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liegt, und leider! ist eben der Mann, gegen welchen die neueste Schrift darüber gerichtet ist, nicht mehr unter den Lebenden : die Streiche treffen den,,todten Percy" (Shakesp. Henry IV. Part. 1. Act. V. Sc. 4), der sie jetzt als,,stiller Mann“ hinnehmen muss, sie aber im Leben sicher erwidert hätte; mögen die mit und in ihm geschmähten philologischen Schüler und Anhänger die Vertheidigung übernehmen. Als nichtphilologischer Zögling Hermann's (denn schon 1832 sass ich als damaliger College desselben in Marburg zu seinen Füssen und lauschte seinen trefflichen Vorlesungen über Persius) habe ich mich nach langer Ueberlegung doch dafür entschieden, den von ihm als richtig anerkannten Text abdrucken zu lassen und die Entscheidung darüber den philologisch Berufenen zu überlassen. Habe ich darin unrecht gethan, und wird sich demnächst einmal der Streit, wenn er überhaupt ausgefochten wird, gegen Hermann und seine Anhänger entscheiden, so will ich mich gerne dabei beruhigen, mit meinem Freunde und Lehrer geirrt zu haben, dem ich so gerne die Worte aus der siebenten Satire des Dichters nachrufe: Möge ihm unter duftendem Crocus und bei beständigem Frühlinge in der Urne die Erde leicht sein," denn der tadellos brave Mann und der ausgezeichnete Lehrer hat es verdient! Uebrigens kann ich zu meiner Freude auf den gewichtigen Ausspruch G. · Bernhardy's in seinem Grundrisse der römischen Literatur verweisen, welcher den Codex Pithoei als die,,reinste Quelle“ bezeichnet und gerade in den Nachträgen zur dritten Ausgabe (1857) den genannten Codex unter Anführung des Versuches, ihn herabzudrücken, die,,wichtigste Handschrift" nennt.

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Ich kann dieses Vorwort nicht schliessen, ohne meinen tiefgefühlten Dank noch gegen drei meiner lieben Freunde auszusprechen, welche mich bei meiner Arbeit treulich unterstützt haben. Der erste Dank gebührt meinem alten Freunde, Herrn Professor Hoeck, erstem Vorsteher unserer K. Bibliothek, der mir mit der grössten Bereitwilligkeit nicht allein die Schätze dieser letzteren eröffnete, sondern mir auch, wo ich es bedurfte, als tiefer Kenner des römischen Alterthums mit seinem Rathe bei

stand. Eben so verbunden bin ich meinem lieben Collegen, dem gelehrten Rechtskundigen, Herrn Professor Hartmann, der mir aus seinen reichen Forschungen des römischen Rechtsalterthums über juristische Stellen Iuvenals, besonders Satire I. und XVI., belehrenden Rath ertheilte, und endlich fühle ich mich gedrungen, meinem jüngsten Freunde, Herrn Professor Pernice, den schuldigen Dank abzustatten für den regen Antheil, welchen er an meiner Arbeit nahm, indem er sich gern gegen mich über erhobene Zweifel aussprach, wozu er um so mehr berufen war, als er selbst sich in ähnlichen Arbeiten versucht und noch vor kurzem durch seine mit gewandter Feder besorgte Uebersetzung der Frösche des Aristophanes seine feine philologische Bildung beurkundete. Einer von ihm längst vorbereiteten Bearbeitung des Martial sehen wir erwartungsvoll entgegen.

So möge denn meine Arbeit eine billige Aufnahme finden: möge sie dem oben angedeuteten Zwecke entsprechen; mein grösster Lohn würde aber der sein, wenn auch Männer vom Fache derselben einige Aufmerksamkeit schenkten und mir dadurch bewiesen, dass sie mein Wagniss, mich in ein fremdes Gebiet begeben zu haben, nicht zu übel aufnehmen, sondern mich, wenn auch nur in den Vorhallen ihres schönen Tempels, wenigstens dulden.

Göttingen, den 6. März 1858.

ED. VON SIEBOLD.

ZUR

LEBENSGESCHICHTE DES DICHTERS.

Die Nachrichten, welche uns das Alterthum über die Lebensverhältnisse unsers Dichters hinterlassen hat, sind so dürftiger Art, dass es fast unmöglich erscheint, eine nur einigermaassen zusammenhängende Biographie, wie solche den nothwendigsten Erfordernissen entsprechen könnte, nach jenen Notizen zu verfassen. Es sind nur Bruchstücke, welche nach diesen gesammelt werden können, und so eröffnet sich der blossen Vermuthung ein weites Feld. Hat sich auch gleich die neuere Zeit bestrebt, einiges Licht über das Leben unseres Dichters zu verbreiten, und haben sich daran die besten und scharfsinnigsten Köpfe versucht: so musste es doch nur bei Conjecturen bleiben; sichere Beweise für einzelne Behauptungen konnten nicht herbeigebracht werden, und derjenige, welcher unbefangen des alten Lipsius Bemerkungen über des Dichters Leben durchliest (Epistolic. quaestion. IV. 20. 1676) und ferner Dodwell's weitere Forschungen auf demselben Felde (Annal. Quintilian. 37-40. 1698) vergleicht, wird sich gestehen müssen, dass die jetzige Zeit wenig Neues hinzufügen konnte, und wo dieses geschah, dadurch den Gegenstand nur noch verwickelter machte. So ist unter andern Ruperti's Versuch, in der im übrigen sehr verdienstlichen Ausgabe des Dichters (1819. edit. alt.) Iuvenals Leben in chronologischen Ueberblicken darzustellen, als ein verunglückter anzusehen, wie denn überhaupt diese durch Heyne und seine Anhänger einst in Aufnahme gekommenen Zusam

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menstellungen der Lebensumstände eines Auctor weder der Behandlung des Stoffes noch der Auffassung desselben sich als günstig erweisen, am wenigsten aber für einen Schriftsteller sich eignen, von dem nur so wenige für gewiss geltende Nachrichten bekannt sind. Die Quellen für diese letzteren bilden vor allen diejenigen, welche aus des Dichters eigenen Worten in seinen Satiren entspringen: leider ist aber die Zahl derselben auch nur eine geringe, da es der Dichter vorgezogen, mehr von Andern, als von sich zu erzählen. Was wir aber von ihm selbst erfahren, muss den Hauptanhalt für die kritische Beurtheilung dessen geben, was uns zweitens die Lebensbeschreibungen alter Grammatiker, welche uns durch die Handschriften überliefert sind, aufbewahrt haben, von welchen eine nicht unbedeutende Anzahl, freilich alle nur sehr kurz und offenbar mit späteren Zusätzen versehen, uns vorliegt. Vergl. Jahn's Ausg. des Iuvenal. Berol. 1851., wo p. 388 sieben dieser Vitae mitgetheilt sind. Dazu W. Teuffel in der Real-Encyclop. der class. Alterthums-Wissensch. von Pauly. 4. Bd. p. 536. S. weiter über dieselben: Pinzger in den neu. Jahrb. f. Philolog. 14. Bd. 1835 p. 261 und C. Fr. Hermann de satirae septim. temporibus im Gött. Lections - Catal. S. S. 1843. Diese Vitae sind relativ alt, ohne bestimmte Verfasser, als welche man Suetonius, Val. Probus, Donatus u. a. genannt hat: sie mögen auf urkundlichen Ueberlieferungen beruhen, sind aber gewiss nicht aus Einer Quelle geflossen, wie solches Kempf Observationes in Iuvenal. aliquot locos interpretandos. Berol. 1843. 8. p. 64 ff. angenommen hat, was aber von Teuffel mit schlagenden Gründen widerlegt wurde. Jahrb. f. Philol. 43. Bd. p. 104. Die Glaubwürdigkeit der ,,Vitae“ überhaupt wurde von Francke Examen critic. D. Iun.Iuvenalis vitae. Alton. et Lips. 1820. 8. angefochten und der Nachweis versucht, dass alle Angaben derselben aus Iuvenal selbst herausinterpretirt worden seien; eine Annahme, gegen welche sich ebenfalls Teuffel in der Real-Encyclop. a. a. O. erklärt hat. Eine dritte Quelle, aus welcher für die Zusammenstellung einiger biographischen Notizen über unsern Dichter geschöpft werden muss, sind die Schriften seiner unmittelbaren Zeitgenossen oder doch derjenigen, welche seiner eignen Zeit noch nicht gar zu entfernt standen, als dass dem. was diese anführen, durchaus kein sicherer Glaube beigemessen werden könnte.

Wenn wir nach vorstehenden Quellen es versuchen, Einiges über das Leben unsers Dichters zusammenzustellen, so möchte sich

dasselbe auf Folgendes beschränken, wobei wir freilich die uns gestellte Aufgabe nur in fragmentarischer Weise lösen können, was aber nach dem oben Angeführten kaum anders möglich ist, wenn wir uns nicht der Gefahr aussetzen wollen, unerwiesene, geradezu unwahre oder auf Hypothesen beruhende Dinge vorzubringen, wie solches von Bauer in den kritischen Bemerkungen über einige Nachrichten aus dem Leben Iuvenals. Regensb. 1833. 8. geschehen ist.

Decimus Iunius Iuvenalis ward zu Aquinum im Volskerlande geboren, wie er selbst diesen Ort ganz bestimmt in Sat. III. 319 als seine Vaterstadt bezeichnet. Auch stimmen damit alle Vitae" überein, mit Ausnahme der zuerst von G. Valla in s. Ausg. des Dichters (Venet. 1486. fol.) veröffentlichten, welche den Geburtsort ganz mit Stillschweigen übergeht.

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Er wird in den Vitis als filius oder alumnus,, libertini locupletis“, eines wohlhabenden Freigelassenen bezeichnet und scheint auch in der That ein Grundstück besessen zu haben, wie wir aus VI. 57 und vielleicht auch aus XI. 65 schliessen können. Möglich, dass auch IV. 98 eine Anspielung auf seine niedere Geburt enthält. Zwei Vitae lassen ihn freilich,,sua virtute ad equestris ordinis dignitatem" gelangen.

Was die Zeit seiner Geburt und seines Todes betrifft, so sind wir in Bezug auf die nähern Bestimmungen derselben nur auf Vermuthungen angewiesen, da sich das Jahr der Geburt weder aus dem Dichter selbst, noch aus den über ihn zurückgelassenen biographischen Notizen bestimmen lässt. Ein paar dieser letzteren sagen, er sei zu den Zeiten des Claudius Nero geboren, welcher als Caligula's Nachfolger 41 bis 54 n. Chr. regierte. Die meisten Vitae kommen darin überein, dass er ein hohes Alter, über 80 Jahre, erreicht habe. Das stimmt auch zu ein paar Angaben des Dichters: er nennt nämlich Sat. XIII. 17 den Consul Fonteius, in dessen Amte ein Freund Iuvenals vor sechzig Jahren geboren sei: dieser Fonteius (Capito) verwaltete aber 812 a. u. c. oder 59 n. Chr. die consularische Würde (die Satire ist demnach 119 n. Chr. geschrieben); ja Sat. XV. 27 wird noch der Consul Iuncus genannt, welcher nach Clem. Cardinali im Jahre 127 n. Chr. im Amte war, wie dieser Gelehrte aus einer aufgefundenen Tafel, den Zeiten Hadrians angehörend, nachgewiesen hat. Cl. Cardinali:,, Un nuovo diploma militare dell' imperadore Adriano" in: Dissertazioni della pontificia accademia

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