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Das alte Lied mußte jedenfalls noch das Lichtgewand und Diadem erwähnen, die immer dem aufsteigenden Gottwesen gebracht werden. Wir haben nur ein Bruchstück einer Mani vorausliegenden persischen Offenbarungsschrift aus den Kreisen der Zarathustra-Gläubigen, die in früh-manichäischer Zeit zum Hymnus umgearbeitet, bzw. unter die Hymnen der Sekte aufgenommen ist. Der Hymnus wurde später verschieden gedeutet. Der Interpolator der dritten Strophe (und der Schlußworte ?) sah in dem Befreiten den Götterboten Srosh, der im Arda-Viraf als Seelenführer erscheint 1). Bei den Manichäern scheint er selten zu begegnen; am höchsten ist. seine Stellung in der chinesisch erhaltenen Schrift 2), wo Sroshharay 3) Regent der xawǹ xtiotę im Menschen und eng mit den beiden Göttern Chroshtag und Padwahtag (Ruf und Antwort) verbunden ist, welche den Verkehr zwischen Gott und Mensch vermitteln. Dem entspricht, daß er in dem liturgischen Gebet M. 74 (F. W. K. Müller, Handschriftenreste in Estrangelo-Schrift aus Turfan, Teil II, Abhandlungen d. Preußischen Akad. 1904 S. 75) mit Mani verbunden wird; es sind nach dem Urgott die beiden Thronhalter, die zwei Leuchten. Das kann Bedeutung gewinnen, wenn wir später sehen, daß Mani für Zarathustra eingetreten ist, und daß immer wieder berichtet wird, daß der Erlöser vorher selbst erlöst worden ist. Für jetzt führt es uns nicht weiter.

Wichtiger ist der große Zusatz nach Strophe 3 des alten Liedes. Sein Verfasser kennt offenbar eine Begrüßung der nach dem Tode zum Himmel aufsteigenden Seele (bzw. des Geistes) durch ihre himmlische oder doch vorausgeeilte Hälfte, eine Begrüßung, bei welcher jene von dieser als ihr Körper bezeichnet wird und ähnliche Worte wie in Strophe 4 gesprochen werden. Die Anschauung des Geistes als eines niederen Seelenteiles, der der eigentlichen Seele als eine Art Körper dient, wird uns bei den Mandäern wieder

1) Ursprünglich Appellativ (Gehorsam), wird das Wort dann wohl zunächst allgemeine Bezeichnung des Dieners.

2) Pelliot und Chavannes, Journal Asiatique Sér. X Tom. 18 (1911) p. 522 u. sonst (die Gleichsetzung von Kosmos und Mensch ist hier am strengsten durchgeführt. Sie beherrscht auch das System des arabischen Gnostikers Monoimos).

3) Der durch das Beiwort individualisierte Srosh. Auch in dem syrischen Text des sogenannten Seelenhymnus der Thomasakten v. 91 (E. Preuschen, Zwei gnostische Hymnen 1904 S. 26) wird der befreite Königssohn, der sich uns als der erlöste Erlöser herausstellen wird, als der hurtigste Diener bezeichnet; der griechische Uebersetzer verstand das nicht mehr.

Sinn der Erweiterung. Sinn des Urtexts.

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begegnen 1). Im Manichäischen ist sie ganz verbreitet, und wir werden sehen, daß der himmlische Seelenteil dabei einerseits als Lichtjungfrau, andererseits als der „geleitende Weise" gefaßt wird. Der Verfasser des Zusatzes brauchte also an der Nennung des Zarathustra keinen Anstoß zu nehmen. Die Formel selbst schien ihm bis in frühste Zeit heraufzureichen; wir werden annehmen dürfen, daß sie tatsächlich im altiranischen Totenkult in ähnlichem Wortlaut üblich war.

Sind die Zusätze einigermaßen erklärt, so bleibt noch der alte Text selbst, den wir von ihnen streng scheiden müssen. Den Anfang einer Erklärung bietet der Gnostiker Justin (Hippolyt, Elenchos V 26, 15 ff.). Der zum Himmel emporgestiegene Elohim, der Demiurg (also der Ptahil oder Hibil der Mandäer), hat sein vɛopa auf Erden zurückgelassen; es ist in die Menschen hineingebunden (èvôédetai), und die von Elohim verlassene Edem quält es, um ihn zu zwingen, zu ihr zurückzukehren. Er möchte, um es wiederzuerlangen, die Welt, seine eigene Schöpfung, zerstören, aber „der Gute" wehrt es ihm. Er sendet vielmehr Baruch, den dritten Gesandten (also den Mithras der Manichäer, den Enosh der Mandäer) zur Erde herab, um durch Moses und die Propheten zu versuchen, das in den Menschen wohnende võμа zur Flucht aus der Materie zu überreden. Aber die fox in diesen Mittelsmännern widerstrebt, und erst in Jesus findet Baruch den geeigneten Verkünder. Nicht nur der Gegensatz von oxý und πνεõμа (p. 130, 24 Wendland) verrät hier iranischen Einschuß, beständig fühlt man sich an mandäische und manichäische Gedanken erinnert, nur sind sie derart mit jüdischem und hellenistischem Beiwerk vermengt, daß ich zunächst nur so viel zu sagen wage: Baruch ist für Zarathustra eingesetzt. Bei der Befreiung handelt es sich um den ganzen in die Materie versenkten Teil der Gottheit, also um einen Kollektivbegriff, wie es etwa die Weltseele ist, aber zugleich doch wieder um ein halbmythologisches Einzelwesen. Nicht reiner Mythos, sondern eine moralische Umdeutung liegt vor. Wichtig scheint mir vor allem das Bild des Schlummers und der Trunkenheit des in der Materie weilenden Gottesgeistes. Es ist echt iranisch, vgl. z. B. Yasht 28, 4): „Der ich eins mit dem guten Sinne darauf bedacht bin,

1) Vgl. auch Lidzbarski, Mandäische Liturgien S. 12 A. 1.

2) Fr. C. Andreas und J. Wackernagel, Die erste, zweite und fünfte Gatha des Zarathustra. Nachrichten d. Gesellsch. d. Wissenschaften, Göttingen 1913 S. 366.

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daß die Seele wach sei", aber es gibt zugleich den Grundgedanken der mandäischen und manichäischen Religiosität. Wenn er uns so vertraut und selbstverständlich erscheint, so erklärt sich das daher, daß ein Lied, welches wir uns den Salomons-Oden ähnlich denken mögen, den ursprünglich iranischen Heilspruch auf jüdischen oder frühchristlichen Boden übertragen hat. Der Verfasser des Epheserbriefes bietet ihn daraus als anonymes Zitat in symbolischer Deutung, aber unter Wahrung der alten Anschauungsweise (5, 6 ff.): ἦτε γάρ ποτε σκότος, νῦν δὲ φῶς ἐν κυρίῳ· ὡς τέκνα φωτός περιπατεῖτε καὶ μὴ συγκοινωνεῖτε τοῖς ἔργοις τοῖς ἀκάρποις τοῦ σκότους, μᾶλλον δὲ καὶ ἐλέγχετε τὰ δὲ πάντα ἐλεγχόμενα ὑπὸ τοῦ φωτὸς φανεροῦται. πᾶν γὰρ τὸ φανερούμενον φῶς ἐστιν. διὸ λέγει· Ἔγειρε ὁ καθεύδων καὶ ἀνάστα ἐκ τῶν νεκρῶν, καὶ ἐπιφαύσει σοι ὁ Χριστός. Ich darf zum Vergleich eine aus dem Aramäischen übersetzte alchemistische Schrift anführen 1), die freilich an die Totenerweckung denkt (wie der zweite Erklärer des Zarathustra-Fragmentes): ἐπὰν δὲ αὐτὸ τὸ πνεῦμα τὸ σκοτεινὸν καὶ βρωμοῦν ἀποβληθείη, ὥστε μὴ φανῆναι ὀσμὴν μήτε τὴν χροίαν τοῦ σκότους, τότε φωτίζεται τὸ σῶμα καὶ χαίρεται ἡ ψυχὴ καὶ τὸ πνεῦμα, ὅτι ἀπέδρα τὸ σκότος ἀπὸ τοῦ σώματος. καὶ καλεῖ ἡ ψυχὴ τὸ σῶμα τὸ πεφωτισμένον 2)· Εγειραι ἐξ Αιδου καὶ ἀνάστηθι ἐκ τοῦ τάφου καὶ ἐξεγέρθητι ἐκ τοῦ σκότους· ἐνδέδυσαι γὰρ πνευμάτωσιν καὶ θείωσιν, ἐπειδὴ ἔφθακεν καὶ ἡ φωνὴ τῆς ἀναστάσεως καὶ τὸ φάρμακον τῆς ζωῆς εἰσῆλθεν πρὸς σέ. τὸ γὰρ πνεῦμα πάλιν εὐφραίνεται ἐν τῷ σώματι καὶ τρέχει κατεπείγον ἐν χαρᾷ εἰς τὸν ἀσπασμόν αὐτοῦ καὶ ἀσπάζεται αὐτό, καὶ οὐ κατακυριεύει αὐτοῦ σκότος, ἐπειδὴ ὑπέστη (πλήρες) φωτός, καὶ οὐκ ἀνέχεται αὐτοῦ χωρισθῆναι εἰς τὸν αἰῶνα. καὶ χαίρεται ἡ ψυχὴ ἐν τῷ οἴκῳ, ἐν ᾧ ἐστιν, ὅτι καταλιποῦσα αὐτὸ ἐν σκότει εὗρεν αὐτὸ πεπλησμένον φωτός, καὶ ἡνώθη αὐτῷ, ὅτι θεῖον γέγονεν κατ' αὐτήν, καὶ οἰκεῖ ἐν αὐτῷ. ἐνεδύσατο γὰρ θεότητος φῶς καὶ ἀπέδρα ἀπ' αὐτοῦ τὸ σκότος. καὶ ἡνώθησαν πάντες ἐν ἀγάπῃ, τὸ σῶμα καὶ ἡ ψυχὴ καὶ τὸ πνεῦμα, καὶ γεγόνασιν ἕν.

Von zufälligen Uebereinstimmungen kann wohl nicht die Rede sein. Die Uebernahme eines religionsgeschichtlich bedeutsamen Bildes ins Christentum ist sicher, und von vornhein ist wahrscheinlich, daß es nicht aus dem Kult, sondern aus einer ihn deutenden, religiösen Literatur übernommen ist. So gibt das kurze Zarathustra

1) Nachrichten d. Gesellsch. d. Wissenschaften Göttingen 1919 S. 17 Z. 123. 2) Der Alchemist braucht eine Dreiheit und nennt daher neben Seele und Geist auch den Körper, der bei streng durchgeführtem Dualismus (z. B. bei den Mandäern und Manichäern) von der Vergöttlichung ausgeschlossen ist.

Christliche und heidnische Nachbildungen.

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Fragment in M. 7 Einblick in große religionsgeschichtliche und literarische Zusammenhänge und stellt der Forschung neue Aufgaben.

Daß die ältesten Manichäer sich auf Zarathustra, oder was sie für ihn hielten, beriefen, ist nicht wunderbar. Nach der Angabe Al-Birunis hatte Mani im Eingang seines Shaburakan ausdrücklich Buddha, Zarathustra und Jesus als seine Vorläufer anerkannt1). Wir

1) Al-Biruni zitiert:,,So erfolgte denn ihr (der Weisheit und der Werke Gottes, zur Anschauung vgl. Das mandäische Buch des Herrn der Größe S. 48. 51) Kommen zu einer gewissen Epoche durch die Vermittlung des Gesandten, welcher der Buddha ist, in die Gebiete von Indien, zu einer anderen Epoche durch den Zarathustra in das Land Persien, und zu einer andern durch Jesus in das Land des Westens. Darauf kam diese Offenbarung hernieder, und es kam diese jetzige Prophetie in dieser gegenwärtigen letzten Epoche durch mich den Mani, den Gesandten des Gottes der Wahrheit, in das Land Babylonien" (Keßler, Mani S. 317; die vier Weltepochen mit vier Boten Gottes sind auch mandäische Vorstellung). So wird Zarathustra als der göttliche Bote oder Gott in den manichäischen Texten noch öfter erwähnt. Ein mitteltürkischer Fragment (A. v. Le Coq, Sitzungsber. d. Preußisch. Akad. 1908 S. 398) läßt Zarathustra als Vertreter der persischen Religion nach Babylon kommen und dort den großen Zauberer (Marduk) überwinden; der Pfeil, den er entsendet, trifft ihn selbst. Das weist nicht nur auf das historische Geschehen der Eroberung Babyloniens hin, sondern spiegelt deutlich zugleich den großen Endkampf, in dem der gute Gott den Fürsten der Dämonen überwindet und das Gift, das dieser ausspritzt, auf sein eigenes Haupt zurückfallen läßt (v. Le Coq, Türkische Manichaica aus Chotscho I S. 19, Abhandl. d. Preuß. Akad. 1912; vgl. Das mand. Buch d. Herrn d. Größe S. 47). Aber auch jenes andere manichäische Fragment, das einen Gott, dessen Gesetz und Wesen der Kampf und dessen Kennzeichen und Reittier ein Stier ist, mit Zauberkunst sich als den ersehnten Mithras den Gläubigen offenbaren und von ihnen Anbetung verlangen läßt (v. Le Coq, Türkische Manichaica aus Chotscho II S. 5, Abhandl. d. Preuß. Akad. 1919), gehört in diesen Zusammenhang. Wir erkennen leicht den Teschub der Chetiter, der als Juppiter Dolichenus ins Abendland gedrungen, aber wohl sicher vom Oberlauf des Euphrat auch in die Ebene vorgedrungen und mit babylonischen Gottheiten verschmolzen ist (Ed. Meyer, Reich und Kultur der Chetiter S. 102 ff. 160). Noch ein verdunkeltes Bild im Testament des Naphthali cap. 5 mag mit der Vorstellung eines ersten erliegenden Messias irgendwie zusammenhängen (vgl. Bousset, Religion des Judentums S. 264). Daß der Dämon hier mit dem Anspruch, der Sohn Gottes, Mithras, zu sein, dem manichäischen Electus entgegentritt, zeigt, daß die jüdische Vorstellung vom falschen Messias iranischem Glauben entnommen ist, in dem die Götter des überwundenen Volkes die àvtisot geworden sind. Daß in der mandäischen Religion alle babylonischen Gottheiten als Teufel erscheinen, ist das entscheidende Zeugnis für ihren wesentlich iranischen Ursprung, wie für die jüdische Eschatologie die Übernahme des falschen Messias aus iranischer Quelle von Anfang an glaublich macht, daß auch die Vorstellung des echten nicht unbeeinflußt geblieben ist.

dürfen annehmen, daß in diesen Hymnen noch andere „frühere“ (also vormanichäische) Väter angeführt waren, finden aber bisher keine Namen. Wohl aber begegnen ähnliche Verkündigungen, von denen ich bedaure hier nur ganz wenig mitteilen zu können.

So bietet dasselbe Doppelblatt M. 7 einen streng entsprechenden Text, dessen Anfang Prof. F. W. K. Müller a. a. O. S. 108 übersetzt hat: „Aus dem Licht und von den Göttern bin ich, und ein Fremdling bin ich ihnen geworden, über mich hergefallen (?) sind die Feinde; von ihnen zu den Toten bin ich hinabgeführt." Der Redende spricht zu einem Gottwesen, das gekommen ist, seinen Geist zu erlösen. Es ist der Urmensch oder Gott Ormuzd, der nach anderen Texten seinen Geist, nach den Acta Archelai cap. 7, 4 die fox in die Fessel der Feinde gegeben hat. Die Texte berühren sich zum Teil eng mit dem manichäischen Schöpfungsbericht, wie er uns auch in anderen Fassungen vorliegt. Ich erwähne zunächst ein in M. 33 erhaltenes Hymnenfragment, das schildert, wie der uranfängliche Vater und der Thronfolger den Geist in die Fessel der Feinde gibt, und die Mutter des Lebendigen zu dem Vater der Größe wegen des gefangenen Sohnes fleht. Der Gott Chroshtag (Ruf) wird zu ihm gesendet; er spricht zu ihm ähnlich wie Zarathustra zu dem „Geist"; der gefangene Gott steigt auf; die Mutter ergreift seine Hand und begrüßt den Sohn, der in der Fremde war, und verheißt ihm Ehre bei allen; dann wird der xóopos geschaffen. Ähnlich ist ein mitteltürkisches Fragment T. II D 173 b', das A. v. Le Coq, Türkische Manichaica aus Chotscho I (Abhandl. d. Preuß. Akad. 1912) S. 12 veröffentlicht hat. In eine Aufzählung der fünf Tätigkeiten 1) des Gottes Chroshtag (Ruf) ist bei der fünften, dem Öffnen der Himmelstür, die Erzählung eingelegt: „,So wie das Wasser die Tür der Gewächse und Bäume auf der Erde öffnet, so auch Chroshtag der Gott dem Gotte Chormuzta (und) den fünf Göttern 2) seine Tür öffnete. Als Chroshtag und Padwaḥtag) von dem Gotte Chormuzta (und) von der Hölle in die Höhe gestiegen war, da kamen Wadziwantag der Gott 4) und die Muttergottheit) eilends herbei. Den Gott Chormuzta aus der Hölle aufwärts machten sie aufsteigen und

1) Die Fünfzahl bildet die Grundlage aller manichäischen Systematik und wird uns später eingehender beschäftigen.

2) Dem Urmenschen.

3) Die Antwort.

4) Der spiritus vivens.

5) Die Mutter der Lebendigen.

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