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Terminologie. Salemanns Fragment.

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alle Feen. Alsbald verschloß er die Seele in die . . . Unreinheit (Körper) und machte sie . . . und böse, . . . haft und voller Haß. Aber Gott Ormuzd erbarmte sich der (?) Seelen und in der Gestalt (?) von Menschen versenkte er sie hinab zur Erde 1). Er verscheuchte ihr den bösen Gierteufel und hat sie mit Augen sehend gemacht und zeigte ihr offenbarlich alles, was war und sein wird 2). Eiligst machte er ihr klar, daß diese fleischliche Unreinheit (Körper) nicht Gott Ormuzd gemacht habe und er auch nicht die Seele . . . · gefesselt habe. Die einsichtige Seele des Glückseligen, ihr ward die Auferstehung 3), sie glaubte an die Weisheit des Ormuzd, des guten Gottes. Aller Art Unterweisung und Befehl und das Siegel der Ergebenheit nahm sie eifrigst an wie ein tatkräftiger Held. Die Unreinheit (Körper) des Todes zog sie aus und wurde erlöst auf ewig und hinaufgeleitet zum Paradiese, zu jenem Reiche der Seligen."

Auch hier sind Einzelnheiten der Übersetzung noch unklar, die Grundlage dennoch sicher. Die fünf Elemente sind die Rüstung des Ormuzd, aber zugleich die ʊxý (vgl. Acta Archelai cap. 7), oder, wenn man lieber will, das veñμа, und dieser Kollektivbegriff wird zugleich der Gesamtsumme der Einzelseelen gleichgesetzt, die in den Menschen sind. Wenn Ormuzd hier selbst als der Befreier erscheint1), so ist er als jener früher zur Lichtwelt zurückgekehrte Seelenteil gefaßt, der den zweiten zurückholt und heraufführt. Ormuzd und Urmensch stehen zueinander wie monuhmed und gyan, Seele und Geist oder Selbst (daena) und Kräfte. Erst in der Wiedervereinigung gehen sie in die neue Welt ein, und die Materie versinkt in die Tiefe. Es ist bezeichnend, daß der unmittelbar folgende Text den göttlichen Gesandten der Seele den Weltuntergang vorausverkünden läßt 5). Ich vergleiche nun hiermit das Sündenbekenntnis der Auditores (Chuastuanift) 6): „Der Gott Chormuzta mit dem fünffältigen Gott 7), um mit der Lauterkeit aller Götter dem Dämon Kämpfe zu liefern, kam herabgestiegen. Mit dem übel zu handeln

1) Sollte denkbar sein: „sich hinab zur Erde“ oder „welche in Gestalt von Menschen... herabgesenkt waren“?

2) Es ist die períorη déa, die große Vision, die auch hier mit der Erweckung verbunden scheint, wie im „zweiten Gliede" des Mysteriums.

3) D. h. sie stand auf.

4) Wie in M. 2, vgl. Das mandäische Buch des Herrn der Größe S. 26. 5) Er nennt dessen Zeichen.

6) A. v. Le Coq, Abhandlungen d. Preuß. Akademie 1911 S. 8 ff.

7) Der Urmensch, die fünf Elemente des Ormuzd; wieder werden das Selbst und die Teile geschieden.

geneigten Shmnutum und mit den fünf Arten Dämonentum1) schlug er sich. Götter und Dämonen, Licht und Finsternis wurden zu dieser Zeit vermengt. Des Gottes Chormuzta Jüngling), der fünffältige Gott und unsere Seelen 3) kämpften mit der Sünde und mit dem Dämonentum und wurden gefesselt (?) und untereinander verbunden (?). Alle Dämonenfürsten (mit?) dem unersättlichen, schamlosen Neiddämon (und) hundertvierzig Myriaden Dämonen in (übeler?) Absicht (Wissen) vereint, verstandlos (und) sinnlos kamen sie. Er selbst der Geborene und Erschaffene 1), den ewigen Götterhimmel vergaß er und ließ ihn fahren, von den lichten Göttern geschieden wurde er. Wenn darauf, mein Gott, da zu dem Tun der Dämonen der übel zu handeln geneigte Shmnu unsern Verstand und unsere Gedanken irregeführt hat . . . und weil wir dadurch unwissend und verstandlos geworden sind, wir gegen die Grundlage und die Wurzel aller lichten Götter, gegen den reinen und lichten Gott Zarvan gesündigt und gefehlt haben sollten, wenn wir Licht und Finsternis, Götter und Dämonen" . . . Zum Kampf sind Ormuzd und der Urmensch, sein Sohn, ausgezogen; als gefangen wird nur „der Geborene und Erschaffene", also der Sohn, und unsere Seelen erwähnt 5). Da der Urmensch verstandlos geworden ist, müssen es auch unsere Seelen sein; eins läßt sich von dem anderen nicht trennen. Der Niederstieg des Urmenschen wird ja auch in der Überschrift des Salemannschen Fragmentes als Beseelung (toxwols) bezeichnet. Es ist das Wort, das in der Kópη xóoμov, halb persönlich gebraucht, die Gesamtheit der Seelen, den Seelenstoff, bezeichnet (vgl. die Abhandlung Die Göttin Psyche S. 71), er ist der Urmensch. Es ist bezeichnend, daß in einem anderen mitteltürkischen

1) Den fünf materiellen, also widergöttlichen Elementen, der Hülle, also nach Salemanns Text dem ,,Geist" des Bösen.

2) Wohl: Sohn.

3) Die Seelen der Auditores, die ja im Fihrist (oben S. 29) die Kämpfenden heißen, lassen sich offenbar von dem Urmenschen (der Weltseele, monuhmed vuxurg) nicht trennen, wenn sie auch nicht direkt mit ihm gleichgesetzt werden.

4) Es ist die Bezeichnung des Urmenschen auch bei Philo.

5) Ormuzd wird hier wie in dem Fragment Salemanns als nicht-gefangen gedacht sein; aber mit Recht betont Le Coq, Türkische Manichaica aus Chotscho I (Abhandl. d. Preuß. Akad. 1912) S. 40, daß an anderen Stellen sicher Ormuzd selbst als der Gefangene bezeichnet wird, dem Urmenschen also gleichgesetzt wird. Das Rätsel löst sich wohl durch jene Scheidung des Ganzen und der Teile, des Selbst und der Eigenschaften. Sie können bald als identisch, bald als verschieden gedacht werden.

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Text die fünf Lichtelemente, also der Urmensch, als Gewand des Gottes Äzrua (Zarvan) erscheinen, T. II K 2a (A. v. Le Coq, Türkische Manichaica aus Chotscho I, Abhandl. d. Preuß. Akad. 1912 S. 21): „Es ist der leise Lufthauch, der Wind, das Licht, das Wasser und das Feuer, diese alle dem Gotte Äzrua (als Kleider) angezogen und mit ihm vereinigt sind." Die Stelle wird später für uns Wichtigkeit gewinnen. Faßt man in ihr Zarvan als den Aion, wie er ja außerordentlich oft gefaßt wird, so ergibt sich die Vorstellung, auf die ich in der Beigabe näher eingehen werde: der Aion als die Unendlichkeit der Zeit und des Raumes umschließt in sich die fünf Elemente, welche das Lichtreich oder den xóopos ausmachen. Sie begegnet schon in vorchristlicher Zeit bei dem Konsul Messalla und ist zunächst aus Alexandria übernommen, wo sie sich bis in frühhellenistische Zeit herauf verfolgen läßt. Werden die fünf Elemente persönlich, also mythologisch, gefaßt, so können sie dabei nur als Ormuzd selbst erscheinen; er ist überall der Sohn des Zarvan 1). Wird von Ormuzd der Urmensch geschieden und den fünf Elementen gleichgesetzt, so wird ursprünglich wohl Ormuzd in seiner Stellung als Urgott geblieben sein. Der Urmensch wird sein Sohn, seine Schöpfung oder seine Rüstung. Das Bild des Gewandes scheint dabei älter als das der Rüstung, bei dem die einzelnen Elemente sogar als Angriffswaffen erscheinen 2); aus dem sinnlich anschaulichen Bilde ist ein unverstandener Erzählungszug geworden, der traditionell weitergegeben wird. Die religiöse Vorstellung von dem Urmenschen kann freilich nicht an den Urgott, sondern in diesem dualistischen System nur an einen deorepos deós schließen, der die Vermittlung zwischen Lichtwelt und Materie übernimmt; nur „der Sohn des Lichtes", der Thronerbe, kann er sein. Die Darstellung des Hermetischen Poimandres hat den Grundgedanken offenbar noch

1) Zarvan als Vater des Ormuzd, der Schöpfer der Welt, und zwar der gegenwärtigen wie der zukünftigen, ist, begegnet auch in den beiden syrischen Martyrien, die Th. Nöldeke, Festgruß an R. v. Roth, herausgegeben hat (S. 35 u. 37) unter Berufung auf das Avesta (?). Nur daß Ahriman des Ormuzd älterer Bruder ist bestreiten die Manichäer leidenschaftlich.

2) Fihrist, Flügel Mani S. 87: der leise Lufthauch ist Rock, das Licht Mantel, das Wasser Panzer, der Wind Schild, das Feuer Lanze (in dem Gegenbild des letzten, siegreichen Kampfes des Ormuzd gegen den Dämon bei Le Coq a. a. O. S. 19 sogar erst Axt, dann Lanze). Das Bild des Gewandes erscheint bei Manichäern und Mandäern oft für die Wohnung: der Erlöser zieht das Lichtparadies an, die Seele wohnt im Tränengewande oder zieht das Leid der Welt an u. dgl. Die Teile sind natürlich Wohnsitz und Hülle des Selbst.

gut gewahrt. Die Gleichsetzung des Ormuzd mit dem Urmenschen muß im Zusammenhang mit seiner Verdrängung von der ersten Stelle durch Zarvan stehen (vgl. Die Göttin Psyche S. 37 ff.). Ältere und jüngere iranische Anschauungen wirken in den manichäischen Texten nebeneinander fort, ohne daß eine systematische Ausgleichung versucht scheint.

Der Grundunterschied dieser Anschauung und der früher besprochenen liegt offenbar darin, daß hier das Selbst der ganzen Summe seiner Teile noch einmal unabhängig gegenübergestellt wird, während in dem Bericht des Fihrist über die fünf Seelenteile zwei und drei derselben als höherer und niederer Teil sich gegenüberstehen. Dennoch beeinflussen sich beide Anschauungen, ja gehen ineinander über: als die große Psyche nimmt der eine Gott das aufsteigende жVεDua, den anderen Gott, in Empfang. Jene eigentümliche Grundanschauung, daß der Erlöser selbst vorher erlöst worden ist, liegt allen diesen Formen zugrunde. Sie ist religionsgeschichtlich von höchster Bedeutung. Daß sie frühzeitig bis in die Nähe des Judentums vorgedrungen ist, wird der nächste Abschnitt zeigen.

II. Zum mandäischen Totenbuch.

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II. Zum mandäischen Totenbuch und verwandten Texten.

Ich habe im Vorausgehenden bisweilen die trümmerhaft überlieferten manichäischen Texte aus den voller erhaltenen mandäischen erklärt und muß den Einwand fürchten, daß, was ich aus letzteren besonders hervorhob, in der Darstellung des Gelehrten, der uns zuerst die mandäische Religion erschlossen hat, W. Brandt, nicht erwähnt wird, ja daß die Grundanschauung, der ich folge, von der seinen stark abweicht. Meine Gründe dafür habe ich zwar schon in der Abhandlung Das mandäische Buch des Herrn der Größe S. 85 ff. kurz angegeben, muß aber notwendig auf Brandts Ausführungen hier näher eingehen. Ein Gesamtbild des mandäischen Unsterblichkeitsglaubens zu geben, beabsichtige ich natürlich nicht; ein solches Bild und die Veröffentlichung der wundervollen, religionsgeschichtlich hochbedeutsamen Texte des Genza dürfen wir von Prof. Lidzbarski erhoffen. Nur was für den gegenwärtigen Zweck notwendig ist, greife ich heraus.

Brandt hat bekanntlich zunächst in seinem Buch Die mandäische Religion (1889) § 39-42, S. 172-182 und dann in der breiteren Ausführung Das Schicksal der Seele nach dem Tode nach den mandäischen und parsischen Vorstellungen, Jahrbücher f. protestantische Theologie XVIII (1892) S. 404 ff. 575 ff. diese Vorstellungen als einen innerhalb der mandäischen Religion ganz für sich stehenden Kreis behandelt und fast ganz aus der parsischen erklären wollen. In der knappen Darstellung, die er kurz vor seinem Tode in den Verhandelingen d. koninklije Akademie van Wetenschaften Amsterdam XVI (1916) S. 41 seinem Lebenswerke gab, ging er sogar, die früheren Behauptungen fühlbar umändernd (vgl. Jahrb. S. 598), so weit, zu erklären, das Masseqta (wörtlich Auffahrt) für die Toten sei die mandäische Nachbildung einer entsprechenden Ceremonie der parsischen Religion; die Lieder im Genza seien wirklich Masseqta

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