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§. 2.

Zeitalter des Malachi.

Wie über die Lebensgeschichte des Malachi, so hat sich auch über das Zeitalter desselben keine sichere historische Nachricht erhalten. In diesem Umstande liegt denn auch der Grund, warum die Gelehrten eben in der Bestimmung des Zeitalters verschiedener Ansicht sind. Bei den Juden und mehreren christlichen Gelehrten findet sich die Meinung, dafs Malachi ein Zeitgenosse des Nehemia gewesen und erst nach den Propheten Haggai und Zacharia als Prophet aufgetreten sei. Zur Begründung dieser Meinung beruft man sich auf die traditionelle Angabe, dafs Malachi und Esra dieselbe Person sei, und auf die Uebereinstimmung der von demselben geschilderten Zeitverhältnisse und des Zustandes des jüdischen Volkes mit den historischen Angaben derselben im Buche Esra und Nehemia. Andere Gelehrte, wie J. G. Herbst (historisch-kritische Einleitung in die heiligen Schriften des alten Testaments, Karlsruhe und Freiburg 1842, Th. 2, §. 70, S. 169 f.), Heinr. Ewald (die Propheten des alten Bundes erklärt. Stuttgart 1841, Bd. II, S. 541) setzen unseren Propheten in die Zeiten nach Nehemia, weil die Zeitverhältnisse und namentlich der Zustand des jüdischen Volkes in religiöser und bürgerlicher Hinsicht anders als im Buche Nehemia dargestellt würden und auf eine spätere Zeit hinwiesen. Welche von diesen Ansichten die richtige sei, wird sich ergeben, wenn wir uns mit dem religiösen, bürgerlichen und politischen Zustande des jüdischen Volkes und dessen Verhältnifs zu den Persern, unter deren Botmässigkeit es zur Zeit des Nehemia und nach demselben stand und zu anderen Völkern, womit sie damals in Berührung kamen, näher bekannt machen und das Ergebnifs mit dem Inhalte des Buches Malachi ver

gleichen. Es wird dieses dann vielleicht auch dazu dienen, dafs uns Manches, was in den Weissagungen des Malachi vorkommt und ohne genaue Kenntnifs der damaligen Zeit dunkel ist, klarer und deutlicher wird. Als der für das Wohl seines Volkes so sehr besorgte und thätige Nehemia von dem persischen Könige Artaschasta (Artaxerxes mit dem Beinamen Longimanus Neh. 1, 4. 11), der 40 Jahre und 3 Monate (von 464 bis 424 vor Christus) regiert haben soll, zum ersten Male im 20. Regierungsjahre desselben 444 v. Chr. zum Statthalter ( Neh. 5, 14. 18, welcher Neh. 8, 9; 10, 2 n (1) genannt wird) über Judäa ernannt wurde und die Erlaubnifs erhielt, Jerusalem zu bauen und zu befestigen und die Aufsenwerke des Tempels auszubauen (Neh. 2, 8. 18. 19. 35), befand sich die neue Colonie der aus dem Exil nach Palästina Zurückgekehrten, welche hauptsächlich den Stämmen Juda, Levi und Benjamin angehörten, in sehr traurigen Umständen. Das Volk lebte in tiefer Verachtung, die Stadtmauern Jerusalems waren von Feinden geschleift und die Stadtthore verbrannt (Neh. 1, 3; 2, 3). Die benachbarten Völker, die Philister, Araber und Ammoniter, denen die Hebräer in früheren Zeiten so furchtbar gewesen waren und deren Oberherrschaft sie oft hatten anerkennen müssen, insbesondere aber die Samariter (2), denen die Juden die

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(1) Beide Namen, welche aus der ostasiatischen Sprache in den Zeiten der chaldäischen und persischen Herrschaft zu den Hebräern gekommen sind, bezeichnen einen Statthalter einer Provinz. Der zweite Name (übers. den Commentar zu Mal. 1, 8), kommt von Serubabel, dem Statthalter Judäas Esr. 2, 63; Neh. 7, 65. 70 und von Nehemia Neh. 8, 9; 10, 2 vor. Nach Benfey (Monatsnam. 196) ist

der Nom. thvôrestâ vom zend. Thema thvôrestar Befehlshaber von der Wurzel thvereç, ordnen, schaffen, befehlen. Nach Gesenius u. d. W. ist das

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persische→acer, acidus met. austerus, morosus (Vullers, lex.-pers.) gestrenger Herr, Ewald: Gestrengen, mit welchem Titel ehemals die Consuln der freien Reichsstädte genannt worden seien.

etwa

(2) Die Samariter (p, Zaμageirai, Lauapeis Joseph. Antt. 11, 8, 6, Euseb. Hist. Eccles. 2, 13; 3, 26, Samaritae in der Vulg.

erbetene Theilnahme an dem Tempelbau und dem Gottesdienste in demselben verweigert hatten, weil sie den

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2 Kön. 17, 29 und Curt. 4, 8. 9, Tacit. Annal. 12, 54) oder Samaritaner (samaritani in der Vulg. Neh. 4, 2; Matth. 10, 5; Luc. 9, 52; 10, 23; 17, 16; Johan. 4, 9. 40; 8, 48; Apostelg. 8, 25, Talm. ", XovJatoi Joseph. Antt. 9, 14. 3), welche lange Zeit hindurch bittere Feinde der Juden waren sind erwachsen aus den Wenigen, bei der Zerstörung des Reiches Israel und der Wegführung seiner Bewohner in die assyrische Gefangenschaft durch Salmanassar (2 Kön. 17, 6) zurückgebliebenen Israeliten (Am. 5, 3; 2 Chron. 34, 9. 21; 35, 17; Jerem. 41, 5; Neh. 4, 12; Judith 4, 8. 9 [7. 8], viell. auch Jer. 27, 19) aus den Stämmen Ephraim und dem halben Stamm Manasses, und den Colonisten, welche aus dem assyrischen Reiche, namentlich von Babel, Cutha, Ava, Hamath (Epiphania am Orontes) und Saphervaim von Asserhaddon, Nachfolger und Sohn Sancheribs (2 Kön. 17, 24; Esr. 4, 2, nicht Salmanassar, den viele Ausleger 2 Kön. 17, 24 finden wollen, welchen aber an keiner Stelle eine Colonisirung zugeschrieben wird) in das fast ganz entvölkerte Reich Israel geschickt worden sind. Nicht lange nach der Ansiedelung nahmen diese Colonisten den Jehovacultus in ihren alten Götzencultus (2 Kön. 17, 29. 30) mit auf und verbanden somit den Götzendienst mit dem Cultus des einzig wahren Gottes, verehrten denselben aber unter Bildern von goldenen Rindern (2 Kön. 17, 27—34). Im Jahre 408 vor Chr., unter der Regierung des Darius Nothus (423 -405 vor Chr.) baueten die Samariter, da ihnen die Theilnahme an dem Tempelbau zu Jerusalem und die gemeinschaftliche Gottesverehrung von den Juden beharrlich versagt wurde (Esr. 4, 1 ff.), selbst einen Tempel auf dem Berge Garizim und führten den Jehovacultus nach dem mosaischen Gesetze ein. Die Erlaubnifs zum Bau hatte sich Sanballat, der persische Statthalter von Samaria, von dem genannten Darius Nothus (423-404) zu verschaffen gewusst. Dafs die Samariter den Götzendienst endlich ganz aufgaben und den Jehovacultus in ihren neuen Tempel einführten, lag wohl vornehmlich in dem Einfluss der unter ihnen lebenden gläubigen Israeliten, ferner in ihrer engen Verbindung und dem Umgang mit den Juden und in der Aufnahme der jüdischen Flüchtlinge, die in Samarien ihr Unterkommen fanden. Es wurde sogar in ihrem Tempel der vertriebene Sohn des Hohenpriesters Jojada (Neh. 13, 28), von Josephus (Arch. XI, 8, 2) Manasses genannt, als Hoherpriester angestellt. Da die Juden und Samariter bisweilen auch unter einander heiratheten, so mufsten die letzteren nothwendig richtigere Begriffe von Jehova als dem einzig wahren Gott bekommen und sich von der Nichtigkeit des Götzendienstes allmälig überzeugen. Die gegenseitige Feindschaft dauerte jedoch bis zu den Zeiten Jesu, wo sie nur einen kleinen

Götzendienst mit dem Jehovacultus verbanden und daher den neuen Colonisten hätten sehr gefährlich werden und in ihnen die kaum erstorbene Neigung zur Abgötterei, welche so unsägliches Unglück über das Reich Juda sowohl als über das Reich Israel herbeigeführt hatte, wieder ins Leben zurückrufen können, suchten auf jede Weise den Tempelbau und die Befestigung der Stadt Jerusalem zu hindern und dem Volke allen zur Fortsetzung der Arbeit so nöthigen Muth zu benehmen.

Schon unter Cyrus (Sonne), der von 536-529 regierte, und der sogleich nach Eroberung des babylonischen Reiches (536) allen in seinem weitschichtigen Reiche lebenden Hebräern die Erlaubnifs ertheilte, mit den von Nebucadnezar nach Babylon gebrachten heil. Tempelgeräthen in ihr Vaterland zurückzukehren und den Tempel wieder aufzubauen (Esr. 1, 1 ff.), und unter dessen Nachfolger Cambyses (529 522 vor Christ.) wurde ihnen von den Feinden der kaum angefangene Bau (534 vor Christ.) sehr erschwert und sie durch Verbreitung falscher Gerüchte über ihre feindlichen Absichten und durch die Hindernisse der von ihren Feinden bestochenen persischen Beamten so

Landstrich zwischen Galiläa und Judäa besafsen, fort und verhinderte fast alle Gemeinschaft mit den Bewohnern Judäas und Galiläas. Auch jetzt, wo sie bis auf einige Familien zusammengeschmolzen sind, haben sie noch keine Gemeinschaft mit den Juden. Aufser den fünf Büchern Moses und einem Buche Josua nehmen sie keine Bücher des alten Test.

als göttlich an. Ihren Namen Samariter () haben sie von der auf einem Berge gleichen Namens gelegenen Stadt Samaria (w), welche seit der Regierung des Königs Omri Haupt- uud Residenzstadt des Reiches Israel war (1 Kön. 16, 24; 2 Kön. 17, 29; 27, 26; 23, 19; Am. 4, 1; 6, 1), und später nach Josephus (Archäol. 15, 9, §. 7) von Herodes dem grofsen Sebaste genannt wurde, erhalten. Sie wurde von Salmanassar zerstört, aber später wieder aufgebaut. Alexander der Grosse vertrieb daraus die Einwohner und Johannes Hyrkanus zerstörte sie ganz. Sie wurde aber wieder hergestellt von dem römischen Statthalter Gabinus.

muthigt, dafs man an der völligen Wiederherstellung verzweifelte und den Bau endlich ganz einstellte. Der persische Statthalter Rahum und der Schreiber Simsai erwirkten durch ein von den königlichen Beamten Bislam, Mithradat, Tabeal und den übrigen Rathsgliedern entworfenes Schreiben, worin man falsche Anklagen vorbrachte und die Juden beschuldigte, dafs sie aufrührische Gesinnungen hätten und nach Befestigung der Stadt Jerusalem die Abgaben, Tribut und Zoll verweigern würden, von dem persischen König, nach der gewöhnlichen Meinung von dem falschen Smerdes, nach Kleinert, Beiträge zu den theologischen Wissenschaften §. 9, vgl. 205, von Artaxerxes (3) sogar ein förmliches Verbot, die Arbeit fortzusetzen. Esr. 4, 1 ff. Die Feinde überfielen sogar Jerusalem mit bewaffneter Hand. Unter diesen Umständen und bei der feindlichen Haltung der benachbarten Völker war an eine Fortsetzung des Baues nicht zu denken. Es ruhete daher der angefangene Bau bis in das zweite Regierungsjahr des Darius Hystaspis (521-485 v. Chr.), des rechtmäfsigen Nachfolgers des Cambyses. S. Esr. 3, 8 ff.; 4, 7. 8. 23. 24; 5, 1. Als die Juden, ermuntert durch die Propheten Haggai und Zacharia, ohne dafs das Verbot des falschen Smerdes zurückgenommen war, unter dem denselben sehr gewogenen Darius Hystaspis (d. i. Sohn des Hystaspes), der dem Cyrus in Allem gern nachahmte und alles hochschätzte, was von demselben herstammte, den Tempelbau mit Eifer wieder anfingen, so setzten Thathnai, der Statthalter diesseits des Euphrats und Sethar-Bosanai und die ihnen zugetheilten Amtsgenossen, nachdem sie die Juden über die Fortsetzung des

(3) Irrig ist die Meinung des Josephus (Arch. 11, 2, §. 1), der den Arthaschaschta Esr. 4, 7 ff. für Cambyses und den Arthaschaschta Esr. 7, 1 für Xerxes hält. S. Joseph Grimm: „die Samariter und ihre Stellung in der Weltgeschichte. (Mit besonderer Rücksicht auf Simon den Magier). Ein Beitrag zur Kirchengeschichte. München, 1854.«

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