa ich iw erwette so getaniu aigen, so ich in swabe herschepte han, so ich in des kuniges riche han, nah swabe ê, nah swabe rehte.

3. wa ich iu erwete chuorichen unde chuozal, alsie en swabe herschepte han unde in des chuniges riche han, nah swabe ê, nah swabe rehte.

4. wa ich iu erwete zoun unde gecimbere, ouzvart unde învart, nah swabe ê, nah swabe rehte.

5. wa ich iu erwette stuot unde stuotwaide, unde swiner unde swaige, unde rehte ganswaide, unde corter scaphe, nah swabe e.

6. wa ich iw erwete scaz unde scillinch, unde golt unde gimme, unde allen den tresen den ich hute han oder vurbaz gewinne, unde scarph egge, nah swabe e.

7. wa ich iu wette aller der wette der ich iu getan hân widembuoche ze vrumenne unde diu ze geloutenne ze hove unde ze gedinge unde ze allen den steten da ich ze rehte sol,

33) Zeichen der Uebergabe. Vgl. Grimm a. a. O. 152.

nah swabe rehte, so von rehte ain vrî swab ainer vrîen swabin sol, mir ze minem rehte, iuw ze iwerem rehte, mit minem volwerde engegen iwerem vollen werde, obir mir den canzelare gewinnent.'

Diu wete elliu diu niemet diu frouwe unde ir voget. Nu nimet der voget, ir geborn voget, diu wete unde die frouwen unde ain swert unde ain guldin vingerlin 3) unde ainen phennich unde ain mantel unde ain huot ouf daz swert 35), daz vingerlin an di hilzen, unde antwortet si dem man, unde sprichet wa ich iu bevilhe mine muntalde ziweren triwen unde ze iueren gnaden, unde bitiuch durch die triwe alsich si iu bevilhe, daz ir ir rehte voget sît unde ir genadich voget sit, unde daz ir nit palemunt ne werdent'. so enphahet er si, unde habesime.

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Noch anschaulicher vielleicht wird uns der Eheritus in dem Meier Helmbrecht) vorgeführt, wo uns der Dichter die Vermälung des Räubers Lämmerschlind mit Gottlinden, einer Bauerdirne, schildert:

„uf stuont ein alter grîse,

der was der worte wîse,
der kunde so getaniu dinc.

er staltes beide in einen rinc.

34) Der Trauring ist kein ursprünglich deutsches Symbol, vielmehr der römische annulus pronubus, den die Kirche adoptirt, und auch in Deutschland eingeführt hat. Er findet sich in der Lex Wisigothorum, in den langobardischen Gesetzen, und ist im späteren Mittelalter allgemein üblich. Vgl. Wigalois. 4633. 9425. Parcival 13067. 13106. Ruotlieb XIV, 64. Grupen de uxore theotisca S. 191. Weinhold a. a. O. S. 225 ff. Allerdings aber lässt der in der L. Wisig. erwähnte Umstand, dass der Ring arrarum nomine gegeben wurde (wie er denn auch häufig mahlschatz, d. h. Verlobungsschatz, genannt wird), auf eine Verwandtschaft mit dem Scheinpreise schliessen. Wenigstens tritt der Ring meist erst beim Verschwinden des Scheinpreises auf. Zusammen finden sich beide z. B. bei Fredegar. epit. 18. Scheinverlobungen fanden mit Ringen aus Binsen u. s. w. statt, denen die Kirche jedoch volle Kraft beilegte; vgl. die Constitution des Bisch. Richard v. Salisbury v. J. 1217. c. 55 bei Du Cange gloss. s. v. annulus de junco. 35) Dasselbe kommt auch im Ruotlieb XIV, 64 vor:

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„Sponsus at extraxit ensemve piramide tersit

Annulus in capulo fixus fuit aureus ipso."

Sitte scheint es übrigens gewesen zu sein, dass der Bräutigam der Braut den Ring selbst aufsteckte, den ihren dagegen vom Mundwald empfing, der ganzen Idee der Mundübertragung entsprechend. Ueber das Schwert als Symbol des mundium vgl. Grimm a. a. O. 167,

36) 1507 ff,

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