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erhöhte, moralische Seele hervor! Jeder Gegenstand, Natur, Liebe, Wein, Ruhm, in solchem Gesichtspunkte betrachtet, in welchem sie bessern, veredeln, weiser und glücklicher machen." Stolz ist der die landschaftliche Schönheit und den Schöpfer und den nachempfindenden Menschen zugleich preisende Eingang:

Schön ist, Mutter Natur, deiner Empfindung Pracht,
Auf die Fluren verstreut, schöner ein froh Gesicht,

Das den großen Gedanken Deiner Schöpfung noch einmal denkt.

Freude fühlt er wehen-,,Von des schimmernden Sees Traubengestaden her, Oder flohest du schon wieder zum Himmel auf, Komm in rötendem Strahle Auf dem Flügel der Abendluft." Dahin gleiten sie an Rebenbergen; ,,Jetzt entwölkte sich fern silberner Alpen Höh', Und der Jünglinge Herz schlug schon empfindender!" Doch das Menschliche überwiegt das Landschaftliche in seinem Empfinden, die Göttin Freude ist ihm wichtiger als der Alpen Höh. „Wir empfanden wie Hagedorn . . Göttin Freude, du selbst! dich, wir empfanden dich!" Der Lenz aber wirkt fröhlich begeisternd, zur Liebe lockend,,,es steigt durch dich jede blühende Brust schöner"-,,Lieblich winket der Wein - Reizvoll klinget des Ruhms lockender Silberton .. und die Unsterblichkeit Ist ein großer Gedanke".. „Aber süßer ist noch, schöner und reizender, In dem Arme des Freunds Wissen ein Freund zu sein!" .. Seine Gedanken eilen in die Heimat;,,In den Lüften des Walds und mit gesenktem Blick auf die silberne Welle" denkt er der fernen Lieben, deren Anwesenheit „,den Schattenwald in Tempe wandeln würde." Das Gedicht ist sehr charakteristisch; Klopstock steht auf der Höhe; höchste Ideale schwellen seine Brust; er weiß sich geliebt, ja bewundert und wer möchte verkennen, daß auch die reizvolle landschaftliche Umgebung ihren Abglanz in sein Herz wirft und seiner Stimmung das passende Relief giebt?

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Und fürwahr nicht bloß sein Lobredner kündet uns seine innige Liebe zur Natur, sondern auch manche andere seiner Oden. Wer in den herrlichen Buchenwäldern Seelands gewandelt, wer den landschaftlichen Zauber von Fredensborg an einem

schönen Augusttage genossen, der wird nachempfinden, was Klopstock singt:

Auch hier stand die Natur, da sie aus reicher Hand

Über Hügel und Thal lebende Schönheit goß,

Mit verweilendem Tritte, diese Thäler zu schmücken, still.

Sieh den ruhenden See, wie sein Gestade sich,

Dicht vom Walde bedeckt, sanfter erhoben hat

Und den schimmernden Abend In der grünlichen Dämmerung birgt..

Am stimmungsvollsten klingen Naturempfindung und Seelenstimmung zusammen in der Mondscheinode ,,Die frühen Gräber":

Willkommen, o silberner Mond, Schöner stiller Gefährt der Nacht!
Du entfliehst? Eile nicht, bleib', Gedankenfreund!

Sehet, er bleibt, das Gewölk wallte nur hin.

Des Maies Erwachen ist nur Schöner noch wie die Sommernacht,
Wenn ihm Tau, hell wie Licht, aus der Locke träuft

Und zu den Hügeln herauf rötlich er kömmt.

Ihr Edleren, ach es bewächst Eure Male schon ernstes Moos!
O wie war glücklich ich! als ich noch mit euch

Sahe sich röten den Tag, schimmern die Nacht.

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Das ist echte Gefühlslyrik, ohne den Kothurn erzwungener Begeisterung. Wie im Messias Stellen hie und da, so sind auch manche seiner Oden durchdrängt von erhabenstem religiösem Naturgefühl. Welcher Schwung der Phantasie liegt in der „Frühlingsfeier": Nicht in den Ozean der Welten alle Will ich euch stürzen!" .. Welche großartige Anschauung, die an die Psalmen und an Jesaias erinnert, der auch die Erde einen Tropfen am Eimer nennt! Von der Höhe der Betrachtung des rauschenden Lichtstroms, der jauchzenden Jubelchöre lenkt dann die Phantasie zurück zu dem Kleinsten: „Aber das Frühlingswürmchen, das grünlich golden neben mir spielt, Du lebst und bist vielleicht Ach! nicht unsterblich!". . Alles, Wetter und Wind, Donner und Blitz, rauschende Wälder, langsam wandelnde Wolken werden auf den im Gewitter mächtigen Gott bezogen.,,Siehe, nun kommt Jehova nicht mehr im Wetter, In stillem, sanftem Säuseln Kommt Jehova, Und über ihm neigt sich der Bogen des Friedens!" - In einer anderen Ode „Die Welten" nennt er die

Sterne,,Tropfen des Ozeans" und findet kaum Worte vor dem überwältigenden Ahnen von Gottes Nähe. ,,Der Seraph stammelt, und die Unendlichkeit Bebt durch den Umkreis ihrer Gefilde nach Dein hohes Lob, o Sohn!" jauchzt er dem Erlöser" zu. Alles preist Gott: „Es tönt sein Lob Feld und Wald, Thal und Gebirg, das Gestad' hallet, es donnert das Meer dumpfbrausend des Unendlichen Lob" (,,Die Gestirne"). In die staunende Andacht vor Gottes Größe mischt sich, wie bei den hebräischen Sängern, das Gefühl der eigenen Nichtigkeit:

O Anblick der Glanznacht, Sternenheere!

Wie erhebt ihr! Wie entzückest du, Anschauung der herrlichen Welt! Gott Schöpfer! Wie erhaben bist du, Gott Schöpfer!

Wie erfreut sich des Emporschauns zum Sternheer, wer empfindet, Wie gering er, und wo Gott, und welch ein Staub er, und wo Gott Sein Gott ist! O sei denn, Gefühl

Der Entzückung, wenn auch ich sterbe, mit mir! (Der Tod.)

Unleugbar hat Klopstock in der Geschichte des Naturgefühls das Verdienst, die Saiten höher gespannt d. h. nicht bloß in gewaltig schwungreicher Sprache, sondern auch mit erhabenen Gedanken Liebe und Bewunderung der Natur ausgedrückt zu haben. Mochten die Alpen ihn auch weniger anziehen als die holden Jungfrauen: sein Naturgefühl ist kräftiger, ernster, weihevoller als das der Anakreontiker und der elegisch-idyllischen Genossen; es ist von edler Subjektivität und tiefer Innerlichkeit, geht aber wie sein ganzes Dichten ins Überschwengliche.

Das idyllische Moment wird mit gesteigerter Innigkeit und Herzlichkeit besonders von dem Göttinger Dichterbund gepflegt. Das Gemachte, Künstliche, Konventionelle beginnt zu weichen, und an seine Stelle nach und nach der reine Naturlaut der Seele zu treten. Wie ein Trunk aus frischem Quell muten uns die Lieder des wackern CLAUDIUS an. 1

1 Mit Recht sagt STORM in seiner vortrefflichen Vorrede zu seinem nicht minder vortrefflichen Hausbuch: „Die Sammlung beginnt mit Claudius, der in einer Zeit, wo sowohl die poetische als die musikalische Lyrik in

Wie schlicht und echt volkstümlich sind seine Bauernlieder, wie,,Das Morgenlied":

Da kömmt die liebe Sonne wieder,

Da kömmt sie wieder her!

Sie schlummert nicht und wird nicht müder

Und läuft doch immer sehr ..

und,,Das Abendlied":

Das schöne große Tag-Gestirne Vollendet seinen Lauf . .
Komm, wisch den Schweiß mir von der Stirne,

Lieb Weib, und dann tisch auf . .

Es präsidiert bei unserm Mahle Der Mond, so silberrein,
Und guckt von oben in die Schale Und den Segen h’nein.

Bei Claudius begegnet uns eben jene herzlich-kindliche Naturanschauung, welche mit allem auf du und du steht, mit der lieben Sonne und dem lieben Mond

wie bei Neueren nur noch

bei Hebel. Alles Reflektierte und Gekünstelte ist ihm zuwider:

Einfältiger Naturgenuß Ohn Alfanz drum und dran,

Ist lieblich wie ein Liebeskuß Von einem frommen Mann.

Der Mond ist sein ganz besonderer Liebling; wie anheimelnd durch den naiven Humor ist sein keusches,,Wiegenlied, bei Mondsein zu singen":

So schlafe nun ein, du Kleine! Was weinest du?
Sanft ists im Mondenscheine Und süß die Ruh.
Auch kömmt der Schlaf geschwinder Und sonder Müh;
Der Mond freut sich der Kinder Und liebet sie.
Er liebt zwar auch die Knaben, Doch Mädchen mehr!
Giebt freundlich schöne Gaben Von oben her . .
Alt ist er wie ein Rabe, Sieht manches Land.

Mein Vater hat als Knabe ihn schon gekannt. .

Doch die Perle seiner Dichtungen ist jenes ,,Abendlied", das, so unvergleichlich einfach, doch durch den traulichen Klang der Verse und durch die innige Verschmelzung des Natürlichen und Menschlichen so rührend wirkungsvoll ist:

Deutschland sich in konventionelle Thee- und Kaffeeliedchen verloren hatte, zuerst den unmittelbaren Ausdruck der Empfindung, namentlich der NaturEmpfindung wieder fand.“

Der Mond ist aufgegangen, Die goldnen Sternlein prangen

Am Himmel hell und klar; Der Wald steht schwarz und schweiget,
Und aus den Wiesen steiget Der weiße Nebel wunderbar.

Wie ist die Welt so stille Und in der Dämmrung Hülle

So traulich und so hold! Als eine stille Kammer, Wo ihr des Tages Jammer Verschlafen und vergessen sollt.

Einen ähnlichen Ton schlägt das auch von Naturgefühl belebte,,Abendlied" BOIE's an:

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Wie lieblich sind sie und wie schwach!

Sanft lispelnd spielt das Laub der Linde, Und sanfter lispelt Echo nach.
Durch Blumen rinnt die Silberquelle; Es wäscht, dem Ohr vernehmlich kaum,
Mit klagendem Geräusch die Welle Der schauervollen Grotte Saum;
Und immer dunkler wird die Hülle, Die deine Hand der Erde webt,
Und immer festlicher die Stille, Die alles nach und nach begräbt . .
Sie kommt, die Nacht! und alles lauschet; Kein Stern erhellet ihr Gewand,
Ihr langsam schwerer Fittig rauschet,

Erquickt und schreckt das bange Land.

Die leisen Stimmen der Nacht, das allmähliche Schwinden des Lichts als ob die Göttin der Nacht ihren Schleier über die Erde breite, mit dunklen Schwingen sie beschattend halb friedreich, halb schreckenvoll ist hier kerniger und sinniger zum Ausdruck gebracht als sonst in der Mondscheinpoesie der Zeit. Von idyllischem Behagen zeugt ,,Das Dörfchen" von BÜRGER: „Ich rühme mir mein Dörfchen hier" mit den Wäldern in der blauen Ferne, mit den Ährenfeldern, den braunen Schlehen, den hohen Pappeln, mit dem hellen Bach, der ,,mit sanftem Rieseln Schleicht hier gemach Auf Silberkieseln . . Fließt unter Zweigen, Die über ihn Sich wölbend neigen, Bald schüchtern hin.. Schön ist die Flur, Allein Elise Macht sie mir nur Zum Paradiese." Auch des weichen, schwärmerischen HOELTY Neigung ist eine ähnliche, wenn auch mit einem Stich ins Elegisch-Schwermütige, wie er selbst bekennt: „Den größten Hang habe ich zur ländlichen Poesie und zu süßen, melancholischen Schwärmereien: eine Hütte, ein Wald, daran eine Wiese mit einer Silberquelle und ein Weib in meiner Hütte, das ist alles, was ich auf diesem Erdboden

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