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und nach der längeren Zeit, welche seit dem Erscheinen des ersten Bandes (1847, die ersten fünf Satiren enthaltend) verflossen ist, lässt sich eine Vollendung kaum erwarten. Wie ich von jeher meine Mussestunden dem Studium der alten Classiker gewidmet, in ihnen Erholung, Belehrung und jede Annehmlichkeit einer stillen und friedlichen Beschäftigung findend, so habe ich mich seit einer Reihe von Jahren dem Iuvenal zugewendet; ich habe im Jahre 1854 meines langjährigen unvergesslichen Freundes und Collegen K. Fr. Hermann geistreiche Vorlesungen über den Dichter mit ununterbrochener Regelmässigkeit besucht, von diesem Meister, und wir wissen, was er gerade für den Iuvenal geleistet, Belehrung über den schweren Schriftsteller zu erhalten, welche er mir auch ausserdem in freundschaftlicher Unterhaltung zu geben stets bereit war. Ich versuchte die Satiren in metrischer Uebersetzung niederzuschreiben, arbeitete sie immer wieder von neuem durch, feilte an dem Metrum und den Wohllauten, verglich in ersterer Beziehung die wenigen Muster des teutschen Hexameters, unter welchen mir A. W. Schlegel oben an stand, bis ich denn endlich die Ueberzeugung gewann, dass meine Hexameter nicht schlechter klangen, als diejenigen, welche sich in den Iuvenal-Uebersetzungen meiner Vorgänger finden. Doederlein's höchst gelungene Uebersetzung der Episteln des Horaz (Leipzig 1856) kam mir leider zu spät in die Hände, als dass sie mir als Muster hätte dienen können: so gut wie möglich habe ich sie aber doch noch bei der Revision meiner Druckbogen berücksichtigt, und besonders aus der vortrefflichen Einleitung über die Prosodie dankenswerthe Belehrung erhalten, welche ich nicht spurlos vorübergehen liess. Fr. A. Wolf's einzig dastehende Uebersetzung des Anfangs der Odyssee (Liter. Analekt. 2. B. p. 137) lässt es eben bedauern, dass es nur 100 Verse sind, die mit so meisterhafter Hand übersetzt sind, dass sie jedem ähnlichen Versuche zum Vorbilde dienen können. Dass aber meine Arbeit keine leichte war, dass ich dabei mit der Individualität des Dichters zu kämpfen hatte, der wahrlich anders als Horaz, Ovid und Virgil schreibt, brauche ich hier nicht

auseinander zu setzen: um nur eins anzuführen, um wenigstens zu zeigen, dass ich von meiner Seite nicht leichtfertig und oberflächlich verfuhr, will ich nur erwähnen, dass ich manchen Vers mehr als sechsmal übersetzte, bis es mir gelang, den nach meiner Meinung besten herauszufinden; auf diese Weise ist nach und nach die Uebersetzung des ganzen Dichters zu Stande gekommen, und wenn ich noch hinzufüge, dass ich mich seit einem Jahre, so gut es meine Berufsgeschäfte zuliessen, nachdem ich die Herausgabe beschlossen, in täglicher Beschäftigung mit meinem Dichter befand, so will ich dadurch wenigstens den Vorwurf beseitigen, dass ich in Unterbrechungen arbeitete; eine Verfahrungsweise, die für die Sache selbst nur nachtheilig ausfallen kann.

Der Umstand, dass in der neuesten Zeit manche Schriftsteller des Alterthums in teutschen Uebersetzungen erschienen, munterte mich auf, meine unternommene Arbeit ebenfalls der Oeffentlichkeit zu übergeben, und zwar zum Nutzen und Frommen derjenigen, welche, von gleicher Liebe für das classische Alterthum beseelt, wie diese mich durchdringt, es nicht verschmähen, die Schriften desselben zur Hand zu nehmen und sich aus denselben Belehrung und Unterhaltung zu verschaffen. Ich dachte mir Leser, welche für das Studium des Originals etwas aus der Uebung gekommen sind, die aber mit Hülfe einer Uebersetzung sich dennoch an der Schönheit des ersteren ergötzen könnten: ich dachte mir Leser, und warum soll ich es nicht frei heraussagen, die auf derselben Stufe der humanistischen Ausbildung stehen, wie ich selbst, die, ebenfalls in andere. Lebenskreise geführt, dennoch immer wieder gerne zu den alten Classikern, die sie vielleicht ebenso verehren, wie ich, zurückkehren. Für diese soll dann die Uebersetzung neben dem Texte einen Commentar dieses selbst bilden und ihnen so das Lesen erleichtern. Ich habe mich bestrebt, die Uebersetzung so treu wie möglich dem Originale zu verfassen, ohne der Sprache selbst Gewalt anzuthun, wie es wohl von andern Uebersetzern des Iuvenal geschehen ist, und ich denke nicht, dass meine teutschen Verse der Vorwurf treffen wird, der einst einem meiner Vorgänger gemacht wurde,

dass man, um seine Uebersetzung zu verstehen, zum lateinischen Text greifen müsse. Nur an einigen Stellen habe ich nicht worttreu übersetzt, wo nämlich bei den Iuvenal'schen Kraftausdrükken dieselben Worte im Teutschen zu gebrauchen unmöglich war: hier habe ich mir ein paarmal Abänderungen oder Umschreibungen erlaubt, die aber dem Sinne durchaus keinen Eintrag thun; diesen glaube ich auch in den anders gewählten Worten getroffen zu haben, und hier mag der gegenüberstehende Text leicht Auskunft geben, wo vielleicht ein Zweifel über das, was der Dichter gemeint, entstehen könnte. Dieser Stellen sind aber auch nur sehr wenige. Bemerken will ich noch, dass ich auch die von mir früher übersetzte sechste Satire einer durchaus neuen Bearbeitung unterworfen habe. Das war der Hauptzweck meiner Arbeit, den Dichter dem gebildeten Laien, wenn ich mich so ausdrücken darf, verständlich zu machen. Nun kann aber dazu die Uebersetzung bei einem Dichter, der wie Iuvenal ein so ungeheures Material von antiquarischen Beziehungen auf Staat, Religion, Familie, Wissenschaft, Kunst, kurz auf das ganze römische Leben überhaupt zusammengehäuft hat, zum Verständniss allein nicht genügen: es mussten dazu noch Erläuterungen mancher Einzelnheiten kommen, und diese habe ich in den beigegebenen Einleitungen und den dazu verfassten Anmerkungen zu geben mich bestrebt. Die Einleitungen sollen den Gedankengang des Dichters angeben; es ist seit jeher anerkannt, dass durch solche Zergliederung oder Uebertragung des Gedichtes in kurze Prosa, wie ich es nennen möchte, Plan und Ordnung des Dichters am besten einleuchtet der Dichter wird dadurch verständlicher, und die Inhaltsangabe kann selbst mancher schweren Stelle als Commentar dienen. Als hervorragendes Muster einer solchen Zergliederung mag hier Nägelsbach's treffliche Arbeit,,Ueber die Composition der vierten und sechsten Satire Iuvenals" in Schneidewin's Philolog. 3. p. 469 angeführt werden. Desgleichen gewährten mir die von Hermann in seinen Vorlesungen gegebenen Zergliederungen der vorgetragenen Satiren ein nachahmungswürdiges Vorbild, wie Aehnliches auch W. E. Weber und

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Die

Haeckermann in ihren Uebersetzungen des Iuvenal zum grossen Vortheil des Verständnisses des Dichters versucht haben. Anmerkungen, welche ich beigefügt habe, sollen wenigstens das Schwerste zu erläutern suchen. Ich brauche nicht zu erwähnen, dass ich bei diesen letzteren die Vorarbeiten, vor allen die Scholien, die älteren Commentatoren, Valla, Britannicus, Calderini, und unter den neueren Ruperti, Heinrich, W. E. Weber, so wie die geschmackvollen Noten der neuesten Ausgabe von Mayor (Cambridge, 1853), die aber Satire 2, 6 und 9 übergangen hat, eingesehen und, wo es mir nöthig schien, berücksichtigt habe (Macleane's Ausg. mit Comment. 1857. s. Athenaeum Nov. 1857 p. 1447 habe ich leider nicht zur Hand gehabt): eben so lag mir über Sat. 1, 3, 4, 5, 7, 8, und 10 mein Collegienheft aus Hermann's Vorlesungen vor, welches ich bei den schwierigsten Stellen zu Rathe gezogen habe. In dieser letzteren Beziehung möchte vielleicht dem Philologen vom Fache insofern mein Buch von einigem Interesse sein, als er bei den sieben namhaft gemachten Satiren sowohl in der Uebersetzung als in den Erläuterungen darüber Ausweis erhält, wie Hermann, dieser bewährte Kenner des Iuvenal, einzelne schwierige Stellen ausgelegt hat. Dass mich aber dieses hier abgegebene offene Geständniss, meine genannten Vorgänger benutzt zu haben, nicht in den Verdacht bringen kann, dieselben nur abgeschrieben zu haben, wird der Vergleich meiner gegebenen Anmerkungen sattsam lehren: wo ich jenen gefolgt bin, habe ich es stets treulich erwähnt, so wie ich denn auch die Versicherung geben kann, dass ich alle in den Erläuterungen angeführten Werke selbst eingesehen und mich nie mit dem blossen Nachcitiren begnügt habe, wozu mir besonders der reiche Schatz unserer K. Bibliothek, die gerade im philologischantiquarischen Fache auf das vollständigste ausgestattet ist, die beste Gelegenheit darbot: sie hat mich nie verlassen, ich mochte suchen, was ich wollte. Bedauern aber muss ich, dass der längst versprochene Commentar von Otto Jahn immer noch auf sich warten lässt, auf den alle, die sich für Iuvenal interessiren, sehnsüchtig harren: möge es diesem Gelehrten endlich gefallen, nach

dem er den Musen der Musik durch die treffliche Biographie des unsterblichen Meisters der Töne seine Huldigung dargebracht, sich wieder den dichtenden Schwestern zuzuwenden, und möge er recht bald sein ihnen gegebenęs Versprechen lösen.

Hinsichtlich der Form, welche ich bei meiner Ausgabe gewählt, habe ich die den Text erläuternden Anmerkungen in die Einleitung, in die Zergliederung der Satiren, gebracht. Der Leser, welcher zuvörderst die Einleitung mit ihren Noten vor jeder Satire durchgehen kann, wird dann wohl vorbereitet zum Studium der Satire selbst übergehen können: bei der genauen Angabe der Verse nach ihren Nummern in der erläuternden Prosa wird es ihm auch leicht werden, bei der Durchlesung der Satire den Commentar über schwierige Stellen zu finden. Durch eine solche Anordnung glaubte ich auch den typographischen Anforderungen Genüge zu leisten. Für die äusserlich schöne Ausstattung des Buches gebührt dem wackern Verleger, meinem lieben Freunde Engelmann, der volle Dank. Seine Vorliebe für das classische Alterthum, längst bewährt durch seine jedem Philologen unentbehrliche Bibliotheca scriptorum classicorum, und neuerdings durch so viele besorgte Ausgaben dieser letztern bewiesen, zeigt wenigstens, dass die Aldo und Paolo Manucci's, die Frobene und Elzevire noch nicht völlig aus der Welt verschwunden sind.

Ein Punkt lag mir aber schwer auf dem Herzen, und der geneigte Leser muss schon gestatten, dass ich auch darüber mit ihm spreche. Welchen Text sollte ich wählen, da bei keinem Schriftsteller des classischen Alterthums eine solche Abweichung in den Lesarten stattfindet, als gerade bei Iuvenal? Hat doch eben dieser Umstand zu einer doppelten Ausgabe des Dichters bei Teubner (Leipzig 1851 und 1854) Veranlassung gegeben, und ist eben jetzt der Streit wieder neu zur Sprache gekommen, ob der alten Lesart gefolgt werden solle, oder dem durch Hermann und seine Anhänger eingeführten Texte aus dem Codex Pithoei? Ich wage von meinem nichtphilologischen Standpunkte aus nicht zu entscheiden, auf welcher Seite das Recht

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